eine heitere, herrlich finstere Geschichte
aus dem spannenden Leben von
Fridolin von Pfefferkorn und Lilly von Funkelstein
Books on Demand
Titel in der deutschen Originalausgabe. Copyright ausschließlich beim
Autor. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Reproduktion,
auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.
Die Personen und Handlungen in diesem Buch sind frei erfunden.
Jede Ähnlichkeit zu wirklichen Personen und Ereignissen ist zufällig.
Homepage: www.drachenbuchderliebe.de
Herstellung und Verlag:
Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783732228928
Juni 2010
Ein Tropfen Liebe ist mehr als ein Ozean Verstand.
Blaise Pascal
Vorwort Es ist Dir tatsächlich gelungen, dem Trubel des Alltags ein Schnippchen zu schlagen. Zunächst wirst Du genüsslich die Schuhe ausziehen, denn bei unserer Reise in das Reich der Drachen benötigen wir keine Schuhe. Wir werden fliegen. Völlig entspannt sitzt Du nun in deinem Lieblingssessel und aus der Ferne ertönt leise, sehr angenehme Musik. Neben Dir steht dein Lieblingsgetränk und natürlich etwas Leckeres zum Naschen. Du hast es Dir verdient! Gemütlich lehnst Du dich zurück und schließt deine Augen, atmest tief durch und spürst, wie langsam Ruhe einkehrt. Behutsam öffnest du nun langsam deine Augen und nimmst neugierig „Das kleine Drachenbuch der Liebe“ zur Hand. Bereit zu staunen, zu lächeln und zu träumen! Viel Spaß beim Lesen wünscht Tom Stolz
Dieses Büchlein erzählt eine wunderbare Geschichte aus dem spannenden Leben von Fridolin von Pfefferkorn und Lilly von Funkelstein. Eine Geschichte voller Liebe und Leidenschaft, aber auch voller Verzweiflung und Hoffnung.
Da Lilly einen grün funkelnden Smaragdring trug, wurde sie „Lilly von Funkelstein“ genannt. Auf diesen edlen Ring war sie ganz besonders stolz, denn Fridolin hatte ihn ihr als Zeichen ewiger Liebe geschenkt.
Fridolin naschte gerne scharfe Pfefferkörner, was ihm den Namen „Pfefferkorn“ bescherte. Sie brannten höllisch gut und versetzten ihn in die Lage, bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit, Feuer zu spucken. Für einen männlichen Drachen ein echtes Statussymbol, für seine Artgenossen nicht selten eine wahre Prüfung.
Die Drachen pflegten einen liebevollen Umgang und halfen sich gegenseitig in allen Lebenslagen, denn sie lebten nach dem Drachenbuch der Liebe, ein uraltes, zerfleddertes und sehr geheimnisvolles Buch, in dem die goldenen Regeln für ewige Liebe und Glück niedergeschrieben waren. Der Schlüssel für ein erfülltes Leben, ein wahrhaftiger Schatz! Nach dem Buch war es ihnen streng untersagt, mit ihren Kräften Gewalt auszuüben,die Regeln zu ihrem persönlichen Vorteil zu missbrauchen, oder gar zu töten. Sollte es dennoch geschehen, wäre das Ende der Liebe die unausweichliche Folge gewesen. Aus Sicht der Drachen ein unvorstellbarer Gedanke.
Jedoch ganz im Verborgenen lenkte das mächtige Universum wohlwollend die Geschicke der Drachen, waren sie doch die letzte Hoffnung auf eine bessere Welt.
Lilly und Fridolin hatten schon früh ihre Liebe füreinander entdeckt, und das, obwohl Lillys Eltern damals ein ganz besonders scharfes Auge auf ihre bildhübsche Tochter hatten. Am Tag ihrer ersten Begegnung war es ihr eigentlich nur erlaubt, ihre ältere Freundin Jurassica zu besuchen, doch dort angekommen, sollte der Tag einen sehr aufregenden Verlauf nehmen. Ihre Freundin hatte sich bereits von oben bis unten in Pink gekleidet und kramte gerade nervös in ihrem glitzernden Handtäschchen herum. Unter den frühpubertierenden Drachengirls wurde schon seit Wochen eifrig getuschelt, was Lilly in ihrer naiven Art bisher völlig entging, und so war es höchste Zeit, dass Jurassica sie endlich aufklärte. „Ich gehe zum Wettbewerb der Feuerspucker, und du kommst mit,“ sagte sie so ganz nebenbei. Sofort schossen Lilly tausend Gedanken durch den Kopf. Einerseits war sie weder altersgerecht gestylt, ihre Eltern würden es nie erlauben, andererseits spürte sie ein deutliches Verlangen, endlich einmal der allgegenwärtigen Obhut ihrer Eltern zu entfliehen und etwas Verbotenes zu tun. Jurassica ließ sie erst gar nicht zu Wort kommen. „Dort gibt es junge, wilde Feuerspucker zu sehen, die nicht nur Feuerspucken, sondern auch heiß und sinnlich küssen,“ hauchte sie ihr ins Ohr. Lilly zuckte zusammen und dachte an ihre geheimen Träume, für die sie sich eigentlich schämen sollte und auch mit niemand darüber reden konnte. Küssen hatte sie schon an ihrer Drachenpuppe probiert, doch die Küsse in ihren Träumen ließen deutlich mehr erahnen. Ehe sie sich versah, fand sie sich umringt von kreischenden Drachengirls auf dem Zuschauerfelsen wieder und feuerte die athletischen Helden der feurigen Künste an. Jurassica benutzte vulgäre Wörter, die Lilly noch nie gehört hatte und als ihr Favorit, Knuth von Feuerbrunst, an der Reihe war, streifte sie ungeniert ein Kleidungsstück ab und warf es schmachtend ihrem Favoriten entgegen. Knuth reagierte blitzschnell und äscherte es, mit einem gezielten Feuerstrahl, im Flug ein. Die Girls waren gerade zu hingerissen und quittierten seine Meisterleistung mit einem hysterischen Kreischen. Jurassica schürzte schon ihre Lippen, doch als es um das Feuerweitspucken ging, kam es bei Knuth zu einer fatalen Fehlzündung, bei der er sich gehörig die Lippen verbrannte, was ihn für das Küssen leider klar disqualifizierte. Jurassica saß unterkühlt auf dem Felsen und war von ihrem Favoriten bitter enttäuscht.
Nun folgten einige halbstarke Möchtegernfeuerspucker, die es in Wirklichkeit nur auf die Drachengirls abgesehen hatten. Nachdem sie beim Feuerspucken nochnicht einmal eine Sparflamme hervorbrachten, wurden sie von den enttäuschten Girls gründlich ausgebuht. Doch nun lenkte ein kleiner, athletischer Drache die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Die Zuschauer beobachteten angespannt, wie er sich oben auf dem Felsplateau mit ausgebreiteten Flügeln gegen den rauhen Wind stemmte und dabei geradezu spielerisch immer wieder seine Position stabilisierte. Die Girls hatten Knuth von Feuerbrunst sowie die halbstarken Möchtegernfeuerspucker augenblicklich vergessen und feuerten den Anfänger mit ermutigenden Worten an. Als er sich langsam in Richtung Abgrund in Bewegung setzte, stiegen Lilly, die sich an der frustrierten Jurassica festklammerte, vor Angst die Tränen in die Augen. Plötzlich erhöhte er sein Tempo und sprintete leichtfüßig dem Abgrund entgegen.
Mit einem großen Satz stürzte er sich todesmutig von der Felskante, schoss mit dem Aufwind, wie ein Pfeil dem Himmel entgegen, vollführte hoch oben atemberaubende Flugmanöver und leitete dann den Sturzflug ein. Er war so schnell unterwegs, dass die Zuschauer ihn aus den Augen verloren, doch plötzlich brauste ein Schatten von hinten direkt über ihre Köpfe hinweg und ruinierte in einer Sekunde so manch aufwendig gestylte Frisur. Umhüllt von einer Wolke aus aufgewirbeltem Sand, hörte man das Quietschen seiner Fußbremsen.
Als sich der Sand gelegt hatte, sah man einen lustigen Drachen mit verschmitztem Gesicht in hohem Bogen feuerrote Pfefferkörner einwerfen. Lilly entdeckte kleine Flämmchen in Herzform, die magentarot aus seinem Mund züngelten. Plötzlich schoss ein greller, gebündelter Feuerstrahl direkt durch den zehn Meter entfernten Zielring aus geflochtener Weide, der darauf hin sofort in Flammen aufging. Die kreischenden Girls sprangen auf, eilten hinunter und umringten den stolzen Sieger. Lilly, die sich immer noch an Jurassica festhielt, fand sich im Kreis wieder, traute sich jedoch nicht, den Drachen anzuschauen. Der Regel nach, durfte der Sieger ein Drachengirl auswählen und küssen. Der kleine Drache, der auf den Namen Fridolin hörte, blickte ein wenig hilflos auf viele rot lackierte, hungrige Lippen, bis seine warmen Augen die hübsche Lilly entdeckten, die genau in diesem Moment einen scheuen Blick wagte. Zielstrebig machte er einen kleinen Satz zu ihr und statt zu küssen drücke er sie, so fest er konnte und schaute ihr dabei liebevoll in ihre wunderschönen Augen. Mit rasendem Herzen und weichen Knien, spürte sie zum ersten Mal die überwältigende Macht der Liebe und wünschte sich, er würde sie nie wieder loslassen. Zur allgemeinen Enttäuschung der neugierigen Drachengirls gab es keinen Kuss, statt dessen löste er seine Umarmung, nahm ihre zarte Hand, bedankte sich bei seinen Fans und entschwand mit Lilly, als wären sie schon immer ein Paar gewesen wären. Weit entfernt vom Trubel des Wettbewerbs, fanden sie sich eng umschlungen im weichen Moos wieder. Ihr erster Kuss entflammte das Feuer einer großen Liebe, die nie zu Ende gehen sollte.
Inzwischen waren schon viele Jahre ins Land gegangen. Lilly und Fridolin waren stolz auf ihre erste gemeinsame Höhle und lebten in Glück und Zufriedenheit. Bei Vollmond veranstalteten die beiden unter der schiefen Eiche gut besuchte Leseabende. Viele Artgenossen nahmen hierfür eine lange Anreise in Kauf, denn für ein erfülltes Leben in Liebe und Glück, war den gelehrigen Drachen kein Weg zu weit und so gelang es ihnen, die Botschaften aus dem geheimnisvollen Buch weit zu verbreiten. Lilly wurde die Aufgabe zuteil, vorzulesen, während Fridolin mit seinem Drachenfeuer für gute Beleuchtung sorgte.
Auf weichem Moos lagen sich die Drachen dann in den Armen, und lauschten verzaubert Lillys Worten. Immer wieder nickten sie dabei zustimmend, obgleich ihnen bewusst war, dass sie sich nicht immer an die Regeln gehalten hatten, doch das „Buch der Liebe“ gab ihnen, auf wunderbare Weise Halt, Orientierung und die Kraft, an sich immer wieder zu arbeiten. Als Lilly geendet hatte, legte sie das geheimnisvolle Buch behutsam auf ihren Schoß nieder, blickte liebevoll zu Fridolin und sprach mir sanfter Stimme: „Drachenfeuer voller Kraft, gibt der Liebe neue Macht.“ Fridolin erhob sich, verbeugte sich knapp und warf gekonnt eine große Ladung Pfefferkörner ein. Dabei herrschte angespannte Stille.
Erwartungsvoll blickten alle Zuhörer auf den stattlichen Feuerdrachen, doch alles, was man sehen konnte, war eine kleine Flamme, die gelangweilt aus Fridolins Mundwinkel züngelte. Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, schaute gelassen in die Runde und dachte bei sich: „Was für eine imposante Mischung?“ Da gab es rote Feuerlöschdrachen, grüne Polizeidrachen, schwarze Baudrachen, ärmlich aber korrekt gekleidete Drachenhausierer, Haushaltsdrachen mit weißen Staubschutzhäubchen auf dem Kopf, Sanitätsdrachen mit roten Kreuzen auf der Stirn, weiße Polardrachen mit Frostbeulen, afrikanische Buschdrachen mit goldenen Nasenringen und sogar chinesische Wanderdrachen mit quer geschlitzten Augen und gelber Haut, um nur einige zu nennen. Routinemäßig fuhr er nun mit beiden Händen über sein Gesicht und entdeckte dabei doch tatsächlich ein Haar, was sich erdreistete, aus seinem Nasenloch zu sprießen. Das bedeutete erhöhtes Risiko beim Feuerspucken durch Nasenbrand, und so entwurzelte er es, ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken. Doch nun wurden die Drachen langsam unruhig. Schon wurde getuschelt: „Wird er es auch dieses Mal schaffen?“ Fridolin mahnte seine Gäste zur Ruhe und atmete tief ein. Dabei verwandelten sich seine Nasenflügel in zwei pilzförmige Ansaugtrichter, seine trainierten Lungen weiteten sich bedrohlich, während seine Gesichtsfarbe augenblicklich von drachengrün in feuerrot wechselte. Plötzlich ertönte ein grollender Donnerschlag, der die Erde erzittern ließ. Kaum war der Donner verhallt, brach ein gewaltiger Feuerstoß aus ihm heraus und machte die Nacht für wenige Sekunden zum Tag. Schützend hielten sich die Drachen ihre Hände vor die Augen und spürten, wie sich wohlige Wärme den Weg zu ihren Herzen bahnte. Anfänglich fühlte es sich wie bei einer liebevollen Umarmung an, doch dann steigerte sich ihr Empfinden, bis die Herzen geradezu vor Liebe glühten. Einige besonders Neugierige trauten sich zwischen ihren Fingern hindurch zublinzeln und konnten sehen, wie Fridolin sein Feuer nun wieder auf Sparflamme reduzierte. Ein angenehm warmer Luftzug streifte sogleich über ihre verzückten Gesichter, und dem versierten Feuerspucker huschte ein verschmitztes Lächeln über seine rußgeschwärzten Lippen, war es ihm doch wieder einmal gelungen, ein grandioses Drachenfeuer zu entzünden. Während er sich stolz und auch ein wenig erleichtert auf einem Baumstumpf niederließ, gingen Dutzende von angekohlten Eichenblättern auf ihn nieder. Eine kleine, ungewollte Nebenwirkung, die er lässig ignorierte. Nun richteten alle erwartungsvoll ihren Blick auf die hübsche Lilly von Funkelstein. Ehrfürchtig nahm sie das „Buch der Liebe“ zur Hand und sprach mit zarter Stimme die Liebesformel: „Dragomagurum, Turumangura, Dragoamorr!“ Augenblicklich richteten sich alle Augen zum Himmel, doch nichts war zu sehen. Daraufhin wiederholte sie die Liebesformel noch einmal etwas lauter: „Dragomagurum, Turumangura, Dragoamorr !!“ Und wieder schauten alle zum Himmel, doch es tat sich rein gar nichts. Dann richtete sich Lilly auf, gab Fridolin das Buch, stemmte die Hände energisch in ihre wohlgeformten Hüften, blickte entschlossen nach oben und schmetterte voller Inbrunst ein letztes Mal die Worte:
„Dragomagurum, Turumangura, Dragoamorr !!!“
Kaum hatte die geheimnisvolle Formel ihre Lippen verlassen, kam die Antwort in aller Deutlichkeit. Das Universum schickte tausende, rotglühender Herzen, die im Wettlauf mit blitzenden Sternen, in atemberaubender Geschwindigkeit, den Mond umkreisten.
Die Liebeformel aus dem „Buch der Liebe“ und Fridolins gewaltiges Drachenfeuer hatten das heiß ersehnte Feuerwerk der Liebe entfacht. Der gute, alte Mond ließ sich, von dem Spektakel um ihn herum, nicht aus der Ruhe bringen und blickte wohlwollend zu den Drachen hinunter. Schnell bildeten sie, Hand in Hand, einen großen Kreis und nahmen Fridolin und Lilly in die Mitte. Lilly schlug ehrfürchtig das Buch auf und stimmte, aus voller Kehle, das Drachenlied der Liebe an. Als alle mit einstimmten, zeigte sich die obere Macht von einer ihrer besten Seiten und schickte, als kleine Zugabe, einen herrlich riechenden Blütenduft zur Erde. Zufrieden deutete das Universum diese Nacht als einen Hoffnungsschimmer auf eine bessere Welt.