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© 2017 Lana Bach
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt.
ISBN: 9783743135062
Im Jahr 2001 kam unsere jüngste Tochter auf die Welt. Sie war ein anspruchsvolles Baby, welches viel weinte, noch mehr Körperkontakt benötigte und viel "Input" brauchte um einigermaßen ausgeglichen zu sein.
Damals forderten noch zwei weitere Kinder (6 und knapp 4 Jahre) Ihr Recht ein - der Alltag war manchmal wirklich hart, auch wenn der Mann damals schon alles gab und mich unterstütze wo er nur konnte.
Verhütet habe ich in dieser Zeit mit der Mirena Hormonspirale, welche mir Nebenwirkungen vom Feinsten bescherte, die leider kein Arzt ernst nahm. Da war angefangen von Kopfschmerzen, über Stimmungsschwankungen, bis hin zu depressiven Verstimmungen alles dabei was man sich überhaupt nicht wünscht .... es musste etwas geschehen.
Nach vielen Gesprächen entschied ich, ich lasse mich sterilisieren, ein weiteres Kind kommt nicht in Frage! Die Jüngste war 2 Jahre alt, schlief immer noch sehr schlecht ein und durch und dazu der Gedanke an eine weitere Schwangerschaft? Niemals! Bei jeder Schwangerschaft ging es mir die ersten 18 Wochen sehr schlecht, Übelkeit von morgens bis abends und abends bis morgen mit Erbrechen bis zur Galle. Ab etwa der Hälfte der Schwangerschaften hatte ich starke Symphysen-Schmerzen und Zipperlein hier und da.
Kurz: Für uns kam eine weitere Schwangerschaft keinesfalls in Frage.
Mein Frauenarzt beriet mich zum Thema Sterilisation und führte diese wenige Tage später im Krankenhaus, in dem er Belegarzt ist, durch.
Zwei kleine Löcher im Bauch und die Sache war erledigt. Einige Tage später ging es mir wieder blendend.
Die Kinder entwickelten sich wunderbar, sogar die Jüngste beschloss eines Nachts, dass auch sie schlafen kann. Sie ist nach wie vor sehr neugierig und wissensdurstig, möchte alles Mögliche testen und ausprobieren. Heute denke ich, ihr war als Baby langweilig, gefangen im eigenen Körper, der noch nicht so konnte, wie sie gern wollte .... bei allem dabei sein, alles Sehen, alles Hören und erforschen. Denn als wir damals anfingen, sie im Tragetuch quasi bei allem teilhaben zu lassen, war die Welt für sie in Ordnung. Sollte sie hingegen auf einer Decke liegen und sich mit ihrem Spieltrapez beschäftigen, war das nach zwei Minuten so langweilig, dass sie anfing, Zeter und Mordio zu schreien.
Das Thema Kinder war ja für uns kein Thema mehr, ging ja sowieso nicht .... endgültig.
Endgültig ist ganz schön lange.
Wir richteten unser Leben anders aus, unsere Kinder wurden größer, brauchten uns immer weniger und wir planten andere Dinge.
Urlaube, die Selbstständigkeit, der Bau des größeren Hauses etc. auch unsere Hobbys gestalteten wir neu.
Doch so ein bisschen Babysehnsucht war im Hintergrund immer da, bei uns beiden.
Endgültig. Nie mehr. Unwiderruflich.
"Manchmal habe ich wirklich große Lust auf noch ein Baby!", sprach der Mann auf einer langen Autofahrt, für mich quasi aus heiterem Himmel. Mein Hirn brauchte einige Momente, bis es die Information, die durch die Synapsen jagte, wirklich bei der richtigen Schaltzentrale ankam und dann platzte es aus mir raus: "Ich auch!!! Aber es geht ja nicht!". "Geht nicht, gibt‘s nicht. Es geht alles irgendwie!".
Wir kamen nach einem schönen Tagesausflug nach Hause, auf dem unsere beider Gedanken immer wieder laut um dieses Thema gekreist sind. Bei uns beiden war das Thema nie ganz vergessen, wie sich an diesem Tag heraus stellte.
Der Mann recherchierte und las sich ausgiebig in das Thema ein. Nach kurzer Zeit waren zwei Spezialisten in Deutschland gefunden, die die Sterilisation mit einer Refertilisierung rückgängig machen könnten. Die Erfolgsaussichten waren vielversprechend, mal besser als im Augenblick.
Wir sprachen mit den Kindern, ob sie sich generell noch ein Geschwisterchen vorstellen könnten und auch hier waren alle Feuer und Flamme und eigentlich hätten sie es bitte, danke, gerne gestern schon!
Unsere Recherche ergab, es gibt in Deutschland nur wenige Ärzte, die davon wirklich etwas verstehen. Der Eingriff wäre mikrochirurgisch und bedarf einiges an Erfahrung, zudem gibt es keine Garantie und die Zeit würde zeigen ob es erfolgreich war oder nicht ... zudem sind die Wartelisten lang, denn es gibt wohl einige Frauen, die den gleichen Wunsch verspüren und nach der Sterilisation gerne noch ein Kind hätten.
Geduld? Ein Fremdwort für mich, wo ich doch im zweiten Vornamen "Ungeduld" heiße. Inzwischen war fast eine Woche mit Recherche vergangen, das Internet war quasi leer gelesen und Erfahrungsberichte, die leider seeehr spärlich waren, verschlungen. Ich rief am Donnerstag beim ersten der beiden Spezialisten an und sollte in drei Monaten einen Termin zum Vorgespräch bekommen - noch sooo lange?
Da beide Spezialisten etwa gleich weit entfernt sind, versuchte ich mein Glück in der anderen Klinik. Ich wurde in das Vorzimmer verbunden und nachdem ich dort mein Anliegen geschildert hatte, fragte ich nach einem Terminvorschlag, schon auf das Schlimmste gefasst.
"Wie sieht es bei Ihnen am kommenden Dienstag aus? Eine Patientin ist leider erkrankt und kann den Termin nicht wahrnehmen." *verdattert guck*
"Kommenden Dienstag?" Frage ich mehr um Zeit zu gewinnen und mich zu fassen, als das ich es nicht verstanden hätte.
"Ja, wir könnten am Montag die Voruntersuchungen machen und Dienstag dann die OP, dann wären Sie bis Donnerstag bei uns und könnten anschließend nach Hause entlassen werden!"
"Das hört sich phantastisch an", krächze ich und sage den Termin zu. Ich kann es kaum glauben, nächste Woche?
Mit wackligen Beinen und zittrigen Knien berichte ich dem Mann von meinem erfolgreichen Telefonat. Dieser biegt alle Termine für die kommende Woche so um, dass er mich begleiten und mich ganz unterstützen kann. Für den morgigen Freitag habe ich einen Frauenarzttermin zur Krebsvorsorge, dieser steht schon eine Weile und ich möchte noch mit ihm über mein Anliegen sprechen.
Der Termin zur Krebsvorsorge steht schon lange fest und ich möchte mit ihm, der mich ja vor 9 Jahre sterilisiert hat, besprechen, was er darüber denkt.
Ich komme ins Sprechzimmer und nach kurzem Abklären der Fakten erkläre ich, dass ich gerne noch ein Kind hätte und welche Möglichkeiten er sieht.
"Künstliche Befruchtung, mehr geht bei Ihnen ja nicht mehr!"
"Wie denken sie über Refertilisierung?"
"Vergessen Sie das ganz schnell wieder, das hat man vor vielen Jahren mal versucht, das ging nur in die Hose - hier haben Sie eine Überweisung zu einer Kinderwunschklinik!" *peng*
Nach kurzem Abstrich stand ich wieder auf der Straße, in der Hand eine Überweisung in eine Kinderwunschklinik.
Wir beschließen, am Montag wie geplant zu unserem Termin zu fahren. Dort haben wir die Möglichkeit über alle "für und wider" mit dem Spezialisten zu sprechen. Mein Frauenarzt ist Dingen gegenüber, von denen er keine Ahnung hat, immer negativ eingestellt.
Montagmorgen sitzen wir mit Gepäck bis Donnerstag im Auto und sind gespannt, was uns nach den vier Stunden Autofahrt erwarten wird.
Angekommen, beziehen wir erstmal das Hotel, welches wir zu Konditionen der Klinik schon vorab gebucht haben und machen uns dann auf zu unserem Termin.
Wir müssen etwas suchen, da die Klinik sehr groß ist, kommen aber mit Hilfe des netten Personals schnell dort an, wo wir erwartet werden.
Der Professor empfängt uns und wir sprechen über unsere Fragen, Gedanken, Ängste und Wünsche und über die Möglichkeiten. Da ich mit 36 Jahren noch sehr jung bin, denkt er, eine Refertilisierung ist in meinem Fall die bessere Lösung. Zum einen haben wir so öfter die Möglichkeit des Versuchs und müssen nicht mit Hormonen nachhelfen.
Eine Ultraschalluntersuchung zeigt, dass alles wunderbar aussieht, Gebärmutterschleimhaut perfekt, einige Eier in den Startlöchern und ein Eisprung für kommenden Freitag - den wir schon nutzen könnten. Na mal sehen, ob ich da schon wieder so fit bin.
Wir haben ein wunderbares Bauchgefühl mit dem Professor und fühlen uns auch in der Klinik wunderbar aufgehoben - die Risiken sind in unseren Augen im Vergleich zum Nutzen, absolut gerechtfertigt und das Eileiterschwangerschaftrisiko ist nur minimal erhöht, nicht wie mein Frauenarzt mir weiß machen wollte um ein vielfaches höher und unberechenbar.
Es wird vereinbart, dass erst per Bauchspiegelung nachgesehen wird, ob es generell machbar ist, sollten diese Aussichten positiv verlaufen, wird ein Bauchschnitt gemacht, in etwa so groß wie ein Kaiserschnitt und per Mikrochirurgie zusammen genäht was zusammen gehört. Sollten die Aussichten zu schlecht sein, oder zu große Teile des Eileiters fehlen, wird nach der Bauchspiegelung wieder zu gemacht und dann war es leider nichts.
"Ja, wir sehen uns morgen zum OP-Termin."
Ich darf noch einmal verspätet zu mittagessen und am Abend noch eine klare Suppe genießen. Trinken noch bis Mitternacht und dann nüchtern bleiben.
Nach dem Termin beim Professor, wird mir noch Blut abgenommen, das Gespräch mit dem Narkosearzt geführt und der Check in für den nächsten Tag erledigt - wir graden noch auf ein Einzelzimmer auf, denn der Mann kann dann solange bei mir sein, wie wir es uns wünschen.
Ein Zäpfchen bekomme ich noch mit, welches ich abends vaginal einführen soll und eins, mit dem ich den Darm entleeren soll.
Dann stehen wir wieder draußen und ich bin aufgeregt.
Eine Woche und ein Tag ist es her, dass wir über unserer beider großen verstecken Wunsch gesprochen haben und jetzt - wow! Unglaublich!
Es ist Dienstag morgen, der Wecker klingelt uns früh aus dem Hotelbett, aber mein Bauch kribbelt so doll, das an Schlaf sowieso nicht mehr zu denken ist.
Ich dusche und dann geht es los in Richtung Klinik. Der Mann begleitet mich und weicht nicht von meiner Seite. Wir sollen uns direkt auf der Station melden und werden wieder unheimlich lieb empfangen.
Dort angekommen erfahre ich, dass ich die Erste auf dem OP-Plan bin, wunderbar, dann muss ich nicht so lange warten. Ich beziehe das Zimmer und wenige Augenblicke steht die Schwester mit einem schicken OP-Hemdchen, den Strümpfen und einer Tablette im Zimmer. Ich soll mich fix anziehen, die Tablette nehmen und dann ins Bett legen. Etwas Waschzeug und meine Hausschuhe sollen nachher am Fußende abgelegt werden, damit ich im Aufwachraum frisch gemacht werden kann.
Ab jetzt fehlen meiner Erinnerung große Stücke, ich dämmerte nach der Tablette weg, der Mann packte den Kulturbeutel in den unteren Teil des Bettes und dann kamen schon die Schwestern zum Abholen. In diesem Augenblick fielen mir siedendheiß meine Schuhe wieder ein, die noch vor dem Bett standen - und ich hasse nichts so sehr, wie barfuß irgendwo laufen zu müssen. Also fahre ich hoch und in meiner Wahrnehmung war diese Aktion sehr grazil um meine Schuhe noch mit ins Bett zu holen. Die Schwestern bekamen wohl einen halben Herzstillstand, dachte sie doch, ich falle gleich aus dem Bett und auch der Mann war etwas entsetzt wegen meiner Aktion. *hi hi* Aber ich hatte alles im Griff, meinem Empfinden nach zumindest.
So wurde ich zum Aufzug geschoben und dort verabschiedete sich der Mann von mir, er wollte zuerst Frühstücken und anschließend in mein Zimmer gehen und von dort aus Arbeiten, um bereit zu sein, wenn die Schwestern ihm das versprochene "sie ist fertig"-Kommando geben würden.
Das Bett fuhr mit mir durch einige Gänge und dann standen wir in einem Vorraum. Dort sollte ich auf eine Liege wechseln und sehen, dass ich so bequem wie irgend möglich liege. Das Ganze wurde wieder sehr lieb unterstützt von Schwestern, die mit Knierollen halfen. Die Umstehenden waren schon alle ganz in Grün und ich lag auf meiner Liege und bevor ich anfangen konnte vor Kälte und Aufregung mit den Zähnen zu klappern wurde ich mit einem aufgewärmten Moltontuch zugedeckt - seeeehr schön. Noch ein hübsches Mützchen auf den Kopf - fertig.
Dann wurde ich einen Raum weiter gefahren und lag im OP - ich glaube erst hier wurde der Zugang gelegt, kann mich aber auch täuschen, denn wie gesagt, meiner Wahrnehmung fehlen ein paar Stücke. Der Narkose-Arzt kam und quatschte ein bisschen mit mir, während um mich rum schon geschäftiges Treiben begann. Ich bekam das Narkosemittel gespritzt und schwups weg war ich.
Wieder zu mir kam ich, mit wahnsinnig kratzigem und trockenen Hals in "meinem" Krankenhausbett im Aufwachraum. Angeschlossen an Monitore und mit einer Schwester, die an mir rum wuselte. Bevor ich nach meinem Bauch tasten konnte, sagte sie, ich solle noch ein wenig die Augen zu machen, es hätte alles gut geklappt. Fein, ich tastete trotzdem vorsichtig nach meinem Bauch, ein großes Pflaster bestätigte ihre Angaben - also gab es wohl doch den Bauchschnitt und damit die gute Chance auf noch ein Baby.
Das nächste Mal wurde ich wach, weil mir die Schwester sehr unsanft die Backe "tätschelte" - um genau zu sein war es schon eher.... naja, lassen wir das.
Ich hatte wohl gedacht, es wäre gemütlicher, das Atmen auf eine geringere Frequenz runter zu fahren .... damit war die Schwester nicht einverstanden, ich hatte mich aber schnell wieder im Griff.
Ich fragte, ob der Mann nicht zu mir kommen könne und sie versprach ihn zu holen, ebenso einen Tee gegen meinen rauen Hals. Der Tee kam und war eine Wohltat. Der Mann kam ebenfalls, was ich zu großen Teilen leider verschlief, aber es war ein wunderbares Gefühl, dass er da war. Gegen 15 Uhr sei der Professor wieder in seinem Büro und der Mann könne dort mit ihm sprechen bezüglich OP-Verlauf, was ich natürlich unbedingt wissen wollte - was ich allerdings nicht mitbekam, dass der Mann dann gebeten wurde, den Aufwachraum wieder zu verlassen, da gleich eine weitere Patientin gebracht würde.
Die weitere Patientin hatte einen Kaiserschnitt, wohl mit PDA und kam mit Mann, beide waren für meinen Geschmack etwas zu laut und zu schrill und ich wollte doch nur schlafen......
Aber auch die Schwester befand, ich hätte nun lange genug meinen "Rausch" ausgeschlafen und könnte nun mal aufstehen! AUFSTEHEN? Neeee, niemals, was wird aus meiner Bauchnarbe? Die reißt sicher auf *grusel*. Außerdem bin ich noch so müde und will nicht und überhaupt. Die Schwester hatte kein Erbarmen und zottelte mich Richtung Bettrand, nahm meine Beine vor das Bett und hieß mich dann aufzustehen. Ich sagte ihr, dass dies keinesfalls gehe, da mein Kreislauf gerade... und zack hatte sie eine Flasche Franzbrandwein in der Hand, keine Ahnung woher die so plötzlich kam und ich eine GROSSE Portion davon auf dem Rücken, welchen sie heftig einmassierte .... aufgrund der plötzlichen gefühlten EISESKÄLTE durch den Franzbrandwein war mein Kreislauf wieder da - hui. "Wenn sie in ihr Zimmer wollen, müssen sie vorher mindestens einmal aufgestanden sein!" - das zog, schließlich wollte ich wieder zum Mann, ich stand wackelig, aber ich stand, vor meinem Bett. Somit hatte ich die Erlaubnis wieder in mein Zimmer umzuziehen. Die Schwestern der Station kamen und holten mich ab.
Bis zum nächsten Tag sollte der Blasenkatheter noch liegen bleiben und ab da könne ich dann sowieso aufstehen! Na wenn die meinen. Mobilisierung nennt man das wohl .... ich hatte so unheimlich Angst wegen der Bauchnaht ... meine Phantasie ging quasi mit mir einmal quer durch die Horrorabteilung und wieder zurück. Man versprach mir, die Naht hält.
Gefühlt verschlief ich noch einen Großteil der Zeit - das könnte der Mann wahrscheinlich besser beurteilen. Der Professor kam später noch vorbei und sagte mir ebenfalls, der Mann hatte mir natürlich alles erzählt, das die OP sehr erfolgreich war und er sicher sei, dass wir bald noch ein Baby bekommen würden. Ich freute mich wahnsinnig und schlief die Nacht mit einem Grinsen von einem Ohr zum anderen. Die Schmerzen hielten sich absolut in Grenzen, bzw. die Schmerzmittel halfen mir sehr gut. Ich solle die Schmerzen nicht zu groß werden lassen, denn dann sei es schwieriger, sie wieder loszuwerden. Der Mann war bis zum späten Abend bei mir und ging dann selbst irgendwann ins Hotel. Die Nachtschwester kam einige Male vorbei und sah nach mir und meinem Bauch.
Am nächsten Morgen wurde ich geweckt und nach dem üblichen Fieber messen und Tabletten austeilen wurde mir der Katheder gezogen. Ab nun sollte ich also aufstehen und auf die Toilette gehen .... da war wieder mein Kopfkino aus der Horrorabteilung. Mit Hilfe der Schwester stand ich also auf und tapste gebückt wie ein altes Mütterlein, mit einer Hand den Bauch haltend, zur Toilette. Sie freute sich sehr, denn es hätte schon so gut geklappt - na wenn sie meint. "Ab heute beginnt die Mobilisierung, damit sie morgen auch nach Hause können!"....
Der Mann kam, fast zeitgleich mit dem Professor und dieser sah sich meinen Bauch an, er war sehr zufrieden und ab sofort sollte ich also mobilisiert werden.
Durch das Gas, mit welchem der Bauch aufgepumpt worden war, hatte ich Schmerzen in den Schultern, aber sonst waren die Schmerzen absolut erträglich. Das Frühstück fiel für mich noch mal aus. Zu Mittag sollte ich etwas bekommen - inzwischen hatte ich Hunger wie ein Bär nach dem Winterschlaf, war meine letzte Mahlzeit doch am Montagnachmittag gewesen, heute war schon Mittwoch.
Den Vormittag verbrachte ich im Bett, gegen Mittag kam der Professor vorbei und fragte mich, da sie absolut keinen anderen Platz hätten, ob ich damit einverstanden sei, wenn er eine ganz liebe Frau zu mir rein legt. Klar, kein Problem. Die liebe Frau war sehr frisch schwanger, nach einer Kinderwunschbehandlung und hatte nun Blutungen. Da sie sofort da bleiben musste, sie niemanden hatte, der ihr etwas vorbei bringen könnte, bekam sie von den Schwestern die Grundausstattung.
Mittags gab es dann für mich etwas zu "essen" - öhm, Essen? Es war eine Art sehr dünner Schokoladenpudding ohne Zucker, der Hunger trieb es rein. Die Schwester mahnte mich zum Aufstehen und stieß damit beim Mann auf offene Ohren, schließlich wollte er mich morgen mit nach Hause nehmen. Er redete auf mich ein, er schimpfte auch ein bisschen, aber er schaffte es, wie immer, mich zu überzeugen, und so verbrachte ich den Nachmittag auf dem Flur laufend und konnte immer gerader laufen. Er hatte es also geschafft.
Zum Abendessen bekam ich eine Art Brokkolisuppe und auch diese trieb der Hunger runter; was ein leerer Bauch doch für Argumente hat.
Am Donnerstag kam die Visite, besah sich meinen Bauch, der für sehr gut befunden wurde und dann wurde ich mit den besten Wünschen entlassen. Ich frühstückte noch - ein Brötchen mit Marmelade - der Himmel auf Erden!
Der Mann packte meine sieben Sachen zusammen und kurze Zeit später verließen wir das Krankenhaus. Obwohl der Mann fast direkt vor der Türe einen Parkplatz bekommen hatte, kam mir der Weg vom Zimmer zum Parkplatz unendlich lang vor und ich merkte, dass ich statt meiner Bärenkräfte wohl eher die Power eines Gummibärchens hatte. Geschafft, als ich endlich im Auto saß, war ich total platt, aber glücklich nach Hause zu dürfen - wo ich noch etwas langsamer machen sollte und nicht zu schwer tragen. In zehn Tagen beim Arzt die Fäden ziehen lassen und ab sofort dürfen wir los legen.
Die Heimfahrt war beschwerlich und ich einfach nur froh, als wir es geschafft hatten. Der Mann fuhr so lieb und vorsichtig, nur keinen Kanaldeckel. Jede Bodenwelle wurde so gut es ging vermieden und auch Beschleunigung und Bremsmanöver waren immer meinem Bauch angepasst- er ist halt der Mann! Gute vier Stunden später waren wir zu Hause und ich meldete mich kurz in der Klinik - denn der Professor wollte gerne wissen, dass wir gut zu Hause angekommen sind.
Am Donnerstag fiel ich nur noch erledigt ins Bett und der Mann kümmerte sich unheimlich lieb um mich.
Die WBKs (Weltbesten Kinder) freuten sich sehr, dass wir wieder zu Hause waren.
Die folgenden Tage schonte ich den Bauch und machte einfach langsam.
Duschen durfte ich auch gleich wieder - ein wunderbares Gefühl! Da heilte es sich gleich schneller.
Nach 10 Tagen sollten die Fäden gezogen werden - wieder eine ganz persönliche Horrorvorstellung von mir... hält die Narbe? Ist das so schnell wieder zusammen gewachsen? Tut Fäden ziehen weh? (Außer Zahn-OPs hatte ich noch nie das "Vergnügen")...
Mit feuchten Händen saß ich im Wartezimmer des Hausarztes und malte mir das schlimmste aus. Ich kam dran, erklärte was ich brauchte und fragte, ob meine Angst begründet sei. Es könnte schon ziepen, teilweise auch etwas schmerzen oder ein wenig bluten. Ich legte mich flach auf die Liege und atmete möglichst ruhig. An beiden enden der Naht waren wie kleine Perlen angebracht, aus denen ein Ende des Fadens ragte. Der Doc knipste eine Perle auf und zog langsam und vorsichtig an der anderen Perle. Ich fühlte etwas Kitzeln und leicht ruckeln, was aber im Vergleich zu meiner Vorstellung harmlos war! Ich traute mich nicht zu zu sehen und war sehr erstaunt, als er sagte "fertig, Sie haben es schon geschafft!". Ui! So schnell?
Er erklärte mir, dass es meist dann schmerzt, wenn der Faden länger als geplant drin bleibt, auch die Art von Faden, die verwendet wurde, sei wenig anfällig um ein zu wachsen.
Etwas vorsichtig stand ich auf, aus Angst, ob die Narbe halten würde, jederzeit bereit, meine Innereien aufzufangen - auch das hielt.
Inzwischen tat es kaum mehr weh, ab und an ein Ziepen, oder ein Stechen bei zu großer Anstrengung, sonst alles wunderbar.
Da der Bauch durch die Schwangerschaften und die OP nicht mehr knackig frisch und superstraff ist, die leichte Schwellung der Operation ihr Übriges dazu tat, besorgte ich mir eine Miederhose für längere Strecken zu Fuß und um wieder mit dem Joggen beginnen zu können. Das erleichterte es mir, denn zum einen wurde der Bauch so vor ziependen Erschütterungen geschützt und zum anderen gab es mir ein sicheres Gefühl.
Nach ein paar Übungsläufen klappte es wieder - auch von der Kondition.
Es war so weit also alles wieder gut.
Im März 2012 fand die Refertilisierung statt, der Professor war sich sicher, dass ich in den nächsten 6-9 Monaten einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen halten würde und legte mir ans Herz, dann möglichst bald einen Termin beim Frauenarzt zu vereinbaren, um eine Eileiterschwangerschaft aus zu schließen.
April und Mai war alles ganz normal, mein Zyklus zeigte sich vollkommen unbeeindruckt von der Operation und war pünktlich wie eh und je.
Wie bereits erwähnt bin ich ein eher mäßig geduldiger Mensch und konnte natürlich kaum abwarten ob meine Tage kommen oder nicht.
Ich bestellte mir also quasi direkt nach der OP bei einem großen Internet-Auktionshaus einen großen
Grosspack 10-er Schwangerschaftsfrühtests und testete bereits zwei Tage vor Fälligkeit meiner Periode. Dachte ich doch, ein negativer Test wäre nicht so enttäuschend wie eine einsetzende Blutung. Im Nachhinein kann ich sagen, beides ist genau gleich enttäuschend, aber das will man in der Situation natürlich eh nicht hören. Lieber Mann ich danke Dir für deine Geduld und dein Verständnis. ;o)
Im Juni besorgte ich mir eine App fürs iPhone zum Temperatur messen - die App rechnete mit der Temperatur und den anderen gewünschten Angaben den Eisprung aus.... ich freute mich Königlich, denn einen Eisprung hatte ich also - perfekt, toller Körper!
Der Mann hatte zudem ein einsehen mit meiner Ungeduld und befand, ein clearblue sei eine Anschaffung wert. Auch den bestellte ich mit einer 4-er Monatspackung-Teststäbchen.
Clearblue und die App zeigten ab sofort beide parallel den Eisprung an.
Ende September, die letzte Packung Teststäbchen des Clearblue ist aufgebraucht und meine Tage müssten bald losgehen.
Meine obligatorischen Pickel sind schon da, auch das ziehen im Bauch.
Bei 3-2-1-meins suche ich schon nach Teststäbchen-Nachschub, finde aber noch kein passendes Angebot und vertage die Bestellung.
Der Mann ist wieder unterwegs um die Welt zu retten und ich tapse morgens ins Bad, greife mir einen Schwangerschaftstest, mache ihn, sehe kurz zu, wie sich das Feld befeuchtet, und lege ihn wieder mal enttäuscht auf die Ablage im Bad.
Das Morgenprogramm der Kinder nimmt mich in Beschlag und somit hält sich die Enttäuschung in Grenzen, sagt mein Körper mit den typischen PMS-Beschwerden doch schon voraus, dass die Tage in Kürze losgehen.
Die Kinder sind in der Schule und ich gehe ins Bad, mache mich fertig und greife den Teststreifen um ihn im Abfall zu entsorgen.
Einen kurzen Moment starre ich auf das Testfeld, wenn ich genau hinsehe .... aber nein, ich muss mich täuschen!! Ich setze mich auf den Rand der Badewanne und versuche das Ergebnis ein zu ordnen. Da ist doch ... oder nicht? Ganz zart ... fast unsichtbar ... eine zweite rosa Linie!?
Ich sage mir laut vor, dass das Testergebnis nach 10 Minuten ungültig und die Linie sicher eine Verdunstungslinie ist ... bestimmt...!!!?!!!
Meine Hände zittern noch immer, als ich versuche, ein Foto des Teststreifens zu machen. Nach mehreren Anläufen ist es erfolgreich und ich sende es dem Mann - ich muss wissen, ob auch er was sieht oder ob ich halluziniere ...
Ich warte etwa 30 Sekunden, er meldet sich nicht auf das Bild .... ob er in Ohnmacht gefallen ist? Es noch nicht gelesen hat? Es vielleicht nicht ankam?
Weitere 30 Sekunden zwinge ich mich weiter zu warten, dann kann ich nicht anders und greife zum Hörer.
Ich erwische ihn bei der Anfahrt zum Kunden und bitte ihn rechts ran zu fahren und dringend das Foto zu sichten.
Er fährt rechts ran und guckt, ich höre ihn breit Grinsen und dann "ja, dann sage ich mal herzlichen Glückwunsch" - er strahlt und ich auch - quasi einmal rundum!
Weil ich nicht nur ein ungeduldiger, sondern auch ein ungläubiger Mensch bin, schließlich waren die zehn Minuten des Testergebnisses schon lang überschritten, mache ich sicherheitshalber noch zwei weitere Tests. Einen Frühtest und einen normalen - leider habe ich keinen Morgenurin mehr, was den Tests aber herzlich egal ist, denn sie sind beide sowas von sofort positiv und ich Tänze eine runde durchs Badezimmer!!!
Ich freu mich, sooooo sehr!
Es hat geklappt, trotz aller Widrigkeiten und alles hat sich gelohnt!
Jetzt weine ich erstmal ein wenig, aber vor Glück und Überwältigung.
Toll, wir werden nochmal Eltern, bekommen noch ein Baby!!!
Unglaublich, toll, Wahnsinn und doch Wirklichkeit!
Das der Test positiv angeschlagen hat ist immer noch so unwirklich, es kann doch gar nicht, oder doch? Ich beobachte meinen Körper ganz genau, jedes Zipperlein. Wächst der Busen? Huch, was war das? Das fühlte sich doch an als ob es anfinge zu