Innovative Methoden in der Archäologie erbringen neue Erkenntnisse.
Meiner Familie – insbesondere der maltesischen sowie Nadine und Frank !
Gefördert durch: Active Fund Placement und RAK Claus Hochgrebe
Die auf Malta gefundene und im Museum für Archäologie in Valletta ausgestellte, gravierte Scheibe war Gegenstand mehrerer Deutungsversuche. Der aus den bisherigen Theorien abgeleitete, wesentliche Erkenntnisstand ist Folgender:
Ken Taylor stellt in seinem Werk „Kosmische Kultstätten der Welt, Von Stonehenge bis zu den Maya-Tempeln“, die These auf, dass es sich bei der Gravur in der Zone ohne Sterne um den Mond handelt.1
Diese behauptete Darstellung einer Mondsichel auf der Maltascheibe basiert aus methodologischer Sicht auf dem Verfahren des Analogieschlusses. Dabei werden nur solche Merkmale des Bildes erfasst, die mit anderen, bereits bekannten und vergleichbaren Darstellungen korrespondieren.
Wendet man hingegen das Verfahren der strikten Formanalyse an, bei dem tatsächliche Formmerkmale eines Bildwerks und deren Wechselbeziehung analysiert werden, kommt es zu ganz anderen, weniger interpretationslastigen oder assoziationsbasierten, sondern analysebasierten Ergebnissen.
Besonders überzeugende Anwendung fand dieses Verfahren in Analysen von H.W.Wirth.2.
Untersucht man die Form solchermaßen, so stellt sich heraus, dass es sich bei ihr weder um einen Halb- noch einen Drittelkreis handelt, der die Identifikation als Mond legitimieren würde. Im Gegenteil: Bei genauerer Betrachtung unter den richtigen Lichtverhältnissen wird zweifelsfrei deutlich, dass die Gravur viel differenzierter ausgeführt wurde3. Es existiert in Wirklichkeit nachweislich eine völlig andere Gesamtform (siehe Abbildung 10).
Die „Mondtheorie“ erweist sich nach der kunstwissenschaftlichen Formanalyse als unhaltbar.
Eine zweite Theorie, widmet sich etwas eingehender der Vorstellung, dass auf der Scheibe Sternbilder und ein Tempeleingang dargestellt sind. Die in der anderen Theorie als Mondsichel interpretierte Form soll dabei den Tempeleingang von Tal Quadi, dem Fundort, zeigen. Die in zonalen Abgrenzungen dargestellten Sterngruppen werden hierbei drei bestimmten Sternbildern zugeordnet. Diese Idee geht, wie es heißt, von einer auf einem keltischen Schwert gefundenen Darstellung aus, die nach Meinung des Autors die Plejaden zeigen soll4. Durch einen Analogieschluss kommt er wohl zu dem
Fazit, dass auch hier die Plejaden dargestellt sein könnten. Ausgehend von dieser Vorstellung deutet er die anderen beiden dargestellten Sterngruppen als die benachbarten „Sternbilder“ Stier und Perseus. Ein Stern, der sich in der Zone außen neben dem „Stier“ befindet, wird nicht endgültig sondern entweder als „Beteigeuze“, „Sirius“ oder „Rigel“ bezeichnet. Ein erster Kritikpunkt an der Theorie liegt aus kunstwissenschaftlicher Sicht in der verwendeten Methodik bzw. bei der eher vorstellungsbasierten Wahrnehmung des Objektes.