MORE MYSELF Mehr ich selbst

Alicia Keys

mit Michelle Burford

MORE MYSELF
Mehr ich selbst

Aus dem amerikanischen Englisch von
Henriette Zeltner Shane und Sylvia Bieker

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Über Alicia Keys

Alicia Keys ist eine 15-fach mit dem Grammy ausgezeichnete Künstlerin/Songwriterin/Musikerin/Produzentin, versierte Schauspielerin, Bestseller-Autorin der New York Times, Film-/Fernseh- und Broadway-Produzentin, Unternehmerin und eine mächtige Kraft in der Welt des Aktivismus. Seit der Veröffentlichung ihres monumentalen Debütalbums Songs in A Minor aus dem Jahr 2001 hat sie über 40 Millionen Platten verkauft und ein beispielloses Repertoire an Hits und Errungenschaften aufgebaut. Alicia Keys lebt mit ihrem Ehemann, Produzent und Unternehmer Swizz Beatz und ihren Kindern in der Nähe von New York City.

Impressum

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2020 unter dem Titel
»More Myself: A Journey« bei Flatiron.

 

© 2020 Flatiron/ Alicia Keys mit Michelle Burford / William Morris Endeavor Agency Inc.

© 2020 der deutschsprachigen Ausgabe Knaur Verlag

© 2020 der eBook-Ausgabe Knaur eBook

Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit
Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Redaktion: Antje Steinhäuser

Covergestaltung: Keith Hayes (Originalausgabe),
Isabella Materne (Anpassung deutsche Ausgabe)

Coverabbildung: Kerry Hallihan

ISBN 978-3-426-46055-9

Hinweise des Verlags

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.


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Dieses Buch soll meiner bisherigen Reise und allen Menschen gewidmet sein,
die mich auf ihr begleitet haben … in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Ihr alle habt mir geholfen, mehr ich selbst zu sein, und dafür bin ich zutiefst dankbar.

Ein Wort vorab

Der Tanz des Lebens findet genau in dem Moment statt,
wenn aus der, die du einmal warst,
die wird, die du jetzt bist.

 

Barbara De Angelis

 

Ich bin sieben Jahre alt. Meine Mom und ich sitzen hinten in einem gelben Taxi und fahren an einem eisig kalten Dezembertag Richtung Eleventh Avenue in Manhattan. Eigentlich nehmen wir fast nie ein Taxi. Für eine alleinerziehende Teilzeitschauspielerin wie meine Mutter ist das ein Luxus. Aber an diesem Nachmittag holt sie mich damit ab. Vielleicht weil gerade ein Vorsprechen in der Nähe meiner Schule zu Ende war, der Public School 116 an der East 33rd Street, oder vielleicht auch weil es so eisig ist, dass wir unseren Atem sehen können. Das Taxi kriecht im Schneckentempo Crosstown, bevor es endlich nach Norden auf einen Teil der Eleventh Avenue einbiegt, der mit Peepshows, Massagesalons und zerfallenden Mietshäusern übersät ist. Etwas sticht mir ins Auge.

»Mommy?«, frage ich und zeige mit dem Finger nach draußen. Ich habe mich auf den Sitz gekniet und presse mein Gesicht mit dem zu den üblichen Box Braids geflochtenem, krausem Haar an die Scheibe. »Warum sind sie so angezogen, wo es doch so kalt ist?«

Mom greift nach meiner Hand und zieht mich zu sich, während sie selbst aus dem Fenster blickt. An der Ecke stehen drei Frauen, die sich alle die Hände reiben, um ein bisschen Wärme zu erzeugen. Sie tragen grellbunte Strickkleider, deren Säume meilenweit über den Knien enden. Eine trägt Netzstrümpfe, die ihre nackte Haut sehen lassen. Die schwarzen Stiefel einer anderen reichen bis zu den Oberschenkeln. Keine von ihnen hat einen Mantel. Während auf dem Gehweg Passanten in dicken Anoraks an ihnen vorbeieilen, als würden sie sie gar nicht bemerken, was aber wahrscheinlich nicht stimmt, gehen die Blicke der drei Frauen ständig zur anderen Seite des breiten Boulevards. Es wirkt, als würden sie auf jemand warten.

»Mommy«, frage ich noch mal, »warum stehen sie denn da draußen?«

Meine Mutter wirft ihr langes, kastanienbraunes Haar auf eine Seite, holt tief Luft und sieht mich an. »Wenn Leute schwere Zeiten durchmachen, Ali«, erklärt sie zögernd, »dann müssen sie oft Dinge tun, die sie eigentlich gar nicht wollen. Diese Frauen da versuchen einfach nur zu überleben.«

Ich starre meine Mutter eine ganze Weile an und bemühe mich, mit meinem Kleinmädchenverstand zu begreifen, was Mommy da gerade gesagt hat. Sie erklärt mir nicht, was Prostituierte sind oder wie genau sie Geld verdienen. Dafür bin ich zu jung. Sie erzählt auch nicht, dass diese Frauen von Zuhältern kontrolliert werden. Von zwielichtigen Gestalten, die sie dazu zwingen, auf den Strich zu gehen, um dafür Drogen oder Geld von ihnen zu kriegen. Das hätte ich alles noch nicht verstanden. Was sie mir aber irgendwie vermittelt, ist eine Wahrheit, die ich immer noch mit mir herumtrage: Die Frauen, die ich da in der Kälte gesehen habe, stehen nicht freiwillig an dieser Ecke, sondern sie sind Opfer ihrer Lebensumstände. Ohne ein weiteres Wort rutsche ich an dem rissigen Lederpolster des Taxis herunter und gebe mir selbst ein stummes Versprechen. Ich werde nie in so eine Situation kommen. Halb nackt. Verletzlich. Machtlos. Bloßgestellt.

▂▂▂

Ich bin elf. Ich weiß schon, dass ich eines Tages Sängerin sein werde. Tief in mir weiß ich das schon, seit ich vier bin. Vorläufig besorgt meine Agentin mir alle möglichen kleinen Jobs. Einer ist Modeln in BHs und Unterwäsche für einen Kaufhauskatalog. Ich komme zu dem Shooting, flachbrüstig und ein bisschen ängstlich, obwohl meine Mom bei mir ist. Hinter einem Vorhang schlüpfe ich in einen weißen gepolsterten BH und Baumwollunterhosen. Als ich mich dann von Kopf bis Fuß im Spiegel betrachte, bin ich mir nicht mehr sicher, wie ich das finde, worauf ich mich da eingelassen habe. Augenblicke später lächele ich verlegen in die Kamera und schaue zwischendurch immer wieder zu Mom, die am Rand des Sets steht. Ich weiß gar nicht, warum ich nervös war, denke ich, um mich selbst zu beruhigen. Das ist doch gar nicht so schlimm.

Und dann kommt, einige Wochen später, der Katalog mit der Post. »Hier ist es!«, ruft Mom und hält mir die Seite aufgeschlagen hin, auf der ich zu sehen bin. Ich greife nach dem Prospekt und lasse mich damit auf unsere Couch fallen. Mein Herz schlägt schneller, während ich das Foto betrachte. Ich habe noch nicht ganz realisiert, dass das, was in der Abgeschiedenheit eines Studios passiert ist, jetzt für die ganze Welt – für meine Welt – zu sehen ist.

»Du meinst also, meine Freunde können mich jetzt so sehen?!«, sage ich. Mom, die sich wahrscheinlich über meine Reaktion wundert, antwortet nicht. Das Foto ist überhaupt nicht gewagt, vor allem weil meine Boobs noch eher die Größe von Mandarinen als von Grapefruits haben. Trotzdem fühle ich mich beurteilt. Nackt. Blamiert. Bloßgestellt.

▂▂▂

Ich bin neunzehn. In wenigen Monaten erscheint mein erstes Album, und ab dann wird mein Leben plötzlich in zwei deutlich voneinander abgegrenzte Hälften geteilt sein: alles, was vor Songs in A Minor war, und all die Wunder und Herausforderungen, die danach folgten. Doch das ahne ich damals noch nicht. Das Jahr 2000 geht zu Ende, und ich weiß nur, dass ich für ein Zeitschriftencover gebucht bin. Eines meiner ersten. Publicity gehört in meiner Branche einfach dazu. Vor allem für eine neue Künstlerin, die auf sich aufmerksam machen will. Das ist meine Chance, sage ich mir, eine Gelegenheit, dass meine Musik Beachtung findet. Die Stylisten, mein Manager, das Team beim Plattenlabel – alle sind scharf auf diese Möglichkeit.

Der Fotograf begrüßt mich mit festem Händedruck, und ich spüre sofort seine Vibes – stark und ein bisschen pushy. Eine Stylistin hat meine Outfits zusammengestellt. Unter anderem Jeans mit Jackett und einem weißen Button-up-Hemd. Während ich mich umziehe, überredet der Fotograf mein Team irgendwie dazu, dass er die Aufnahmen mit mir allein machen muss. Als ich aus der Garderobe komme, sind plötzlich nur noch wir beide am Set. »Mach das Hemd ein bisschen auf«, weist er mich an, während der Auslöser der Kamera ununterbrochen klickt. Meine Intuition schreit, dass da irgendetwas faul ist und sich die Sache mies anfühlt. Aber der Protest bleibt mir in der Kehle stecken und schafft es nicht aus mir hinaus. »Schieb den Bund deiner Jeans vorne ein bisschen runter«, drängt er. Welche Türen werden für mich zugehen, wenn ich Nein sage? Ich schlucke meine Bedenken runter, schiebe den Daumen zwischen Denim und Haut und gehorche.

Als ich an diesem Abend wieder zu Hause bin, weine ich so heftig wie noch nie. Es geht nicht darum, dass ich ein bisschen Haut gezeigt habe, was ich in den kommenden Jahren zu meinen eigenen Bedingungen und meinen eigenen Zwecken noch öfter tun werde. Es geht darum, dass ich mich manipuliert fühle. Dass ich mir vorkomme, als sei ich wie ein Gegenstand behandelt worden. Es geht um Straßenmädchen an einer Ecke in Hell’s Kitchen und um ein Mädchen, das sich einst selbst ein Versprechen gegeben hat.

»Was zum Teufel ist das?«, fragt mich mein Manager Jeff eines Nachmittags wenige Monate später. Er hält das Zeitschriftencover hoch. Ich starre auf das Bild und erkenne die Frau nicht, die mir da entgegenblickt: bauchfrei, die Nippel nur von dem vor der Brust ausgestreckten Arm verdeckt, und der Ansatz von Schamhaar lugt über den Bund der Jeans. Alles an diesem Foto ist falsch. Von der Pose bis zum Licht, das mich verwaschen wirken lässt. Ich schäme mich in Grund und Boden, weil ich ein Stück von mir verkauft habe.

Jetzt erst begreife ich, warum der Fotograf damals mein Team nicht dabeihaben wollte. Eine Neunzehnjährige ist viel gefügiger als die Truppe ihrer abgebrühten Manager. Wäre Jeff dabei gewesen, hätte er ausgesprochen, was ich nicht sagen konnte: Nein, zum Teufel. Knöpf das Hemd zu. Nimm die Hand von deiner Titte. Und auf keinen Fall ziehst du deine Jeans runter. Jeff hätte sogar mein Shirt zugemacht. Der Fotograf wollte eindeutig ein aufreizendes Bild. Aber anstatt mir das von vorneherein offen zu sagen, hat er mich hereingelegt, um es zu bekommen.

An dem Tag, als die Zeitschrift erscheint, komme ich an einem Kiosk vorbei, an dem sie ausliegt. Ich muss fast kotzen. Am liebsten würde ich alle Exemplare von allen Zeitungsständen der Welt aufkaufen, nur damit mich keiner auf einem Bild sehen soll, das nicht zeigt, wer ich bin. Ich schwöre, dass ich mich nie mehr von jemand entmachten lasse. Bis heute arbeite ich daran, dieses Versprechen zu halten.

▂▂▂

Ich bin hier – in der Gegenwart. Ich stehe auf den Schultern all der Leute, die meine WegbereiterInnen waren, voller Staunen darüber, wo mich mein Leben hingeführt hat. Mein Weg an diesen Ort begann in einem Großstadtdschungel, schlängelte sich durch die Höhen und Tiefen des Musikbusiness, übertraf meine wildesten Träume und hat mich immer wieder zu zwei Fragen zurückgeführt: Wer bin ich wirklich? Und, nachdem ich mein wahres Wesen entdeckt habe: Bin ich stark genug, nach dieser Erkenntnis zu leben?

Diese Fragen leben im Herzen meiner Story. Die ungeschönten Teile meiner Erfahrung zusammenzutragen und sie ins Licht zu halten, das war für mich eine transformierende Übung, um zu lernen, wie man die Wahrheit sagt. Über so viele Jahre hinweg habe ich etwas von mir zurückgehalten, mein Temperament gezügelt, damit andere sich besser fühlten. Aber jetzt ist Schluss mit Verstellen. Schluss damit, in einem Gefängnis zu leben, das ich selbst geschaffen habe. Ich hab’s satt, mein Licht unter den Scheffel zu stellen. Als ich dieses Buch schrieb, bin ich mir selbst begegnet. Mit all meinen Wunden und Verletzlichkeiten, genau so, wie ich bin. Und erst beim Schreiben fand ich endlich den Mut, mein wahres Gesicht zu zeigen. Es ging um die Erkenntnis, dass ich erst einmal mutig genug sein muss, um die Wahrheit in die Welt zu lassen, bevor ich mich mit ihrer Hilfe befreien kann.

Ich bin ein Mensch im Werden. Von der Person, die ich einst war, zu der, die ich jetzt bin. Außerdem bin ich eine lebende Ansammlung von Widersprüchen: ein Kind, das die größte Liebe überhaupt kennenlernte und sich gleichzeitig nach Bestätigung sehnte, die mir versagt blieb. Ich habe in mir Mauern errichtet und Gefühle begraben. Ich wollte Dinge nicht wahrhaben und war gleichzeitig ein Freigeist, eine heimliche Künstlerin und ein Hippie aus der Hood. Und all diese Nischen und Facetten haben mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin: unzensiert, furchtlos, wach.

Auf diesem Teil meiner Reise kann ich endlich den Lärm der Welt ausblenden – indem ich all die Ablenkungen von außen, die Meinungen und Urteile anderer ignoriere und mich auf meine Stimme konzentriere. Ich erkenne meine eigene Power und nutze sie. Endlich vertraue ich mir selbst und glaube, dass ich die Antworten, die ich am dringendsten ersehne, schon in mir trage. Und mehr als alles andere entdecke ich, wer ich tief in meinem Inneren bin. So werde ich, Tag für Tag, mehr ich selbst.

Erster Teil
TRÄUMEN

Keep dreaming in color

And drawing your dreams

On cement floors

Until they are realized.

 

Alicia Keys

Demaskiert

Herbst 2006, New York City

Ich bin in meiner Künstlergarderobe, falls man das überhaupt so nennen kann. In Wirklichkeit handelt es sich um einen tristen Raum, der mir genauso klein und farblos vorkommt, wie ich mich an diesem Tag fühle. Ich sitze auf einem Frisierstuhl und blicke in einen ringsum mit Glühbirnen beleuchteten Theaterspiegel. Nach drei Stunden Schlaf, von denen ich zehre, beginnt in wenigen Augenblicken mein zweites Fotoshooting an diesem Tag – mein viertes in dieser Woche. Vor lauter Erschöpfung pocht mein Schädel, und meine Lippen beben etwas, während ich mich rechts und links an die Stuhllehne klammere. Dann höre ich, wie eine Stimme, die fern und zugleich vertraut klingt, meinen Namen sagt: »Ali?«

Drei Jahre zuvor hatte ich mein zweites Album veröffentlicht. Also das Album, das allgemein als Fluch eines Künstlers gilt. Das Album, von dem jeder glaubt, dass es keinen Erfolg haben wird. Aber selbst meine allergrößten Erwartungen wurden übertroffen, und The Diary of Alicia Keys schoss durch die Decke. Voller Adrenalin und Dankbarkeit begab ich mich auf meine zweite Tour und sah genauso wenig vom Land wie bei meiner ersten. »Sogar der Zirkus bleibt länger an einem Ort als wir«, witzelte ich mit meiner Crew. Wir spielten abends ein Konzert, und, bum, waren wir auch schon in der nächsten Stadt. Dem nächsten Hotelzimmer. Auf der nächsten Bühne. Die nächsten Gebäude zogen verschwommen vor dem Seitenfenster meines Wagens vorbei. Die Hälfte der Zeit war ich mir nicht ganz sicher, wo wir eigentlich waren. »Wie heißt diese Stadt noch mal?« Ich fragte meinen Manager backstage, weil ich fürchtete, auf die Bühne zu gehen und in die Menschenmenge in Oakland oder Atlanta oder Detroit »Houston!« zu rufen. Mein Team füllte jede verfügbare Zeit des Tages, während ich, übermäßig pflichtbewusst und außer Atem, schwer in der Tretmühle strampelte, von der ich wusste, dass sie plötzlich zum Stillstand kommen könnte. Konzentriert wie eine Löwin und entschlossen wie eine Draufgängerin stürmte ich vorwärts.

Damals saß mein äußerlicher Panzer gut. Selbst wenn ich niedergeschlagen oder träge oder übel gelaunt oder angepisst aufwachte, hatte ich mir beigebracht, das niemals zu zeigen. Kam es vor, dass irgendein Zeichen meiner Menschlichkeit an die Oberfläche drang, drückte ich es weg und klebte ein Grinsen darauf. »Alicia, darf ich ein Foto von dir schießen?« Na, klar. »Hey, Alicia, kannst du noch ein Fotoshooting machen?« Auf jeden Fall. »Alicia, kann ich ein Autogramm haben?« Natürlich. Ich gehörte mir nicht mehr selbst; ich war gefangen in jeder Bitte, in jeder Aufforderung, in jeder Welle von Angst, die mit dem Gedanken einherging, Nein zu sagen. Und inmitten des ständigen Umherziehens, des ständigen Ein- und Auspackens, des ständigen Gefallenwollens und Vortäuschens hatte ich meine bisher größte Leistung erbracht: die Welt davon zu überzeugen, dass hinter meinem Lächeln alles genauso perfekt war, wie es aussah.

Doch in dieser Garderobe an jenem feuchtkalten Herbsttag ist die Show zu Ende. Ich betrachte mein Spiegelbild. Auf meinem Gesicht Schichten von Make-up, mit denen eine andere Persönlichkeit geschaffen wurde, eine weitere Täuschung, eine andere retuschierte Version von einer Person, die ich nicht bin. Und urplötzlich löst sich meine eiserne Maske auf und offenbart das wahre Gesicht, das ich so sorgfältig verborgen gehalten habe – und die Leere. Ich sage nichts. Ich bewege mich nicht. Für einen Moment höre ich auf zu atmen. Eine einzige Träne rollt meine Wange hinunter.

»Ali?«, höre ich erneut. Ich schaue auf und sehe Erika, meine persönliche Managerin und meine beste Freundin, seitdem wir vier Jahre alt sind. Sie kommt näher zu mir. »Was ist los?«

Ihr mitfühlender Tonfall löst in mir einen ausgewachsenen Heulkrampf aus. Die Tränen spritzen nur so heraus und fallen auf mein weißes Shirt, während ich mir die Hand vor den Mund schlage und mich bemühe, das Schluchzen zu unterdrücken. Würgend und stotternd versuche ich, ihr zu erklären, was Worte nicht vermitteln können. Dass ich über einen Burn-out weit hinaus bin. Dass ich mich noch nie einsamer oder von mir selbst entfremdeter gefühlt habe. Dass nach all den Jahren des Herumhetzens, in denen ich selten Tempo herausgenommen hatte, um mal in Ruhe zu atmen und zu reflektieren, mein Körper und meine Seele aus dem Gleichgewicht waren – zerlegt, zertrümmert, verloren.

»Du weißt, du musst das hier nicht tun«, sagt Erika und legt sanft ihre Hand auf meinen Rücken. »Wir werden diese Sache heute absagen. Vergiss es! Du kannst eine Pause machen.«

Eine Pause. Mir ist auf diesem wundersamen Weg, diesem Traum, den so viele Menschen haben, aber nur selten verwirklichen können, nie der Gedanke gekommen, aus der Reihe zu tanzen. Der Preis für meinen Platz im Rampenlicht, meine Rolle mitten auf der Bühne, ist Schonungslosigkeit. Die ist nötig, um meine Musik, meine Seele, mit der Welt zu teilen, der ich mich durch den Gesang am meisten verbunden fühle. Und bei einer so märchenhaften Story macht man keine Pause. Man wagt es nicht, auch nur anzudeuten, dass man unglücklich ist. Man sagt nicht die Wahrheit und riskiert dadurch, als undankbar zu gelten. Stattdessen schnallt man sich die Boots zu, richtet den Blick geradeaus auf die vor einem liegende Straße und arbeitet. Man legt Gefühle ab und tagtäglich den Panzer an. Bis zu jenem Nachmittag, als im Abend für Abend aufs Neue aufflammenden Schein von gnadenlos heißen Lichtern ein Vierteljahrhundert verdrängter Gefühle und nicht vergossener Tränen auf das Shirt strömten.

Ich will nicht nur eine Pause, erkläre ich Erika. Ich will ganz abhauen. Ich möchte so weit wie möglich diesem Käfig, in dem ich gelebt habe, dieser künstlichen Scheinwelt, entfliehen. Ich blicke meine Freundin an, spreche aber nicht die Fragen aus, die mir durch den Kopf gehen. Wenn ich eine Pause einlegte, was würde dann mit allem geschehen – mit den Auftritten, den Fotoshootings, den Konzerten, mit alldem? Und wo wollte ich eigentlich hin?

Und dann, von irgendwo tief in meiner Seele und jenseits meines Bewusstseins, tauchte eine überwältigende Antwort auf.

Ägypten.

Anfänge

Terri Augello, Alicias Mom

Als ich mit Alicia schwanger wurde, war ich fast dreißig und dachte gerade darüber nach, von New York nach Los Angeles zu ziehen, um dort meine Möglichkeiten als Schauspielerin zu testen. Es war das Jahr 1980. Ich war zum ersten Mal schwanger und rief meine Mutter an. Sie sagte: »Tja, du machst es dir mal wieder nicht leicht.« Es gab ein paar Kandidaten, die als Vater infrage kamen … Damals lebten wir die »freie Liebe«. Ich nahm meinen Kalender zur Hand und fand heraus, wer es war. Ich kannte Alicias Vater schon länger. Wir gingen miteinander aus, aber es war nichts Ernstes. Bei unserem dritten Date wurde ich schwanger – trotz Verhütung. Das Leben bahnt sich seinen Weg, nicht wahr? Und wenn du der Überbringer bist, solltest du es besser akzeptieren. Ich machte zwar einen Termin für eine Abtreibung, aber als ich dort hinkam, sagte man: »Geh nach Hause und denk noch einmal darüber nach.« Ich habe mit meiner Mutter gesprochen. Ich habe mit meiner Freundin gesprochen. Ich habe eine Liste mit Pros und Kontras erstellt. Schaffe ich das? Ich hatte einen guten Job. Ich war kein Teenager mehr. Ich hatte ein Dach über dem Kopf. Als ich Alicias Vater von der Schwangerschaft erzählte, hatte ich bereits eine Entscheidung getroffen: Ich wollte mein Baby behalten.

 

Mamas Haut ist voller Sommersprossen. Wir zwei stehen ganz nah beieinander an der Kreuzung 43rd Street und Ninth Avenue, und ihre warme Hand mit den zahlreichen winzigen Tupfen hält mein winziges Händchen fest. Es gibt nur sie und mich, sowohl an dieser Straßenecke als auch in diesem Leben. Ich starre unsere ineinander verschlungenen Finger an, ein Strudel aus Beige und Braun. »Mommy«, verkünde ich, »du bist immer noch weiß.«

Meine Mutter schaut erst mich an und dann zur Ampel, als diese grün wird. »Ja, Ali«, sagt sie, und ein Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. »Ich bin immer noch weiß. Jetzt lass uns gehen.«

Mit vier Jahren verstehe ich nicht, warum die Haut meiner Mutter nicht wie meine aussieht. Ich warte damals auf den Tag, an dem auf einmal all die Hunderte von kleinen Punkten aufeinander zumarschieren, sich verbinden und auf magische Weise verschmelzen, damit Mom so braun wird wie ich. Ich weiß nichts über Rassenunterschiede, darüber, wie sie zu Trennung, Herrschaft und Scham führen können. Und bei der Vielfalt von Gesichtern, die unser Viertel Hell’s Kitchen ausmacht, wundere ich mich nicht darüber, warum Mom und ich uns nicht ähneln. Das tun nur wenige hier. Alles, was ich weiß, ist, dass meine geliebte Mutter, diese Frau, die mir am Wochenende meine Lockenmähne flechtet und mich zum Einschlafen im Arm wiegt, meine Familie ist. Mein Fels. Und meiner Ansicht nach, meiner unschuldigen Meinung nach sollten unsere Hauttöne genauso übereinstimmen wie unsere Herzen.

Meine Story beginnt an dieser Straßenecke, in dem Augenblick, als meine Neugierde erwacht. Dort, Hand in Hand mit der Frau, die mir das Leben geschenkt hat, bemerke ich es. Ich bin erstaunt. Zum ersten Mal, soweit ich mich erinnern kann, versuche ich, den Sinn des Lebens zu entdecken. Und ich frage mich, wie Mama und ich in dem Beziehungsgeflecht zusammenpassen, in das ich hineingeboren wurde.

▂▂▂

Meine Mutter ist die schwärzeste weiße Frau, die ich kenne. Sonntagnachmittags legte sie in unserer Wohnung immer eine ihrer liebsten Jazz- oder R&B-Platten auf und gab sich der Stimmung hin. Wenn Miles Davis oder Ella Fitzgerald oder Stevie Wonder oder Thelonious Monk über eine lang verlorene Liebe und Herzschmerz schmachteten, schloss Mommy die Augen und schwang ihre Hüften zu jeder gefühlvollen Note, während ich, ihr Ein-Personen-Publikum, mit großen Augen auf meinem Platz auf unserer Couch kicherte und mitsang. Sie war eine selbstbewusste Person, die Störenfriede in ihre Schranken zu weisen wusste, aber Musik berührte sie tief und ließ ihre sensible Seite zum Vorschein kommen. Von ihr habe ich mein Albernsein geerbt. Meine Spontaneität. Meine Leidenschaft für die Kunst. Und einst waren es ihre Eltern, die dieses Geschenk an sie weitergegeben hatten.

Meine Mom stammt aus Detroit, dem Geburtsort von Motown und der Stadt, in der sie 1950 als viertes Kind einer bald darauf neunköpfigen Kinderschar auf die Welt kam. Moms Eltern, Donna Jean und Joseph »Little Joe« Augello (ausgesprochen: Ah-TCHELL-oh), hatten sich ein paar Jahre zuvor an der Wayne State University kennengelernt. Joe saß eines Nachmittags auf dem Rasen des Campus-Innenhofs, als er die Stimme eines Engels hörte, einer Frau, die in einem nahe gelegenen Chorraum ihre Gesangsübungen machte. »Ich werde dieses Mädchen heiraten«, scherzte er mit seinen Freunden, noch bevor er Donna Jean überhaupt gesehen hatte. Meine Großmutter erwies sich als ebenso umwerfend wie musikalisch herausragend, und so begann das Liebeswerben. Joe, Sohn katholischer Einwanderer aus Italien, und Donna, zwei Jahre jünger als ihr Verehrer und mit englischen und schottischen Vorfahren ausgestattet, heirateten kurze Zeit später.

Meine Großeltern begannen ihr gemeinsames Leben in Detroit, blieben aber nicht dort. Als meine Mutter sechs Jahre alt war, zog die Familie nach Toledo in Ohio, weil ihr Vater, von Beruf Radiomoderator, einen Job beim Sender WOHO antrat. Mit dem gleichen Charisma und Talent, wie er einst meine Großmutter bezirzt hatte, gewann mein Großvater bald die Zuhörer für sich. Er arbeitete nicht nur als DJ mit samtweicher Stimme im Radio, sondern auch als Nachrichtenchef und Sprecher bei zwei Hörspielreihen, The Lone Ranger und The Green Hornet. Wenn Joe nicht im Sender war, fuhr er für gewöhnlich in seinem 1955er Thunderbird-Cabriolet in Toledo herum und bereitete sich darauf vor, seinen Charme bei Ladeneröffnungen und Tanzveranstaltungen zu verbreiten. Joe mochte nur knapp einen Meter siebzig groß sein, aber meine Mutter erinnert sich, dass seine gefühlt drei Meter hohe Erscheinung sofort jeden Raum erfüllte, den er betrat.

Daheim hatte Donna, eine ausgezeichnete Pianistin und Sängerin, ihre musikalischen Ambitionen aufgegeben, um Hausfrau zu sein. Sie war ganz genauso begabt und gesellig wie ihr Mann, aber – kurz gesagt – emotional eher unausgeglichen. Schon vor ihrer Heirat hatte sie versucht, mit dem Auf und Ab seelischen Ungleichgewichts zurechtzukommen, das durch manische Depression hervorgerufen wurde. Joe war, obwohl er viel arbeitete, der feste Anker seiner Frau; und für die Kinder sowohl ein fröhlicher Geist als auch ein strenges Familienoberhaupt. An Sonntagen, wenn die Familie von der Messe um elf Uhr nach Hause kam, tobte er heftig mit den Jungen oder triezte die Mädchen, und dabei drang ein donnerndes Lachen tief aus seinem Inneren. Aber wenn jemand über die Stränge schlug oder wenn einer der häufigen Streiche meiner Mutter zu weit ging, konnte er das Ganze mit einem einzigen Blick beenden.

Eines Nachts im Jahr 1963 änderte sich jedoch das Leben in dem Haus für immer. Meine Mutter, damals zwölf Jahre alt, teilte sich mit drei ihrer Schwestern ein Zimmer im Obergeschoss. Genervt von einem seltsamen Geräusch, das eine ihrer Schwestern im Schlaf machte, flüchtete Mommy auf eine Pritsche auf dem Dachboden. Durch die Spalten zwischen den Holzdielen hörte sie plötzlich einen Schrei. Sie sprang auf, stolperte zum oberen Ende der Treppe, sah nach unten und erblickte ihre Mutter, die in den Telefonhörer jammerte.

»Bitte schicken Sie sofort einen Krankenwagen«, flehte sie die Telefonvermittlung an. Mama rannte die Treppe nach unten, um Zeugin eines schrecklichen Geschehens zu werden, das sie niemals mehr vergessen würde: Ihr Vater hing zusammengesunken in seinem Fernsehsessel, hielt sich die Brust und rang nach Luft, bis er einen vollständigen Herzstillstand erlitt. Wenige Augenblicke später war das Wohnzimmer von Sirenengeheul erfüllt, und Sanitäter brachten Joe auf einer Trage fort. Er ist nie wieder zurückgekehrt.

Nach dem Tod ihres Vaters stellte meine Mutter wochenlang ein Foto von ihm auf ihr Pult in der Schule. Es war ihre Art, ihn in ihrer Nähe zu halten. Und während sie und die ganze Familie das verheerende Ereignis betrauerten, taten sie dennoch das, was die Augellos am besten können: Sie schauten nach vorn. Meine Großmutter suchte sich Arbeit, aber wegen ihres fragilen Gemütszustands behielt sie keinen Job lange. Nahm sie ihre Medikamente, war sie stabil. Aber stellte sie die Einnahme der Medizin ein, geriet sie umgehend in den festen Griff einer depressiven Phase. Ihre Ärzte entschieden sich daraufhin für eine Behandlung, die zu der Zeit das Mittel der Wahl war: Schocktherapie. Im Verlauf des elektrokonvulsiven Verfahrens werden kurze elektrische Stöße durch das Gehirn des Patienten geschickt, und diese Schocks sollen einen kurzen Anfall auslösen, der die Gehirnchemie verändert und die Symptome vorübergehend umkehrt. Kaum vorstellbar, welche Schmerzen meine Großmutter, die diese Prozedur jahrelang durchmachen musste, ausgehalten hat.

Donna erhielt etwas finanzielle Hilfe von ihrer eigenen Familie, aber nicht annähernd genug, um neun Kinder zu versorgen. Also ging jedes Kind, das dazu in der Lage war, ebenfalls arbeiten. Mommy hatte schon immer Gelegenheitsjobs angenommen, aber jetzt arbeiteten sie und ihre Geschwister, um zu überleben. Neben der Junior High und Highschool jätete meine Mutter Gärten, half in der National Biscuit Company aus und malte sogar die Pfosten für die Fangnetze auf dem Baseballplatz an. In der Schule machte sie trotzdem bei einer ganzen Reihe von Aktivitäten mit – beim Chor, Tanzen und Cheerleading –, und das in einem Tempo, das später die Blaupause für meine eigene stürmische Kindheit werden würde. Und in stilleren Momenten, die aber knapp gesät waren, träumte Mommy davon, den Weg ihres Vaters einzuschlagen: eine Karriere in einem künstlerischen Beruf.

Schon früh hatte sie sich mit dem Schauspielfieber infiziert. Einige Jahre vor Joes Tod war meine Mutter auf der Suche nach einem Babysitterjob und machte Bekanntschaft mit Lillian Hanham Dixon, einer Tanzlehrerin, die auf der anderen Straßenseite wohnte. Mom war ein Kind, das beim Bettenmachen »Somewhere Over the Rainbow« schmetterte, ein Mädchen, in deren Adern Kreativität strömte, und sie verbrachte viel Zeit in Mrs. Dixons Kosmos. Sie nahm an Jazztanzkursen im Jüdischen Gemeindezentrum teil, wo Mrs. Dixon unterrichtete. Mom mischte beim Theaterspielen mit. Und im Sommer, bevor meine Mutter ihren Abschluss an der Central Catholic High School machte, nahm Mrs. Dixon sie mit nach New York City, um den Zauber einer Broadway-Show zu erleben.

»Euer Vater hätte niemals gewollt, dass eines seiner Kinder einen künstlerischen Beruf ergreift«, sagte meine Großmutter oft zu meiner Mutter. »Das ist ein schmutziges Geschäft.« Aber Mommys Sehnsucht hatte längst Wurzeln geschlagen.

»Du weißt, wie man tanzt«, meinte Mrs. Dixon nach Moms Highschool-Abschluss. »Geh jetzt nach New York und lerne, wie man schauspielert.« 1969 bewarb sie sich für die Tisch School of the Arts an der New York University und wurde angenommen. Mit nichts weiter als dem gesparten Trinkgeld vom Kellnern in der Tasche machte sie sich auf den Weg in die Stadt der Welt, in der der heftigste Konkurrenzdruck herrscht.

Mommy legte sich mächtig ins Zeug. Zwischen Uniarbeit und diversen Vorsprechen arbeitete sie für die Telefongesellschaft und nahm Zeitarbeitsjobs an. Sie ergatterte eine Handvoll Rollen in Off- und Off-off-Broadway-Produktionen, aber selbst nach Abschluss ihres Studiums konnte sie von der Schauspielerei nicht voll und ganz leben. Immer noch hangelte sie sich von einem Teilzeitengagement zum nächsten, als sie ihr persönliches Wunder von Manhattan erlebte: Manhattan Plaza, ein weitläufiger Wohnkomplex, der sich von der 42nd West und 43rd Street zwischen Ninth und Tenth Avenue in Hell’s Kitchen erstreckt, öffnete seine Türen für Künstler. Mehr als zwei Drittel der staatlich geförderten Wohnungen waren für Menschen vorgesehen, die ihren Lebensunterhalt mit Tanz, Theater, Musik und Fernsehen verdienten; glücklicherweise war die Miete auf einen bestimmten Prozentsatz des Hungerlohns der Bewohner festgelegt. Mama bewarb sich und bekam ein Apartment im sechsundvierzigsten Stock – die erste Wohnung, die sie sich bequem leisten konnte.

Diese Hochhäuser sollten später zur Kulisse meiner Kindheit werden, die Szenerie, in der meine eigenen Träume Gestalt annahmen und abhoben. In diesem Wohnkomplex, in Mommys Apartment, wurde ich an einem Frühlingsabend im Jahr 1980 gezeugt. Und was als ein Akt der Leidenschaft begann, entwickelte sich zu Ungewissheit – ein Fragezeichen schwebte darüber, ob ich es wohl auf die Welt schaffen würde.

▂▂▂

Bei meiner Geburt war mein Vater war nicht da. An jenem Januarabend 1981, als die Temperaturen in der Stadt nahe dem Gefrierpunkt waren, lag Mommy bereits in den Wehen, als sie im Krankenhaus ankam. Ihr Arzt schaffte es nicht rechtzeitig zur Entbindung, sodass sie in die Obhut eines Assistenzarztes gegeben wurde, der ihr nicht den erforderlichen Dammschnitt verpasste. Mommy, zerrissen, unförmig und wieder zusammengeflickt, lag im Bett und fragte sich, wie sie das Geld für die Krankenhausrechnung auftreiben sollte. Am nächsten Tag – bevor Mommy und ich das Krankenhaus verließen, aber lange nach dem Entbindungsdrama – stiefelte mein Vater Craig Cook mit seiner neuesten Freundin an der Seite in die Neugeborenenstation. Die gesamte Szene lässt sich mit zwei Wörtern zusammenfassen: höllisch peinlich.

Die Geschichte dieses Tages steht in vielerlei Hinsicht für die Geschichte meiner Beziehung zu Craig. Er war nicht da, und dann, nachdem schwere Zeiten gekommen und wieder vorübergegangen waren, tauchte er plötzlich auf, nur um schnell wieder zu verschwinden. Natürlich gab es auch Gelegenheiten, bei denen er Zeit mit mir verbrachte, doch die Erinnerungen daran sind vereinzelt und unscharf. Ich muss ungefähr vier Jahre alt gewesen sein, als er und seine erste Ehefrau mich nach St. Thomas zum Strandurlaub mitnahmen. Oder jene Nachmittage, die begannen, als ich etwa zehn Jahre alt war und er mich gelegentlich von der Schule abholte und mich Skittles nannte, ein Spitzname, den er mir zu Ehren einer meiner Lieblingssüßigkeiten gab. Aber für ein junges Mädchen wie mich, das sich dermaßen eng an die Hand und die Seite ihrer Mutter klammerte, reichten das kurze Grinsen meines Vaters und ein paar Besuche im Jahr nicht. Und wenn er kam, fühlte ich mich in seiner Nähe unbehaglich, so wie man sich in einem Paar neuer Schuhe erst einmal unwohl fühlt. Eigentlich passen sie. Doch das Leder hat sich noch nicht lange genug an die Füße angeschmiegt, um alle Ecken und Kanten zu kennen.

Ich bin sicher, dass Craig mich damals in dem Maß geliebt hat, zu dem er fähig war; wie alle Eltern tat er, was er für richtig hielt. Ich bin mir auch sicher, dass Umstände herrschten, die ich nicht begreifen konnte, Probleme erwachsener Menschen, die irgendwie die Tür zu unserer Verbindung blockiert haben. Doch mit vier, acht und elf Jahren sah ich die Welt eben mit den Augen eines Kindes. Ich wusste nur, wie es sich anfühlte, in den frühen Morgenstunden von einem Futon an die Zimmerdecke zu starren und mich zu fragen, warum ich scheinbar beiseitegeschoben worden war. Und in dieser Welt, in dieser Realität, erkannte ich eben nur, was mir fehlte – die unumstößliche Gewissheit, dass ich ihm wichtiger war als alles andere.

Als Craig nach meiner Geburt im Krankenhaus auftauchte, trat er in unsere gemeinsame Geschichte und aus seiner persönlichen heraus. Mein Vater, ungefähr zwei Jahre jünger als meine Mutter, wurde in den 1970er-Jahren volljährig, zu einer Zeit, als Amerika an einem Wendepunkt stand. Craig wuchs in Harlem bei seiner kultivierten Mutter Vergeil auf, die Anfang der 1950er-Jahre von Annapolis in Maryland nach New York City gezogen war, um Gesundheits- und Krankenpflege zu studieren. Sie war damals eine Pionierin: Von einer schwarzen Frau aus den Südstaaten wurde erwartet, dass sie jung heiratet und Hausmädchen oder Hausfrau wird und sich nicht Hunderte von Kilometern nach Norden wagt, um ein College zu besuchen. Während des Studiums wurde sie mit meinem Vater schwanger und zog ihn allein auf, während sie ihr Studium beendete und schließlich ihr Examen als Krankenschwester machte. Sie und Craigs Vater haben nie geheiratet.

Meine Großmutter väterlicherseits lernte – in zu jener Zeit selten zu beobachtender gemischtrassiger Freizügigkeit – Miguel »Michael« Giuseppe DiSalvatore kennen und verliebte sich in den Italoamerikaner, der mit seinen Schwagern einen Obststand in Harlem betrieb. Das Paar war bereits Jahre zusammen, als meine Nana und mein Fafa, wie ich die beiden nenne, das Ehegelübde tauschten.

»Ich werde dir ein Haus kaufen«, erklärte Fafa ihr nach der Eheschließung. Nana besaß schon eine riesige, wunderschön eingerichtete Wohnung in Harlem. Aber da sie Fafa in seine Rolle als Familienoberhaupt schlüpfen lassen wollte, erlaubte sie ihm, aufs Land zu ziehen, wo sie künftig zwei Drittel weniger Platz hatten als in der bisherigen Wohnung. In ihrem neuen Heim auf Long Island adoptierten sie zwei weitere Kinder und zogen sie groß. Zu diesem Zeitpunkt hatte Fafa seine Arbeit an dem Obststand bereits aufgegeben, um Polizist zu werden. Craig war sechzehn Jahre alt, als Nana und Fafa heirateten, und würde in ein paar Jahren sein Zuhause verlassen, um das Morehouse College in Atlanta zu besuchen.

Doch die Uni, so stellte sich heraus, war nichts für ihn. Nach nur einem Studienjahr kehrte er nach New York zurück und arbeitete kurz als Angestellter bei der Bezirksstaatsanwaltschaft und dann ein Jahr als Officer des NYPD auf der Polizeiwache Achtundzwanzig in Harlem. Schließlich erhielt er einen Job als Verkäufer in einem teuren Bekleidungsgeschäft an der Upper East Side. Hochgewachsen, gepflegt und charismatisch, war Craig bereits ein Hit bei den Damen, als ihn ein gemeinsamer Freund meiner Mutter vorstellte. Ihre Freundschaft entwickelte sich zu einem kleinen Flirt, der später in der Nacht gipfelte, in der ich gezeugt wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte Craig seinen Job als Verkäufer gegen eine Karriere als Flugbegleiter eingetauscht – zunächst war er in Queens stationiert, später in Missouri und Colorado. Den größten Teil meiner Kindheit war er unterwegs und flog mit der gleichen Unvorhersehbarkeit in die Stadt und aus der Stadt, mit der er auch immer wieder in meiner Welt aufzutauchen schien.

Craig hat seinen biologischen Vater nie kennengelernt. In seiner Geburtsurkunde sind nur der Name und Beruf seines Vaters aufgeführt: Polizist.

»Möchtest du ihn kennenlernen?«, hatte ihn seine Mutter einige Male gefragt, als er noch ein kleiner Junge war. Craig aber hatte kein Interesse. Bei seiner Mutter und seinem Stiefvater Michael erhielt er all die Liebe und Fürsorge, die er brauchte, wie er mir Jahre später einmal erklärte. Dennoch habe ich oft darüber nachgedacht, wie sich die Abwesenheit von Craigs Vater auf seine Beziehung zu mir ausgewirkt haben muss, vielleicht in einer Weise, die ihm gar nicht bewusst war. Ich kann mir vorstellen, wie Craig, selbst vaterlos, sich an jenem Sommernachmittag gefühlt haben musste, als meine Mutter ihm gegenübersaß und sagte, dass sie schwanger und, ja, er der Vater sei. Damals war er gerade mal siebenundzwanzig und, wie er sich erinnert, immer noch auf der Suche nach sich selbst. Was ihn betraf, waren die Dinge auch ohne seinen leiblichen Vater gut verlaufen. Das Kind, das meine Mutter unter dem Herzen trug, war zweifellos seins, aber wie er ihr an diesem Tag sagte, war er nicht bereit, sich der schwierigen Rolle der Vaterschaft zu stellen. Erst heute, da ich selbst Teil eines Elternpaares bin, kann ich vielleicht die Wahrheit verstehen: Craig lebte das Muster weiter, das er geerbt hatte.

Die Leere, die Craig in mir hinterließ, füllten Nana und Fafa. Als Craig seiner Mutter erzählte, dass er Vater werden würde, sagte sie zu ihm: »Bis dieses Kind meine Schwelle überschreitet, weiß ich nichts davon.« Nach meiner Geburt schrieb meine Mutter einen Brief an Craigs Mutter, in dem sie ihr allerlei Niedliches über ihr Enkelkind berichtete. Kurze Zeit später tauchte Craig auf der Türschwelle seiner Mutter auf und wiegte mich im Arm.

»Das ist deine Enkeltochter«, erklärte er stolz und übergab mich Nana. Sie nahm mich in die Arme und ließ mich nicht mehr los.

In der zuverlässigen Umarmung von Nana und Fafa blühte ich auf. An einigen Wochenenden im Monat fuhr Fafa von Long Island in die Stadt, um mich zu einem Besuch bei ihm und Nana abzuholen. Sie verpassten selten eines meiner Klaviervorspiele oder meine Schulaufführungen. Die Mutter meiner Mutter, Grandma Donna, war zwar auch da, wenn sie aus Toledo geflogen kam, aber Nana und Fafa, und damit meine Großfamilie in der Stadt, waren für meine Mutter das Hauptsicherheitsnetz. Sie passten immer dann auf mich auf, wenn Mama für ihren Job verreiste, denn mittlerweile war sie als Anwaltsgehilfin in einer Kanzlei im Rockefeller Center tätig. Jedes Mal wenn mich Mama zu Fafa brachte, wartete er bereits vor unserem Hochhaus auf mich: mit grauem Fedora auf dem Kopf und in einem Trenchcoat an sein Auto gelehnt, die Pistole an der Hüfte, italienischer Stil alter Schule. »Da ist ja mein Mädchen!«, rief er, sobald ich aus der Drehtür unseres Gebäudes trat. Nur Augenblicke später befand ich mich ordentlich angeschnallt auf dem Weg zu dem einzigen anderen Haus außerhalb unserer Wohnung, in dem ich mich wahrgenommen fühlte. Meine Nana und mein Fafa – und später mein Bruder Cole, der zehn Jahre jünger ist als ich – waren Craigs größte Geschenke an mich.

Doch selbst bei so engagierten Großeltern hatte ich schon früh ein gutes Gespür für die Wahrheit: In dieser Welt gab es nur meine Mutter und mich. Das war alles. Sie war mein Mensch, und ich war ihrer. Das wurde nie laut ausgesprochen, aber das Gefühl durchdrang jedes unserer Gespräche. Auf einem meiner Lieblingsfotos, mittlerweile verknickt und verblasst, schaut mich meine Mutter an, ihre Haare fallen über ihr kariertes Shirt, und ihr Blick ist sanft. Ich, damals drei, sitze ruhig an ihrer Seite. In ihren Augen erkenne ich Güte. Ich sehe die tiefe Liebe zu ihrem einzigen Kind, einem Baby, das sie einst mutig behalten hat. Ich sehe eine Frau, deren Vater zu früh verstorben ist, und eine Mutter, die entschlossen ist, ihr kleines Mädchen vor den schärfsten Kanten des Lebens zu beschützen. Ich sehe eine Person, die angesichts des mageren Gehaltsschecks einer Anwaltsgehilfin zum Himmel gebetet hat, ihr zu helfen, mich fest zu erden.

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Ein prägendes Erlebnis meiner Kindheit begann mit einer schlichten Frage: »Habt ihr Platz für ein Klavier?«

Im Frühjahr 1987 besuchten meine Mutter und ich unsere Nachbarn im Gebäude an der Ninth Avenue des Manhattan Plaza. Während ich mit meiner Freundin spielte, unterhielten sich unsere Mütter. Die Mom meiner Freundin erwähnte, dass die Familie bald umziehen würde. Ihr Mann, Musiker und Klavierstimmer von Beruf, besaß ein überzähliges Klavier. Darum stellte sie meiner Mutter die Frage, die meinen Lebensweg veränderte: Hatten wir Platz für ein Pianino? »Ich würde es gern nehmen«, antwortete Mommy, ohne zu zögern.

»Also, wenn du es zu euch transportieren kannst«, sagte die Frau, »könnt ihr es haben.«

Eine Woche und fünfzig Dollar später tauchten zwei Männer von Beethoven Pianos auf und luden das Klavier auf eine Art Sackkarre, während ich von unserem Wohnzimmerfenster aus zusah. Als die Möbelpacker es über den zentralen Innenhof zu unserem Hochhaus in der Tenth Avenue schoben, schaukelte es hin und her, dann rollten sie das Instrument in den Lastenaufzug und schließlich durch die Tür in unser Apartment. Seit diesem Nachmittag, an dem das Klavier mitten in unser Wohnzimmer gerückt wurde, änderte sich viel.

Als ich zum ersten Mal ein Klavier sah, war ich fasziniert. Meine Kindergärtnerin, Miss Hazel – eine ehemalige Tänzerin, die ihren Schülern die Welt des künstlerischen Ausdrucks öffnen wollte –, inszenierte mit uns immer Stücke wie Cats und Dreamgirls, und für die Rollen mussten wir vorsprechen. Einmal wurde ich ausgewählt, die Dorothy in Der Zauberer von Oz zu spielen, und so entdeckte ich, dass ich eine Stimme hatte und sie liebend gern einsetzte.

Doch vor allem zog mich das Klavier an. Miss Hazel lud häufig Musiker ein, die in unserer Schulaula für uns auftraten. Und eines Nachmittags setzte sich eine Frau an das Piano, und ihre langen, schlanken Finger tanzten anmutig über die Tasten aus weißem Elfenbein und schwarzem Ebenholz. Der ursprüngliche Reiz auf mich war rein optisch: Mir gefiel, wie das hölzerne Instrument dastand – stolz und unverrückbar – und sein klotziges Äußeres gleichzeitig einen Kontrast zur Anmut der glatten, glänzenden Tasten bildete. Nachdem die Aufführung an diesem Nachmittag zu Ende war, blieb ich noch etwas in der Aula, damit ich mit meinen kleinen Fingern über die Tasten streichen konnte, und bewunderte gleichermaßen den Klang wie die Schönheit des Klaviers.

Mommy musste mich nie zum Klavierspielen antreiben; als Erstklässlerin und noch bevor wir das Piano der Nachbarn bekamen, fragte ich sie, ob ich Klavierunterricht nehmen dürfte, und sie war einverstanden, obwohl sie vermutlich gleich ausrechnete, wie viele Überstunden sie machen musste, um die Klavierstunden zu bezahlen. Als Fafa hörte, dass ich Unterricht nehmen wollte, kaufte er mir ein elektrisches Keyboard, das klein genug war, um es in der hintersten Ecke unseres Wohnzimmers zu verstauen. Margaret Pine, eine Pianistin, die meiner Mutter sehr empfohlen worden war, wurde meine einzige Klavierlehrerin – von meinem sechsten Lebensjahr bis zum Highschool-Abschluss. Vom ersten C-Dur-Akkord an, den ich anschlug, war ich vollkommen hingerissen.

Damals war meine Mutter bereits entschlossen, mich mit einer Aktivität nach der anderen zu beschäftigen – einerseits, um meine Muse zu entdecken, und andererseits, um mich aus dem Ärger in unserem dafür bekannten Viertel herauszuhalten. Auf meinem Terminkalender landeten schließlich Tanzkurse bei Alvin Ailey, Turnen und Ballett. Lecke Brown, ein Bekannter meiner Mutter, verhalf mir sogar zu meinem ersten Fernsehauftritt: Mit vier Jahren spielte ich Maria, eine Spielkameradin von Rudy Huxtable in Die Bill Cosby Show. Ich genoss die Schauspielerei, aber während ich heranwuchs, kehrte ich ein ums andere Mal zu der Kunstform zurück, die mich immer noch am stärksten reizte – das Klavierspiel. So wunderbar Fafas Keyboard auch war, es vermittelte mir nicht das gleiche Empfinden und besaß nicht den gleichen Klang wie ein echtes Klavier. Insgeheim sehnte ich mich nach einem Piano wie dem in der Schule. Deshalb hatte ich an diesem Nachmittag, als unser gebrauchtes Klavier über die Türschwelle geschoben wurde, das Gefühl, einen Steinway-Flügel zu erben.

Dieses Klavier war zwar verbeult, zerkratzt und stark verstimmt. Mommy meinte, es war wohl eines jener Instrumente, die selbsttätig spielen konnten, ein Relikt aus den 1920er- und 30er-Jahren. Der Selbstspielmechanismus war entfernt worden, aber der Platz dafür war noch immer da. Die vergilbten Tasten waren an einigen Stellen stark beschädigt. Die Klavierbank mit den schiefen Beinen und dem kaputten Polster passte eigentlich nicht zu dem Klavier; das Holz hatte einen ganz anderen Farbton. Und doch war es gerade die Unvollkommenheit – die Art und Weise, wie die Bank und das Klavier einander nicht ähnelten, was der Hautfarbe meiner Mutter und mir entsprach –, die alles so perfekt machte.

Das Klavier wurde umgehend zu unserem Wohnraumteiler und ersetzte den chinesischen Paravent, den wir bis dahin benutzt hatten. Meine Mutter hatte ihr erstes Apartment in dem Gebäude mittlerweile gegen eine Zweizimmerwohnung getauscht. Sie hatte versucht, an eine Dreizimmerwohnung zu kommen, damit jede von uns ein eigenes Reich hatte, aber die Hausverwaltung lehnte das ab. Wäre ich ein Junge gewesen, erklärte man ihr, hätten wir eine Dreizimmerwohnung haben können; ich schätze, man ging davon aus, ein Mädchen könnte auch ebenso gut bei der Mutter schlafen. Im Laufe der Jahre wurde diese kleine Wohnung oft umgestaltet. Zeitweise richtete sich meine Mutter mit ihren Sachen im Wohnzimmer ein und überließ mir das Schlafzimmer. Ein anderes Mal diente unser hohes Bücherregal als Raumteiler, während das Klavier an einer Wand stand. Aber den größten Teil meiner Kindheit markierte das Klavier die Grenze meiner beiden Welten. Mein Futon und meine Kommode befanden sich auf der einen Seite des Wohnzimmers. Unsere Couch, der Fernseher und der Schallplattenspieler sowie unser kleiner Esstisch standen auf der anderen Seite.