Für meine Kinder
In der Reihenfolge ihres Erscheinens:
Linda, Kevin und Benedikt
Bildbeschreibung Titelseite:
Das Bild hat meine Freundin Conny in Öl auf Leinwand gemalt. Es trägt den Titel
„Imbolc“. Conny befasst sich seit vielen Jahren mit naturspirituellen Themen und
gibt ihrer Kreativität unter anderem in ihren Bildern und durch ihr bezauberndes
Harfenspiel Ausdruck.
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie. Detaillierte bibliographische Daten sind im Internet abrufbar unter: www.dnb.de.
Herausgeber:
Corina Appel, © 2016
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt.
ISBN: 9783743156807
Bin ich anders als die anderen? Anders als meine Freundinnen und Bekannten? Wahrscheinlich empfindet sich jeder Mensch irgendwie anders, war mein Gedanke schon als Jugendliche, deshalb achtete ich nicht mehr auf dieses unangenehme Gefühl. Auch wenn es sich immer wieder meldete. Ich versuchte einfach, es zu ignorieren. Immerhin kam ich ja in der Gesellschaft ganz gut zurecht, auch wenn es mit den Jahren immer mühsamer wurde.
Vor allem die größtenteils oberflächlichen Gespräche empfand ich als sehr anstrengend. Small Talk war einfach noch nie mein Ding. Aber in fast allen Gesprächen ging es um Belangloses. Um Themen, die so an der Tagesordnung waren. In der Schule um die Lehrer und den Stoff und die Eltern. In der Disco um die Musik und die Schule und die Eltern. In der Familie um die Eltern, die Schule und die Freunde. Später, als junge Mutter um die Kinder. Das war dann zeitweise der einzige Gesprächsstoff, den es auf der Welt zu geben schien. Und da meldete sich recht schnell dieses Gefühl wieder, das ich schon seit meiner Jugend hatte. Es war eng verbunden mit der Frage: Ist das alles? Und was soll ich eigentlich auf dieser Welt?
Diese Fragen beschäftigten mich immer massiver und ich fing an, nach Antworten zu suchen. Als sogenannte Leseratte bekomme ich Antworten oft in gedruckter Form. Als Buch oder als Artikel in einem Magazin oder einer Zeitung. Manchmal auch im Gespräch. Ich kann mich noch sehr gut an die Krisen erinnern, die ich als junge Frau durchlaufen habe. Und in einer dieser Krisen bat ich ganz intensiv um eine Antwort. Die kam wieder einmal in Form eines Buches. Es heißt „Schicksal als Chance“ von Thorwald Detlefsen und es hat mich tief im Inneren angesprochen. Es gab so manchen Aha-Effekt und es hat dazu beigetragen, meine Sichtweisen zu ändern.
Bei dem einen Buch blieb es nicht. Es wurden immer mehr, die „vom Leben“ handeln. Und dann fiel mir mein erstes Hexenbuch in der Hand. Es hat mich elektrisiert, denn es war kein Roman, sondern ein Sachbuch. Frauen (und Männer), die mit Magie arbeiten und die in „andere Welten“ sehen, ja sogar reisen konnten. Gibt es das? Ich konnte es mir zwar vorstellen, wollte es aber dann auch selbst erfahren. Den ersten Kurs in diese Richtung belegte ich bei der Autorin des Buches (Ulrike Ascher), einer Hexe, die schamanisch arbeitet. Und von da an war mir klar, wohin meine Reise gehen sollte. Aber wie? Meines Wissens gab es in meiner Region keine Hexen. Oder doch?
Ja, es gibt sie. Aber sie geben sich öffentlich nur selten zu erkennen. Kurzum, ich lernte Silvana kennen. Sie zeigte mir, dass es noch mindestens eine Person gibt, die so „tickt“, wie ich. Sie geleitete mich in die Welt der Hexen und der Magie. Und hier lernte ich noch mehr Menschen kennen, die „anders“ sind. Dabei war Silvana zwar zunächst Lehrerin, dann aber immer mehr Freundin. So baute sich mein Freundeskreis neu auf.
Interessant war, was dann passierte. Denn irgendwann stellte ich in Gesprächen mit Kollegen und Bekannten (männlichen und weiblichen) fest, dass viele ihre Spiritualität ähnlich leben wie ich und manche noch auf der Suche sind. Es scheint eine Suche zu sein, wie ich sie selbst erfahren habe – nach Menschen, die mich verstehen und nach Antworten auf meine Fragen. So entstand die Idee, dieses Buch zu schreiben.
Ein Buch über den Weg zur Naturreligion, die auch gerne der Alte Pfad oder der Alte Weg genannt wird. Diesen Weg kann ich nur aus meiner Sicht beschreiben. Denn mir ist in vielen bewegenden Jahren, in denen ich viele wundervolle Menschen kennengelernt habe, bewusst geworden, dass der Weg der Naturreligion nicht ein einziger ist. Vielmehr ist es ein Weg, der zwar gewissen Grundprinzipien folgt, sich aber für jeden anders gestaltet.
In diesem Buch sind daher vorwiegend meine persönlichen Erfahrungen und Erkenntnisse festgehalten.
Eins noch: Der Einfachheit halber schreibe ich meist in der männlichen Form, wobei immer beide Geschlechter gemeint sind.
Was ist der Alte Weg?
„Ohne Nahrung können wir einige Wochen überleben, ohne Wasser höchstens drei Tage, ohne unsere Spiritualität noch keine Sekunde.“ Diese Weisheit stammt von meiner Schwester im Geiste Geridwen (gest. 2014). Der niederländische Humanist Erasmus von Rotterdam (1469-1536) beschrieb es so: „Der Körper kann ohne den Geist nicht bestehen, aber der Geist bedarf nicht des Körpers“.
Spiritualität ist ein Begriff, über den man nun stundenlang diskutieren könnte. Atheisten werden vielleicht behaupten, dass es keine Spiritualität gibt. Buddhisten, Christen, Hindus, Moslems etc. haben ihre jeweils eigene Auslegung davon. Die meisten sind sich allerdings einig, dass ein Mensch ohne Glauben dem Blatt im Wind gleicht. Ihm fehlt eine Quelle der Kraft. Wobei der Glaube an sich nicht unbedingt mit der dazu gehörigen Kirche Hand in Hand geht. Das eine ist der spirituelle Weg, das andere die Institution mit ihren Regeln, Gesetzen und Vorschriften.
Nun gibt es immer mehr Menschen, die ihre Gründe dafür haben, mit ihrem bisherigen Glauben zu hadern und auf die Suche nach etwas gehen, mit dem sie sich besser identifizieren können. Das kann der Moslem sein, der sich im Buddhismus wiederfindet oder der katholische Christ, der sich im Protestantischen Christentum wohler fühlt. Manche Suchenden kommen aber auch zu einem ganz alten Weg, der lange zugewuchert war und seit einigen Jahrzehnten langsam wieder frei gelegt wird: Die Naturreligion. Ich nenne die Facette, die ich kenne (weil bereits in vielen Gruppen bekannt) einfach den Alten Weg.
In diesem Buch versuche ich, anhand meiner eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse diese Ur-Religionsform ein wenig zu beleuchten.
Auf dem Alten Weg zu sein, bedeutet, als natürliches Wesen in Verbindung mit der Natur zu sein. Mit allen Höhen und Tiefen in der Natur, mit ihrer geistigen Welt und mit ihrer ganzen Schönheit und Fülle. Dazu gehört auch unsere eigene Natur, denn alles ist miteinander verbunden. Nichts existiert für sich allein.
Der Einfachheit halber verwende ich in diesem Buch die Bezeichnung „Naturspirituelle“ für alle Menschen, die auf dem Alten Weg unterwegs sind. Das können Heiden, Hexen aller Coleur, Druiden und andere naturreligiöse Menschen sein. Bei dieser Aufführung ahnt man es bereits: So viele Menschen, so viele Gruppen, Zirkel, Clans, Kreise, Einzelpersonen etc. den Alten Weg gehen, so viele Auslegungen gibt es. Deshalb möchte ich gleich vorwegschicken: Was in diesem Buch beschrieben ist, ist nicht der Weisheit letzter Schluss.
Eine der Grundregeln des Alten Weges lautet, auf der Basis des uralten Wissens seine eigene Richtung zu gehen. Dazu gehört, seiner Intuition zu vertrauen, seine Rituale so zu feiern, wie man es für stimmig hält und auch ansonsten auf seine eigenen Bedürfnisse zu achten. Das bedeutet nicht Egoismus in Reinform sondern Selbstbestimmung, aber auch Verantwortung. Denn die wichtigste Regel auf diesem spirituellen Weg lautet: „Tu, was du willst und schade niemandem.“ Erweitert wurde diese Regel im Jahr 1972 vom Rat der Hexen, der 128 Gruppen weltweit repräsentiert, durch: „Erkenne Dich selbst und finde das rechte Maß“. Eine Lebensaufgabe.
Nun ist diese Regel keineswegs neu. Sie wurde in ähnlicher Weise bereits von Aurelius Augustinus (354 - 430 n. Chr.) einem Philosophen und Kirchenvater an der Schwelle zwischen Antike und Mittelalter niedergeschrieben: „Liebe und tue, was du willst“. Der Vergleich mit dem biblischen Text aus Matthäus 7,12 allerdings funktioniert nicht. „Alles nun, was ihr wollt dass euch die Menschen tun sollen, das tut auch ihr ihnen; denn das ist das Gesetz und die Propheten.“ Dieser Satz wird zwar teilweise als Ur-Version von „Tue, was du willst…“ genommen, hat allerdings wie ich finde eine etwas andere Bedeutung, weil es eine gewisse Berechnung voraussetzt. „Tue, was du willst und schade niemandem“ hingegen drückt aus: Entfalte Dich, aber nimm Rücksicht dabei.
Unser Leitsatz wurde auch von Aleister Crowley verwendet und aufgeschrieben. Er war Okkultist, Selbstdarsteller und eine tragische Gestalt. Durch seine Eskapaden hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass die Öffentlichkeit wieder auf Magie aufmerksam wurde, auch wenn er den meisten seiner Zeitgenossen eher suspekt war.
Im Prinzip ist es egal, wer wann diesen Satz verwendet hat. Vielleicht hat ihn auch schon jemand im alten Griechenland oder Ägypten in ähnlicher Weise verwendet. Wichtig ist die Bedeutung, die er heute für Menschen auf dem Alten Weg hat.
Was ist aber der Alte Weg und wie alt genau ist er denn?
Sicher kann sich jeder vorstellen, dass ein geistiger, spiritueller Weg gemeint ist, nicht der krumme Pfad im kleinen Eichenwäldchen oder Birkenhain, der von A nach B führt.
In Kurzform kann dieser Weg als die älteste Religion der Erde bezeichnet werden, die Natur-Religion. Wobei ich mit Religion die eigentliche Bedeutung des Wortes meine: Religio = Rückbindung an die (spirituellen) Wurzeln. Seine Mysterien sind über das Gefühl, die Intuition erfahrbar.
Der Alte Weg ist ein spiritueller Weg, lebendig, voller Magie, voller Zauber. Ihn zu begehen heißt, so gut es geht mit der Natur zu leben und die Natur (auch die eigene!) zu respektieren. Klar können wir jetzt nicht alle wieder in den Wald ziehen, unsere Autos verschrotten, die Handys wegwerfen, unsere Arbeit aufgeben und einen Rückfall in die Steinzeit provozieren. Aber wir können andere Möglichkeiten in Betracht ziehen, als die innere Leere mit Drogen, Gewaltexzessen, Arbeit, 5x Urlaub im Jahr oder sonst was zu füllen.
Wir können in uns hinein fragen, ob die reine materielle Sicherheit tatsächlich wirkliche Zufriedenheit (und Sicherheit) bietet. Ich denke dabei etwa an die Wirtschaftskrisen. Wie schnell hat sich für Viele, die sich auf der materiell sicheren Seite wähnten, hier das Glück gewandelt.
Auf dem Alten Weg zu gehen bedeutet für mich eine Umkehr. Vielleicht kann ich diese Umkehr so beschreiben: Es kommt dem Auftauchen aus einem dunklen Sumpf gleich, der uns bisher zäh festgehalten hat. Ein Sumpf aus egoistischem, materiellem Streben und starrer Wissenschaftshörigkeit. Es ist eine Rückkehr ins bewusste Leben.
Dabei geht es um das Ehren der Natur und den Respekt vor allem, was sie den Erdenbewohnern schenkt. Mit Natur wird allerdings nicht nur das bezeichnet, was sichtbar ist, sondern auch das Verborgene. Das, was in den Lebewesen existiert und um sie herum. Denn von je her hat der Mensch eine Ahnung davon, dass es mehr gibt, als das, was seine fünf Sinne wahrnehmen können.
Der Alte Weg ist also eine Religion, in der zum einen die Natur respektiert und geehrt und zum anderen mit deren Magie gearbeitet wird. Alles Wissen darüber ist schon immer vorhanden und wartet nur auf seine Wieder-Entdeckung. Was den Alten Weg vor allem auszeichnet, ist, dass es keine starren Regeln gibt. Keine Gebote, keine strengen Gesetze, wie etwas zu geschehen hat. So individuell wie der Mensch, ist der Zugang zum Alten Weg.
Frauen geben Leben weiter, sie sorgen dafür, dass die Menschheit nicht ausstirbt. Daher wurde ihnen in archaischen Kulturen, was sich anhand von Ausgrabungen vermuten lässt, wohl großer Respekt gezollt. Und beim Beobachten der Natur stellten die Urzeitmenschen fest, dass auch die Erde immer wieder neues Leben hervorbrachte. Deshalb war auch sie weiblich – Mutter Erde, die Urmutter, Gaia. Und das höchste spirituelle Wesen, das dafür sorgte, dass immer wieder alles gedieh, musste deshalb auch weiblich sein – die Große Göttin.
Die Verehrung der Urmutter lässt sich mittlerweile auf die Zeit um 120.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung (v.u.Z.) zurückführen. Aus dieser Zeit haben Archäologen Grabbeigaben gefunden, die auf religiöse Handlungen hindeuten.
Wenn man bedenkt, dass die Menschheit rund 160.000 Jahre alt ist, hat der Homo sapiens also recht schnell ein spirituelles Bewusstsein entwickelt. Allein daran ist zu erkennen, wie wichtig die Spiritualität von alters her war. Einer der bisher bedeutendsten Funde, der die Verehrung der Urmutter untermauert, ist die „Venus von Willendorf“, die rund 25.000 Jahre v.u.Z. entstand. Solche Figuren wurden mittlerweile an vielen Orten gefunden. Einige sind wesentlich älter als die berühmte Willendorf’sche Figur.
Die Naturreligion war bei allen Urvölkern der Erde anzutreffen. Man darf sich das allerdings nicht so vorstellen, dass es einige Wenige gab, die diese religiösen Inhalte gelebt und vererbt haben. Es war vielmehr eine Lebensweise, die den Alltag jeder Frau, jedes Mannes und jedes Kindes bestimmte. Sie alle waren noch mit der Natur in Einklang, wohl spürend, - wenn auch unbewusst - dass sie ein Teil davon sind. Zunächst war es sicher noch ein Sich-Anpassen und der Glaube daran, dass es etwas gibt, das für Wetter, Jagdglück, Heilung, Krankheit und Tod verantwortlich war.
Im Laufe der Jahrtausende wurden die Menschen bewusster.
Es entwickelten sich Gemeinschaften und Gesellschaften, in denen das Leben mit der Natur zwar immer noch das Logischste auf der Welt war. Aber mit ihrer Magie arbeiteten zunehmend diejenigen, die sich intensiv mit allen Facetten der Natur beschäftigten und ihre Erkenntnisse daraus zu ziehen wussten, also Schamanen, Druiden, Hexen, Magier, etc. Bei allen gab es übrigens Männer und Frauen. Sie widmeten ihr Leben der Arbeit mit Natur und Magie, mit deren Hilfe sie heilten, weissagten und Zauber bewirkten um ihrer Sippe zu dienen. Die vorrangige Aufgabe dieser weisen Frauen und Männer war es, dafür zu sorgen, dass es ihren Leuten gut ging.
Der Alte Weg ist auch ein Weg der Selbstbestimmung. Es ist ein Weg, auf dem jeder sein Leben selbst in die Hand nehmen darf und auch muss. Das hat natürlich Vor- und Nachteile.
So wie sich die Natur in ihrer immer wiederkehrenden Transformation erneuert (siehe Jahreskreis) und weiterentwickelt, so will sich auch der Geist, also das Bindeglied zwischen Seele und Ego, weiterentwickeln. Doch da macht uns das Ego oft einen Strich durch die Rechnung. So kommt es zum Zwiespalt zwischen dem „Bauchgefühl“ und dem „Verstand“.
Alles, was von Beginn der Welt an zum Leben dazu gehörte und was wir Menschen seit Jahrhunderten sträflich vernachlässigt haben, will wieder zu uns, denn es ist ein Teil von uns. Davon zumindest bin ich ganz fest überzeugt. Es ist das Wissen um die Seele in allem.
Wir haben viele Wege ausprobiert. Manche waren gut, manche waren wichtig, manche haben in die Irre geführt. Es hat alles dazu geführt – hoffentlich – dass unser Horizont weiter wurde. Ich benutze mal eine Metapher: Es ist wie wenn ein junger Mensch in die große weite Welt geht, um alles zu entdecken und dann nach vielen, vielen Jahren nach Hause zurückkehrt und sieht, dass hier schon immer alles war, was er braucht.
Ganz kurz gesagt ist der Alte Weg also die Arbeit mit der sichtbaren und unsichtbaren Natur zum Wohle Aller. Soweit die Theorie. Nun zum praktischen Teil des Alten Weges.
Menschen, die noch nie mit diesem ursprünglichen spirituellen Weg in Berührung gekommen sind, haben sehr wahrscheinlich viele Fragen. Eine dürfte lauten: Wo finde ich diesen Alten Weg. Oder: Wie komme ich dahin?
Zum „Wo“ sei gesagt: Alle Religios, alle spirituellen Wurzeln liegen in uns selbst. Das heißt also: Nicht in Timbuktu, auf der Milchstraße 3D oder hinter der dicken Eiche links fängt der Alte Weg an und wenn wir dort hinfahren, dann haben wir ihn gefunden. Nun werden Sie vielleicht sagen: „Jetzt bin ich genauso schlau wie vorher“. Aber Achtung: Die Verwirrung wird (erst einmal) noch größer. Denn jetzt die Antwort auf die Frage: „Wie komme ich dahin?“: Durch Innenschau, durch Arbeiten an sich selbst, dadurch, dass man der Stimme der Seele vertraut.
Verwirrung perfekt? Dann sollten wir nun schauen, wie jeder - und damit meine ich wirklich jeden - den Alten Weg finden und beschreiten kann. Dazu gehen wir in der Zeit zunächst sehr, sehr weit zurück und finden dort eine der meiner Meinung nach wichtigsten Grundlagen des Alten Weges:
Schauen wir uns die sieben kosmischen Gesetze oder die sieben Prinzipien nach Hermes Trismegistos an. Besagter Hermes T. ist eine recht nebulöse und sehr alte Gestalt. War er überhaupt ein Mensch oder eher die Symbiose mehrerer Götter? Darauf gibt es bisher keine befriedigende Antwort. Dennoch hat die Hermetik, die auf besagten Hermes Trismegistos zurückgeht, zeitlose Gültigkeit. Und hier nun die Prinzipien, die Herr T. uns Irdischen in seiner „Tabula Smaragdina“ an die Hand gegeben hat, in der Hoffnung, dass wir sie verstehen.
Zunächst eine Übersetzung der Tabula Smaragdina von 1702 (Quelle: Wikipedia): "Eygendliche Obersetzung der Hermetischen Smaragd-Tafel ins Deutsche auß dem Phönicischen.Verfaßung der geheimen Künste des Hermes Trismegistens
Und nun die sieben Prinzipien, auf denen die ganze hermetische Philosophie begründet ist, im übertragenden Sinne:
A) Das Prinzip des Geistes
(Alles ist Geist. Und der Geist herrscht über die Materie)
Ein gutes Beispiel ist Yoda, der kleine, faltenreiche Lehrer der Jedis aus den Star Wars-Filmen. Er zeigt, wie es geht, wenn der Geist über die Materie herrscht. Er lässt allein durch seinen Willen und ohne die kleinste Anstrengung Raumgleiter aus dem Sumpf emporschweben. Im Film zeigt sich deutlich woran es dem Yoda-Schüler Luke Skywalker anfangs mangelt: An Selbstvertrauen. Er ist davon überzeugt, dass man vielleicht kleine Dinge mit dem Geist bewegen kann, aber große Dinge nie und nimmer. Dadurch kann sich seine Kraft nicht voll entfalten. Die Kraft oder die Energie (nichts anderes ist der Geist) mit der er ebenfalls Großes bewegen kann. Alles nur Film? Nein.
Die Physik, oder besser die Quantenphysik, ist auch von wissenschaftlicher Seite schon lange auf den Spuren des Geistes. Sie hat festgestellt, dass alle Stoffe - auch die festen - eine Form von Energie sind. Bei den festen Stoffen schwingt die Energie sehr langsam, im Gegensatz zu den feinstofflichen, in denen die Energie sehr schnell schwingt. Und mit Hilfe unserer Gedanken, also feinstofflicher Energie, haben wir großen Einfluss auf die materielle Welt.
Zurück zu Star Wars: Die Filme zeigen einen uralten Mythos als Science-Fiction getarnt. Sie zeigen die Kraft, die in jedem steckt. Sie zeigen auch, dass diese Kraft manche Menschen abheben lässt und dazu verleitet, die Macht gegen die Natur und damit gegen sich selbst einzusetzen. Derjenige landet dann unter einem schwarzen Helm und hat Atembeschwerden – zumindest im Film. Im realen Leben könnte er sich ganz schnell in der „Geschlossenen“ der Psychiatrie wiederfinden. Denn nichts, was Frau/Mann tut, verpufft irgendwo im All. Womit wir schon beim nächsten kosmischen Gesetz wären:
B) Das Prinzip von Ursache und Wirkung = Karma
(Alles, was du tust, fühlst oder denkst kommt zu Dir zurück)
Jede Ursache hat ihre Wirkung, jede Wirkung ihre Ursache. Zufälle, wie wir sie verstehen, gibt es nicht. Es gibt nur das, was uns zufällt. Tue ich jemandem etwas Gutes, kehrt auch etwas Gutes – eventuell von anderer Stelle – zu mir zurück. Sofern die Gefühle, bei dem, was ich getan habe, echt waren. Tue ich irgendetwas nur, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen oder ähnliches, dann verpufft das Positive. Das ist beispielsweise die Krux beim „Wünschen“. Ich denke mit all meiner positiven Kraft daran, dass ich viel Geld im Lotto gewinne. Mein Gefühl aber signalisiert im gleichen Moment, dass ich das gar nicht verdient habe, oder dass es sowieso nicht funktioniert. Was passiert? Wusch! All die schöne positive Gedankenenergie ist dahin. Wenn ich aber voll und ganz bei einer Sache bin, die mir richtig Spaß macht, wird sie erfolgreich. Kann sie nur, weil sie dem Gesetz der Resonanz folgt. Also Ursache = Ich bin begeisterter Maler und wünsche mir, dass meine Bilder die Herzen bewegen. Wirkung = Bei der nächsten Ausstellung erhalte ich durchweg positive Rückmeldungen und kann sogar meine ersten Werke verkaufen.
So wie es im Positiven funktioniert, klappt das natürlich auch im Negativen. Sende ich Hass, Neid, Wut oder sonstige negativen Energiewellen aus, werde ich auch hier ernten, was ich gesät habe. Wenn nicht sofort, dann später. Aber irgendwann erwischt es jeden, so funktioniert das Gesetz.
Hier eine kleine Anekdote dazu aus dem realen Leben: Da gibt es ein älteres Ehepaar, dessen Lebensinhalt daraus zu bestehen scheint, anderen Leuten das Dasein schwer zu machen. Sei es, dass sie ihren eigenen Sohn vor Gericht zerren oder ihre Nachbarn anzeigen, wenn die nur schief gucken. Der Mann war einst im Ort ein angesehener und geachteter Mann. Seine Frau war akzeptiert. Dann ging er in Rente und das war wohl der Startschuss für seine neue Karriere: Querelen-Meister und oberster Streithahn der Gemeinde. Hass, Neid, Missgunst etc., also alle negativen Gefühle dahinter waren deutlich zu spüren. Dadurch haben sich die Beiden innerhalb weniger Jahre ins „Aus“ geschossen. Als sie wegzogen, wurden Fahnen gehisst und ein Fest gefeiert. Nun lebt das Paar in einem anderen kleinen Dorf und führt das Spiel dort fort, zum Leidwesen der dortigen Einwohner.
An diesem Beispiel zeigt sich ganz deutlich, dass alles, was man aussendet, egal, was es ist, wieder zum Absender zurückkommt. Oft sogar in dreifacher Ausfertigung. Deshalb sollte man sich sehr gut überlegen, ob man beispielsweise schwarzmagisch arbeitet. Einen wirklichen Schutz gegen den Bumerang gibt es nämlich nicht.
C) Das Prinzip der Entsprechungen
(Wie oben so unten)
Das bedeutet gleichermaßen: Wie innen so außen, wie im Großen so im Kleinen. Was kann man sich darunter vorstellen?
Dazu bemühe ich mal wieder ein Beispiel: Herrscht in mir Chaos und Durcheinander (also im Innen), dann wird es in meiner Wohnung ebenso aussehen (im Außen). Ist meine Wohnung sauber und aufgeräumt, bin ich ebenfalls ein klar strukturierter und aufgeräumter Typ. Das wirkt sich allerdings nicht auf Ehepartner aus, die meinen, wenn ihre „bessere Hälfte“ immer alles in Schuss hält, könnten sie davon profitieren. Selbst Hand anlegen lautet die Devise.
Ein weiteres Beispiel: Bin ich ein „Kampfhahn“, will also überall meinen Willen und meine Meinung durchsetzen, gebe nie klein bei und muss alles bis ins Letzte ausdiskutieren, dann werde ich immer mit Menschen konfrontiert, mit denen ich in den Ring steigen muss – ob ich das wirklich will oder nicht. Durch meine Haltung entstehen durchweg neue Situationen, die Kampf erfordern. So etwas macht auf Dauer mürbe, aber solange der Kreislauf nicht durch eine geänderte Sichtweise durchbrochen wird, dreht er sich immer weiter.