CHAJ, CHAJ, CHAJ!
Schim’u achaj,
ani od chaj
u–schtej ejnej od nisa’ot la’or.
Es–ko lechaj
Le-kol orchaj
Le-levanaj hamevakschim lachsor.
Ani scho’el
u-mitpalel,
tov schelo avdah od ha–tikvah
Refrain:
chaj, chaj, chaj,
ken ani od chaj!
Se ha-schir sche-saba
Schar etmol le-aba
Ve-ha-jom ani.
Ani od chaj, chaj, chaj,
am israel chaj,
chaj – ani od chaj, chaj, chaj
Hört meine Brüder und Schwestern!
Ich lebe noch und meine Augen sind zum Licht gerichtet.
Alle, die zu mir kommen, werde ich erinnern an das Leben
Und meine Kinder werde ich bitten zurück zu kommen.
Ich frage und bete, gut dass die Hoffnung nicht zu Ende ging.
Lebe! Lebe! Lebe!
Ja ich lebe noch!
Das Volk Israel lebt!
Das ist das Lied,
das der Großvater gestern
dem Vater sang,
und ich singe es heute.
Allen Freunden der INSPIRATION gewidmet
Impressum:
Bibliographische Information Der Deutschen Bibliothek:
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet unter <http://dnb.d-db.de> abrufbar.
© Inspiration – Chor für interkulturelle, spirituelle Musik Herausgeber: Sepp Kuffer
Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt Umschlaggestaltung, Satz und Layout: Sepp Kuffer
ISBN 9783844859300
Chaj!
Die Vision
Die Gründung
Wer oder was ist INSPIRATION? Stimmen (1)
Das Programm
Stimmen (2)
Die wichtigen Rand-Erscheinungen
Stimmen (3)
Das Geheimnis wird gelüftet
Die Ehrungen
Chronik 1988 - 2008
Es gibt viele Chöre. Gesangsvereine, Jugendchöre, Sinfonische Chöre – in den unterschiedlichsten Größen, mit den unterschiedlichsten Repertoires, Ansprüchen, Qualitäten. Und das ist gut so. Wo immer Menschen sich zusammenfinden um ihre Stimmen und Sprachen dem besten aller Zwecke zuzuführen, nämlich zu singen – und das in geordneter, arrangierter, komponierter Weise und vor allem gemeinsam: Da lass dich ruhig nieder. Denn böse Menschen haben keine Lieder. Zumindest keine, die man ertragen kann.
Dies alleine ist Grund genug, das zwanzigjährige Bestehen eines Chores zu feiern. Bei INSPIRATION kommt noch etwas dazu: Das Erstaunliche. Es gab keine von den sonst unerlässlich erscheinenden Strukturen eines auf Dauer angelegten Vereinslebens, von Satzungen und Ordnungen, keine restriktiven Anforderungen an Motivation, Qualifikation und Disziplin der Sänger. Es gab keinen Vorstand. Keinen Kassenwart. INSPIRATION ging es um die Inspiration. Sie funktioniert basisdemokratisch. Sie besteht aus Individuen, die eine gemeinsame Vision haben. INSPIRATION lebt aus sich selbst. Sie steht und fällt mit der Motivation der einzelnen. Doch auch die Motivationslage war nicht immer glänzend. Es gab interne Diskussionen und Prozesse der Selbstorganisation.
Der Fortbestand dieser Formation war zu keinem Zeitpunkt selbstverständlich. Deshalb war der Ausruf eines Chormitgliedes nach einem dreijährigen Auslandsaufenthalt: „Was, Euch gibt es immer noch?“ durchaus mitvollziehbar.
Wir antworten darauf: „CHAJ! Wir leben!“ (Chaj! = hebräisch LEBE! heißt ein beliebter israelischer Song, der zum festen Repertoire der INSPIRATION gehört.
Was hielt die Gruppe, das Ensemble, den Chor, die Musiker von INSPIRATION zusammen? Was ließ sie Form und Inhalt bewahren trotz anfänglich rasch wechselnder Personen, trotz aller Krisen und Kritik?
Es war und ist die Vision. Diese Vision – oder sagen wir: gemeinsame Inspiration – hat sich schon sehr bald nach dem Entstehen von INSPIRATION in einer Art Leitbild niedergeschlagen. Man findet es auf den sparsamen Werbeelementen eines Flyers und einer Website im Internet:
Sie ist der "Chariot", der Himmelswagen. Jede Zeit und jede Kultur hat ihren Himmelswagen. Wir wollen ihn suchen und dem Geträumten näher sein.
Manchmal finden wir ihn und er nimmt uns dann mit. In den Spirituals und Gospels, den Gesängen ostkirchlicher Liturgie, dem heiligen Tanz der chassidischen Musik, alten und neuen Liedern und Sätzen - aber auch in eigenen Inspirationen finden wir ihn.
Wo immer die Welt durch Musik etwas durchsichtiger wird für Schönheit, Gerechtigkeit, Liebe, wollen wir dabei sein.
Wir zertrennen Musik nicht in geistliche und weltliche Musik.
Jede Musik, die wir zu Ihrer und unserer Freude machen können, können wir auch zur Ehre Gottes machen.
Wir sind kein Kirchenchor, aber wir singen oft in Kirchen.
Wir sind junge Erwachsene, Eltern und Großeltern, Berufstätige und Pensionisten, Kirchliche und Nichtkirchliche, Profis und "nur" Musikalische. Zwischen 30 und 83 verbindet uns die Musik, aber nicht nur.
Wir haben auch einen Traum von der solidarischen Gesellschaft von morgen.
Die Vision entsprang der persönlichen Musik Erfahrung der Gründer, ihrer Ahnung von der Kulturen verbindenden Rolle der Musik und von einer Kirche aus selbstbestimmten, verantwortlichen und solidarischen Menschen als Vorbild für eine Gesellschaft von morgen.
Sie entwickelte sich weiter und realisierte sich mit jedem Menschen, der hinzukam. Sie beschreibt die Bedeutung der Musik als Medium einer frohen Botschaft: Aber Musik ist Medium und Botschaft zugleich.
Die Anfänge von INSPIRATION lagen in internationaler Kirchenmusik der Jugend, in Spirituals und Gospels, amerikanischen Folksongs, der Realisation eigener Songs und Arrangements. Später kam die intensive Erfahrung ostkirchlicher Hymnen und alter Madrigale hinzu. Eine für den Chor fast schicksalhafte Wendung war die Berührung mit der ostjüdischen Musikkultur und der jüngeren hebräischen Musik. Dies führte zu einer einzigartigen Stellung der Gruppe in der fränkischen Chorlandschaft. Die Gruppe erkannte und ergriff die Aufgabe, diese versunkene Musik der durch das „Dritte Reich“ vernichteten jüdischen Kultur wieder zu beleben und ihr ein originelles, eigenständiges Gesicht zu geben. Am Anfang stand aber keine gesellschaftspolitische Überlegung, sondern die Faszination dieser Musik.
Musik als Geist, als innerster Brand der Sehnsucht nach dem Einen, Heiligen, alles Verbindenden: Das erlebte die Gruppe bei der Arbeit an den vielen sehr verschiedenartigen Chorwerken, kleinen und großen Sätzen, Liedern und Songs.
Je näher Musiker dem glühenden Kern der Musik kommen, desto weniger sind sie gewillt, in Kategorien wie Kunst und Unterhaltung, ernster oder leichter, geistlicher oder weltlicher Musik zu denken und sie qualitativ zu bewerten. Der glühende Kern ist die Sehnsucht, das dahin Fahren auf Flügeln wie Elija, auf dem Chariot, dem Himmelswagen. Da spielt es keine Rolle, ob der Komponist Reger oder Orlando die Lasso heißt oder Schreiber eines jiddischen Liedchens wie Mordechaj Gebirtig ist, ob er Arrangeur eines alten Spirituals oder ein Songwriter wie Bob Dylan ist. Dieses Brennen in der Musik zu finden und zum Ausdruck zu bringen, das ist es, was man KLEZMER nennt. Jeder, der mit der Sehnsucht seines Herzens Musik macht, ist ein Klezmer. So sagt es jedenfalls sinngemäß Giora Feidman, der weltberühmte Klezmer-Klarinettist.
Natürlich musste auch INSPIRATION bald begreifen, dass die Inspiration alleine nicht ausreicht, sondern dass sie ein gutes, handwerkliches, herausgebildetes Stimminstrumentarium braucht. Präzision, Disziplin, Kontinuität. Dass diese Eigenschaften unerlässlich sind für Erfolg, auch das war ein gemeinsamer Lernprozess. Daran wird seit dieser Erkenntnis gearbeitet, in Workshops, bei jeder Probe.
Aber INSPIRATION entwickelte eine eigene Qualität. Nach den Konzerten stehen die Menschen oft auf. Sie sind ergriffen. Ihr Applaus gilt dabei weniger dem musikalischen Kunstwerk oder der Kunst der Interpreten, die vor ihnen stehen, sondern dem Unerklärlichen, das soeben ihre Seele bewegt hat. Das versteht INSPIRATION unter Erfolg. Er geschieht im Verborgenen: In den Seelen und vielleicht in den Herzen.
Die Väterband
Durch die außerschulische Sakramenten Erziehung und die Kindergottesdienste kamen einige Väter zusammen und machten Musik für jene Anlässe, gestalteten Gottesdienste mit, fingen schließlich mit jungen Leuten zusammen an, zu proben, ganze Messen zu singen.
Die drei Väter - Charly Pelikan, Hardl Wiesneth und Sepp Kuffer musizierten bei der Erstkommunion ihrer Kinder am weißen Sonntag 1987 in Memmelsdorf, anfänglich mit Unterstützung durch Lehrer Kress. Irgendwann wurde die noch namenlose Väterband, mittlerweile bekannt durch ihre Gottesdienstmusik, um Mitgestaltung eines Jugendgottesdienstes gebeten. Schon hatten sich auch jüngere Leute zu uns gesellt, um mitzusingen. Ein kleiner Chor entstand.
Die erste Aufführung war die Gen-Rosso-Messe im Jahr 1988, ein Werk der gleichnamigen Band aus der Focolarini-Bewegung in Italien. Dazu brauchte man mehrstimmigen Gesang und das musste geprobt werden. Die ersten Proben fanden im Garten hinter dem Haus von Sepp und Ruth Kuffer statt.
Das nächste Projekt dieser erweiterten Väter-Band– wir hatten noch immer keinen Namen – war die Masithi-Messe oder richtiger: Missa Zimbabwe. Dies war unser erster Kontakt mit afrikanischer Musik in der Fastenzeit 1989.
Die Väterband 1987. Von links: Sepp Kuffer, Hardl Wiesneth, Charly Pelikan.
12. Masithi – Groes Amen (S.C. Molefe)
Masithi! Das große Amen aus der Missa Zimbabwe wurde zu einem der Erkennungsstücke von den Zeiten der Väterband an. Charlys Solo mit Percussion ist berühmt.