Solani
Die Spezies der Solani erschuf die Göttin Glacien. Sie sind dem Wasser, der Ruhe, dem Mond und der Nacht verbunden. Sie können nur in der Nacht hinaus, weil die Sonne sie töten kann. Sie beherrschen Magie und manche von ihnen haben zusätzlich besondere Kräfte. Ihr Feind sind die Nim und ihr Erschaffer, Beryll.
Halb-Solani
Halb-Solani sind zum Teil menschlich und können daher auch am Tag hinaus, besitzen dafür aber nicht die gleichen Kräfte wie die Solani.
Silver
Die Silver wurden von Titus ins Leben gerufen, als die ersten Nim-Armeen auftauchten. Heute gibt es nicht mehr viele dieser Krieger und Kriegerinnen, die ihr Leben voll und ganz dem Kampf gegen diese Wesen verschrieben haben.
Nim
Die Nim sind eigentlich Menschen, bis sie von Beryll oder einem anderen Nim verwandelt werden. Ihre menschlichen Herzen, die sich durch negative Gefühle auszeichnen, werden dabei verbrannt. Sie gehören dem Feuer und der Sonne an. Sie agieren Tag und Nacht und trachten danach, die Solani auszulöschen.
350 Jahre lang trauert der König der Solani um seine Eltern und seine kleine Schwester. Sie hätte die Hoffnung ihrer Spezies sein, den Sieg über den Feind bringen sollen, doch ihr Feind war schneller. Beryll, Gott der Nim, plant seit Jahrtausenden seine Rache an seiner einstigen Geliebten Glacien. Da die Göttin jedoch unerreichbar für ihn ist, spielt er ein perfides Spiel mit ihrer Schöpfung, den Solani.
Mitten hinein in diesen Krieg stolpert Penelope. 22 Jahre alt erwacht sie ohne Erinnerungen im Wald nahe Killarney, Irland. Was mit dem Vorsatz beginnt, sich sammeln zu wollen, um den verschwundenen Erinnerungen nachzugehen, endet damit, dass sie zwei Nim tötet und eine Kraft an sich entdeckt, die nicht menschlich ist. Eine dunkle Narbe auf Höhe ihres Herzens gibt ihr Macht über das Feuer, während ein Lotus auf ihrem Rücken ihr Ruhe und die Kraft der Kälte und des Wassers verleiht.
Ihr Weg führt sie nach Cork, dort vermutet sie diese Wesen. Sie hofft, von diesen mehr erfahren zu können, um etwas über sich zu lernen. Außerdem ist da diese unbändige Wut auf die Nim, die sich Penelope nicht erklären kann. Die junge Frau weiß kaum etwas über sich, doch dass sie diese Wesen jagen muss, das ist eine Tatsache. Aber als Jägerin in der Nacht begegnet sie auch den Silver, der Kampfeinheit der Solani, angeführt von Titus, ihrem König. Das erste Zusammentreffen von Penelope mit den Silver endet nicht gut. Sie verletzt einen der Kämpfer und wird fortan von ihnen gejagt.
Nach einem langen Versteckspiel und einer Annäherung von ihr und einem der Silver, nämlich Oz, zwingt eine Prophezeiung die Kampftruppe zu handeln. Titus stellt Penelope eine Falle und bringt sie in die Zellen seines Unterschlupfes. Er weiß, er sollte sie einfach töten, doch er fühlt sich der jungen Frau verbunden, etwas hält ihn davon ab, sie einfach vom Antlitz der Welt zu tilgen, stattdessen will er versuchen, ihr zu helfen. Als sie sich unterhalten, scheint es, als gäbe es eine Chance zur Aussprache und eine Möglichkeit, ihre verschollenen Erinnerungen aufzudecken. Doch alles kommt anders als geplant. Penelopes Kräfte wehren sich und ein Kampf zwischen ihr und den Silver zerstört beinahe die gesamte Kampfeinheit.
Der König muss Konsequenzen ziehen, sogar die Göttin schaltet sich über die Seherin Alessa ein. Titus muss gehen, er ist weit von dem Solani entfernt, der er damals war. Einst als Prinz stürzte er sich mutig in den Kampf, um andere zu retten. Er fand einen Weg, die bisher unzerstörbaren Nim zu töten, und gründete voller Hoffnung und Zuversicht die Silver. Doch mit der Wut über den Tod und der Trauer um seine Familie verlor er all das und wurde zu einem Schatten seiner Selbst. Nun muss er gehen, reisen, mit dem Ziel, sich wiederzufinden. Nur dann kann er zurückkehren.
Erneut ist Penelope auf der Flucht. Ihr erster Weg führt sie zu ihrem besten Freund, Sean. Sie weiß nicht wohin, fühlt sich verloren. Ein Gang zurück zu ihrem Anfang, dem Wald von Killarney, bringt auch keine neuen Erkenntnisse. Doch nun tritt ein anderer Mitspieler auf das Feld. Beryll entführt Penelopes Freund Sean und zwingt sie auf eine Reise, deren Route er bestimmt, zu gehen. Auf dieser wird ihr sein Offizier namens Cort an die Seite gestellt. Die beiden Nim reden der jungen Frau ein, dass sie eigentlich zu ihnen gehört, dass sie tatsächlich Berylls Tochter ist. Sie besitzt seine Kräfte, sie fühlt sich im nah und je länger sie mit Cort unterwegs ist, desto mehr glaubt sie ihnen.
In den Bergen von Grasse, zwischen den Ruinen und Gräbern von Titus' Familie endet die Reise des verlorenen Königs. Hier begann sein Abstieg, hier muss er sich endlich von der Vergangenheit lösen, aber auch Penelope findet ihren Weg dorthin, Beryll und Cort auf ihren Fersen. Ein Kampf ist unvermeidlich. Beryll verlangt von Penelope, sie solle den Silver töten, dann, endlich, dürfe sie mit ihm nach Hause zurückkehren. Doch da ist die Verbindung zwischen ihr und Titus, da sind die Namen seiner Eltern auf den Gräbern. Er hat die Puzzleteile bereits zusammengesetzt und auch ihre Erinnerungen kehren in dieser bedeutsamen Umgebung zurück. Titus' Schwester ist nicht tot, Penelope ist es.
Gemeinsam stellen sie sich gegen den Feind, aber niemand kann Beryll einfach so entkommen, nicht, wenn er Zeit hatte, in den Geist einzudringen. Er besitzt nun Macht über die junge Frau, stark genug, dass sie beinahe ihren eigenen Bruder umbringt. Nur schwer kann sie sich aus seinen Fängen befreien, gerade rechtzeitig, um statt Titus Cort vom Erdboden zu tilgen. Zwar kann Penelope Beryll nicht töten, aber vertreiben, sodass sie und ihr Bruder alleine zurückbleiben, erschöpft und verletzt, ihr Überleben noch nicht sicher.
„Was mache ich nur? Was mache ich nur?“ Penelope berührte hektisch die Stirn, die Wangen, den Hals und die Brust von Titus. Der schwache Herzschlag beunruhigte sie. So flatterhaft, so unregelmäßig, sie musste sich konzentrieren, um ihn unter ihren nervösen Händen zu spüren. Dazu kam, dass die verbrannte Wunde genau darüber prangte, genau über seinem Herzen. Weil sie es hatte verbrennen, verschlingen, vernichten wollen! Das war ihre Schuld, ihre Schuld! Nell zitterte stärker, sie konnte kaum Luft holen, ihre Brust schnürte sich zu. Sie hatte Beryll an diesen Ort geführt, sie hatte Cort vertraut. Sie hatte vergessen....oh, sie hatte so, so viel vergessen! All das Vergessene kam zurück, stürzte auf sie herein, mehr und mehr, bis sich die junge Frau sicher war, ihr Kopf müsste platzen. Einfach zerspringen, weil all diese Erinnerungen keinen Platz unter ihren Knochen fanden.
„Was...Titus, bitte wach auf. Bitte! Ich weiß, du kannst hier nicht bleiben, die Sonne wird bald aufgehen. Aber wohin? Wohin?“ Seine Haut glühte unter ihren Fingern. Schweiß glänzte in seinem Gesicht, auf seinen blassen Lippen. Das alles gefiel Penelope nicht und der Solani wachte nicht auf, obwohl die Zeit voranschritt, und ihr ging es auch nicht gut. Eine Untertreibung, denn in Wahrheit hielt sie sich nur noch mit letzter Kraft bei Bewusstsein. Aber sie musste durchhalten, sie musste den Silver beschützen. Denn das war ihr Werk, sie hatte dieses Unglück über ihn gebracht, hatte ihn so verletzt, aber bei der Göttin, sie würde nicht zulassen, dass ihm noch mehr Leid zugefügt wurde. Und noch war sich Penelope nicht sicher, dass Beryll nicht zurückkehrte. Mit gebleckten Zähnen und einem leisen Knurren, das nicht mehr aufhören wollte, aus ihrer Kehle zu dringen, suchte sie die Umgebung ab. Jedes Rascheln der Blätter, jedes Knacken von Ästen alarmierte sie, machte sie unruhiger, hielt sie aber auch wach. Adrenalin brannte in ihren Adern, rauschte durch ihren Körper, in ihren Kopf bis hin in ihre Zehenspitzen. Schon jetzt graute ihr davor, wenn dieser Zustand nachließ. Nell ahnte, dass sie dann einfach umkippen würde. Sang und klanglos. Doch zuerst musste sie sich um Titus kümmern, der sich jedoch nach wie vor nicht rührte. „Nicht gut. Gar nicht gut.“ Sie versuchte, ihre Kräfte zu erreichen, doch es schien, als hätte sie alles aufgebraucht, weder die Narbe, noch der Lotus reagierten auf sie. „Titus, ich kann mich nicht konzentrieren, ich schaffe es nicht, mich genau zu erinnern. Wohin soll ich dich bringen? Wo sind wir in Sicherheit?“ Zunächst hatte sie nur leicht an seinen Schultern gerüttelt, aber mit der voranschreitenden Zeit setzte sie mehr Druck ein, panisch schüttelte sie ihn. „Wach auf, wach auf!“ Aber nichts, nur seine Lider flatterten ein wenig. Da hob Penelope, als letzte Option, ihre Hand und schlug zu. Die Ohrfeige tat weh, ihre Handfläche brannte, doch der Einsatz schien sich gelohnt zu haben, denn nun, endlich, riss Titus die Augen auf. Automatisch schoss seine Hand nach oben, seine Finger griffen um ihren Hals - ein antrainierter Schutzreflex. Als er sie bemerkte, löste sich seine Hand sofort und sein zuvor verkrampftes Gesicht wurde weicher. „Hope“, hauchte er, sein Daumen strich über ihren Kiefer. Nells Kehle schnürte sich vollständig zu, in ihrem Inneren spürte sie eine eigenartige Leere beim Klang dieses Namens. Sie würde sich noch klar werden müssen, was er für sie bedeutete.
„Titus, wir müssen hier weg. Kannst du aufstehen?“ Sie flüsterte die Frage, als könnte eine zu laute Stimme ihm schaden. Der Solani antwortete nicht mit Worten, sondern ging stattdessen direkt ans Werk. Erst brachte er seine Arme angewinkelt hinter sich und hievte seinen Oberkörper nach oben. Schon da wankte er. Zudem sah Nell mit sinkender Hoffnung, wie Blut sofort aus seinen Wunden quoll. Die Wunden hatten gestockt, doch nun brachen sie erneut auf. Von dem scheußlichen Handabdruck auf seiner Brust gar nicht zu sprechen. Sogleich griff sie ihm unter die Achseln, doch der Silver knurrte sofort: „Ich schaffe das schon.“ Daher rutschte Penelope davon, glaubte zwar nicht daran, dass er es alleine schaffen würde, presste die Lippen aber fest aufeinander, um nicht zu protestieren. Er musste es selber sehen, sie hätte es wahrscheinlich nicht anders gemacht. Das Ego und der Stolz waren nicht die besten Berater.
Titus mühte sich ab. Seine Arme zitterten, seine Brust krampfte. Er versuchte, nicht zu keuchen, und die junge Frau hinter ihm tat, als würde sie nichts bemerken, obwohl sie ganz aufmerksam seine Versuche beobachtete, denn zwar ließ sie ihn machen, aber sie würde ihn nicht fallen lassen. Niemals, nicht mehr. So war es auch nicht verwunderlich, dass Penelope sofort an seiner Seite stand, als der Silver nach wenigen Sekunden auf den Beinen bereits wieder auf die Knie sank. Ohne ein Wort zu sagen, ging sie neben dem König in die Hocke und legte einen seiner Arme um ihre Schultern. „Du sagst, wohin wir müssen. Gibt es im Haus einen Zugang zum Untergrund?“, fragte Nell, mit einem mulmigen Gefühl bemerkte sie das Zittern in ihrer Stimme. Ihre Kräfte gingen zu Ende. „Haus“, stöhnte Titus zustimmend und schon stemmte die junge Frau sie beide auf die Beine. Der König der Solani und eine Frau mit zu vielen Erinnerungen standen Seite an Seite in einem Wald, der seit Jahrhunderten von keinem Menschen betreten worden war, und was ein heroisches Bild zweier Überlebender hätte sein können, so wie man es aus Hollywood Filmen kannte, zeigte doch nur zwei erschöpfte, verletzte Körper. Dreck und Blut verkrustet, mit Schweiß, der sich durch diese Schichten fraß, und müden, alten Augen. Das Leben gönnte ihnen keinen Hollywood Moment, als sie sich Schritt für Schritt durch den Wald mühten, um ihn schließlich zu verlassen. Auf der offenen Wiese kamen sie leichter voran, dennoch wollte jeder Meter hart erkämpft sein.
Als sie an der großen Kastanie vorbeikamen, um die herum die weißen Blüten wippten, hielt Titus kurz inne. Er holte tief Luft, schloss dabei sogar die Augen und lächelte. Ein sanftes, erschöpftes Lächeln zwar, aber es enthielt so unendlich viel Glück, dass Nells Herz kurz freudig hüpfte. „Wir müssen weiter“, sagte sie jedoch, musste den Moment beenden, um sie beide in die Sicherheit der Schatten zu schaffen.
Alles in der jungen Frau sträubte sich dagegen, das Haus zu betreten. Verbrannte, verfluchte Erde, vollgesogen mit Blut. Die Schreie und der Schmerz der Vergangenheit flüsterten über den Boden, hingen dort wie Geister, bereit jeden heimzusuchen, der es wagte, hierher zu kommen. Aber sie zog Titus weiter, ignorierte dieses düstere Gefühl und auch das viele Blut, das aus der Brust des Silvers floss, verpasste der Panik in ihr einen Dämpfer und stolperte voran. „Da rüber“, leitete Titus sie an, eine zitternde Hand in die Richtung deutend, in die sie mussten. Da nichts mehr vom Haus übrig war, außer dem Bruchteil einer überwucherten Mauer, konnte Nell von den Überresten her nicht genau sagen, durch welche Räume sie ging, aber ihr Verstand und vor allem ihr Herz wussten es. Ein Vorraum und ein riesiges Wohnzimmer, ein Salon. Einst gab es eine große Bibliothek, der Geruch von Leder, Papier und Tinte stieg ihr in die Nase. Nur eine Einbildung. „Es-“ Titus wurde von einem heftigen Husten geschüttelt, dabei mischte sich Blut in die Spucketropfen, die davon stoben. „Zur Küche! Nach unten...und dort...“ Penelope runzelte die Stirn. Es war so schwer, alles zusammenzufügen, es war da, aber so schlüpfrig, es entglitt ihr immer wieder. „Dort geht es runter. Wir...versiegelt...musst es anfassen“, keuchte der Solani. Er hing immer mehr an Nell, konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten. Nur dass er ein muskulöser Mann war, zwar nicht allzu breit gebaut, aber doch groß gewachsen und dadurch schwer. Eigentlich zu viel Gewicht, um es in ihrem Zustand zu tragen, aber es würde gehen. Weil es musste.
Penelope schleppte sie zu der angegebenen Stelle und ging in die Knie. Ganz vorsichtig setzte sie Titus auf dem Boden ab. Er sackte sofort zur Seite, auf einen Ellenbogen gestützt schloss er die Augen und versuchte zu Atem zu kommen. So, wie er das Gesicht verzog, tat jedes Luftholen furchtbar weh. Doch auch die junge Frau brauchte einen Augenblick, bevor sie begann, den Boden abzutasten. Kurz verschwamm die Welt, wurde zu einer braun-grünen Schmiererei mit dunklen Streifen darin, die drohten sich auszubreiten. Ein paar Mal blinzeln und sie konnte wieder einigermaßen klar sehen. Fieberhaft suchten ihre Finger nach der Rune, die den Eingang versiegelte. „Du wirst es spüren“, hatte der Silver ihr gesagt, doch mit jeder Sekunde, in der sie suchte und eben nicht spürte, wurde sie ängstlicher, panischer. Was, wenn... Was, wenn sie es nicht schaffte? Was, wenn sie hier draußen zusammenbrachen? Was, wenn sie Titus in der Sonne verbrennen ließ? Nell wurde kalt, eisig kalt. Ihr Magen verwandelte sich in einen Eiskloß. „Suche, suche, suche“, murmelte sie vor sich hin.