Die Reihenfolge der Personen, ihr geschichtliches Zusammenspiel und ihr zeitlicher Kontext sind nachvollziehbar wiedergegeben. Bestimmte inhaltliche Zusammenhänge wurden für die Aufrechterhaltung eines im Sinne des Verfassers wichtigen Fadens verändert. Ähnlichkeiten zu realen Personen sind nicht beabsichtigt.
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliothek; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar
© Copyright Werner Szczepanski, Berlin
Vierte, und überarbeitete Auflage; 26.10.2013
Herstellung und Verlag: Books on Demand, Norderstedt Umschlaggestaltung: W. Szczepanski, M. Kroll, Berlin
ISBN 978-3-8448-3956-2
„ICH BIN NEFERTITI, SCHÖN WIE KEINE. NICHT LANG IST ES HER, DA SPIELTE ICH ECHNATONS HMT-NSW-WRT. DIESER NAME MEINER SEELE WIRD WEITERLEBEN, WENN ER AUF SEINEM WEG ÜBER DIE STUFEN DER PYRAMIDE ATON ERREICHT.
Nur diese Sätze werden Platz in meinem Sarg aus Sand finden, denn Nefertiti ist Ägyptens unveränderlich junge Königin, nicht sterblich auf ihre Art. Ich bin schön, mir das Wichtigste. Wenn nur einer käme, der sagt, was längst jeder weiß. Der zeigt, ich habe Recht, der nicht vergisst. Wäre er mir deshalb zu nah? Ich bin schön, nur auf das süße Gift Schönheit ist Verlass. Jeder weiß es, keiner will davon reden. Mache ich alles allein? Selbst Echnaton, vergänglicher Herrscher unseres Reiches, hält sich zurück. Eines Tages wird er mich vergessen. Heute hat er eine neue Stadt, seine Frauen, Teje, selbst mich seit vielen Jahren. Was habe ich? Ich bin, wie ich bin. Darüber hinaus fühle ich mich verantwortlich für die Schönheit der ganzen Welt. Leider bleibt sie nicht ewig, aber sie zieht mich an. Frage ich: warum?
Ich wollte, ich wäre nur Fels, unangreifbar wie er. Wenigstens aus Stuck. Dann wünschte ich meine Seele hinein; mit ihr könnte man überleben. Seltsam, wie viel Sein in dem bisschen Ewigkeit möglich wäre. Mit diesem Gefühl würde man meinen, Nefertitis Seele atmet, sie fühlt. Darum könntet ihr noch in tausend Jahren von mir erzählen. Wie mein Ebenbild wäre ich Vergangenheit und Zukunft. Viel war davon, als ich die unversehrte Welt meines Vaters verließ! Ohne Ersatz war sie mir in Theben abhandengekommen; doch zu klagen ist ein unwürdiges Lied. 'Ich muss die Zeit anhalten', bat ich Echnaton, 'wenn nicht ich, wer dann?'
'Was wir von ihr haben, ist noch längst nicht versiegt. Sei ohne Angst! Trotzdem wird viel geschehen, gegen das wir uns nicht wehren können. Doch wir siegen', gab er zurück. 'Unsere Ideen werden sich den Menschen einprägen, nie mehr von ihnen lassen. Nur dich wird die Liebe der Massen vergessen. Und, angefangen mit dem Tag unserer Trennung, werden einzelne, die sich zu dicht in ihrer Liebe an deinen Fels heranwagen, verlieren, was sie bis dahin besaßen. Eintauschen werden sie dafür Sucht nach Ansehen, verhängnisvolle Leidenschaft, eiskalte Berechnung. Nein, du bringst kein Glück. Allein ich werde in den wenigen Jahren meines Lebens mit dir davon haben. Ist es vorbei, das Glück mit uns, werde ich mich von dir trennen. Werde ein Leben ohne deine Macht suchen, denn du gefährdest mich.' Das sagte er mir, bevor ich ihn zu dem machte, was er ist. Ohne mich wird er nichts sein. Ich bin unvergänglich schön, ich bin Königin. Niemand soll mir zu nahe kommen.“
*
In Achet-Aton wies die Zeit gelangweilt auf die Hälfte des Tages, bis zu der die Stunden in gläsernen Sanduhren rieselten, als würde sich das Leben in den kleinen Kristallen gegen jede Bewegung sträuben. Fiebrige Ruhe lag über dem Land, nicht ein Geräusch.
Thutmosis hielt nicht viel von diesen modernen Erfindungen, die immer nur belästigten, erst recht nichts von diesen neuen Zeitmessern. Für ihn hingen die Stunden des Tages in den Palmen, aus denen sie, reifen Datteln gleich, mit auffälliger Gleichmäßigkeit vor ihm auf den Boden fielen. Als das lästige Verdrehen der Uhr mit der zwölften Dattel zusammentraf, beschloss er das Ende seiner Denkpause.
„Wieder so ein entwurzelter Tag an dem nichts auszusetzen ist! Das bedeutet nichts Gutes“, dachte er und streckte dabei seine Glieder. „Auch seltsam, um diese frühe Stunde bin ich nie aufgewacht.“ Besorgt blickte er in Richtung des träge dahin fließenden Wassers. Doch außer schwacher Luftbewegung, dem ersten Nilwind seit Tagen, der im Papyrus säuselte wie die Worte einer zarten Frau, schien nichts Ungewöhnliches. Auch nicht erste Datteln, die in der Sonne auf goldenem Teller vor sich hin dampften und süßlichen Geruch verströmten. Verächtlich schob Thut das tägliche Brot zur Seite und dachte an seine Arbeit, die in der Werkstatt auf ihn wartete. So recht wusste er nicht mit sich umzugehen. Schließlich siegte die Überzeugung, ohne ihn könne nichts Bemerkenswertes seine Werkstatt verlassen.
Ermattet von den vierzig Grad, die eine erbarmungslose Sonnenscheibe auf die Erde sandte, löste er sich aus dem Schatten einer Palme. Sein Liegestuhl ächzte noch unwillig unter der Last des stämmigen Mannes, als der sich schon weit entfernt hatte und sich, wegen des brennend heißen Sandes eilig gehend, noch einmal umsah. „Hoffentlich ändert sich irgendwann etwas an dieser Trostlosigkeit“, murmelte er. „Ist schrecklich unser rotes Land, über dem sich in drei Jahreszeiten nur Sandsturm mit glühendem Hauch und Sintflut mit Trockenheit abwechseln. Am ärgsten ist jedoch die Hitze. Nein, hier ist nichts von dem man träumen könnte. Zu lang bin ich schon in dieser Stadt; ein Leben nur an ihrer steinigen Peripherie ist mir zu wenig. Warum bin ich noch hier?“ Thut ging vorbei an faul im Schatten liegenden Hunden, vorbei an stummen Nachbarn die sich kaum zu erkennen gaben und betreten auf den Boden spien. Dabei sang er das frevle Lied vom Falken, der sich frei in die Luft erheben und fliegen konnte wohin er wollte.
„Was schlägst du wie ein Besessener an dem Stein herum? Herrgott, Gefühl musst du in die Hand bringen, nicht Gewalt.“ Wütend riss Thut seinem Helfer Hammer und Häue aus der Hand, kaum dass er die Werkstatt betreten hatte. „Zieh dir außerdem mal deinen Lendenschurz zurecht, schließlich hämmerst du an einer Königin herum. Und kämme dich, deine Haare sind ganz durcheinander.“ Thutmosis traute seinen Augen nicht. Magli, sein Gehilfe, hatte der in Arbeit befindlichen Statue jeglichen Respekt verweigert. Widerspenstig sah der Bedrohte auf.
„Ich weiß“, rief er über die Schulter zurück, „sicher, Sie sind der Chef und haben immer recht. Doch, was soll’s? Denkt denn wirklich jemand, sie sieht aus ihrem Palast auf mich?“
„Nicht mit den Augen, die du 'Ihr' geben sollst. 'Sie' ist unsere Pharaonin, 'Ihr' stehen bessere Mittel zur Seite.“ Thutmosis verfluchte den Tag, an dem er sich entschlossen hatte nicht mehr allein an den Steinen zu arbeiten. Gerade über Magli, der seiner Frau wärmstens von der Schwester eines Kollegen empfohlen wurde, hatte er sich schon oft geärgert und bereits weitere Scherereien vorhergesehen. Eine Entgleisung dieser Art war ihm jedoch nicht in den Sinn gekommen. Thut trat näher an die Statue heran und wieder enttäuschte die Arbeit des Helfers. Keine Linie schien gehauen wie es der Tradition seiner Werkstatt entsprach, die Wangen nicht geglättet, die Nase viel zu spitz und die Brust? Was soll diese Übertreibung?
Einen Augenblick später hatte die Arbeit Maglis am Stein für Thutmosis jeden Sinn verloren. Er wusste, sollte die Statue gut werden, hatte er sie selbst zu beenden. Mit weiteren Gedanken musste er warten, weil Asma, die gerade seine Werkstatt betrat und Magli stets in anderem Licht sah, meinte, Thut solle sich nicht um jede Kleinigkeit kümmern. Außerdem, es sei heiß und sie wisse, dass Magli immer dann am besten sei, wenn ihm niemand Vorschriften mache. Das hätten schon ganz andere bemerkt. Leichtfüßig trat sie an Magli heran und während seine Kleidung mit geschickten Händen unter der Hüfte geordnet wurde, sah er verträumt an die Decke.
„Was willst du machen, Chef?“, sagte er zu Thut, der mit großen Augen neben ihm stand. „Das Leben spielt manchmal ohne jede Regel; da kannst du dich nicht jeden Tag wehren. Frauen sind so, und auch ich. Immerhin hat die Lust dazu beigetragen, dass ich mich in deinem Haus nicht zu sehr langweilte.“
Magli blieb keinen Tag länger. Doch da war die Aufgabe; Pharaoninnen warten nicht gern. Thut arbeitete viel. Und, um verlorene Zeit einzuholen, hatte er sich entschlossen, die von Magli veränderte Grundidee der ungeliebten Statue nicht noch einmal zu wechseln. Leichter schien so die Arbeit, zumal die Zeit immer stärker drängte. Doch unter Druck zu arbeiten ist nicht für jeden Künstler ein Vergnügen. Die Rundungen an der Rückseite wollten nicht gelingen, auch der Mund und viele Kleinigkeiten blieben unfertig. Thut war deprimiert und erlaubte sich nur noch einen letzten Versuch.
Die Arbeiten am Stein waren längst nicht abgeschlossen, als der Hof nach ihm rief. Thut erschrak, er wollte nicht gehen, noch nicht. Selbst sein Hinweis auf die unfertige Arbeit erreichte nur taube Ohren. Und so kam es, wie es kommen musste: am Vormittag betrat eine Eskorte die Werkstatt, vier grobe Soldaten stießen den Unwilligen in ihre Mitte. Anschließend nahmen sie ihm sehr bestimmt die Statue aus der Hand und trugen die noch nicht abgeschlossene Ewigkeit aus Stein in den Palast. Leider ließen sie ihn nicht sehen wohin sie gingen. Nach vielen Wegen bedeuteten sie ihm sich niederzuknien, und noch ehe er den Boden berührte, hatte sich die Gruppe zurückgezogen. Thutmosis, wegen der vielen Arbeiten für die Frauen der hohen Angestellten eigentlich beliebt im Palast, kauerte mit gesenktem Kopf wie ein einfältiger Sklave in einem der schattigen Innenhöfe. Die königliche Umgebung flößte Angst ein und schon die bloße Anwesenheit der Steinkolosse im tiefliegenden Zentrum erfüllte ihn mit größtem Respekt.
Nefertiti kam allein; ein fast undurchsichtiges Tuch verdeckte ihr Gesicht. Thut sah sie zum ersten Mal, das heißt, er nahm ihre Anwesenheit wahr. Den Kopf zu heben, geschweige denn sich aufzurichten, traute er sich nicht. Ohne auf Thut zu achten, näherte sich Nefertiti ihrem Ebenbild, mäkelte gleich an der Nase herum, dem Kinn, den fallenden Schultern, dem schlaffen Hintern. Obwohl die Statue schmalhüftig und schlank sei, gefalle sie ihr als Ganzes nicht. Zu leblos sei die Arbeit, Eleganz fehle. Nefertiti sei Königin, das würde niemand dem Stein ansehen. „Sie hier ist eine unscheinbare Frau. Ich will Blickfang sein wie eine schillernde Perle, die, tief aus dem Meer, jeden begeistert. Gefühl für diesen Augenblick musst du bekommen. Lass dir was einfallen!“
Thut erblasste, aus Angst sowieso. Noch dazu diese Worte! Seine letzte Reise hatte ihn nach Memphis geführt, wo er sich sehr vor einer neu aufkommenden Sprache fürchtete. Dekadent schien sie ihm und unaussprechlich. Einflüsse aus fernen Ländern müssten der Grund sein. „Unser Handel wird noch die gute ägyptische Kultur zerstören“, glaubte er daher fest. „Amenhotep, du dritter“, betete er gleich zu seinem bevorzugten Pharao, „'Sie' benutzt dieses neue Wort, sagt „Blickfang“, nicht „Mittelpunkt“. Die ist auf keinen Fall von gestern, wie man oft von Königinnen glaubt. 'Sie' ist von übermorgen. Das ist zu fern für uns beide.“
Nach weiterer Kritik hielt Nefertiti ein, gab ihm drei Tage und sagte, schon mit den Gedanken bei dem anstrengenden Abend mit Echnaton, sie wisse, das sei nicht viel. Künstler müssten sich eben auch mal beeilen.
Er bitte um Verzeihung, entgegnete Thut unterwürfig. Nur minderwertige Vorlagen aus Stein seien gewesen und kaum erkennbare Zeichnungen.
Dann habe ihm Inspiration gefehlt, schob sie seine Entschuldigung zur Seite, nach ihr müsse er suchen. „Und überhaupt: warum nicht ein neuer Stil, etwas noch nie Dagewesenes? Darstellung meines Gesichtes zum Beispiel, des wirklich Schönen an mir. Denn an meinem Körper sind zu viele Unregelmäßigkeiten, wie ich gerade bemängelte. Dazu noch über den Knien diese hässlichen Stellen und erst der Nacken! Das könne man alles vergessen. Und warum immer diese Statuen? Ein Gesicht mit impressionistischen Zügen, eigenem Stand und weg mit diesen Nefer-Perlen. Auch ohne nubische Perücke wünsche ich mir meinen Kopf. Vielleicht mit Krone und wirklich lebensecht, das wäre so etwas. Komm heraus aus deiner überlebten Kunst! Ja, das könnte es sein, ich und ein Stil, den es bisher nicht gab. Du siehst, da sind immer Ideen, die selbst über weite Grenzen hinausgehen. Ich gebe dir drei Tage. Verstehst du? Drei Tage!“
„Was soll mir denn Neues einfallen?“, fragte Thut ahnungslos, schon ein wenig ängstlich, „Ihre Vorstellung in allen Ehren, aber es gibt doch bereits alles.“
„Glaub' mir, wer Fragen hat wie diese, stellt sie besser nicht. Bist du denn nicht der, für den du dich hältst?“, fragte seine Königin. „Ich sage dir, ist Gefahr erkennbar, entsteht oft Neues“, drohte sie hinterlistig und entschwand ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.
*
Im Zimmer roch es nach betäubendem Lotos, aus blauen Blüten war er. Sie lagen nebeneinander, ihr war heiß. Wie immer atmete Echnaton schwer. Nefertiti war nach der Frage, woher der Bildhauer Thutmosis seine Kenntnisse habe. Echnaton antwortete nicht, er beschäftigte sich mit Gedanken an Freundin Kija und war nach einigem Zögern der Ansicht, eine gewisse Zurückhaltung, zwischen dem König und der Dame neben ihm, schade niemandem. Erst nächste Woche könne ein guter Tag sein sich wieder mit ihr zu treffen. So antwortete er nicht, bis er Nefertiti bat, ihre von ihm vergessene Frage zu wiederholen und sie hörte, dass Thutmosis schon für seinen Vater arbeitete, und worauf sie hinaus möchte. Nefertiti, die beschlossen hatte bei einem erneut missglückten Versuch den angeblichen Künstler zu opfern, rückte näher. „Mir scheint“, sagte sie sanft, „der Tölpel hat meine Vorstellungen einer neuen Kunst nicht verstanden.“ „Ab morgen wird er einsam sein“, gab Echnaton gleichgültig zurück. Die Verantwortung für Thuts schnellen Tod wollte Nefertiti jedoch nicht gleich tragen. „Mit der Entscheidung können wir warten, Zeit ist für drei Tage“, sagte sie. „Ich gab ihm einen letzten Versuch, obwohl neue Leute an jeder Ecke zu finden sind. Er wird es wissen und sich erinnern, dass uns schon viele verlassen haben. Denn nie haben wir jemanden geschont, leben selbst im Risiko. Sag, denn ich brauche ein Ziel für meine Gedanken, was wird das Volk mit mir machen, wenn dein großer Plan von einer Neuordnung der Welt nicht aufgeht? Ich fürchte mich.“
„Niemand wird sich mehr ein Diesseits ohne Aton vorstellen, denn unser Land durchweht ein Hauch von Einmaligkeit, niemand atmen ohne Glauben an seinen Sinn des Lebens. Nein, wir können nicht verlieren, Pharaonen sind zu mächtig.“ Echnaton schien des Redens lustlos geworden und an ihrem Körper spürte er wunderbare Wärme. „Warum denkst du jetzt an die Zukunft, warum an den unbedeutenden Bildhauer? Leg dich zu mir!“
Bei seinen Worten fühlte Nefertiti Traurigkeit aufsteigen und zugleich bekämpfte sie Gedanken an bevorstehende Anstrengungen. Wie immer wird sich bestätigen, dachte sie, bist du schön, sieht man nicht in dich hinein.
*
Thut war nach Haus geeilt. Mit vergrämtem Gesicht stieß er die Frau zur Seite, rief nach Essen und Licht für die Nacht. „Drei Tage, was ist das schon?“, dachte er. „Eine neue Statue ist jedenfalls nicht in der Zeit fertigzustellen. Verdammt, dann muss ich Maglis begonnene Arbeit grundlegend verändern.“ Er trat an Nefertitis Ebenbild heran und nahm es bedächtig, fast liebevoll in seine erfahrenen Hände. Das hatte er noch nie bei einer Arbeit getan. Sogleich durchzuckte ihn ein Feuerstrahl. Thut riss sich von der Statue und verletzte sich am rohen Stein, griff jedoch erneut nach ihm. Wieder berührte ihn ein Strahl. „Das ist schlecht“, sagte er enttäuscht, „sie ist zu rau. Man kann sie nicht fassen ohne sich zu verletzen. Das ist ganz schlecht.“ Den wahren Hinweis des Schicksals verstand er nicht. „Ein bisschen feiner, glatter sollte 'Sie' sein. Nur wie?“
„Das geht nur mit einer Gips-Anhydrit-Mischung, also mit deinem über alles geliebten Alabastergips“, spottete Asma von der Tür. „Wieso kommst du nicht von allein darauf?“
„Was weißt du von meiner Arbeit? Und weil es das so noch nicht gegeben hat“, wollte er, leicht verblüfft, sagen und spürte bereits die Lösung in den Händen. Er sprang vor Freude fast in die Luft. „Das ist es“, rief er, „hier ist das Neue, das ich brauche. Ich habe es wiederentdeckt.“
„Du?“
„Ich auch, ein bisschen. Hole gleich deinen Bruder Eje aus seiner vermufften Schreibstube. Zwar ist er einer mit dem man sich nicht gerne abgibt, nur brauche ich heute jemanden mit Verstand. Sag' ihm, hier wartet die Moderne! Er soll die Rezepturen und meine Arbeitsgänge aufschreiben, damit ich sie nicht vergesse. Ich schaffe 'Ihr' einen Körper, wie es keinen schöneren auf dieser Welt gibt. Schönheit ist die Kunst.“
Aufgestaute Energie riss Thut augenblicklich an die Arbeit, geschäftiger Lärm erfüllte die Werkstatt. Gerade betrat Eje die Werkstatt, als Thut bewegungslos wie eine Säule aus Salinensalz in der Mitte der Werkstatt innehielt.
„Was ist?“, fragte Eje. Thut rührte sich nicht. „Bei Aton“, dachte er, „beinahe hätte ich 'Ihren' wichtigsten Hinweis vergessen. Keine Statue will 'Sie', einen Kopf nur, mit vielleicht ein wenig Schulter? Und schöner soll 'Sie' werden, meine ich, natürlich.“ Thut trat weiter zurück, nahm die Statue ganz in den Blick, formte mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis und richtete ihn auf den oberen Teil der Statue. Als die eingegrenzten Proportionen seinem Gefühl entsprachen, hielt er inne und brannte sich den Anblick ins Gedächtnis.
„Halt mal die Statue!“, bat er Schwager Eje.
Thut griff nach seinem Werkzeug und wie mit göttlichen Händen meißelte er am felsigen Körper. Mit wenigen Schlägen trennte er schließlich ab die Arme, dass nur ein kleiner Rest der Schulter blieb. Dann klopfte er noch vor dem Brustbein herum und mit einem letzten Schlag löste sich das Oberteil. Eje konnte den fallenden Kopf gerade noch auffangen. „Um Himmels Willen“, schrie er, der das 'Warum' nicht verstand, „du zerschlägst ja die schöne Statue. Da bleibt nichts zurück!“
„Heh, was verstehst du von Kunst?“, rief Thut verächtlich, der weiter um den Rest der Königin wirbelte.
„Dieses Herumhacken ist also Kunst?“
„Du denkst, wie du denken musst. Das Wissen 'wie!', die Weite meines geistigen Auges, das ist Kunst! So ein bisschen handwerkliche Arbeit kann jeder. Ich sage dir, warte mit einem Urteil lieber bis 'Sie' fertig ist! Dann rede von meiner neuen Impression. Jetzt hilf mir an anderer Stelle. Wie nenne ich das, was hier auf meiner Werkbank steht?“
„Sage einfach 'Büste'!“, gab Eje zurück.
„Die Enge deines Berufes hat dich wohl konfus werden lassen! Büste? Was soll das sein?“
„Weiß nicht“, antwortete Eje, „mir ist kein besseres Wort eingefallen. Ein schöneres wie: 'Abbild' oder 'Verwandlung', auch neue Worte, ist ohnehin nicht notwendig. Und warum? Weil sich dieser Stil nicht durchsetzen wird. Wenn du willst, nenne die Bezeichnung künstlich. Vielleicht kannst du dann besser mit ihr leben!“
„Das Wort ist mir egal, meine Kunst ist wichtig. Ich schlage eine Büste aus dem Stein und belege sie mit Gips. Das ist das Neue. Und jetzt hämmre, nein, kratz los!“, bat er, „wir haben keine Zeit für große Diskussionen.“
Der Schwager schrieb, der Eile wegen, gleich jede der Angaben mit einer dieser neuen Dreikantnadeln in ungebrannten Ton. Thut arbeitete wie wild. „Inspiration“, rief er immer wieder, „verlass mich nicht!“ Nach langwieriger Steinmetzarbeit floss weicher Stuck, dessen Zusammensetzung einer Laune Thuts entsprungen war, wie von allein aus seinen Händen um die Büste. Schicht auf Schicht wurde aufgetragen. Nach jeder neuen trat er zurück, ließ sie trocknen, begutachtete sein Werk ausgiebig. War hier und da nicht zufrieden, korrigierte wo notwendig und begann nach Stunden mit der nächsten Schicht.
Während er wie besessen arbeitete, stellte sich Eje hinter ihn. „Was für ein Weib“, sagte er staunend, „die Büste sieht nach Besonderem aus. Wie ich es verstehe, solltest du immer unter Zeitdruck arbeiten. Sie wird einfach: gut.“
„Wer hat dich gefragt, Bruder Eje? Setz dich, schreibe weiter! Nichts darfst du vergessen. Und zeig mal, was ich dir bisher vorgegeben habe.“
Beleidigt ging Eje an seinen Schreibplatz und präsentierte nach einer letzten Kontrolle seine Aufzeichnungen. Stolz zeigte er sie Thut, der erschrocken zurückwich. „Wer soll denn das lesen?“, fragte er. „Deine verdammt neumodische Schrift ist ja kaum zu entziffern.“ Thut wusste um die Bestrebungen der Schreiber ihre Arbeit zu reformieren; in den Tempeln hatten sie dafür neue Schulen eingerichtet. Doch die gesamte Bevölkerung ärgerte sich darüber, weil sich die Schrift durch ihren immer komplizierteren Aufbau noch mehr zu einem Geheimnis der Mächtigen entwickelte. Eje schien den Ärger seines Schwagers zu genießen, denn während Thut weiter vor sich hin grummelte, schwoll seine Brust an vor Stolz. „Du musst die Zeichen auch nicht lesen können“, freute er sich, „dafür sind wir da.“
„Sag mir, Eje, sind die Beiden neben ihrer neuen Religion auch dafür verantwortlich? Erst dieser Umbruch, dann deine eigenartige Schrift. Damit nicht genug. Eine neue Sprache musste es auch noch sein. Und dann 'Ihr' Wunsch nach einem neuen Stil in meiner Bildhauerkunst, das alles ist schauderhaft“, flüstere Thut Eje ins Ohr.
Mit großem Schrecken wich der zurück. Schnell hatte er sich abgewendet und saß wieder auf seinem Platz. Lustlos kritzelte er an der Tafel herum. „Was unseren Pharaonen einfällt, geht dich nichts an“, sagte er ängstlich.
Thut scherte sich nicht weiter um ihn. Mit geschlossenen Augen konzentrierte er sich wieder, sang noch ein paar Zeilen und griff weiter in feinpudrigen Alabaster.
Besondere Mühe gab er sich mit dem letzten Gipsauftrag. Zwischendurch überkam ihn die Befürchtung, eine unbekannte Kraft könnte mit ihm über seine Hände bestimmen, zu gut wurde die Arbeit. Alles fügte sich von allein, die Hände formten und streichelten mit unendlicher Hingabe. So ging es den ersten Tag, die erste Nacht. Am nächsten Morgen brannte der Ofen. Als es zum zweiten Mal dunkelte, waberten noch hitzige Luftschlieren über 'Ihrem' Gipskopf, seine Finger rührten in den vorzubereitenden Farben. Gegen sechs musste er mit dem Farbauftrag auf der noch warmen Büste beginnen. Er wusste, ungeduldige Häscher würden immer pünktlich sein. Und auch bei dieser Arbeit, schien es, half ein Anderer. Nur die eintretende Erschöpfung gehörte ihm allein. Gerade fiel Thut nach dem fünften Anstrich müde in sich zusammen, als die Frau eintrat.
„Hör mal, du Meister aller Bildhauer, draußen steht schon wieder die Eskorte“, sagte sie mit Spott in der Stimme, „wie willst du dich verhalten?“
„Es ist wie immer“, stöhnte Thut, „ich bin nicht fertig. An 'Ihr' ist noch viel zu tun. Dabei habe ich alles gegeben. Du weißt, seit Jahr und Tag bin ich auch noch Mondlichtarbeiter und trotzdem, die Büste ist nicht fertig.“
„Lass dein Gejammer, Thut. Schluss jetzt!“, dröhnte es aus dem Hinterhalt, „heraus mir dir, oder meine Leute holen dich. Wir sollten gehen, bevor ich mich aufrege oder Depressionen bekomme.“
„Du kennst das?“
„Nein, ich habe nur davon gehört.“
„Wie schön muss es sein, nur davon zu hören“, antwortete Thut traurig.
„Lass mich mit deinen Krankheiten in Ruhe. Jetzt fürchte ich, du musst sofort mit uns kommen. 'Sie' wartet nicht gern.“ Die Vier stießen ihn in ihre Mitte. Der mit der drohenden Depression nahm ihm sehr bestimmt die Büste aus der Hand. Betroffen staunte er über die ungewöhnliche Veränderung der Statue und trug sie ängstlich in den Palast.
Auch diesmal erlaubten die Vier Thut nicht zu sehen wohin sie ihr Weg führte. Nach unzähligen Gängen und Abbiegungen bedeutete ihm endlich jemand, sich nieder zu knien. Gleich darauf nahmen sie das Tuch von seinem Gesicht und ließen ihn wieder allein.
Unverkennbar hallten ihre kleinen Schritte von den Wänden, Nefertiti schritt heran. Schon von weitem stieß sie einen Schrei der Überraschung aus. „Nicht möglich“, rief sie und neigte elegant den Kopf, „so habe ich mir deine Arbeit vorgestellt. So etwas Aufregendes habe ich noch nie gesehen. Statuen gibt es viele von mir, alle schön und wichtig. Dieses Stück aber ist einmalig. Verlieben könnte ich mich in mein Spiegelbild. Wie nennt man so etwas?“
„Büste“ gab Thut lässig zurück.
„Was für ein schönes Wort das ist, „Büste““, wiederholte sie mit Hingabe. „Büste, das klingt so rein, so über alle Grenzen verständlich.“ Plötzlich stockte ihr Mund. Thut, der sich gerade vor Stolz erheben wollte, verharrte in der Bewegung. „Schön ist ihr Gesamteindruck, er überwältigt mich geradezu“, sagte sie, „aber ... unter den Augen zeigt sich mehr, als gut für mich ist. Und erst dieser unmögliche Lidstrich! Ein makelloser Mittelpunkt, wie ihr Künstler sagt, wollte ich aber werden. Auch ist meine Unterlippe, sieh nur her, um eine Kleinigkeit versetzt. Die Schulter ist nicht symmetrisch und wo befindet sich das zweite Auge, wo sind die wichtigen kleinen Löcher an meinem Ohrläppchen? Außerdem fehlt hier und dort der letzte Schliff. Sieht so eine akzeptable Arbeit aus? Und dann, merkwürdig ist es, mein Ebenbild verändert den Ausdruck, sobald ich mich aus unterschiedlichen Richtungen ansehe. Mal wirke ich unnahbar, mal lächle ich.“
„Das ist das Besondere an meiner Arbeit! So etwas gelingt nicht jedem.“
„So könnte es sein. Nur will ich dich nicht zu sehr loben, dazu sehe ich zu viele Mängel.“
„Ihre Worte sind mehr als mäkeln“, erkannte Thut widerstrebend, „denn anscheinend versteht 'Sie' von Kunst mehr als ich. Ihr Wissen und ihre Position könnten mich in eine gefährliche Lage bringen.“
„Das mag alles richtig sein“, bemerkte er laut und, nur um mehr zu entgegnen, fuhr er fort: „Eher würde meiner Meinung nach die fehlende Tiefe an der Büste auffallen.“ Doch seien nur drei Tage gewesen und überhaupt! Schon so weit gekommen zu sein, liege daran, Tag und Nacht gearbeitet zu haben. „Todmüde bin ich“, stöhnte Thut.
„Du irrst“, erwiderte sie ärgerlich „eine Kunstkennerin ist nicht zu täuschen. Fehlende Tiefe wäre ihr sofort aufgefallen. Sei sicher, in der Büste ist mehr vorhanden, als Laien auf den ersten Blick erkennen.“
„Ich brauche noch einmal drei Tage, mindestens“, versuchte Thutmosis das Thema zu wechseln, „und das Beste, was je meine Werkstatt verlassen hat, ist nur für Sie.“
„Drei Tage, sagst du? Dann ist etwas Einmaliges für mich geschaffen, und du willst mich nicht nur hinhalten? Ich weiß nicht, wie ich deine Meinung einschätzen soll. Nun gut, du scheinst auf einem richtigen Weg. Noch einmal drei, die letzten.“ Und wenn er dächte, sie könnten nicht reichen, solle er wissen, dass schon ganz andere, große Künstler, erst durch 'Sie' zur Vollendung ihrer Arbeit gefunden hätten. Und nicht erst nach dem Ablauf der drei Tage. Nur Grabräuber suchen länger und schon werden sie bestraft. Sei er etwa geringer als Ägyptens Beste? Entscheide dich, wählen könne man nur einmal.
Müde schlich Thutmosis nach Haus und versteckte die Büste in der letzten Ecke seiner Werkstatt. Er wusste, die Arbeiten waren in der Zeit nicht zu Nefertitis Zufriedenheit zu beenden, ohnehin sei eine Königin nie zufrieden. Das hatte er bereits gelernt. Auch ihre leichte Drohung hatte er verstanden. „Aber Kunst kann nicht nackt und zugleich Mantel sein“, stöhnte er und betrachtete seine Hände. Dann rief Thut seine Frauen zu sich, erzählte von einem neuen Auftrag, der auf keinen Fall abgelehnt werden dürfe, und dass ihn durchzuführen schon fast zu viel seiner Zeit verloren gegangen wäre. Außerdem reichte er Asma, für den Fall seiner zu langen Abwesenheit, ein Papyrus, auf dem Gips- und Farbgeheimnisse aufgezeichnet waren. Einer ungebrannten Tonplatte allein traute er kein Überleben zu. Selbst Magli dürfte über die Rezepturen staunen, in die bis zum heutigen Tag niemand anders eingeweiht war. Sollte sich Asma wirklich an diesen Lüstling halten wollen, verkündete er, könne Magli mit der Werkstatt nach eigenem Belieben verfahren. Lediglich ein kleiner Preis wäre erforderlich.
Für den Rest des Tages setzte sich Thut zu der Büste und tat nichts weiter, als sie wie abwesend anzustarren. Irgendwann erhob er sich und nahm die Makellose in seine ängstlichen Hände. Fast war ihm, als wäre damit ein letzter Blick auf sein Leben verbunden. Schließlich warf er die Büste enttäuscht in den Sand. „Du hast mir mein Glück genommen, für mein Verderben bist allein du verantwortlich“, stöhnte Thut.
Am Morgen nahm er Wasser, zwei Säckchen kernloses Wüstenbrot, viele Goldstücke und schließlich, als Besonderheit, die wer -weiß-was-werden-wird Hoffnung. Wie ein Fremder verließ er sein Haus, und als er die Straße des Dorfes nach Osten ging, sah ihm niemand nach. „Was ist mit meinem Magli?“, rief stattdessen Asma aus einem unsichtbaren Winkel, allerdings nicht besonders deutlich. Sicher, er vernahm ihre Stimme, doch Thut wollte nicht hören. Er dachte auch nicht an Strafe, wusste nur, sie hoffte auf Lust aus Maglis Lenden.
Nach drei Tagen erschien die Eskorte. Von den Frauen hörten sie über die Abreise, ließen sie dafür mit dem Leben büßen und, auf dass sich niemand an Thutmosis, den einst bedeutenden Bildhauer des Pharao, erinnere, verschütteten sie sein Haus.
*
Letztlich bekam Thut der Weg durch den Negev nicht gut. Weite konnte er ohnehin wenig ausstehen, nichts bot sie den Augen. Dafür lockte anderes, denn Thut war nicht nur Deserteur und selbstbewusster Bildhauer, er sang auch den Frauen schöne Lieder. Es konnte schon passieren, dass er sich während des Schaffens eines unbekleideten Frauenkörpers vergaß und zusätzlich seiner zweiten Berufung frönte. Wunderschöne Melodien, die vorher noch niemand gehört hatte, stimmte er an. Wenn dann seine Hand auf den unschuldigen Körpern der Modelle zur Kontrolle ihrer Proportionen ruhte, fühlten sie einen Zauber, den Gesang und Berührung in ihnen hinterließen. War es erst einmal geschehen, näherten sich der Kunst wegen zwei Seelen, bis sie untrennbar verbunden waren. Seinen Frauen gegenüber fühlte er keine Schuld, schließlich hatte sich jede auf die gleiche Weise verführen lassen und schien glücklich geworden.
Nur einmal war es anders gekommen. Vor Jahren hatte ihm ein bemerkenswertes Modell den Vorschlag gemacht, weit entfernt mit ihr zu leben. Wegen seiner vielen Frauen könne sie nicht auch noch bei ihm bleiben, meinte sie. An gleichem Tag hatte Habiba mehrmals gegeben was er bei ihr suchte, wollte anschließend nur noch für ihn und ohne sonstige Wünsche leben. Thut dagegen war anderer Ansicht. Eine Frau, die er nur ihrer Jugend wegen begehrte? Ihm wär’s zu wenig. Natürlich hatte er ihren Vorschlag entrüstet abgelehnt, ihr sogar gekündigt. Nun aber wollte Nefertiti in seine Kunst eingreifen, ihn sogar gefährden. Flucht schien daher die einzige Möglichkeit zu überleben. Thut hatte angestrengt nachgedacht, sich glücklicherweise an den Namen seiner einstigen Geliebten und ihres Dorfes erinnert, dann nicht lang für den Entschluss gebraucht, zu ihr zu gehen.
Auf dem weiten Weg durch den südlichen Sinai, immer entlang auf dem landeinwärts zeigenden Arm des Roten Meeres, sang Thut gegen die Einsamkeit jener Tage und staunte mehrmals über die schon zurückgelegten Entfernungen. Nie waren ihm Dimensionen wie diese in den Sinn gekommen, zu anstrengend schienen weite Reisen. Thut ging und ging. Ab und zu, wenn er die langen, weichsandigen Hügel emporstieg, wurde der Atem schwer und vorbei war es mit dem Singen. Unwirklicher Nebel schien plötzlich um ihn, dann entstiegen die vielen lockenden Frauen, die er so verehrte und die ihn nun mitleidig betrachteten. Thut empfand ihre Blicke auf seinen ausgemergelten Körper als höchste Schmach und wartete sehnsüchtig auf den Tag, der ihm die Oase nach der Öde bringen sollte.
Nach Monaten fand er ihr Dorf, weit nach Akaba, noch weiter vor den Höhen Petras. Und weil ihn die Reise um einen guten Teil seines überflüssigen Gewichtes gebracht hatte, erkannte Habiba ihn nicht. Erst als er ihren Namen nannte, von gemeinsamer Ekstase sprach, von den kleinen Ringen an intimen Stellen, erinnerte sie sich. Weil sie gerade ungebunden war, drängte sie sich gleich an ihn. Und noch dichter, als neben seinem Freund, der noch Feind werden sollte, Goldstücke in der tief geschnallten Gürteltasche zu spüren waren.
„Eines noch, bevor ich bei dir bleibe: warum hast du mich nach jenem Tag hierher locken wollen, die paar Frauen konnten der Grund nicht sein, warum?“, wollte er wissen. Nicht nur des langen Weges wegen war Thut eine ehrliche Antwort wichtig.
„Es gibt Menschen, die antworten nie auf Fragen wie diese. Ich werde es tun“, gurrte sie. „Einen wie dich wollte ich. Du warst der Klügste, der Beste, um dich war Leben. Keiner hat mich gesehen wie du. Ich liebte dich.“
„Lass“, unterbrach Thut, „sag mir nur: warum ich?“
Habiba tat sich schwer und zögerte lang. „Misstrauen die Herren ihren Frauen schon heute? Na, gut. Träger der goldenen Schärpe warst du, gingst im Palast ein und aus. Du warst wer, konntest von Stern zu Stern springen. Ich dagegen hatte nichts und wollte dir zeigen, was ich stattdessen für dich tun könnte. Wohin mich das gebracht hat, siehst du jetzt. Bleib hier!“
Während des langen Weges, den er in den sandigen Nordosten stapfte, hatte Thut oft an sie denken müssen. Habiba! Wenn er schweißüberströmt und fast dehydriert in billigen Herbergen auf dem Bett lag, sich nicht einmal an seinen Namen erinnern konnte, und die Gedanken an bevorstehende Freuden zu intensiv wurden, schreckte er von seinem Lager empor. In diesen flüchtigen Augenblicken erfüllte ihn eine großartige Stimmung. Und nicht selten fragte er seinen Schatten, ob es nicht besser sei, einfach nur weiter zu gehen, ohne bei jemandem anzukommen. Weite und Stille könnte man genießen ohne zu teilen, die Füße vergessen. Ob jemals mit einem anderen Menschen gleiches Glück erreichbar wäre, schien in diesen Momenten kaum denkbar. Doch er hörte nicht auf sein ungeordnetes Gefühl, denn er war nun einmal unterwegs und irgendwo anzukommen hatte er sich schließlich vorgenommen. Mochte der Wind blasen wie er wollte, die Wüste noch so flimmern, er würde jeden Weg durchhalten. Denn nur zu gehen, auch wenn man glücklich dabei war, müsste auf Dauer zu wenig sein. Leider kam ihm nicht in den Sinn, dass es manchmal durchaus der bessere Weg sein könnte. Und so trat ein, was vorhersehbar gewesen wäre. Thut hatte auf seinem Weg die falsche Richtung gewählt. Bei Habiba wurde er nicht glücklich.
Ob das vorausgegangene, übermäßige Glück der Grund, oder ob er einem anderen Einfluss erlegen war, konnte er bis zu ersten peinlichen Augenblicken nicht herausfinden. Vielleicht war es letztlich auch unwichtig, jedenfalls versagte Thut, obwohl er sich sehr bemühte, gleich die ersten Tage in ihrem Bett. Und selbst wenn Habiba mit ihrem tief ausgeschnittenen Umhang vor ihm wie beiläufig aufreizende Verbeugungen machte, und sich Strähnen ihrer langen Haare vor den Ausschnitt schoben, etwas, das ihm immer gefallen hatte, entstand kein echtes Begehren. In ihm wühlte Unerklärliches. Es folgte auch in den nächsten Wochen nichts. Habiba machte weiter gute Miene zu unbefriedigendem Spiel, bis sie ihn endlich nach seinem Alter fragte.
„Es ist seltsam. Ich könnte dreißig sein und mein Glück scheint versiegt“, antwortete er zerstreut. „Gut, ich habe Erfahrungen gemacht. Dass man im Lauf des Lebens an Jahren zunimmt, ist mir nicht unbekannt. Dass ich älter werden könnte, damit habe ich nicht gerechnet. Nur Tage sollten kommen, die ich nicht vergessen wollte.“
„Dann sollten die dreißig trotz allem nicht der Grund sein“, meinte Habiba. Was er denn esse, wollte sie weiter wissen.
„Was du selbst.“
Sie erschrak und sah in den Spiegel, befühlte dabei Busen wie die Innenseiten ihrer Beine, und mehr. Dabei achtete sie sehr auf ihre Empfindungen. „Hm“, sagte sie, „es könnte sein, dass ich heute weniger fühle.“ Dann tastete sie noch einmal. „Nein“, entschied sie, „bei mir hat sich nichts verändert. Dann kann es auch nicht am Essen liegen. Hast du noch andere?“, fragte sie schließlich ins Ungefähre. Als er zögerte, meinte sie ihn ertappt zu haben. Thut aber verneinte, und ratlos gab sie auf. Doch hinter ihren Fragen hatte er den Grund seiner erzwungenen Abstinenz erkannt, nur war der abenteuerliche Gedanke nicht gleich für jedes Ohr. „Ich bin ohne Gefühle bei dir, bist nicht mein anderes 'Ich'“, sagte er eines Tages seiner Freundin, „du beugst dich meinem Wind, bist grob, wie es nur ein kleiner Teil meiner Arbeit ist. Vor dir liegt jedoch ein Bildhauer, ein Künstler. Mehr als andere trage ich in mir Gefühle, die gefunden und zart berührt werden müssen. Das wilde Herumturnen auf dem Laken allein gibt mir nichts. In mir ist eine Stimme, die nach etwas verlangt, was nur selten gemeinsam bei Menschen anzutreffen ist. Ja, mir fehlt das Brennen in den Lenden und erst recht Gemeinsamkeit beim Reden. Das ist schlimm, weil es vom vielen Denken kommt. Dir gelingt nicht mich davon zu lösen. Noch mehr trifft allerdings die Erinnerung, nach deiner Zeit in meiner Werkstatt eine Statue begonnen zu haben. Ganz ohne sichtbare Erinnerung wollte ich nach dem Jahr der großen Freuden nicht bleiben. Jahrelang stand sie in einer Ecke, unfertig und angefüllt mit Verbindungen zu dir. Eines Tages ließ ich jemanden an ihr üben, der sich leider nur an lebendigen Figuren auskannte. Einen Moment später erhielt ich vom Hof den Auftrag, eine Statue Nefertitis herzustellen. Doch durfte ich die Königin nicht sehen. Zeichnungen gab man mir und schreckliche Formen, die ihrem Gesicht entsprechen sollten. Keiner fragte mich, ob ich wollte, oder nicht. Sie bestimmten einfach. Nur ein böses Ende konnte deshalb warten. Dabei hatte ich mich in meinem Leben gut eingerichtet. Hielt mich für wichtig, war glücklich in meinem kleinlichen Dasein. Alles nur halbes Zeug. Die Zeichnungen aber erinnerten mich an die unfertige Statue. War das schon ungewöhnlich, so überraschte mich endgültig, dass bei einem Vergleich in meiner Werkstatt stärkere Ähnlichkeiten hervortraten, als ich vermutet hatte. Das leicht spöttische Lächeln in der Seitenansicht, die Nachdenklichkeit im Antlitz habt ihr gleich. Ebenso die fordernde Haltung, die identischen Wangenknochen und Stirn, fast auch Zartheit und Stimmung. Schnell stand mein Entschluss fest: ein paar Veränderungen und die neue Arbeit ist fertig; glaubte ich. Leider war es nicht so. Noch unangenehmer war, dass Nefertiti meine Arbeit nicht gefiel. Ich machte mich davon, denn in Momenten wie diesen verliert man leicht seinen Kopf. Vorbei ist die Sorge, niemand wird sich an den unbedeutenden Bildhauer erinnern. Das gibt mir die Möglichkeit zurückzukehren und meine Arbeit an dem herrlichen Gesicht zu beenden. Ja, irgendwie fehlt mir die Büste, vielleicht auch meine Werkstatt. Ich liebte immer die Frauen, den Erfolg. Doch das ist nur oberflächlich. Meine wahre Liebe gehört diesem Gefühl, das mir kommt, wenn Hammer und Häue in den Händen zu spüren sind. Sie aufeinander treffen, Splitter vom Fels fallen, aus meinen Visionen langsam Realität wird.
Und was ist mit dir? Du bist kein Stein, den ich bearbeiten kann, hast auch keine unergründlichen Züge. Deshalb fühle ich mich nicht wohl, dazu ist hier alles so winzig. Keine Pyramiden, keine Kultur, keine Vergangenheit. Ihr seid so bedingungslos bescheiden, vielleicht auch bedeutungslos. Dabei könnte hier eine Sommerfrische für Wohlhabende erbaut werden, doch dafür ist es wieder zu heiß.“
Bei diesen Worten gab sich Habiba lasziv, was leider niemanden beeindruckte. „Den Weg zu dir bin ich mühsam gegangen“, sinnierte er, „zurück werde ich auf den Schwingen des Horus sitzen und ihn antreiben. Denn nicht du allein liebst mich“, sagte er halblaut zu ihr. „Wir hatten unsere Chance, ich habe sie nicht genutzt.“ Daraufhin fiel Habiba in eine berechnende Ohnmacht, was noch weniger Eindruck hinterließ als ihr anzüglicher Körper.
Ohne Gruß ging Thut tags darauf in die menschenfeindliche Leere der Wüste, welche sich verlockend wie eine seidige Welle an den Horizont dehnte. „Ich sehe 'Sie' vor mir“, träumte er Bilder aus Trug und Wahn, „ich mag 'Sie' einfach. Dieses schlanke Gesicht, 'Ihr' eleganter Ausdruck. Na und? Ich bin Bildhauer, da schaue ich eben genau hin. Ja, wenn mich eine überwältigt, dann lasse ich sie nicht einfach an mir vorbei. In den Händen spüre ich das zuerst. Für 'Sie' allein die weite Entfernung zurück? Wenn schon! Alles eine Frage der Leidenschaft, auch wenn sich oft Unheil hinter diesem Wort verbirgt.“
Den langen Weg sang er, wie so oft, wenn Einsamkeit um ihn war, die wenigen Zeilen aus Echnatons Sonnencanto. Sicher, manchmal war der Versuch gewesen mehr davon zu lernen. Allein die neuhieratische Schrift mit ihren kurzen Andeutungen machte ihm Schwierigkeiten. So war er nicht einmal sicher, den richtigen Text der letzten Zeilen zu kennen: 'die große Königsgemahlin, die er liebt', sang er seiner Sucht wegen nach Unabhängigkeit und ohne jedes Taktgefühl, bis sich die Nägel an den heißen Zehen krümmten. 'Herrin beider Länder, Nefertiti, die lebendig ist und jung für immer und ewig.'
Freude war in ihm, bis er weit vor seiner Werkstatt ohne Wasser im Körper irgendwo verstummte. „Das habe ich gern“, sang er vor seinem letzten Atemzug, „ich liebe mich meiner Liebe zu Nefertiti wegen. Auch wenn sie hinter Atons Horizont unerreichbar bleiben wird. Doch hätte ich die wichtigste Zeit meines Lebens nicht besser verwenden können, als mich ihr ganz zu widmen.“
Als Aziz die Tasche aus den Händen des Deutschen nahm, dämmerte schon der Abend vor früher Nacht. „Masaa el kheir, al salam alaikum. Sie sind spät, el Sayed“, sagte er mit wenig unterwürfigem Ton. „Und sehen Sie, was Ihnen passiert ist! Nur der ist weich gefallen, der die großen Schritte ohne Schaden übersteht, nicht wahr? Gleichwohl, el Sayed, willkommen zurück im Sand der Vergangenheit! Wie war die Reise?“
Ein schlanker Mann, auffällig wie kein zweiter, noch mit Lippenstift an der Wange, drahtig und von blasser Gesichtsfarbe, richtete sich nach kühnem Sprung auf die baufällige Anlegestelle der Nildampfer vorsichtig auf. Er schien einer von denen zu sein, die tun und lassen konnten was sie wollten, ohne, dass sie je ihre Seele verdeckten.
„Alaikum salam, Aziz. Wie sie war? Wie sonst auch. Du weißt, dein Land, das ich liebe, ist weit, gefährlich und unergründlich. Immer weckt es mich durch unerklärliche Magie. Um sie zu spüren, benötige ich kaum meine Vorstellungskraft. Nicht nur eure Wärme, die mir kleinste Poren öffnet, dringt in mich ein“, schwärmte er weiter, „mit ihr Geheimnisse, Geschichten und Abenteuer. Auch Tempel, Ruhm und Blut haben ihren Anteil. Ihrem Land kann man sich nicht entziehen. Mich macht es bereit für alles, was wichtig ist. Auf dem hellen Ufersand, links und rechts des Wassers“, fuhr er fort, „sah ich gestern Fee Morganas Trugbild. Neben ihr den vorbeiziehenden Steinmetz, in seiner Hand gewaltige Steinblöcke; Schreiber, die Wüste, schwarze Reiter auf den Rändern der Dünen, die sich wie Farben vor trockenem Blau bildeten. Davor einen Fluss, der so lang ist wie nichts auf der Welt. Meine Haut spürte, wie sich Geschichte bewegt, sah lebenswichtige Mineralien vorbeitreiben. Nur hier atmet meine Seele den Frieden. Ich bin stolz darauf, zu einem Teil dieses Landes geworden zu sein. Nie mehr werde ich es verlassen. Nur mein rauchiger Kiefernduft aus Berlin fehlt. Aber sagen Sie nicht 'Herr' zu mir, geben Sie mir nicht die Möglichkeit wichtiger zu scheinen als ich bin. Denn manchmal macht es mir etwas aus ständig zwischen Tell el-Amarna, Berlin, Cairo herum zu reisen, beobachtet zu werden, mich nirgendwo lang sesshaft zu fühlen. Und Sie? Statt hier faul herumzustehen, hätten Sie längst diese morsche Brücke reparieren können. Eines Tages wird jemand durchbrechen. Den hungrigen Krokodilen erweist ihr mit meinen dünnen Knochen jedenfalls keinen Gefallen.“
„Was für eine schöne Rede, ich bin begeistert. Aber nun können Sie die Arme wieder herunter nehmen. Mir scheint auch immer, Sie bereiten sich schon an Bord auf meine Fragen vor. Nur, wie kommen Sie darauf, ich könnte es ernst mit meiner Unterwürfigkeit meinen? Einen Herrn aus Fleisch und Blut gibt es nicht über mir.“
Zeit und Wille auf seinen Mitarbeiter einzugehen fehlte dem Angereisten, denn kaum hatte er auf die hungrigen Nilbewohner verwiesen, dachte er an das Geschehen vor der Reling. Broder Roseboom verbarg plötzlich sein Gesicht. Aziz fragte: „Warum?“ Und Broder erzählte stockend, dann immer schneller von einem schrecklichen Ereignis.
„Hören Sie zu, Aziz“, sagte er, „selbst wenn wir es eilig haben sollten, ich bin mit der Reise noch nicht fertig. Gestern hielt ich wieder einmal den Fluss für einen Traum, doch war alles Wirklichkeit. Über ihm, der noch rot gefärbt von den abessinischen Höhen an vielen Nilinseln vorbei strich, ging die Sonne auf wie ein Rubin, der Liebe in die Welt bringt. An den Ufern ihrer Lebensader tanzten noch die Menschen auf den Festen des Abends; ich träumte von meinem Engel aus der CairoBar.“
„Mann“, unterbrach Aziz, „nehmen Sie doch während des Redens die Arme herunter. Bei Ihnen sieht das schrecklich aus.“
„Dann folgten viele langweile Stunden“, sagte Roseboom. „Am Nachmittag schlenderte ich, geplagt von Hitze und Durst, an Deck. Ich hoffte auf ein wenig kühlenden Fahrtwind. Alles war ruhig, nur hier und da pfiff ein Vogel sein Lied des Hungers. „Wie fremd mir hier trotz der vielen Zuneigung dennoch manchmal ist“, dachte ich nicht zum ersten Mal. Ja, und dann, sicher nicht durch die Hitze bedingt, war plötzlich Leben an Deck, wie auf dem zuvor ausgestorbenen Land. Davor ist durch ein Krokodil nahe des Ufers Aufruhr gewesen. Menschen schrien vor Entsetzen, ein Schuss fiel. Gischt stiebte auf, überall Blut. Dann war Ruhe.
Mit dem grässlichen Ungetüm hatte sich ein Junge aufgelöst, der zu weit vom sicheren Land entfernt badete. In der klaren Luft über dem Fluss folgte kein Echo der kleinen Detonation, vom Geräusch her war sie einem deutschen Karabiner ähnlich. Einer Mauser 98az, vielleicht. Noch einmal entsicherte neben mir der Schütze. Er legte an, lud durch, bewegte vorsichtig den Finger zwischen Bügel und Abzug. Ich hörte, wie sich die Feder spannte. Gleich darauf traf der Schlagbolzen auf die Patrone, eine Kugel sprang aus dem Lauf, der Schütze hatte auf einen für mich unsichtbaren Punkt gefeuert. Wieder traf er den an anderer Stelle auftauchenden und in übler Schönheit davon treibenden Kadaver. Augen mit dem Blau der Blume aus Angerers Zaubergarten hatte er. Zähne, Dolchen ähnlich, waren an ihm, Hautrinnen mit Plateaus wie auf erdnahen Planeten und uralt dazu, als wäre er in der Steinzeit geboren. Der riesige Körper lag noch eine Weile an der Oberfläche, bis er mit vollem Magen zu Min-Amun hinabsank. Dem armen Jungen hatten die Schüsse nicht mehr geholfen. Langsam begriffen erste die Tragödie und weinten aneinander gekauert an Deck. Sich fürchtend gingen andere in ihre Kabinen.
'Und Sie?', wurde ich von dem Schützen gefragt, 'stehen da am Geländer, als würde es Ihre Welt bedeuten, starren irgendwelche Löcher in die Ferne. Haben Sie nichts gesehen, nichts gehört? Auch nichts gefühlt?'