(Witnesses in the dock)
Klaus Gallant
© Gallantry – Musik und Buch, 69181 Leimen
Vorwort
Diese Geschichte versucht verschiedene Positionen, die wir Menschen in Bezug auf Religion haben, durch die Diskussion innerhalb einer fiktiven TV-Show transparent zu machen. Angeklagt werden historische Zeugen der Geschichte wegen Irreführung der Menscheit.
Die im Buch dargestellten Personen, spiegeln verschiedene Meinungen und Auffassungen, welche in der Gesellschaft vorherrschen, wider.
Was dem Autor bei der Idee zum Buch wichtig war, ist die Tatsache, dass seiner Meinung nach jeder Mensch seine eigenen Erfahrungen zu der Thematik machen muss. Aus der daraus gewonnenen Erkenntnis kann jeder seine persönliche Einstellung finden, ohne andere, vorgefertigte Meinungen und Traditionen annehmen zu müssen.
Die Geschichte soll zum Nachdenken anregen und uns bewusst machen, wie schlecht informiert wir teilweise, über Hintergründe geistiger Prozesse sind. Das Konzept des Buchautors und Komponisten sieht als Ergänzung und auch zur Vertiefung des Textes, jeweils begleitende Musik, zu seinen Büchern vor.
Hinweis:
Alle Namen in dieser Geschichte sind frei erfunden.
Etwaige Namensähnlichkeiten bitte ich zu entschuldigen, denn sie sind reiner Zufall. Die Handlung ist frei erfunden.
PROLOG
Ganz schwindelig und am ganzen Körper zitternd, konnte der Mann nicht verstehen, was gerade mit ihm passiert war. Benommen nahm er die letzten Stufen zur Eingangstür sehr vorsichtig. War das alles nur Einbildung was er gerade durchlebt hatte, oder war ihm dies wirklich passiert?
Der gut gebaute, sehr elegant gekleidete Mann hatte alle Mühe aufrecht die Stufen hinauf zu gehen. Er taumelte förmlich an die Tür die er mit einem Ruck aufriss. Nun schritt er in den Eingangsbereich.
Gerade war er zum Star des Monats durch das Fernsehpublikum gewählt worden. Dieser hervorragende Darsteller, dessen freundliche Ausstrahlung und seine Sicherheit in der freien Rede, gleichwie auch seine Kreativität und Spontanität in seinen Antworten, die er in seiner Rolle zum Besten gab, dieser gut aussehende, von Frauen angebetete Held, hing nun mehr oder weniger in den Seilen. Der geniale und jederzeit humorvolle Typ war geschockt und überwältigt von den Gefühlen und Gedanken die ihn gerade fast zu Boden überwältigt hatten.
Nun als er die zweite Tür öffnete und das
Mountainside Studio betrat, wurde er durch rauschenden Beifall des Studiopersonals empfangen. Dies
nahm er nur ganz unterschwellig wahr. Er empfand als wäre er unter einer riesigen Glasglocke und
alle Geräusche außerhalb dieser, vermischten sich zu einem gewaltigen Rauschen mit auf- und
abschwellenden Pegeln.
„Hi Du Teufelsbraten, Du wirst ihnen heute den Rest geben“ rief ihm der
Türsteher begeistert zu, während er dabei enthusiastisch in die Hände klatschte.
„Ich liebe Dich“, flüsterte ihm danach die bildhübsche Garderobenfrau ins Ohr,
während sie ihm das Jackett abstreifte.
Die anderen Leute im Studio klatschten alle in die Hände und riefen begeistert für ihn unverständliche Worte.
Ein riesiger Empfang für diesen erfolgreichen Akteur der Show, den eigentlich doch alle gerne hatten. Gegner wie Fans waren sich einig, dass er ein ganz toller Kerl war. Und nun wankte dieser Goliath wie ein Häufchen Elend durch die johlende Menge. Als er einen Moment aufblickte und geradewegs in die Augen von Walter sah, der ihm freundlich lächelnd zuzwinkerte, konnte er nicht mehr die Tränen zurückhalten, die ihm nun in Strömen über sein Gesicht rannen. Dieser Blick von Walter hatte so viel Zuneigung und Liebe für ihn beinhaltet, obwohl er gerade ihn beim letzten Sendetag, als einen verwirrten, alten Mann hingestellt hatte.
Auf den letzten Metern zu seinem Umkleideraum, ging plötzlich das Johlen in ein Raunen über. Die Leute bemerkten, dass irgend etwas mit ihrem geliebten Schauspieler geschehen war.
Der so selbstsichere Playboytyp war plötzlich wohl am Ende seiner Kräfte und die Nervenbelastung war zu viel für ihn geworden. Konnte das wirklich sein?
„Was ist bloß los mit ihm“, rief der Aufnahmeleiter des Studios seiner Sekretärin zu, während diese mit erhobenen Händen ihre Hilflosigkeit ausdrückte.
Das war von niemand erwartet worden. Am wenigsten wohl von dem Star selbst.
Kapitel 1
Das Konzept
Im Besprechungsraum der Golding-Film Production Ltd. in Los Angeles, hörten drei Leute sehr interessiert Dan Gardner, einem sehr erfolgreichen Regisseur von Fernseh-Shows, zu der gerade dabei war sein Konzept für eine neue Show zu erklären. Er schilderte seine Idee über ein Thema was im Moment für nahezu die gesamte Gesellschaft von großem Interesse war. „Das sehr erfolgreiche Buch von Dawkins -Der Gotteswahnsinn- brachte mich auf die Idee für eine Show über Religion und die Existenz eines Gottes, die in der Diskussion zwischen Christen und Atheisten erörtert werden soll.
Wir werden zwei Gruppen bilden. Die eine wird als Kopf einen Ankläger haben und auf der Gegenseite werden Zeugen der christlichen Religion auf der Anklagebank sitzen. Der Ankläger wird die atheistische Seite in der Rolle eines Staatsanwaltes vertreten, während auf der gegnerischen Seite die vier Apostel der Bibel, dargestellt durch gelehrte Männer der christlichen Gesellschaft, ihre Standpunkte zu verteidigen versuchen. Die Angeklagten sollten eine Beziehung zu der Person die sie darstellen, in irgendeiner Form haben, damit sie authentisch ihre zu verteidigende Person darstellen können.
Die Darsteller können sich auf ihre Verteidigung selbst vorbereiten um möglichst viele eigene Ideen zu entwickeln. So auch ihre eigene Meinung zu vertreten und nicht vorgeschriebene Drehbuchtexte auswendig zu lernen. Dies wird die Show explosiv machen und die Zuschauer bewegen. Der Staatsanwalt im atheistischen Lager wird ein Team um sich haben, die miteinander die Fragen erarbeiten und formulieren. Die Zuschauer können am Ende der Show für jeweils den Ankläger oder die Angeklagtenseite ihre Stimme abgeben oder sich als im Moment noch nicht entschlossen, erklären.
Wir müssen die Darsteller vorsichtig auswählen und ich empfehle Ihnen eine sehr bekannte Casting Firma auszuwählen. Diese müssen sorgfältig den Hintergrund und die Geschichte dieser Darsteller durchforsten, damit wir wissen mit wem wir es zu tun haben. Wir sollten uns Regularien schaffen, die es uns von vornherein ermöglichen zu filtern. Auch für die Show müssen Regeln und Bedingungen erarbeitet werden, die es einzuhalten gilt. Außer den Regeln wird es kein Drehbuch geben, sondern die Show soll sich aus sich selbst heraus entwickeln. So können wir die größtmögliche Kreativität und Authentizität der Teilnehmer ausschöpfen. Ich bin sehr gespannt und interessiert wie dies ablaufen wird. Wie die Meinungen auf die Zuschauer wirken und diese beeinflussen werden. Auf diese Art und Weise können wir auch erfahren wie die Meinung der Massen zu diesem Thema ist. Auch können die einfachen, nicht geschulten Zuschauer mehr erfahren über die Auseinandersetzung zwischen Theologie und Atheismus. Das Ende oder besser der Ausgang der Abstimmung ist offen und wir sollten nun versuchen für diese Show eine Basis zu schaffen“ als Miriam die blonde, sehr hübsche Mittvierzigerin, Produktionsleiterin der Mountanside-Studios seine Rede unterbrach und Dan fragte:
„Wie können wir kontrollieren was die Darsteller antworten, Dan. Wir haben eine große Verantwortung gegen über den christlichen Kirchen und ihrer Gläubigen, als auch gegen über dem gesamten Publikum. Können Sie sich vorstellen welche Probleme wir bekommen können, wenn wir jene Gruppe an einem Punkt treffen wo ihr persönlichen Gefühle verletzt werden? Und dabei haben Sie noch nicht einmal an die Moslems gedacht, die ja auch an jenen Gott glauben den Juden und Christen als ihren Gott bezeichnen. Sollten unsere Darsteller nicht besser ihre Texte vorher miteinander besprechen?“
„Das ist das Salz in der Suppe, Miriam“ unterbrach Henry der Chef und Eigentümer Golding-Film Ltd. lächelnd seine Mitarbeiterin, „und auch sehr gut fürs Geschäft. Wenn wir eine große Zuschauerresonanz haben, unsere Quoten hoch sind, dann werden die Dollars der Werbeagenturen unsere Kassen gut füllen“
Ja Henry dafür sitzen wir ja hier auch zusammen um ein gutes Programm zu machen, damit die Zuschauer unsere Sendungen wählen, wenn sie ihre Fernseher einschalten. Ich halte die Idee auch für sehr gut geeignet um in finanzieller Hinsicht erfolgreich zu werden, aber wir haben eine große Verantwortung und wir müssen sorgfältig vorgehen, weil wir eben eine Live-Sendung planen.
„Das macht es sehr schwierig die Emotionen der Darsteller zu kontrollieren“ fügte Miriam hinzu, während sie ihr blondes wallendes Haar mit einer typisch weiblichen Handbewegung hinter ihre linke Schulter warf, während sie zu Dan hinüberschaute.
Dieser registrierte lächelnd diese Geste und spürte schon, dass Miriam ihn wohl ganz nett fand. Der neunundfünfzigjährige, viel jünger aussehende Regisseur, bestätigte Miriam mit den Worten: „Natürlich Miriam, wir müssen einen gangbaren Weg für die Show bereiten, der garantiert, dass wir keine allzu großen Schwierigkeiten bekommen, obwohl wir schon etwas Medienspektakel benötigen um erfolgreich zu sein. Sie Miriam, wären doch dafür die richtige Person, die dafür die generelle Verantwortung und Leitung übernimmt. Wir werden zusammen unsere Darsteller so vorbereiten und auch diese auf die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft hinzuweisen. Die Darsteller können nur innerhalb der von uns vorgegebenen Grenzen argumentieren“!
„Und ich bin sicher wir werden das schon irgendwie hinkriegen“, fügte der graue alte, sehr erfahrene Chef sehr zuversichtlich den Worten Dans hinzu, während er sich zur rechten Seite zu seinem Stellvertreter dem nur wenig jüngeren Arsen Tessault, dem Finanzvorstand der Firma zuwandte und ihn fragte:“ Was denkst Du Tessi, können wir es wagen dieses heiße Eisen anzufassen und vor allem sind wir im Moment finanziell in der Lage um so ein riesiges Projekt durchzuziehen, falls es mal nicht so läuft wie wir uns das vorstellen“?
Der ruhige Kanadier der die ganze Zeit schwieg, rieb sich mit der rechten Hand seinen Lippen, bevor er vorsichtig antwortete: “Ich bin mir sicher, dass die Finanzen kein Problem sein werden und ich denke auch, dass die Show sehr erfolgreich werden kann, aber wir können unseren Ruf fürchterlich ruinieren und es uns auf ewig mit den Religiösen versauen. Die brauchen wir jedoch auch um unser Säcklein zu füllen“, ergänzte er lächelnd und augenzwinkernd zu Dan blickend. Wenn wir an den Punkt gelangen wo wir die Nation in zwei Hälften spalten und diese anfangen sich gegenseitig das Leben schwer zu machen, dann müssen wir vielleicht überdenken ob wir die Show nicht so lenken, damit wir Frieden zwischen den zerstrittenen Parteien schaffen. Dann sollte vielleicht auch die Live-Show überdacht werden und wir zeichnen auf, nachdem wir die Diskussionen mehrmals durchspielen und nur das Nötigste zur Erhaltung des Friedens senden.
Wenn die Religionsführer anfangen uns die Schuld für Kirchenaustritte in die Schuhe zu schieben und wir dabei ihre religiösen Gefühle verletzen, dann kann der Schuss nach hinten losgehen und der anfängliche finanzielle Erfolg rasch ins Gegenteil umschlagen.“
Miriam hatte gerade eine gute Idee und unterbrach Arsen: „Wie Dan schon sagte brauchen wir einen Diskussionsleiter, der sofort eingreift wenn dieser Punkt erreicht wird, wo religiöse Gefühle verletzt werden.“
„Und dazu gibt es Niemanden besser als Sie Miriam“ unterbrach wiederum Dan Miriam, wozu alle Teilnehmer lachend zustimmten. „Dann haben wir direkten Kontakt zwischen den Darstellern und können jederzeit unterbrechen, wenn’s brenzlig wird“, fügte Dan erleichtert hinzu.
Alle Teilnehmer der Besprechung waren nun mit den Eckpunkten einverstanden und jeder wollte nun seine Aufgabenbereiche für sich selbst erarbeiten um die Show auf ein solides Fundament zu stellen.
„Tessi bitte erörtere das Budget zusammen mit Dans Koordinator und Sie Miriam, kümmern sich bitte um eine gute Casting Firma. Die Produktionsabläufe werde ich in die Wege leiten, damit Sie damit den Rücken frei haben. Ich bin zuversichtlich, dass wir hier eine richtig große Chance haben zu beweisen, was wir drauf haben“, endete der Chef, während er mit geballter Faust leicht aber bestimmend auf den Tisch schlug.
„Wir haben außerdem die Chance und einen guten Einfluss auf den Prozess der Meinungsbildung durch Information des Publikums, um dabei heraus zu finden, wie die Meinung unserer Nation in diesem, momentan sehr populären Thema ist. Das Wichtigste scheint mir das richtige Konzept zu sein und das sollten Sie mit Miriam sorgfältig ausarbeiten, Dan. Damit niemand von uns die Last alleine zu tragen hat, sollten wir nachdem die Castingfirma die Leute ausgewählt hat, am Ende zusammen auch diese Darsteller durchchecken bevor wir starten“ beendete Henry die Besprechung.
Nachdem alle Teilnehmer zustimmende Gesten machten, erhob sich Henry von seinem Stuhl und die anderen taten dem gleich. Henry verließ zusammen mit Arsen den Raum als erste. Dan folgte Miriam in ihr Büro um weitere Details zu besprechen.
Arsen und Henry schritten bedächtig den Korridor entlang als Arsen zu Henry sagte:“ Weißt Du eigentlich was wir uns da für eine riesige Verantwortung aufladen, Henry? Das kann für unsere schwachen Nerven ganz schön heikel werden. Ich bin sehr gespannt in finanzieller wie auch in intellektueller Hinsicht, wie das Ganze sich entwickeln wird, wobei wir auch einen spirituellen Bürgerkrieg in der Gesellschaft entfachen können. Beginnend innerhalb der Familie, den Kollegen in den Firmen, zwischen Vereinsmitgliedern und Kirchenmitgliedern und eventuell endend in einer Nation, aufgespalten in Gläubige und Ungläubige, was zuvor wohl etwas mehr gelassen gesehen wurde. Jeder wird dann plötzlich sich auf der richtigen Seite bestätigt fühlen und für seine Einstellung kämpfen wollen“
Nach einigen Schritten und Sekunden des Überlegens stoppte der alte Chef seinen langjährigen Partner in der Firma indem er ihm seine Hand auf die Schulter legte und tief in seine Augen schaute:
„Weißt Du Arsen, vielleicht sind wir dazu bestimmt, genau dieses Problem in der Öffentlichkeit einmal ganz deutlich zu erörtern, welches durch vielfältige Gründe unterdrückt wurde und unsere Gesellschaft über Jahrhunderte von den Macht ausübenden Anführern aller meinungsbildenden Religionen und Staatsmännern dadurch missbraucht wurde. Am Ende haben wir vielleicht ein Ergebnis von dem wir bisher noch gar keine Ahnung haben wie das aussehen könnte. Vielleicht haben wir auch kein sichtbares Ergebnis aber auf jeden Fall werden wir die Menschen dazu bringen über die Wahrheit nachzudenken, wenn es überhaupt so etwas wie eine Wahrheit gibt. Ich habe ein gutes Gefühl für Dans Idee.“
„Ach Henry, ergänzte Arsen wir haben schon so viele Überraschungen in unserem Geschäft erlebt, so lass es uns versuchen und warten wir ab was die Zeit bringt“.
„Okay Tessi, ich wünsche Dir noch einen schönen und geruhsamen Feierabend“, endete Henry schulterklopfend das Gespräch, „wünsche ich Dir auch“; und verschwand in seinem Büro“!
Kapitel 2
Die Ankläger
Nach monatelanger Vorbereitung des Konzeptes für die Show einigte sich Miriam mit der renommierten Firma Castprof Ltd. das Casting für die Show zu übernehmen. Aus einer großen Anzahl von Bewerbern, wobei die in der Endauswahl stehenden Bewerber an ihrem Wohnort besucht und dort auf Herz und Nieren geprüft wurden. Eine aufwändige Prozedur, die aber den Hintergrund und das Umfeld der Bewerber so besser durchleuchten und erfassen konnte.
Nach Abschluss des Castings vereinbarten die Geschäftspartner ein Meeting und dieses fand in den Räumen der Golding-Film Ltd. statt. Dan, Miriam, Henry und Arsen saßen nun zusammen mit dem Direktor vom Castprof Jim Townsend und seiner Assistentin Leonie Meyer und sahen sich gemeinsam ein Video mit den ausgewählten Bewerbern des Castings an.
„Wir starten zuerst mit unserer Auswahl der drei in Frage kommenden Bewerber für den Ankläger“ leitete Frau Meyer eine sehr schlichte junge Frau, mit schulterlangem braunem Haar mit einem sehr altmodischen Schnitt. Ihre schwarz geränderte Brille passte genau so zu diesem wie auch der braune, die Knie bedeckende Rock und die glatte weiße Bluse.
„Oh nein, dachte Miriam, die sieht ja aus als käme sie direkt von der Heilsarmee“!
Das Video begann mit einem Interview zwischen Leonie und einem Mann etwa Ende Vierzig, mit sehr langem grauen Haar und einem gepflegten grauen Vollbart, dieser intellektuelle Typ eines alten ehemaligen Hippies oder Cowboy aus den Rodeoshows im Wilden Westen der Vereinigten Staaten.
„ Bitte stellen Sie sich bitte kurz den Zuschauern vor und erklären Sie auch gleich Ihre Zielsetzungen für die Show“, eröffnete Leonie das Interview.
„Mein Name ist Barry McFarlane und ich bin vorbereitet darauf, diese Pseudochristen dorthin zu senden, wo sie uns Atheisten gerne sehen würden, im brennenden Feuer der Hölle“, wobei seine Augen weit geöffnet in die Kamera starrten und den Zuschauer von diesem stechenden Blick erschrecken sollten, als auch seine Mimik sich schon wieder änderte und er lächelnd entspannt fortfuhr.
„Als Sohn eines konservativen Pastors der ich die Narben seiner Erziehungsmethoden noch sichtbar auf dem Rücken außen und vor allem innen unsichtbar trage, nach 6 Jahren Theologie- und 4 Jahren Psychologie-Studium, drei Ehen und 15 Jahren psychologischer Beratung von Menschen, die psychisch von ihren Mitmenschen misshandelt wurden. Oder Opfer von Kirchen, Sekten oder anderes Spiritistengesindel, Hexen- oder Satanskultopfer und auch von NewAge-Philosophien geschädigte Klienten, denke ich in der Lage zu sein, als Ankläger den richtigen Hintergrund und Erfahrung zu haben um diesen Job erfolgreich machen zu können.
Es wird mir sehr leicht fallen zu beweisen, dass es überhaupt keinen Gott gibt, sondern das dieser nur ein Hirngespinst von Menschen ist“ als Leonie ihn kurz unterbrach und fragte:
“Wie wollen sie beweisen, dass es keinen Gott gibt Barry? Und vor allem was für ein Konzept haben Sie dafür vorbereitet“?
„Eigentlich haben wir genug Beweise in der Wissenschaft wo die von mir bestellten Wissenschaftler aus den Gebieten Biologie, Chemie, Physik und um nicht zu vergessen, den führenden Parapsychologen, Professor A. Novotny, dessen Thesen ich als sehr glaubhaft erachte“.
„Aber dann braucht man ja auch als Atheist einen Glauben Barry, fiel ihm Leonie wieder kurz ins Wort“, worauf jener wieder seine Augen weit auf riss und antwortete:
„Da habe ich wohl das falsche Wort gebraucht, und sie haben mir daraus sofort eine Schlinge gestrickt Leonie, konterte Barry und seine Gesichtszüge wechselten schnell wieder in ein sanftes Lächeln, ich hätte wohl eher sagen sollen, er wird beweisen dass dies alles nur Einbildung ist.“ Nun entspannte auch Leonie wieder und grinste schelmisch zu Barry. „Zusammen werden wir alle in der Lage sein, für diese Nation, aufrichtige Menschen zu schaffen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen und bis zu ihrem Ableben glücklich und zufrieden die Tage verbringen und nicht immerzu das höllische Feuer vor Augen, diese Angstzustände und Schuldgefühle, zeitlebens durchleiden müssen. Ich habe zu viele Menschen dieser Art in meinen Beratungsräumen gehabt Leonie, die dieses Trauma, falls sie nicht ihr Leben diesem Jesus übergeben, sie in die Hölle kommen.
„Das war eine ausgezeichnete Vorstellung Barry. Ich bin beeindruckt von der Art wie Sie Ihre innere Einstellung überzeugend herüber bringen können. Sie haben einen sehr starken Glauben an das was Sie vortragen, ich kann es förmlich fühlen, Wort für Wort, Barry und ihr schauspielerisches Talent ist ihnen wohl angeboren“, wobei sie wieder schelmisch grinsend ihm das Wort überließ.
„Das habe ich wohl von den vielen Geistern, die ich von den Menschen verjagt habe gelernt, Leonie. Da waren dann auch sicherlich einige mich inspirierende Schauspieler dabei“, worüber er selbst laut lachen musste.
„Wow, ich denke dass Sie ein sehr guter Kandidat für unsere Show sind Barry, sie haben alles Nötige dafür von Comedy bis Selbsterfahrungen aus dem Feld der Theologie und Psychologie. Aber darüber entscheide nicht ich, sondern ich bringe dieses Interview nur auf den Weg. Was danach geschieht weiß ich nicht. Vielen Dank das Sie an unserem Casting teilgenommen haben Barry“.
Das Bild klickte für einen Moment und das nächste Interview zeigte Leonie zusammen mit einer älteren Dame, ungefähr 60 Jahre alt mit langem, schwarzem Haar, welches mit Bändern durchzogen, über ihre Schulter bis auf den Tisch herunterhing.
Sie trug wild bemusterte grellfarbige weite Kleidung und ihre Hände waren voller Ringe. Die Ohren behangen mit langen Ohrringen und mystischen Zeichen an vielen Halsketten die ihren Hals umschlangen. „ Bitte stellen Sie sich kurz den Zuschauern vor und erklären Sie auch gleich Ihre Zielsetzungen für die Show“, eröffnete Leonie auch dieses Interview.
Die mysteriöse Dame eröffnete Ihre Vorstellung mit ihrer weichen, fast flüsternden Stimme: „Für mich als ein spirituelles Medium ist der weltliche Name nur Schall und Rauch. Ich kenne die unsichtbare Welt sehr gut und weiß das es die wirkliche Welt ist.
Die Show ist eine sehr große Chance endlich einer großen Zuschauermenge zu beweisen, dass da nicht nur ein eifersüchtiger, arroganter einzelner Gott ist, sondern tausende von lieben und guten Göttern, dazu noch viel mehr hilfsbereite Wesen als Helfer der Menschen, zur Vorbereitung auf die wirkliche, echte Welt, die uns nach unserem irdischen Dasein erwartet. Diese guten Geister kann jeder Mensch für seine Zwecke und für den Erfolg, in der für uns sichtbaren Welt benutzen.
Weil die Bibel, hervorgegangen aus dem von Männern dominierten jüdischen Büchern Tora und Talmut, uns Menschen gelehrt hat, dass Frauen wertlos sind und nur als Gebärmaschinen sowie zur Lustbefriedigung der Männer von Nutzen sind, haben die späteren Patriarchen uns spirituelle Frauen, die wir den Männern geistlich haushoch überlegen waren, regelrecht hingeschlachtet. Zuerst wurden wir gesteinigt und später massenweise verbrannt, wenn immer sich die Gelegenheit dazu ergab. Dabei wurden die guten Worte des wunderbaren Wanderprediger Jesus, der von Frauen mehr hielt als von den Patriarchen seiner Zeit, die er als Ottern- oder Schlangengezücht bezeichnete, einfach ignoriert. Diese Patriarchen konnten erst durch die humanistische Aufklärung, zumindest in unserer westlichen Welt, bloßgestellt und entmachtet werden. Wobei die katholische und die orthodoxe Kirche heute immer nur noch von Männern dominiert wird. Es war uns spirituellen Frauen immer untersagt den Menschen ein Leben im Einklang und Frieden mit Mutter Natur zu verkünden. Geführt und geleitet von den guten Geistern, die um uns herum, für die meisten Menschen unsichtbar, als Helfer bereit stehen und nur darauf warten uns helfen zu können“.
Tief durchatmend und schwer beeindruckt unterbrach Leonie kurz mit den Worten: „Würden Sie uns bitte noch sagen, wie Sie beweisen wollen, dass es diesen Gott nicht gibt?“
„Ja natürlich kann ich das, und zwar zusammen mit ihren Aposteln, die ja auch geistig orientierte und erfüllte Menschen waren und den Darstellern, die falls jene eine seelische Gemeinschaft mit ihren Personen die sie darstellen haben, werden wir beweisen, dass die Welt der Kirchenväter und die Geschichten von ihrem strafenden, zornigen Gott eine große Lüge ist, die nur dazu erschaffen wurde, um einigen willensstarken Männern Macht zu geben über den Rest der Bevölkerung. Frauen und die gesamte Menschen in ihrem Wirkungskreis zu unterdrücken, Kriege anzuzetteln und durchzuführen, Menschen zu quälen und zu demütigen.
Der Gott den diese Patriarchen von Anfang an präsentierten, ist kein fairer Gott. Wenn man sich nicht für ihren Gott entscheidet, ist man verloren und die Seele wird vernichtet im Feuer einer imaginären, nicht existierenden Hölle. Die Apostel dagegen haben einen anderen Gott durch Jesus kennengelernt. Zusammen mit dem Fernsehpublikum und in Zusammenarbeit mit unseren guten Geistern, werden wir zeigen dass es möglich ist die Welt in eine bessere Welt voller Frieden und Liebe untereinander zu verändern. Hundertausende von guten Frauen weltweit, werden durch ihre geistige Kraft das Wunder vollbringen und eine von Patriarchismus gequälte Welt, durch liebende Frauen in eine harmonische, naturverbundene Welt positiv zu verändern.
Alle Organisationen die zu diesem Gott stehen, wie die selbst auserwählten Religionen, sowohl Juden, als auch Christen und Moslems werden mit ansehen müssen, wie die Kraft der Liebe diese Welt verändern wird.
Wir haben schon viele Anhänger unserer Bewegung und versuchen durch Bücher, Magazine und Filme, die Welt jenseits von unserem Verstand und der Wahrnehmung darzustellen. Gerade in den letzten Jahren hat sich in dieser Weise so mancher Folgenheld, meist durch Kinder dargestellt, den Weg in die Herzen der Menschen gebahnt. Man sieht ja an den Verkaufszahlen der Bücher und den Filmen, dass die Menschen interessiert sind an dieser spirituellen Welt. Durch Ihre Show werden wir nun in der Lage sein, über Aufklärung der Sachverhalte den Menschen zu helfen ein besseres Leben in Liebe und Frieden zu führen.“
Leonie war sichtlich beeindruckt und als sie stammelnd begann:
„ Ähm. he, ich denke Sie haben irgendetwas mit meinem Geist angestellt Theresa, ergänzte Leonie, langsam den Redefluss wieder findend, “ich bin sehr beeindruckt über das was sie uns hier vorgestellt haben. Ob die Produktionsfirma den Mut aufbringt ihre Ziele zu realisieren, kann ich jetzt nicht sagen, aber ich danke Ihnen vielmals für dieses sehr interessante Interview Miss van Bouren“, beendete Leonie sichtlich erschöpft das Interview.
Bevor das nächste Video startete, drückte Leonie kurz auf die Pausentaste ihres Laptops und stellte den nächsten Kandidaten für die Rolle als Ankläger vor:
„Unser nächster Kandidat hat die besten Manieren, profunde Kenntnisse und Erfahrungen in Theologie und Praxis und ist ein sehr gut aussehender, äußerst freundlicher Darsteller.
Bitte machen Sie sich selbst ein Bild von diesem Herrn“, präsentierte Leonie augenscheinlich ihren Favoriten für die Show. Dann startete Sie wieder das Video.
“Mein Name ist Maxwell Sounders, als Rechtsanwalt in meiner eigenen Praxis in Los Angeles tätig.
Ich wurde in Harvard ausgebildet und studierte zuvor 6 Semester Schauspiel in London. In den letzten Jahren habe ich in meiner Freizeit und in Abendkursen eine Ausbildung an einem Theologischen Seminar, auf der Suche nach der Wahrheit und dem Sinn der Bibel mit der Erkenntnis abgeschlossen, dass all dieser Zirkus mit der Christenheit eine Erfindung von Menschen ist, die dieser Botschaft bedürfen. Für Menschen die nicht wissen wie schön das Leben sein kann, ohne alle diese Gebote und Verbote, die diese scheinbar auch brauchen um in geordneten Verhältnissen leben zu können, weil sie sonst aufgrund ihrer Talente und Schwächen, jedwede Grenzen überschreiten werden, die ihnen diese Gesetze verbieten.
Die Illusion von einem Leben nach dem Tod war für die Menschen jener Zeit in der das Leben äußerst schwer zu ertragen war, ein Ausweg aus der die Hoffnung genährt wurde, dass nach dem Sterben alles nur besser werden könne.
Ich konnte nicht länger akzeptieren, dass wir immer noch den Weg unserer Vorfahren, mit all den Vorschriften und Ritualen behaftet, gehen müssen, nachdem wir durch die Aufklärung und die Schaffung von Menschen-rechten wissen, wie wir in einer Gesellschaft zu leben haben, wie Leben entsteht und wie wir immer näher an den Punkt kommen, wie Leben entstanden sein könnte und wie es sich durch die Evolution stetig weiterentwickelt hat.
Die eingeübten Rituale unserer Vorfahren sind zwar immer noch Teil der Gesellschaft und viele haben diesen Gewohnheiten zu folgen um Chancen und Erfolg im Leben zu haben. Tut man das nicht dann sind diese Chancen, jedenfalls in unserer Nation, doch noch immer begrenzt, weil die Christenheit hier doch noch sehr stark vertreten ist. Dagegen geht es anzugehen, obwohl ich nicht verschweigen will, dass ich mich in der christlichen Gesellschaft noch wesentlich wohler und freier fehle als in einer moslemischen Gesellschaft.
Der gesunde, gut ausgebildete Menschenverstand hat längst realisiert und akzeptiert, dass das Leben zeitlich begrenzt ist und danach nichts mehr Menschliches von uns vorhanden sein wird. Das Leben ist zu schön um uns Gedanken zu machen was danach kommt.
Wir sollten es genießen und versuchen das Beste daraus zu machen. Einige Menschen haben bessere Chancen als andere. Das mag manchmal unfair erscheinen. Aber dafür dann einen außerirdischen Gott verantwortlich zu machen, halte ich für Schwäche der eigenen Person. Die Umstände während meines Lebens ändern sich ständig und für mein Versagen oder Erfolg ist oft meine positive oder negative Einstellung zum Leben verantwortlich.
Selbstverständlich spielen auch meine vererbten Fähigkeiten für mein Leben eine große Rolle, für das Maß meines Erfolges oder Misserfolges“ beendete Maxwell den ersten Teil seiner souveränen Rede, jederzeit relaxt und freundlich erscheinend vorgetragen.
Kein Wunder das Leonie mit großen leuchtenden Augen Maxwell die nächste bliche Frage stellte: „Und wie wollen Sie beweisen, dass es keinen Gott gibt, und welches Konzept haben Sie dafür entworfen, Maxwell“?
Mit seinem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht, was diesen Mann so angenehm und positiv erscheinen lässt, antwortete Maxwell:
„Zu beweisen das es keinen Gott gibt ist wissenschaftlich eigentlich nicht möglich, weil da wo nichts ist kann man nichts beweisen. Wissenschaftler benötigen zur Beweisführung eben nachprüfbare Beweise. Aber ihr Konzept mit den Aposteln auf der Anklagebank, die sich dann für ihren Glauben erklären müssen und das große „Warum es einen Gott geben muss“, glaubhaft den Zuschauern klar zu machen, wird wohl am Ende beweisen, dass die Bibel aus der Illusion und scheinbaren geistigen Erfahrungen der Menschen geschaffen wurde.
Ich finde die Idee für diesen Zweck genial und das richtige Instrument um die Wahrheit herauszufinden. Ich bin fast sicher, dass wir zusammen mit den Zeugen ein sich selbst weiter entwickelndes Konzept erarbeiten werden. Es gibt genug Beweise aus der Bibel selbst, die sich gegenseitig wider-sprechen und diese werden uns dabei helfen, die größte Einbildung in der Geschichte der Menschheit als solche zu entlarven.
Jesus war wie ein Guru für seine Nachfolger, die ein Feuer anzündeten, welches sich wie ein Flächenbrand vom Orient nach Asien und Europa und später über die ganze Welt verbreitete. Die sehr guten sozialen Elemente in der Botschaft ihres Rabbi aus Nazareth hat die Welt geprägt. Aber welch große Menge von Blut wurde über all die Jahrhunderte in diesem Namen vergossen?
Die Christenheit hat über Jahrhunderte auch die Wissenschaft daran gehindert schneller an die Erkenntnisse zu kommen, über die wir heute verfügen, weil die Kirche sich gegen jede Entdeckung und neue Erkenntnis gesträubt hat und sie als Teufelswerk abgetan hat. Mit Ihrer Show haben wir nun eine große Chance die Zuschauer auf eine revolutionäre Art über die Wahrheit aufzuklären“.
Eine sichtlich begeisterte Leonie antwortete förmlich da hinschmelzend: „Brillant Maxwell, ich mag ihre Art zu reden und zu überzeugen. Die Menschen werden Sie sehr gut verstehen, weil Sie auch glauben was Sie sagen. So jedenfalls kommt es bei mir an“. Als das Video mit dieser letzten Aussage endete.
“Jawohl Leonie, sprudelte es gerade so aus Miriam heraus“, und alle anderen Teilnehmer erschraken ob dieser Gefühlsäußerung, „dieser Mann ist großartig“. Er kann begeisternd reden, ist clever in seinen Ideen und sieht auch so gut aus“, fügte Miriam noch hinzu. Ein Gentleman mit seinen wohldurchdachten Worten, die wie kleine Messer den Gegner durchsieben“.
Das war jedoch für Henry den Big Boss zu viel des Guten. Aufbrausend sagte er: „Ich bin überhaupt nicht Ihrer Meinung einverstanden, Miriam“ und tippte dabei ganz aufgeregt mit den Fingern seiner rechten Hand nervös auf dem Tisch.
„Ja er ist sicherlich ein guter Schauspieler der typische Showman, aber ich habe eine andere Vorstellung von einem Staatsanwalt. Der Darsteller muss ernster wirken und nicht solch ein Liebling der Massen sein wollen. Mich regt ja sein Gesülze richtig auf. Alles was er will ist, sich ins richtige Rampenlicht setzen. Nicht die Sache für die er sich einsetzt. Seine Leidenschaft ist mehr erotischer Natur, als denn eine allein sich für die Wahrheit kämpfende Person sich darzustellen hat.“
„Sorry, fiel im Leonie ins Wort, sorry Mister McFarlane, aber Ihre Altersgruppe die sich Shows dieser Art ansehen und die so denken wie Sie, macht gerade mal 3 % unserer Zuschauer aus,. Wir müssen einen Typen wie Maxwell Sounders einer ist anheuern, um diese Art von Zuschauer gut zu unterhalten. Und wenn auch das Thema ein intellektuelles ist, bleibt es doch immer noch eine Show. Es ist kein Film wo man sicherlich den Staatsanwalt in seiner seriösen Form darstellen sollte.“
Für einen Moment war es still und Miriam lehnte sich etwas hinter Dan zurück um sich zu verstecken und klatschte dabei unhörbar in ihre Hände, während sie zu Leonie hinüber schaute. Sie biss sich vor Anspannung auf ihre Unterlippe weil sie nun erwartete, dass der große Boss jetzt gleich explodieren würde, als Leonie noch schnell hinzufügte:
„Wir hatten 478 mögliche Kandidaten insgesamt, 84 erste Interviews, 15 Teilnehmer im Casting und die verbleibenden drei Kandidaten wurde durch unser achtköpfiges Projekt-Team ausgewählt, wobei wir uns die Entscheidungen reiflich überlegten und nicht zu schnell entschieden haben, Mister McFarlane“.
Bevor Henry der inzwischen seine Hand die zuvor nervös auf den Tisch tippte zur Faust ballte um wohl auf den Tisch zu schlagen, sagte Jim Towsend blitzschnell:
“Ich verstehe Sie schon sehr gut Henry, aber ich denke Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Die Leute von Ihrem Team gestalten ja die Show und wenn Sounders zu sehr auf seine eigene Show abzieht, können Sie ihn ganz einfach in der Story verunglücken lassen und durch einen anderen ersetzen“. Dies rettete die Situation und die Faust von Henry entspannte langsam wieder.
„Ja lass es uns versuchen mit ihm Henry, ergänzte Arsen Tessault noch schnell, indem er versuchte seinen Partner auch zu beruhigen. Ich habe dieselbe Meinung wie Du Henry, basierend auf unserer über dreißigjährigen Erfahrung mit diesen Typen wie Sounders einer ist.
Wir haben mit diesem Typ von Darsteller eben keine guten Erfahrungen gemacht und da sagt unser Gewissen, VORSICHT, das geht in die Hose“.
„Und genau diese meine innere Stimme sagt zu mir sehr klar und deutlich, dass wir es mit ihm wagen sollen, weil wir dadurch während der Show überrascht werden was da alles durch ihn passieren wird“ fiel Leonie Arsen ins Wort.
„Es sieht ganz danach aus, dass Sie diesen Mann ganz attraktiv finden Mrs. Meyer“, konterte Henry noch sichtlich sauer auf Leonie, und versuchte damit den Ball wieder zu Leonie zurück zu schießen, aber diese schoss genauso schnell wieder zurück:
Überhaupt nicht und auch nicht zu irgendeinem anderen Mann, Mr. McFarlane, aber dies werde ich jetzt nicht näher erklären, weil es dafür jetzt nicht die richtige Zeit ist Wir müssen das nächste Video mit den möglichen Kandidaten für die Angeklagten ansehen. Mit einer Geste der Resignation, kopfschüttelnd und tief durchatmend nahm Henry seine Niederlage hin.
„Lasst uns aber erst mal eine Pause einlegen, die brauche ich jetzt um für die nächste Attacke dieser Dame gerüstet zu sein“ beendete Henry den Kampf mit Leonie, was die anderen Teilnehmer zum Schmunzeln brachte und die Situation fürs Erste entspannte.
Nach und nach verließen die Teilnehmer des Meetings in kleinen Gruppen den Raum. Leonie mit ihrem Boss, danach Dan und Miriam, eifrig leise diskutierend und letztendlich auch Arsen und Henry, die sichtlich geschafft waren.
Kapitel 3
Die Angeklagten
Nach der Pause nahmen nacheinander alle Teilnehmer wieder ihren Platz ein. In der Pause einigten sich Henry und der Direktor von Castprof, Jim Towsend, dass man zunächst noch die ausgewählten Darsteller für die Angeklagten abwarten und erst danach noch einmal die Diskussion neu aufnehmen wolle.
Die Anspannung war etwas gewichen und Leonie fuhr mit Ihrem Beitrag fort. “Was wir nun hier als unsere letzte Auswahl für die Rollen der Apostel vorstelle, ist nach vielem Abwägen und Diskutieren die beste Besetzung die wir Ihnen vorschlagen können. Wir haben Ihnen noch eine DVD mitgebracht um Ihnen die aussortierten Bewerber zu zeigen. Gerne sind wir bereit auch diese Besetzung zu diskutieren“. Danach startete Sie das Video. Leonie war als erste zu sehen. Sie interviewte den Bewerber für die Rolle des Apostels Markus.
„Bitte stellen Sie sich selbst vor und teilen Sie uns danach bitte mit, warum Sie denken das Sie diesen Charakter Markus darstellen können“.
„Ja gerne, ich werde das versuchen Miss Meyer, begann der freundliche, ältere Herr seine Ausführungen. Mein Name ist Henry Rutherford ich bin 68 Jahre alt, seit 40 Jahren verheiratet mit vier Kindern und sieben Enkelkindern gesegnet. Seit 24 Jahren bin ich Pastor der Trinity-Church in Huckelby, Minnesota und plane nächstes Jahr in den Ruhestand zu gehen. Wir suchen seit einiger Zeit schon nach einem geeigneten Nachfolger für unsere Gemeinde.
Warum ich denke den Markus vor Ihrem Tribunal vertreten zu können entspringt der Tatsache, dass ich meine Doktorarbeit über dieses Buch der Bibel gemacht habe und studierte dieses Buch und dazu gehörende, nicht in den Kontext der Bibel übernommene Schriften in den letzten 10 Jahren sehr intensiv. Auch habe ich mich versucht mit der Person des Markus auseinanderzusetzen. Weiterhin habe ich mich seit Beginn meiner Pastorenzeit mit allen verfügbaren Kommentaren und Dokumentationen über das erste Evangelium der Bibel eingedeckt und diese versucht zu verstehen. Daraus hat sich mein Meinungsbild und so etwas wie ein Identifikation mit der Person des Markus entwickelt. Darum denke ich das ich die Verteidigung des Markus an seiner Statt als Herausforderung ansehe und annehmen könnte. Ich fühle auch als hätte ich einen Ruf von oben herab bekommen, dass es der Sache Jesu wegen notwendig ist, Rede und Antwort zur Findung und Bewahrung der Wahrheit zu stehen. Eine Wahrheit die nur jener versteht, der diese als innere Übereinstimmung mit seiner eigenen Person und der Person Jesu vereinbaren kann. Ich werde dies nicht um meiner eigenen Popularität willen machen, weil ich das nicht möchte und auch nicht brauche.“
Ganz ruhig und sanft, fast andächtig sagte Leonie: “Ich glaube Ihnen Dr. Rutherford und ich denke Sie werden die richtigen Antworten für den Ankläger finden. Aber können Sie sich vorstellen, wie hart das Anklageteam Sie mit Fakten und deren Beweise attackieren wird? Manchmal werden Sie dabei unter die Gürtellinie gehen und alles versuchen um Sie zu provozieren“.
„Was die Markus antun können ist nichts im Vergleich was die ganze Welt, nicht nur die Menschen zu Seinen Lebzeiten, unserem Herrn und Heiland, Jesus Christus angetan haben. Sie können Markus nicht kreuzigen und auch nicht mich für ihn. Alles was die Anklage tun kann sind Fragen stellen und mich mit Beweisen und Theorien konfrontieren.
Ich mag Ihre Idee der Show sehr und das Millionen von Menschen von der Wahrheit hören können. Nicht das was tausende von Predigern versuchen ihren Leuten in der Kirche zu vermitteln, auch um sie als Mitglieder bei der Stange zu halten, und nicht interessiert sind sich mit den Fakten auseinanderzusetzen, die ihnen und ihrer Gemeinde gefährlich werden könnten, sondern wir werden durch die Show herausfinden was die Wahrheit ist und wie die Menschen gegen diese Anfechtungen ihres Glaubens umgehen können. Den wahren Weg zu Gott zu finden ist vielen Menschen immer noch verschlossen. Aber lassen Sie uns erst mal abwarten wie die Produktionsfirma entscheidet und ob ich überhaupt den Markus spielen darf. Es ist etwas verfrüht schon so tief in die Materie einzudringen“ endete der grauhaarige Mann seinen Vortrag.
„Danke vielmals Dr. Rutherford, Sie haben mich sehr tief berührt“, beendete Leonie das Interview sichtlich beeindruckt.
Im Raum herrschte betroffene Stille als der Bildschirm wieder kurz klickte und das nächste Interview begann. Leonie eröffnete das Interview wiederum mit der gleichen Aufforderung wie zuvor:
„Bitte stellen Sie sich selbst vor und teilen Sie uns danach bitte mit, warum Sie denken, dass Sie diesen Charakter Lukas darstellen können“.
„Mein Name ist Benjamin Haley. Ich bin Theologie Professor und Lehre an der University of San Francisco, Neues Testament mit dem Schwerpunkt Apostelgeschichte. Ich bin 48 Jahre alt und seit 10 Jahren Witwer, habe keine Kinder und deshalb kann ich mich ganz meinem Hobby widmen. Ich lebe ganz für meinen Job während die Semester am Laufen sind. In meiner Freizeit jedoch folge ich den Spuren von Lukas und Paulus in Griechenland, Israel, Südeuropa und Arabien. Alle Reisen die diese beiden zu ihren Lebzeiten unternommen haben, versuche ich nachzuvollziehen um weitere Beweise zu finden. Ich habe griechisch, hebräisch, aramäisch und lateinisch als Fremdsprachen gelernt um die Botschaften jener Zeit in ihrer ureigensten Sprache und Zeit besser verstehen zu können.
Für mich ist äußerst interessant herauszufinden wie diese beiden Männer, mit einem wahrscheinlich sehr hohen IQ und dadurch total unter-schiedlich zu allen anderen, nicht ausgebildeten Aposteln, diese so simpel gestrickte Botschaft von einem einfachen Handwerkersohn, der ebenfalls nicht in weltlichen Schulen ausgebildet war, jedoch von seiner Weisheit, Wahrheit und sozialer Gerechtigkeit geradezu strotzenden Inhalten, erkannt worden und danach an wiederum ausgebildete Griechen und Europäer verständlich gemacht werden konnte. Dies wissenschaftlich zu untersuchen ist das Ziel meiner Studien.”
Leonie unterbrach den genialen Professor kurz mit der Frage ”Sprechen Sie all diese Sprachen fließend, Professor Haley”?
Dieser antwortete ganz gelassen: “Ob ich diese fließend spreche weiß ich nicht und kann ich nicht beurteilen, aber verstehen kann ich alle sehr gut und das ist mir wichtig um die alten Texte umsetzen zu können. Seit zehn Jahren lebe ich deswegen jede freie Woche in diesen Ländern um dort vor Ort diese Sprachen noch besser verstehen zu können”.
“Nun zu meiner letzten Frage Herr Professor. Was denken Sie, welche Fragen kann die Anklage formulieren um ihre aus atheistischer Sicht entscheidende Schwachstellen in der biblischen Botschaft und deren Wahrheitsgehalt als Beweise anzuführen?”
“Oh Miss Meyer, darüber mache ich mir überhaupt keine Gedanken. Das wird sich erst dann, und wenn es überhaupt dazu kommt, was ja auch noch nicht entschieden ist, alles ergeben und ich bin sicher das ich daraus auch wieder etwas lernen kann”.
Mit einem freundlichen “Vielen herzlichen Dank Professor Haley” beendete Leonie das zweite Interview dieser Reihe.