Eckhard Lange
Allerleireim
Gedachten und Gedichtetes für Menschen mit Humor
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Inhaltsverzeichnis
Titel
1. Durchs Jahr gemeckert
2. Dichter und Denker - reloaded
3. Hauptsache gesund? - wie langweilig!
4. Ein garstig Lied - Pfui! ein politisch Lied!
5. Dumme Gedanken?
6. Protestanten-Schmäh
7.Katholisch gelächelt
8. Jüdische Ironie
Impressum neobooks
Eckhard Lange: Allerleireim
Gedachtes und Gedichtetes für Menschen mit Humor
Vorweg vermerkt:
Die armen Reimer, die noch dichten
und sich nach einem Versmaß richten,
die noch auf die Grammatik achten
und die nach einem Endreim trachten –
dem Reim, der nicht nur hinten passt,
der obendrein den Sinn erfasst
und den Gedanken vorwärts bringt
(dabei nicht zu bescheuert klingt!) –
die haben's mit dem Dichten schwer,
denn Lyrik kommt heut anders her:
Dort ist Gereimtes provinziell.
Geurteilt ist fürwahr recht schnell,
wenn man das Handwerk so verachtet
und nur aufs Ausgefall'ne achtet.
Vielleicht bin ich ja gar kein Dichter,
und wenn, dann bloß ein furchtbar schlichter.
Ich bleib bei Vermaß, Reim und Sinn,
auch wenn ich ewig gestrig bin.
Zum neuen Jahr
Was soll das neue Jahr denn andres bringen,
als was im letzten schon mal schiefgelaufen ist?
Wieso zu guten Vorsätzen sich zwingen,
die man in ein paar Tagen sowieso vergisst?
Und überhaupt: Der erste Januar
ist doch ein Tag wie alle sonst im Jahr!
Wem sollen Feuerwerk und Böller nützen
als nur dem Supermarkt, der sie verkauft?
Meint ihr, es würde euch vor Unheil schützen,
wenn ihr Silvesterabend teuren Schampus sauft?
Denn wirklich sicher wissen wir doch bloß:
Unsicherheit bleibt weiter unser Los.
Leg dich zum Jahreswechsel ruhig schlafen,
verstopf die Ohren, wird der Krach dir sonst zur Qual!
Und mit Verachtung solltest du bestrafen
das ganze blöde Zwölf-Uhr-Count-down-Ritual.
Kriegst du den ganzen Rummel gar nicht mit,
dann bist fürs neue Jahr du eher fit.
Neujahrswunsch
Mein einziger Vorsatz fürs kommende Jahr:
Ich mach' endlich jene vom letzten wahr.
Gleich morgen, da fang' ich nun wirklich an!
(falls ich mich an die alten erinnern kann)
Erinnern mag gut sein, Vergessen ist Glück.
Wer schaut schon gern auf's Versagen zurück!
Schwachsinniger Frohsinn
Bewahre uns, Herr, vor dem Karneval,
vor Fasching und ähnlicher Narretei!
Schenke uns bald das Ende der Qual,
denn Aschermittwoch ist alles vorbei.
Zu dümmlich die Witze, zu platt der Humor,
für den man noch Orden verleiht;
bei jedem Gag singt der Saal stets im Chor
„au-au-au“ – zum Schwachsinn allzeit bereit!
Und ist man besonders abgefeimt
beim Vortrag dort in der Bütt,
dann wird der Unsinn auch noch gereimt –
oder gesungen. Alles schunkelt mit!
Damit du stets im Bilde bist,
wann ein Narr befehlsgemäß lacht,
ersannen sie diese entsetzliche List:
Dann wird einfach „Täterä“ gemacht.
Verflucht die fünfte Jahreszeit!
Vier sind schon mehr als genug.
Wir sind diese Elferräte leid
und auch ihren Karnevalszug!
Ländliche Idylle
Im März holt der Bauer den Traktor heraus;
er bringt auf den Feldern viel Gülle jetzt aus.
Er mischt Fungizide gleich auch noch dazu,
so lassen die Pilze das Korn schön in Ruh.
Im Stall seine Hühner, die haben es schön:
Sie brauchen nicht weit bis zum Futter zu gehn.
Ein Schrittchen bloß vor und eins wieder zurück –
je kleiner der Käfig, je größer ihr Glück.
Der Tierarzt, der Gute, der darf jetzt nicht ruhn,
er hat ja genug mit der Spritze zu tun.
Die Kühe, die Schweine, sie werden gedopt;
man hat es im Sport ja schon gründlich erprobt.
So geht unter Arbeit das Frühjahr vorbei.
Und alles wächst prächtig, es ist ja nicht neu:
Kein Kräutlein behindert den Weizen, den Mais.
Herbizide sind nötig, wie jedermann weiß.
So landet die Ernte schön verpackt im Regal,
wir haben als Kunden die Freiheit der Wahl.
Was drin ist, weiß keiner, das kommt niemals raus –
Prost Mahlzeit, ihr Leute, beim fröhlichen Schmaus.
Pollenflug
Jetzt ist sie wieder da, die Zeit,
in der so richtig alles blüht
und deine Nase trieft und glüht.
Natur erwacht. Es ist soweit.
Kaum trittst du frohgemut hinaus,
willst dich erfreun am Sonnenschein,
schon setzt das Augenjucken ein.
O holder Frühling? Fall doch aus!
Was fliegt nicht alles kreuz und quer!
Weidenkätzchen, Linde, Heu -
alles neu macht der Mai!
Verdammt! Wenn bloß bald Winter wär!
Frühlingslieder
I.
Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus
Da hockt der, der Pech hat, seit Wochen schon zuhaus.
Die Nase, die arme, ist immer mehr verstopft,
und aus deinen Augen rinnt's immer mehr und tropft.
Du niest bloß und weinst nur, dein Antlitz rötet sich;
verquollen die Augen: Das war der Wegerich!
Die Pappel, die Erle – ach, gäbe es die bloß nicht mehr!
Eins wünsch ich im Mai schon: Daß es bald Winter wär.
II.
Alle Pollen sind schon da,
alle Pollen – ALLE!
Weidenkätzchen, Haselstrauch
und die Gräser blühen auch,
alles fliegt beim kleinsten Hauch,
wird dir jetzt zur Falle.
Was sie dir verkünden jetzt,
nimm es dir zu Herzen.
Vergiß nie dein Taschentuch,
gehst du einmal zu Besuch.
Draußen sein wird dir zum Fluch,
bringt bloß Leid und Schmerzen.
Frühlingsgefühle
Wenn jedes Blümlein plötzlich sprießt
und alles wächst und treibt und schießt,
packt Uralt-Bäume Leidenschaft,
und sie durchströmt ein Zaubersaft.
Die Jungfrau sich das Blondhaar kämmt,
der Jüngling trägt ein modisch Hemd,
und auch den alten Lebemann
rührt da der Frühling plötzlich an.
Die Kleine an der Kasse 8
hat er schon mehrfach angemacht.
Doch die war peinlich bloß berührt
und hat ihn lächelnd abserviert.
Ihr Minirock macht ihn verrückt,
ihr Ausschnitt hat ihn schier verzückt.
Er merkt nicht, wie der Lenz ihn foppt –
da hat sein Ischias ihn gestoppt.
Sommer
Den Sommer kann man doch nur hassen!
In jedem Garten qualmt ein Grill –
Gestank und Lärm und „Hoch die Tassen!“
Wo ist die Luft noch rein und still?
Der Sommer ist so was von öde!
Das Schwimmbad voll bis hin zum Rand,
die Leute bräunen sich wie blöde
und haben nachher Sonnenbrand
Im Sommer gibt’s rein nichts zu holen,
Theater, Oper – alles dicht.
Im Fernsehn höchstens Dieter Bohlen –
dem Geist droht der Totalverzicht.
Scheint mal die Sonne, herrscht gleich Hitze.
Dann Dauerregen wochenlang,
und du umrundest manche Pfütze.
Nein, solch ein Sommer macht bloß krank!
Ja, wirklich: Sommer sind zu hassen.
Doch kommt der Herbst dann nebelschwer,