Dr. Kuno Zeller ist Jahrgang 1944.
Aufgewachsen im großelterlichen Landwirtschaftsbetrieb bei Bad Mergentheim, bis der Vater aus der russischen Gefangenschaft kam.
Ab 1949 in Stuttgart. Nach dem Abitur am altsprachlichen Georgii-Gymnasium in Esslingen zunächst 2 Jahre freiwillig bei der Bundeswehr, Hauptmann d.R.
Studium an der Universität Stuttgart-Hohenheim, Diplom-Ökonom und Promotion in Volkswirtschaftslehre.
Berufliche Stationen: Zuerst wissenschaftlicher Assistent an der Uni Hohenheim, danach Regionalplaner und anschließend Parlamentarischer Berater im Landtag von Baden-Württemberg bei Lothar Späth und Erwin Teufel.
Ab 1979 Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Freiburg. Nach 17 Jahren bei der Kammer dann ab 1997 Filialdirektor bei der Signal Iduna in Ulm und später Vertriebsdirektor für Handwerk, Handel und Gewerbe in Baden-Württemberg. Hohe nationale und internationale Auszeichnungen von diversen Handwerksorganisationen.
Seit 2009 in Pension.
Hobbies: natürlich in erster Linie die Jagd, wenn man das als „Hobby“ bezeichnen kann. Sehr wichtig sind ihm klassische Literatur und Musik, insbesondere einige Symphonien von Anton Bruckner und die Opern von Richard Wagner. Er ist auch selber aktiver Sänger im Kirchenchor in der Kirche St. Gangolf in Schelingen. Geschichten und Gedichte schreiben oder Vorträge halten, all das bereitet ihm viel Vergnügen.
Jägerprüfung 1971. Ausgeübt wurde/wird die Jagd in drei Revieren: in Asch und in Bad Urach auf der Schwäbischen Alb bis 1980 und in Vogtsburg-Schelingen, mitten im Kaiserstuhl seit 1985 bis heute.
Kuno Zeller ist verheiratet und hat drei Kinder.
Anbei die Visitenkarte des Autors mit allen Daten.
Dr. Kuno Zeller Hauptgeschäftsführer i.R. Diplom-Agrarökonom Autor für Jagd-Themen drkunozeller@googlemail.com |
0761-54233 0160-97940789 Okenstr. 54 79108 Freiburg |
Weil meine Frau sagt, manchmal würde ich
mich benehmen wie eine Wildsau, ist mein
„Passfoto“ auf der Visitenkarte eingefügt.
(Im Jagd-Schloss Solitude bei Stuttgart)
Grüß Gott Ihr Leut, Ihr lieben Gäst
zu diesem schönen Hochzeitsfest.
Weil Kuno und Conny ineinander versessen,
dürfen wir heute trinken, schmatzen, gut essen.
Dass es viel Geld kostet, das Hochzeitsmahl,
ist uns Schwaben natürlich ganz egal.
Ich kenne den Kuno seit frühester Jugend
und halte es für meine Pflicht und Tugend,
Euch einiges zu berichten von dem Doktor,
besonders Geschichten vom jagdlichen Sektor.
Weißt Du noch, wann wir uns das erste Mal erblickten?
Kuno, das war im „Loch“, wo wir zusammen kickten.
Vor dem Abi beendest Du dann das Wetzen,
um bei der dpa als Journalist herum zu hetzen,
tust Helmut Schön mal falsch zitieren,
da wollte man Dich fast hinauskomplimentieren.
Du wurdest Soldat, dann Studiker,
machtest den Doktor, mimst den Politiker.
Nebenbei kommst Du zu uns auf die Jagd,
davon sei jetzt etwas mehr gesagt.
Aus Deinem noch kurzen Jägerleben
will Sau, Bock, Fuchs und Marder ich wählen
und Euch deren Erlegungsgeschichten erzählen.
Im Gemeindewald ging’s auf den roten Bock,
Du trugst erst kurz den grünen Rock.
Anstatt auf’s Herz schießt Du den Jährling von hinten,
was nicht nur den Bock, sondern auch Dich ließ zu Boden sinken.
„Aasjäger“ hast Du zu Dir gesagt
und Dich nicht mehr zu uns gewagt.
Du fürchtetest um Donner und Hagel,
hattest den Gedanken vom Gewehr am Nagel.
Doch wir erkannten an Deiner Reaktion,
Du, Kuno, bist ein echter Hubertussohn.
Im Ascher Festzelt hast Du nicht nur gesungen,
sondern auch kräftig Zielwasser verschlungen.
Dennoch lief es auf Deinen ersten Fuchs ganz toll,
denn am nächsten Morgen noch des Alkohols voll,
erklimmst Du die Steinriegel-Kanzel noch ziemlich platt
und wackelst dem Fuchs die Kugel auf’s Blatt.
Bei 10 Grad minus, bei windigem Wetter,
schossest Du Deinen ersten Leisetreter.
Gekonnt locktest Du mit der Quäke den Marder heran,
so wie es nur ein echter Waidmann halt kann.
Da auf der Alb keine starken Keiler ihre Fährten ziehen,
fuhren wir Freunde hin nach Jugoslawien.
Doch bevor wir dort auf Sauen schossen,
wurde im Burgenland der Wein genossen.
Das Zusammensein im Keller war eine Wonne,
Du philosophiertest wie Diogenes in der Tonne.
Später wurdest Du „Bacchus-Diogenes“ tituliert,
kein Schimpfname, Kuno, eine Ehrenbezeichnung, die Dich ziert.
Wir jagten dort ganz unverdrossen
und Du hast Deine erste Sau geschossen.
Denn als Du mit verklärtem Lächeln an Conny gedacht,
da hat Dir Diana `ne Bache gebracht.
Stark fühltest Du Dich von der Sau bedroht,
drum schießt Du sie gleich zweimal tot.
Ich verbürge mich, das war kein Jagdlatein,
doch wenn Ihr wollt hören noch Jägerlatein,
dann schenkt uns Jägern kräftig ein!
Ob beim Füttern oder beim Silieren,
beim Hochsitzbau oder Fährten spüren,
beim Fuchsbau graben, was es auch sei,
Du stehst Deinen Mann, warst immer dabei.
So können wir uns glücklich ästimieren,
dass Du Dich tust so engagieren
und wir Dich trotz Hochzeit nicht verlieren.
Denn wo Du bist, da ist immer kurze Weil,
hab Dank, Kuno, und Waidmannsheil!
abfangen: |
ein Stück Wild mit einem großen langen Messer abstechen |
abschärfen: |
ein Stück Schwarte oder Fell usw. abschneiden |
angeflickt: |
Streifschuss oder ein nicht schnell tötender Schuss |
angeschnitten: |
von Fuchs, Dachs oder Wolf angefressen |
Bantamgewicht: |
im Boxen Gewichtsklasse bis 60kg |
Buchenanflug: |
junge buschartige Buchen, ca. 1-3 Meter hoch |
Bug: |
Vorderlauf, oberer Teil |
Dreiläufer: |
ein Stück mit nur drei Läufen statt allen vier |
Drossel: |
Luftröhre, Kehlkopf |
Eingriffe: |
Abdrücke der Hufe des Schalenwildes im Boden |
Einstand: |
Territorium oder Wohnraum eines Tieres. |
Gebrech: |
Maul |
gefüllter Händedruck: |
mit Trinkgeld in der Hand |
Geltgeiß: |
Geiß ohne Kitze |
Gescheide: |
Gedärm |
Haderer: |
die oberen Zähne des Keilers |
Hauer: |
die unteren gefährlichen Zähne des Keilers |
Kahlwild: |
weibliches Rotwild (ohne Kopfschmuck, also kahler Kopf) |
Kirrung: |
Anlockung für Schwarzwild, keine Fütterung! |
Klavier: |
eine große Wildsau, so groß wie ein Klavier |
Krellschuss: |
Schuss im Rücken, oberhalb der Wirbelsäule, aber ohne Verletzung im Lungenraum. Folge ist kurze Lähmung, das Wild steht wieder auf und flieht davon |
Kugelfang: |
Erde oder Hang, wo das Geschoss abgefangen wird |
Lauscher: |
Ohren, doppelt Lauscher hoch: sehr guter Bock |
Lebenskeiler: |
so nennt man einen richtig starken, reifen Keiler (einmal im Leben) |
Maschinenraum: |
Herz-Lungen-Raum |
Rauschzeit: |
Paarungszeit der Wildschweine |
Reh-Zeitung: |
Rehe geben durch ihr Verhalten Nachrichten |
Schalen: |
Hufe des Schalenwildes ( Reh, Rotwild, Schwarzwild) |
Schmalreh: |
weibliches Rehwild im 2. Lebensjahr, das noch kein Kitz gesetzt hat |
Schnitthaare: |
Wenn das Geschoss trifft, werden Haare/Borsten am Einschuss abgetrennt. Man kann sie auf dem Boden finden. |
Schwarzkittel: |
Wildschwein |
Spar-Schießstand-Munition: |
billigere Munition für den Schießstand |
Teller: |
Ohren der Wildsau |
Träger: |
Hals |
trenzen: |
ähnlich wie grunzen, gibt es nur beim Rothirsch |
Überläufer: |
Wildschwein im 2. Lebensjahr ca. bis 50kg |
ungerader Zehner: |
Das Geweih hat an einer Stange 5 Enden, die andere nur 4 |
waidwund: |
ein Stück Wild ist krank z.B. von einem Schuss |
Weißes: |
so nennt man das Fett beim Wild |
Karikaturen von Horst Juhl, siehe www.horst-juhl.de
Bild „Eulenhut“: Foto-Montage
Bild „Paradies“: Ballonteam Blau, Gundelfingen bei Freiburg
Bild „Weinetikett mit Erymanthos“ aus dem Internet
Bild „Schutzglocke“ aus dem Internet
(alle anderen Bilder sind privat)
Bei aller Heiterkeit in den folgenden Geschichten muss ich diese Frage zuerst mit dem nötigen Ernst beantworten. Es ist keine Verteidigungsschrift, sondern so denke ich über das Thema Jagd. – Danach dürfen wir uns dann amüsieren.
Ich übe die Jagd nicht als meinen Beruf aus, sondern sie ist für mich in meiner Freizeit eine besondere Herzensangelegenheit, Aufgabe und Herausforderung zugleich. Ich hätte alternativ auch Bergsteiger oder Segler werden können. Da ich aber weder in den Bergen noch am großen Wasser aufgewachsen bin, habe ich keinen Bezug zu diesen sicher auch sehr anspruchsvollen freiwilligen „Extremtätigkeiten“. Die „Mode Golf“ gefällt mir nicht. Ich bin ganz einfach in der Landwirtschaft aufgewachsen, somit hatte ich von Beginn an eine Affinität zur Natur und zu Tieren.
Die Jagd mit ihren ethischen Grundlagen, nämlich Verantwortung und Ehrfurcht vor der Kreatur in der Schöpfung, gibt es seit den Anfängen der Menschheit. Dieses menschliche „Ur-Gen-Erbe“ sicherte den Menschen auch die längste Zeit ihrer Geschichte das schlichte Überleben. Das gilt sogar heute noch in einigen Teilen unserer Welt. Im Laufe der Evolution und Zivilisation der Erde gab es zwar immer wieder einen Wandel in der Jagd und ihren Bedingungen, so auch in den Motiven und ihren Ritualen – die Jagd an sich ist aber geblieben, ohne dass wir dabei auf der Stufe der „Jäger und Sammler“ stehen geblieben sind.
In unserer heute teilweise sehr dicht besiedelten Kulturlandschaft auf der Erde ist eine intakte Flora und Fauna ein zunehmend kostbares Gut. Wir bekommen es nicht geschenkt, sondern wir Menschen müssen die Natur bewahren und schützen. Genau an dieser Schnittstelle sind wir Jäger in der Schöpfung mit der Natur und ihren ewigen Gesetzen in einer Einheit tief verwurzelt und haben einen wichtigen Auftrag.
Wir Jäger erlegen Tiere, die in freier Wildbahn leben. Im Klartext: Wir töten sie. Da kann man nicht drum herum reden. Wir entnehmen der Natur Geschöpfe Gottes. Einige Jagd-Kritiker nennen unsere Arbeit etwas anders, sie bezeichnen uns als „Mörder“. Mit diesem Thema muss man sich also auseinandersetzen, wenn man mit gutem Gewissen und auch fröhlich jagen will.
Die „Sache mit der Jagd“ ist eine ernste Angelegenheit. Es geht dabei schließlich um Leben und Tod. Ich bin mir bewusst, dass ich wild lebenden Tieren den Tod bringe. Aber im gleichen Augenblick schaffe ich auch Raum für neues Leben: Indem ich ein Tier aus der Wildbahn entnehme, hat ein anderes Platz zum Äsen, hat es einen Einstand, also Wohnraum oder Territorium zum Leben.
Wild lebende Tiere haben keine Pille (Bild: Karikatur von Horst Juhl) zur Geburtenregelung. Wir Jäger nehmen also im Prinzip nur den Zuwachs der Wildpopulation heraus – wenn uns das angesichts der Explosion der aktuellen Schwarzwildbestände denn überhaupt gelingt – damit die nachwachsende Generation in dem bei uns doch sehr eingeschränkten Raum der Natur überhaupt einigermaßen leben kann. Tiere haben auch ein Recht, in Würde in der Natur zu leben.
In unserem extrem dicht besiedelten Deutschland ist die Erhaltung eines gesunden und artenreichen Wildbestandes, aktueller denn je, ein sehr wichtiger Auftrag auch im Sinne der Schöpfung. Die Feinde für Reh, Hirsch und Sau aus grauer Urzeit sind verschwunden. Heute regeln Jäger und der Verkehr (20%) den Bestand, was früher Wolf, Luchs und Bär gemacht haben. Und wenn wir nicht jagen würden, dann plagten Seuchen das Wild mit einem Gefährdungspotential auf den Menschen oder es würde verkümmern oder der Wald würde nicht wachsen oder die Landwirte und Winzer hätten enorme Verluste. Denken wir auch an die vielen Schutz-Funktionen, die ein intakter Wald hat z.B. für die Wasserversorgung, für das Klima, für reine Luft und vieles mehr.
Das Jagdrecht ist bei uns an Grund und Boden gebunden. Deren Eigentümer wie Landwirte, Winzer und Waldbesitzer haben natürlich ein großes Interesse daran, dass Wildschäden möglichst minimiert werden, denn sie leben schließlich vom Ertrag ihrer Grundstücke. Selber jagen auf eigenen Grundstücken dürfen sie nur dann, wenn sie den Jagdschein erworben und wenn sie mindestens 75 Hektar zusammenhängend Eigentum haben. Dann ist es eine sog. Eigenjagd.
Nun werde ich immer wieder gefragt, „das ist ja alles recht und schön, aber warum musst ausgerechnet Du das machen?“ - Natürlich jage ich nicht nur aus oben genannten hehren Motiven quasi im persönlichen Auftrag von „ganz oben“ (Genesis 1, 28-30). „Ich jage auch nicht, um zu töten, sondern ich töte ein Stück Wild, um gejagt zu haben“, aber mit Freude (siehe Ortega y Gasset) und in Respekt vor der Schöpfung (siehe Cyriakus v. Spangenberg).
Ich jage sehr gerne, weil es schön ist, mitten in der Natur zu sein. Aktives Jagen fordert Körper und Geist. Körperbeherrschung, Konzentration und das Training der eigenen Instinkte, die dem Wild weit unterlegen sind, das ist mit nichts vergleichbar. Es ist für mich spannend, Wild aufzuspüren, mich mit den scharfen Sinnen des Wildes zu messen, Ausdauer und Körperbewegungen zu trainieren, die richtigen Entscheidungen in Sekunden zu treffen, mich zu freuen an einem erlegten Stück, wenn ich alles richtig gemacht habe.
Und genau das ist der Punkt, wo das Gewissen auf den Plan tritt. Jagd bereitet mir nur echte Freude, wenn ich es recht gemacht habe. Den „kategorischen Imperativ“ Kants habe ich leider nicht immer bestanden. Lügen würde ich, wenn ich behauptete, ich hätte in 40 Jagd-Jahren keine Fehler gemacht. Und wenn halt doch, dann konnte ich es nicht rückgängig machen und mich aber auch nicht richtig freuen.
Genau dies ist übrigens meines Erachtens auch der tiefere Sinn der jährlichen Hubertusmessen, nämlich uns Jäger zu mahnen, sich nicht zügellos in der Natur wie ein ignoranter Gewaltherrscher mit einer Waffe in der Hand auszutoben.
So weit wie jener Sioux-Indianer will ich aber nicht gehen, der sich bei dem erlegten Hirsch mit einem Gedicht/Gebet entschuldigt, weil er dessen Fleisch zur Ernährung seiner Kinder gebraucht hat. Unsere Familie braucht das Wildbret nicht zum Leben. Aber es ist ein begehrtes, schmackhaftes und gesundes Nahrungsmittel, das in unserer Volkswirtschaft auch eine bedeutende Rolle spielt. Auch wir genießen es gerne.
Sogar Vegetarier und Jagd-Gegner nehmen sich in Dankbarkeit und Ehrfurcht vor der Schöpfung (auch mit Bezug auf die Genesis 1, 28-30) ohne ein schlechtes Gewissen – genauso wie wir Jäger – Obst, Gemüse, Getreide, Milch, Eier oder Fische und andere nachwachsende Früchte der Erde, ohne der Natur dadurch zu schaden. Anstatt uns Jäger immer wieder mal als „Mörder“ zu verunglimpfen, sollten unsere Kritiker ihren ethisch begründeten Protest besser auf das Problem fokussieren, dass seit einigen Jahren endlos Mais für Bio-Gas-Anlagen angebaut wird, während in der Dritten Welt die Menschen verhungern.
Es werden allein in Deutschland jährlich 60-zig Millionen Schweine oder 700 Mio Hühnchen industriell gezüchtet, gefüttert und geschlachtet, weil wir deren Fleisch zur Ernährung brauchen. Es werden auch -zig Millionen Fische gefangen. Kaum einer kommt aber auf die Idee, unsere Fischer, unsere Landwirte und Tierhalter oder die Veterinäre und Mitarbeiter in Schlachthöfen als „Mörder“ zu beschimpfen.
Wir Jäger „ermorden“ die wild lebenden Tiere ebenfalls nicht, selbst wenn wir dazu im Gegensatz zu den Fischern (Netze) oder Metzgern (Strom / Messer) eine Waffe benötigen. Mit dem Lasso geht es leider nicht. Selbst die Vegetarier benötigen Mähdrescher oder Pflücker, die für sie die Ernte vom Acker holen. Wir „erlegen“ das Wild oder wir „bringen es zur Strecke“. Das ist auch nicht nur ein semantischer Unterschied. Bereits die Art und Weise wie das bei der Jagd in der Regel individuell geschieht (Ausnahme bei einigen Drückjagden auf Sauen mit großer Strecke), unterscheidet sie sich schon essentiell vom Fließband-Schlachten im Schlachthof.
In unseren Schlachthöfen sind die Abläufe bei den 760 Millionen Tieren leider nicht immer alle tierschutzgerecht. Auch bei der Jagd gibt es nicht immer nur den von uns angestrebten sofortigen, schmerzfreien Tod. Leider ist dies Realität, obwohl wir alle es besser machen wollen. Ein qualifiziertes Treffen des Wildes mit unserer Jagdwaffe ist also ebenfalls oberste ethische Verpflichtung des Jägers.
Auch in Afrika reichen Krokodile, Löwen und Leoparden nicht aus, um die riesigen Gnu-Herden oder Antilopen-Herden zu regulieren. Überall auf der Erde und im Meer leben die Pflanzen, Tiere und Fische zu dem Zweck, anderen Tieren und vor allem dem Menschen ein Nahrungsmittel zu sein. So hat Gott seinen Schöpfungs-Plan gemacht.
Zur Jagd gehört also sicher Verantwortung, Respekt vor der Schöpfung, Moral und Gewissen. Zur Jagd gehört aber auch der Wille, Beute zu machen und sich an ihr zu erfreuen. Dafür muss und will ich mich nicht schämen. Und in diesem Sinne schließt sich der Kreis aus Genesis und realem Tun, weil ich mit dem Auftrag, die Erde zu kultivieren und zu bewahren, als Jäger für das Wohlergehen der wilden Geschöpfe und für das Gleichgewicht in der Natur insgesamt auch etwas beitrage.
Eingefleischte Jagd-Gegner wird dies alles wegen ihrer ideologischen Grundeinstellung nicht überzeugen. Da kann man leider nichts daran ändern. Eine saubere Ausübung der Jagd hilft uns allerdings, die Angriffsflächen zu minimieren.
Eine Portion Humor gehört auch zur Jagd dazu. Nur mit „tierischem Ernst“ macht die Jagd keine Freude, zumindest mir nicht. Und es geschehen bei der Jagd auch immer wieder Sachen, die zum Schmunzeln sind. Wenn wir Jäger die „ernste Sache mit der Jagd“ und gelegentlich auch uns selber mal durch die Hundebrille beäugen wie auf der Titelseite, dann dürfen wir getrost fröhlich unser Waidwerk ausüben und auch manchmal in Selbstironie herzhaft lachen.
Deshalb habe ich diese Geschichten aufgeschrieben. Als Pensionär habe ich jetzt ja auch die Zeit dafür. Ich wünsche viel Vergnügen bei der Lektüre. Ein Schuss Satire darf natürlich auch nicht fehlen, sie gibt die nötige Würze dazu.
Peter Giselbrecht will nach Feierabend noch auf Sauen ansitzen. Der Weg von München ins Revier bei Holzkirchen dauert nur eine gute halbe Stunde. Es ist Mitte November. Die Blätter im Eichen/Buchen- Altholz bei der Kirrung sind nach dem ersten Frost schon Licht schaffend von den Bäumen gefallen. Halber Mond spendet ausreichend Licht für einen verantwortbaren Schuss auf Schwarzwild.
Seine Frau Elke hat heute Abend Zeit für sich ganz alleine. Denn ihre Enkel, die sechsjährigen Zwillingsbuben, sind heute mit den Eltern im Mc Donalds. Also kann sie wieder einmal Ihre Lieblings-CD mit der Sopranistin Cecilia Bartoli genießen. Niemand stört sie und quatscht dazwischen. Musikgenuss pur, welche Kultur!
Peter parkt das Auto 300 Meter vom Hochsitz entfernt. Er prüft den Wind und ist zufrieden. Westwind, das passt für die Anpirsch zur Leiter und für die Wache auf dem Sitz. Im Autoradio wurde leichter Wind, stabil aus westlicher Richtung, angesagt. Sonst würde er den Sitz südlich nehmen.
Eine Viertelstunde nimmt sich Peter für den Weg zum Sitz. Immer wieder kontrolliert er den Bestand durch sein neues Zeiss-Glas. Vor zwei Jahren hat er es zum 60. Geburtstag von seiner Bank geschenkt bekommen. Peter ist dort Abteilungsleiter und Spezialist für schwierige Steuerfragen in der Landwirtschaft. Bei seiner Genossenschafts-Bank genießt er hohes Ansehen und viele Landwirte, vor allem größere Betriebe, sind wegen seiner guten Beratungen zu dieser Bank gewechselt. Positive Agrarförderung ist das für die eh schwierige Lage in der Landwirtschaft.
Das Glas macht Spaß. Es ist leicht, hängt nicht wie ein Mühlstein an der Brust, hat eine hervorragende Schärfe, dazu eine optimale Vergütung, insbesondere in diffusem Licht und in der Nacht-Dämmerung wie jetzt gleich, wenn er bei halbem Mond auf Sauen hofft.
Peter sieht und hört kein Wild bei seiner leisen Pirsch zum Sitz. Das ist gut so. „Wenn ich ein Stück Wild beim Anlaufen vergräme, und es schreckend abspringt, dann ist schon der Wurm drin“, weiß er aus Erfahrung. Der Rucksack liegt geöffnet links neben ihm auf dem Sitzbrett. Die Bockbüchsflinte ist jetzt geladen mit der. 30-06 und ein 4-er Schrot steckt im oberen Lauf. Einen Fuchs würde er nicht ziehen lassen. Eine Kugelpatrone für einen eventuellen zweiten Schuss liegt auf dem Rucksack bereit.
Peter hat seine Sinne auf Empfang gestellt. Bisher noch kein Geräusch, keine Bewegung, kein Geruch nach Maggi. Wenn Sauen in der Nähe sind, riecht das so ähnlich. – Elke wird den Abend genießen, denkt er nebenbei. Das ist gut für sie, es ist eh selten genug, dass sie zu ihrem Recht kommt.
Elke legt zuerst die wunderbare Koloratur-Arie „Königin der Nacht“ aus Mozarts Zauberflöte mit der Bartoli in die Stereo-Anlage. Danach genießt sie noch einige „Ohrwürmer“ mit ihrer Lieblings-Sängerin aus italienischen Opern und zum Schluss lässt sie bei einem Glas Prosecco noch die Koloratur-Arie „Nachtigall, Stimme der Natur“ mit Ingeborg Hallstein erklingen. Es ist wohl die beste Interpretation dieser Nachtigall-Arie.
Nach einer halben Stunde wie aus dem Nichts steht plötzlich ein Stück Rehwild vor der Douglasien-Kultur bei den Brombeerhecken. Es sichert. Da zieht ein kleineres Reh nach. Aha, ein Kitz. Beide äsen jetzt an den Brombeerblättern. „Das ist ideal so, denn nun habe ich meine Melder direkt vor mir. Rehwild benimmt sich wie eine Zeitung. Die melden mir, wenn Sauen kommen“. Peter beobachtet eine Weile die beiden Rehe und spürt, dass ihn der harte Tag etwas müde gemacht hat. Und wie er gerade so am Einnicken ist, beruhigt er sich mit dem Wissen, dass die Rehe ihn mit „Schrecken“ aufwecken würden, wenn Sauen kämen.
Wie lange Peter nun schon gedöst hat, weiß er nicht. Er hört nur ein heftiges Schrecken der Rehgeiß und öffnet seine Augen. Kommen Sauen? Genau in diesem Augenblick flattert ihm eine Eule ihren Flügel ins Gesicht und segelt in den dunklen Wald davon. Es ist ihm kühl am Kopf. Der Hut ist weg. Nochmals mit der Hand an den Kopf gefasst, tatsächlich! „Die Eule hat mir den Hut geklaut direkt vom Kopf! Das ist wie Jägerlatein, das glaubt mir kein Mensch.“
Nach diesen Sekunden des Diebstahls schreckt das Rehwild nicht. Aber jetzt wieder, mehrmals. Kommen Sauen? Er hört nichts. Der Blick durchs Glas zeigt ihm die gegen seinen Hochsitz sichernde Geiß. Jetzt schreckt sie ohne Pause und springt in die Douglasien zurück. Hat sie seine Armbewegungen gesehen oder hat der Wind leicht geküselt? Das Kitz springt ebenfalls ab.
Die Bühne ist leer. „So eine Frechheit, mir einfach den Hut vom Kopf zu klauen. Ja das ist eben ein Greif-Vogel. Der greift halt zu, wenn sich die Gelegenheit bietet“, sinniert Peter und konzentriert sich wieder auf mögliche Geräusche anwechselnder Sauen, denn vielleicht war es doch der „Feuermelder“ von der Rehgeiß für Sauen, die schon in der Nähe sind.
Es passiert nichts mehr an diesem Abend. Peter baumt vom Hochsitz ab und sucht in der Richtung des Eulenfluges den Boden ab. „Vielleicht hat sie ihn ja fallen lassen“, hofft er. Aber nichts ist zu sehen, die Taschenlampe meldet Fehlanzeige.
Schmunzelnd aber auch etwas traurig fährt Peter nach München zurück. Elke muss herzhaft lachen über den Eulen-Klau. „Du hast ja Gott sei Dank noch ein paar andere Hüte, die Du als Jagdhut verwenden kannst.“ – „Ja, aber ohne den schönen Gamsbart und ohne die Anstecknadeln mit den wunderbaren Erinnerungen“. – Traurig ist er schon. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott …..
Elke nimmt ihren Peter zum Trost in die Arme und sagt: „Was dem einen sein Uhl, ist dem andern sein Nachtigall“. Elke strahlt noch voller Freude über das Lied mit der Hallstein und die Arien der Bartoli. Jetzt müssen beide herzhaft und laut lachen. Sie gibt dem Peter einen Kuss.
Am nächsten Tag ist Samstag. Nach den Einkäufen für das Wochenende fährt Peter nochmal ins Revier zum Tatort. Vielleicht hat die Eule den Hut doch fallen lassen? - „Hier in diese Richtung ist die Eule abgestrichen, als ich aufwachte“. Aber da liegt halt immer noch kein Hut. Peter steigt die Leiter hoch, um sich nochmal von oben einen Überblick zu verschaffen. Und wie er auf der dritten Sprosse steht, sieht er den Hut hinter dem Hochsitz im Laub liegen.
Jetzt ist ihm alles klar: Die Eule hat ihm den Hut gar nicht geklaut, der ist ihm vom Kopf nach hinten abgerutscht, als er eingeschlafen war. Vom Flügelschlag der erschrockenen Eule, die ihn nicht auf dem Sitz vermutet hatte, wurde er genau in dem Augenblick aufgeweckt, als er hutlos etwas Kälte am Kopf spürte und die Eule gerade landen wollte. Die Geiß schreckte wohl auch nur deshalb, weil Peter kräftig geschnarcht hatte. Sie dachte sich wahrscheinlich, da sitzen Sauen auf dem Hochsitz. Peter musste laut lachen.
Da schreckte wieder die Geiß an den Brombeeren und gab ihren schadenfreudigen Kommentar ab.