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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar

© PETER FELDMANN 2016

Herstellung und Verlag:

Books on Demand GmbH Norderstedt

ISBN: 9783741214615

Handlung, Orte und Personen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit realen Personen wären rein zufällig.

All characters appearing in this work are fictitious. Any resemblance to real persons, living or dead, is purely coincidental.

Inhaltsverzeichnis

Table of Contents

1

Nürnberg ist eine Stadt in Süddeutschland. Sie ist fast 1000 Jahre alt und hat viel gesehen. Nicht alles davon war so nett wie der kleine Fluss bei Nürnberg, die Schwarzach.

Sie fließt an Feldern, Felswänden, ausgewaschenen Höhlen und Felsenbögen vorbei. Sie ist über eine Million Jahre alt und hat alles gesehen.

Ein Zauberer ist vor langer Zeit im Dörfchen nebenan geboren worden und er hat, wie er sagt ... noch nicht genug gesehen. Immer noch wandert er gerne den Fluss entlang, weil er sich dort wirklich zuhause fühlt.

Eines Tages, als er hoch auf einem Felsen über einer seltenen Orchidee meditierte, hörte er jemanden etwas murmeln, ein Junge hastete den Flusspfad entlang. Der Zauberer schüttelte den Kopf und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Orchidee zu. Aber nun hörte er das Wort „Drachen“. Und wieder „Drachen“.

Neugierig stand der Zauberer auf und bewegte sich ziemlich schnell entlang der Felskante, obwohl er nur ein paar Schritte machte.

Zauberer können so etwas. Der Junge rannte dort unten immer noch, als ob ihn etwas jagte. Er nannte es Jogging. Und wieder sagte er: „Ich will einen Drachen!“ Der Fluss gurgelte zustimmend.

Und nun im Rhythmus seiner Schritte: „Ich - will - einen - Drachen!“ Daniel war sein Name und er hatte ein paar Drachenbücher gelesen und war sich sicher: Mit Drachen war alles besser und er meinte die traurige Tatsache, dass man manchmal mit seinem Etui Fußball spielte, sein Vater ihn schon mal schlug, dass er sich das Zimmer mit zwei Brüdern teilen musste und dass alle ihn komisch anguckten, weil er der einzige war, der im Trainingsanzug zur Schule kam.

Eben war er am Klärwerk vorbei zur Karlshöhle runtergejoggt, hatte bei dem dreieckigen Felsentor einmal mit der Hand auf den Fels geschlagen, sich umgedreht und statt zu laufen, ging er nun ein Stück. Seine Brüder gaben damit an, dass sie die ganze Runde von etwa drei Kilometern laufen konnten. Ihm reichte ein Kilometer völlig, um aus der Puste zu sein, aber er war ja auch der Jüngste! Und alle meinten anscheinend, sie könnten auf ihm herumhacken, die Lehrer, seine Brüder, der Hausmeister, die Mitschüler. Daniel hatte einen Film gesehen, in dem jemand sich durchsetzte, weil er plötzlich mit einem großen feuerspuckenden Drachen daherkam.

Dass er sich so sehr einen Drachen wünschte, musste nicht unbedingt heißen, dass er wirklich einen gebrauchen konnte. Das ist ja oft so im Leben. Jungen wüschen sich große Autos oder sogar Flugzeuge, dabei können sie weder Auto fahren noch Flugzeug fliegen.

Oft können sie ja nicht mal ein großes Fahrrad fahren!

Der uralte Mann auf dem Felsen oberhalb des Pfades wusste nicht, dass Daniel andere dinge benötigte als einen Drachen: Elternliebe, etwas Geld, ein eigenes Zimmer, Respekt ...

Eigentlich sollte er etwas Erfahrung in dieser Richtung haben, war er doch ein Zauberer von mittlerweile 300 Jahren. Aber ihm taten Kinder immer sofort leid, wenn sie ein trauriges Gesicht machten.

Nun passiert das oft, dass Kinder gerade mal nicht lachen und immer denkt der Zauberer, er müsse tätig werden.

Obwohl er unter dem Namen Müller geboren worden ist, lautet sein Name nun Ycxkqyxckq, ein komischer Name aus einem komischen weit entfernten Land, den man ihm gegeben hatte, weil man Müller nicht aussprechen konnte.

Wir können Ycxkqyxckq nicht aussprechen und er hat auch dieses Problem, aber er mag den Namen und denkt von sich praktischerweise nicht als Ycxkqyxckq, sondern als oberster Zauberer der drei Reiche des Mondes, erster Magier der unrealen&realen Welten, Generalhexer der obersten Majestäten der Länder der Vernunft (oder was sie dafür halten), erhabenster Seher und Späher in allen Dimensionen (außer denen, wo man keine Pizza isst), vorzüglichster Meister des tierischen Magnetismus, außerordentlicher … naja und so weiter.

Nebenbei war er auch noch Dreisternekoch in Paris, aber das hängte er nicht gerne an die große Glocke, da rasierte er sich, machte sich dicker und trug eine gewaltige, fünfzig Zentimeter hohe weiße Mütze.

Man kann den Namen natürlich auch abkürzen, wenn man ihn das nicht hören lässt: Yks!

Ycxkqyxckq folgte Daniel immer noch oberhalb des Felsenbandes und hörte ihn noch ein paarmal seufzen und murmeln und dachte: „Nun gut, nun ja, also denn! Hmhm, jaja!“ Er rieb sich die Hände und war plötzlich verschwunden. Ein Jäger, der auf einem umgestürzten Baum saß, hatte gerade von der anderen Seite den Zauberer im Blickfeld seines teuren Fernglases gehabt, weil er nach einem Rehbock Ausschau hielt, der humpeln sollte, das hatte man ihm jedenfalls berichtet. Aber kaum hatte er scharfgestellt, sah er einen Opa - der sich in Luft auflöste.

1

Nuremberg is a town in southern Germany. It is nearly 1000 years old and has seen a lot. Not all of it was as pleasant as the little river near Nuremberg, the Schwarzach.

It flows through fields, between cliffs, washed out caves and arches of rock. It is over a million years old and has seen everything.

A wizard has been born long ago in the village nearby and he has seen, as he says . . . not enough. He still likes to wander through the forests and along the river, because that’s where he really feels at home.

One day, when he was contemplating a rare orchid high on a cliff, he heard someone murmur something, a boy was hasting along the path beside the river. The wizard shook his head and returned his attention to the beauty of the flower. But now he heard the word, “Dragon.”

And then again, “Dragon.”

The wizard stood up curiously and moved along the ridge pretty fast by taking only a few steps.

Wizards can do that. The boy was still running down there, as if something was haunting him. He called it jogging. And he said again, “I want a dragon!” The river gurgled approvingly.

And now in the rhythm of his steps, “I—want—a—dra—gon!” Daniel was his name, and he had read a few dragon books and was absolutely certain, with a dragon everything was better and he was referring to some sad facts: in school they sometimes played football with his pencil case, his father hit him every now and then, he had to share the children’s room with his two brothers and everybody was looking down at him, because he always came to school in his jogging suit.

He had just run down to the Karlshöhle, passing the sewage plant, and had slapped the stone with its triangular opening. Now he turned around and instead of running, he walked a while. His brothers bragged about nonstop doing the whole round of about three kilometers. For him, the youngest, one kilometer was enough to be out of breath. Apparently everyone thought he could pick on him, the teacher, his brothers, the janitor, the classmates.

Daniel had seen a film about a boy, who gains acceptance by coming along with a big fire spitting dragon.

The fact that he wanted a dragon so very much, didn’t automatically mean that he could really use one. Much of that is going round today. Boys wish for big cars or even aero planes, but they can’t drive, nor can they fly an aero plane.

Sometimes they can’t even ride a bike.

The very old man on the ledge above the path did not know, that Daniel needed other things but a dragon: Parental love, some money, a room for himself, respect . . .

Actually he should have some experience in that way, being a magician for 300 years now. But when he saw children with sad faces, he immediately felt sorry for them, and wanted to do something instantly.

It happens quite often that children are sad and the magician always thinks, he has to react to it. Although born under the name of Müller, his name now is Ycxkqyxckq, a funny name they gave him in a completely strange faraway land because they couldn’t pronounce Müller!

Now we cannot pronounce Ycxkqyxckq and he also has this problem, but he likes the name, and he conveniently doesn’t think as Ycxkqyxckq of himself, but as the Supreme Magician of the Three Empires of the Moon, First Magician of the Real & Unreal Worlds, Wizard General of the Lands of Reason (or what they are taking for reason), Grand Seer and Scout in all Dimensions (except for those dimensions, where they don’t eat pizza, for what good are such dimensions anyway), Extraordinary Master of Animal Magnetism . . . well, and so on.

By the way, he also was the owner and three-star chef of a Parisian restaurant, but he didn’t shout that from the rooftops. For that occasion he shaved and put on an enormous chef’s hat of 60 centimeters.

The name Ycxkqyxckq could be shortened to Yks, but don’t you let him hear that!

Ycxkqyxckq still followed Daniel, just above him on the ledge. And he heard him sigh and mutter a few times and thought, “Well, well, so then! Um, Um! Yeah, yeah!”

He rubbed his hands and suddenly disappeared. A hunter, who was sitting on a fallen tree on the other side of the river, had seen the old man through his expensive binoculars, because he was on the lookout for a hobbling buck, which had been reported to him yesterday. But having just focused, he saw an old man dissolve into thin air.

2

Daniel kam nun nach der nächsten Biegung des Weges an einem Baum vorbei, in dessen Krone eine Katze miaute. Er legte den Kopf in den Nacken: „Wie kommst du denn da hinauf?“

Das Tier antwortete mit einem lauten kläglichen Miauen.

„Und jetzt kannst du nicht wieder hinunter!“

„Miaaaaaaauuuuuu!“

„Da rufe ich am besten die Feuerwehr, oder?“

Er kam den glatten Stamm sowieso nicht hinauf, die Äste fingen erst in über zwei Meter Höhe an.

Daniel sah sich um, da lagen etwas weiter weg zersägte Kiefernstämme.

„Hm, könnte passen.“

Versuchsweise schleppte er ein Stück Stamm von einem Meter Länge heran und legte es unter die Buche.

„So, jetzt noch die anderen!“

Nach ein paar Minuten hatte er einen kleinen Stapel am Baumstamm aufgeschichtet. Er stieg hinauf und kam so eben an den untersten Ast. Hochziehen, weiterklettern, nicht nach unten sehen. Bald erreichte er das Kätzchen. Es war ein schwarzweißes niedliches Ding.

„Na komm!“, die kleine Katze machte keine Anstalten auf seinen Arm zu springen. Daniel musste noch einen Ast höher klettern, so, jetzt konnte er das Tier packen. Er legte es sich in die linke Armbeuge und stellte fest, dass nun er Schwierigkeiten hatte, runterzuklettern. Beinahe wäre er ausgerutscht. Er griff auch mit links nach dem nächsten Ast und die Katze krallte sich in seinem Hemd und seiner Haut fest.

Aua! Das tat ja richtig weh!

Vorsichtig löste er die Krallen und legte sich das Fellknäuel über die rechte Schulter. So, das ging hoffentlich, ohne dass sie versuchte ihn zu zerfleischen.

Er machte sich an den Abstieg.

Nach nur 90 Sekunden stand er unten und setzte die Katze ab: „So, lauf nachhause!“

„Miauu!“, und wie der Blitz verschwand sie zwischen den Bäumen. Tatsächlich verschwand sie schon direkt hinter dem nächsten Baum …

Daniel marschierte weiter, er hatte auf seinem persönlichen Rundweg mehr als die Hälfte geschafft. Hier an der Schwarzach gab es Felsentore und Höhlen, die der Fluss ausgewaschen hatte. Das gefiel ihm, es war so geheimnisvoll, so mysteriös. Er war froh, dass es Tag war und die Sonne durch die Bäume sickerte, goldene Flecken auf die Felsen zauberte und den dicken Mooslagen der Steine einen smaragdgrünen Schimmer verlieh.

Er würde hier ungern nachts langgehen. Er hasste Dunkelheit. Beispielsweise hatte er Probleme, wenn sein Vater ihm abends sagte, er solle eine Flasche Bier aus dem Keller holen, wo die Lampen schwach waren und sich immer nach kurzer Zeit ausschalteten, sodass man sich im Dunkeln zur Tür zurücktasten musste, wenn man keine Taschenlampe dabei hatte.

An diesem warmen Frühlingsnachmittag war das kein Problem und er fragte sich wie so oft, welche Steinzeitmenschen schon vor Ewigkeiten genau hier gestanden und den Stein genau da angefasst hatten, um sich abzustützen.

Und was sie wohl gedacht haben mochten. Wahrscheinlich, dass sie auch einen Drachen brauchten …

Bei Regen konnte man sich wunderbar unterstellen und sinnieren, wie oft in Hunderttausenden von Jahren Steinzeitmenschen dort an einem Lagerfeuer gehockt haben mochten, dankbar, dass die Götter ihnen diesen Unterschlupf gewährten. Wenn die Dankbarkeit nachließ, aber der Regen nicht und langsam der Hunger größer wurde, kamen sie wahrscheinlich ins Grübeln, nämlich wann wohl das erste Pizzataxi seinen Dienst aufnehmen würde.

Ein Stück weiter hörte er ein Rascheln. Er schaute die Felswand rechts empor, aber den Waldboden dort oben konnte er nicht einsehen. Wieder das heftige Rascheln. Daniel wurde neugierig, er kannte diesen Wald, den kleinen Fluss und die Felsen wie seine Westentasche, er war oft hier, aber so ein hektisches Rascheln hatte er noch nie gehört.

Er stieg auf einen kleinen Felsblock, stemmte den linken Fuß in eine Spalte, zog sich hoch und stand fast drei Meter über dem Weg. Vor ihm raschelte es erneut: Ein Kaninchen steckte in einer Falle fest. So eine Schweinerei. Wer tat denn so was. Das war doch Tierquälerei – und verboten!

Das Kaninchen wusste anscheinend nicht, dass er helfen wollte, es zerrte an der hufeisenförmigen Metallfalle und die bewegte sich im Kreis, weil sie angekettet war. Endlich hatte er das Tier erwischt, weil er sich fast draufgestürzt hatte, und er brauchte drei Anläufe um das Eisen aufzudrücken. Vorsichtig! Nicht, dass es ihm noch einen Finger abschnitt!

Kaum kam der Hinterlauf des Tieres frei, sauste es ein wenig unregelmäßig hoppelnd davon – und verschwand.

„Aber das muss man doch schienen! Der Lauf ist doch bestimmt gebrochen!“, murmelte Daniel. Das hatten sie in Bio gelernt.

Er zuckte die Schultern und kletterte wieder zum Weg hinab, links lag nun hinter einem Steg noch die Schmiede. Daniel kam überhaupt nicht in den Sinn, dass da nie eine Schmiede gewesen war. Er wunderte sich auch nicht, dass er aus dem Tor jemanden lauthals lamentieren hörte: „So ein Mist! Jetzt kann ich nicht weiterschmieden, wo sind denn meine Helfer, wenn ich sie brauche. Jetzt wird das Eisen kalt, schade, schade! Und ich muss nochmal ein Feuer machen und das Tor wird nicht fertig. So ein unnützer Tag!“

Daniel kehrte um, nahm den Steg über das Flüsschen und spähte durch die große halb geöffnete Holztür.

Ein dürrer älterer Mann sah auf. Schmiede sollten doch wohl kräftiger gebaut sein?

„Ah, mein Guter! Hast du Lust mir zu helfen?“

Daniel zuckte die Schultern.

„Du müsstest die Blasebälge bedienen und zwar zwei auf einmal. Kannst du das?“

Klar, das hatte er schon im Museumsdorf auf der Klassenfahrt gemacht, er wusste, wie das ging und dass das nach ein paar Minuten ganz schön in Arbeit ausartete. Aber: „Sicher, mach ich!“

Nach kurzer Zeit schwitzte Daniel ganz schön, weil das Schmiedefeuer gehörige Hitze ausstrahlte und er selber wie im Dauerlauf auf den Hebeln der Blasebälge rumtrampelte, die Luft ins Feuer pusteten.

Das Schwitzen war ihm ziemlich egal, denn er guckte fasziniert zu, wie der Alte ruckzuck aus soliden Eisenstangen einen Rahmen für das Tor fertigte und dann für innen ein kompliziertes Gitterwerk wob, mit einer Leichtigkeit, als verwende er Peddigrohr statt Eisen!

„Fertig!“, rief der Alte, der kaum schwitzte. „Jetzt präge ich noch deinen Namen ein. Wie heißt du?“ „Daniel!“

Der alte Schmied nahm ein paar Prägestempel und schlug in der Nähe des Schlosses sorgfältig Buchstabe für Buchstabe etwas ein.

„Schau!“, sagte er dann. „Da steht dein Name und wenn du mal vor dem Tor stehst und keinen Schlüssel hast, musst du nur sagen: „Lass mich ein!“

„So ein Quatsch!“, dachte Daniel und sagte: „Ich muss los!“

Der Alte hob die Hand, Daniel nickte und rannte förmlich raus in den hellen Sonnenschein, über den Fluss, der hier ganz still vor sich hin strömte und dann weiter den Weg zur Höhle entlang.

2

After the next bend Daniel came past a beech in whose crown a cat was meowing. He put his head back, “How did you get up there?”

The animal responded with a loud pitiful meowing.

“And now you cannot come back down!”

“Miaaaaaaauuuuuu!”

“I think I’ll call the fire department, right?”

He couldn’t get up the smooth trunk anyway, with first branches growing in about two meters height. Daniel looked around, a little further away some sawed pine trunks piled up in a stack. Experimentally, he dragged a log of one meter length over to the beech.

“Well, now the others!”

After a few minutes he had piled up a small stack under the tree. As he mounted it, he was able to reach the lowest branch. He climbed up, not looking down.

Soon he reached the kitten. It was a cute black and white little thing.

“Come on,” the little cat did not move. Daniel still had to climb up another branch, so he could grab the animal. He put it in the crook of the left arm, and found that he had trouble climbing down now. He almost slipped. He was also attacked by the cat which clawed at his shirt and his skin.

Ouch! That hurt!

He carefully removed the claws and put the fur ball over his right shoulder, hoping it would not try to tear him to pieces again.

He made the descent without any problems, stood down and took off the cat, “Run home now!”

“Miauu”, and in a flash it disappeared among the trees. And it really disappeared as soon as it had passed the next tree . . .

Daniel marched on, having made half of his personal trail. He liked the Schwarzach and the caves, the river had washed out. It was so mysterious. And he was glad that it was day and the sun was sifting through the trees, playing in golden patches on the rocks and giving an emerald glow to the thick layer of moss on the ancient stones.

He wouldn’t want to walk here at night. He hated darkness. For example, he had problems, when his father wanted him to fetch something like a vacuum cleaner bag from the cellar, where the lights were weak and always went out after a short time. Then you had to feel your way back to the door, if you hadn’t brought a torch along.

But now it was a warm spring afternoon. He had no problems and as always he wondered if Stone Age men had stood right here and touched the stone exactly there to steady themselves.

And what might they have thought? Probably that they needed a dragon, too!

In case of rain, one could take cover here and ponder how often in hundreds of thousands of years Stone Age people had sat there besides an open fire, thankful for the gods granting them this shelter.

When gratitude decreased, but not the rain and when hunger grew, they probably came to ponder, when the first pizza delivery service would be started.

A little further on Daniel heard a rustling. He looked right up the cliff, but he couldn’t see the forest floor up there.

Again the heavy rustling. Daniel was curious, he knew the forest, the little river and the rocks like the back of his hand, he was here quite often, but he had never heard such a frantic rustling.

He climbed onto a small boulder, put his left foot in a crevice, pulled himself up and stood nearly three feet above the path. Before him again the rustling: a rabbit stuck in a trap. Such a swinishness. Who did something like that. Cruelty to animals—that’s what it was!

The rabbit didn’t want to be rescued, it tugged at the horseshoe-shaped metal case and was moving in a circle, because the trap was chained. Daniel finally caught the animal, because he had almost fallen on it, and it took him three tries to open the iron.

Be careful! Don’t cut your own fingers off! As soon as the hind leg got free, the animal darted of like lightning—and vanished.

“But that has to be put in splints. It must be broken!” So they had learned in biology.

Daniel shrugged his shoulders and climbed back down to the way beneath.

To the left there came the footbridge over the water to the old smithy. Daniel didn’t realize, that there never had been any blacksmith, nor even a footbridge.

And he was not surprised to hear a moaning from the gate and then someone shouting, “What a bummer! Now I can’t continue, where’s my helper when I need him? Now the iron gets cold, shame, shame! And again I have to make a fire, and the door is not finished. Another day lost.”

Daniel turned back, took the footbridge and peeked into the smithy.

A skinny old man looked up. For forging he surely should be built somewhat stronger. “

Ah, my good fellow! Do you want to help?”

Daniel shrugged.

“You’d have to use the bellows, two at a time. Are you able to do that?”

Sure, he had already tried in the museum village on a school trip last year, he knew how it worked and he knew that it got you quite out of breath after a few minutes. But he said, “Will do!”

After a short time Daniel was sweating nicely because of the heat radiated by the forge and his trampling along on the levers of the bellows as if he was running in a competition trying to win a medal!

He didn’t really care for the sweating, because he watched in fascination as the old boy made a frame for the door from solid steel bars and then wove an intricate lattice on the inside.

He was working with an ease, he could be using basket willow instead of iron!

“Done,” cried the old man, barely sweating. “Now I also emboss your name. What is your name? “ “Daniel.”

The old blacksmith took a few dies and carefully hammered letter for letter near the lock.

“Look! It says your name, and if you ever stand at this gate not having a key, you just have to say, ‘Let me in!’”

“What a nonsense,” Daniel thought and said, “Got to go now!” The old man raised his hand, Daniel nodded and ran out into the bright sunshine, over the river that flowed quietly here, and then on along the path to the cave.

3

Ein Stück weit musste er zur Straße hinauf, dann ging es wieder hinunter zum Schwarzachpfad. Er lief wieder und das große Felsentor kam näher. Langsam joggte er hindurch und - prallte zurück. Er traute seinen Augen nicht: Lag da ein Drache in der Höhle?

Er schluckte, da lag ein Drache und füllte die ganze Höhle aus. Anscheinend schlief er.

War der gefährlich? Wo kam er her? Was fraß er? Wieso hatte man vorher noch keinen Drachen hier gesehen? Wieso hatte er sich eine Höhle ausgesucht, in die er nicht richtig reinpasste?

Irgendwie sah das riesige Ungeheuer nett aus. Zwar ragte es auch liegend über Daniel empor wie ein Rodelhügel, aber es schien im Schlaf zu grinsen. Nun gut, das tun Krokodile auch …

Plötzlich machte Daniel einen Satz zurück: Eins der Augen hatte sich geöffnet. Es war knallorange und sah doch recht gefährlich aus!

Das andere Auge klappte auch auf und der Kopf hob sich, das Maul öffnete sich und Daniel sagte: „Tu mir nichts, ich tu dir auch nichts!“ Sicherheitshalber war er in den Felsenbogen des Durchgangs zurückgetreten. Der komplett smaragdgrüne Drache hob den Kopf erstaunt noch mehr. „Warum sollte ich dir etwas tun! Historisch gesehen haben die Menschen mehr Drachen auf dem Gewissen als umgekehrt!“, sagte er mit rumpelnder Stimme. „Und wer bist du überhaupt?“

„Daniel! Daniel heiße ich.“

„Daniel! Ich bin Snatch (sprich Snätsch!). Du hast nicht zufällig etwas zu essen dabei. Ich habe ziemlichen Hunger!“

„Was frisst du denn so?“

„Ich fresse nicht, ich esse!“, sagte das Monster würdevoll.

„Gut, was isst du denn so?“

„Kleine Kinder!“, und Snatch hob den Kopf noch weiter und das Maul öffnete sich und … der Drache lachte. Er lachte laut und irgendwie bellend und hörte plötzlich wieder auf, denn Daniel war ja gar nicht mehr da.

Er rannte nämlich wie ein geölter Blitz den Weg zurück.

Laut dröhnte die Stimme des Drachen hinter ihm: „Das war doch nur ein Witz. Bleib stehen!“

„Jaha!“, dachte Daniel. „Du kannst mich mal! Ich bleib doch nicht für dich stehen und geb eine leichte Beute für dich ab! So haben wir ja nicht gewettet!“ Er musste es bis zur Siedlung hinauf schaffen, denn da waren Leute, Häuser ... Da traute der Drache sich vielleicht nicht hin.

Aber das war nur Wunschdenken. Hinter sich hörte er ein Rauschen in der Luft, als hätte man im Sommer sämtliche Ventilatoren aus allen Baumärkten des Landes angeschaltet, es krachte und knirschte in den Kronen der Bäume und der Drache landete vor ihm auf dem Weg.

Panisch machte Daniel einen Satz vom Weg runter auf die Böschung, stolperte und rollte ins Wasser.

Platsch!

Nochmal Platsch, nur lauter und etwas fasste ihn behutsam hinten am Kragen, hob ihn hoch, um ihn zurück auf den Weg zu stellen.

„Ein Witz!“, sagte Snatch, der noch im Wasser saß. Er stand auf, machte einen Satz aufs Trockene und schüttelte sich, dass es nur so spritzte.

„Ich hasse Wasser!“, fügte er hinzu, beugte den langen Hals und spuckte ein wenig Feuer dorthin, wo er immer noch nass war – auf den Bauch und die Beine hinunter. Es dampfte.

„Du bist ja auch ganz nass! Soll ich dich auch …“

„Neinnein, ich will nicht gegrillt werden!“

„Dann zieh doch wenigstens das Hemd aus und halte es in die Nähe meines Mundes! Ich kann das wirklich nicht mit ansehen, wenn du so nass und kalt herumläufst!“

Gesagt, getan, Daniel hielt das Hemd nahe an die orangene Flamme, die Snatch produzierte, und bald konnte er es wieder anziehen. Das fühlte sich ja richtig gut an!

„Peng!“, knallte es und eine Stimme rief. „Junge, lauf weg!“ Und nochmals „Peng!“

„Hihi!“, sagte Snatch. „Das kitzelt!“ Und Daniel rief: „Der tut nichts, der will nur spielen!“

„Lauf!“ Peng, Peng!

Snatch knurrte: „Weiß der denn nicht, dass ich unverwundbar bin?“

Nein, das wusste der Jäger nicht, der sowieso jetzt ganz verwirrt war. Erst lösen sich alte Männer in Luft auf, dann steht man vor einem Drachen. Das war einfach nicht sein Tag.

„Welch unfreundliche Atmosphäre!“, sagte Snatch kopfschüttelnd. „Zu viel Blei in der Luft! Komm! Wenn du aufsitzt, können wir losdüsen und freundlichere Gesellschaft suchen.“

Peng, eine Kugel sauste als Querschläger dicht über Daniels Kopf hinweg und das erleichterte seinen Entschluss enorm. Er krabbelte über den Hinterlauf auf den Rücken des Drachen, froh darüber, dass der so eine massive Panzerung aus einzelnen, interessant gemusterten Platten hatte.

Mit einem Satz waren sie in der Luft und mit gewaltigem Flügelrauschen transportierte der Drache Daniel über die Baumkronen, den Fluss und dann über den Wald auf der anderen Seite des Flusses und plötzlich sagte Snatch: „Ich rieche etwas zu essen, hm, lecker!“, und er steuerte über die Felder auf die Nachbarstadt zu. Sie entfernten sich rapide von Daniels Zuhause! „Also, ich wohne in der anderen Richtung!“, rief Daniel in den Wind. „Gut!“, rief der Drache zurück. „Gut! Riechst du das auch?“

„Nein“, schrie Daniel. „Ich riech nichts! Ich wollte eben sagen, ich muss gleich nachhause zurück!“

„Gut!“, rief der Drache.

„Also, was ich damit sagen will …“ „Bist du immer so umständlich?“

„Was?“

„Ich fragte, ob du immer so umständlich bist. Sag doch einfach, was dein Begehr ist, was wünschst du, was verlangst du, was möchtest du, was soll ich für dich machen, was kann ich für dich tun? Ich meine, was schwebt dir vor, wie gehts weiter?“

„Äh, bring mich nachhause!“

„Alles klar, aber erst wird gegessen!“

Daniel stöhnte.

„Schau, da gibts was Gutes!“, rief Snatch und Daniel begriff, dass er auf das große Einkaufszentrum eines Nachbarortes zusteuerte, wo ein Minivolksfest stattfand. Mehrere Imbisswagen fanden sich dort, ein Fischstand, ein Hähnchengrill und eine Pommesbude. Außerdem ein Feuerwehrwagen, der Durst mit Bier löschte.

Abends spielte eine Band Volksmusik. Die Pommesbude bot leckere Fränkische Bratwurst, die hier über Holzkohlenfeuer gegrillt wurde. Davon konnte Daniel auch drei oder vier Stück futtern. Problemlos. Mit Senf natürlich. Der Grill hatte sogar Enten neben den Haxen und Hähnchen im Angebot.

3

He had to go up to the street for a few hundred meters, then the path went back down to the Schwarzach. Again he ran and soon approached the rock arch. He came through and—bounced back. He couldn’t believe his eyes, which was a saying he had always felt a deep mistrust for, because WHY shouldn’t one trust his own eyes in the first place. Perhaps one should wear glasses?

But here no glasses were needed: a big dragon was lying in the cave!

He swallowed, yes, there definitely was a dragon filling the whole cave. Apparently he was sleeping. Was he dangerous? Where did he come from? What would he eat? Why hadn’t he ever seen a dragon around here previously? Why had he chosen a cave which he didn’t fit in properly.

Somehow, the huge monster looked nice. Towering over Daniel like a sledding hill, it seemed to grin in its sleep. Well, crocodiles do that, too!

Suddenly, Daniel jumped back: one of the eyes had opened. It was of a bright orange color and looked rather dangerous!

The other eyelid rose, the head lifted, the mouth opened, and Daniel quickly said, “Don’t hurt me, I won’t harm you!”

Cautiously he retreated to the rock arch. The dragon that was completely emerald green, raised his head even more surprised, “Why should I hurt you? Historically, people have slayed more dragons than the other way round,” he said with his rumbling voice. “And who are you anyway?”

“Daniel! Daniel is my name.”

“Daniel! I’m Snatch. You do not accidentally carry something to eat with you, don’t you? I have quite a hunger!”

“What sort of fodder do you need?”

“I don’t need fodder, I dine!” The monster said with dignity.

“Well, what do you dine on then?” “Little children,” and Snatch raised his head even further, his mouth opened . . . and the dragon laughed. He laughed loudly and somehow barking and stopped all of a sudden, because Daniel was not there any longer.

He was running like a bat out of hell the way back up to the road.

Behind him the voice of the dragon roared, “That was just a joke. Stay here!”

“Yeah!” Daniel thought. “Go and get stuffed! I won’t stand there being an easy prey for you! No way!” He had to make it up to the village, because there were people, there were houses . . .

But that was just wishful thinking.

Behind himself he heard a rushing in the air, as if all ventilating fans in the country had been switched on. Then a crash in the crowns of the trees and the dragon landed smoothly on the way before him.

Panic made Daniel jump on the bank side, he stumbled, fell and rolled into the water. Splash!

Again a splashing, but louder this time, and something caught him behind the collar and lifted him back up to the path.

“A joke!” Snatch said, still sitting in the water. He got up, jumped on dry ground and shook himself like a dog.

“I hate water,” he added, bent the long neck and spat fire on his belly and his legs. Steam rose. “You also are quite wet! Shouldn’t I . . .?”

“No, no, I don’t want to be grilled!” “Then take off at least the shirt and hold it close to the flame! I can hardly look at you walking around so wet and cold!”

So Daniel held the shirt up to the orange flame produced by Snatch, and soon he could put on his shirt again. It really felt good!

“Bang!” it boomed and a voice shouted, “Run away, boy!” And again, “Bang!”

“Hihi,” Snatch said. “That tickles.”

And Daniel shouted, “He won’t hurt you, he just wants to play!”

“Run!” Bang, Bang!

Snatch growled, “Doesn’t he know that I am invulnerable?”

No, the hunter didn’t know this and was completely confused now. Old men vanishing, boys standing before dragons. This was just not his day.

“What an unfriendly atmosphere,” Snatch said, shaking his head. “Too much lead in the air! Come! If you sit on, we can dart off and look for friendlier society.”

Bang, a bullet whizzed past Daniel’s head and made his decision easier.

They were in the air with a jump and the dragon transported Daniel with a mighty noise made by the wings over the treetops, over the river and the woods. Suddenly Snatch hollered, “I’m smelling something to eat, well, yummy!” and he headed across the fields to the neighboring city. Rapidly they got away from Daniel’s home.

“Well, I’m living in Schwarzenbruck!” Daniel shouted into the wind.

“Good,” the Dragon shouted back.

“Good! Do you smell that?”

“No, I’m not smelling anything! I was about to say, I have to be back home soon!”

“Good,” said the dragon.

“So what I’m saying . . .”

“Are you always so complicated?” “What?”

“I asked, if you’re always so awkward. Tell me just what is thy request, what do you want, what can I do for you, I mean, what do you have in mind?”

“Uh, take me home, please!”

“All right, but let’s eat first!”

Daniel groaned.

“Look, there’s something good,” called Snatch and Daniel realized that he was heading for the shopping center of the next town, where a mini-festival was just being held. Several food vans were to be found there, a fish stall, a chicken barbecue and a chip shop. In addition, a fire truck to fight thirst with beer, and in the evening a group would play folk music. The chip shop had delicious Fränkische Würstchen, Franconian sausages that were charcoal-grilled. Daniel was able to munch at least three of them, of course with mustard.

4

Snatch landete vor den Buden und zerquetschte mit seinem Hinterteil einen Einkaufswagen. Den konnte man nun zwar nicht mehr als Einkaufswagen, aber doch ganz prächtig als Seifenkiste benutzen. Leider waren die Räder zu klein, sonst hätte man durchaus Siege damit herausfahren können.

Snatchs Schwanz, der in einer herzförmigen Pfeilspitze endete, hatte eine große Werbetafel gestreift und dabei einen Buchstaben weggekratzt. Bei der Werbung für unkaputtbare Fahrradreifen fehlte im Spruch „Nie mehr flicken“ ausgerechnet der wichtigste Buchstabe.1

Daniel stieg ab, er war noch ganz benommen von dem Flug und der etwas unsanften Landung. Vielleicht sollte man so einen Drachen mit gepolsterten Sitzen ausstatten oder ihm eine Gondel umhängen oder …

Die Leute ringsum waren nach allen Seiten auseinandergelaufen und starrten nun aus sicherer Entfernung zu Daniel und Snatch hinüber. Einige hatten Kameras herausgeholt, einige ihre Handys. Manche telefonierten wie wild, manche filmten. Andere wiederum zischten mit quietschenden Reifen vom Parkplatz. Auch diejenigen, die schön der Reihe nach aus dem Einkaufszentrum kamen, guckten zunächst blöde, schrien dann laut auf und begannen zu rennen. Jeder Zweite ließ dabei seinen Einkauf zurück. Daniel konnte nicht anders, er musste einfach lachen und Snatch lachte mit.

Als aber an die 20 Einkaufswagen mitsamt Einkäufen herrenlos herumstanden, verging ihm das Lachen wieder. Auch Snatch verstummte.

„Zu dumm, dass die alle Angst vor dir haben!“, kommentierte Daniel. „Wirklich dumm!“, nickte Snatch.

„Könntest du nicht irgendwas machen?“

„Ja, ich könnte was essen!“, Snatch tapste auf die Pommesbude zu. „Weißt du, ich hab wirklich Hunger. Was glaubst du, was ich an Kohlenhydraten verbrenne beim Fliegen und beim Feuer spucken sowieso! Ich brauche Nahrung, sonst kippe ich um! Ach, wie schön!“

Er meinte anscheinend die Würstchen. 20 Stück lagen da auf dem Grill, waren aber erst ein wenig angebraten.

„Die sind noch nicht richtig durch!“, sagte Snatch zu der Verkäuferin, die neben dem Grill stand, eine Grillzange in der einen Hand und eine Plastikschale in der anderen. Sie war eine Dame mittleren Alters, die vorher gedacht hatte, sie hätte schon alles gesehen.

„Naa!“, sagte sie leise mit deutlichem fränkischem Akzent. „Hob i ... grod erst ... draufgleecht.“

Snatch steckte den Kopf unter das Dach der Bude und ließ einige Sekunden lang eine rotblaue Flamme über den Grill spielen.

Die Verkäuferin fiel lautlos um.

„So!“, meinte Snatch fröhlich. „Die Würstchen sind gut!“

Er ließ seine große raue Zunge zweimal über den Grill huschen und dann schmatzte er zufrieden. „Mit dir kann man nirgendwo hingehen!“, kommentierte Daniel.

„Was denn, ich muss mich doch ernähren!“

„Ja gut, aber wie willst du die Würstchen denn bezahlen?“

„Be …! Nein! Sags nicht! Wir sind in so einem rückschrittlichen Land, wo man noch bezahlt! Womöglich habt ihr GELD!“

„Ja, das heißt, ich hab keins! Hier, der eine Euro, das ist alles, was ich habe.“

Interessiert schaute Snatch sich die Münze an. „Und welche Leistungen oder Waren kann man damit erstehen?“

„Eine halbe Wurst?“

„Oh, hm, ja. Egal, ich hab immer noch Hunger. Sie gestatten doch?“, fragte er, aber die Verkäuferin war noch ohnmächtig und sagte nichts, also steckte Snatch seinen grünen Reptilienschädel nochmal unter das Dach und schlürfte die Fritteuse leer. „Lecker!“, meinte er und rülpste, was eine kleine gelbe Flamme entstehen ließ, die über den Boden tanzte und fünf Sekunden später verlosch.

Mit der Zunge fischte er noch eine Packung Toastbrot aus dem Regal, warf sie hoch, biss vorne hinein, hielt dann erstaunlich geschickt mit seinen krallenbewehrten feingliedrigen Fingern die Plastikverpackung fest und … flupp war das Toastbrot verschwunden. Sorgfältig öffnete Snatch den Abfalleimer, steckte die Plastikfolie hinein und ließ den Deckel wieder fallen.

„Das war die Vorspeise. Was machen wir jetzt, wo wir doch kein ‚Geld‘ haben?“

Daniel wollte schon sagen, dass Snatch ein wenig zu oft das Wort „wir“ benutzte, er konnte ja nicht verlangen, dass ein Kind, ein Junge wie Daniel, ihm ein paar tausend Würstchen kaufte oder was immer auch Snatch sich da vorstellen mochte. Aber stattdessen sagte er: „Ich habe eine Idee!“ „Siehst du! Gut, dass ich dich nicht gegrillt und gegessen habe!“

Daniel stemmte empört die Hände in die Hüfte und sah Snatch böse an. Der zuckte die Schultern und sagte entschuldigend: „Ein Witz, ein Witz! Du weißt doch! Tut mir leid!“ Und er wiegte den großen Kopf bedrückt hin und her.

„An deinem Sinn für Humor musst du bei Gelegenheit noch arbeiten!“, sagte Daniel. „Aber jetzt lass uns mal sehen …“

Ein paar Minuten später war die Vorführung schon in vollem Gange.

„Einzigartig!“, brüllte Daniel. „Das müssen Sie gesehen haben! Feuerspeiender Drache grillt Hähnchen in der Luft! Treten Sie näher! Spenden Sie für Drachen in Not. Kommen Sie heran, Sie wollen doch nicht, dass dieser niedliche Geselle verhungert!“

Der „niedliche Geselle“ jonglierte mit sechs noch nicht gegrillten Hähnchen und zwar schickte er sie dabei immer wieder durch die Flamme, die er in den Himmel blies. Dann, als sie braun waren, landeten sie zappzerapp in seinem Mund - er hatte Daniel eröffnet, er habe kein „Maul“ - und weg waren sie.

„Griecherti aah nu su a Geegala!? Du griggst fo mia a doppelt suviel!“, schrie ein Zuschauer aus der kleinen Menge, die sich nun angesammelt hatte.

Kurz darauf war der Hähnchenvorrat des Grillwagens aber aufgebraucht und Snatch wandte sich dem Fischstand zu, da ertönten Sirenen in der Nähe.

„Die Polizei!“, rief Daniel.

„Gut, gut“, sagte Snatch. „Die können mal ein wenig für Ordnung sorgen. Hm, der Fisch riecht lecker.“ „Es wäre besser, wenn wir verschwinden“, meinte Daniel, „du weißt schon: Missverständnissen aus dem Weg gehen …“

„Missverständnisse? Was für Missverständnisse?“

Daniel zuckte die Schultern, aber er hatte schon so eine Ahnung, dass es NUR Missverständnisse geben würde, wenn die Polizei ihn hier mit diesem großen grünen Drachen sah.

Und so kam es auch: Snatch jonglierte mit 8 Fischen und grillte sie gleichzeitig in der Luft, die Leute jubelten und immer mehr drängten nun heran. Es roch nach gebratenem Fisch, Snatchs Flamme zischte und fauchte. Es war ein bisschen wie auf der Kirmes – bis die vier Polizeibeamten auftauchten. Sie drängelten sich durch die Menge, sahen sich das Spektakel eine Sekunde lang an und einer rief: „Was geht denn hier vor sich?“ Daniel hatte gerade noch einmal Geld eingesammelt, das für mindestens zwölf Fische reichte, und er rief: „Sehen Sie doch: Fütterung eines Drachen!“

„Stopp, stopp, stopp, stopp, stopp! So geht das ja nicht! Hast du eine Genehmigung für diese Vorführung?“

„Äh …“

„Aha, keine Genehmigung, das wird teuer! Wie ist es mit einem Gewerbeschein?“ Daniel hatte noch nie von einem Gewerbeschein gehört.

Ein anderer Beamter fragte: „Ich glaab scha glei goa net, dass du glaana Buh su a Dier öffendlich rumfiehrn derfst. Host du dafia a Genehmigung?“

„Ich bin kein Tier!“, zischte Snatch und eine bösartige Zweimeterflamme spielte über die Köpfe der Polizisten und sengte ihre blauen Mützen an.

„Er ist ein Drache!“, präzisierte Daniel.

„Ungenehmigte Vorführung. Bettelei. Kein Gewerbeschein! UND Angriff auf Polizeibeamte. Du und dein ‚Drache‘, ihr seid verhaftet! Handschellen anlegen!“

Sein Kollege drehte Daniel zu sich rum und nahm die Handschellen von seinem Gürtel.

„Nicht beim Jungen! Der ist ja nicht gefährlich! Beim Drachen!“

„Ach so!“, unsicher und etwas zittrig ging der Beamte auf Snatch zu, der freundlich lächelte, wobei er seine großen Zähne zeigte. Der Polizist zuckte zusammen, ging aber weiter und präsentierte Snatch die Handschellen. Brav streckte Snatch die erstaunlich zierlichen Handgelenke hin und die Handschellen schnappten zu. Der Beamte marschierte zu seinen Kollegen zurück und atmete auf. Snatch atmete ein: „Das gefällt mir doch nicht so gut!“, sagte er und blies eine weißblaue Flamme auf die Handschellen, die zerschmolzen und zu Boden fielen.


1 Das „f“! Was habt ihr denn gedacht?

4

Snatch landed in front of the stalls, crushing a shopping cart with his rear. The cart couldn’t be used for shopping any longer, but magnificently for soapbox derbies.

Snatch’s tail that ended in a heart-shaped arrowhead had touched a large billboard and scraped a letter. It had been advertising puncture protected bicycle tires, but now the most important letter was missing from the phrase “Never has to be repaired!”

Daniel got down, still groggy from the flight and the somewhat rough landing. Perhaps one should equip Fire Dragons with upholstered seats or give them gondolas or . . .

People all around were running in all directions and staring back to Daniel and Snatch from a safe distance. Some had got out cameras, some their mobile phones. Some were making phone calls like crazy, some were filming. Others again took their cars and screeched from the parking lot.

Those coming from the mall one after another, all did the same: they looked surprised, screamed and then began to run. About one in two left back their purchases. Daniel couldn’t help laughing and Snatch laughed, too.

But when abandoned shopping carts stood before them by the dozen, Daniel and Snatch fell silent.

“Too bad that they all fear you,” commented Daniel.

“Really stupid,” nodded Snatch.

“Couldn’t you do anything?”

“Yeah, I could eat something,” Snatch toddled of to the chip shop. “You know, I’m really hungry. Imagine the vast amount of carbohydrate I got to burn by flying and breathing fire! I need food, otherwise I’ll faint! Well, these look so well!”

He apparently meant the sausages. 20 of them were lying on the grill, but only four of them were roasted.

“They aren’t done yet,” Snatch said to the sales-lady, who was standing behind the counter, grill tongs in one hand and a plastic tray in the other. She was a middle-aged lady, who had thought previously, she’d seen it all.

“Naa,” she said softly in her franconian accent. “I have jusd . . . jusd . . . pud dem on.”

Snatch stuck his head under the roof of the shack and for a few seconds a red-blue flame blazed over the grill.

The saleswoman silently fainted.

“Well,” Snatch said cheerfully. “The sausages are ready.”

He let his big rough tongue dart across the grill twice and then he smacked satisfied.

“One can’t go anywhere with you,” said Daniel.

“What do you mean, I have to live of something!”

“Well, yes, but how are you going to pay for the sausages?”

“Pay . . . No. Don’t say it! We are in such a troglodytic country, where people are PAYING! So you have MONEY!”

“Yes, um, to tell the truth . . . that euro is all I’ve got.”

Interestedly Snatch looked at the coin, Daniel had fished out of his pocket.

“And what services or goods does it buy?”

“Half a sausage?”

“Oh, well, nevertheless, I’m still hungry. May I?” he asked, but the sales-lady was still unconscious and said nothing. So Snatch put his green reptilian skull under the roof again, sipping empty the deep-fryer. “Yummy!” he said. Then he burped, creating a little yellow flame that danced across the floor and went out five seconds later.

Using his tongue, he took a pack of bread from the shelf, threw it in the air, took a bite up front, then got hold of the plastic wrap with a dexterous slender claw, and, fflupp, the toast bread disappeared just like magic. Snatch carefully opened the disposal bin, put the plastic wrap in and dropped the lid.

“That was the appetizer. What do we do now that we don’t have any money?”

Daniel started to say that Snatch was using the word “we” a little too often, he couldn’t expect a child, a boy like Daniel, to buy a few thousand sausages for him, or whatever Snatch dreamed of. But instead Daniel said, “I’ve got an idea!”

“You see! Thank heaven I’ve not grilled and eaten you!”

Outraged Daniel put his hands on his hips and looked at Snatch, who shrugged his shoulders and said apologetically, “A joke, a joke! You know that! I’m sorry.” And he swayed his large head depressed from left to right.

“You got to work on your sense of humor some time!” said Daniel. “But now let’s get started!”

A few minutes later, the show was already in full swing.

“Unique!” Daniel shouted. “You must have seen that! Fire-breathing Dragon grills chicken in the air. Step right up! Donate to dragons in distress! Come near! You would not want to see this cute little fellow starving.”

The “cute little fellow” juggled with six raw chickens and sent them through the flame he blew into the sky.

Then, as they were brown, they landed, zappzerapp, in his mouth and were gone.