Einleitung
Die Eigentümer von Wierzbiczany
Stammbaum von Lawrenz
Stammtafel von Lawrenz
Wierzbiczany
Albert de Chosteleer (von Krotoszyn-Krotoski)
Albert und Władysław Krotoski
Thomas, Albert, Jakob und Andreas Krotoski
Johann Erasmus Krotoski
Johann und Andreas Krotoski, Johann Rusinowski
Szymon Szczawiński
Jakób Szczawiński
Wyktorja Trzebuchowska
Mikołaj Garczyński
Jakób Garczyński
Johann Adam Friedrich von Szekely
Arende-Anschlag
aus den Akten des Geheimen Staats-Archivs in Berlin
Friedrich Eberhard von Schöning
Die Kirche zu Ostrowo
Das „Bruch“
Die Familie von Roy
Richard und Hermann v. Roy – Kavaliertour nach Italien (1838)
Erwerb der Herrschaft Wierzbiczany (1838)
Die Familie Fisch
Richard und Josephine v. Roy – Hochzeitsreise nach Italien (1847)
Hermann v. Roy auf Gąsk
Josephine v. Roy, geb. Fisch
In Wierzbiczany
Kindheit und Jugend der Helene v. Roy (bis 1878)
Helene Freifrau von Schlichting-Bukowiec
geb. von Roy
Freifrau Helene von Schlichting-Bukowiec, geb. von Roy, schrieb nachfolgende „Chronik von Wierzbiczany“. Das Original dieser Handschrift wurde von mir während des Zweiten Weltkrieges nach Mitteldeutschland gebracht und konnte erst Silvester 1961 von mir nach Diersfordt gebracht werden. Die sehr zeitraubende und mühselige Abschrift dauerte somit über ein Jahr.
Baronin Schlichting hat mir als ihrem ältesten Enkel die Auflage gemacht, dass diese Chronik erst 50 Jahre nach ihrem Tode veröffentlicht werden darf.
Teilweise Veröffentlichungen zu einem früheren Termin sind lediglich nur nach vorheriger Genehmigung durch den jeweiligen Kommendator des Johanniterordens für die Balley Westpolen gestattet. Ferner sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sich jeder Leser obiger Chronik des Rechtes begibt, Forderungen, welcher Art sie auch sein mögen, an den bzw. die Erben der Verfasserin zu stellen.
Die Abschrift dieser Chronik erfolgte aus dem Grund, um ihren Inhalt sicherzustellen; denn die vergangenen Jahrzehnte haben bewiesen, dass ein Einzelexemplar zu leicht verlorengehen kann.
Die Chronik schließt mit dem Tode des Gatten der Verfasserin ab. Ich werde mich bemühen, einen kurzen Nachtrag über die Geschicke von Wierzbiczany bis zum Untergang im Jahre 1945 nachzuliefern.
Alexander von Harnier
25.5.1962
1259 |
Przybysław Krotoski – Pakość & sein Bruder Paweł - Wierzbiczany |
1330 |
Albert de Chosteler – Krotoski |
1358 |
Hektor Krotoski ↓ ↓ Albert Władysław |
1386 |
Albert |
|
? |
|
↓ |
1431 |
Thomas |
|
↓ |
1452 |
Albert |
|
↓ |
1510 |
Jakob |
|
↓ |
1519 |
Andreas |
|
↓ |
|
Johann Erasmus auf Pakość → 1623 Andreas Pakość |
|
↓ |
1582 |
Johann Krotoski verkauft Wierzbiczany an: |
|
↓ |
1582 – 1598 |
Johann Rusinowski – Godziemba (1577 – 1598 wohnen in Wierzbiczany die Ostrowsky=Korab) verkauft Wierzbiczany an: |
|
↓ |
1598 – 1616 |
Szymon Prawdzić – Szczawiński |
|
↓ |
1616 – 1637 |
Jakób ∞ mit Gräfin Łącka |
|
↓ |
1637 – 1679 |
Paweł ∞ mit Victoria Generosa Wierzbiczańska, 1650 – 1716 ihrer beider Söhne: |
|
↓ |
1667 – 1705 |
Jakób & Paweł Wittoria ∞ mit Garczyński-Sas 2.2.1711 |
|
↓ |
1711 – 1737 |
Stanisław Sas-Garczyński |
|
↓ |
1737 – 1749 |
Mikolaj Sas-Garczyński ∞ mit Ogończyk-Zboińska † 1776 |
|
↓ |
1749 – 1774 |
Jakób Sas-Garczyński, geb. 1745. Vererbt an: |
|
↓ |
1774 – 1790 |
Friedrich Adam von Szekely (= Szekuli), verkauft an: |
|
↓ |
1790 – 1810 |
Friedrich Adam Freiherr von Schöning |
|
↓ |
1810 – 1838 |
Karl Lawrenz, der Prahler |
|
↓ |
1838 – 1885 |
Richard von Roy |
|
↓ |
1885 – 1935 |
Helene von Roy ∞ mit Frhr. Kurt von Schlichting Nutznießerin bis 1945. † 20.4.1945 |
|
↓ |
1935 – 1945 |
Dr. Alexander von Harnier, † 14.12.1986 |
Michael Christian Lawrenz aus Hutta um 1750 ∞ mit Anna Maria Wenske aus Radziokke/ Crone a.d. Brahe
1) Carl Friedrich Lawrenz, geb. 27.1.1797, 1840 in den Adelstand erhoben, ∞ mit Caroline Juliane Lawrenz, seiner Base,
geb. 18.2.1800, † 26.2.1893, Herr auf Lawrenzhof
(1) Rudolf v. Lawrenz ∞ mit Ella von Parpart
(2) Magdalene v. Lawrenz ∞ mit Major v. Schack
//1// Elisabeth (Lisette) v. Schack ∞ mit Oberst Friedrich v. Wenekstern
//2// Karoline (Lina) v. Schack ∞ mit Oberst Georg v. Hatten
1) Tochter mit Major Wiegand
2) Caroline ∞ mit Lawrenz, s.o.
3) Friederike Lawrenz ∞ mit Carl David Fisch, Landschaftsdirektor auf Lipie, Kreis Inowrocław, 18.10.1802 – 9.12.1882
(Anmerkung 1962: Obiger Stammbaum ist lediglich auf kleinen Zetteln geschrieben, diente vielleicht als Kladde.)
Ein Zettel enthält folgenden Inhalt:
Freie Übersetzung des lateinischen Trauzeugnisses für Martin Jahntz aus Szrubsk und Dorothea Manthey (geb. 19.12.1799 laut Kirchenbuch) vom 29. Juli 1816.
Wierzbiczany, den 29.Juli 1816
Da der heiligen Handlung der Ehesprechung des anwesenden Brautpaares keine Hinderungsgründe entgegenstehen, so ist die Ehe zwischen Herrn Martin Jahntz, Besitzer von Szrubsk und 35 Jahre alt, mit Dorothea Manthey, Jungfrau, 25 Jahre alt – am 29. Juli 1816 geschlossen und eingesegnet worden. Trauzeugen bei der heiligen Handlung waren:
Probst in Ostowo war in jenem Jahr Konstanty Śmielewicz.
Obige Angaben sind alle auf unansehnlichen Zetteln geschrieben. Dahingegen ist der nachfolgende Stammbaum „auf gut“ geschrieben. Er enthält als Anmerkung folgenden Text:
Der Stammvater der Familie Lawrenz oder Lawrence soll, aus England kommend mit einem Ritter des deutschen Ordens nach Preußen gezogen und als dessen Knappe im Kulmer Land angesiedelt worden sein, wo das Geschlecht seitdem begütert war. Authentische Nachrichten über die Familie besitzen wir erst seit der Zeit, als die drei Brüder Johann Carl, Carl Friedrich und Carl, gleich nach der ersten Theilung Polens, dem allgemeinen Triebe jener Zeit folgend, in die neue preußische Provinz zogen, um ihr Glück zu machen. Da die Familie erst von diesem Zeitpunkt an für die Chronik von Wierzbiczany in Frage kommt, habe ich ihre Vorgeschichte nicht weiter zurück verfolgt.
H. v. Schlichting
Anmerkung 1962: Die Lawrenze besaßen das polnische Indignat, also die Anerkennung als zum Pommereller Adel gehörend. Im 15. Jahrhundert und später gehörten sie zum sog. „Eidechsenbund“, jener ritterlichen Brüderschaft des kleinen Landadels, der 1410 während der Schlacht von Grunwald/Tannenberg auf polnische Seite trat.)
geadelt gemäß Diplom vom 10. September 1840
? hatte drei Söhne:
1) Carl, geb. 1777, † 19.5. in Stanomin 1846, Mitbesitzer der Herrschaft Wierzbiczany und der Güter Stanomin und Stanowska Wola, ∞ 2.5.1814 mit Marianne, geb. Lawrenz, aus Dobrilewo, verwitwete a. Freifrau von Schöning, b. Daus, geb. 1782, † 5.7.1858
(1) Marianne Wilhelmine Urania, geb. 2.3.1815 in Stanomin, † 18.9.1854 ebendaselbst, ∞ 1851 mit Franz v.Wysiecki, der ihrer Mutter Stanomin abgekauft hat.
1) Anna Elisabeth geb. 1790, † 1843, ∞ mit Major Wiegand (aus erster Ehe)
2) Caroline, (aus zweiter Ehe) geb. 18.2.1800, † 20.11.1893, ∞ 1816 mit Carl Lawrenz, Erbe von Dobrilewo/Gutenwerder, geb. 1797, † 17.1.1883
3) Friederike, geb. 18.10.1805, † 9.12.1882, ∞ am26.8.1826 mit Carl David Fisch auf Lipie bei Gniewkowo, Landschaftsdirektor, geb. 9.9.1797, † 22.2.1858
(Anmerkung 1962: Das Geschlecht der Fisch besaß, ebenso wie das der Lawrenz, das polnische Indignat. Auch sie gehörten zum pomerellen kleinen Landadel, den sog. Eidechsen siehe Zernicki etc.)
3. Carl Friedrich, Herr auf Dobrilewo/Gutenwerder, bei Znin und Redczyce bei Schubin, † 22.5.1818
1) Marianne, geb. 1782, † 1858, ∞ 1799 a. mit Friedrich Eberhard v. Schöning, b. mit Kammergerichtsrath Daus 1811, und c. 1814 mit Carl Lawrenz, geb. 1777, † 1846 in Stanomin. Besitzerin der Herrschaft Wierzbiczany und der Güter Stanomin, Stanowska Wola und der Herrschaft Jankowo bei Pakość.
2) Carl, geb. 24.1.1796 in Dobrilewo, † 19.11.1883 in Bromberg, ∞ 1816 mit Caroline Lawrenz, geb. 18.2.1800, † 20.11.1893, im Jahre 1840 in den preußischen Adel aufgenommen.
(1) Malwine, geb. 1821, † 1839, unvermählt
(2) Magdalene, geb. 28.10.1827, † 27.9.1903, ∞ 6.5.1851 mit Major Wilhelm v. Schack (ihre Tochter ist Lina Hatten)
(3) Friederike, geb. 1830, † 1865, ∞ mit N.N. Lawrenz aus Westpreußen, Landrath in Schubin
(4) Rudolf, auf Dobrilewo, geb. 5.10.1829, † 17.9.1914, ∞ mit Elvira v. Parpart, † 3.11.1915
((1)) Alice, geb. 1870, † 1876
((2)) Ella, geb. 1872
((3)) Helene, geb. Berlin 13.5.1874
((4)) Carl, geb. 20.1.1880, in Amerika verschollen
Soweit der Stammbaum Lawrenz, aufgezeichnet von Baronin Schlichting.
Kto ma Lipie, Wierzbiczany –
moźe siadać między Pany!
(Wer Lipie oder Wierzbiczany besitzt, der kann unter den Herren sitzen)
Polnisches Sprichwort
Dass Wierzbiczany zu den ältesten befestigten Niederlassungen in Großpolen gehört, ist von all den zahlreichen Archäologen und Geschichtsforschern behauptet worden, welche zu den verschiedensten Zeiten und stets mit größtem Interesse die ungewöhnliche und in der ganzen Provinz Posen eigenartige Wallanlage im Park besichtigt haben.
Alle sind stets darin übereingekommen, dass es sich hier nicht um eine prähistorische Befestigung, wie die meist runden oder ovalen, fälschlich „Schwedenschanzen“ genannten Erdwälle es ausnahmslos gewesen sind, sondern um eine frühmittelalterliche Anlage aus der ersten Zeit des festen Einzelbesitzes handelt – wahrscheinlich, so meinte wenigstens Professor Eichner vom Archäologischen Institut in Breslau, um die Niederlassung eines Vasallen des ersten historischen polnischen Herrschers, des mächtigen Heidenkönigs Mieczysław I., welcher sich als eigentlicher Begründer des Reiches im Jahre 968 mit seiner Gattin Dąbrówka in Gnesen taufen ließ und darauf bedacht war, sich nach dem Muster des westlichen Staatswesens mit einer sesshaften Ritterschaft zu umgeben.
Wer es aber auch gewesen sein mag, der einst diese, für damalige Zeit gewaltigen Erdarbeiten zum Schutz gegen feindliche Überfälle ausführen ließ, so hätte er sich wahrlich keinen besseren Platz zur Befestigung aussuchen können – denn im Westen war derselbe durch die unermesslichen Sümpfe des Parchaniebruches, welches damals erst hier mit dem jetzigen Parkteich abschloss, im Osten durch einen großen zweiten Teich geschützt, welchen wir an Stelle der jetzigen Parkwiese auf alten Karten aus dem 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts noch verzeichnet finden. Tiefe versumpfte Wassergräben, wie sie noch mein Vater vorgefunden und dann auf drei Seiten in Parkwege umgewandelt hat, verbanden die beiden Teiche miteinander und umschlossen, wie noch jetzt der nördliche, das regelmäßige Viereck, auf welchem die, auf diese Weise fast uneinnehmbare Burg gestanden hat. Zu ihrem Schutz hat aller Wahrscheinlichkeit nach auf der Nordseite noch ein Wachtturm, aber wohl erst aus späterer Zeit, gestanden, wie sich aus den Schutt- und Ziegelresten, welche die Erhöhung an der Teichbrücke zu bilden scheinen und bei jedem Spatenstich zu Tage kommen, schließen lässt.
Die alten Karten zeigen hier, genau an der Stelle der jetzigen, die Zugbrücke als einzigen Zugang zu der „Burg“, welche, wie alle Wohnstätten des Adels aus altpolnischer Feudalzeit, sicherlich stets nur das typische, einstöckige, breitgelagerte Wohnhaus aus Holz und Lehmziegeln gewesen ist, welches mein Vater, Richard v. Roy, bei der Übernahme von Wierzbiczany vorgefunden hat – es ist spurlos verschwunden wie die anderen Gebäude des Burg-Vierecks, ohne irgendwelche massiven Mauerreste zu hinterlassen.
Dieser mehr als bescheidene „pałac“ lag an der Nordseite mit der Front nach Süden gerichtet, und wurde, wie auf den Karten von 1776 und 1802 ersichtlich, rechts und links von zwei langgestreckten Gebäuden flankiert, von welchen nach altpolnischer Art das eine die „oficina“, das Haus für die Gäste, das zweite, mit der Front nach Osten gerichtete, die Wohnung für den Tross und das Gesinde darstellte. Dem Wohnhaus gegenüber, auf der Südseite des Vierecks, sehen wir noch zwei kleinere Gebäude eingezeichnet, die jedenfalls Stallungen für die herrschaftlichen Pferde und das Federvieh gewesen sind.
Die Schloßkapelle, welche noch 1773 bei der Übernahme von Wierzbiczany durch Friedrich Adam von Szekely erwähnt wird, hat sich zweifellos auch hier oben, innerhalb des Burg-Vierecks neben dem „pałac“ befunden, ist aber auf keiner der drei vorhandenen Karten mehr eingezeichnet, und wahrscheinlich durch Szekely gleich abgetragen worden, da bereits im Jahre 1763 Papst Clemens der XIV. das Lesen der Messe in Privathäusern untersagte und die Kapelle, wo bis dahin allsonntäglich der Geistliche von Ostrowo vor der Patronatsherrschaft und dem Gesinde zu zelebrieren hatte, wahrscheinlich zu dieser Zeit schon längst baufällig gewesen ist.
(Amerkung 1961: Die oben erwähnten Karten habe ich noch 1945 in meinem Arbeitszimmer in der neuen Villa auf dem Hof, in der ich wohnte, aufbewahrt. Wahrscheinlich existieren sie nicht mehr!)
Der eigentliche Wirtschaftshof scheint zu allen Zeiten seinen jetzigen Platz, also weit entfernt von der befestigten Burg, immer gehabt zu haben. Er wurde von dieser durch die, wie wir später sehen werden, historisch berühmt „große Wiese von Wierzbiczany“ getrennt, welche in den Grodakten und Chroniken immer wieder erwähnt wird und den Raum des heutigen Parks einnahm.
Noch im Jahr 1773 bestimmt der Rittmeister von Szekely, dass die große Wiese zwischen dem Wirtschaftshof und dem „Schloß“ als Exerzierplatz für seine Husarenschwadron zu benutzen sei.
Die Behausungen der leibeigenen „Untertanen“ lagen nicht an der jetzigen Dorfstraße, sondern an dem Hohlweg, der zum Bruch hinunterführt, und dessen Abschluss jetzt das Försterhaus – aber schon zu Szekely‘s Zeit das „Fischerhaus“ bildete, ein Beweis, dass damals bereits dieser ganze Teil entwässert und urbar gemacht war und wir also in der Kultur des Parchanie-Bruches in den letzten 150 Jahren kaum weiter gekommen sind!
Welche Geschlechter es waren, welche in den ersten dunklen Jahrhunderten der polnischen Geschichte, und zur Zeit seines großen Kulturaufschwunges Kujawiens unter seinen mächtigen Herzögen Ziemowit und Konrad, als Herren auf dieser Burg gesessen haben, wissen wir nicht, aber dass die Herren von Wierzbiczany zu den reichsten und angesehensten im Lande gehörten, und dass sie seit unvordenklichen Zeiten die Würde der Kastellane und Wojwoden von Inowrocław bekleidet haben, geht aus allen archivalischen Nachrichten hervor, welche mir in großer Zahl aus den Grodakten von Inowrocław und Pakość, den dortigen Kirchenbüchern, und aus den Kgl. Archiven von Warschau und Königsberg, vorliegen.
Schloss Wierzbiczany Vorderansicht (ca. im Jahr 2000)
Das erste Geschlecht, welches als Grundherrn von Wierzbiczany aus dem Dunkel der Vergangenheit auftaucht, sehen wir bereits im 13. Jahrhundert, zur Zeit der ersten authentischen Nachrichten über dasselbe, auf dem Gipfelpunkte von Macht und Ansehen, als eines der reichsten und einflussreichsten in Kujawien. Es ist das Geschlecht der Krotoski (Wappen Lęszczyć = Schilfhütte), deren Familiengeschichte mir nach Auszügen aus den Stadtarchiven und Kirchenbüchern von Pakość durch das freundliche Entgegenkommen der dortigen Geistlichkeit zugänglich gemacht worden ist. Die erste zuverlässige Nachricht über die Familie der Krotoski gibt uns das Stadtarchiv von Pakość aus dem Jahre 1259, in welchem Herzog Bolesław von Großpolen den beiden Brüdern Przybysław und Paweł, von denen der eine Wojwode, der andere Kastellan von Schwetz war, die Burg Pakość (auf dem Platz der heutigen katholischen Kirche gelegen) überwiesen hat. Der Nachfolger Bolesławs, Herzog Przemysław II. hat dann diese Schenkung noch insofern erweitert, als er die der Landesherrschaft von den Bewohnern von Pakość zustehenden Dienste und Leistungen den Grundherren, also den Krotoski, abtrat, ihnen auch den Blutbann über die Hintersassen einräumte und endlich auch gestattete, dass sie ihr Besitztum beliebig anderweitig verschenken oder verkaufen konnten. Zu den Besitzungen der Krotoski gehörte außer Pakość, Labiszyn und Kościelec, schon damals Wierzbiczany, und zwar residierte hier der zweite Bruder Paweł, wie aus einer Urkunde des Warschauer Archivs vom Tage St. Georgi des Jahres 1262 hervorgeht. Es wird nach derselben eine Grenzstreitigkeit des „hochgeborenen Herrn Krotoski, Kastellan von Inowrocław, Grundherrn auf seinem Erbgute Wierzbiczany“ zu seinen Gunsten entschieden. Aus dieser ersten authentischen Nachricht über Wierzbiczany geht demnach klar hervor, dass das Geschlecht der Krotoski hier schon längst vor der Belehnung mit Pakość angesessen war. In den Kämpfen des Polenkönigs Władysław Łokietec mit dem Deutschen Ritterorden (1330) war einer der hervorragendsten Kriegshelden der jugendliche Wojwode von Kujawien:
Grundherr auf Pakość, Wierzbiczany und Wielowieś, ein Enkel des oben erwähnten Przybysław. Im Frühjar 1332 fiel der Deutsche Orden in Kujawien ein, eroberte Brześć und belagerte Inowrocław, welches sich ebenfalls ergeben musste. Ein allgemeiner Schrecken ging durch das Land, und mutlos flüchtete der gesamte eingesessene Adel mit Weib und Kind nach dem entlegenen Krakau. Nur der Wojwode von Inowrocław, Albert von Krotoszyn, blieb im Lande, warf sich mit seinen Mannen in die Burg Pakość und leistete den Rittern mannhaften Widerstand, sodass ihre Übermacht hier durch seine Unerschrockenheit gebrochen wurde.
In den folgenden Jahren schwerer Kämpfe mit dem Orden, dessen Macht in Kujawien durch König Łokietec in der blutigen Schlacht bei Płowcze am Goplosee, für den Augenblick vollständig vernichtet wurde, gehörte Albert Krotoski (oder auch Krotoszyński genannt) zu den Paladinen König Kasimir des Großen, welcher seinem Vater, Władysław Łokietec wenige Monate nach dem großen Siege über die verhassten Ordensritter in der Regierung gefolgt war. Trotz dieser Niederlage hörte der Deutsche Orden aber nicht auf, das Land zu beunruhigen – ja, es gelang ihm sogar vorübergehend Kujawien zurückzuerobern, und erst im Jahre 1343 kam es zu dem sog. „Kalischer Frieden“, welcher am Tage nach Maria Magdalena, also am 23. Juli, auf einer Wieśe auf dem adeligen Gut Wirbizhino, welches zwischen Jungleslau und Morin gelegen ist, ratifiziert wurde.
(Anmerkung 1961: Vor dem zweiten Weltkrieg gelang es mir, im Archiv in Königsberg diese Urkunde unter neuer Archivnummer ausfindig zu machen.Ich ließ sie fotografieren und in dem Buch „Schlichtingowie w Polsce“ von Dr. Wł. Dworzaczek aufnehmen.)
Johann Voigt schildert in seiner neunbändigen „Geschichte Preußens“ (Königsberg 1830), unter z. T. wörtlicher Übersetzung der Verhandlungsurkunde (Königsberger Archiv, Band 5, →, Schieblade 60, No.36) den Vorgang folgendermaßen: „Im Jahre 1343 kam nach endlosen, durch Jahre verschleppten Verhandlungen zwischen König Kasimir d. Großen, dem letzten Piasten, und dem Deutschen Orden ein Frieden zu Stande, der in der Geschichte den Namen „Kalischer Friede“ führt, weil dort die Hauptverhandlungen von den beiderseitigen Bevollmächtigten geführt worden waren. Es handelte sich um die Rückgabe des vom Orden eroberten Kujawien an Polen, andererseits um den Verzicht des Königs auf Pomerellen, das Kulmer Land, das Land Michelau, das Haus Nessau und die beiden Höfe Orłowo und Morin. Zur Ratifizierung dieses Friedens fand eine Zusammenkunft des Hochmeisters Ludolf König von Wattzau und des Königs Kasimir statt, und zwar wie auch das, im Geh. Staatsarchiv zu Berlin befindliche, damals aufgenommene Staatsinstrument besagt: „inter Morin prope Wirbiczhino in graminibus et Juvenem Wladizlaviam“ (d.h. zwischen Morin und Jungleslau bei Wirbiczhino auf einer Wiese). Es erschien nun am 23. Juli 1343 bei dem Dorfe Wirbiczhino, einem Erbgut des Edlen Albert von Krotoschin, zwischen Morin und Jungleslau gelegen, wo auf einer Wiese prächtige Zelte für den König und den Hochmeister aufgeschlagen waren, vor dem letzteren zuerst – der Erzbischof von Gnesen zur Auswechselung der Friedensurkunden, mit dem Erbieten, dass er in des Königs Namen alles verbessern und ergänzen würde, was der Meister... (Anm.: Textverlust), und beteuerte nochmals in Aller Gegenwart, dass sein Herr, der König von Polen, alles aufbieten werde, um bei dem Könige von Ungarn (Ludwig, sein Vetter und späterer Nachfolger) die längst erbetenen Verzichtbriefe auf Pommerellen, Kulmer Land und Michelau, auszuwirken.
(Anmerkung 1961: Ludwig von Ungarn war der Sohn der Elisabeth, älteren Schwester König Kasimirs, also nicht Vetter, sondern Neffe)
Die beiden Fürsten verbürgten sich durch Auswechselung der Hauptfriedensbriefe und durch den Friedenskuss gegenseitiger Freundschaft, und nachdem der König auf die Krone seines Hauptes, der Meister durch Berührung seines Ordenskreuzes, feierlichst beschworen, ward man einig, von Seiten des Königs und des Ordens durch eine Gesandtschaft dem Papste die Friedensbriefe zur Bestätigung zuzusenden, weshalb sowohl die gegenwärtigen polnischen Prälaten (und zwar werden in der angeführten Urkunde erwähnt: die Bischöfe Mathias von Leslau, Johannes von Posen, Clemens von Płock, Otto von Kulm, Berthold von Pomesanien und Hermann von Ermland) die Erklärung ausstellten, dass sie den Friedensverhandlungen persönlich beigewohnt und es selbst vernommen hätten, wie der König mit persönlichem Eide für sich und alle seine Nachfolger auf Pommerellen, Kulmer Land und Michelau für ewige Zeiten Verzicht geleistet. Die urkundliche Erklärung der polnischen Bischöfe datiert in Juveni-Władyławia (Jungleslau-Inowrocław) in wastino 6. Maria Magdalena a.D.1343, d.h. am Tage nach Maria Magdalena, also den 23. Juli. Sie befindet sich im Geheimen Staatsarchiv zu Berlin, Schieblade 75, No 23. Die (Erklärung) der preußischen Bischöfe datiert: „Uff dem Huese Morin X. Calend. Augusti 1343, also gleichfalls am 23. Juli, wo es heißt: „Mit einer unzeelicher Veelheit ander Fürsten, Prälaten und adelinge und thaten von beyden seyten eide und küsse des fredes.“
Es unterliegt keinem Zweifel, dass die, als Schauplatz dieser prunkvollen Versammlung genannte „Wiese bei dem Dorfe Wirbiczhino“, gleichbedeutend mit der, in allen Chroniken bis in die neue Zeit erwähnten „großen Wieśe zwischen der Burg und dem Wirtschaftshof“ ist, dass es sich also um den ganzen westlichen Teil unseres jetzigen Parkes mit dem Herrenhaus handelt, dessen Boden demnach einst einer der größten Polenkönige betreten und zu einer Stätte von hoher geschichtlicher Bedeutung gestempelt hat. Diese hochinteressante Urkunde, welche von dieser historischen Zusammenkunft berichtet, ist die bedeutsamste, welche wir über die Vorgeschichte von Wierzbiczany besitzen, und gleichzeitig ein Beweis von der hohen Stellung und dem nahen persönlichen Verhältnis, in welchem Albert von Krotoszyn, der Sieger so vieler Schlachten unter dem mächtigen Vater Kasimirs, auch zu dem jungen König gestanden haben muss – denn nur dadurch ist es zu erklären, dass dieser den bescheidenen, von der Großen Heerstraße entlegenen Edelsitz zum Schauplatz einer so wichtigen und glänzenden Zusammenkunft wählen und die Gastfreundschaft des Grundherrn von Wierzbiczany für sich und die „unzeeliche Veelheit“ seines Gefolges in Anspruch nehmen konnte. Wir erfahren auch, dass König Kasimir fünf Jahre später, im Jahre 1348, als ganz besonderes Zeichen seiner Gunst, das Erbgut des Wojwoden Albert von Krotoszyn, die Burg und das Dorf Pakość, zur Stadt erhebt, die Bewohner mit großen Privilegien ausstattet, und seinem ausgedehnten Güterkomplex, zu welchem auch Wierzbiczany gehört, einen festen und ansehnlichen Mittelpunkt verleiht. Albert besitzt zu dieser Zeit Wierzbiczany gemeinsam mit seinem Vetter Hektor Krotoski, Untertruchseß von Brześć, einem Enkel des Przybysław, und vergrößert seine Macht und seinen Besitz im Jahre 1358 durch die Erwerbung des, bei Pakość gelegenen Dorfes Ludkowo, welches er von dem Erzbischof von Gnesen mit dem Patronatsrecht über die dazugehörige Jakobskirche gegen gleichzeitige Abtretung seines bei Kowal gelegenen Gutes Dobrzejeszyce, erwirbt.
Die formelle Gründungsurkunde für die Stadt Pakość stellte der König dem Wojwoden Albert und dem Untertruchseß Hektor erst im Jahre 1359 bei seiner Anwesenheit in Brześć aus.
Bald darauf, wahrscheinlich im Jahre 1367, scheint der mächtige Albert das Zeitliche gesegnet und keine Leibeserben hinterlassen zu haben, denn von diesem Zeitpunkt an hören wir nichts mehr von ihm – desto mehr aber von seinen beiden Neffen und Nachfolgern, den Grundherren auf Pakość, Kościelec und Wierzbiczany und Söhnen des Untertruchseß Hektor,
welche in den schweren Kämpfen, die Polen bis zur Thronbesteigung Władysław Jagiełłos im Jahre 1386, erschütterten, eine große Rolle gespielt haben. In die Zeit ihrer Herrschaft fällt das zweite historische Ereignis, welches die Chronik von Wierzbiczany aufzuweisen hat, nämlich der Besuch des ersten Jagiełłonen auf dem polnischen Thron, Herzogs Władysław von Litauen, auf unserem Grund und Boden, als er mit seiner liebreizenden jungen Gemahlin, der letzten später heiliggesprochenen Piastentochter Hedwig, um die Pfingstzeit des Jahres 1397, den 6.6., in dem Zeltlager auf der großen Wiese von Wierzbiczany mehrere Tage weilte.
(Anmerkung 1961: Elisabeth, Schwester Kasimirs des Großen heiratete 1320 Robert v. Ungarn aus dem Hause Anjou. Ihr, am 5.3.1326 geborener Sohn Ludwig v. Ungarn a.d.H. Anjou heiratete in zweiter Ehe die Tochter des Bans von Bosnien am 20.6.1353. Aus dieser Ehe entspross die am 18.2.1373 (Datum nicht genau bekannt) geborene Jadwiga-Hedwig v. Anjou-Ungarn. Sie heiratete am 18.2.1386 Władysław Jagiełło. Ihre Großmutter väterlicherseits war auch nicht die letzte Piastin, sondern die drittletzte Piastin des königlichen Zweiges dieses in Nebenzweigen bis ins 17. Jahrhundert weit verbreiteten Geschlechts.)
Eine polnische, aus dem Staatsarchiv in Krakau geschöpfte Darstellung dieses bedeutsamen Vorgangs lautete in der Übersetzung folgendermaßen: „Im Jahre 1378 gab der polnische König Ludwig von Ungarn, seinem Liebling, dem Piasten und Herzog von Oppeln, Heinrich, außer anderen Städten auch Inowrocław zum Lehen. Als dieser Fürst später mit König Jagiełło von Polen in Streit geriet, brach er vollständig mit dem König und schwur ihm und seinem Lande blutige Rache. Daher knüpfte er freundschaftliche Beziehungen mit dem Deutschen Orden, dem erbitterten Feinde Polens, an, und trug sich mit dem Gedanken, den Teutonen sowohl das kujawische als auch das Dobryner Land zu verkaufen. So verpfändete er ihnen auch wirklich das letztgenannte im Jahre 1392. König Jagiełło reagierte darauf, indem er sich am 6. Mai des folgenden Jahres zur Eröffnung der Verhandlungen in Inowrocław stellte. Als diese Verhandlungen aber nicht zum Ziele führten, erklärte er dem Herzog von Oppeln den Krieg. Dieser dauerte bis zum Jahre 1396 und endete mit der völligen Niederlage des Fürsten, welcher sogar auch noch sein Erbland Oppeln verlor.“
(Anmerkung 1961: Bei diesem Heinrich von Oppeln handelt es sich nicht um den am
14. 9.1382 verstorbenen Herzog Heinrich von Oppeln, sondern um Heinrich VIII. Wróbel (Spatz) von Glogau, Grünberg, Sprottau, Kleinglogau und Prudnik. Heinrich der VIII. heiratete am 25.6.1388 Katharina, Tochter Władysławs von Oppeln, † 1401, Fürst von Kleinglogau (Oberschlesien), Kujawien, Wieluń Dobrzyn, Namslau (Oberschlesien), in zweiter Ehe verheiratet mit Ofka v. Masowien, Tochter Simowits III. Heinrich hatte also durch seine Frau Ansprüche an Kujawien und Dobrzyn.
Heinrich VIII. † 1397, vier Jahre vor seinem Schwiegervater Władysław, † 1401. Die rechte Base von Władysław (ihre Väter Bolesław II. v. Oppeln und Albert v. Großstrehlen waren Brüder) mit Namen Elisabeth, † 9.3.1360, heiratete übrigens nach dem 1.12.1359 Władysław den Weissen von Gniewkowo, der als Benediktiner in Dijon lebte und später heiratete. Sein Vater war Kasimir III. v. Gniewkowo, sein Großvater Ziemomysł v. Kujawien, sein Urgroßvater Kasimir I. v. Kujawien – Vater von Władysław Łokietec. Soweit die Anmerkung von 1961)
Inzwischen wandte sich der König an den Deutschen Orden mit der Forderung, das ihm unrechtmäßig verpfändete Dobriner Land (Pomerellen) zurückzugeben, und als der Orden die Rückgabe verweigerte, wurde eine persönliche Zusammenkunft des mächtigen Hochmeisters Ulrich von Jungingen mit König Jagiełło beschlossen. Da die Befürchtung vorlag, dass im Fall eines ungünstigen Verlaufes der Zusammenkunft der heißblütige König dem Hochmeister den Krieg erklären könnte, und da andererseits die kluge Königin, welche richtigerweise den Zeitpunkt dafür noch als verfrüht betrachtete, diesen Krieg unter allen Umständen verhindern wollte, so einigte sich der polnische Kronrat dahin, dass nicht der König, sondern zunächst die Königin sich zu der vereinbarten Zusammenkunft begeben sollte. Die Chronik berichtet hierüber wörtlich: „Um die Pfingstzeit des Jahres 1397 begab sich das hohe Paar nach Wierzbiczany. Während der König mit seinem Gefolge in dem Zeltlager auf der großen Wiese bei der Burg zurückblieb, begab sich die Königin mit dem ihrigen nach Orłowo, gefolgt von vielen Senatoren und Rittern, um hier die Ankunft des Hochmeisters abzuwarten (Orłowo und Morin gehörten nach den Abmachungen des Kalischen Friedens, 1343, noch dem Deutschen Orden, so daß die Königin demselben dadurch ein außergewöhnliches Entgegenkommen bewies.) In der Hauptstadt Kujawiens herrschte ungewöhnliches Getümmel, als die Königin mit dem Hochmeister, aus Orłowo kommend, mit ihren Gefolgschaften in die Stadt Inowrocław einzog.
Mehrere Tage währten in der Kirche des Heiligen Nikolaus die Verhandlungen über die Rückgabe des Dobriner Landes, blieben aber durchaus erfolglos. Die Ordensritter verwarfen alle Ansprüche und Bedingungen der Polen, indem sie ihren Raub mit tausend Ausflüchten zu rechtfertigen suchten. Sie behaupteten, dass nur der Fürst von Oppeln, als Besitzer der Pfandverleihungsurkunde, das Recht habe, das Land für die Pfandsumme zurückzukaufen. Dies erschöpfte endlich das Maß der Geduld der Königin. Empört über die Ländergier und unersättliche Habsucht der Ordensritter, rief sie, von prophetischem Sinn erfüllt, mit drohender Gebärde aus: „So lange noch meine Seele in meinem Körper lebt, wird Polen noch geduldig Euren Übermut ertragen – aber wenige Jahre nach meinem Tode wird Euch das göttliche Strafgericht ereilen! Unabwendbar wird der Krieg sein Schwert entblößen und Euch in einem furchtbaren Blutbade den Untergang bereiten!“ Mit diesen Worten sank die Seherin bewusstlos auf die Stufen des Altars nieder, während der Hochmeister erbleichend die Faust ballte. Das ganze, in dem Heiligtum versammelte Volk aber schwor den Ordensrittern Rache und brach in Hochrufe für die geliebte Königin aus. Diese verließ die Burg von Inowrocław am nächsten Tage und sollte sie auch im Leben nicht wieder betreten – aber die Weissagung, welche sie in den Mauern von St. Nikolaus gesprochen hatte, erfüllte sich dreizehn Jahre nach der Zusammenkunft mit Ulrich von Jungingen auf den Schlachtfeldern von Grunwald und Tannenberg.
Was nun das durch diesen königlichen Pfingstbesuch so hochgeehrte Brüderpaar, Albert und Władysław Krotoski, die damaligen Grundherren von Pakość und Wierzbiczany, betrifft, so scheinen sie doch nach einer Chronik des Johannes von Czarnikow ein Paar wüste, verwegene Gesellen gewesen zu sein und die festen Burgen von Pakość und Labischin zu gefährlichen Raubnestern gemacht zu haben, wo sie während der Unruhen jener wilden Zeit ungestört ihr Wesen getrieben. In Fehden und beständigen Grenzstreitigkeiten mit Nachbarn und geistlichen Herren verwickelt, voll Raublust und Verwegenheit, lebten sie in offener Feindschaft mit dem Deutschen Orden, den sie von Wierzbiczany aus in kühnem Wagemut mehrmals in seiner Burg Gniewkowo trotz seiner Übermacht nicht nur angegriffen und überrumpelt, sondern auch einen Angriff der Ordensritter auf ihr wasserumgürtetes Wierzbiczany tapfer abgeschlagen haben – leider gibt der Chronist darüber keine Daten, doch wird sich dies vermutlich bald nach der unglücklichen Verhandlung in Inowrocław, welche den alten Hass wieder zu voller Glut entfachte, zugetragen haben.
Jedenfalls scheinen die wilden Brüder Krotoski bei König Jagiełło in hohem Ansehen gestanden zu haben und alle Klagen der Bauern, Städter und Geistlichen von Pakość und Umgebung ungehört verhallt zu sein, denn nach dem Schicksalstag der Schlacht von Grunwald (Tannenberg) am 15.7.1410, wo die beiden, nun schon an der Schwelle des Greisenalters stehenden kujawischen Helden wie die Löwen gekämpft und Wunder an Mut und Tapferkeit bei der Vernichtung der verhassten Ordensritter bewiesen haben sollen, wurden sie von ihrem König mit Gnadenbeweisen überschüttet, zu Kastellanen von Schrimm und Inowrocław erhoben und ihnen das, nur selten gewährte, Privilegium der Zollfreiheit für ihren ganzen Besitz im Oktober 1410 zugestanden.
Den Gipfelpunkt seines Glanzes und seiner Macht erlangte das Geschlecht der Krotoski, von welchem es in einem Grodakten-Auszug des 15. Jahrhunderts heißt, dass es „den besten Ruf in Großpolen genoss, und die höchsten Staatsämter ihm zufielen“, unter dem Enkel des vorerwähnten Raubritters Albert, dem er unmittelbar im Besitz folgte,
Thomas (meist Tomeo genannt)
Kastellan von Bydgoszcz, 1431 Kastellan von Posen und später Generalstarost von Großpolen – eine offenbar hervorragende Persönlichkeit und berühmter Staatsmann. Er weilte längere Zeit als Gesandter am französischen und englischen Hofe, wurde häufig zu diplomatischen Missionen benutzt und scheint sich sehr wenig auf seinen Gütern, sondern, wenn er überhaupt im Lande weilte, fast immer am Königshofe in Krakau aufgehalten zu haben. Sein Sohn:
der im Jahre 1452 die Würde des Kastellans vom Schrimm bekleidete, scheint sich desto eifriger seines Besitzes und seiner heimischen Angelegenheiten angenommen zu habe, denn er gründete in Pakość eine Schule, welche noch im 17. Jahrhundert bestand, und errichtete gemeinsam mit den Bürgern von Pakość eine zweite Kirche der Heimsuchung Mariae.
Im Jahre 1459 tritt Albert Krotoski sein Erbgut Wierzbiczany dem Bischof von Włocławek als Tauschobjekt gegen das Rittergut Dzwierchno ab, schreibt sich aber bereits 1461 wieder „Erbherr von Wierzbiczano“, wie es von jetzt an oft genannt wird. Jedenfalls scheint dieser dritte Albert in der Ahnenreihe der Krotoski wenig von seinen kraftvollen, zielbewussten Vorfahren geerbt und auch keine Anhänglichkeit an das alte Familiengut besessen zu haben. Denn wir sehen ihn bereits 1464, am Dienstag nach Trinitatis, Wierzbiczany wieder an Albert von Wielowieś, einen der mächtigsten kujawischen Adligen jener Zeit, verkaufen, um gleich darauf auch diesen Verkauf wieder rückgängig zu machen und noch 400 Goldgulden Reuegeld zu zahlen. Albert sowohl wie sein Vater Tomeo sind in der Kollegiatkirche von Kościelec beigesetzt, wo ihre Grabsteine noch erhalten, die Geburts- und Todesdaten aber leider nicht mehr zu entziffern sind. Der Sohn Alberts:
ebenfalls Kastellan von Schrimm, schreibt sich im Jahre 1510 ausdrücklich als Besitzer seiner Erbgüter Pakość, Wierzbiczano und Krotoschin, welches letztere als Stammgut des Geschlechtes, demnach von ihm zurückerworben wurde – doch fehlen hierüber alle Belege. Von seinem Sohn:
erfahren wir aus den Grodakten von Pakość, dass König Sigismund I. ihm am 5.3. des Jahres 1519 drei Jahrmärkte für seine Stadt gewährt, und ferner berichtet uns von ihm eine, im Warschauer Archiv befindliche Grundbucheintragung, welche in Thorn „am Donnerstag innerhalb der Oktave der heiligen drei Könige, im Jahre des Heils 1520“, ausgefertigt wurde und in der Übersetzung aus dem Lateinischen folgendermaßen lautet:
„Der Hochgeborene Andreas Krotoski, Herr auf von Pakość, Barcin, Krotoszyn und Wierzbiczany, trägt ein und stellt sicher 3000 polnische Gulden, Mitgift der Anna Kościelecka, Schwester des Niko aus Kościelecki auf Skąpe, Kastellans von Inowrocław, seiner Ehefrau, welche er von dem gedachten Nikolaus erhalten hat, und noch andere 3000 poln. Gulden Mitgiftsgelder, zusammen 6000 poln. Gulden, dieser seiner Ehefrau auf seinen erblichen Gütern, nämlich den Dörfern Wierzbiczany, Wielowieś, beiden Radlewo im Lande Kujawien, im Distrikt Inowrocł gelegen, sowie auf die Hälfte der Stadt Pakość und den Dörfern Ludkowo und Bieławy im Gnesener Distrikt.“
Diese Heirat des Andreas Krotoski mit Anna Kościelecka ist insofern von Bedeutung, als sie in der Folge die Veranlassung wurde, dass später, nachdem die Hauptlinie der Krotoski ausgestorben war, Pakość durch Erbgang an die Familie Działyński fiel. Es war dies ein mächtiges, reiches kujawisches Geschlecht, von welchem ein Zweig das Gut Kościelec besaß, und daher, dem Gebrauch der Zeit gemäß, nach demselben den Namen Kościelecki angenommen hatte. Die Działyński haben dann später Pakość bis zum Ende des 18. Jahrhunderts besessen und das Kloster sowie die sämtlichen, noch jetzt vorhandenen Kalvarienkapellen erbaut. Sie waren übrigens schon früher mit Krotoski versippt, da eine Schwester des dritten Albert im Jahre 1462 einen Działyński geheiratet hatte. Eine Urkunde aus den Grodakten von Brześć von Dienstag nach Pfingsten 1538, berichtet uns noch Folgendes aus der Zeit des Andreas Krotoski über sein Erbgut Wierzbiczany:
„Der ehrsame Johannes von Brześć, Vollziehungsbeamter von Brześć, und die Edlen Matthias Brzeziński und Bartholomäus Karnkowski haben im Auftrage des hochwohlgeborenen Georg Tulibowski, des „stolnik“ von Brześć, des von Sr. Majestät deputierten Revisors ausländischen Salzes, im Dorfe Wierzbiczany, Distrikts Inowrocław, ausländisches Salz vorgefunden und mit Beschlag belegt, und den Bewohnern besagten Dorfes wegen Widerstandes bei der Untersuchung und Gewaltthätigkeiten, einen Termin im Grod zu Inowrocław anberaumt.“
Als im 16. Jahrhundert die reformatorische Bewegung in Großpolen festen Fuß zu fassen begann, traten auch die Krotoski als eine der ersten Familien zu der neuen Lehre über, doch schlossen sie sich nicht dem Luther’schen Bekenntnis, sondern der Lehre der „böhmischen Brüder“ an, die, im Sławentum entstanden, unter dem polnischen Adel in Großpolen, und besonders in Kujawien viele Anhänger fand. Der damalige Grundherr von Pakość und Wierzbiczany:
(der meist Krotowski schreibt), Sohn des vorerwähnten Andreas, seit 1562 Wojwode von Inowrocław, Kastellan von Kowal, war einer der eifrigsten Parteigänger dieser Sekte und in dritter Ehe mit Ursula Barbara Ostroróg, Tochter des Generalstarosten Jakob Ostroróg, des Hauptes der Böhmischen Brüder in Großpolen, vermählt.
(Anmerkung 1961: Hier einzuschalten wäre die Abschrift eines Zeitungsausschnittes aus dem „Kujawischen Boten“, leider ohne Datum, von der Verfasserin an das Blatt der Handschrift angeheftet, mit folgendem Inhalt:
Verfechter des hussitischen Glaubens waren die Krotowski, Erbherrn auf Pakość und Barcin. Besonders tat sich Andreas Krotowski, Kastellan von Kowal, hervor. Auf Anregung des reformierten Magnaten Andreas Gorka, Kastellan von Posen, hin machten sich 1548 Kalvinisten in Barcin ansässig. Der neue Erbherr, Johann Erasmus Krotowski, Wojwode von Inowrocław, vertrieb den katholischen Probst Blasius und übergab die Pfarrkirche den hussitischen Glaubensgenossen zum Eigentum. Pastor war Johann Kruschka aus Samter. Übrigens war dieser Krotowski Gegenkandidat zur polnischen Königskrone wider den Franzosen Heinrich von Valois. Unter dem letzten Erbherrn Jakob Krotowski war Seelsorger Pastor Johann, ein Schlesier. Nach der Zusammenkunft in Liszkowo am 18. September 1565 zwischen dem Superintendenten Prażmowski, Vertreter der kalvinistischen Glaubensgenossen und dem Superintendenten George Israel von Seiten der hussitischen Glaubensanhänger, kam es auf der Kirchensynode zu Posen am 28. Januar 1567 zu einer Annäherung zwischen Kalvinisten und Hussiten. Die Einigung kam am 18. Mai 1570 zu Posen zustande. Einen mächtigen und unerschrockenen Feind erhielt die Reformation in Polen in dem Jesuitenorden. Zahlreiche öffentliche Religionsgespräche waren damals an der Tagesordnung. Zur Abwehr der Jesuiten vereinigten sich am 8. September 1620 die polnischen Kalvinisten und Hussiten zu Ostroróg, einem Städtchen in der Wojwodschaft Posen. Sieben Jahre später gab es in Polen keine kalvinistischen Glaubensanhänger mehr. Eine Verständigung zwischen den katholischen Geistlichen und den kalvinistisch-hussitischen kam aber nicht mehr zustande. Der Reichstagsbeschluss vom 2. Mai 1667 untersagte den Hussiten jeglichen Aufenthalt in Polen.
Soweit der Zeitungsausschnitt aus dem „Kujawischen Boten“.)
Der enge Zusammenhang zwischen dem Grundherrn von Pakość und der Bürgerschaft hatte zur Folge, dass auch diese dem katholischen Bekenntnis entsagte und zu demjenigen der „Böhmischen Brüder“ übertrat. Es geschah dies in so umfassender Weise, dass beide Gotteshäuser dem neuen Glauben überantwortet wurden, während es dem übereifrigen Wojwoden von Inowrocław, Erasmus, nicht gelungen ist, seine Patronatskirche zu Ostrowo und die Untertanen seiner Herrschaft Wierzbiczany für den neuen Glauben, auch nur vorübergehend, zu gewinnen. Zu den Geistlichen, die zu dieser Zeit zu Pakość als Diener der böhmischen Sekte ihres Amtes walteten, gehörte auch der, in der Kirchengeschichte des 16. Jahrhunderts vielgenannte Christoph Mosonius, eine der bedeutendsten und einflussreichsten Persönlichkeiten unter seinen Amtsgenossen.
Bei seinem Ableben 1581 hinterließ Erasmus zwei Söhne:
Der Erstere, Johann, unverehelicht und seit 1582 Kastellan von Inowrocław, übernahm bei der Erbteilung die Herrschaft Wierzbiczany mit dem, seit Urzeiten dazugehörigen Ostrowo, und verkaufte den alten Familienbesitz, welcher sich nachweislich seit mehr als 3 Jahrhunderten, wahrscheinlich aber noch sehr viel länger, in den Händen seines Geschlechtes befunden hatte, am Dienstag vor Pfingsten 1582 an:
Eine Urkunde im Gród von Brześć, am Freitag vor dem Heiligen Valentin (14.2.) anno 1582 bestätigt, lautet in der Übersetzung aus dem Lateinischen:
„Oblation des Aktes vom obigen Datum: Im Gród von Inowrocław am Dienstag vor Pfingsten 1582, kraft dessen Johann Krotowski, Sohn des seeligen Johann Erasmus Krotowski, seine erblichen Güter, nämlich das ganze Dorf Wierzbiczany mit Ostrowo, in der Wojwodschaft und dem Distrikt Inowrocław gelegen, dem Edlen Johann Rusinowski (Wappen Godziemba), dem Sohn des verstorbenen Johann Rusinowski auf Rusinowo und Szalonki, für 14000 poln. Gulden auf ewig verkauft.“
Johann Krotowski, der letzte Besitzer von Wierzbiczany seines Namens starb 1587 unverehelicht – sein Bruder aus Pakość, der seit 1623 die Würde eines Kastellans von Kalisch bekleidete, war zwar verheiratet, hinterließ aber keine männlichen Nachkommen, so dass mit diesen beiden Brüdern die Linie des Geschlechtes der Krotoski ausstarb.
Es scheint, dass schon Andreas wieder zum katholischen Glauben zurückgekehrt ist, da im Jahre 1608 die Pfarrkirche zu St. Marien bereits wieder für den katholischen Gottesdienst eingerichtet wurde. Von ihm ging, wie schon früher erwähnt, der ganze Güterkomplex in den Besitz der Familie v. Działyński über, denen auch noch ihr Stammschloss Działyn im Dobriner Land gehörte. So scheiden sich mit dem Verkauf unseres Heimatgutes für alle Zeit die Geschicke von Pakość und Wierzbiczany, die durch mehr als drei Jahrhunderte eng verbunden in derselben Hand gelegen hatten!
Von dem neuen Besitzer von Wierzbiczany, Johann Rusinowski, wissen wir aus einer Urkunde im Grod von Brześć, vom Freitag vor dem Heiligen Stanisław, im Mai des Jahres 1583, „dass der erlauchte Herr von Leszno-Leszczyński, Starost von Rodziejewo, dem Edlen Johann Rusinowski, Herrn auf Wierzbiczany, 800 poln. Gulden zum Fest des h. Johannes des Täufers zurückerstatten soll.“
Aus derselben Zeit besitzen wir eine, den Grodakten von Inowrocław entnommene Notiz, nach welcher Johann Rusinowski das Gut Wierzbiczany mit 23 bewohnten Ackerparzellen und 10 Bauernstellen übernommen hat.
Trotz all dieser beglaubigten Dokumente über den Besitzwechsel, ersehen wir merkwürdigerweise aus den Kirchenbüchern von Ostrowo, wo in den Jahren 1577, 1584, 1597 und 1598 Kirchenvisitationen durch Bischof Hyronimus Rozdraziewski stattgefunden haben, dass die Brüder Ostrowski (Wappen Korab) Piotr, Wojciech und Jan, nicht nur Ostrowo, sondern auch Wierzbiczany besessen haben sollen – dass Piotr, der Älteste, Patron der Kirche von Ostrowo war, welcher seine Gemahlin „patronka Ostrowska“ eine Altardecke, vier Ornate, ein Cappa und die nötigen Kirchengeräte gestiftet hat. Da das Patronat nun aber zu allen Zeiten mit dem Besitz von Wierzbiczany verbunden war, und wir den beglaubigten Kaufvertrag des Jan Rusinowski vom Jahre 1582, also aus einer Zeit besitzen, als die Ostrowski, deren Anwesenheit in Ostrowo bereits bei der ersten Kirchenvisitation 1577 erwähnt wird, dort bereits seit längerer Zeit ansässig waren, so gibt es dafür nur die eine Erklärung, dass der alte, kinderlose Jan Krotoski der Familie Ostrowski, die ihm vielleicht verwandt waren, vielleicht auch ganz anders hießen und der Sitte der Zeit gemäß den Gutsnamen angenommen hatten, sein Gut Ostrowo verpachtet oder auch nur als Wohnort überlassen hat – er mag in seinen letzten Lebensjahren gar nicht in Wierzbiczany gewohnt und das Nebenregiment der Ostrowski, die alle Besitz- und Patronatsrechte in Ostrowo usurpiert zu haben scheinen, stillschweigend gelitten haben. Ebenso auffallend ist es, dass auch, nachdem die Herrschaft Wierzbiczany 1582 an Jan Rusinowski übergegangen war, (sie) weiter in Ostrowo verbleiben, was wohl auf ein längeres Pachtverhältnis schließen lässt, und bis zum Jahre 1598 als Patrone der Kirche erwähnt werden – freilich nicht gerade in sehr anerkennender Weise, denn wir erfahren, dass die drei Brüder Ostrowski der Kirche nicht nur den schuldigen Zehnten vorenthalten, sondern auch die Kirchenkasse eigenmächtig an sich genommen und sich geweigert haben, sie herauszugeben. Bei der letzten Visitation hätten sie dies zwar dem Bischof versprochen, aber nicht daran gedacht, ihr Versprechen zu halten.
Kolator Piotr Ostrowski hat die Pfarrgüter, so berichtet die Kirchenchronik, zwar bestellt, aber er verfährt mit denselben, wie mit allem anderen Kirchengut, ganz willkürlich und verteilt einen Teil derselben, sogar an seine Kolonisten. Piotr Ostrowski ‚ 1590 Kirchenpatron, wird als pobórca (Steuereinnehmer) von Inowrocław erwähnt und hat einen Sohn, Kazimierz, der sich als „Herr auf Ostrowo“ unterschreibt.
Mit dem neuen Besitzwechsel im Jahre 1598 verschwinden die Ostrowski, deren selbstherrlichem Treiben der Nachfolger des nachsichtigen Jan Rusinowski wohl ein schnelles Ende bereitet haben mag, endgültig aus Ostrowo und wir hören nie wieder etwas von ihnen.
In den Grodakten von Inowrocław befindet sich eine gerichtliche Vorladung vom 8.3.1590 des Edlen Jan Rusinowski, Herr auf Wierzbiczany, durch Jan Ryszewski, wegen ungerechtfertigter Zollerhebung, ferner erfahren wir, dass die edle Gattin des Jan Rusinowski, Zophia Szwynorozewska, eine gerichtliche Ladung des Michael Palącki in die Grodakten eintragen lässt. Eine Vorladung vom 12.2.1598 wegen ungerechtfertigter Zollerhebung ist das letzte, was wir von dem edlen Zolleinnehmer des Reichs, dem hochgeborenen Jan Rusinowski, hören, denn noch in demselben Jahre scheint er Wierzbiczany verkauft und dann auf seinem Besitz Rusinowo gelebt zu haben. Es ist mir leider nicht gelungen, in den Grodakten und Archiven einen Hinweis auf diesen Verkauf zu finden und den Zeitpunkt desselben genau festzustellen – aber da in dem Kirchenbuch von Ostrowo ausdrücklich erwähnt wird, dass die Ostrowski dort noch bis 1598 residierten und wir die Herrschaft Wierzbiczany nach der oben erwähnten Urkunde vom 12.2.1598 noch im Besitz von Jan Rusinowski, im Jahre 1601 aber bereits als Eigentum des