Diese Buch widme ich meiner Frau Gisela, die mich bei der Arbeit konzeptionell und aktiv unterstützt sowie auf den meisten Reisen nach Portugal begleitet hat.
1983 war ich mit einem Kollegen und zwei Studenten auf Einladung des Direktors des nationalen Fliesenmuseums in Lissabon zum ersten Male in Portugal, um einen Unterrichtsfilm über die Herstellung von Fliesen in Handarbeit zu drehen. Auf dem Rückweg haben wir in Vila Real in Trás-os-Montes Station gemacht. Zwischen Vila Real und Osnabrück gab es seit 1982 einen Vertrag über den jährlichen Austausch von Künstlern. In dem Dorf Bisalhães bei Vila Real stieß ich zum ersten Male auf die schwarz gebrannte Keramik: Im Haus eines Töpfers lagen auf einem weißen Sofa schwarze Krüge und Schüsseln - welch ein Kontrast. Ich nahm etliche Stücke mit nach Deutschland. In den beiden Jahren darauf veröffentlichte ich ein Buch über die Arbeit der Töpfer in Bisalhães und drehte dazu einen Film für das „Institut des wissenschaftlichen Films“, Göttingen.
Auf Grund dieser Aktivitäten, die immer mit Aufenthalten vor Ort verbunden waren, lud mich die damals junge Universität in Vila Real 1988 für drei Monate ein, um eine Bestandsaufnahme der schwarzen Töpferei in ganz Portugal zu erstellen. Eine Aufgabe der neuen Universität war es, die regionale Entwicklung zu begleiten und voranzutreiben.
Seitdem habe ich dieses Handwerk über zwanzig Jahre regelmäßig beobachtet. Im Juni/Juli 1996 und im September/Oktober 2001 bin ich noch einmal in allen Orten gewesen, um nachzusehen, welche Töpfer noch arbeiten und wie sich ihre Arbeit verändert hat.
Parallel zu den Aktivitäten habe ich diese Keramik gesammelt, von jedem Töpfer einige für ihn typische Stücke. Die Sammlung umfasst ca. fünfhundert Stücke, ergänzt mit schwarz gebrannten Keramiken aus Mexiko und Indien. 2002 habe ich 293 Stücke aus Portugal, 16 Stücke aus Indien und 15 Stücke aus Mexiko dem Museu Nacional de Etnologia in Lissabon/Portugal vermacht. Im Juli des gleichen Jahres bin ich mit der Ethnologin Joana Cartaxo vom Museu Nacional de Etnologia noch einmal bei allen Töpfern gewesen, um Joana Cartaxo in die Materie einzuführen. Sie hat meine Sammlung im Museum betreut und in den Bestand eingearbeitet.
In den 1990er Jahren wurde die Sammlung in verschiedenen Städten Norddeutschlands ausgestellt, wie in Osnabrück, Bersenbrück, Bramsche, Lüneburg, Bremen, Nordhorn, Gronau.
Etwa 130 Stücke befinden sich noch in meinem Besitz, doppelte, besonders schöne und seltene Stücke. Diese wurden 2004 im Ofenmuseum Velten gezeigt. 2013 findet eine weitere Ausstellung im Ziegeleimuseum Lage statt.
Aus Anlass dieser Ausstellung fasse ich in diesem Buch meine Veröffentlichungen zu diesem Thema zusammen. Der wesentliche Zeitraum meiner Forschungen zur schwarz gebrannten Keramik liegt zwischen 1983 und 2004. Von den vierundvierzig Töp-fern, die 1988 gearbeitet haben, sind noch sechzehn aktiv. Die anderen sind verstorben oder haben aus gesundheitlichen oder Altersgründen aufgehört zu arbeiten. Der junge Nachwuchs besteht aus einer Töpferin in Vila Nova de Poiares, dem Sohn eines verstorbenen Töpfers in Ohlo Marinho, einer Töpferin und mehreren Töpfern in Molelos. So werde ich bei der Beschreibung der einzelnen Dörfer den Stand von 1988 und 2001/02 gegenüber stellen, sowie aufzeigen, welche Töpfer noch Ende 2012 gearbeitet haben.
Ein besonderer Dank gilt der Universität Trás-os-Montes e Alto Douro in Vila Real, die mich zu dem dreimonatigen Forschungs-aufenthalt im Sommer 1988 eingeladen und damit meine Forschungen erst ermöglicht hat. Hier möchte ich insbesondere den damaligen Rektor der Universität, Professor Doutor Fernandes Real, sowie Professor Doutor Féria Seita, die meine Arbeit begleitet haben, nennen. Wertvolle Hinweise und die Tonanalysen verdanke ich Ing. Fernando Lencart e Silva von der Universität in Vila Real. Ebenfalls gilt mein Dank der „Junta Nacional de Investigação Científica e Tecnológica“ in Lissabon, die die Forschungsarbeiten im Jahre 1988 finanziell gefördert hat.
Osnabrück, im Februar 2013
Portugal ist das einzige Land in Westeuropa, in welchem sich traditionelle Handwerksformen in großer Vielfalt bis in die heutigen Tage gehalten haben. Man kann darüber spekulieren, warum dies so ist.
Portugal ist immer ein zentralistisch regiertes Land gewesen. Lissabon war der Mittelpunkt, Porto hatte um seine Stellung zu kämpfen, um das übrige Land kümmerte man sich nur wenig. Zudem waren der Nordosten, das Gebiet Trás-os-Montes - das „Land hinter den Bergen“, und der mittlere Osten mit der Beira schlecht zugängliche Landschaften mit einer bis zum Teil bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts kaum ausgebauten Infrastruktur des Verkehrswesens. Eine Fahrt von Portalegre, Guarda nach Bragança und von dort nach Chaves war ein aufwendiges Unterfangen. Das Wort „Lissabon ist Portugal - und der Rest ist Provinz“ hat sicherlich einen wahren Kern. So konnten Neuerungen nur schwer oder gar nicht in die entlegenen Gebiete vordringen und es lag auch kein Interesse der Regierenden vor, dies zu ändern. Der letzte Höhepunkt dieser Entwicklung war die Salazar‘sche Politik der Abschottung des Landes gegen außen. In der „A Vos de Trás-os-Montes“, der einmal wöchentlich erscheinenden Zeitung von Vila Real, berichtete man in der Ausgabe vom 1. 9. 1994 auf Seite → von der Einweihung der Elektrizität in Pielas, einem kleinen Dorf mit 25 Einwohnern im Norden der Stadt im Concelho Vila Pouca de Aguiar. Dabei wurde in Vila Real schon 1892 das erste Elektrizitätswerk Portugals gebaut und bei der Bemessung der Straßenbeleuchtung hat man sich nach dem Vorbild in Paris gerichtet. So dicht, und das ist auch ein Kennzeichen für Portugal, können modernste Entwicklung und ein Verharren im Althergebrachten nebeneinander liegen.
Das Spektrum des traditionellen Handwerks ist noch sehr umfangreich. Es liegt eine Vielfalt von Monographien vor, in denen örtlich bezogene alte Handwerke beschrieben werden. Das heute noch umfangreichste Gebiet überlieferter Handwerkskunst ist die Arbeit mit Ton: die Töpfereien, die Ziegeleien mit Ziegelsteinen und Dachpfannen, die Fliesenmanufakturen und die Porzellanfabrikation. Die Töpferei der schwarz gebrannten Keramik ist dabei das Handwerk mit der längsten Überlieferung. Hier lässt sich aufzeigen, wie traditionelles Handwerk heute noch gepflegt und praktiziert wird. Unter traditioneller Keramik verstehe ich dabei die Gebrauchskeramik wie sie im Haushalt genutzt wird und die traditionelle Zierware, nicht die moderne künstlerische Töpferei sowie die industriell hergestellte Ware, wie sie in den Warenhäusern, Einkaufszentren und besonders in den Fremdenverkehrszentren angeboten wird.
Auf der Karte sind alle Orte mit traditioneller Gebrauchskeramik verzeichnet. Man erkennt deutliche Schwerpunktgebiete wie die Estremadura, der östliche Alentejo, Caldas da Rainha, die Region Barcelos. São Pedro do Corval bezeichnet sich als das größte Töpferdorf auf der iberischen Halbinsel. Dort wird in Manufakturen farbig glasierte Keramik jeglicher Art hauptsächlich für die Tourismusgebiete produziert. Ein Großteil der aufwendigen Schornsteinaufsätze im Alentejo und am Algarve stammt von hier. So ähnlich wird auch in Redondo gearbeitet. Flor da Rosa war noch bis vor dreißig Jahren ein bedeutender Töpferort, dann gab es einige Jahre keinen Töpfer mehr dort, jetzt arbeitet wieder ein Mann. Hier wurde viel unglasierte Gebrauchskeramik hergestellt. In Nisa hat man einen eigenen Stil entwickelt: die Oberflächen der Töpfe, Kannen, Teller werden mit kleinen Bergkristallsteinchen verziert. Der Preis der Ware richtet sich nach dem Umfang der Verzierung, nicht nach der Größe der Stücke. In Caldas da Rainha hat sich eine eigene Dekoration der Stücke entwickelt: das Obst, die Hummer… werden gleich dreidimensional auf die Teller appliziert, es gibt Geschirr in Form von Kohlblättern. Barcelos ist das Keramikzentrum im Norden des Landes. Die Keramik ist rot und farblos glasiert. Eine Verzierung wird mit weiß gefärbter Engobe in Form von Punkten auf den ungebrannten Scherben aufgebracht und dann glasiert. Viele Ziegeleien stellen Bauziegel und Dachpfannen her.
Das auf der Karte markierte Gebiet, das sich wie eine Zunge von der Grenze nach Spanien im Norden bis nach Mittelportugal hineinzieht, zeigt die Region der Schwarzbrandkeramik. In Aradas und Carapinhal wird neben der schwarzen auch rote Keramik gebrannt.
Die älteste gefundene Keramik stammt aus der Zeit von um 20000 Jahre v.Chr. Es kann angenommen werden, dass die ersten Stücke Keramik im offenen Feuer auf der Erde gebrannt wurden. Brennmaterial und Brenngut wurden zusammen auf dem Boden gestapelt. Damit das Brenngut bei einem zu schnellen Abkühlen keine Risse erhielt, wurde es nach dem Ende des Brandes mit Erde, Asche aus der Umgebung der Brennstelle abgedeckt. Man bezeichnet diese Art des Brennens als offenen Feld- oder Meiler-brand. Man kann annehmen, dass die älteste Keramik schwarz gebrannte Keramik war. Die Menschen damals wussten wahrscheinlich nicht, wodurch die Schwarzfärbung des Scherbens hervorgerufen wurde. Das wissen viele der heutigen Töpfer auch nicht so richtig, sie kennen aber sehr genau das Ursache-Wirkungs-Prinzip. Der Brennhügel, der Ofen muss zum Abkühlen vollkommen verschlossen sein, es darf keine Luft eindringen. Jedes noch so kleine Loch, aus dem ein Rauchwölkchen aufsteigt, wird verschlossen. Tut man es nicht, kann Luft eindringen und der Scherben wird zumindest an der Stelle heller oder sogar rot.
Warum wird die Keramik schwarz? Verkürzt gesagt ist es der aus der Zersetzung der Kohlenwasserstoffe des Brennmaterials stammende Kohlenstoff, der sich auf der heißen, unpolierten, d.h. unverdichteten Oberflächen als nichtglänzende, schwarze Schicht und auf polierten Oberflächen des Scherbens als Glanzkohlenstoff ablagert und auch gleichzeitig in den Scherben eindringt, so dass dieser durch und durch gefärbt wird. Dies geschieht bei etwa 700 bis 800 Grad Celsius und nur bei vollkommener Abwesenheit von Luft und seinen Bestandteilen. Dränge Luft in den Ofen ein, würde der Kohlenstoff verbrennen. Man spricht von einem Reduktionsbrand im Gegensatz zum Oxidationsbrand, bei dem auch beim Abkühlen Luft in den Ofen eindringen darf. Grundsätzlich kann man den Schwarzbrand mit Holzfeuer, in einem Gasofen oder sogar in einem elektrisch beheizten Ofen durchführen. Bei einem elektrisch beheizten Ofen muss man etwas Holz hinzufügen. Im luftleeren Raum werden die glühenden Spiralen jedoch so stark angegriffen, so dass sie nach wenigen Bränden verbraucht sind. Daher kommt dieses Verfahren aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Frage. Die Schwarzfärbung lässt sich in einem Oxydationsbrand wieder rückgängig machen, d.h. das Spiel von Schwarz- und Rotfärbung des Scherbens ließe sich beliebig oft wiederholen. Das Spektrum des „Schwarz“ reicht von tiefem Schwarz bis zum Silbergrau. Das macht auch den Reiz der Ware aus. Die Färbung hängt auch davon ab, wo das Stück im Feuer gelegen hat. Bei dem aktuellen Ofen in Molelos kommt die Ware nicht direkt mit den Feuer in Kontakt, dadurch ist die Ware gleichmäßig gefärbt.
Aus vorgeschichtlichen Funden schließt die Archäologie, dass die Gefäßkeramik zwischen 4000 und 3500 v.Chr. entlang der Mittelmeer- und Atlantikküste auf der iberischen Halbinsel Verbreitung fand. Eine erste Hochblüte der Keramik auf dem Gebiet des heutigen Portugals ist ab circa 700 v.Chr. während der Zeit der Kelten zu vermerken. Die Kelten haben hauptsächlich schwarz gebrannte Keramik hergestellt. Funde aus Ausgrabungen keltischer Siedlungen (Citânia de Briteiros, Sabrosa..) bezeugen dies. Bis ungefähr zur Mitte des 20. Jahrhunderts war die Schwarzbrandkeramik in Europa noch weit verbreitet: in Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Polen, Italien, Frankreich, Spanien findet man zuweilen noch Gefäße aus dieser Zeit. An einigen Orten in Polen, Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Spanien produzieren einzelne Töpfer auch noch heute in dieser Art. Dass aber ganze Töpferdörfer noch in dieser historischen Form arbeiten, findet man in Westeuropa nur noch in Nord- und Mittelportugal. 1988 habe ich 44 Töpfer gezählt, davon neunzehn alleine in Bisalhães, zehn in Molelos und fünf in Vilar de Nantes. Der Rest verteilt sich auf die Orte Vila Seca/Gondar, Fazamões, Ribolos, Olho Marinho, Carapinhal und Aradas. Die Art der Tonaufbereitung, der Töpferscheiben und der Brennverfahren unterscheiden sich jedoch an den einzelnen Standorten.
Die Töpferei hat sich historisch gesehen dort entwickelt, wo es Tonvorkommen gibt. Daher graben die Töpfer ihren Ton selbst. In zunehmendem Maße wird auch industriell vorgefertigter Ton benutzt. Die Aufbereitung des Tons geschieht in fünf Schritten:
- Graben des Tons in der Tongrube
- Trocknen und Zerkleinern des Tons
- Sieben des Tons, um Verunreinigungen zu selektieren und um ein homogenes Tonpulver zu erhalten
- Einsumpfen des Tonmehls über längere Zeit
- Homogenisieren des Tons durch Kneten, Schlagen
Diese Schritte sind an allen Orten gleich, sie werden jedoch an den verschiedenen Orten unterschiedlich gehandhabt. Da dies eine körperlich schwere Arbeit ist, machen es normaler Weise nur die Männer. Nur in Bisalhães wird diese Arbeit von den Töpferfrauen erledigt.
In Bisalhães konnten die Töpfer bis 1984 den Ton im drei Kilometer entfernten Parada des Cunhos graben. Da die Vorräte fast erschöpft sind, ist dies heute nicht mehr möglich. Jetzt muss man den Ton in Chaves, 76 Kilometer nördlich von Vila Real, kaufen. Von der Qualität her ähneln sich beide Tone. In Vilar de Nantes, einem Dorf bei Chaves, arbeiten seit Generationen Töpfer mit demselben Ton. Sie produzieren ebenfalls schwarze Keramik.
Der verwendete Ton setzt sich aus den Mineralien Quarz, Kaolinit, Feldspat und Illit zusammen. Die quantitative Analyse ergibt:
Natrium | 0,32% | Kalium | 4,07% |
Magnesium | 0,71% | Calcium | 0,05% |
Aluminium | 20,29% | Titan | 0,65% |
Silizium | 69,61% | Eisen | 4,88% |
Der Ton wird auf einem vorher gesäuberten Platz, der eira (Tenne), zum Trocknen ausgebreitet. Man zerkleinert dabei die großen Stücke und lagert den Ton anschließend in einem Keller oder Schuppen bis er gebraucht wird. Dieser Lagerort heißt caleiro. Mit einem malho (großer Hammer aus Erlenholz) werden die trockenen und harten Tonbrocken in einem runden Granittrog, dem pios de pedra (Weinkeltertrog), zerschlagen. Manchmal schlagen zwei Frauen abwechselnd im Takt. Dies klingt wie ein rhythmisch laufendes Hammerwerk. Der Ton muss sehr fein, fast mehlig, zerschlagen werden.
Nach dem Zerschlagen der Brocken streut man das Tonmehl durch ein Sieb in ein zweites, längliches Granitbecken, die masseira (Backtrog). Für eine gröbere Tonmasse, die für große Gefäße gebraucht wird, benutzt man ein crivo de milho (Maismehlsieb), für eine feine Keramikmasse ein peneira de pão (Brotmehlsieb). Das gesiebte Tonmehl wird mit Wasser angesetzt. Nach einer kurzen Zeit des Einsumpfens knetet die Frau die Masse ausgiebig durch und formt Klumpen. Solch ein Klumpen wiegt zwischen fünfzehn und zwanzig Kilogramm. Arbeitet der Mann an der Landstraße nach Porto, muss der fertige Ton 1,5km über schmale Wege bergauf getragen werden. Die Frauen tragen die Lasten auf dem Kopf.
In Vilar de Nantes wendet man ein anderes Verfahren zum Homogenisieren des eingesumpften Tons an. Als Unterlage für den feuchten Ton dient eine leicht ausgeschliffene Granitplatte. Das Werkzeug zum Zerschlagen des Tons ist ein der Aushöhlung der Granitplatte angepasstes, circa 2cm breites Eisen mit einem Holzgriff. Anschließend wird der Ton mit der Hand zu Klumpen geformt. Dieses Verfahren mit einem gleichen Werkzeug hat man auch in Molelos bis in die 1970er Jahre benutzt.
Die Töpfer in Aradas, Carapinhal, auch zum Teil in Molelos benutzen zum Kneten des Tons Strangpressen. Silvino Simões Correia in Olho Marinho besitzt eine senkrecht stehende Presse nach eigener Konstruktion, sein Bruder José Augusto Simões wirft den fertig aufbereiteten Ton in tellergroßen Scheiben an die Wand. Wenn sie herunterfallen, haben sie die richtige Feuchtigkeit zum Drehen.
In Molelos werden zwei Tonsorten verwendet: Für die Zierstücke wird billiger, schon fertig aufbereiteter Ton aus Caldas da Rainha und Spanien gekauft, für die Gebrauchsgefäße wird eigener Ton selber aufbereitet. Gilberto da Silva bereitet seinen Ton qualitativ so hoch auf, dass er auf bestimmte Gebrauchsstücke für die Küche und den Ofen eine Garantie gibt.
Die Töpferscheibe wurde etwa in der Zeit zwischen 3500 und 3000 v.Chr. in Mesopotamien entwickelt. Aber erst 550 v.Chr. erreicht sie über Nordafrika die iberische Halbinsel und um 100 v.Chr. ganz West-europa. Die ersten Scheiben waren niedrig und wurden mit der Hand angetrieben. Eine fußgetriebene Scheibe ist zum ersten mal 300 v.Chr. auf den Tempelwänden des Osiris-Heiligtums in Philä/Oberägypten zu sehen.
Die niedrige, handgetriebene Töpferscheibe
Den in Bisalhães benutzten Typ der Töpferscheibe gab es schon in der Antike. Im Mittelalter waren solche Scheiben in Europa weit verbreitet. Außer in Bisalhães werden sie noch in Vila Seca/Gondar, Fazamões und Ribolos benutzt. Diese Orte liegen alle in Nordportugal. Die Scheiben in Bisalhães sind z. T. bis zu 200 Jahre alt. Die Gesamthöhe der Scheibe beträgt etwa 30cm, so dass der Töpfer ständig nach unten gebückt arbeiten muss. Er sitzt dabei auf einem dreibeinigen, länglichen Schemel. Zum Antreiben der Scheibe, zum Zentrieren des Tonklumpens und beim Aufdrehen höherer Gefäße erhebt er sich dabei leicht. Sitzen und Aufstehen sind ein ständiges Wechselspiel, das viel Kraft und Ausdauer erfordert. Die Töpferscheiben sind in ihren Abmessungen alle ähnlich groß. Die eigentliche Scheibe hat einen Durchmesser von 67cm und ist 8cm dick. In den oberen, leicht abgerundeten Rand sind im Abstand von drei Fingern