Widmung
Dieses Buch widme ich all den
Paaren, die ihr größtes Glück in
dem Wunsch sehen, ein
gemeinsames Kind der Liebe zu
haben.
Ganz besonders widme ich dieses
Buch meinem Mann Manfred,
der mit mir diese verrückte Zeit
durchgestanden hat und immer
noch bei mir ist.
Meinen Eltern, die mit mir
gelitten und manche Träne mit
mir geweint haben.
Auch wenn wir gottesgläubig
sind ohne Zweifel und Hader,
trotzdem unser Ziel niemals
erreichen,
muss die Liebe zu Gott und die
Hand unseres Partners
ausreichen,
um den Weg zu Glück und
Frieden zu finden.
Hoffnung ist eben nicht
Optimismus.
Es ist nicht Überzeugung, dass
es gut ausgeht, sondern die
Gewissheit, das etwas Sinn hat;
gleich wie es ausgeht.
In einem Zwiespalt zwischen
Herzen und Verstand
folge dem Herzen.
Sanfte Musik erfüllte den Raum, eine kleine Kerze brannte auf der Anrichte und malte Schatten an die Wand. Der Zauber einer Liebe die so stark werden sollte, dass nichts und niemand jemals sie zerstören würde ‚ward geboren. Sie lagen beide eng aneinander gepresst auf dem Teppich. Leise flüsterten sie sich Liebeserklärungen zu, ich war noch nie so glücklich. Ich sah den Mann vor mir, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen wollte. Mir wurde plötzlich klar, dass es nur noch eins geben konnte, was mir zu meinem Glück fehlte. Ich sah ihm tief in die Augen und mein Mund formte die Worte, die unser Leben verändern sollten: „Ich möchte ein Kind von Dir.“
Bis zu diesem Moment hatten wir beide noch nicht über unsere Zukunft gesprochen. Doch seine Reaktion lies keinen Zweifel daran, dass auch er ein Kind als Zeichen unserer Liebe sah. Nach diesem Abend sprachen wir nicht mehr darüber. Die Worte, die wir zueinander gesprochen hatten, waren in unsere Herzen eingeschlossen.
Als nach einem langen Jahr sich immer noch keine Schwangerschaft einstellte, suchte ich einen Gynäkologen auf. Etwas verzweifelt, und doch voller Hoffnung, begab ich mich auf den Weg zu Dr. Feith. Ich hatte das Gefühl, als laufe mir die Zeit davon. Alle meine Gedanken beschränkten sich nur auf das eine Wort: BABY.
Man sollte meinen, dass durch meinen Beruf, Marktleiterin in einem Lebensmittelladen, mir keine Zeit zum Nachdenken bliebe, doch weit gefehlt.
Auch ein 10 -12 Stundentag hält eine Frau nicht davon ab, sich das zu wünschen, wozu Gott sie geschaffen hat.
Oft, wenn mein Geliebter am Wochenende Dienst hatte, ging ich in meinen Laden und arbeitete den ganzen Tag. Alleine in meiner kleinen Wohnung wollte ich nicht bleiben; zu viele Gedanken quälten mich, ließen mein Herz schmerzen. Zwar liebte ich diese kleine Wohnung, meine Oase der Ruhe und Geborgenheit, in der ich die Chance hatte, mich neu zu orientieren und mir meine Wunden zu lecken. Doch seit ich einen Partner gefunden hatte, mit dem ich mein nicht ganz unkompliziertes Leben teilen wollte, und in ihm den Vater meiner Kinder sah, fiel mir die Decke auf den Kopf.
Die Flucht in meine geliebte Arbeit, die mein Trost und auch ein bisschen Selbstverwirklichung für mich war, ließ mich für Stunden die quälenden Fragen nach dem „Wieso“ und „Warum ich nicht“ vergessen.
Beim ersten Termin bei Dr. Feith wurde ich gründlich untersucht. Das Gespräch danach fiel für mich sehr positiv aus. Er sagte zu mir, dass ich gerade im richtigen Alter sei, zudem völlig gesund und bereit zu einer Schwangerschaft. Ich solle erst mal das Alter und das vergangene Jahr vergessen, denn es gäbe heute Mittel und Wege schneller zum Ziel zu kommen. Von nun an war Fiebermessen angesagt. Neben meinem Bett auf dem Nachtschränkchen lagen ein Fieberthermometer, ein Bleistift und eine Tabelle. Direkt nach dem Erwachen musste ich von nun an jeden Morgen meine Temperatur messen. Danach trug ich die Daten direkt in die Tabelle ein. Mit der Zeit, so erklärte mir Dr. Feith, werden die Punkte wenn man sie verbindet zu einer Fieberkurve. An dieser Fieberkurve kann man dann den Eisprung ablesen. Die ersten Monate sahen die Kurven etwas eigen aus; einmal hoch, einmal tief. Doch mit der Zeit lernte ich diese Kurve zu lesen. Doch leider, jede kleine Erkältung oder Unwohlsein veränderte sie stark und somit war der Eisprung nicht mehr genau abzulesen.
Jedes Mal wenn die Kurve nach dem tiefsten Punkt leicht anstieg schliefen wir miteinander. So hatte es uns Dr. Feith geraten. Ein weiteres Jahr ging ins Land und ich war immer noch nicht schwanger. Ich rief meinen Frauenarzt höchst verzweifelt an. Er riet mir, von nun an sehr genau jeden Morgen um dieselbe Zeit meine Temperatur zu messen. Wenn die Kurve den tiefsten Stand erreicht hätte solle ich gleich anrufen. Am elften Tag war es dann so weit. Aufgeregt rief ich in der Praxis an. Eine Sprechstundenhilfe erklärte mir freundlich ‚dass der Herr Doktor zur Zeit nicht zu sprechen sei, ich könnte auch ihr erklären worum es denn gehe. Erst zögerte ich, doch dann siegte die Angst den richtigen Zeitpunkt für mein Vorhaben zu versäumen. In kurzen Sätzen sagte ich ihr worum es ging. Leichte Röte schoss in mein Gesicht, zum Glück konnte sie mich nicht sehen. Sie sagte zu mir „Ach so ist das, nun ja, nun brauchen wir den Samen ihres Mannes am nächsten Morgen, sollte die Temperatur leicht ansteigen.“ In einem kleinen Döschen könnte ich ihn mitbringen und der Herr Doktor würde mich dann gleich in der Praxis an die Reihe nehmen.
Mein Süßer war an diesem Morgen in der Tagesschicht. So konnte ich erst an am Abend mich mit ihm unterhalten. Ich wusste nicht so recht wie ich beginnen sollte, doch dann sprudelten die Worte nur so aus mir heraus. Wir hatten von Anfang an eine ehrliche und offene Beziehung. Geheimnisse hatten wir keine voreinander. Er saß da mit offenem Mund und hörte mir zu. Als ich geendet hatte lachte er mich an, nahm mich in den Arm und meinte: „dann werden wir morgen früh ganz besonders lange schmusen.“ Als dann am nächsten Morgen die Kurve leicht anstieg, fuhr ich mit dem frisch gewonnenen Samen meines Geliebten zu Dr. Feith in die Praxis. Dort brachte mich eine Sprechstundenhilfe in einen Untersuchungsraum. Ich zog mich aus und legte mich auf den Untersuchungsstuhl.
Nach einer Weile erschien Dr. Feith. Er zog den Samen meines Lieblings in eine Spritze auf, die vorne einen dünnen, elastischen Schlauch hatte, schob diesen tief in mich hinein, und spritzte so direkt vor meine Gebärmutter.
Danach musste ich eine Stunde liegen bleiben. Ich konnte es kaum erwarten nach Hause zu kommen. Glücklicherweise hatte mein Liebster keinen Dienst. Ich flog in seine Arme und wir beide träumten von der kommenden Schwangerschaft. Damals wussten wir es noch nicht, aber das war der Anfang einer Odyssee.
Ich wurde nicht schwanger. Wir vereinbarten einen neuen Termin bei meinem Frauenarzt. Aber diesmal sollte mein Geliebter mich begleiten.
Gesagt getan, ein paar Tage später saßen wir Händchen haltend im Wartezimmer von Dr. Feith. Ich konnte die innere Unruhe meines Partners spüren. Die Blicke der anderen Frauen schienen ihm unangenehm zu sein. Es kam bestimmt nicht jeden Tag vor, dass ein Mann im Wartesaal eines Frauenarztes saß.
Als ich endlich aufgerufen wurde, sprang mein Geliebter flugs auf und rannte schnellen Schrittes in den Vorraum. Ich konnte seine Erleichterung, dem Wartezimmer zu entfliehen, gut verstehen.
Nach einer freundlichen Begrüßung kam Dr. Feith schnell zur Sache. Er meinte, als ersten Schritt müsse man die Fruchtbarkeit meines Partners testen. Dazu möchte er einen Kollegen in der Stadt konsultieren; weitere Schritte würden dann folgen. Da wir beide keine Fragen stellten, stand Dr. Feith auf, verabschiedete uns freundlich und wünschte uns viel Glück. Schnell verließen wir die Arztpraxis.
Tagelang sprachen wir kein Wort über den gemeinsamen Arztbesuch. Doch irgendwann hielt ich dieser Zustand nicht mehr aus und brach das Schweigen. Ich fragte so ganz nebenbei, wann er den einen Termin bei Dr. Falke habe. Dr. Falke war Hautarzt, dem zufolge die richtige Anlaufstelle für die spezielle Untersuchung, der sich mein Geliebter unterziehen sollte. Mein Liebling reagierte ganz anders, als ich erwartet hatte. Er sagte: „Einen Termin habe ich noch nicht, aber den werde ich mir in den nächsten Tagen holen, damit wir nicht so viel Zeit verlieren.“ Ich war sprachlos. Dieses doch so heikle Thema war so mir nichts dir nichts in unser Leben getreten.
Der Mann, als solches potent und allzeit bereit, wurde angezweifelt. Für uns Frauen ist es normal, regelmäßig zum Frauenarzt zu gehen und uns untersuchen zu lassen. Sollte sich keine Schwangerschaft einstellen, so ist es an der Frau nachschauen zu lassen, welche Erkrankung die Ursache für das Nichteinstellen der normalsten Sache der Welt ist. Allein schon die Tatsache, dass wir tagelang nicht mehr über dieses Thema gesprochen hatten, zeigte deutlich, wie schwierig es war, dem Wunsch meines Frauenarztes nachzukommen. Glaubte ich zu diesem Zeitpunkt, doch weit gefehlt. Mein Geliebter hatte ganz andere Gedanken in seinem Kopf und dies teilte er mir nun unvermittelt mit. Keinesfalls war er in seiner Ehre als Mann gekränkt und sagte: „Wir packen diese Sache gemeinsam an, denn schließlich geht es um unsere Zukunft!“
Die Worte standen im Raum. Unsere gemeinsame Zukunft. So einfach war dies für meinen Geliebten. Darüber hatten wir noch nicht gesprochen. Mein Geliebter wohnte immer noch zu Hause bei seinen Eltern und besuchte mich nur in seiner Freizeit. Auch meine 60qm große Wohnung, schien nicht geeignet für eine Familie mit Kind. Über all das hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich hatte meinen Job und fühlte mich sehr wohl in meiner kleinen Wohnung. Zwar wollte ich ein Kind, doch meine momentane Situation aufzugeben, dieser Gedanke war mir noch fremd. Diese neue Lage der Dinge beflügelte mit einem Schlag mein Herz. Mein Geliebter wollte nicht nur ein Kind von mir, sondern mit mir den Rest unseres Lebens verbringen. Ich fühlte in mich hinein und stellte fest, dass es auch mein Wunsch war, mit ihm gute und auch schlechte Zeiten zu erleben.
Ich hatte sein Schweigen ganz falsch gedeutet. Nicht Scham war es, sondern er hatte sich genau die Folgen eines gemeinsamen Kindes vor Augen geführt. Er war zu dem Entschluss gekommen, Nägel mit Köpfen zu machen. Insgeheim war ich sehr beschämt. Doch ich ließ mir nichts anmerken.
Ein paar Tage später fanden wir uns in der Praxis von Dr. Falke wieder. Diese war brechend voll. Einige Leute standen an den Wänden und sogar im Flur hielten sich welche auf.
Es dauerte 3 Stunden bis wir an der Reihe kamen. Ein sehr großer Mann mit Brille begrüßte uns freundlich mit Handschlag. Er stellte sich vor und fragte nach dem Grund unseres Kommens. Sehr zögerlich berichtete mein Geliebter von unseren Schwierigkeiten. Dr. Falke hörte aufmerksam zu, und erklärte uns, dass nur durch ein Spermiogramm1 die Fruchtbarkeit des Mannes feststellbar sei.
Er gab meinem Liebling einen Becher und schickte uns in einen Untersuchungs-Raum.
In der Mitte des Raumes stand ein großer Untersuchungsstuhl, dieser glich haargenau dem Stuhl in der Arztpraxis meines Frauenarztes. Wir schauten uns verlegen an. Dr. Falke schaute uns über die Schultern und meinte mit lautem Ton: „Junge Frau, legen Sie sich darauf, und ihr Gefährte kann ein paar Stößchen machen und schon geht es mit dem Samen gewinnen einfacher.“ Dann drehte er sich um und schloss die Tür.
Mit hochrotem Kopf standen wir da. Welcher Peinlichkeit waren und werden wir wohl noch ausgesetzt? Fragend schauten wir uns in die Augen. In diesem Moment ging die Tür auf und eine Arzthelferin platzte in den Raum. Sie nahm eine Spritze aus einem Regal, entschuldigte sich kurz und verschwand wieder. Wir waren fassungslos. So viel Taktlosigkeit, von Arzt und Arzthelferin, war einfach zu viel. In dieser so intimen Sache der Willkür anderer Menschen ausgeliefert zu sein, damit mussten wir uns erst zurechtfinden. Als mein Mund wieder Worte formen konnte, und meine Hände aufgehört hatten zu zittern, schmiegte ich mich sehr zärtlich an meinen Geliebten. Irgendwie mussten wir aus dieser verzwickten Situation
weitgehend unbeschadet
herauskommen.
Aber das würde nur funktionieren, wenn wir uns ganz nahe waren. Nun mussten wir uns auf den Grund unseres Hier seins besinnen. Es dauerte sehr lange bis mein Geliebter seine kostbare Flüssigkeit in den Becher befördert hatte. Doch nun mussten wir den Behandlungsraum verlassen. Den Becher mussten wir an der Anmeldung abgeben. Es kostete uns viel Überwindung die grinsenden Gesichter der Damen an der Anmeldung zu übersehen. Man bat uns im Wartezimmer wieder Platz zu nehmen. Nach weiteren 2 Stunden wurden wir zu Dr. Falke gebeten.
Dieser erklärte meinem Geliebten, dass die Samenqualität nicht besonders gut sei, aber man könne mit ein paar Tabletten den faulen unbeweglichen Samen auf die Sprünge helfen. Mit einem Rezept und einem warmen Händedruck wurden wir verabschiedet.
Nach der vollständigen Einnahme des Medikamentes vereinbarten wir einen neuen Termin bei diesem unhöflichen Arzt. Die Geschehnisse in dieser Praxis noch nicht aus unseren Köpfen verdrängt, suchten wir nach einer Möglichkeit, Peinlichkeiten aus dem Wege zu gehen. So kam uns die Idee den Samen einfach mitzubringen. Mit frisch gewonnenem Samen machten wir uns auf den Weg. Leider fiel auch diesmal das Spermiogramm nicht gut aus.
Dr. Falke gab uns zu bedenken, dass eigentlich die Menge ausreichen müsse und riet uns meinen Frauenarzt aufzusuchen, um weitere Möglichkeiten ins Auge zu fassen.
Auf dem ganzen Heimweg redeten wir kein Wort, jeder hing seinen
Gedanken hinterher.
Hoffnungslosigkeit erfüllte mein Herz.
Erst Wochen später ließ ich mir einen Termin bei meinem Frauenarzt geben. Da ich zu diesem Zeitpunkt 31 Jahre alt war, schickte mich mein Gynäkologe in die Uniklinik einer entfernten Stadt, mit der Begründung, er könne bei mir nichts anormales feststellen. Im Gegenteil, er sei davon überzeugt, dass ich im Prinzip ohne Problem schwanger werden könnte.
In der Uni angekommen, mussten wir Stunden warten, bis wir an die Reihe kamen. Das Wartezimmer war voll von Menschen.
Männer und Frauen, die mit niedergeschlagenem Blick in Zeitungen blätterten oder einfach nur so dasaßen. Ich dachte, weshalb sind alle diese Menschen hier? Dass sie alle hier waren wegen Schwierigkeiten beim Kinderkriegen, konnte ich kaum glauben. Als endlich unsere Nummer, die wir am Eingang ziehen mussten, auf der Leuchtschrift erschien, war im Nu die lange Wartezeit vergessen. Eine nette Schwester nahm uns in Empfang und begleitete uns in ein Behandlungszimmer.
Ganz aufgeregt drückte ich fest die Hand meines Geliebten. Das lange Warten hatte mich müde gemacht, mein Bauch schmerzte arg. Bei jedem Geräusch vor der Tür zuckte ich zusammen. Die Aufregung wurde übermächtig, als plötzlich die Tür aufging und ein noch sehr junger Arzt eintrat. Er stellte sich uns als Dr. Bentheim vor.
Er befragte mich kurz über den Grund unseres Hier seins und sagte dann mit strenger Stimme: „Ich nehme doch an, liebe Frau Fries, mit Blick auf meinen Geliebten, dass sie die Absicht haben demnächst zu heiraten damit alles seine Ordnung hat.“
Die Anmaßung dieser Frage kam mir erst später in den Sinn. In diesem Moment konnte ich nur beteuern, mit unterstützendem Nicken meines Partners, dass die Hochzeit nicht mehr lange auf sich warten lassen würde.
Als dies geklärt war, schaute sich Dr. Bentheim die mitgebrachten Unterlagen an.
Er riet uns schnellstmöglich einen Termin für eine Bauchspiegelung2 zu vereinbaren. Erst nach diesem vorhandenen Befund könne man mehr sagen. Es sei keine große Sache. Schmerzen würde ich keine verspüren, da das Ganze unter Vollnarkose durchgeführt wird. Zwei, drei Tage in der Klinik, und alles ist vorbei.
Gleichzeitig sollte mein Geliebter sich einen Termin in der Hautklinik geben lassen zwecks Erstellung eines neuen Spermiogrammes.
Urplötzlich stand er auf, schüttelte uns die Hände und meinte, dass wir ja immer noch zu jederzeit üben könnten. Flugs verließen wir das Zimmer ohne eine Antwort zu geben.
Die Zeit blieb nicht stehen. Es dauerte Wochen bis wir einen Termin in der Gynäkologischen Abteilung der Uni hatten.
Doch an einem Mittwoch war es dann soweit.
Nach den üblichen Untersuchungen und
Vorbereitungen wurde ich in den O.P. geschoben. Mein Herz pochte so stark, dass ich glaubte, der Narkosearzt der mich in Empfang genommen hatte, könnte es hören. Mein Geliebter hatte mich in die Klinik begleitet. Hoffnung, Freude und etwas Angst waren mitgereist. Bald würden wir schwarz auf weiß wissen,
warum unser Kinderwunsch immer noch unerfüllt blieb. Um mich herum standen Folterinstrumente. Ich traute mich kaum alle diese gefährlich aussehenden Dinge anzuschauen.
Eine Schwester betrat den Raum und schob mich direkt unter eine große Lampe. Der Narkosearzt trat an meine Liege. Ich wurde von ihm mit vielen Kabeln an eine Maschine, die die Operation überwachen soll, angeschlossen.
Anschließend bekam ich noch einen Tropf angelegt. Meine Nervosität steigerte sich ins Endlose. Meine Augen wanderten hin und her. Ich lag auf einer schmalen kalten Pritsche, fast nackt, nur mit Socken und einem dünnen weißen, kurzen Hemdchen spärlich bedeckt. Auf meinem Kopf eine weiße Mütze, die mein langes Haar versteckte.
Ich fühlte mich sehr unwohl. Unvermittelt fing der fremde Mann an zu sprechen. Er lachte und sagte: „Das ist alles halb so schlimm, die wievielte Narkose ist das für Sie?“ Ich antwortete: „Die zweite.“ Darauf hörte ich ihn lachend sagen: „Dies ist meine erste.“ Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. An der gegenüberliegenden Wand tickte eine Uhr, unaufhaltsam im Takt der Zeit. Es war das letzte was ich sah, dann schlief ich sanft ein.
Als ich meine Augen wieder öffnete, schaute ich direkt in das Gesicht des jungen Mannes, der mich sanft ins Tal der absoluten Dunkelheit geschickt hatte. Zuerst hörte ich seine Stimme, doch ich konnte nicht verstehen, was er sagte. Er rief meinen Namen und bat mich doch endlich aufzuwachen. Er sagte: „Frau Fries, wachen Sie auf, es ist alles in bester Ordnung, Sie haben es überstanden.“ Bevor sich meinen Mund zum Sprechen öffnete, griff meine Hand unter das Hemdchen und tastete nach dem Verband. Erleichterung erfüllte mein Herz, denn dieser war recht klein. Vor dem Eingriff hatte man mich über die Risiken eines solchen Eingriffes aufgeklärt. Beim Aufschneiden des Bauches seien die dahinterliegenden Gedärme nicht sichtbar. Falls es zu einer Verletzung kommen sollte, müsse man einen größeren Schnitt zur Stillung der Blutung vornehmen. Der kleine Verband sagte mir, dass mein Innenleben noch in Ordnung war und es keine Komplikationen gegeben hatte. Ich war glücklich und hellwach. Als man mich zurück in mein Zimmer brachte, suchten meine Blicke nur nach einem Augenpaar. Endlich sah ich ihn. Tränen liefen mir über das Gesicht. Er küsste mich sanft und begleitete mich in mein Zimmer. Stunde um Stunde hielt er meine Hand.
Er flüsterte mir süße
Liebeserklärungen ins Ohr und
streichelte sanft mein Gesicht.
Kurz darauf kam der Stationsarzt zu uns. Er meinte, eigentlich müsse ich noch schlafen, aber da er schon mal hier und ich voll aufnahmefähig sei, könne er mir sagen, wie alles gelaufen ist. Schnell griff ich nach der Hand meines Geliebten, sie war sehr kalt. Der Arzt sprach weiter.
Bei der Bauchspiegelung habe man festgestellt, dass ich an einer Endometriose3 leide. Doch das sei nicht so schlimm. Mit der Einnahme von einem Medikament wäre sie binnen eines halben Jahres ausgeheilt. Außerdem sei ja ein Eileiter durchgängig, das habe sich bei der Untersuchung gezeigt. Dies war also der Grund für meine Unfruchtbarkeit.
Da der eine Eileiter verschlossen war, hätte ich nur jeden zweiten Zyklus schwanger werden können. Im ersten Moment wusste ich nicht, war es ein Grund zur Freude, oder ein Grund zur Besorgnis? Mit diesem Befund und einem Rezept wurde ich ein paar Tage später nach Hause geschickt. Von nun an musste ich ein halbes Jahr lang täglich eine Tablette nehmen, um die Endometriose auszuheilen. In der Zwischenzeit suchten wir uns eine größere Wohnung.
Mein Geliebter machte mir einen Heiratsantrag. Sechs Wochen später wurde geheiratet und ich schwebte im siebten Himmel.
Für meinen Mann vereinbarten wir in diesem halben Jahr einen Termin in der Hautklinik zwecks weiteren Untersuchungen. Zum ersten Termin begleitete ich meinen Geliebten in die Klinik. Deutlich konnte ich seine Aufregung spüren. Hand in Hand saßen wir im Wartezimmer. Nach einiger Zeit trat ein älterer Herr in das Zimmer und bat meinen Mann mitzukommen. Da er mich nicht aufgefordert hatte, ihn zu begleiten, blieb ich sitzen. Ein Gefühl sagte mir, dass es ihm so lieber war.
Für uns Frauen ist es nichts besonderes zur Vorsorge zu gehen. Obwohl diese Untersuchungen keinesfalls zur Routine werden, so nehmen wir sie doch als Bestandteil zur Erhaltung unserer Gesundheit in Kauf. Doch wie ist das bei den Männern?
Untersuchungen im Genitalbereich sind für einen Mann nichts alltägliches.