Bibliografische Information der Deutschen
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© 2016 Madelaine Kaufmann
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-7412-0359-6
Vielen Dank an Julia Biermann für die Covergestaltung
Diese vorliegende Sammlung ist ein kleiner Teil meiner in den letzten Jahren verfassten Lyrik. Traurige, verzweifelte aber auch freudige Ereignisse regen das Herz des Poeten an, bringen ihn dazu, in dieser Weise nieder zu schreiben, was im Inneren bewegt. Dazu kommen auch die äußeren Umstände, die einen Dichter dazu befähigen, in Strophen zu denken.
Wenn das Herz und der Kopf übervoll sind an Eindrücken und Empfindungen, so ist das leere Blatt ein Freund, der beschrieben werden will, wenn sonst alles andere nicht verdeutlichen kann, außer der Musik. Die Musik – also die Poesie der Töne – geht über alles andere, denn letztlich kann nur sie in Vollkommenheit mitteilen, was bewegt; sie steht daher gesondert und muss einzeln und besonders geachtet werden.
Da ich kein Komponist der Töne bin, sondern ein Komponist des Wortes, gelange ich nur ein Stück weit an diese Vollkommenheit, niemals aber in Gänze, niemals als musikalischer Komponist. Da aber viele Menschen keine Verbindung zwischen Musik und der Vervollkommnung sehen, betrübt mich dies nicht; mein Wort ist näher an dem Verständlichen des Geschehens.
Das Musikalische selbst ist ein wichtiger Teil des vorliegenden Bandes; ich habe kaum ein Gedicht geschrieben ohne musikalische Unterstützung.
Zur Chronologie möchte ich sagen, dass sie teils willkürlich, teils alphabetisch geordnet ist. Meine Lyrik in Kategorien aufzuteilen, habe ich mir erspart. Sie steht dort, manches ist älter, manches ist aktuell, vermischt in 'zufälliger' Form. Auch thematisch ist es nicht geordnet. Ich nahm es so, wie es vorliegt. Der Leser wird sehen, dass es mir reicht, das Gedicht einfach hinzustellen, manchmal aber mit Anmerkungen, die eventuell interessant sein könnten. Ich habe nur Jahreszahlen des Verfassens eingefügt, manchmal auch Orte oder gar Situationen in denen ich es verfasste.
Der zweite Teil dieses Bandes besteht aus einem Drama in einem Akt. Es ist eine Tragödie. Verfasst in einer Trennungsstimmung im Frühjahr, eigentlich gar nicht für eine Veröffentlichung gedacht. Da das Drama heutzutage nicht mehr solch eine Bedeutung hat wie es mal hatte; ja, dass es heutzutage auch nicht mehr die theatralische Form hat, wie ich sie für dieses Werk angenommen habe, entschied ich mich für die Aufnahme in diesen Band.
Da ich es schon erwähnte: Im Grunde ist gar nichts Geschriebenes, welches durch mein Herz, dann in den Kopf und sodann mit Hand auf Papier gebracht wurde, mit der Motivation des Veröffentlichens ‚komponiert‘. Es musste geschrieben werden, es gab keine Wahl, keine andere Option. Es ist kein ‚Interesse‘, es ist eine Bestimmung, die so klar in mir steht, dass eine Leugnung einer Misshandlung gleichkäme. Es ist kein Luxusproblem, keine ablenkende Beschäftigung, keine Nebensache. Es war und ist und bleibt stets Grundbedürfnis.
Widmung:
Für alle, die in einer Sprache sprechen, die heute ungeachtet bleibt. Für alle, die meinen, sie stünden in ihrer Absonderlichkeit alleine. Für alle, die trotz Missachtung von außen an ihrer Bestimmung festhalten. Für alle, denen der Tag nichts und die Nacht alles ist.
Als meine Sonn die Nacht umschloss
und als mein Herz ins Kühle floss,
da gingst Du heimlich, leise fort,
ich sah es wohl und sprach kein Wort.
Als silbriggrau der Tag verschwand
und ich verließ mein Heimatland,
da war ich frei und todesfern,
am Himmelszelt erklang ein Stern.
Er sang so still ein Abschiedslied,
das mir das stumme Glück verriet.
Mein Schiff schwimmt schwarz und siegesreich,
mein Abschied ist mein Himmelreich.
Ich stoße ab, was mir nicht liegt,
ich gebe ab, was nichts mehr wiegt.
Und jedes Land, was ich gesehn,
muss nun in Flammenbrand vergehn.
An Land verstirbt der letzte Schmerz,
am Steuer steht mein freies Herz.
Mein Auge blickt gen Lebensweg,
schaut nicht zurück zum Todessteg.
„Warum?“, fragt Welt und geht zugrund.
„Damit ich endlich werd gesund!“
Ich steh an Deck, mein Gott schweigt still,
als ob er nur bejahen will.
Ein Tränenmeer bringt mich voran,
ein wilder Sturm bricht an sodann;
ja, endlich spricht mein Angesicht
und endlich führt mich Liebeslicht.
***
Als alles brach und nichts mehr blieb,
als alles nach Verwesung trieb,
fand ich am Meer ein Zauberschwert,
sah ich im Fall den höchsten Wert.
Der Sturm bricht an, das Schwache fällt,
weh dem, der jetzt nicht zu sich hält,
weh dem, der jetzt nicht Heimat kennt
und seine Stärke nicht benennt.
(2012)
***
Ich halte in der Hand die Rose,
als ich sie zärtlich-zart liebkose,
warf ich sie noch ganz sanft hinab,
ach! In Dein stilles, graues Grab!
Ich ließ die Rose vollgesogen
mit all den grauen Trauerwogen.
Und alles liegt so still und stumm
auf Deinem Schreckens-Sarg herum.
Ach, holde Liebe muss selbst fallen,
dort an dem Ort der Trauerhallen!
Und steckte auch noch stumm hinein,
das traurig-trübe Herze mein.
Nun steh ich nackt und kalt am Orte,
starr höre ich die Beileids-Worte.
Sie trauern um mein Röselein,
denn auch euch Freunde goss ich ein.
(2010)
***
Oh treue Närrin!
Verkleisterst wundersam den Geist,
bist für mich ziemlich weit gereist.
Du kommst aus Himmel, Hölle, Welt,
gibst preis Dein Sein; so unverstellt!
Oh treue Närrin!
Oh Liebes-Närrin!
Wo kalt und düster stets mein Herz,
reichst Du mir gnädig einen Nerz.
Gemacht aus Todessünde gar,
hältst mir den Spiegel; wunderbar!
Oh Liebes-Närrin!
Oh Teufels-Närrin!
Da kamen Menschen in mein Haus
und gingen kalterstarrt hinaus.
Wie lieblich waren sie gemacht,
doch Du hast nur den Tod gebracht!
Oh Teufels-Närrin!
Oh stille Närrin!
Und wenn ich Tränen still verbarg,
da brachtest Du den Todessarg!
Mit kalter Hand an meiner Brust
Tötetest Du die Lebenslust!
Oh stille Närrin!
Oh Ekel-Närrin!
Sag, bist Du taub und bist Du stumm,
sag ist Dein Denken vielleicht dumm?
Was mich erhellt und stetig nährt,
das bleibt Dir ewiglich verwehrt!
Oh Ekel-Närrin!
(2009)
***
In schneeumwehten Gassen
Siegt Ruh im Augenblick.
Wo sie Dich dort verlassen
Hängt nun ein Todesstrick.
An Bäumen stecken Lichter,
ein Chor erklingt im Gang;
Du fasst nicht mehr Gesichter,
nur jeden Himmelsklang.
Umringt von tausend Wesen,
steht Einsamkeit als Traum.
Kannst ja nur dort genesen
Vom grauen Menschenbaum.
Ein Kind fasst Deine Hände
Als wolle es mit fort.
Doch Du sprichst nur durch Wände,
verflogen auch das Wort!
Verweht sind Satz und Zeichen,
verschollen Kopf und Zahl.
Was blieb am Ort der Leichen
Ist Deine Höllenqual.