Gaiatrail

 

1. Kapitel: Veränderung

 

‚Lieber ein Pass voller Stempel als ein Haus voller Dinge‘, steht auf dem T-Shirt, welches der Mann vor mir beim Verlassen der Fähre trägt. Wenn da was dran ist, dann bin ich auf dem richtigen Weg. Fast all meinen Krempel habe ich verkauft oder verschenkt; die Wohnung gekündigt. Nicht ganz freiwillig stehe ich am Anfang einer großen Reise.

 

Ich beginne mit einem einfachen Ziel: den Kanaren. Diese sieben Inseln kenne ich gut; hier halte ich mich gerne auf. Besonders La Palma ist mir ans Herz gewachsen. Das satte Grün der Berge steht in einem spannenden Kontrast zum tiefen Blau des Atlantischen Ozeans. Die verschiedenen Höhenlagen machen eine vielfältige Pflanzenwelt möglich. Vom Gebirgswald bis zum Palmenhain ist alles zu finden – oft nur einige Kilometer voneinander entfernt. Unbewohnte Täler mit dichter exotischer Vegetation wechseln sich mit schroffen Klippen ab. Selbst eine Lavawüste gibt es auf La Palma. Es ist eine Welt in Kleinformat, die sich in wenigen Tagen durchwandern lässt.

 

Da nur wenige Fluglinien La Palma in ihrem Programm haben, musste ich von Teneriffa aus die Fähre nehmen.

Mit dem Mietwagen fahre ich zu einer kleinen Pension, die im dünn besiedelten Norden der Insel liegt. Hier mache ich fast jeden Herbst Ferien. Mittlerweile kenne ich die meisten Angestellten. Mit Martha, der Besitzerin der Pension, stehe ich das ganze Jahr über per Mail in Kontakt. Mit ihr verstehe ich mich besonders gut.

Martha steht am Tresen der Rezeption. Sie stammt aus Deutschland und ist bereits vor zwanzig Jahren nach La Palma ausgewandert.

„Es ist so schön, dich wieder zu sehen - Daniel!“, begrüßt sich mich freudig.

 

Martha ist schon fast siebzig und hat viel erlebt. Sie hat eine drahtige Figur. Ihre grau-blauen Augen versprühen Lebensfreude und ihren festen Blick empfinde ich durchaus als herausfordernd. Einst ist sie in einem klapprigen Bus dem Hippie Trail entlang gefahren. Damals, in den frühen Siebzigern, fuhren junge Menschen um die halbe Welt. Die Route führte von Westeuropa nach Istanbul, über das damalige Persien nach Kabul und endete in Indien oder in Katmandu.

Martha redete erst, nachdem sie Vertrauen zu mir gewonnen hatte, über ihre Zeit als Hippie. Es sind die prägenden Jahre ihres Lebens gewesen. Sie hat so viel erlebt, dass sie es nicht nötig hat, angeberisch damit zu hausieren.

Natürlich bin ich neugierig, Geschichten aus erster Hand zu erfahren. Letztes Jahr hat sie nach sanftem Nachfragen zu erzählen begonnen: Über das Gefühl des Aufbruchs; die vielen Begegnungen; über die fehlende Infrastruktur in vielen Ländern, die aber meist durch herzliche Gastfreundschaft wieder wettgemacht wurde. Sie konnte während ihrer Reise die Welt in einem ursprünglichen Zustand erleben, der durch den Massentourismus zu einem großen Teil abhandengekommen ist.

 

Seit fast zwanzig Jahren lebt Martha in ihrer Pension. Sie gibt nebenher Stunden in Tanzmeditation. Letztes Jahr sagte sie mir, ihre wichtigste Erkenntnis aus den Hippiejahren sei, dass der rastlose westliche Mensch am besten über den Körper für das Spirituelle erreichbar sei. Darum versuche sie, die Teilnehmer ihrer Kurse übers Tanzen zum Meditieren zu bringen.

 

Heute reden wir über das Wetter. Es regnet diesen Herbst ungewöhnlich viel. In der Nacht soll ein Sturm die Kanaren erreichen, der nur die beiden Feuerinseln Lanzarote und Fuerteventura verschonen soll. Wir hoffen beide, dass es danach einen Wetterwechsel gibt.

 

„Arbeitest du noch immer im Labor?“, fragt mich Martha.

Meine Bauchgegend zieht sich zusammen. Es fällt mir schwer, zu antworten; ich muss mich regelrecht zwingen: „Ich bin entlassen worden. Die Firma wollte Geld einsparen. Es tut weh, nach fast zwanzig Jahren rausgeworfen zu werden. Mit Mitte Vierzig eine neue Stelle zu finden, wird nicht einfach werden. Die Abfindung ist zum Glück großzügig: Ich bekomme sechs Monate weiterhin mein Gehalt.“

„Das tut mir aufrichtig leid. Hast du deinen Job gemocht?“

„Ja und nein. Einerseits fand ich einige technische Fragen durchaus interessant. Anderseits begann ich mich immer leerer zu fühlen. Die jahrelange Kopfarbeit in geschlossenen Räumen tat mir nicht gut. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich von mir selbst entferne.“

„Und was hast du jetzt vor?“

„Ich werde eine Weltreise machen. Dabei hoffe ich, auch einen inneren Weg zurückzulegen. Ich möchte mich zum Beispiel wieder mit der Natur verbunden fühlen.“

„Dann ist La Palma sicher ein guter Anfang“, ist Martha überzeugt, „deine Freundin Sophie reist nicht mit?“

„Leider nein. Sie will ihre Arbeit nicht kündigen. Aber sie hat versprochen, mich auf einigen Abschnitten meiner Reise zu begleiten.“

„Das ist natürlich schade. Trotzdem finde ich es eine gute Idee, diese Zeit für eine Weltreise zu nutzen. Ich hätte an deiner Stelle das Gleiche getan. Was hast du für morgen geplant?“

„Ich möchte eine Wanderung zu den erkalteten Lavaströmen machen. Das ist vermutlich die einzige Gegend in La Palma, in der ich noch nie gewesen bin. Ich habe bislang bloß davon gelesen.“

Prompt fragt mich Martha, ob sie mitkommen dürfe. Sie habe morgen frei und würde sich gerne wieder etwas bewegen. Ich bin froh, den ersten Tag meiner langen Reise nicht alleine verbringen zu müssen und nehme ihr Angebot gerne an. Wir verabreden uns für morgen.

Mit einem Lächeln, das so warm und absichtslos ist, wie es nur älteren Frauen gegeben ist, wünscht sie mir eine gute Nacht.

 

Ich begebe mich auf mein Zimmer. Draußen ist die Sonne schon nicht mehr zu sehen, da sie hier im Norden früh hinter den Bergen untergeht.

Ich sitze noch eine Stunde auf dem Balkon und betrachte die schroffe Landschaft, deren Konturen im schwächer werdenden Licht an Schärfe verlieren. Aus der Ferne höre ich wie das Meer unablässig gegen die steilen Felszinnen und die hohen Klippen anrennt. Das gleichmäßige Tosen macht mich müde. Ich gehe in mein Zimmer zurück und lege mich schlafen.

 

***

 

Da sich der Sturm über Nacht ausgetobt hat und der Morgen fast wolkenlos ist, steht unseren Wanderplänen nichts im Weg.

Wir fahren mit meinem Mietauto bis auf 1400 Meter Höhe. Nachdem wir das Auto verlassen haben, bietet sich nach wenigen Gehminuten auf einer Aussichtsplattform ein großartiger Ausblick. Unter uns liegt das breite Adriane-Tal. Hier lebt ein erheblicher Teil der Menschen von La Palma. Gleich gegenüber sehen wir die Hauptattraktion der Insel: Ein neun Kilometer durchmessender Krater. Ein solcher Kessel wird auf Spanisch ‚Caldera‘ genannt. Die Felswände, welche ihn umschließen, sind an manchen Orten bis zu 2400 Meter hoch. Von Weitem sieht die große Caldera de Taburiente wie ein Vulkan aus, doch das täuscht: Der Krater ist durch Erosion entstanden.

 

Um die Caldera zu sehen, lohnt es sich, früh aufzustehen. Jetzt im Herbst füllt sich der Krater tagsüber rasch mit Wolken. Die Morgensonne erwärmt die feuchte Luft. Sie steigt dadurch auf, kühlt ab und bildet Wolken. Dies ist nicht nur in der Caldera der Fall, sondern auch an den bewaldeten Hängen des großen Bergrückens, welcher die ganze Insel in zwei Hälften teilt. Dabei kommt es zu einem ganz besonderen Vorgang: Es bildet sich der sogenannte Wolkenwasserfall. Von der feuchteren Ostseite steigen Wolken auf und beginnen über den Kamm des Bergrückens zu schwappen. Danach fließen sie sanft die Westseite hinab – scheinbar getragen von den Wipfeln der Pinien. Es sieht tatsächlich wie ein Wasserfall aus, der anstatt aus Wasser aus Wolkenfetzen besteht.

 

Der Wolkenwasserfall ist bereits in vollem Gang. Er ist von unserer Aussichtsplattform gut zu sehen. Ein faszinierendes Schauspiel. Es scheint so, als würde eine mystische Form von Wasser über den Kamm des Bergrückens ins Tal fließen. Die Strahlen der Morgensonne werden von den fast watteartigen Gebilden reflektiert, die sanft den Hang hinunter gleiten und sich dann langsam auflösen. Das enge Zusammenspiel aus Wetter und Landschaft ist unwirklich anzuschauen. Es sind solche Anblicke, die aus La Palma eine kleine Zauberwelt machen.

 

Martha deutet auf eine hölzerne Bank auf der Aussichtsplattform. „Der Augenblick ist wunderbar. Ich würde gerne einige Minuten meditieren. Ich hoffe, es macht dir nichts aus.“

„Überhaupt nicht.“

Martha setzt sich hin und schließt ihre Augen.

Ich nutze die Zeit, um den Wolkenwasserfall eingehender zu betrachten. Je mehr ich den Anblick auf mich wirken lasse, desto mehr komme ich zur Ruhe. Die Gedanken werden weniger und es kehrt Stille ein. Ein Gefühl der inneren Weite kommt auf. Mein Atem fließt freier und die Muskeln entspannen sich. Der Kopf wird leichter und über meine Füße kann ich gut den Druck des Bodens fühlen. Ich bin verbunden.

Das Naturschauspiel zieht mich immer mehr in Bann. Die innere Weite nimmt zu. Ein Gefühl, ohne Grenzen zu sein, keimt auf und steigert sich. Ich fange an, mich als Teil der Umgebung zu begreifen. Es ist wie das sanfte Anklopfen eines größeren Ganzen an Tür meines eng umrissenen Ich‘s. Vor wenigen Minuten habe ich mich vor allem als Kopf empfunden, der denkt und steuert; jetzt ist mein Empfinden fast körperlos. Ein Glücksgefühl kommt auf. Es fühlt sich an, als würde auch ich in eine Art Meditation vertieft sein.

 

***

 

Martha öffnet die Augen. Sie steht auf und reckt ihre Glieder, dann nickt sie mir freundlich zu. Wir nehmen unsere Wanderung in Angriff. Nach einigen hundert Metern kommen wir nochmals an einen Punkt, von der wir die Caldera gut sehen können. An dessen Basis beginnen bereits Wolken emporzukriechen. Auf einer Spitze auf dem Kraterrand glaube ich, etwas silbern aufblitzen zu sehen; wie ein Dach aus Aluminium. Ich ahne, was das sein könnte. „Auf dem Caldera de Taburiente gibt es viele große Teleskope – weißt du etwas darüber?“, frage ich Martha.

„Ja, die Teleskope stehen auf dem höchsten Punkt des Kraters: Dem Roque de Los Muchachos. Sie werden von zehn europäischen Nationen in Zusammenarbeit betrieben. Ich habe oft Astronomen als Gäste in meiner Pension. Sie arbeiten meist nachts und kommen tagsüber zum Schlafen; außer den Holländern: Die beobachten die Sonne und sind deshalb am Tag tätig.“

„Wie stehen die Insulaner zu diesen Forschungseinrichtungen?“

Martha macht eine umfassende Handbewegung. „Ganz La Palma ist stolz darauf, die großen Teleskope zu beherbergen. Es gibt sogar ein Gesetz, welches regelt, wie Straßenlaternen zu leuchten haben. Der Lichtkegel darf ausschließlich nach unten gerichtet sein. Die Lichtverschmutzung ist der natürliche Feind der Astronomie. Vor ein paar Jahren bin ich auf dem Roque de Los Muchachos gewesen und habe eine Führung über das Gelände gemacht. Das am höchsten gelegene Teleskop hat einen Spiegeldurchmesser von zehn Metern und soll eines der größten der Welt sein.“

„Beeindruckend.“

„Nicht schlecht für eine kleine Insel“, meint Martha stolz. „Schon von Auge ist auf La Palma in klaren Nächten der Anblick des Sternenhimmels überwältigend. Die Sternzeichen und die Milchstraße zeichnen sich deutlich ab. Da die Nächte hier nicht kalt sind, liege ich gerne auf dem Rücken und beobachte den Himmel. Je länger ich schaue, desto mehr Sterne sind am Firmament zu sehen. Blicke ich noch länger empor, dann scheint es nur noch den Himmel zu geben; alles andere ist wie ausgeblendet. Oft scheine ich dann von den Sternen regelrecht angezogen zu werden. Der Himmel scheint mich zu umschließen. Schließlich fühlt es sich so an, als würde ich mich im Sternenzelt über mir auflösen.“

 

Eine Eidechse huscht vorüber. Sie ist kaum länger als eine Hand und ihre hellbraunen Schuppen verschaffen dem Reptil auf dem fast gleichfarbigen Boden eine gute Tarnung. Mit grosser Geschwindigkeit und effizienter Eleganz bewegt sie sich über das zerklüftete Terrain. Schon nach wenigen Augenblicken ist die Eidechse zwischen den Steinen verschwunden.

 

„Einen ganz ähnlichen Moment – wie du ihn beschreibst – hatte ich vorhin, als ich die Natur betrachtete. Ich hatte auch das Gefühl, ich würde mich selbst auflösen. Das war wunderschön und befreiend. Wieso nehmen wir uns so selten Zeit für solche Momente?“

Marta zuckt mit den Schultern: „Vielleicht ist es die Mühle des Alltags, die uns gefangen hält. Oder wir fürchten uns davor, uns auszulösen und nicht mehr zurückkehren zu können.“

„Du hast solche Momente der Entgrenzung, wenn du den Sternenhimmel betrachtest; ich eher wenn ich in der Natur bin. Es scheint also verschiedene Wege zu geben, welche zu demselben Zustand führen“.

Martha nickt. „Ja, das ist interessant. Ob es wohl einen Zusammenhang zwischen Himmel und Erde gibt? Du kennst dich doch mit Naturwissenschaft aus – weiß man etwas darüber?“

Ich fühle mich geschmeichelt, muss aber einige Sekunden in meinen Erinnerungen graben, um Martha eine Antwort geben zu können: „Mein früherer Vorgesetzter hat oft über solche Themen geredet. Er fing kurz vor seiner Pensionierung an, Geowissenschaften zu studieren. Um sicherzustellen, dass er nichts vergaß, hat er uns im Labor interessante Vorträge über Ökologie, Geologie und Meteorologie gehalten. Dabei kam er immer wieder auf die Biosphäre zu sprechen. Pflanzen und Tiere tauschen Gase und Nährstoffe so geschickt miteinander aus, dass ein gemeinsamer Lebensraum entsteht, der im Gleichgewicht bleibt und den ganzen Planeten umfasst. Ein bekanntes Beispiel ist Sauerstoff: Dieser wird von Pflanzen produziert, von Tieren und Menschen in Kohlendioxid umgewandelt, welcher wiederum die Pflanzen benötigen.“

„Durch Austausch entsteht eine gemeinsame Umgebung“, stellt Martha fest.

„Dieser Raum wird Biosphäre genannt: Es ist der Bereich, in dem Leben vorkommt – nicht nur Tiere und Pflanzen, auch Mikroorganismen. In einer Goldmine in Südafrika wurden in 4600 Metern Tiefe Bakterien gefunden. Flugzeuge, die bis fast in die Stratosphäre hochfliegen, finden immer noch Organismen, die hochgewirbelt wurden. Wenn wir die im Boden und in der Luft lebenden Bakterien einbeziehen, ergibt die Biosphäre also etwa einen Bereich von 5 km unter der Erdoberfläche bis rund 20 km in die Atmosphäre. Es gibt allerdings Ausnahmen. So ist mittlerweile bewiesen, dass Mikroorganismen der Kälte und der Strahlung des Alls trotzen können. Eine Reise des Lebens in einem Meteoriten scheint zumindest innerhalb eines Sternensystems möglich. Es ist denkbar, dass sich Planeten gegenseitig mit Mikroorganismen ‚infizieren’. Vielleicht ist auf diese Weise das Leben auf der Erde entstanden.“

Martha lacht. „Dann kommen wir möglicherweise aus dem All; wenn auch anders, als einige UFO–Verrückte unter meinen Freuden glauben. Gibt es noch weitere Verbindungen zwischen Himmel und Erde?“

„Die Gestirne selbst sind unverzichtbar für uns. Die Sonne ist die Energiequelle für fast alles uns bekannte Leben. Nahezu die gesamte Natur ist direkt oder indirekt von der Fotosynthese der Pflanzen abhängig. Dabei werden die UV–Strahlen benutzt, um aus dem Kohlendioxid in der Luft Zucker herzustellen. Alles lebt wegen der Sonne. Einzig Lebewesen, die tief im Boden oder in der Nähe von unterseeischen Vulkanschloten zuhause sind, bilden eine Ausnahme.“

„Und der Mond?“

„Auch der Mond ist ein Teil des Netzwerks Leben“, bestätige ich. „Einerseits schützt er die Erde vor übermäßig häufigen Meteoriteneinschlägen – seine kraterübersäte stets der Erde abgewandte Seite zeugt davon. Und ohne die vom Mond verursachten Gezeiten hätte das Leben vielleicht nie an Land Fuß gefasst. Es gäbe wahrscheinlich keine Wälder, keine Säugetiere und damit auch keine Menschen. Außerdem sorgt der Mond dafür, dass die Drehung der Erde stabil verläuft.“

„Dass Sonne und Mond das Leben enorm beeinflussen, habe ich gewusst.“

„Weniger bekannt ist, dass auch der Jupiter für die Biosphäre sehr wichtig ist. Er ist rund 10‘ 000 Mal größer als die Erde und zieht die meisten herumschwirrenden Meteoriten im Sonnensystem an. Jupiter ist in dieser Hinsicht noch wichtiger als der Mond. Ohne den Gasriesen wären die Bedingungen hier auf der Erde kaum lange genug stabil gewesen, damit sich höheres Leben entwickeln konnte. Gäbe es mehrere Planeten so groß wie der Jupiter, dann hätten wir zu stabile Bedingungen. Die Herrschaft der Dinosaurier wäre vermutlich nie zu Ende gegangen. Es ist nicht immer so, dass mehr Ordnung besser ist – es kommt auf den richtigen Mix zwischen Ordnung und Chaos an. Dies sage ich meiner Freundin auch immer, wenn es gilt, die gemeinsame Wohnung aufzuräumen.“

Martha lacht. „Ja – einige Angestellte der Pension haben durchblicken lassen, dass du es mit der Ordnung nicht so hast. Aber ich frage mich etwas anderes: Wieso weißt du so viel über Astronomie? Auch von deinem ehemaligen Vorgesetzten?“

„Nein, dieses Wissen erarbeitete ich mir selbst. Als Schüler habe ich ein Teleskop von einem Lehrer ausleihen dürfen. Nachts suchte ich den Saturn und konnte seine Ringe betrachten. Auch die Position der größten Monde des Jupiters fand ich mit einem einfachen Computerprogramm und kriegte sie vor die Linse. Es war die Ära der ersten Heimcomputer. Später habe ich dann alles gelesen, was ich zum Thema Astronomie finden konnte.“

 

***

 

Während unseres Gesprächs sind wir stetig bergab gewandert. Nun empfängt uns ein dichter Pinienwald. Nach der regenreichen Nacht verströmen die Bäume einen intensiven harzigen Geruch. „Die kanarische Pinie ist in der Lage, einen Waldbrand zu überstehen und danach neu auszutreiben“, erklärt Martha. „Sie musste diese Fähigkeit entwickeln, um hier überleben zu können. Es kommt immer wieder zu Waldbränden; teils wegen vulkanischen Aktivitäten und noch häufiger, weil sie von Menschen ausgelöst werden.“

Bald wird der Wald von einem erkalteten Lavastrom unterbrochen. Der Weg folgt von nun an dem grauen, zerklüfteten Gestein. Danach kommt wieder ein Stück Wald, welches aber erneut von einem noch breiteren Lavastrom abgelöst wird. Die fließende Magma hat eine breite Schneise geschlagen und dabei sämtliches Leben vernichtet. Es wachsen kaum Pflanzen; nur einige Moose und Flechten sind zu sehen.

„Wann ist das passiert?“, frage ich Martha interessiert.

„Im Sommer 1949 hat sich oben beim Vulkan San Juan eine Spalte geöffnet und es ist an drei Stellen Lava ausgetreten. Der längste Strom ist bis fast ins Meer hinunter geflossen. Auf dem Bergrücken über uns gibt es viele kleine Vulkane, die in einer Linie angeordnet sind. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wieder einer ausbricht.“

Wir wandern weiter den Weg hinunter, der in den Lavastrom geschlagen wurde. Allmählich wird das Gestein – welches zuvor grau war – immer bräunlicher.

„Mit der Zeit beginnt sich fließende Lava mit Erdboden und Steinen zu vermischen, dadurch nimmt sie eine andere Farbe an“, erklärt Martha.

Wolken ziehen auf und bald fallen die ersten Tropfen. Bald kommt ein richtiger Landregen auf. Das Wetter ändert sich rasch auf den Kanaren. Die Steine auf unserem Weg werden unangenehm glitschig.

Schließlich hört der Wald zu beiden Seiten des Lavastroms auf und gibt den Blick frei. Wir sehen bis ans tiefblaue Meer hinunter. An der Küste scheint die Sonne.

 

Einige hundert Meter weiter unten kommen wir an einer großen Mariafigur auf einem hohen Altar vorbei, die am Rande des Lavastroms steht. Die Figur ist aus einem hellgelben Stein und wird von einem massiven Mauerwerk umrahmt.

„Dieser Altar wurde als Dank dafür errichtet, dass der Lavastrom die Dorfkerne von San Nicolas und Las Manchas verschont hat.“

„Die Menschen sind also mit dem Leben davon gekommen.“

„Fast alle“, bestätigt Martha.

„Es muss damals eine dramatische Situation gewesen sein.“

„La Palma wirkt lieblich – doch die Natur kann hier sehr bedrohlich werden. Vulkanausbrüche und Erdbeben sind keine Seltenheit. 1971 war der letzte große Ausbruch. Dabei sind sogar einige Hektaren neues Land entstanden. La Palma wird an der Südspitze auch in Zukunft weiter wachsen. Zum Glück ist dies eine Gegend, in der niemand wohnt – ganz im Gegensatz zu hier. Dörfer wie San Nicolas und Las Manchas sind in ständiger Gefahr.“

„Wie haben die Menschen damals reagiert?“

„Die Dorfbewohner haben gebetet und Kreuze aufgestellt, um der Lava Einhalt zu gebieten. Es ging um Leben oder Tod. Etwa die Hälfte der Menschen weigerten sich standhaft, ihre Häuser zu verlassen. Nach Jahrhunderten der Ereignislosigkeit drohte ihre kleine Welt plötzlich unterzugehen. Das war für viele nicht zu ertragen. Die Heimat zu verlieren war für sie offenbar noch schlimmer als der Tod. Doch die Lava zog vorüber. In den Augen der Dorfbewohner hatten ihre Anrufungen funktioniert. Ein Geologe berichtete mir jedoch neulich, dass die Lava aus geografischen Gründen an den Dörfern vorbei geflossen ist. Besonders die älteren Palmeros sind aber nach wie vor überzeugt, dass Gott, Jesus oder Maria sie gerettet hat. Wie du siehst, wird der Altar nach wie vor gut gepflegt.“

„In kleinen Dörfern ändern sich die Vorstellungen nur langsam.“

„Der ländliche Teil von La Palma war bis vor kurzen von der Zivilisation und von dem Austausch mit anderen Menschen abgeschnitten. Erst in den Sechzigern wurden Straßen gebaut und ein Telefonnetz installiert. Die geistige Enge in den Dörfern muss erdrückend gewesen sein. Die Distanz bis zum europäischen Festland betrug unüberwindbare 1000 Kilometer. Das Leben verlief hier – von der Wiege bis zur Bahre – ziemlich vorhersehbar. Jeder wurde als das geboren, was er bis zu seinem Tod lang blieb. Dass das Leben ein Pfad ist, indem Entwicklung und Entfaltung stattfindet, wäre zu jener Zeit eine völlig abstruse Idee gewesen. Ich hätte damals nicht auf La Palma wohnen wollen.“

 

***

 

Der Regen ist noch stärker geworden. Wir tragen zwar wasserabweisende Kleider, aber das Wetter macht uns dennoch zu schaffen.

Bald kommen wir in das Dorf San Nicolas. Vor der Kirche gibt es einen Parkplatz, auf dem ein einziges Auto steht. Als wir näher kommen, sehen wir ein junges Pärchen, das sich daneben gerade reisefertig macht. Martha lächelt sie freundlich an und fragt, ob sie uns fahren können. Obwohl sie einen ziemlichen Umweg in Kauf nehmen müssen, um zu meinem Mietauto zu gelangen, willigen sie ein – wohl weil sie des miesen Wetters wegen Mitleid haben.

 

Während der Fahrt stellt sich heraus, dass das Pärchen aus Belgien stammt. Da ich Schweizer bin, entwickelt sich schnell ein Gespräch über Schokolade. Beide Länder haben es in der Schokoladenherstellung zur Meisterschaft gebracht. Es ist eine ewige Frage, wer darin besser ist. In der Schweiz wurde 1875 die Milchschokolade erfunden und in Belgien machen kreative und mutige Chocolatiers immer wieder von sich reden. Ein freundlicher Disput entsteht. Marthas Einwand, dass auch in Süddeutschland gute Schokolade gemacht wird, lassen die Belgier und ich nicht gelten. Gegen Ende der Fahrt einigen wir uns darauf, dass Belgien die besseren Pralinen macht, die Schweiz aber bei den Schokoladentafeln besser abschneidet; meines Erachtens ein faires und ausgewogenes Urteil.

 

***

 

Zurück in der Pension sitze ich auf der Terrasse und schaue aufs Meer.

Ich lasse die Eindrücke des Tages nochmals Revue passieren.

Besonders der Beinahe–Untergang der beiden Dörfer und die Reaktion der Menschen darauf lassen mir keine Ruhe. Manche wären lieber qualvoll gestorben als ihre Heimat aufzugeben.

Ich bin mir sicher: Das ist eine Geisteshaltung, die nicht nur Dorfbewohnern eigen ist. Schnell gewöhnen wir uns an bestimmte Lebensumstände und können nicht mehr von ihnen lassen. Im Geist sind wir oft wie Dorfbewohner, die ihre kleine Welt nicht verlassen wollen.

In unbekannter Umgebung fühlen wir uns schutzlos und herausgefordert. Natürlich soll sich niemand wünschen, dass sein Haus von einem Lavastrom verschlungen wird. Aber es ist frappant, wie sehr wir uns oft gegen alle Arten von Veränderungen stemmen.

Ich selbst habe fast zwanzig Jahre an der gleichen Stelle gearbeitet, obwohl mir mein Job nicht besonders zusagte. Ein kleiner Schicksalsschlag war notwendig, um mich wenigstens für eine Zeit lang von meinem Alltag zu trennen. Von alleine wäre ich nie auf die Idee gekommen, ein halbes Jahr auf Reisen zu gehen. Es brauchte den besagten Tritt in den Hintern. Und selbst jetzt bin ich an einen Ort gereist, den ich gut kenne. Auf ausgetretenen Pfaden ist mir und den meisten Menschen am wohlsten.

 

Sogar wenn ein Ereignis uns die Chance bietet, uns weiterzuentwickeln, sind wir voller Furcht. Darum sind uns häufig geordnete Verhältnisse, die uns nicht guttun, lieber, als das Unbekannte. Dazu wurde von Wissenschaftlern ein erschreckendes Experiment durchgeführt. Eine große Anzahl Ratten wurden in einen Käfig gesperrt. Nach einer Weile wurde der Platz mittels einer Trennwand halbiert. Die Tiere mussten fortan in sehr beengten Verhältnissen leben. Stress und Aggressionen waren die Folgen und die Ratten litten. Nach einigen Monaten wurde die Trennwand wieder entfernt. Die Ratten schwärmten jedoch nicht aus, sondern blieben für lange Zeit nur in der ihnen vertrauten Hälfte des Käfigs. Derweil litten sie weiterhin der Enge wegen, die sie jetzt selber aufrechterhielten.

 

Menschen sind keine Ratten – dennoch finde ich das Experiment interessant. Mir fallen Straftäter ein, die ich während einer Woche Freiwilligenarbeit kennenlernte. Sie berichteten, wie sich nach der Haftstrafe Mühe hatten, das Gefängnis zu verlassen; selbst wenn sie jahrelang dem Moment der Freilassung herbei gesehnt haben.

Damit sind wir wieder bei der Erkenntnis, dass es uns schwerfällt, selbst eine schlechte Situation hinter uns zu lassen. Daraus folgt leider, dass die Erfüllung vieler unserer Wünsche für uns kaum auszuhalten wäre; insbesondere diese nach Veränderung.

Wieso hegen wir viele Erwartungen und Wünsche, deren Erfüllung nicht im Außen scheitern, sondern schon in unserem Inneren? Wie kommen wir dazu, so zu denken und was strahlen wir damit aus?

Klar könnte ich jetzt den Glückskeks zitieren und Sachen sagen wie: ‚Wir müssen uns auf das Leben einlassen‘. Klingt gut und ist vermutlich auch richtig. Aber eine Haltung einzufordern ist das eine; damit ist aber noch keine innere Reifung erfolgt, die eine solche Haltung auch möglich macht.
Tatsache und jetziger Stand ist: Wir senden mit unseren Signalen ein ganz schönes Durcheinander aus. Und erfahrungsgemäß wird niemand kommen und dieses Durcheinander für uns ordnen. Diejenigen, die darauf hoffen, werden vornehmlich alt, ohne das sich etwas tut. Das ist ein Stück Arbeit, welches wir selbst erledigen müssen.

Innere Arbeit im Trubel des Alltags zu leisten, fällt mir oft sehr schwer. Auch wenn ich auf Reisen bin, ist es nicht einfach. Um einen Schritt weiter zu kommen wünsche ich mehr Klarheit. Ich will mich leer machen und den Kopf frei kriegen. Mir selbst zuliebe möchte ich mehr wagen. Es ist Zeit, die alten Pfade zu verlassen und mich ins Unbekannte zu stürzen. Ich werde mich von der Insel verabschieden und aufs afrikanische Festland übersetzen und in die Wüste gehen.

 

2. Kapitel: Leere

 

Wir wandern seit drei Tagen durch die Wüste. Mich einer Reisegruppe anzuschließen schien mir anfangs riskant. Wie will ich zur Ruhe kommen, wenn ständig viele Menschen um mich habe? Aber um die Sahara alleine zu durchwandern, fehlen mir die Kenntnisse und der Mumm. Auch ist die politische und soziale Situation hier an der algerischen Grenze angespannt. Die marokkanischen Behörden lassen niemanden mehr ohne zertifizierten Führer in die Wüste.

Es ist nicht klar, wie lange es überhaupt noch möglich sein wird, diese Weltgegend zu bereisen. Schon ein einzelner Anschlag würde die hiesige Reisebranche in eine existenzielle Krise stürzen.

 

Schon bald zeigte sich, dass meine Befürchtungen betreffend der Reisegruppe umsonst gewesen waren. Fast alle wollen auch ein Stück innere Reise zurücklegen und etwas für sich sein. Zwei andere haben ebenfalls ihre Stelle verloren und wissen nicht wie weiter mit ihrer beruflichen Zukunft. Zwei Männer und drei Frauen hadern mit gescheiterten Beziehungen. Ein weiterer Mann – ein ziemlicher Misanthrop – hadert mit allem, einschließlich sich selbst.

Wir gehen oft knapp auf Sichtweite voneinander entfernt, was den Karawanenführer beunruhigt – doch er lässt uns gewähren. Nur einmal, als ein kleiner Standsturm aufkam, trommelte er uns zusammen. Bei diesem starken Wind hörte man einzelne Dünen „singen“. Für mich klang es aber mehr wie das Drehen eines Propellers. Dieses Geräusch entsteht durch kleine Mikrolawinen im Sandgefüge, die der Wind auslöst. Bald brach der Sandsturm in sich zusammen. Nach wenigen Stunden waren die Winde ganz abgeflacht.

 

Am Ende jedes Tages werden für uns Zelte aufgestellt. Im Esszelt speisen wir gemeinsam. Es gibt immer Couscous und Tajine; mit viel Kreuzkümmel gewürzt.

Gestern Abend haben wir zusammen mit den Kameltreibern gesungen und getanzt. Kochtöpfe und leere Wasserkanister dienten dabei als Trommeln. Sogar der Misanthrop wirkte wie verwandelt und tanzte mit nackten Füssen. Eine gute Energie.

 

Kaum zu glauben: Es ist Weihnachten, doch nicht nur die Temperaturen scheinen dem zu widersprechen. Die Stimmung ist eine andere – Weihnachten fällt dieses Jahr aus.

 

Zu dieser Jahreszeit schlafen die Schlangen und Skorpione tief im Sand. Es ist darum möglich, barfuß zu gehen.

Die Nächte sind kalt, doch die Temperatur ist tagsüber mit knapp zwanzig Grad ideal zum Wandern.

Unser Karawanenführer macht seine Sache sehr gut – er ist ein weiser und umsichtiger Mann, der sich mit Westlern genauso gut versteht wie mit Marokkanern. Er stammt aus dieser Gegend, ist jedoch mit einer Europäerin verheiratet, die, dem Vernehmen nach, eine starke Persönlichkeit ist. Früh morgens zieht er manchmal seine Rennschuhe an und geht joggen – was bei den Kameltreibern jedes Mal Erstaunen hervorruft. Sowieso scheint er ganz gelassen das Beste aus beiden Welten heraus zu nehmen. Er trägt oft die bequeme traditionelle Wüstenkleidung der Berber. Hinter hervorgehaltener Hand gibt er auch zu, dass er gerne französische Weine mag. Die Vermengung von Politik und Religion hält er für eines der Grundübel dieser Welt. Wir hatten eine lange Diskussion über dieses Thema miteinander. Auf meine Frage, ob es nicht sinnvoll wäre, eine neue Religion zu entwickeln, welche uns wieder näher mit der Natur in Einklang bringen würde, antwortete er skeptisch: „Eine neue Religion würde die gleichen Missstände mit sich bringen: Fanatismus, Geltungssucht und Heuchelei.“ „Bringen nicht gerade Buchreligionen diese schlechten Eigenschaften sogar hervor?“

„Ich sehe eher generelle Schwächen der Menschen am Werk. Allerdings machen es Religion oft schwieriger, diese Fehler anzugehen.“

„Vielleicht wirkten Religionen einst stabilisierend und befriedend. In modernen Gesellschaften, die ständig mit neuen Informationen konfrontiert werden, sind sie eher eine Bürde.“

Der Karawanenführer dachte nach und sagte dann: „Ich würde Religion in einer anderen Umgebung anders leben, aber nicht völlig aufgeben.“

Ich blieb bei meiner Meinung, bedrängte ihn aber nicht weiter.

 

***

 

Am dritten Tag führt der Karawanenführer uns zu einem kleinen Haus, das seltsamerweise mitten in der Wüste steht. Wie das Haus hier inmitten der Dünen Bestand haben kann, ist mir schleierhaft. Er erklärt uns, dass in dem Haus jährlich ein Treffen einer ganz speziellen Sekte des Islams abgehalten werde. Der Zeitpunkt des Treffens sei geheim, da die Gruppe starker Verfolgung der traditionellen Richtungen des Islams ausgesetzt sei.

Wir dürfen das Haus sogar betreten. Aber der Karawanenführer schärft uns ein, dass wir keinesfalls in die eine Ecke des einzigen Raumes gehen dürfen. Dort sei ein Grabmal, das allerdings nicht zu sehen ist.

Der Boden des Hauses besteht aus gestampftem Lehm. Es gibt in dem Raum gar nichts; keine Möbel, keine Zwischenwände – nur Leere. Da die Fenster des Hauses winzig sind, dringt kaum Licht ein. Wir stehen in einer Oase der Düsternis mitten in der sonnendurchfluteten Wüste.

Der Karawanenführer zeichnet mit Händen eine unsichtbare Linie auf den Boden und erklärt, wo das Grabmal sei. Jemand von uns tritt trotzdem fast darauf. Angst ist plötzlich in den Zügen des Karawanenführers zu lesen. Es ist – trotz Sandsturm – das erste Mal, dass ich ihn von Furcht erfüllt sehe.

Mir wird klar, dass ich niemals alles verstehen werde, was ich auf meinen Reisen und Wanderungen erlebe.

 

***

 

Am vierten Tag haben wir eine besonders lange Etappe vor uns. Bei Sonnenaufgang brechen wir das Camp ab, welches wie ein täglich neu zu errichtendes Dorf wirkt.

Die Farbe des Sandes variiert je nach Einstrahlung der Sonne. Jetzt am frühen Morgen gehen wir über hellrote Dünen.

Manchmal redet jemand oder ein Kamel macht sich mit einem Schnauben bemerkbar; sonst ist es still. Eine Frau, die sich gestern den Knöchel gestaucht hat, darf reiten. Wir anderen gehen lieber unsere eigenen Wege; die Karawane beginnt sich in die Länge zu ziehen.

Bald kommen wir an der großen Düne vorbei, die ich gestern kurz vor Sonnenuntergang zusammen mit Eckard bestiegen habe. Dabei sind wir von einem fast jugendlichen Übermut erfüllt gewesen. Herunter sind wir gerannt. Im Halbdunklen haben wir gerade noch unsere Fußpuren sehen können und so den Weg zurück ins Camp gefunden. Exakt beim Verglimmen des letzten Dämmerlichts konnten wir das Lager erreichen. Der Karawanenfrüher erwartete uns mit einem Lächeln und verschränkten Armen. Er hatte seltsamerweise nichts gegen unseren Plan gehabt, trotz der knappen Zeit die Düne noch zu besteigen.

Eckard ist Bildungsforscher an einer Universität – wie er von sich aus erzählt. Ich glaube, seine Arbeit erfüllt ihn. Das können nur Wenige von sich behaupten. Im Gegensatz zu unseren Vorvätern verlangen wir von unserer Arbeit nicht nur Lohn und Anerkennung, sondern auch Lebensinhalte wie Entfaltung und Selbstverwirklichung. Wir sind uns bewusst, dass die höchste Form von Luxus der Sinn im Leben ist. Doch es herrscht nicht alle Tage Luxus. Oft bewegen wir uns auch mit den Wünschen von heute in der Welt unserer Vorväter. Ich glaube nicht, dass Arbeitgeber und Wirtschaftskapitäne begriffen haben, was sich da in den letzten Jahren bei Vielen geändert hat. Was die Wirtschaft mit uns machen will und was wir aus uns machen wollen, klafft oft grausam auseinander. Hier hat sich ein regelrechtes Schisma aufgetan.

 

Die Temperatur steigt. Ich wandere einen Dünenkamm entlang. Die Kamele und ihre Treiber nehmen den einfacheren Weg an der Talsohle.

Ich lasse meinen Blick über das Dünenmeer gleiten. Noch immer habe ich mich nicht daran gewöhnt, außer der Karawane nichts zu erblicken, das auch nur entfernt auf die Existenz von Menschen schließen liesse. Es gibt keine baulichen Strukturen, soweit das Auge reicht. Am Himmel kreuzen keine Flugzeuge. Es gibt keinen Mobilfunk, auch wenn einige unerfahrene Kameltreiber abends jeweils versuchen, auf den Spitzen von besonders hohen Dünen und mithilfe einer Spezialantenne Empfang zu bekommen. Es gibt keinen.

 

Ich sondere mich noch weiter von den anderen ab und stelle mir vor, ich würde hier einige Millionen Jahre vor unserer Zeitrechnung als einziger Mensch auf Erden meine Bahnen ziehen. Könnte ein einzelner Mensch alleine existieren? Ich rede nicht von der Nahrungsversorgung oder ähnlichen Grundbedürfnissen. Könnte ein Mensch in dem Wissen existieren, alleine auf dem Planeten zu sein?

Fast unsere ganze Identität, alles was wir wissen und was uns ausmacht, ist im Zusammenhang einer Gesellschaft entstanden. Es ist, als ob wir von mehr oder weniger verzerrten Spiegeln umgeben wären, aus denen wir zu lesen glauben, wer wir sind. Und dann sind die Spiegel plötzlich weg.

 

Für mich ist es gerade einfach, mir den Verlust meiner eigenen Identität auszumalen. Nicht nur, weil ich hier in der Wüste bin. Vor ein paar Tagen ist mir auf mysteriöse Weise mein Pass abhandengekommen.

Ich bin in Marrakesch gelandet und wusste nichts Besseres, als am gleichen Abend noch auf den Platz der Gehenkten – Djemaa el Fna – zu gehen. Meinen Pass, Kreditkarte und das meiste Bargeld hatte ich dabei in einer Umhängetasche um den Hals, unter meinem Pullover – vermeintlich sicher.

Schon vom Hotel aus habe ich die Rauchwolke gesehen, die sich jeden Abend über den Platz bildet. Ich folgte einfach den Menschenströmen und bald war ich da. Gaukler, Schlangenbeschwörer, Affenbändiger, Boxer, Handleser, Naturmagier, Musikanten, männliche Bauchtänzer, Händler und Straßenverkäufer – von einer menschlichen Flut umtost bewegte ich mich staunend über den Platz. Dies ist wahrscheinlich der größte und verrückteste Markt der Welt. Ich habe mich ganz dem Augenblick und meiner Faszination hingegeben und mich tief ins Gedränge begeben. Irgendwo im Menschenknäuel muss es passiert sein – ich habe keine Ahnung, wie, wann und wo. Tatsache ist, der Platz hat mich aufgenommen und als einen Mann ohne Papiere und ohne Identität wieder ausgespuckt.

 

Ich weiß, dass ich nach dieser Wüstenwanderung eine harte Zeit mit den marokkanischen Behörden haben werde. Sobald die Zivilisation wieder anfängt, muss ich meine Identität beweisen, auch wenn ich nur ein Hotelzimmer haben will.

In der Wüste bin ich ein Mann, der sich nicht ausweisen kann – und es spielt keine Rolle.

Hier kann ich getrost auf meine Identität verzichten. Ja, ich will hier auf diesem Dünengrad gerne ein Niemand sein; alles von mir werfen, was mich auszumachen scheint. Ich bin so froh, dass keiner kommt und mich fragt; ‚was machst du denn beruflich so?’ Warum zum Geier ist das so wichtig? Dass der Andere dann nicken und mich in Schublade soundso stecken kann? Abgehakt. Nein, ich bin dadurch nicht abgehakt! Was sagt mein Beruf darüber aus, was mich umtreibt? Was mein Name, mein Alter, woher ich komme?

Ich will mir vorstellen, dass es überhaupt keine Berufe mehr gibt, keine Namen, kein Alter, kein Land. Ich bin der Niemand von nirgendwo ohne Geburtsdatum. Beruf? Ist das so etwas, wie mit der Hacke am Boden rummachen? Keine Ahnung, schon lange nichts mehr Vernünftiges gemacht. Hey, frag mich, was ich letzte Nacht geträumt habe! Oder welche Schokolade mir am besten schmeckt!

Mein Ausweis ist weg, und in diesem Moment bin ich fast froh darüber. Es tut mir gerade wahnsinnig gut, abzulegen. Wäre es okay, nackt zu gehen? Mir wäre grad so drum. Adrian – zwei Dünen weiter vorn – geht ja auch ohne T–Shirt. Ich stopfe meine Kleider in meinen Tagesrucksack und gehe textilfrei. Das fühlt sich sehr befreiend an. Allerdings fühle ich mich etwas schutzlos dabei. Ich schaue mich um: Niemand reagiert; vielleicht sieht mich einfach keiner.

 

***

 

Einige Kameltreiber sind vorausgeeilt und haben das Mittagszelt aufgebaut. Ich ziehe wieder Hosen an. Vielleicht habe ich einen Sonnenbrand an einer Stelle, die sonst nie der Sonne ausgesetzt ist – aber sei’s drum.

Der Karawanenführer wartet geduldig, bis wir alle eingetrudelt sind. Es dauert lange. Manche wollen gleich weiter, andere quengeln, dass die Etappe bereits jetzt viel zu lange gedauert habe. Wir sind eine Saubande und das gefällt mir.

 

Im Mittagszelt werden wie immer Couscous und Tajine vorbereitet. Ebenfalls jeden Tag werden wir mit Verveine–Tee vorsorgt. Dieser soll angeblich vor in der Wüste vorkommenden Krankheitskeimen schützen.
Vor unseren Augen wird ein Sandbrot zubereitet. Dabei wird ein Feuer bis auf die Glut abgebrannt, platt gedrückt und mit einer dünnen Schicht Sand beträufelt. Darauf kommt der rohe Teig in Fladenform. Nun wird der Teig vollständig mit Sand zugeschüttet. Nach einer Viertelstunde wird der Teig ausgegraben und gewendet. Nochmals zwanzig Minuten später kann uns der stolze Teilzeitbäcker das fertige Sandbrot präsentieren. Bevor gegessen wird, muss der übrig gebliebene Sand mit einem Messer abgekratzt werden. Dann wird das Brot mit bloßen Händen auseinandergerissen und verteilt. Es schmeckt ganz vorzüglich. Etwas mehr Salz hätte allerdings nicht geschadet.

 

Nach dem schmackhaften Essen deutet der Karawanenführer zwischen zwei große Dünen. „Hier gibt es einen Brunnen. Wer sich waschen will ...“

Tatsächlich ist ein gemauerter Kreis erkennbar. Wir haben uns seit Tagen nicht gewaschen. Dennoch scheint das Interesse am Brunnen eher bescheiden zu sein. Ich bin aber neugierig und gehe hin. Einige Kamele sind schon da und werden von einem Kameltreiber getränkt. Dieser sieht mich und füllt einen Kanister für mich ab. Ich ziehe mich erneut aus – diesmal, um mich zu waschen. Das Wasser ist kalt, aber klar und geruchslos. Es ist nicht so einfach, mit einem Kanister zu duschen, wie es sich anhört. Das Meiste verschütte ich. Der Kameltreiber reicht mir stumm einen weiteren Kanister. Er sieht wohl, dass ich mit dem Ersten nicht weit komme.

 

Ich fühle mich gereinigt – innerlich und äusserlich. Da sich die Mittagspause in die Länge zieht, steige ich auf die Spitze einer hohen Düne. Rund um mich erstreckt sich Wüste. Es sieht aus, als wäre ich auf einem Meer, bei dem die Wellen mitten in der Bewegung erstarrt sind und sich in Sand verwandelt hätten.

Die Linien der Dünenkäme sehen fast wie gemalt aus. Jemand hat den Pinsel schwungvoll und voller Lebenslust geführt. Ganz in der Ferne – fast nicht mehr wahrnehmbar – sind die Berge zu sehen, welche die Grenze zwischen Marokko und Algerien markieren. Die Kameltreiber fühlen sich hier dennoch sicher. Es geht das Gerücht herum, die marokkanischen Sicherheitskräfte hätten in den Bergen alle zwei Kilometer Kameras aufgestellt. Mit diesen soll die Grenze von der Hauptstadt Rabat aus rund um die Uhr überwacht werden. Falls das wahr ist, wüsste ich nicht, was die Grenzwächter in Rabat genau tun würden, falls sie etwas Verdächtiges entdecken. Militär oder Polizei habe ich in der Wüste bislang noch nicht gesehen. Aber das Gerücht mit den Kameras scheint bei Einheimischen und Touristen ein Gefühl der Sicherheit zu erzeugen. Dabei müssen wir wohl einfach hoffen, dass nicht ein Trupp Verrückter über die Grenze kommt.

Ich wende mich ab und blicke wieder auf das endlose Wüstenmeer. Die Probleme der Welt blende ich einstweilen sanft aus und versuche, wieder im Moment präsent zu sein.

 

Wegen dem Wind brennt die Sonne nicht. Die Temperaturen sind angenehm.

Zwar werde ich manchmal mit herumfliegenden Sandkörnern eingedeckt. Dennoch setze ich mich hin und versuche zu meditieren.

Martha hat mich auf La Palma wieder an diese uralte spirituelle Technik erinnert, die ich schon seit längerer Zeit ausprobieren wollte.

 

Anfangs gelingt es mir nicht, mich in einen meditativen Zustand zu versenken. Der Sand als Unterlage ist für mich ungewohnt, die Wanderkleidung für diesen Zweck nicht komfortabel. Meine Gedanken kreisen um meinen abhandengekommenen Pass und die Folgen, die sich daraus ergeben. Dann denke ich daran, wie ich mich nächste Nacht besser gegen die Kälte wappnen kann. Jedes Mal, wenn meine Gedanken abgleiten, versuche ich mir dessen bewusst zu sein, ohne Wut oder gar Frust zu erzeugen. Ich tue so, als wäre mir bei jedem Abgleiten ein lustiges Missgeschick geschehen, über das man getrost lachen könnte. Dann endlich gelingt es mir, meine Gedanken in die Weite der Wüste zu senden. Dieser Teil, den ich als mein Ich empfinde, dehnt sich aus. Die Bewegung ist so plötzlich, dass ich überrascht bin und gegen den Impuls ankämpfen muss, die Meditation abzubrechen. Doch ich gebe nicht auf und versuche, mich darauf einzulassen. Es wird so weit in mir drin, bis ich mich zu verlieren beginne. Die Grenzen verschwimmen. Es fühlt sich so an, als fallen ich und die Wüste zusammen. Innerlich hat eine Leere übernommen, die mich trotzdem mit einer wärmenden Energie versorgt. Nur das Pfeifen des Windes dringt ab und zu noch durch und ruft die alte Struktur von mir in Erinnerung.

Es ist ein wunderschönes Gefühl und zutiefst erholsam. Es fühlt sich an, wie nach Hause kommen. Was sich bisher nicht richtig anfühlte, beginnt sich zu begradigen. Gewichte verlieren ihre Schwere.

 

Als ich die Augen wieder öffne, ärgere ich mich ein bisschen, dass ich nicht schon längst angefangen habe zu meditieren. Vielleicht war mein Meditationserlebnis so heftig, weil sich einiges in mir aufgestaut hat. Ich bin überrascht, was diese wenigen Minuten mit mir gemacht haben. So gut wie jetzt fühlte ich mich schon lange nicht mehr.

 

Auf der Düne sitzend denke ich über das Geschehene nach und bin bald überzeugt: Das Aufgehen in einen größeren Kontext zum Beispiel durch Meditation ist ein Menschenrecht. Es ist keine Wahrheit oder ein besonderes Wissen, das jemand für sich pachten könnte. Wer guten Willens ist, sich Zeit nimmt und eine gewisse freundliche Hartnäckigkeit gegenüber sich selbst an den Tag legt, dem wird gegeben.

 

Ich bin dankbar, diesen meditativen Zustand erlebt zu haben. Und das Beste daran ist: Ich kann diese Spiritualität erleben, ohne mich einer Autorität zu unterwerfen oder obskure Regeln befolgen zu müssen. Es ist nicht notwendig, an Dinge zu glauben, die fernab meiner Lebensrealität liegen.

 

Es gibt verschiedene Wege in einem größeren Ganzen aufzugehen. Mit Naturbetrachtungen und der Meditation sind mir schon zwei auf meiner Reise begegnet. Erstaunlich, dass man über das Außen wie über das Innen gehen kann, um ans gleiche Ziel zu gelangen.

 

Ich finde es auch sehr interessant, dass die Wissenschaft angefangen hat, sich ernsthaft mit Meditation zu befassen. Ich habe in letzter Zeit viel darüber gelesen. Es gibt mittlerweile viele Daten, die klar belegen, das Meditieren ein messbarer Geisteszustand ist. Meditation verändert nicht nur die Hirnchemie, sondern langfristig auch die neuronale Struktur. Im besten Fall kann daraus eine positive Feedbackschlaufe entstehen: Unser Nervensystem verbessert sich dank Meditation, was es uns erlaubt, tiefer und länger zu meditieren. Der innere Druck wird weniger und Klarheit stellt sich ein. Gelassenheit und Ruhe sind die natürlichen Folgen.

Vielen, die meditieren, ist es egal, was die Wissenschaft darüber denkt. Sie vertrauen auf ihr subjektives Gefühl, dass sie in diesem Fall richtig geleitet hat.

Ich empfinde den Beitrag der Wissenschaft dennoch als sehr hilfreich. Sie gibt mir einen sicheren Boden unter die Füße. Neben vielem, dass in uns Menschen steckt, besitzen wir einen Verstand, den wir nutzen sollten. Ich finde es gesund, wenn wir auch vom Kopf her verstehen können, was vor sich geht. Herz und Emotionen sind wichtig – vielleicht sogar zentral. Aber den Verstand noch zusätzlich ins Boot zu holen macht eine Sache erst richtig wirkungsmächtig.

 

***

 

Eine Kelle schlägt eine Pfanne. Es ist Zeit, das Mittagslager abzubauen und die Nachmittagsetappe in Angriff zu nehmen. Da nur das Esszelt steht, ist der Abbau schnell erledigt. Der Karawanenführer motiviert uns, in dem er verspricht, dass wir heute zwischen sehr großen Dünen nächtigen werden. Er erklärt, dass diese nicht mit dem Wind wandern und viele Jahre fast unverändert bleiben.

 

Weil gerade ein Kamel frei ist, beschließe ich zu reiten. Das Tier muss in die Knie gehen, damit ich aufsteigen kann. Dabei murrt es kräftig und schnappt nach dem Kameltreiber. Durch kräftiges Ziehen am Nasenring gelingt es schließlich, das Kamel zum Niederknien zu zwingen. Mir tut es bereits leid, wegen des Reitens gefragt zu haben. Aber jetzt ist es zu spät – ich steige auf. Mit einem kräftigen Ruck hebt sich das Kamel empor. Ich bin zum Glück gefasst und kann die seltsam schwankende Aufrichtbewegung des Tieres gut abfedern.

Im nordafrikanischen Raum sind fast ausschließlich arabische Kamele zu finden, die auch Dromedare genannt werden. Diese haben nur einen Höcker. Ihre zweihöckrigen Verwandten sind in Asien zuhause. Sie werden auch als Trampeltiere bezeichnet. Entgegen der landläufigen Meinung speichern Kamele in ihren Höckern kein Wasser, sondern legen dort Fettreserven an. Das Wasser wird im Magen gespeichert, der mehrere Kammern hat. Aus religiösen Gründen werden von den Berbern nur männliche Kamele als Reit- und Lasttiere verwendet. Jetzt im Winter ist Brunftzeit. Von Zeit zu Zeit tritt aus dem Mund des Kamels eine etwa Dudelsack große Blase hervor. Darauf befindet sich schaumiger Speichel, der Hormone enthält, welche bei den leider nicht vorhandenen Weibchen sexuelle Bereitschaft herbeiführen soll. Manchmal recken die Lasttiere den Kopf nach hinten und streifen den Überschuss an Brunftspeichel an unserem Gepäck ab. Das schleimige Zeug sieht wirklich scheußlich aus.

 

Ich throne in erheblicher Höhe und kann die Wüste aus einer anderen Perspektive genießen.

Mein Kamel trottet etwa so schnell voran, wie ein normaler Mensch geht.

Das Terrain geht von Sandwüste zu Halbwüste über. Ausgedorrte Sträucher sind zu sehen. Immer mehr Steine und Kies vermengen sich mit dem Sand. Schließlich tauchen ein paar Tamarisken, Akazien und sogar eine Dattelpalme auf.