Der Schlüssel zum MPU-Erfolg - Band 2
Wie man den „Idiotentest“ bei
Auffälligkeiten mit Drogen besteht
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Für die Umschlaggestaltung danke ich Nicole Rübarsch und dem Verlag BoD
Einer Ihrer schlimmsten Alpträume hat sich erfüllt - der Führerschein ist weg. Wie oft haben Sie sich im Geiste dafür schon in den Hintern getreten? Wahrscheinlich unzählige Male…
Ihre Freunde oder Ihr Chef waren von dem Ereignis sicherlich auch nicht begeistert - von Ihrem Partner ganz zu schweigen. Und dann noch diese lästigen Fragen von Kollegen und Bekannten, wo Sie Ihr Auto gelassen hätten, warum Sie zu Fuß unterwegs sind usw. Ohne Zweifel, eine extrem unangenehme Situation.
Ich weiß das aus eigener Erfahrung, schließlich habe ich den gleichen Fehler begangen - unter Drogeneinfluss (Cannabis) Motorrad gefahren, allerdings ohne aufzufallen. Das habe ich zu einem späteren Zeitpunkt mit Alkohol „geschafft“ und dadurch den „Lappen“ verloren.
Jedenfalls ging ich damals davon aus, „lediglich“ eine Strafe bezahlen zu müssen und eventuell eine Sperrfrist zu bekommen. Der Führerschein wird mir dann automatisch wiedererteilt - dachte ich.
In der Gerichtsverhandlung, die einige Wochen später anstand, wurde ich eines Besseren belehrt. Denn während der Urteilsverkündung war von der zusätzlichen Anordnung einer MPU die Rede. In diesem Moment fühlte ich mich so, als ob sich der Boden unter mir öffnen würde.
Aufgrund der spärlichen Infos meines Anwalts zum Thema MPU blieb ich zunächst in dem Irrglauben, es ginge beim sogenannten „Idiotentest“ hauptsächlich um den Fehler, betrunken gefahren zu sein. Doch es sollte wesentlich mehr dahinter stecken. Dies erfuhr ich allerdings erst runde neun Monate später, als ich den Brief der Führerscheinstelle in Händen hielt.
„….dadurch haben Sie sich als ungeeignet zum Führen von Kraftfahrzeugen erwiesen.“ Das „hörte“ sich nicht gut an. Doch es kam noch schlimmer. Zusätzlich teilte das Amt mit, daran zu zweifeln, dass ich in der Lage bin, kontrolliert trinken zu können. Deshalb müsse im Rahmen einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung folgende Frage geklärt werden: „Ist zu erwarten, dass der Betroffene auch zukünftig ein Kraftfahrzeug unter Alkohol führen wird?“
Im Falle einer Drogenauffälligkeit klingt die Frage der Behörde ähnlich und kann wie folgt erweitert sein: „Die Untersuchung soll klären, ob eine Abhängigkeit vorliegt bzw. ob, trotz gelegentlichen Drogenkonsums (Nur bei Cannabis), der Konsum der Droge zuverlässig von der Verkehrsteilnahme getrennt werden kann.“
Spätestens dann, wenn man als Betroffener solche Fragen liest, wird einem klar, dass man ein echtes Führerscheinproblem hat. Und man ist förmlich gezwungen, sich selber zu fragen, ob man noch ein weiteres Problem hat, nämlich mit Drogen?!
Vielleicht haben Sie sich auch schon gefragt, warum die bei Ihnen festgestellte Konzentration wirksamer Drogensubstanz oder die der Abbauprodukte (z.B. von THC) am Tattag derart hoch war. Vielleicht ging die Antwort in folgende Richtungen: „Was soll‘s, in Holland ist das doch auch normal.“ oder: „Tja, wir ziehen halt gerne mal „Einen durch.“
In der MPU kann man mit solchen Aussagen natürlich keinen Blumentopf gewinnen. Was aber erwarten eigentlich die Gutachter der MPU-Stelle von Ihnen? Machen wir uns nichts vor: Um beispielsweise im Bereich Cannabis eine Wirkstoffkonzentration der Abbauprodukte von ca. 150 ng/ml zu erreichen zu können, muss man im Vorfeld bereits einige Zeit im „Training“ gewesen sein. Aber aus welchen Gründen? Vielleicht denken Sie jetzt an Ihre Kumpels und Kollegen, die Freizeitgestaltung oder an das Chillen nach der Disco?
So kommen wir der Sache schon näher. Zumindest in Bezug auf sogenannte äußere Auslöser - eine der Ursachen für Drogenkonsum.
Sehr wahrscheinlich finden sich „im Außen“ noch weitere Faktoren, doch dazu später mehr in Kapitel 3.
Die MPU wäre recht simpel, wenn es sich nur um die Themenkreise „Konsum und Fahren“ und „Äußere Auslöser“ drehen würde. Wo ist also der Haken? Die Gutachter gehen davon aus, dass wir uns nicht einfach „nur so“ in bestimmten Lebensumständen befinden, sondern wir selber viel damit zu tun haben. Sie merken, es wird persönlich und fragen sich eventuell, was das alles soll. Es geht um das Thema, das für die meisten schlecht vorbereiteten Betroffenen in der MPU nicht lösbar ist - die „Inneren Auslöser.“
In diesem Zusammenhang ist interessant, dass wir alle meinen, uns selber gut zu kennen. Dem ist aber nicht so - tatsächlich kennen wir uns nur bruchstückhaft. Sie glauben nicht, wie oft Klienten mit ratloser Miene vor mir gesessen haben, nachdem ich sie nach ihren Charaktereigenschaften befragt hatte. Aber keine Sorge, fast jeder von ihnen hat es letztendlich als positive Bereicherung empfunden, mehr über sich herausgefunden zu haben. Natürlich können Sie das auch schaffen! Ehrlich gesagt, Sie müssen sogar, denn die Erkenntnisse zum Thema „Innere Auslöser“ sind von unschätzbarem Wert für Ihre MPU und für Sie persönlich!
Stellen Sie sich vor, Sie erhalten Ihren Führerschein nach bestandener MPU zurück und müssen feststellen, dass der hinter Ihnen liegende Weg sehr wichtig war. Dass Sie vieles zum Positiven geändert haben - und Sie nun, an diesem Punkt angekommen, wesentlich zufriedener sind. Ganz bewusst habe ich dem Thema „Innere Auslöser“ in diesem Buch genügend Raum gegeben, denn dieses Thema enthält den Schlüssel zu Ihrem (MPU-) Erfolg!
Wie ziehen Sie den größten Nutzen aus diesem Buch? Versuchen Sie, die Inhalte sehr aufmerksam zu lesen. Optimale Voraussetzungen sind ein freier Kopf und die nötige äußere Ruhe. Je intensiver Sie mit diesem Buch arbeiten, desto größer die Effekte. Nehmen Sie z. B. Unterstreichungen mit einem Textmarker vor, wenn gewisse Stellen für Sie persönlich von Bedeutung sind. Und legen Sie sich auf jeden Fall etwas zum Schreiben bereit. Seien Sie aktiv - es lohnt sich!
Ich wünsche Ihnen interessante Unterhaltung und viel Erfolg.
Siegfried Metze im Mai 2013
Der Entzug (bzw. das vorausgehende Fahrverbot)) des Führerscheins ist für die meisten Fahrer ein tiefer Einschnitt in die eigene Lebensqualität. Nachdem der Betroffene realisiert hat, dass er tatsächlich nicht mehr Autofahren darf, tauchen eine Reihe von Fragen auf. Viele davon fangen mit „wie“ an und beziehen sich auf organisatorische und persönliche Umstände. Es müssen also Lösungen her, die möglichst praktikabel und nervenschonend sind. Und das nicht nur für ein paar Wochen, sondern bis zur Wiedererteilung der Fahrerlaubnis!
Gestalten Sie sich Ihr Leben in der jetzigen Situation nicht unnötig schwer, indem Sie die Neugierde der anderen befriedigen. Wenn Sie jemand fragt, warum Sie mit dem Bus zur Firma kommen, sind Sie nicht verpflichtet, den wahren Grund zu nennen. Ansonsten machen Sie sich womöglich selber zum Thema der nächsten Monate. Lassen Sie sich lieber etwas Nachvollziehbares einfallen. Zum Beispiel, dass es besser für die Umwelt ist, wenn Ihr(e) Freund(in) den Wagen für den Weg zur Arbeit nimmt.
Der Führerscheinentzug ist ein sehr persönliches Ereignis, so dass nur die wichtigsten Menschen aus dem direkten privaten und beruflichen Umfeld informiert werden sollten. Zum Vergleich: Wenn Sie aus Kostengründen in eine kleinere Wohnung umziehen müssten, würden Sie dann allen von Ihrer knappen Kasse berichten?! Wohl kaum.
Allerdings empfehle ich, mit den Ihnen vertrauten Menschen offene Gespräche über den Verlust der Fahrerlaubnis zu führen. Räumen Sie schonungslos ehrlich den gemachten Fehler ein. Dies ist nicht ganz einfach und kostet Überwindung. Letztlich werden Sie jedoch erkennen, wie erleichtert Sie im Nachhinein sind. Ein weiterer Vorteil ist der, dass sich Chancen ergeben, Ihre Beziehungen zu intensivieren. Und bedenken Sie, dass Sie wahrscheinlich nicht umhin kommen, hier und da jemanden bitten zu müssen, Sie zu fahren. Das ist Ihnen unangenehm? Mein Tipp: Springen Sie über Ihren eigenen Schatten!
Organisieren Sie sich und versuchen Sie, die „Vorteile“ der neuen Lage zu sehen. Eventuell haben Sie die Möglichkeit Geld einzusparen und mehr für Ihre Gesundheit tun. Ich weiß, wie das für Sie klingt, doch manche Erfahrungen müssen erst einmal gemacht werden, um gewisse Vorzüge erkennen zu können.
Mit Ihrem Drogenkonsum ist es ähnlich. Stellen Sie sich vor, es würde in Ihrem Leben ohne die Droge(n) insgesamt besser laufen. Ich nehme an, dass Sie nichts dagegen hätten, oder? Und im Übrigen kommen Sie um eine Drogenabstinenz ohnehin nicht herum. Denn für die MPU benötigen Sie Nachweise darüber sowie über einen normalen Umgang mit Alkohol bzw. über eine zusätzliche Alkoholabstinenz. Je nach Fall sind die Forderungen der Untersuchungsstellen unterschiedlich (dazu mehr an anderer Stelle in diesem Kapitel).
Tipp:
Wenn Sie die Droge(n) als Mitschuldige(n) für die Führerschein-Misere erkennen, fällt eine Distanzierung sicherlich leichter. Zusätzlich können Sie ihre Motivation verstärken, wenn Sie den Drogen- und Alkoholverzicht als Selbstbestrafung betrachten.
Einige Wochen nach der BTM-Fahrt erhalten Sie per Post den Bußgeldbescheid (z.B. bei Cannabis) oder einen Strafbefehl (grundsätzlich bei harten Drogen wie z.B. Kokain).
Durch den Bußgeldbescheid erfahren Sie lediglich die Höhe des Bußgeldes und, dass Sie ein 4-wöchiges Fahrverbot erhalten. Von der Anordnung einer MPU erfahren Sie erst Wochen oder Monate später aufgrund einer Mitteilung der Straßenverkehrsbehörde. Aus diesem Grund ist es ratsam, den Konsum von Drogen umgehend einzustellen und sich bald in ein Abstinenzkontrollprogramm einer MPU-Stelle zu begeben (dazu mehr unter 1.4)) oder sich alternativ eine Haarsträhne am Hinterkopf zu „züchten“ bzw. die Haare insgesamt wachsen zu lassen. Schließlich wollen Sie keine Zeit verschenken, denn Sie müssen, je nach Droge und Aktenlage, eine Abstinenz von der Dauer eines ½ oder 1 Jahres nachweisen können.
Gleiches gilt natürlich für Fälle, wo harte Drogen konsumiert worden sind. Durch den Strafbefehl bekommen Sie die offizielle Mitteilung über die Entziehung der Fahrerlaubnis und erfahren die Höhe der Geldstrafe bzw. die Länge der Sperrfrist. Ob das Strafmaß angemessen oder eher überhöht ist, kann der juristische Laie schlecht beurteilen. Hinzu kommt noch ein anderer Aspekt: Verurteilung wegen Fahrlässigkeit oder Vorsatz?!
Um sich Klarheit zu verschaffen, sollten Sie einen Fachanwalt für Verkehrsrecht bzw. einen im Verkehrsrecht erfahrenen Anwalt aufsuchen. Dieser kann Sie dahingehend beraten, inwiefern es sinnvoll ist, einen Widerspruch gegen den Strafbefehl einzulegen. Falls ja, führt dies in der Regel zu einer Gerichtsverhandlung. Natürlich entstehen dadurch weitere Kosten. Hier sollte der Rechtsanwalt im Vorfeld abwägen, in welchem Ausmaß eine Senkung des Strafmaßes realistisch erscheint. Auch muss berücksichtigt werden, dass die Rechtsschutzversicherung, falls vorhanden, die Anwaltskosten nur bei Verurteilung zur Fahrlässigkeit übernimmt.
Der Sinn und Zweck einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung besteht in erster Linie darin, auffällige Verkehrsteilnehmer dahingehend zu überprüfen, ob sie auch zukünftig eine Gefahr für den Straßenverkehr darstellen.
Somit müssen alle alkoholauffälligen Fahrer zur MPU, wenn die festgestellte Promille 1,6 übersteigt. Wenn sie darunter liegt, die Uhrzeit allerdings ungewöhnlich erscheint, kann auch eine MPU angeordnet werden - z.B. 1,3 Promille um 11.00 Uhr vormittags. Wer wiederholt mit niedrigerer Alkoholkonzentration auffällt, muss ebenfalls zum „Idiotentest.“
Im Falle einer Drogenauffälligkeit unter aktiver Drogenwirkung wird grundsätzlich eine MPU angeordnet. Auch die sogenannten „Punktesammler“ sind fällig, wenn sie 18 Punkte (bzw. 8 Punkte nach Reform des Punktekatalogs) im Flensburger Verkehrszentralregister erreichen. Fahranfänger werden ebenfalls nicht verschont, wenn sie während der Probezeit durch eine schwerwiegende Ordnungswidrigkeit auffallen. Ferner droht Straftätern eine MPU, die ihr Fahrzeug zur Ausführung einer Tat benutzen (z.B. Bankraub) oder wegen Aggression in Erscheinung getreten sind (z.B. vorsätzliche Körperverletzung).
Im Gegensatz zur Auffälligkeit mit Alkohol existieren keine Kurse, um die Fahrerlaubnis früher zurück zu bekommen. Der Hintergrund ist der, dass im Bereich Alkohol ab 1,1 Promille gerichtliche Sperrfristen existieren, die unter bestimmten Voraussetzungen verkürzt werden können.
Weil bei Drogenauffälligkeiten oftmals keine Sperrfrist angeordnet wird, ist hingegen relevant, was die Straßenverkehrsbehörde erwartet bzw. die Untersuchungsrichtlinien der MPU-Stellen aussagen.
Weil die Behörde Nachweise über eine stabile Drogenabstinenz von ausreichender Dauer benötigt, ist nachvollziehbar, dass es zu keiner zeitlichen Verkürzung kommen kann. Natürlich gilt dies auch für alkoholauffällige Kraftfahrer, die Abstinenz nachweisen müssen.
Hinweis:
In besonderen Fällen könnte die Führerscheinstelle den Gebrauch eines KFZ für besondere Zwecke erlauben. Zum Beispiel dann, wenn Sie durch eine Entziehung der Fahrerlaubnis in berufliche Schwierigkeiten geraten, Ihre Existenz bedroht sein sollte oder Sie wichtige familiäre Verpflichtungen nicht mehr wahrnehmen könnten bzw. die eigene Gesundheit gefährdet wäre.
Auch, wenn die Wahrscheinlichkeit einer wohlwollenden Entscheidung des Amtes gering ist, sollten Sie oder Ihr Anwalt versuchen, eine Ausnahmeregelung zu erwirken, so dass Sie das Fahrzeug für bestimmte Zwecke weiterhin nutzen dürften.
Ein thematischer Dauerbrenner rund um das Thema MPU ist der ausländische EU-Führerschein. Dieser wird von den Anbietern als die Lösung schlechthin angeboten. Ganz nach dem Motto: „Seien Sie doch nicht dumm. Wozu eine MPU machen, wenn es doch einen wesentlich klügeren Weg gibt!?“ Mit solchen Worten stoßen diese „Dienstleister“ bei einigen Betroffenen auf offene Ohren - ein Geschäft mit der Hoffnung verzweifelter Ex-Fahrer.
Ich hatte im Jahr 2011 einen Klienten in der Beratung, der kurz davor gewesen ist, auf den „EU-Leim“ zu gehen. Der Grund dafür leuchtet ein - er hat bereits fünf negative „Idiotentests“ hinter sich. Mittlerweile ist ihm klar, warum. Er hat die Gutachter in jeder MPU mit denselben Aussagen konfrontiert. Leider immer mit den „falschen.“
Eine andere Gruppe Betroffener glaubt ebenfalls ihr Heil beim „EU-Lappen“ zu finden. Sie wissen genau, dass die MPU für sie nicht zu bestehen ist. Der Grund ist einfach: Sie wollen oder können auf den Konsum von Drogen nicht verzichten. Der Eine, weil er meint, es gehört zu seinem „Lifestyle“, der Andere, weil er ohne die Droge(n) nicht mehr klarkommt oder bereits abhängig ist.
Die Anbieter von EU-Führerscheinen versprechen, dass alles mit rechten Dingen zugeht: Die Betroffenen erhalten einen angeblich „wasserdichten“ Wohnsitz in einem anderen EU-Staat und deshalb gäbe es keinen Grund zur Sorge. Dass sie sich als Grundvoraussetzung allerdings 185 Tage pro Jahr in diesem Land aufhalten müssen, erfahren sie oftmals nicht.
Mittlerweile arbeiten ausländische Behörden, die solche Führerscheine ausstellen mit deutschen Ämtern eng zusammen. Spätestens wenn Sie mit Ihrer polnischen oder tschechischen Fahrerlaubnis in eine Verkehrskontrolle geraten, wird ermittelt, ob Sie tatsächlich einen regulären Wohnsitz in dem entsprechenden Staat haben.
Dazu eine kleine Geschichte aus dem wahren Leben: Vor Jahren stellte eine holländische Ausstellerbehörde fest, dass unter einer Adresse 250 Personen gemeldet waren, die als Ausländer eine holländische Fahrerlaubnis besitzen. Später fand man heraus, dass es sich bei der Adresse um eine Wohnung von 50 qm handelte. Dumm gelaufen, denn umgehend wurden sämtliche betroffenen Führerscheine für ungültig erklärt.
Regelmäßig kommen neue Klienten zu mir, denen das Fahren mit solchen EU-Führerscheinen in Deutschland untersagt worden ist. Ab diesem Augenblick stehen die Betroffenen wieder vor der Aufgabe, die sie gerne „umsegeln“ wollten: der MPU.
Bis heute erlebe ich in Info-Gesprächen mit gewissen Klienten immer wieder Ähnliches: Sie wehren sich gegen Dinge, die bereits stattgefunden haben und meistens auch gegen die MPU. Die bestehende Abwehrhaltung lässt sich an diversen Äußerungen schnell erkennen. In extremen Fällen beschwert sich der Betroffene zunächst über die Polizei, die am Tattag ausgerechnet ihn angehalten hat. Mancher Klient berichtet darüber hinaus von seiner Gerichtsverhandlung - der Richter sei unfreundlich gewesen und die Strafe sei außerdem viel zu hoch ausgefallen. Nicht zu vergessen der Rechtsanwalt, der kaum was gebracht, aber ein saftiges Honorar verlangt hat.
„Und jetzt soll ich auch noch zum „Idiotentest“. Das ist doch alles eine riesengroße Sauerei. Ich fahre seit über zehn Jahren unfallfrei, aber das interessiert ja diesen sesselfurzenden Beamten von der Führerscheinstelle nicht.“
Als Krönung sagt der eine oder andere Klient an mich gerichtet: „Und jetzt noch diese Beratung. Sie wollen doch an meiner Situation ebenfalls nur verdienen, wie alle Anderen auch.“
Dass wir uns nicht falsch verstehen: Ich habe Verständnis für Äußerungen dieser Art und kann die Emotionen, die damit in Zusammenhang stehen, menschlich nachvollziehen. Doch was bringt es, wenn ich dem Klienten beipflichte? Was nützt es der Sache an sich? Rein gar nichts, ganz im Gegenteil, denn ich würde die Widerstände gegen die Beratung und die MPU zusätzlich verstärken. Schauen wir uns zur Verdeutlichung der Thematik einen Vergleich an:
Sie stehen vor einer schulischen Abschlussprüfung, die Sie im Vorjahr vergeigt haben. (Das Leben hatte Besseres zu bieten - Urlaub, Chillen, Partys usw.)
Sie wollen zwar die Prüfung bestehen, doch wenn Sie vor den Büchern sitzen, kommen Sie nicht weiter. Der Grund für die Blockade: Ihre eigenen negativen Gedanken:
Mal ganz ehrlich, glauben Sie, dass man mit einer derartigen Haltung die Prüfung bestehen kann? Vielleicht, aber ich denke, Sie stimmen mir insofern zu, dass kein optimales Prüfungsergebnis erreicht wird?!
Das Hauptproblem ist der innere Widerstand gegen unangenehme Ereignisse (die nicht bestandene Prüfung oder die Drogenfahrt) und gegen die Folgen (erneute Prüfung bzw. MPU).
Wie oft standen Sie in Ihrem Leben vor Situationen, gegen die Sie sich gewehrt haben? Schulwechsel, Gesellenprüfung, Examen, Wohnungsumzug, Einberufung zur Bundeswehr, Trennung vom Partner - was auch immer. Eines hatten diese Situationen gemeinsam. Sie stemmten sich gegen sie und haben dadurch kostbare Energie verbraucht. Im Nachhinein betrachtet: wozu eigentlich? Hat es Ihnen geholfen, die Schwierigkeiten schneller oder besser zu bewältigen? Wahrscheinlich nicht.
Letztendlich sind Sie vielen Herausforderungen entgegengetreten, und haben die Sache letztendlich überstanden. Und wie hat sich das im Nachhinein angefühlt? Wie eine Befreiung? Jedenfalls mit der Folge, dass Sie stolz auf sich waren - und das völlig zu Recht!
Versuchen Sie zu akzeptieren, dass Sie im „Hier und Jetzt“ leben. Die Vergangenheit können Sie nicht mehr korrigieren. Aber in der Gegenwart, sprich heute, haben Sie die Chance, wichtige Entscheidungen zu treffen, die Ihre Zukunft positiv beeinflussen!
Und ein positives MPU-Gutachten ist planbar. Der Ausgang der Untersuchung hat weder mit Glück noch mit Zufall zu tun. Ich wünsche mir für Sie, dass Sie die MPU als Herausforderung annehmen und auch durch dieses Buch klare Entscheidungen treffen. Mit der nötigen Konsequenz bis zur MPU werden Sie es letztendlich schaffen, die Gutachter zu überzeugen. Glauben Sie an sich!
Von den Untersuchungsrichtlinien der MPU-Stellen abgeleitet, ergeben sich auf diese Frage klare Hinweise. Diese können sich auf Abstinenznachweise in Bezug auf Drogen und Alkohol beziehen. Zur Verdeutlichung schildere ich Ihnen in Kürze vier mögliche Szenarien, aus denen heraus klar wird, was der jeweilige Betroffene vor der MPU in Angriff nehmen sollte:
Hinweis:
In den weiteren Kapiteln werden die einzelnen Themen intensiver behandelt.
Der Konsument mit sporadischem Drogenkonsum
Wenn Sie erstmalig mit weichen Drogen (Cannabis) und niedriger Konzentration von THC in Blut und Urin aufgefallen sind, könnten Sie „theoretisch“:
Im vorliegenden Fall kann der Betroffene auch weiterhin Cannabis in Maßen konsumieren, wenn er nachvollziehbar die zuverlässige Trennung von Konsum und Fahren schildern kann. Ebenfalls darf der zu Untersuchende Alkohol im Rahmen eines normalen Konsums trinken.
Merkmal
Der Betroffene ist in der Lage, Cannabis kontrolliert zu konsumieren.
Hinweis:
Erfahrungsgemäß ist von diesem Vorgehen abzuraten und stattdessen eine Abstinenz einzuleiten. Siehe b)
Vorliegender Drogenmissbrauch
Wenn Sie wiederholt mit weichen Drogen und niedriger oder hoher Konzentration von THC und/oder erstmalig oder wiederholt mit harten Drogen und niedriger oder hoher Konzentration der jeweiligen Substanz in Blut und Urin aufgefallen sind, müssten Sie:
Drogenabhängigkeit
Wenn eine Diagnose über eine Drogenabhängigkeit vorliegt, müssen Sie:
Merkmal
Der Betroffene ist aufgrund seiner Sucht behandlungsbedürftig.
Eventuell fragen Sie sich nun, welcher der drei unterschiedlichen Fälle auf Ihren zutrifft. Von den weiteren Infos in diesem Buch abgesehen (siehe auch „Test“ in Kapitel 2), empfehle ich folgendes:
Sprechen Sie ein offenes Wort mit Ihrem Hausarzt. Bevor Sie dort einen Termin vereinbaren, sollten Sie sich zu Hause in Ruhe überlegen, wie Ihre Konsumgewohnheiten tatsächlich aussehen. Beantworten Sie folgende Fragen und bemühen Sie sich dabei um Ehrlichkeit sich selber gegenüber:
Notieren Sie sich die Ergebnisse und teilen Sie sie Ihrem Arzt mit. Alternativ oder zusätzlich können Sie auch eine Suchtberatungsstelle Ihrer Stadt aufsuchen. Keine Sorge, man wird Ihnen nicht vorschnell einen „Stempel aufdrücken“. Sie haben es mit Profis zu tun, die mit Ihren Informationen ernsthaft und vertraulich umgehen. In der Regel entstehen keine Kosten für den Betroffenen.
Selbstverständlich besteht die zusätzliche Möglichkeit, dass Sie Ihr zuständiges Straßenverkehrsamt kontaktieren. Dort erhalten Sie Infos, welche Institute klärende Einzelgespräche anbieten, die jedoch kostenpflichtig sind. Der Vorteil dieser Beratung liegt darin, eine fachliche Meinung zu Ihrem Drogenkonsum und Informationen zu den Voraussetzungen für eine Führerscheinwiedererteilung zu erhalten. Befürchtungen, dass Inhalte des Gesprächs später an Ihren Gutachter weitergegeben werden, sind eher unbegründet. Wenn Sie allerdings sicher gehen wollen, können Sie auch darauf bestehen, keine persönlichen Angaben machen zu wollen (Name, Wohnort etc.)
Wo auch immer Sie sich beraten lassen wollen - werden Sie jetzt aktiv!
Denken Sie im nächsten Schritt zu Hause in Ruhe darüber nach, was man Ihnen geraten hat. Sehr wahrscheinlich hilft es auch, wenn Sie mit einer Ihnen nahestehenden Person sprechen. In den Tagen darauf werden Sie die Dinge klarer sehen. Dann ist es natürlich an der Zeit, Entscheidungen zu treffen. Legen Sie fest, was Sie konkret ändern wollen und wie Sie dieses Ziel erreichen können. Wenn Sie so weit sind, informieren Sie Vertrauenspersonen oder auch Ihren Arzt darüber. So setzen Sie sich selber unter Druck, was hilfreich ist, um Ihr Vorhaben konsequent in die Tat umzusetzen. Sehen Sie es positiv, den bisherigen „Trott“ zu verlassen und glauben Sie an Ihren Erfolg!
Natürlich ist für die Führerscheinbehörde Droge nicht gleich Droge. Es ist also von der festgestellten Substanz und auch von den festgestellten Werten in Urin und Blut abhängig, über welchen Zeitraum eine Abstinenz nachzuweisen ist.
Weil jeder (Ex-) Konsument eine subjektive Einstellung zum Umgang mit Drogen hat, ist es für den Einzelnen nicht unbedingt einfach, das eigene Konsumverhalten realistisch zu bewerten. Eine klare Sichtweise ist jedoch die beste Grundlage, um sichere Entscheidungen für die Zukunft treffen zu können. Deshalb sollten Sie den nachfolgenden kleinen Test bearbeiten.
Bevor Sie mit dem Test beginnen, beachten Sie bitte folgende Hinweise: