Wein hat eine Vergangenheit die weiter zurückreicht als viele dachten. Ich möchte Sie mitnehmen, auf eine Zeitreise durch die verschiedenen Epochen, Religionen und Kulturen. Am besten richten Sie sich schon mal Ihren Lieblingswein. Dieses Buch soll Sie auch auf den Genuss bringen, denn Wein ist mehr als nur ein alkoholisches Getränk in den Farben Weiß, Rot und Rosé. Wein ist Genuss, Kultur, Lebensfreude, Energie und noch vieles mehr. In jedem Glas Wein kann man ein Stück einer anderen Welt entdecken und erforschen.
Und genau das ist das Schöne und atemberaubende am Wein. Er ist vielseitig und zeigt sich immer in einem neuen Glanz. Wein ist nie langweilig obwohl er schon seit über 9.000 Jahren da ist, und noch sehr lange da sein wird. In diesem Buch erfahren Sie viel über die Geschichte des Weines. Ja klar, solche Bücher gibt es schon zu genüge, aber das spezielle hier ist, das wir hier die Entwicklung des Weines im Wandel der Zeit erleben. Ebenso fokussieren wir das Thema Wein und Geschichte im Aspekt der verschiedenen Kulturen, welches auch den Titel erklärt. Es ist kein trockenes Geschichtsbuch wie zu Schulzeiten, sondern ein Erlebnis.
Was möchte ich mit diesem Buch noch erreichen? Ganz einfach. Ich möchte die Menschen daran erinnern respektvoll miteinander umzugehen. Wein ist ein Getränk, welches die Menschen eigentlich miteinander verbindet. Wir trinken Weine aus den verschiedensten Ländern, von den verschiedensten Kontinenten, angebaut von den verschiedensten Personen. Es kann ganz leicht geschehen, dass Sie in Österreich einen Wein aus Frankreich genießen, welcher von einem Kellermeister aus den USA vinifiziert wurde. Dies ist keine Seltenheit.
Ein altes Sprichwort besagt: „Beim Trinken kommen die Leute zusammen“Durch das obere Beispiel wurde dies in einer anderen Form demonstriert. Und dies möchte ich jeden vermitteln. Speziell in dieser Zeit wo Rassismus wieder ein Thema ist.
Ich möchte mich auch bei allen für die Unterstützung bei meinen Recherchearbeiten danken. Unter anderem bedanke ich mich bei der Universität Innsbruck, der Buddhistischen Religionsgesellschaft sowie bei Pfarrer Ernst Windbichler.
Im diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß mit diesem Buch und auch mit Ihren gewählten Lieblingswein.
Peter Ladinig
© 2012 Peter Ladinig, A-9831 Flattach
Grafik: Peter Ladinig
www.peter-ladinig.com
Herstellung und Verlag:
BoD-Books on Demand, Norderstedt
ISBN: 978-3-8448-9354-0
EINFÜHRUNG
Woher kommt der Ur-Wein
Wein im Mittelalter
Wein in der Neuzeit
VERTIEFUNG
Wein zu Zeit des Römischen Reiches
Weinbau bei den Kelten
Weinbau der Phönizier
Weinbau in Libanon
Weinbau in Ägypten
Weinbau bei den Babyloniern
Weinbau in Persien und im Iran
Weinbau in Griechenland
Wein in den verschiedenen Religionen
Wo der Wein seinen Ursprung hat, kann niemand mehr so genau sagen. Wissenschaftler und Historiker arbeiten daran und wollen das Geheimnis lüften. Dies erweist sich jedoch als sehr schwer, da es bereits zu weit in der Vergangenheit liegt. Um die wirkliche Wahrheit über die Entstehung kann wohl nur mit Hilfe einer Zeitmaschine geklärt werden. Aber wir befinden uns im 21. Jahrhundert und somit noch weit weg von solcher futuristischen Maschine.
Klar ist aber bereits, dass der Wein seinen Ursprung im asiatischen Raum hat. Neuesten Funden zufolge kann belegt werden das in der nordchinesischen Provinz Henan 9.000 Jahre v. Chr. bereits Weinreben angebaut wurden und Wein erzeugt wurde. Dies kann belegt werden durch Funde von Tongefäßen mit Rückständen von vergorenen Getränken aus Reis, Honig, Trauben und Hagedorn.
Ebenso kann nachgewiesen werden, dass im Südkaukasus (heutiges Georgien) und in der vorderasiatischen Landschaft Sumer (heute südlicher Irak) bereit 5.000 Jahr v. Chr. Weinbau betrieben wurde. Mit den Jahren und der Wanderung von verschiedenen Nomadenstämmen wurden die Weinreben im gesamten Nahen Osten verbreitet. Etwa 1.700 Jahre v. Chr. wurde dann auch nachweislich Weinbau auf der Insel Kreta getrieben. Dies waren jedoch bis dato noch alles wilde Reben. Die Minoer, eine Kultur auf Kreta aus der Bronzezeit, benannt nach den mythischen Gott Minos, fingen in den Jahren 1.700 v. Chr. an Edelreben zu züchten. Somit konnte der erste professionelle Weinbau auf der griechischen Insel nachgewiesen werden. Dennoch darf man diesen Weinbau noch nicht mit den heutigen Weinbau in Verbindung bringen.
Es wird vermutet, das griechische Kolonisten ca. im 7. oder 6. Jahrhundert v. Chr. anfingen den Wein in Europa zu verbreiten. Historiker glauben dass diese Nomaden den Weinbau nach Gallien, genauer in den heute Ort Marseille brachten. Marseille ist bis heute die wichtigste Hafenstadt in Frankreich und liegt am Golfe de Lion, eine Mittelmeerbucht.
In Italien prägten sich dann später verschiedene Erziehungsmethoden aus. Die Weinreben wuchsen an Bäumen oder als Dachspalier am Kurzstamm oder kriechend auf den Boden. In der römischen Kaiserzeit wurde im Zuge der Eroberungskämpfe der Wein im gesamten Europa und in den Nordafrikanischen Raum verbreitet, näheres im Kapitel über den Weinbau im Römischen Reich. Irrtümlicher Weise würde bis vor wenigen Jahren davon Ausgegangen das der Wein aus Persien kommt. Genauer aus der Großstadt Schiraz. Später wurde auch die rote Rebsorte nach dieser Stadt genannt. Schiraz befindet sich in der Nähe der Hauptstadt Persepolis (altpers. Parsa), auch bekannt als „Thron des Dschamschids“, war berühmt für seine Weine und hatte den Ruf, die besten des Mittleren Ostens in der Weinproduktion. Über „die Erfindung des Weines“ gibt es eine Sage aus der Zeit des persischen Königs Dschamschid, der etwa 2500 vor unserer Zeitrechnung lebte:
Es steht geschrieben, dass ein König seine Trauben im Keller lagerte. Diese gärten nach einiger Zeit und somit begann die Weinkultur. Man dachte zuerst, die Trauben seien von bösen Geistern besessen und vergiftet. Als die Königin von diesem wohlschmeckenden Getränk nahm, um vor ihrer Migräne in den Selbstmord zu fliehen, wurde sie nicht nur von ihren Kopfschmerzen befreit, sondern sie wurde in fröhliche Stimmung versetzt. Aus diesem Grund wurde der Wein zum offiziellen Getränk.
Auch nach Angaben des griechischen Historikers Herodot (482–425 v. Chr.), was später der Autor Strabo (63 v. Chr. –23 v. Chr.) bestätigte, wurde unter der Achaimeniden-Dynastie (559–331 v. Chr.) der Rausch bewusst eingesetzt, um über wichtige Fragen zu urteilen. Jedoch mussten die gefassten Beschlüsse noch einmal im nüchternen Zustand bestätigt werden. Trotz der moslemischen Machtübernahme (641 n. Chr.) und dem verbundenen Weinverbot, wurde Wein dort weiterhin produziert und genossen.
Bereits im Mittelalter kann ein Klimawandel nachgewiesen werden. Die Temperaturen stiegen, und man spricht heute von der „Mittelalterlichen Warmzeit“. Diese war in der Übergangsphase vom Früh- zum Hochmittelalter. Durch die Klimaerwärmung in ganz Europa wurde dadurch auch der Weinbau begünstigt. Die Weinproduktion und auch der Weinkonsum erreichten in dieser Zeit seinen Höhepunkt. Durch den starken Zuwuchs der Weinproduktion und somit auch der Weinmenge war Wein nicht nur für die Schicht der wohlhabenden Gesellschaft seiner Zeit, sondern für die breite Bevölkerung vorhanden. Große Weingärten konnten durch diese Klimaerwärmung sogar in eigentlich ungünstigen Gebieten angelegt werden. Der Anbau von Wein konnte somit über weite Teile Europas verstreut werden. Neben großen Anlagen in ganz Österreich, speziell Kärnten, Steiermark, Niederösterreich und Burgenland, konnte nachgewiesen werden, das zu dieser Zeit auch in Ostpreußen und in der Provinz Schlesien, Wein angebaut wurde. Der Weinbau reichte sogar bis in den Süden Englands, wo er erfolgreich angebaut werden konnte.
Nach der, für den Weinbau, Klimaverschlechterung mussten Grenzlagen bald aufgegeben werden. In den Weinbaugebieten wurde der Wein von der Bevölkerung fast täglich getrunken. Dies hat sich bis heute speziell in Ländern wie Italien, Spanien und Frankreich erhalten und sich zu einer Tradition und einen Teil deren Kulturen entwickelt. In den restlichen Gebieten, wo kaum Weinbau betrieben wurde, war der Wein dann nun wieder den wohlhabenden Personen vorbehalten.
In dieser Zeit wurde Wein ein immer wichtigeres Handelsgut. So konnte nachgewiesen werden das friesische Händler im 9. Jahrhundert in Mainz Textilien mit Wein tauschten.
Im 12. Jahrhundert belieferten die Hanse England und Norwegen mit Weinen vom Rhein. Die Hanse war eine Vereinigung von niederdeutschen Kaufleuten zwischen den 12. und 17. Jahrhundert, deren Ziel die Förderung des Handels war, speziell des Handels im Ausland.
Auch die positive Gesundheitliche Fähigkeit und Wirkung des Weines wurde entdeckt. In der Lehre der Humoralpathologie galt der Wein als heiß und trocken. Wasser und Bier wurde dagegen als feucht und kalt betrachtet. Wein war das prestigeträchtigste Getränk und stand im Ruf, der menschlichen Gesundheit förderlich zu sein. Er sollte die Verdauung unterstützen, gutes Blut fördern und die Stimmung aufhellen. Die Qualität des Weines schwankte je nach Anbaugebiet, Traubenart und besonders der Anzahl der Traubenpressung. Aus der ersten Pressung wurde der teuerste Wein gewonnen. Ärmere Bevölkerungsschichten tranken den billigen Nachwein oder Tresterwein, der aus der zweiten oder gar dritten Traubenpressung erzeugt und häufig mit Wasser und Essig gestreckt wurde.
Das Reifen von qualitativ hochwertigem Wein erforderte spezielle Kenntnisse sowie geeignete Lagerräume und Fässer. Da viele mittelalterliche Quellen Ratschläge geben, wie Wein zu behandeln sei, der zu verderben beginne, scheint Wein nur selten lange haltbar gewesen zu sein. Le Viandier, ein Kochbuch des 14. Jahrhunderts, riet, Weinfässer immer aufzufüllen oder Mischung aus getrockneten und gekochten Traubenkernen sowie die Asche von getrocknetem und verbrannten Trester hinzuzugeben, um Wein haltbarer zu machen. Dem Wein wurden häufig Gewürze wie Ingwer, Pfeffer, Paradieskörner, Muskatnuss und Gewürznelke beigemischt, da dies die gesundheitsfördernde Wirkung des Weins unterstützen sollte. Der Hippocras, ein besonders stark gesüßter und gewürzter Wein, galt als besonders wirksames Heil- und Stärkungsmittel. Bereits im 14. Jahrhundert konnte man die dazu benötigten Gewürze in kleinen Säckchen als fertige Gewürzmischung kaufen.
Ebenso wurde Wein bereits im Mittelalter genützt um hochprozentiges zu erzeugen. Der Brandwein war geboren. Zu dieser Zeit war dieser jedoch nur für medizinische Zwecke im Einsatz. Die Methode des Brennens bzw der Weindestillation von Arnaldus von Villanova publiziert und international bekannt. Arnaldus von Villanova lebte Ende des 12. Jahrhunderts und stammte aus Katalonien (Spanien). Ebenso war er war ein bedeutender scholastischer Arzt, Chemiker, Pharmazeut, Tempelritter, Gelehrter und Rektor der Universität Montpellier. 1285 in der Komturei der Tempelritter nahe Perpignan, damals Hauptstadt des Königreichs Mallorca, entdeckte er, dass man die Gärung des Traubenmostes durch Zugabe von Weingeist, also Alkohol, zum Stillstand bringen konnte. So wurde der Vin Doux Naturel geboren. Auf diese Weise wurde der Wein haltbar, ging nicht in Essig über, und behielt gleichzeitig einen Rest seines natürlichen Zuckers. Mit dieser Methode, mutage (verstummen lassen; Stoppen der Gärung von Wein durch Zugabe von Alkohol oder Schwefeldioxid), bescherte er den natursüßen und unverwüstlichen Weinen im Mittelalter und noch lange danach beachtlichen Erfolg. Auf dieser Entwicklung beruhen u.a. auch Portwein und Madeira, nicht jedoch Sherry.
Die Neuzeit, vor allem die frühe Neuzeit zwischen dem 16. und 18 Jahrhundert war geprägt von Idee und Erfindungen. Es war eine Zeit voller Kreativität und Entwicklergeist. Dies war auch sehr deutlich in der gesamten Weinwirtschaft deutlich zu spüren. Es war die Zeit wo „Fortified Wines“ (Fachausdruck für mit Alkohol versetzte oder aufgespritzte Weine, wie Sherry, Portwein oder Madeira) das Licht der Welt erblickten. Aber auch eine Zeit wo der Weinbau zu dem wurde was er heute ist. Der Einfluss dieser Zeitepoche ist bis heute noch sehr stark spürbar. Es war auch die Zeit von den größten Köpfen mit dem größten Einfluss. Die frühe Neuzeit hat uns bis heute noch im Bann, und lässt auch nicht los.
Während der englischen Herrschaft über die Gascogne und Aquitanien im 16. Jahrhundert begann der Aufschwung des Bordelais, speziell im Médoc und der angrenzenden Regionen um Bergerac und Cahors. Zwar wird in dieser Gegend schon seit der Römerzeit Wein angebaut (Château Ausone in Saint-Émilion beruft sich auf den Dichter Ausonius), allerdings kam alles erst um diese Zeit so richtig in Schwung. Wie auch bei anderen Weinen (etwa Port, Sherry, Madeira, etc.) war die weltumspannende Handelsmacht der Briten der Stein, der alles ins Rollen brachte. Das Hafenstädtchen Pauillac wurde zu einem Zentrum des Weinbaues und Handels, und mit der Zeit bildeten sich in diesem Gebiet jene Chateaus heraus, die heute den Markt bezüglich Qualität anführen.
Der Ruf des Burgunders bildete sich am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit heraus. Während der Herrschaften von Philipp dem Kühnen bis hin zu Karl dem Kühnen steigerte sich der Ruf der burgundischen Lebensart und des dazugehörigen Weines. Berühmt war damals schon der im 11. Jahrhundert von Mönchen angelegte Weinberg Clos de Vougeot, der den frühen Charakter eines systematischen Versuchsanbaus von Weinreben hatte. Auch andere Parzellen wurden bereits seit dieser Zeit immer genauer vermessen und anhand ihrer Eignung zum Weinbau klassifiziert. Dies und das burgundische Erbrecht der Aufteilung unter den Erben bedingen, dass all diese Parzellen bis auf wenige Ausnahmen (zum Beispiel Romanée-Conti oder La Romanée) oftmals viele Eigentümer haben, und sich der Weinbergbesitz eines Eigentümers oft in allen Teilen des Burgund‘s (zwei Hektar dort, vier Hektar da, fünf Hektar hier) befindet. Diese Umstände erschweren heutzutage nun dem Konsumenten die Suche nach einem guten Burgunder-Wein.
Aus Europa eingewanderte Hugenotten (französische Protestanten) pflanzten 1562 die ersten Reben auf dem amerikanischen Kontinent. Dies geschah in der Nähe von Jacksonville.
In den Jahren um 1600 erreichte die Weinbaufläche in zB Deutschland seine größte Ausdehnung. Wein wurde damals sogar auf der Schwäbischen Alb angebaut. Jedoch wurden im 30-Jährigen Krieg (1618–1648) viele Weinberge zerstört und sogar ganze Weinorte vernichtet. Heute sind lediglich rund 1/3 der damaligen Rebflächen vorhanden.
Berühmtheit erlangten zunächst jedoch nur bzw. hauptsächlich die französischen Weine. Seit dem 16. Jahrhundert wurden zunehmend portugiesische (Portwein), spanische Weine (Sherry) sowie ungarische Weine (Tokaj) bekannt.
Alle anderen Weine hatten nur lokale Bedeutung und wurden meist nahe ihrem jeweiligen Anbaugebiet konsumiert. Die Holländer, die von den Engländern den Weinhandel in Aquitanien übernommen hatten, förderten nun aufgrund ihrer erweiterten Märkte auch Cahors im Hinterland der Gironde. Von hier aus machte ungefähr hundert Jahre lang der „schwarze Wein“ dem Bordeaux ernste Konkurrenz. Ihres Hauptlieferanten beraubt, suchten die Engländer nach Alternativen und fanden diese im Dourotal im Hinterland von Porto; aus dieser Handelsbeziehung entstand hier der Portwein.
Seit den Raubzügen von Francis DrakeJerezde la Frontera“Jerez“