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© 2017 Dr. Kai Helge Wirth
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt.
ISBN: 9783744846868
Diese Arbeit widme ich meiner Familie und
all denjenigen, die an der Wahrheit
interessiert sind!
Die bisherigen Versuche der Forschung in der „Himmels- oder Sternenscheibe von Nebra“ einen Sinn zu finden, sind bildwissenschaftlich nicht ausreichend fundiert. Sie wurden offensichtlich nicht aus der Bild- oder Kunstwissenschaft heraus unternommen, obwohl dies naturgemäß bei der Betrachtung eines „Bildes“ angezeigt wäre.
Dies stellt einen erheblichen Nachteil der bisherigen Untersuchungen dar.1 Das Kerngebiet der Kunstwissenschaft ist das professionelle „Lesen“ in Artefakten, das Spurenfeststellen und Formuntersuchen.
Wir wollen im ersten Schritt der Bildanalyse, insbesondere von der direkten Anschauung und dann der vergleichenden Anschauung ausgehen.
Die bei solchen Artefakten anzuwendende, bildwissenschaftliche Analytik hat sich bewährt und dient der unmittelbaren Gewinnung gesicherter und objektivierbarer Daten aus dem vorgefundenen Formbestand. Die Analyse von 2Bildern bzw. Gestalten wie der Scheibe von Nebra, wird durch die wahrnehmungspsychologischen Erkenntnisse der Kunstpsychologie erst objektivierbar.
Jedes andere Vorgehen birgt die Gefahr einer vorschnellen Deutung in sich und eine daraus hervorgehende, nicht gründlich-faktenbasierte Interpretation verengt den Blick und verunklärt den Bedeutungshorizont eines solchen Objektes. Moritz Geiger3 spricht in diesem Zusammenhang von Innen- und Außenkonzentration. Das bedeutet vor allem, dass das Hinsehen auf die tatsächlichen und nicht eingebildeten Strukturen des Artefaktes den entscheidenden Unterschied darstellt. Die „Innenkonzentration“ jedoch, richtet sich schnell auf eigene Assoziationen und eigene Bildwelten, die die Gestaltenden des Artefaktes nicht vor Augen gehabt haben können. Wir sähen dann in das Bild etwas hinein, was von uns kommt.
Dieses Phänomen kennen wir aus vielen Sketchen (z.B.Kishon), in denen es um „moderne Kunst“ geht, in welcher jeder dann vorschnell etwas anderes „hineininterpretiert“.
Das ist zwar kunstpädagogisch auch eine interessante Methode, darf jedoch in der Untersuchung solcher Artefakte wie Nebra keine Rolle spielen, wenn wir die Absicht haben, konkrete objektivierbare Informationen zu finden.
1 Meist kamen die Interpretationen aus den Bereichen Astronomie, Archäologie oder aus esoterischen Kreisen.
2 s. Begriff „Bildwissenschaft“ siehe etwa bei K. Clausberg oder bei Hans Belting: Bild-Anthropologie. Entwürfe für eine Bildwissenschaft. Fink, München 2001.
3 Geiger, Moritz in: Die Bedeutung der Kunst. Zugänge zu einer materialen Wertästhetik. Gesammelte, aus dem Nachlass ergänzte Schriften. Hrsg. von Klaus Berger und Wolfhart Henckmann. Wilhelm Fink, München 1976,
Die Scheibe von Nebra ist im ersten Schritt hier als „Bild“, genauer als „Designobjekt“, also ein informatives und benutzbares ästhetisches und gestaltetes Gefüge von Setzungen zu verstehen.
Als solches wird sie hier sachgemäß untersucht, um eine verlässliche Basis für weitergehende Aussagen und Deutungen zu erhalten. Dies beinhaltet z.B. die wichtigen Untersuchungsaspekte: