Die Autoren:
Gerhard Nußbaummüller ist Ingenieur für Maschinenbau, und Greti Nußbaummüller arbeitete als Laborantin in einem Textilbetrieb, bevor beide 2007 aus dem Berufsleben ausstiegen. In Österreich betrieben sie neben ihren Berufen zehn Jahre lang eine Selbstversorger-Landwirtschaft, dann verwirklichten sie ihren Traum vom Langzeitreisen.
Eika Bernauer studierte Sozial- und Kulturanthropologie und Tibetologie in Wien und Göttingen. Sie arbeitet als Journalistin und Ghostwriter.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2015 Gerhard und Greti Nußbaummüller
Bilder: Gerhard und Greti Nußbaummüller
Illustration und Satz: Kurt Bernauer
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7392-9630-2
Wie packt man sechs intensive Jahre tief in Südamerika in ein Buch? Man könnte einen Reiseführer erarbeiten, der die Sehenswürdigkeiten beschreibt, doch Reiseführer gibt es schon viele. Man könnte eine Art Anleitung für Südamerika verfassen, mit Verhaltensweisen und Tipps, aber viele dieser Hinweise veralten rasch. Wir haben uns statt dessen entschieden, einen subjektiven Reisebericht zu schreiben, der tiefe Einblicke in das Leben auf diesem Kontinent bietet. Dass dabei auch so manche Sehenswürdigkeit beschrieben und so mancher Tipp gegeben wird, liegt auf der Hand. Aber im Vordergrund stehen unsere Eindrücke von den vielfältigen Lebensweisen der Südamerikaner, die wir kennenlernen durften. Und natürlich bietet unser Buch auch Einblicke in das Leben von Aussteigern und Langzeitreisenden – nicht nur in unseres.
Die Reihenfolge der Kapitel entspricht weitgehend der Reihenfolge, in der wir die Länder bereist haben, aber in einigen Fällen sind wir von der Chronologie abgewichen, dann nämlich, wenn wir ein Land mehrmals besucht haben. In diesen Fällen haben wir die Erlebnisse, die wir in einem Land hatten, auch in einem Kapitel gebündelt. So ist es möglich, nur ausgewählte Kapitel zu lesen, wenn man an bestimmten Ländern Südamerikas interessiert ist, und andere auszulassen, ohne dass dann Zusammenhänge fehlen würden. Einzig Argentinien und Chile haben wegen der Fülle an Geschichten mehrere Kapitel bekommen.
Wenn man sechs Jahre in ein einziges Buch packt, ist es natürlich auch unvermeidlich, dass viel gekürzt und weggelassen wird. Unser Reisebericht ist ein Erlebnis-Konzentrat. Wer es gerne etwas ausführlicher hat, wer noch tiefer in Südamerika einzutauchen wünscht, wer die gesamte Reise mit tausenden Fotos nachlesen möchte, der sei auf unsere Website verwiesen: www.gerhardgreti.at. In jedem Fall aber wünschen wir unseren Leserinnen und Lesern unterhaltsame Stunden und vielleicht sogar den Anreiz, es uns gleichzutun.
Die große Freiheit – September 2010
Am Dienstag den 21. September 2010 um Punkt 6 Uhr morgens geschah etwas Ungewöhnliches: Der Wecker läutete. Das hatte er jetzt schon monate-, ja jahrelang nicht mehr getan. Genau seit 2 Jahren, 8 Monaten und 21 Tagen gingen meine Frau Greti und ich keiner Erwerbsarbeit mehr nach, obwohl wir noch gut fünfzehn Jahre vom regulären Pensionsalter entfernt waren. Seit 2 Jahren, 4 Monaten und 21 Tagen waren wir auf Reisen, standen auf, wann es uns gefiel, gingen schlafen, wann es uns gefiel und taten dazwischen, was uns gefiel.
Das Läuten des Weckers gehört nicht zu den Dingen, die wir mögen; dennoch erlaubten wir ihm an diesem Tag, seinen alten Job zu machen, denn manchmal heiligt der Zweck die Mittel: Wir wollten an diesem besonderen Tag unbedingt den Sonnenaufgang erleben. Und es lohnte sich wahrhaftig, so früh und bei nur 4 Grad Außentemperatur aus dem Alkoven zu klettern! Der Anbruch des neuen Tages war dramatisch: Die Tintenschwärze um uns herum teilte sich langsam. Unterhalb des Horizonts blieb sie vorerst noch bestehen, während oberhalb ein zart oranger, waagrechter Streifen erschien und der Himmel sich darüber allmählich blau färbte. Dann tauchte die Sonne als weißgelber Ball auf. Vor ihrer Strahlkraft kapitulierte die schwarze Erde; auch sie ging in ein dunkles Blau über, das jedoch viel matter war als das des Himmels. In das Blau mischte sich Grau, dann zwang die Sonne den Boden, immer heller zu werden, bis er schließlich in reinem Weiß dalag. Messerscharf war jetzt der Übergang zum tiefblauen Himmel. Verschmelzen konnten Erde und Himmel hier nur nachts; tagsüber trennte sie der Horizont, der wie mit dem Lineal gezogen 360 Grad um uns herum lief, ohne irgendwo durch irgendetwas unterbrochen zu werden. Es gab nur uns, den weißen Boden und den blauen Himmel, sonst nichts.
Wir befanden uns auf dem Salar de Uyuni, dem größten Salzsee der Welt. Er liegt im Südwesten Boliviens auf 3675 Metern über dem Meeresspiegel, hat eine Ausdehnung von über 10.000 Quadratkilometer und einen geschätzten Salzvorrat von 10 Milliarden Tonnen. In der Trockenzeit, von Ende Juni bis Anfang Dezember, ist die Oberfläche des Salzsees hart genug, um sogar Lastwagen tragen zu können. Dann hat man auf ihm freie Fahrt – und jede Menge Einsamkeit.
Einen besseren Ort konnten wir uns für diesen 21. September 2010 nicht wünschen. Es war unser 26. Hochzeitstag, und den durften wir hier ganz ungestört von aller Welt mit einem großartigen Sonnenaufgang beginnen, mit den unvermeidbaren ehelichen Pflichten fortsetzen, mit einem ausführlichen Frühstück schließlich ernsthaft angehen!
Nach dem Frühstück machten wir uns an die Arbeit. Wären wir zu Hause gewesen, hätten wir zur Feier des Tages ein schickes Restaurant aufgesucht. Hier auf dem Salzsee aber war die Auswahl an Restaurants recht eingeschränkt, darum mussten wir selbst anpacken. Greti kochte, und ich kümmerte mich um das Arrangement des Tisches. Da die Sonne die Luft inzwischen kräftig erwärmt hatte, deckte ich draußen. Greti servierte Filet vom argentinischen Lama auf asiatischen Gewürznudeln. Dazu tranken wir Rotwein, Cono Sor Carménère von 2004. Und als Nachspeise gab es Vanillepudding mit Schokosplittern und geschnitzten Früchten.
Nach dem Essen saßen wir da und ließen die Schönheit des Ortes und des Tages auf uns wirken. Die Salzplatten unter unseren Füßen, die wie große, unregelmäßige Marmorfliesen wirkten, dehnten sich ins Endlose. Zwischen den Platten lagen Wulste, so als hätte ein ungeschickter Fliesenleger zu viel Fugenmasse verwendet. Kein Tier, nicht einmal das kleinste Insekt, war hier zu finden. Wenn wir beide keine Geräusche machten, war es vollkommen still.
Gegen Abend trieb uns die Kälte in unser Wohnmobil zurück. Wir machten es uns mit einem Glas Sekt gemütlich. Was für ein Privileg, jetzt hier sitzen zu dürfen, uns zeit- und sorgenlos zu fühlen und den hektischen Berufsalltag ganz weit hinter uns zu wissen! Der Ausstieg war genau die richtige Entscheidung gewesen; wir hatten ihn noch keine Minute lang bereut. Und auch das Reisen machte uns nach wie vor Freude: die Freiheit, hierhin oder dorthin zu fahren, die ganz besonderen Momente, mit denen man meist nicht rechnen konnte und die sich so tief einprägten wie eben jener Tag auf dem Salar de Uyuni, aber auch die Ungewissheit, was morgen sein würde. Das alles machte den Reiz des Unterwegsseins aus, so wie wir es praktizierten.
Vorbereitungen – Januar 2001 bis April 2008
In die Wiege gelegt wurde uns das abenteuerliche Leben nicht, das wir jetzt führten. Wir stammen beide von kleinen Bauernhöfen im oberösterreichischen Mühlviertel, wuchsen wohlbehütet im Kreis mehrerer Geschwister auf, lernten aber auch schon früh die harte Arbeit der Landwirte kennen. Da wir beide Brüder haben, die die Höfe unserer Eltern übernahmen, lernte Greti das Schneiderhandwerk und ich wurde Maschinenschlosser und Maschinenbauer. Unsere Arbeitgeber fanden wir in Linz: Greti einen Textilbetrieb, ich eine Kunststoff verarbeitende Firma.
Während der ersten Jahre unseres Berufslebens wohnten wir in der Stadt, damit wir es nicht weit zur Arbeit hatten. Aber mit der Zeit wuchs unsere Sehnsucht nach dem vertrauten Landleben, und wir begannen, uns nach einem leistbaren Grundstück umzusehen. Unser zukünftiger Besitz sollte möglichst einsam liegen und groß genug sein für ein Haus, einen Gemüsegarten, einige Obstbäume und Kleintierhaltung. Unser Ziel war es, neben den Vollzeit-Jobs eine kleine Landwirtschaft für den Eigenbedarf zu führen. Das mag verdächtig nach Arbeitssucht klingen, doch wir empfanden die Tiere und den Gemüsegarten damals als das schönste Hobby, das wir uns vorstellen konnten.
Im Mühlviertel fanden wir ein Grundstück am Ortsrand, fast ganz von Wald umgeben, 7000 Quadratmeter groß und bereits mit einem Rohbau versehen. Was wollten wir mehr? Ab sofort verwendeten wir jede freie Minute darauf, unseren Traum Realität werden zu lassen. Das Wichtigste war zunächst, den Rohbau in ein schmuckes Haus zu verwandeln, damit wir einziehen konnten, aber auch draußen tat sich viel: Wir legten einen Gemüsegarten an, der groß genug war, um uns das ganze Jahr über mit eigenem Gemüse zu versorgen. Wir bauten Ställe, legten vier Gartenteiche an, zäunten sie ein und kauften nach und nach die ersten Schafe, Gänse, Hühner, Enten, Puten, Hasen und Wachteln. Bald waren wir in der Lage, uns weitgehend selbst mit Nahrung zu versorgen.
Von 1986 bis 1995 gönnten wir uns nicht einen einzigen Urlaub. All unsere freie Zeit floss ins Haus und in die kleine Landwirtschaft; jeden entbehrlichen Schilling – ja, so hieß das Geld damals noch – verwendeten wir, um unsere Schulden zu tilgen. Dann hatten wir es geschafft. Das Haus war fertig, die Arbeit im Garten und in den Ställen hatte sich eingespielt und die Kredite waren abbezahlt.
Eigentlich hätten wir es uns jetzt in unserer kleinen Welt gemütlich machen können. Doch nun erwachte ein neues Interesse in uns: das Reisen. Es kam nicht ganz plötzlich. Von zahlreichen Dokumentationen im Fernsehen und durch Erzählungen von Freunden angeregt, schlummerte die Neugier auf ferne Länder schon länger in uns. Aber erst jetzt, da wir unser großes Ziel einer Selbstversorger-Landwirtschaft umgesetzt hatten, war in unseren Köpfen Platz genug, um neue Wünsche entstehen zu lassen. Wir begannen, von Kanufahrten auf nordamerikanischen Flüssen zu träumen, von Geländewagen-Reisen in afrikanischen Wüsten und Wanderungen entlang neuseeländischer Küsten. Allerdings hatten die Träume jener Zeit noch einen fixen Rahmen von drei bis vier Wochen; sie spielten sich auf der Ebene eines regulären Urlaubs ab.
Ein wenig unsicher waren wir schon, ob uns solch „extreme“ Reisen überhaupt gefallen würden und wie viel „Abenteuer“ wir uns zumuten konnten, ohne den Bogen zu überspannen. Wo war für uns die Grenze dessen, was wir noch genießen konnten? Wir wollten es herausfinden.
1996 starteten wir unsere Reise-Karriere mit einer organisierten Kanutour auf dem Yukon in Alaska und wanderten anschließend mit sämtlicher Ausrüstung und Verpflegung im Rucksack von Alaska über den Chilkoot-Pass nach Kanada. Dabei stellten wir fest, dass uns das Unterwegssein großen Spaß machte und dass wir mehr davon wollten. Also reisten wir schon im darauffolgenden Jahr zu Freunden nach Portugal. Wieder ein Jahr später durchquerten wir Namibia, Sambia, Malawi, Tanzania und Kenia auf der Ladefläche eines LKWs: knapp 5000 Kilometer Gerüttel, Staub, tolle Landschaften und faszinierende Menschen. Und immer noch wollten wir mehr!
Im August 2000 fuhren wir mit der transsibirischen Eisenbahn von Moskau zum Baikalsee. Und um das letzte Jahr des alten Jahrtausends nicht mit einer einzigen Reise beenden zu müssen, begleiteten wir im Dezember drei befreundete Paare in die einsame libysche Wüste: Vier Wochen lang Geländewagen-Fahren!
Diese Libyen-Reise stellte eine entscheidende Weiche für unser weiteres Leben. Unsere Freunde waren damals nicht im kleinen Jeep unterwegs, so wie wir, sondern in ihren geräumigen, selbst ausgebauten Wohnmobilen. Fast alle waren Langzeit-Reisende, echte Aussteiger, Leute, die seit Jahren auf allen Erdteilen unterwegs waren, und sie gewährten uns Einblicke in eine ganz neue Lebensweise. Wir waren fasziniert von ihren Erzählungen, von den Erfahrungen, die sie gemacht hatten, aber noch hatten wir nicht das Gefühl, dass all diese Geschichten unmittelbar etwas mit uns zu tun hätten.
Dann kam der 31. Dezember 2000. Wir hatten am Fuß des Vulkans Waw an-Namus unser Camp aufgeschlagen. Irgendwann im Laufe des Abends, zwischen Lammsteak und Gulaschsuppe, Rotwein und Champagner, setzten uns unsere Freunde den Weltreisefloh ganz direkt ins Ohr: „Warum verabschiedet ihr euch nicht auch vom Berufsleben?“, fragten sie. „Man arbeitet doch, um zu leben und lebt nicht, um zu arbeiten. Spart noch einige Jahre und steigt dann aus!“
Wir nahmen das zunächst als Scherz, als übermütige, alkoholgeschwängerte Silvester-Idee. Aber kaum waren wir wieder zu Hause, nüchtern und auf Reise-Entzug, da dachten wir tatsächlich immer öfter über diese Möglichkeit nach, sprachen immer häufiger davon, wie es wohl wäre, wenn wir es wirklich täten...
Zu dieser Zeit musste ich viel an den Personalberater denken, mit dem ich mich einmal im Rahmen eines Seminars unterhalten hatte. Er war Sterbebegleiter in einem Hospiz gewesen und hatte oft gehört, wie Menschen kurz vor ihrem Tod bereuten, ihre Lebenszeit vor allem dem Geld und Statussymbolen gewidmet zu haben statt der Umsetzung ihrer Träume. Sie waren wohlhabend oder gar reich geworden, aber die Dinge, die sie „später einmal“ unternehmen wollten, hatten sie verpasst.
Schon damals hatten Greti und ich uns vorgenommen, es anders zu machen. Wir wollten das Leben genießen, wann immer es möglich war. Zwar wollten auch wir uns eine solide finanzielle Basis schaffen, aber den materiellen Dingen keinen allzu großen Stellenwert einräumen. Und vor allem wollten wir mit der Erfüllung unserer Träume nicht bis ins hohe Alter warten.
Nun steckte also dieses Reise-Teufelchen in uns und ließ uns keine Ruhe mehr. Was sollten wir tun? Wenn wir unser bisheriges Leben betrachteten, gab es eigentlich keinen Grund, daran etwas zu ändern. Privat und beruflich hatten wir alles erreicht, was wir uns nur wünschen konnten: Wir waren auf der so genannten Karriereleiter ganz passabel vorangekommen, wir wohnten in unserem Traumhaus und wussten einen tollen Freundeskreis um uns. Aber trotzdem: Gab es da nicht noch etwas abseits des ganz normalen Alltags? Wie wäre es, die Routine und die Sicherheit einzutauschen gegen Abenteuer und Freiheit?
Um als Mensch voranzukommen, muss man Grenzen verschieben; am immer Gleichen kann man nicht reifen. Und letztlich, so sagten wir uns, ist ja auch die Sicherheit des geregelten Berufslebens nur eine relative. Auch hier gibt es Risiken: Jobverlust, Krankheiten, Unfälle.
So kam es, dass nach reiflichen Überlegungen aus dem Spaß in der libyschen Wüste ein konkretes Projekt wurde.
Um das „Projekt Weltreise“ auf solide Füße zu stellen, widmeten wir uns als Erstes dem finanziellen Aspekt. Ein wenig Geld hatten wir schon auf dem Sparbuch, aber wie viel würden wir brauchen, um die Zeit zwischen dem Ausstieg aus dem Berufsleben und dem Beginn der Pensionszahlungen zu überbrücken? Hier kam uns unsere langjährige Buchführung zu Gute. Aus dieser Übersicht wussten wir, wie viel Geld wir wofür auszugeben pflegten. Eine solche Buchführung halten wir auch heute noch für eine unabdingbare Grundlage eines vorzeitigen Berufsausstiegs; sie muss einige Jahre umfassen – je mehr, umso besser – und sorgfältig geführt werden, damit man nicht auf Schätzungen und Mutmaßungen angewiesen ist.
Ausgehend von diesen Unterlagen erstellten wir einen ersten Finanzierungsplan, der zunächst vor allem Richtwerte enthielt, denn wir hatten noch keine rechte Vorstellung, ob unser neues Reiseleben mehr oder weniger kosten würde als das alte Berufsleben. Also recherchierten wir im Internet, lasen Bücher, befragten erfahrene Weltreisende, und mit der Zeit wurde unser Plan immer genauer.
Um die angestrebte Summe auf unserem Konto zu erreichen, reduzierten wir unsere Ausgaben auf ein Minimum und ließen jeden entbehrlichen Cent in die Reisekasse fließen. Die Selbstversorgung mit Gemüse, Eiern und Fleisch war jetzt kein Hobby mehr, sondern eine selbst auferlegte Notwendigkeit. Wir backten unser eigenes Brot, pressten unseren eigenen Saft, kelterten unseren eigenen Johannisbeer-Wein, beschafften uns Abfallholz zum Heizen und machten fast alle nötigen Reparaturen an Haus und Auto selbst.
Einen großen Ausgabe-Posten mussten wir allerdings in den Finanzierungsplan aufnehmen, denn er betraf einen ganz zentralen Teil unseres Projekts: das Reisefahrzeug. Dank unserer weltreisenden Freunde hatten wir schon eine ungefähre Vorstellung, wie so ein Gefährt beschaffen sein sollte. Und der erste Schritt zur Umsetzung erwies sich als recht einfach: Auf dem Weg zur und von der Arbeit waren wir jahrelang an einem schäbigen Wohnmobilaufbau vorbeigefahren, nicht ahnend, was er einmal für uns bedeuten würde. Den kauften wir nun und transportierten ihn in unseren Garten. Dann machten wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Basisfahrzeug, die sich schon etwas schwieriger gestaltete. Nach zahlreichen Besichtigungen von militärischen und zivilen LKW, nach vielen Überlegungen, was sinnvoll und leistbar war, entschieden wir uns für einen Steyr 680 M, Baujahr 1974, mit 132 PS.
Im Herbst 2002 standen schließlich der schäbige, undichte Wohnmobilaufbau und der alte Militär-LKW wie zwei Fremdkörper in unserem Garten. Immer wenn mein Blick auf sie fiel, fühlte ich mich wie am Fuß des Mount Everests: Der Berg an Arbeit, der da vor mir lag, war einfach riesig! Wie sollte ich bloß den Aufbau auf den LKW bringen und wie montieren? Was war zu tun, um den Aufbau wasserdicht zu bekommen? Welche technischen Richtlinien musste ich für die Typisierung einhalten?
Fragen über Fragen kosteten Greti und mich so manche Nachtruhe. Schließlich sagten wir uns: Entweder wir beauftragen jetzt einen Schrotthändler damit, die beiden Ungetüme wieder zu entfernen, oder wir machen uns an die Arbeit. Da der Schrottpreis damals sehr niedrig war, entschieden wir, es mit dem Bau des Wohnmobils zu versuchen. Mit der Hilfe von 40 Paletten brachten wir den Aufbau auf die richtige Höhe, um die Ladefläche des Steyr darunter schieben zu können. Dann verschraubte ich die beiden Teile miteinander. Ich fertigte Staukästen an, montierte einen größeren Tank, verstärkte die vorderen Blattfedern um eine Lage und stellte das Fahrzeug auf Einzelbereifung um. Alles lief recht gut. Wir waren also auf dem richtigen Weg!
Ende 2003 wurde unser Wohnmobil – jetzt konnte man es wirklich so nennen – typisiert. Die erste große Hürde war genommen.
Dann machte ich mich daran, das Führerhaus zu dämmen, das Armaturenbrett mit Zusatzinstrumenten auszustatten und eine Halterung für den Laptop mit GPS einzubauen. Im Aufbau musste ich sämtliche Einbauten unserer Vorgänger entfernen; sie waren von einsickerndem Wasser zerstört worden. Ich dichtete das ganze Gehäuse sorgfältig ab, isolierte es und verkleidete die Wände und die Decke mit Fichtenholz. Auch die Möbel baute ich aus Holz, so dass ein heller, heimeliger Raum entstand. Schließlich kümmerte ich mich um die Nasszelle und die Installation der Elektro-, Gas- und Wasserleitungen.
Längst war das Wohnmobil für uns eine Persönlichkeit geworden, wie Autos das ja oft zu tun pflegen, und so ergab es sich, dass irgendwann der Name „Jimmy“ auftauchte. „Das Wohnmobil“ war uns zu distanziert, „Jimmy“ hingegen klang flott, freundlich, verlässlich und international. Wir fanden, dass es ein guter Name war und blieben fortan dabei.
2005 bekam Jimmy einen Bruder mit Organspender-Ausweis, damit wir später leichten Zugriff auf Ersatzteile haben würden. 2007 spendierten wir ihm noch eine Garnitur neuer Reifen, und dann wurde es ernst: Ich testete das fertige Reisemobil im Gelände. Um es kurz zu machen: Es schlug sich großartig. Unser Jimmy war einsatzbereit!
Zur selben Zeit standen Greti und ich kurz davor, den großen Schritt in die Freiheit zu wagen. Aufgrund unserer Kalkulationen hatten wir ursprünglich 2010 als das Jahr unseres Ausstiegs ins Auge gefasst. Allmählich aber stellte sich heraus, dass wir sehr vorsichtig budgetiert hatten. Tatsächlich schafften wir es schon zwei Jahre früher. Zum 1. Januar 2008 kündigten wir unsere Stellen. Wir hatten jetzt die Summe auf unserem Konto, die wir brauchten, um die Zeit bis zur Pension zu überbrücken – sofern unsere Berechnungen stimmten. Doch selbst wenn sie sich als falsch erweisen sollten, konnten wir auf unsere Kenntnisse und Fähigkeiten vertrauen, die uns sicher zu der einen oder anderen Arbeit verhelfen würden: als Senner auf einer Alm zum Beispiel, als Mähdrescherfahrer in Kanada oder als Erntehelfer in Australien. Außerdem behielten wir unser Haus mit dem großen Garten, aus dem wir uns jederzeit wieder weitgehend selbst versorgen konnten. Wir vermieteten es lediglich zu einem günstigen Preis, denn es war uns wichtiger, eine verlässliche Betreuung unseres Anwesens zu haben, als Einkünfte daraus zu erzielen.
Als Zugabe schafften wir es beide, von unseren Arbeitgebern die Abfertigungen zu erhalten, die für den Fall einer Auflösung des Dienstverhältnisses in beiderseitigem Einvernehmen vorgesehen waren. Für Greti war das ein Jahresgehalt, für mich das Gehalt von sechs Monaten, also insgesamt eine schöne Summe, die wir als Bonus auf unser Konto legen konnten.
Da Greti und ich noch reichlich Urlaub und Zeitguthaben abzubauen hatten, verließ Greti ihre Firma schon Anfang Oktober 2007; ich folgte ihr vier Wochen später. Am jeweils letzten Arbeitstag schickten wir E-Mails an die Kolleginnen und Kollegen, um uns zu verabschieden und sie über unsere Pläne aufzuklären; wir hatten bemerkt, dass bereits im Vorfeld diverse Gerüchte zu kursieren begonnen hatten. In Gretis Firma vermutete man gar einen Sechser im Lotto!
Zu Weihnachten informierten wir schließlich alle Verwandten, Nachbarn, Freunde und Bekannten von unserem Ausstieg und den Reiseplänen. Einige von ihnen hatten etwas Derartiges schon geahnt, wie sie uns mitteilten, andere waren völlig überrascht. Die meisten beglückwünschten uns, fanden unseren Schritt mutig und bewundernswert. Manche verrieten, dass sie selbst von einer Weltreise träumten und es goldrichtig fanden, was wir taten. Diejenigen, die schon Globetrotter waren, begrüßten uns begeistert in ihrem Kreis. Bei manchen Leuten spürten wir aber auch Skepsis und eine negative Erwartungshaltung, von wegen: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die beiden auf die Nase fallen und ihnen das Geld ausgeht. Wenn das Aussteigen so einfach wäre, hätten wir es ja auch schon längst getan!“ Zu sagen wagte das jedoch niemand.
Einzig in unserer Verwandtschaft stießen wir eher auf Unverständnis darüber, im Alter von 44 beziehungsweise 49 Jahren sichere und einträgliche Jobs aufzugeben. Man hatte einfach bis zur Pensionierung zu arbeiten! Wir aber ließen uns nicht beirren. Nach acht Jahren Vorbereitung waren wir begierig, unsere Träume zu verwirklichen.
Rückblickend können wir sagen, dass der Berufsausstieg nur zum Teil eine Frage des Geldes ist. Natürlich muss das finanzielle Polster zum angestrebten Lebensstandard passen, aber noch wichtiger scheint uns die Einstellung zu sein, die man einem freien, selbstbestimmten Leben gegenüber hat. Ein hoher Grad an Freiheit verlangt ein hohes Maß an Eigenverantwortung. Man muss bereit sein, oder besser noch: man muss Freude daran haben, alle Konsequenzen seines Tuns alleine zu tragen, die positiven wie die negativen. Das kann unter Umständen bedeuten, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen, weil niemand da ist, der es für einen täte. Dafür lernt man auf diese Weise Seiten an sich selbst kennen, von denen man vorher gar nicht wusste, dass man sie hat.
Stimmen Einstellung und Finanzen, dann kommt es schließlich darauf an, den Absprung zu schaffen. Wie beim Bungee-Springen ist auch der Absprung aus dem Berufsleben der schwierigste Moment. Überhaupt hat der Ausstieg aus dem Berufsleben viele Parallelen mit einem Bungee-Sprung: Man entschließt sich, „es“ zu tun, geht dann zielstrebig zur Kante vor und drückt sich kräftig ab. Danach ergibt sich vieles wie von selbst.
Da die meisten Freunde und Bekannten uns baten, sie per E-Mail über unsere Reise auf dem Laufenden zu halten, entwickelten wir die Idee, Online-Berichte auf unsere Website www.gerhardgreti.at zu stellen, wann immer wir einen Internet-Zugang fanden. Auf diese Weise mussten wir nicht Jedem und Jeder einzeln schreiben und konnten zudem sehr viel mehr Information bieten, als es in einem normalen E-Mail möglich gewesen wäre: Wir berichteten sehr ausführlich von den jüngsten Ereignissen und illustrierten alles mit einer Menge Fotos.
Bald stellte sich heraus, dass diese Online-Berichte einen dreifachen Nutzen hatten: Sie erhielten uns die Kontakte in der Heimat, sie brachten uns neue Bekanntschaften mit Leuten, die zufällig auf unsere Website stießen und uns dann schrieben, und sie entpuppten sich mit den Jahren als eine wertvolle Gedächtnisstütze für uns selbst. Die Reise-Webseite kostete uns zwar 30 bis 50 Stunden Arbeitszeit pro Bericht und das Geld für den Server, aber dieser Aufwand zahlte sich wirklich aus.
Neben unseren Berufen, der Selbstversorger-Landwirtschaft und dem Ausbau des Wohnmobils hatten wir uns natürlich auch intensiv mit den Ländern auseinandergesetzt, die wir bereisen wollten. Wir planten eine richtige Weltreise, die uns auf alle Kontinente führen sollte. Von befreundeten Globetrottern und aus Büchern hatten wir eine Menge Sehenswürdigkeiten und Adressen gesammelt, die über die ganze Erdkugel verstreut lagen. Diese Punkte auf der Landkarte versuchten wir durch eine sinnvolle Linie zu verbinden und dabei offen zu bleiben für alles Neue, das uns begegnen würde.
Zu Beginn des Jahres 2008 hatten wir eine grobe Planung bis 2025 erstellt. Wir wollten zunächst Nordeuropa bereisen, 2009 nach Kanada verschiffen, in Alaska überwintern, dann langsam durch die USA und Mexiko bis Panama fahren. Etwa 2012 würde es per Schiff nach Kolumbien gehen, da im Grenzgebiet zwischen Panama und Kolumbien keine Straßenverbindung besteht. Im Anschluss an drei Jahre Südamerika wollten wir etwa 2015 nach Australien weiterziehen. Schließlich sollte unsere Weltreise während weiterer zehn Jahre über Südost-Asien auf dem Landweg zurück nach Österreich führen, so dass wir ab etwa 2025 unseren Lebensabend wieder im eigenen Haus verbringen konnten.
Soweit die Pläne. Vier Wochen vor unserem Start zur Nordeuropa-Runde stellten wir jedoch fest, dass es von Südamerika aus keine Möglichkeit zur Verschiffung nach Australien gab, wohl aber von Nordamerika. Also warfen wir unsere Pläne schon in diesem frühen Stadium um, beschlossen kurzerhand, Amerika von Süd nach Nord zu bereisen, und buchten eine Passage nach Buenos Aires. Es war höchste Zeit für die Buchung, wollten wir nicht noch einen Winter in Europa verbringen, denn Frachtschiffe sind oft schon neun Monate vor der Abfahrt ausgebucht. Statt nach Kanada würden wir nun also von Hamburg aus nach Buenos Aires fahren und unsere Weltreise von dort beginnen. Das bedeutete gleich am Anfang eine neu zu erlernende Sprache und fremdere Lebensumstände, als wir sie in Nordamerika vorgefunden hätten, aber es gab wahrlich schlimmere Schicksale! Natürlich ahnten wir nicht im Geringsten, wie radikal wir unsere Pläne noch ändern sollten.
Die Testreise – Mai bis September 2008
Da wir grundsätzlich eher vorsichtige Menschen sind, hatten wir uns schon vor längerer Zeit entschieden, eine Testreise durch Nordeuropa vor die eigentliche Weltreise zu setzen. Diese Testreise sollte zum einen klären, ob der Jimmy optimal ausgestattet war, zum anderen, wie wir über mehrere Monate hinweg mit der neuen Lebensweise zurechtkommen würden. Schließlich wollten wir ja nun ein freies, zwangloses Leben führen, und wenn sich herausstellen sollte, dass das Langzeitreisen doch nicht so unsere Sache wäre, wollten wir die Weltreise abblasen und uns ganz auf unsere kleine Landwirtschaft konzentrieren. Wir wollten uns auch keinen selbst gemachten Zwängen mehr unterwerfen, nur um dem Spott zu entgehen, der da lauten würde: „Zuerst reden sie groß von einer Weltreise und dann kneifen sie!“
Eine Woche vor Reisebeginn zogen wir vom Haus in den Jimmy um, ein Wechsel von 170 auf 10 Quadratmeter. Während dieser sieben Tage wollten wir herausfinden, ob wir etwas zu packen vergessen hatten, und tatsächlich schleppten wir täglich noch etwas mehr Gepäck in den Jimmy. Am Tag der Abreise stellten wir den Jimmy aus Neugier auf die Waage und mussten erkennen, dass wir mit der Zuladung etwas übertrieben hatten: Er war eindeutig zu schwer. So konnten wir nicht weitermachen. Also demontierten wir schweren Herzens das Motorrad und die beiden Fahrräder. Unsere Fortbewegung würde nun ausschließlich auf vier Rädern oder auf zwei Beinen stattfinden.
Am 30. April 2008 ging es richtig los. Die Route führte uns zunächst nach Osten, durch die halbe Slowakei, dann in großen Schlangenlinien durch Polen, Litauen, Lettland und Estland. Von Tallin verschifften wir nach Helsinki, zogen eine Schleife durch das südfinnische Seengebiet und fuhren anschließend nordwärts bis nach Gamvik, dem nördlichsten Punkt Festland-Europas, der mit dem Auto angefahren werden kann. Immer an der norwegischen Küste entlang ging es von dort nach Süden. In Kristiansand nahmen wir die Fähre nach Dänemark, durchquerten Deutschland und kamen am 15. September wieder zu Hause an.
Im Laufe dieser viereinhalb Monate merkten wir, dass uns das Langzeitreisen gefiel und dass wir uns tatsächlich auf das Abenteuer Weltreise einlassen wollten. Wir fanden sehr schnell in die neue Lebensweise des Sich-Treiben-Lassens hinein: Morgens wussten wir meist nur, in welche Himmelsrichtung wir starten wollten und dass wir möglichst Nebenstraßen benutzen würden. Alles andere ergab sich. Manchmal fanden wir schon mittags einen schönen Stellplatz und blieben, widmeten uns dem Kochen, Backen, Website-Schreiben oder dem Nichtstun. Die Planungen bis ins letzte Detail gehörten endgültig der Vergangenheit an.
Wir stellten fest, dass unser Jimmy sich auf Schotterstraßen äußerst wohl fühlte, denn wir testeten ihn in den baltischen Staaten und in Lappland ausführlich. Wir lernten seine Fähigkeiten gut genug kennen und schätzen, um uns zukünftig auch in abgeschiedene Gebiete zu wagen.
In den nördlichen Teilen Finnlands und Norwegens fanden wir das, was uns das Liebste ist: Einsamkeit, Weite und die Möglichkeit zum Wandern und Angeln, zum Sammeln von Pilzen und Beeren, zum Kanufahren und Reiten. Aber wir erlebten auf unserer Testreise auch die Hilfsbereitschaft und Freigiebigkeit der Einheimischen, die wir später in Südamerika noch oft erfahren sollten: In Polen fragten wir in einem Frisörladen nach dem Weg, woraufhin ein Kunde samt Umhang vom Stuhl sprang, vor die Tür lief und uns in nahezu perfektem Deutsch erklärte, wie wir fahren mussten. In Litauen verbrachten wir drei Tage mit Mitgliedern eines Fischerclubs an einem See, wurden mit Fisch und reichlich Wodka versorgt, durften für den Stellplatz auf dem Clubgelände nichts bezahlen und erhielten zum Schluss auch noch Geschenke. In Südfinnland wurden wir von Finnen, die kein Wort Englisch sprachen, in ihre mobile Sauna eingeladen, die sie als Anhänger hinter ihrem Wohnmobil herzogen. Am selben Abend schenkte uns ein Fischer zwei Hechte und ein Rotauge. In einem Restaurant in Mittelfinnland teilte ein am Nebentisch sitzendes Paar seine Flasche Sekt mit uns, weil sie ihnen zu groß war: Es handelte sich um einen „Napoleon“ Jahrgang 2000, die Flasche zu 200 Euro. „I just wanted to try it“, erklärte unser Gastgeber die Freigiebigkeit. In Norwegen lud uns ein Restaurant-Besitzer, bei dem wir ein dreigängiges Menü verzehrt hatten, zuerst zum Angeln ein und dann – nachdem wir 30 Fische gefangen hatten – zum Essen in sein Privathaus. Als Abschiedsgeschenk gab er uns noch das Ei einer Dreizehenmöwe fürs Frühstück mit. Und all diesen Wohltaten standen null Einbrüche, Diebstähle oder sonstige Belästigungen gegenüber.
Zurück in Österreich erfuhren wir, dass unser gebuchtes Frachtschiff nach Buenos Aires nicht in Hamburg anlegen würde. Statt dessen sollten wir nun in Antwerpen zusteigen; der Einschiffungstermin verschob sich zudem vom 9. auf den 28. Dezember. Das bedeutete ein paar Tage länger im österreichischen Winter zu frieren, aber die Aussichten auf südamerikanische Wärme und die vielen letzen Besuche bei Freunden, Verwandten und Bekannten machten auch diese Vorweihnachtszeit erträglich.
Am 12. Dezember verließen wir unser Haus für eine unabsehbar lange Zeit. Langsam rollten wir nach Antwerpen, besuchten auf dem Weg weitere Freunde, besichtigten Weihnachtsmärkte und erlebten einige Tage lang das Treiben in einem großen Hafen. Da Passagiere auf einem Frachtschiff nachrangig behandelt werden, und Frachtschiffe keinen fixen Zeitplan einhalten können, war es uns wichtig, überpünktlich zu sein, um das Schiff keinesfalls zu verpassen. Wir konnten es kaum mehr erwarten, südamerikanischen Boden zu betreten.
Harte Kontraste – Januar bis April 2009
Offiziell ist Buenos Aires 202 Quadratkilometer groß und beherbergt etwa drei Millionen Menschen; die Ausdehnung der Metropolregion Gran Buenos Aires macht jedoch das Zehnfache des Kerngebiets aus, und im Jahr 2010 wurden hier über dreizehn Millionen Einwohner gezählt. Diese Megacity bietet in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht alles, was das Herz begehrt, aber sie ist auch das Territorium von 18.000 Autobussen, 40.000 Taxis und ungezählten Privatwagen, die Tag und Nacht für Lärm und Gestank sorgen.
Um der Großstadthektik etwas zu entgehen, parkten wir unser Wohnmobil im Stadtteil Puerto Madero am Rand eines Naturparks. Puerto Madero wurde Ende des 19. Jahrhunderts als neuer Hafen für die größer werdenden Schiffe geplant und gebaut, doch schon zehn Jahre nach der Fertigstellung war er wieder unbrauchbar geworden: Die jüngste Schiffs-Generation hatte inzwischen noch mehr Tiefgang. Also baute man den Puerto Nuevo, und der Puerto Madero verfiel. Erst Ende des 20. Jahrhunderts hauchte man dem alten Hafen neues Leben ein: Die Ruinen der Lagerhäuser und die Silos wurden in Wohntürme, Hotels, Bürohäuser und Museen verwandelt. So erlebten wir den Puerto Madero als schickes, neues Stadtviertel, in dem wir sehr angenehm unsere ersten Tage in Südamerika verbringen konnten.
Kurz vor unserer Ankunft war die Rallye Dakar zu Ende gegangen, die 2009 zum ersten Mal in Südamerika stattgefunden hatte. Start und Ziel waren in Buenos Aires gewesen, und der Großteil der teilnehmenden Fahrzeuge reiste nun auf dem Schiff zurück nach Europa, auf dem wir gekommen waren. Manch ein Passant, der am Jimmy vorbeikam, hielt uns für ein Überbleibsel der Rallye. Immer wieder wurden wir bestaunt und fotografiert. Gelegentlich leisteten wir Aufklärung, indem wir die Leute zu der Weltkarte führten, die wir außen am Jimmy aufgeklebt hatten, und ihnen mit Händen, Füßen und den ersten Brocken Spanisch unser Vorhaben erklärten. Die Reaktionen waren überaus freundlich. Alle wünschten uns Glück, manche umarmten uns sogar. Und ein Jogger, der vorbei lief, rief: „Welcome to Argentina and have a nice trip!“
Obwohl wir in einem so genannten guten Viertel standen, erlebten wir die Gegenwart von Arm und Reich deutlich. Keine hundert Meter entfernt von uns befand sich das Hotel Hilton, in dem eine Übernachtung etwa so viel kostete wie der Flaschensammler im Jahr verdiente, der immer wieder vorbeikam, um unsere leeren Colaflaschen mitzunehmen. Auf unseren langen Märschen durch das nahe gelegene Zentrum und die angrenzenden Stadtteile sahen wir viele Polizisten auf den Straßen patrouillieren, und vor den meisten Geschäften standen Sicherheitsbeamte, so dass wir uns stets gut bewacht fühlten. Wir kauften noch einiges an Ausrüstung, die wir tatsächlich oder vermeintlich brauchen würden. In letztere Kategorie fiel ein Adapter und ein Schlauch zum Umfüllen von Gasflaschen, wie sich bald herausstellen sollte. Trotz eifrigen Bemühens gelang es uns allerdings nicht, Gas zur Befüllung unserer Gasflaschen aufzutreiben, die auf dem Schiff aus Sicherheitsgründen hatten leer sein müssen.
Nach acht Tagen in Buenos Aires wurde es Zeit, die Stadt zu verlassen. Wir starteten in den frühen Morgenstunden, um halbwegs leere Straßen zu haben, dennoch wurde die Fahrt im Stadtgebiet von Buenos Aires keineswegs langweilig. Als erstes stellten wir fest, dass die meisten Leute hier nur mit Standlicht fuhren und zudem bei fast keinem Auto alle Lichter funktionierten. Wenn uns ein einzelnes Scheinwerferlicht entgegenkam, durften wir daher kein Motorrad annehmen, sondern mussten immer mit einem Auto rechnen. Dies war umso wichtiger, als auf den meisten Straßen die Leitlinien fehlten und man so keinen Anhaltspunkt hatte, wo die rechte Spur endete und die linke begann. Hier waren also Gefühl und Flexibilität gefragt. Dann lernten wir sehr schnell, auf die Geschwindigkeitsbegrenzer zu achten, die in reichlicher Zahl auf dem Straßenbelag aufgebracht waren. Angesichts ihrer Höhe lag die Vermutung nahe, dass sie von den selben Firmen hergestellt und montiert wurden, die auch Blattfedern verkauften; bei zu schnellem Überfahren drohte jedes Mal ein Federbruch. Des Weiteren standen die meisten Ampeln nicht vor den Kreuzungen, die sie regelten, sondern nach den Querstraßen. Machte man den Fehler, unmittelbar vor der roten Ampel stehen zu bleiben, fand man sich plötzlich mitten im Querverkehr wieder. Man tat also gut daran, rechtzeitig vor der Querstraße stehen zu bleiben. Und stehen blieb man hier sowieso nur, wenn tatsächlich ein Fahrzeug kreuzte; ich überfuhr, kaum dass ich diese Lektion gelernt hatte, innerhalb einer Stunde weit mehr rote Ampeln als in meinem ganzen Leben zuvor.
Zweimal unterbrachen wir unsere nächtliche Fahrt: einmal, um Diesel zu tanken, für umgerechnet 45 Eurocent pro Liter. Da machte das Tanken wieder Spaß! Etwas später hielten wir, um an einem Wasserhahn unser Trinkwasser aufzufüllen. Während das Wasser einlief, beobachteten wir ein Auto, das einem vor ihm an der Ampel stehenden Klein-LKW auf die Stoßstange prallte. Ein Scheinwerfer zersplitterte, aber keiner der beiden Fahrer stieg aus. Als die Ampel auf grün schaltete, fuhren beide weiter, als wäre nichts geschehen.
Nach fünfzig Kilometern Stadtgebiet begann allmählich die Pampa. Diese Grassteppe bildet das Kernland Argentiniens. Sie misst 3000 Kilometer in ihrer Nord-Süd-Ausdehnung, 1500 Kilometer von West nach Ost, und wird in weiten Gebieten zur Viehzucht und zum Ackerbau genützt. Für uns bedeutete die Pampa in erster Linie schnurgerade Straßen bis zum Horizont mit einem Ausblick auf endlose Felder und Weiden hinter endlosen Zäunen. Nach dem hektischen Treiben in Buenos Aires spürten wir die plötzliche Leere besonders intensiv.
An der Einfahrt zu einer Hazienda sahen wir drei LKW, jeder mit zwei Anhängern voller Rinder. Von den Höfen unserer Familien im heimatlichen Mühlviertel wurden höchsten zwei Stiere auf einmal abgeholt! Aber schon allein die großen Rinderherden auf den riesigen Weiden, die es hier gab, wären gut und gerne in der Lage gewesen, einen mühlviertler Bauern in Depressionen zu stürzen. Erst bei genauerem Hinsehen erkannte man, wie dürr und hart das Gras tatsächlich war, und dass die ganze Gegend unter Trockenheit litt. Ein mühlviertler Bauer würde sich zwar wie ein Liliputaner unter Riesen fühlen, aber ihm dürfte auch klar werden, dass er wohl das sorglosere Leben führte.
Den ersten Übernachtungsplatz in der Pampa fanden wir etwas abseits der Hauptstraße an einem Feldweg. Als wir gegen 22 Uhr gerade schlafen gehen wollten, näherte sich uns ein Pick-up mit Blaulicht. Ein Polizist in Zivil, aber mit kugelsicherer Weste und einer 45er in der Hosentasche – nicht in einem Halfter! – fragte uns, was wir hier machten. Er überprüfte unsere Papiere und gab uns zu verstehen, dass wir in den nächsten Ort fahren sollten, um zu übernachten. Hier sei es nicht sicher. Also setzten wir unseren Jimmy noch einmal in Bewegung und fuhren ein paar Kilometer, doch bis zum nächsten Ort war es uns zu weit. Wir stellten uns wieder an den Straßenrand, und diesmal wurden wir nicht mehr belästigt, weder von bösen Buben noch von der Polizei.
Tags darauf beschlossen wir, uns eine der Ortschaften anzusehen, an denen wir ungefähr alle hundert Kilometer vorbeifuhren. Zu diesem Zweck bewegte ich ausnahmsweise einmal das Lenkrad. Wir verließen die schnurgerade Hauptstraße und erreichten Bolivar. Der Ort war – typisch für Südamerika – auf dem Reißbrett entworfen worden; es gab großzügig bemessene, schnurgerade Längs- und Querstraßen. Palmen und prächtige Laubbäume beschatteten die Gehwege. Vor jedem Haus war ein Gitterkorb auf einem Pfahl montiert, der offensichtlich der Präsentation des Mülls diente: Die Müllabfuhr kreiste durch den Ort und nahm den Müll mit.
Obwohl Bolivar mit einer Größe von einem Quadratkilometer recht überschaubar war, bot der Ort einen weitläufigen Park mit Teich, Spielplätzen, Grillplätzen und sogar einem Kreuzweg. Wir kamen an einem Fußballstadion, einem Golfplatz und an einer Trabrennbahn vorbei, auf der gerade Pferde trainiert wurden. Über weite Strecken machte der Ort einen sehr gepflegten Eindruck, aber den großen Gegensatz zwischen Arm und Reich gab es auch hier: Neben schicken Villen, die durchaus auch in Mitteleuropa hätten stehen können, duckten sich windschiefe Wellblechhütten ins hohe Gras, und rundherum lag Schutt und Müll.
Als wir nach unserem Spaziergang wieder beim Jimmy ankamen, parkte neben ihm ein argentinischer Mercedesbus 1518. Ein Paar in den mittleren Jahren stieg aus. Die beiden stellten sich als Norma und Carlos aus Buenos Aires vor. Sie waren neugierig auf uns, sprachen aber leider kein Englisch, so dass sich die Unterhaltung sehr schwierig gestaltete. Mit unseren wenigen Vokabeln erklärten wir ihnen unseren Plan, einmal um die Welt zu fahren. Sie besichtigten den Jimmy und luden uns im Gegenzug zu sich ein. Natürlich glaubten wir, dass die beiden Urlauber waren wie wir. Ihr Bus war wohnlich, wenn auch ein wenig kitschig eingerichtet; einzig das viele Werkzeug, das sie über den ganzen Bus verstreut aufbewahrten, kam uns eigenartig vor.
Wir nutzen die Gelegenheit, unsere vermeintlichen Reisekollegen nach einem Geschäft zu fragen, in dem unsere Gasflaschen befüllt werden konnten. Als Argentinier wussten sie das ja vielleicht? Wir zeigten ihnen stolz Adapter und Umfüllschlauch, für die wir in Buenos Aires kilometerweit gelaufen waren. Carlos nickte und fuhr sofort mit zu einem Gaswerk. Dort konnten wir unsere Flaschen füllen lassen, völlig problemlos und ganz ohne Umfüllsystem. So einfach war das also!
Anschließend bemühten sich die beiden weiter um uns, und unsere fehlenden Sprachkenntnisse wurden immer unangenehmer spürbar. Während der Überfahrt nach Südamerika hatten wir ein wenig Vokabeln gelernt und darauf vertraut, dass wir mit der Zeit schon in die Sprache hineinwachsen würden. Im Nachhinein können wir nur empfehlen, die Landessprache schon vor Reiseantritt intensiv zu studieren, denn es entgeht einem viel, wenn es mit der Verständigung nicht klappt. Norma und Carlos waren die ersten in einer langen Reihe von Südamerikanern, die sich geduldig mit uns beschäftigten, aber wir konnten kaum etwas von ihnen erfahren. Statt dessen kam es zu einem Missverständnis nach dem anderen. So schleppten uns die beiden beispielsweise zu einem Supermarkt, weil sie dachten, wir wollten etwas kaufen, während wir gedacht hatten, dass sie etwas brauchten. Abends saßen wir zu viert bei Rotwein und Schwarzbier in einer Pizzeria und radebrechten vor uns hin. Wir hätten uns so gerne richtig mit den beiden unterhalten! Immerhin aber verstanden wir jetzt, dass unsere Bekannten keine Urlauber waren, sondern Werkzeughändler. Sie opferten ihren Feierabend für uns gringos! Nach dem Essen verabschiedeten sie sich und fuhren noch in der Nacht weiter zu ihrer neuen Destination.
Einige Tage später setzten auch wir unseren Weg fort. Irgendwann zeigte das GPS, dass wir uns auf halber Strecke zwischen Buenos Aires und der Grenze zu Chile befanden, rund sechshundert Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Auf diesen sechshundert Kilometern hatte es weniger Kurven gegeben als im Mühlviertel auf sechs Kilometern, und wir waren in nur einem Ort gewesen, in den wir extra gefahren waren.
An der Laguna Epecuen, einem Salzsee, an dem sich hunderte Flamingos tummelten, erlebten wir den zweiten nächtlichen Besuch der Polizei. Diesmal erschienen zwei Herren um 2 Uhr nachts mit Sirenengeheul, um uns zu kontrollieren. Langsam kam uns der Verdacht, dass es gar nicht darum ging, uns vor bösen Argentiniern zu warnen, sondern dass die Argentinier vor uns Angst hatten: Wir benahmen uns nicht wie normale Touristen, wir fuhren von Buenos Aires nicht geradewegs nach Feuerland oder in Richtung Anden; wir nahmen die Straße nach Südwesten, durch die Pampa, die nicht gerade mit Highlights übersät ist. So etwas kannte man hier nicht, und so waren wir für die Einheimischen schwer einzuordnen. Immerhin mussten wir diesmal unseren Stellplatz nicht verlegen.
Tagsüber aber trafen wir immer wieder Leute, die im Gegenteil sehr interessiert an uns waren. Im Provinznest General Acha nahe dem riesigen Naturpark Luro ergänzten wir gerade unsere Dieselvorräte, als ein Mann auf einem Moped neben uns hielt. Er sprach ein wenig Englisch. Wir hätten das Fahrzeug, von dem seine Mutter schon ihr Leben lang träumte, erklärte er uns. Ob wir nicht mitkommen könnten zu ihr nach Hause?
Natürlich konnten wir! Wir parkten vor dem Haus der Frau und gaben ihr eine Führung durch den Jimmy – nicht die erste und beileibe nicht die letzte auf dieser Reise. Dafür wurden wir zum Essen eingeladen. Und hier endlich kam dank der Englischkenntnisse unserer Gastgeberin und ihres Sohns eine richtige Unterhaltung zustande. Wir erfuhren, dass es in dieser Gegend seit sechs Monaten nicht mehr geregnet hatte und dass bis jetzt neuntausend Rinder zur Notschlachtung nach Buenos Aires verkauft worden waren. Der Preis eines Rindes betrug derzeit hundert bis hundertfünfzig Euro. Um gerade einmal das Überleben zu sichern, besaß der kleinste Farmer hier zweihundert Rinder auf mindestens fünfhundert Hektar Grund, was ihm ein Jahreseinkommen von achttausend Euro brachte. Als wir von den mühlviertler Landwirten erzählten, die etwa vierzig Rinder auf fünfundzwanzig Hektar hielten, konnten unsere Gastgeber es nicht fassen. Wie war es möglich, so zu existieren?
In der folgenden Nacht wurde es 3 Uhr morgens, bis die lokale Polizei uns hinter einem kleinen Hügel entdeckt hatte. Diese dritte Kontrolle war die lustigste: Die Jungs benahmen sich, als wären sie auf ein abgestürztes UFO gestoßen. Eine halbe Stunde lang amüsierten sie sich über uns, dann durften wir weiterschlafen. Immerhin war diese dritte nächtliche Kontrolle auch die letzte gewesen, wie sich mit der Zeit herausstellte. Wahrscheinlich hatte sich die argentinische Polizei dazu durchgerungen, in allen Dienstellen Zettel aufzuhängen mit einem Bild vom Jimmy und dem Hinweis: „Nachts nicht kontrollieren! Es handelt sich um harmlose Ösis auf den verrücktesten Plätzen!“
In den folgenden Tagen stellten wir fest, dass sich die Pampa doch verändern konnte, wenn auch sehr langsam: Während wir uns weiter Richtung Anden bewegten, wurde der Boden allmählich sandiger und die Pflanzen stacheliger. Die Felder hörten auf, nur die Weiden blieben. Wir erreichten den Nationalpark Lihue Calel: Zehntausend Hektar, kaum Infrastruktur, höchstens zehn Besucher pro Tag. Auf uns üben solche Gebiete einen großen Reiz aus.
Wir richteten uns auf dem Campingplatz häuslich ein. Ein Pampa-Fuchs schaute täglich vorbei; er war an unseren Fleischabfällen interessiert und traute sich dafür bis auf zwei Meter heran. Auch eine Gruppe Pferde fand schnell heraus, dass wir spendabel waren und forderte Brot ein. Bei 30 bis 35 Grad im Schatten – den es nur unter den wenigen Bäumen gab – stiegen wir auf den einzigen Berg des Parks, der eine stolze Seehöhe von 335 Metern aufwies, und machten ausgedehnte Wanderungen. Einmal trafen wir auf unseren Streiftouren einen ausgemergelten Mann auf einem Spezialfahrrad. Das Fahrrad war eigentlich ein Dreirad für Erwachsene: Es hatte hinten zwei parallele Räder, zwischen denen ein breiter Sitz montiert war. Eine Art Baldachin überspannte das ganze Gefährt und sorgte für Schatten. Der Mann erzählte uns, dass er schwer krank sei. Sein Arzt schätzte seine verbliebene Lebenszeit auf ein Jahr. So lange wie möglich wollte er diese Zeit auf seinem Fahrrad verbringen und noch etwas von seinem Heimatland sehen, bevor er starb.