DAS SOLARRUNDHAUS IN TROSSINGEN
ANDERS WOHNEN ANDERS LEBEN
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FOTO Archiv BG Weber
Martin Bilger gründet um 1900 eine alternative Theosophengemeinde – und bleibt allein.
Anfang des letzten Jahrhunderts gründet ein Aussteiger namens Martin Bilger in Trossingen, Südwürttemberg, eine Siedlung mit sechs erstaunlichen Häusern. Es sind die ersten passiven Solarhäuser Deutschlands: runder Innenraum mit dicken Mauern, umgeben von einem gläsernen Gang. Auch im Winter ist das Rundhaus warm, so die Sonne scheint. Der „Ulmer“, wie Martin Bilger genannt wird, weil er in Ulm im Molkereigeschäft zu richtig viel Geld gekommen ist, will eine theosophische Gemeinschaft gründen, mit Gleichgesinnten. Dazu kommt es nie, Bilger bleibt allein. Der Verfasser hat ab 1981 das letzte der sechs Rundhäuser vor weiterem Verfall und drohendem Abriss gerettet, freundlich unterstützt von der Stadt Trossingen, dem Landesdenkmalamt Freiburg sowie den Trossinger „Heimatschützern“. Seit 1983 ist das letzte Rundhaus als Kulturdenkmal geschützt. Seine Bewohner schätzen die ganz besondere Atmosphäre.
FOTO Archiv BG Weber
Wer einige Zeit in einem Rundhaus lebt, fragt sich, warum die meisten Menschen dieser Erde in rechteckigen Häusern und Zimmern wohnen. Viele können sich nicht einmal vorstellen, in ein rundes Haus einzuziehen. „Wo stellt man da die Möbel, die Schrankwand auf?“ ist eine Frage, die typisch ist für das normierte Denken des recht-schaffenden Menschen. Der betrachtet das Rechteck als das Normalmaß, den rechten Winkel als Ordnungsprinzip, mit dem man die Natur ‚in den Griff‘ bekommt, sich gegen eine bedrohlich erscheinende Umwelt eingrenzen kann und muss.
Das Leben im Rund kommt dagegen der Heraklit’schen Erkenntnis des „Panta Rei“„Ulmer“