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Steintór Rasmussen

Rache aus der Tiefe des Meeres

Ein Färöer-Krimi

Band 2

Martin Schürholz (Übersetzer)

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Thriller

Rasmussen, Steintór : Rache aus der Tiefe des Meeres. Ein Färöer-Krimi. Hamburg, edition krimi 2020

1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-946734-31-4

Dieses Buch ist auch als eBook erhältlich und kann über den Handel oder den Verlag bezogen werden.
ePub-eBook: 978-3-946734-32-1

Übersetzer: Martin Schürholz
Satz: 3w+p GmbH, Rimpar
Umschlaggestaltung: © Annelie Lamers, edition krimi
Umschlagmotiv: © Steintór Rasmussen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.d-nb.de abrufbar.

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Gedruckt in Deutschland

Das größere Problem aber war sein Vater, bei dem zuletzt alles schiefgelaufen war. Er war im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder gekommen. In den letzten Monaten war er nur noch selten mit zum Fischen ausgefahren. Da er immerzu betrunken war oder an den Folgen eines Saufgelages litt, hatte niemand mehr Interesse daran, ihn mitzunehmen. Sein eigener Vater, auf den er früher so stolz gewesen war! Auch seine Mutter war ihn inzwischen leid. Sie hatte ihre liebe Not damit, all ihren Verpflichtungen gerecht zu werden. Sowohl bei der Arbeit als auch zu Hause. Und auch die Betreuung seiner Schwester, die nach wie vor in einer Wohngruppe lebte, erforderte viel Zeit und Kraft.

Der Mensch ist ein schwaches Geschöpf. Die meisten sind böse und haben ihre helle Freude daran, wenn es dem anderen schlecht geht. Aber trotzdem wagte es niemand mehr, ihm etwas anzutun. Er war stärker als fast jeder andere. Wenn ihm Unrecht widerfuhr, schlug er zu. Woanders hatte er das schon häufiger getan als hier und heute zu Hause. Allerdings nie zum Vergnügen, sondern immer nur, um sich selbst zu schützen. Oder die, die auf seiner Seite standen. Er brauchte sich vor niemandem zu fürchten. Eines Tages jedoch hatte ihn seine Mutter gefragt, ob er eigentlich Angst vor Frauen habe. Nicht, um ihn zu verletzen, sondern nur um ihn darin zu bestärken, dass er doch genauso tüchtig und fähig sei wie alle anderen Männer auch. Aber diese Frage hatte ihm nicht gefallen. Er hatte sich gefühlt, als hätte ihm jemand mit dem Hammer vor die Brust geschlagen. Ihn an seiner empfindlichsten Stelle getroffen. In diesem Augenblick war es um Gefühle gegangen, die er nicht in Worte fassen konnte. Um Minderwertigkeitskomplexe, die in seinem Körper stritten. Und um fehlendes Selbstvertrauen, das ihm schon seit seiner Kindheit zu schaffen machte. Daher hatte er die Frage seiner Mutter nur mit einem stechenden Blick beantwortet. Oft hatte er geglaubt, dass ihn die Mädchen fürchteten und sich deshalb nicht trauten, ihm näherzukommen. Sich von ihm fernhielten, so wie er sich von ihnen fernhielt. Die Realität war beileibe nicht so glanzvoll wie die Geschichten, die er aus den Märchen kannte. Auch wenn er nach wie vor innerlich davon träumte, der große Nichtsnutz auf dem schwarzen Pferd zu sein, der von weit her geritten kam, um die Prinzessin vor dem Bösen zu retten.

Aber sein Leben war nicht auf Glück und Liebe ausgerichtet. Im Gegenteil, er war im Laufe der Zeit immer einsamer geworden. Das Pferd Grani war sein einziger Freund. Es kam stets zu ihm und tat das, um das es gebeten wurde. Es trug ihn über Berg und Tal. Hinaus in die wunderbare Natur. Weit weg von all den niederträchtigen und gemeingefährlichen Menschen. Auch er war nun ein erwachsener Mann. Seine Einöde ermöglichte es ihm, zusammen mit Grani ein harmonisches Leben zu führen. Er konnte tun und lassen, was er wollte. Und auf eigenen Füßen stehen. Aber seine Familie wollte er auch weiterhin unterstützen. Und das mit ganzem Herzen. Während seiner Kindheit und Jugend waren seine Eltern sein Ein und Alles gewesen. Es gab so viele schöne Momente, sowohl bei der Arbeit als auch beim Spiel, an die er sich Zeit seines Lebens zurückerinnern würde. Daher fiel es ihm schwer zu akzeptieren, dass sein Zuhause dabei war, sich in Luft aufzulösen. Aber trotzdem jeden Tag ein Auge auf seinen Vater werfen zu müssen, das war selbst für ihn zu viel des Guten.

An diesem Abend war dieser unfassbar gemein und ungerecht gewesen. Er hatte seine Mutter beschuldigt, nur noch an sich selbst zu denken. Lautstark hatte er ihr alle möglichen Dinge an den Kopf geworfen und sich selbst zum klügsten Mitglied des Hauses ernannt. Sein ganzes Leben lang habe er kein anderes Ziel verfolgt, als die Familie zu versorgen. Ohne sein hart verdientes Geld wäre seine Frau ein Nichts. Ebenso sei es einzig und allein sein Werk gewesen, das Haus auf Vordermann zu bringen. Er habe sogar die Schwiegereltern ertragen. Auch das sei alles andere als einfach gewesen. Immerzu sei er auf dem Meer gewesen und habe seine Knochen hingehalten. Er habe weitaus mehr zum Unterhalt beigetragen, als es sein Schwiegervater jemals getan hatte. Während sie die Pflegeschule besucht hatte, hätte er zusätzlich in der Fischfabrik gearbeitet und die Leinen mit Ködern bestückt. Es sei verdammt nochmal nicht seine Schuld gewesen, dass es ihm nicht gelungen war, die Führungsberechtigung für das neue Schiff von Magnus Sunnandal zu erlangen. Er selbst könne ein Schiff weitaus besser steuern als jeder andere hier auf den Inseln.

„Wer weiß schon mehr über Strömungen, Boote und Fanggründe als ich? Sagt es mir!!“

Sein Vater hatte brüllend mit der Faust auf den Tisch geschlagen, so dass die Teller für das Abendessen nur so klirrten.

„Vielleicht Magnus selbst, hä? Dieser verfluchte Wortbrecher! Antwortet mir!“

Seine Mutter hatte mit weichen Knien versucht, das zu retten, was noch zu retten war. Mit zitternder Stimme hatte sie gesagt:

„Magnus Beinir ist ausgebildeter Bootsführer. Die Bedingung dafür, auf der Brücke zu stehen und die Verantwortung an Bord tragen zu dürfen, ist ein bestandenes Examen. Das weißt du doch, Jóhannus.“

„Examen!? Ich sollte sämtliche Bootsführerpapiere verbrennen und diesen Teufel von Lehrer an den Groß- und Magnus an den Segelmast hängen.“

Er war wütend vom Tisch aufgesprungen und hatte mit seinem Arm wild in der Luft herumgeschlagen. Dabei hatte seine Hand das Wohnzimmerregal getroffen, auf dem das Radio und ein gefüllter Aschenbecher gestanden hatten. Alles war zu Boden gestürzt. Und über ihr Abendessen hatte es Asche geregnet.

„Geh und leg dich hin“, sagte die Mutter, sichtbar aufgewühlt von der Situation. Sie hatte die Nase gestrichen voll, bemühte sich aber, so gut es ging, die Fassung zu wahren. Sie konnte ihren Mann nicht ertragen, wenn er in dieser Stimmung war.

„Glaubst du wirklich, ich hätte vor, jetzt ins Bett zu gehen? Das hättest du wohl gerne. Damit du einmal mehr ungestört ausgehen und dich amüsieren kannst.“

Er hatte begonnen, seine Frau zu demütigen und gemein zu ihr zu sein. Als wenn sie der Ursprung allen Übels wäre. Die Trinkerei hatte seine Persönlichkeit verändert. Er fühlte sich von Eifersucht und Minderwertigkeitskomplexen verfolgt. Und ließ sich nun alles Mögliche einfallen, was er ihr an den Kopf werfen konnte. Dinge, die sie getan haben sollte, als er auf dem Meer war.

Mutter war zutiefst verletzt und schaute ihn an. Wie ekelhaft er geworden war! Er war nicht mehr wiederzuerkennen. Sie hatte ihn nach der grauenvollen Abschlussprüfung in 2012 sehr bedauert und wohlwollend behandelt. Als er damals niedergeschlagen und betrunken nach Hause kam, hatte sie versucht, ihn zu verstehen, zu trösten und sich mit der Situation abzufinden. Auch wenn es ihr ungerecht und unwirklich erschien. Jóhannus Martin hatte die Schule so ernst genommen. Er hatte sein Examen lange geplant und sich gut darauf vorbereitet. Und trotzdem hatte er einen Schuss vor den Bug bekommen. Aber er dürfe sich jetzt um alles in der Welt nicht so hängen lassen. Vielmehr solle er beantragen, im Herbst eine zweite Facharbeit bei der Seefahrtsschule einreichen zu dürfen, um so seine Prüfung zum Küstenschiffer vielleicht doch noch anerkannt zu bekommen. Das würde zwar eine harte Zeit für sie alle werden, aber als Team würden sie auch diese Hürde meistern. Sie als Familie würden schon zusammenhalten. Da wäre sie sich sicher, hatte sie versucht, ihn aufzumuntern. Aber sie hatte sich geirrt. Ihr Mann hatte nicht die geringste Absicht, sich noch einmal nach Norðvík zu begeben. Das sei jedenfalls sicher. Und wenn doch, dann höchstens, um diesem Teufel den Kopf abzureißen. Er hatte sich auf einen Lehrer eingeschossen, der Tummas Pól genannt wurde. Anfangs war er es, dem er die ganze Schuld zugewiesen hatte. Doch dann hatte sich seine Wut gegen Magnus Sunnandal gerichtet, der ihm damals die Möglichkeit eröffnet hatte, eigenständig ein Fischerboot zu führen, einen Vierzigtonner. Er müsse nur die erforderlichen Papiere vorlegen können. Aber nichts war daraus geworden. Und nach einer gewissen Zeit hatte sich seine Verbitterung auf die gesamte Gesellschaft ausgeweitet. Seitdem bekam auch immer wieder die Familie ihr Fett ab. Der einst so strebsame, umgängliche und willensstarke Mann war weder erneut zur Schule noch zurück aufs Meer gegangen. Nur noch gelegentlich nahm er an kürzeren Fangtouren teil. Und immer seltener wurde er beim Beködern oder in der Fischfabrik gesehen. Seine Einnahmen reichten kaum zu mehr als für seinen Tabak- und Schnapskonsum. Schon bald sah er sich gezwungen, sich Mut anzutrinken, um sich überhaupt unter Leute zu wagen. Nach nur wenigen Jahren war er für die Arbeit auf See und auch an Land nicht mehr zu gebrauchen.

„Schimpf dich nur aus, Frau. Du hast doch von richtiger Arbeit gar keine Ahnung. Eine medizinische Hilfskraft, dass ich nicht lache. Fährst abends zu den Menschen hin. Trinkst Tee und machst den alten Männern schöne Augen. Und deine eigene Tochter schickst du in ein Heim für Behinderte. Was bist du für eine Mama, die …“

Er wollte es seiner Mutter ersparen, noch weitere dieser verächtlichen Kommentare über sich ergehen lassen zu müssen. Und so versetzte er seinem Vater einen harten Schlag ins Gesicht. Als er ihn wie eine gefällte Eiche auf dem Boden liegen sah, Speichel aus dem Mund und Blut aus der Nase rinnend, kam ihm der Gedanke zum ersten Mal: Warum nur war Papa so geworden? War es wirklich er, der es verdient hatte, geschlagen und bestraft zu werden?

ES WAR NICHT möglich, die Kinder an einem so schönen Sommertag im Haus festzuhalten. Die Sonne strahlte vom Himmel, und die Vögel sangen, als wenn nichts passiert wäre. Das Elternpaar, das hier im Dorf ihre Ferien verbrachte, hatte die Jungen angewiesen, sich nicht allzu weit von den Häusern zu entfernen. Sie sollten auf keinen Fall weiter als bis oben zu den Steinzäunen gehen. Und sich vor fremden Männern in Acht nehmen, vor allem denjenigen, die alleine unterwegs waren. Es hatte sich so angehört, als wäre das Haus des alten Lehrers, den man in der Nacht zum Sonntag erhängt in seinem Schuppen gefunden hatte, zusätzlich in Brand gesetzt worden. Für sie war es unbegreiflich, dass die Färöer ausgerechnet in der Woche von einem solchen Vorfall erschüttert werden mussten, in der sie nach Gjógvará gekommen waren, um ein paar ruhige Tage zu verbringen. Schon seit Jahren lebten sie in einer Dreizimmerwohnung im Kopenhagener Stadtteil Nørrebro, wo es an der Tagesordnung war, tagsüber heulende Sirenen zu hören und abends Blaulichter zu sehen. Die Familie hatte sich auf ihren Aufenthalt auf den Färöer-Inseln gefreut. Die Mutter des Mannes stammte aus Gjógvará, ihr Elternhaus stand einen großen Teil des Jahres leer. Er hatte gedacht, dass es nett sein könnte, seiner Frau einen romantischen Urlaub in diesem großartigen Ort zu bieten, mit dem er selbst stark verwurzelt war und in dem auch heute noch einige seiner Verwandten lebten.

Sie standen auf den Treppensteinen und beobachteten, wie ihre Söhne selbstbewusst und fröhlich bachaufwärts zogen. Sie waren mittlerweile 12 bzw. 10 Jahre alt und verfügten über eine gute Kondition. Auch sie hatten der Reise gespannt entgegengefiebert. Sie waren natürlich neugierig und voller Vorfreude, endlich das etwas abgelegene, abgebrannte Haus in Augenschein zu nehmen. Es sollte nur ein kleiner Spaziergang werden, hatten sie ihren Eltern gesagt. Wenn sie dem Bach folgten, würden sie sich am besten zurechtfinden. Sie hatten gelernt, der färöischen Natur mit Respekt zu begegnen. Überall bestand die Gefahr, von oben in die Tiefe zu stürzen oder sich im Nebel, der oft plötzlich die Berge hinaufgeschlichen kam, zu verirren. Nein, sie würden schon nichts riskieren. Obgleich die beiden im Flachland aufwuchsen, waren sie wirklich besonnen, Jørn und Jeppe.

Und trotzdem konnte es Jette Lillefugl nicht lassen, ihrem färöischen Mann ihr Unbehagen auszudrücken. Sie hätte es für besser gehalten, wenn sie alle gemeinsam einen Gang durch die Natur gemacht hätten. Aber was hätten sie an einem solchen Sonntag schon Bedeutsames unternehmen sollen? In wenigen Tagen würden sie ihre Verwandten in Tórshavn besuchen, und dann würden sie alle zusammen eine Bootstour machen, hatte er erwidert. Es war das erste Mal, dass Jette die Färöer besuchte. „Das sicherste Land der Welt“, hatte ihr Mann gesagt. Hier würden die Kinder bis abends spät herumlaufen und draußen spielen können. Egal, wie anständig und friedlich die Insulaner auch sein mochten, aber einige schwarze Schafe gäbe es doch überall, fand sie. Die Jungen hätten nun aber versprochen, in der Nähe des Ortes zu bleiben und sich nicht allzu weit von den Häusern zu entfernen. Sie seien ja keine Kleinkinder mehr, beendete er ihre Unstimmigkeit.

Jørn und Jeppe waren beeindruckt. Auch wenn sie es nicht wagten, über die Absperrung zu klettern, war es aufregend für sie, so dicht an diesem abgebrannten Haus zu stehen. Man konnte erahnen, dass das Feuer an den Dachüberständen gezündet worden war. Um die kleinen Fenster herum war alles kohlrabenschwarz. Auf dem Grundstück selbst stand ein Mann in Polizeiuniform, so dass Unbefugte keine Chance hatten, dem abgesperrten Gebiet zu nahe zu treten. Für die beiden Jungen war es ein eigenartiges Gefühl, darüber nachzudenken, dass drüben im Schuppen heute Nacht ein toter Mann gehangen hatte. Überdies hatten sie mitbekommen, dass hier in der Gegend auch nach einer vermissten Frau gesucht wurde.

Sie folgten dem Bachlauf weiter aufwärts, so dass sie das Anwesen des Lehrers und den ganzen Ort von oben überblicken konnten. An einem so herrlichen Tag wäre es sicher cool, ein Selfie zu machen. So würden sie ihren Klassenkameraden in Dänemark etwas zu zeigen haben. Voller Tatendrang stiegen sie weiter zum großen Steinzaun hinauf, von wo der Blick über das ganze Tal reichen würde. Von dort würden sie sowohl die beiden abgebrannten Gebäude als auch einen Großteil des Dorfes auf ihr Foto bekommen. Der Weg war nicht besonders steil, aber das Terrain sumpfig und stellenweise mühsam zu begehen. Obwohl die beiden gut zu Fuß waren, mussten sie aufpassen, dass sie nicht in der feuchten Erde versanken. Es wäre doch zu dumm, auf einmal bis zu den Knöcheln im Morast zu stecken. Als sie die Höhe erreicht hatten, bekamen sie wieder trockenen Boden unter den Füßen. Der Löwenzahn auf den Wiesen war groß und prächtig gewachsen, er erinnerte an einen wunderschönen gelben Teppich. Jørn, der jüngere der beiden Brüder, sprach davon, auf dem Rückweg einen Blumenstrauß für ihre Mama pflücken zu wollen. Jeppes Gedanken dagegen hingen ganz woanders. Zunächst galt es, das Foto zu machen. Vielleicht sollten sie dazu auf einen der Felsblöcke hinaufklettern? Von dort würde die Aussicht am allerbesten sein. Jeppe war der größere und schnellere der beiden. Er setzte seinen Fuß auf die Kante und zog sich auf den runden, moosbewachsenen Felsen hinauf. Jetzt würde er seinem Bruder helfen können. Jeppe hatte gerade vor, Jørn die Hand zu reichen. Aber plötzlich konzentrierte sich sein Augenmerk auf etwas ganz anderes. Der Bewegungsfluss seiner Hand wurde langsamer. Dann deutete sie auf einen großen Steinhaufen.

*

„Der Sohn des umgekommenen Seemanns heißt Greipur Mikkelsen und ist 27 Jahre alt. Er ist in den letzten Jahren nur noch wenig auf der Südinsel gewesen. Er hat ein Haus in Eysturdalur. Seine Oma ist gebürtig von dort. So wie es aussieht, lebt sie jetzt in Norðvík im Altersheim.“

Was hatte sie sonst über Greipur erfahren? Jórun schaute die anderen an. Soeben hatte sie mit ihrer Tante gesprochen, die – sofern es um andere Leute ging – eine sehr zuverlässige Quelle war.

„Worauf warten wir noch?“, wollte Ronja wissen. Sie stand schon in Jacke und Schuhen bereit, um sich auf den Weg zu machen.

Jórun wagte es noch nicht, ihr Handy zur Seite zu legen. Sie war sich nicht sicher, ob sie zusätzlich jemand anders anrufen sollte oder ob die Auskünfte dieses einen Informanten für ihr Vorhaben ausreichten.

„Tante Hilda hat selbst schon recherchiert und Erkundigungen eingezogen. Aber weder sie noch jemand anders, mit dem sie gesprochen hat, haben sich vorstellen können, dass Greipur in der Lage sei, sich etwas so Schreckliches einfallen zu lassen. Der Junge sei sehr scheu und mache sich nur wenig aus anderen Menschen. Seine Liebe gelte eher seinem Pferd und anderen Haustieren. Aber er sei groß und seine Stärke weithin bekannt.“

„Nein, aber es macht jetzt keinen Sinn, sich zu fürchten. Los geht’s. Lasst uns zu diesem Haus in Eysturdalur fahren und herausfinden, ob dieser Mann an einer weiteren Straftat herumtüftelt. Lina, habt ihr das Auto dabei?“

„Was zum Teufel hast du vor, Ronja? Willst du etwa losrennen und dem Mörder direkt in die Arme laufen? Sollte Greipur Tummas Pól umgebracht und auch Bjørg in seiner Gewalt haben, dann ist er kein Knuddelbär, sondern eine Bestie. Sollte sich jedoch herausstellen, dass nicht er diese Verbrechen begangen hat, dann belästigen wir einen unschuldigen Mann. Was willst du denn sagen oder tun, wenn wir nach Eysturdalur kommen und diesem Riesen gegenüberstehen? Wäre es nicht richtiger, die Polizei zu informieren und Jákup entscheiden zu lassen, welche Häuser näher überprüft werden sollten und ob jemand festzunehmen ist oder auch nicht?“

„Verdammt, Lina. Möchtest du wirklich, dass wir den ganzen Tag hier im Haus sitzen, diskutieren und bis ins letzte Detail durchdachte Schlussfolgerungen ziehen? Entweder ihr kommt jetzt mit, oder ich laufe alleine nach Eysturdalur. Notfalls klaue ich auch ein Auto“, schrie sie mit tränenerstickter Stimme. „Mein Gott, wir sind doch erwachsene Menschen. Wenn es erforderlich werden sollte, einen Mörder zu überwältigen, dann schaffen wir selbst das. Von mir aus können wir die Polizei anrufen und ihr Bescheid geben, wenn wir unterwegs sind. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir keine Zeit zu verlieren haben. Sollte sich die Polizei erst jede Kleinigkeit von uns erklären lassen, um dann die Wahrscheinlichkeit abzuwägen, inwieweit Greipur tatsächlich als Täter in Frage kommen könnte, dann verginge mindestens der ganze Abend und der morgige Tag noch dazu. Ich kenne das. Es braucht halt seine Zeit, diese gesetzestreuen Autoritäten zu überzeugen. Kommt mit! Mein Gott … steht doch nicht nur da herum wie die Ölgötzen. Es gilt jetzt und sofort. Vielleicht ist der Mann schon dabei, Bjørg umzubringen. Sie könnte sterben, während wir hier sitzen und in Handlungsunfähigkeit ersticken. Wenn wir Pech haben, ist es jetzt schon zu spät. Gebt euch einen Ruck!“

Lina und Dennis standen zögernd in der Küche. Jórun fingerte in der obersten Schublade herum, als würde sie nach einem scharfen Dolch oder einem Brotmesser suchen, mit dem sie sich, falls nötig, verteidigen könnte. Dennis sagte, dass er einen Hammer und anderes Werkzeug im Auto hätte. Hoffentlich würde er keinen Gebrauch davon machen müssen. Lina überlegte, in welchem Geisteszustand Greipur wohl sein mochte. Dieser Mann müsse krank und von tiefer Rachsucht oder Verzweiflung geprägt sein, folgerte sie, während sie hinausgingen. Alle außer Ronja schienen sich auf unterschiedliche Weise zu fürchten und zu bezweifeln, ob es richtig war, zu ihm hinzufahren. Ronja war völlig leer im Kopf. Ihre Zielstrebigkeit hatte sie wohl nur ihrem Unterbewusstsein und Instinkt zu verdanken. Ungeduldig stand sie an der Fahrertür und wartete. Es schien so, als wolle sie selbst fahren, aber das wiederum hielt Dennis nicht für vertretbar. Er meinte, er kenne das Auto besser und hätte keine Hemmungen, eventuelle Geschwindigkeitsbegrenzungen zu übersehen, das könne er ihnen versichern. Die Damen sollten sich beruhigen und einsteigen. Auch für den Fall, dass sie die Polizei anrufen oder Salar benachrichtigen wollten, sei es am besten, wenn er führe.

Als der graue BMW das schwer getroffene Dorf verlassen hatte und sie außer Sichtweite waren, erhöhte Dennis das Tempo. Die Strecke war frei von Hindernissen, und so fegten sie über die kurvenreiche, asphaltierte Landstraße das Tal hinauf. Das Chaos beim Einsteigen hatte Ronja dazu genutzt, Lina zur Seite zu drängen und selbst den Beifahrersitz in Beschlag zu nehmen. Die anderen hatten sich mehr oder weniger damit abgefunden, dass sie für diese Autotour das Kommando übernommen hatte. Niemand wusste, was nun richtig war oder falsch. Sie fühlten sich, als befänden sie sich auf einem irrsinnigen Wettrennen auf Leben und Tod. Adrenalin strömte durch ihre Adern. Und hoffnungslose Wut bestimmte ihr Gemüt. Ob sie zu voreilig handelten? Ronja wusste es nicht. Ihr Gefühlsleben war für jeden sichtbar. Niemand ahnte, was genau Bjørg zugestoßen sein mochte. Bisher hatten sie weder die Polizei noch Salar angerufen. Das würden sie nachholen können, sobald sich zeigte, dass es dringend erforderlich wäre. Die Polizei würde sich gewaltsam Zutritt zu Greipurs Haus verschaffen wollen und dazu eine große Zahl an Bereitschaftspersonal aus Tórshavn anrücken lassen, schwer bewaffnet und in Uniform. Und das erschien ihnen unnötig. Sie hatten diesem Mann gegenüber trotz allem nicht mehr als nur einen Verdacht geschöpft. Es gab weder Beweise noch einen wirklichen Hinweis darauf, dass diese Gräueltaten tatsächlich von diesem scheuen Kerl aus Suðurvágur verübt worden waren. Die Geschichte von dem Lehrer und seinem abqualifizierten Seemann gab ihnen dennoch Grund zu der Annahme, dass die Vorkommnisse der letzten Tage eng miteinander verknüpft waren. Der seltsame Reiter, den Dennis in der Morgendämmerung von der Brücke aus gesehen hatte, konnte ihre Ansicht nur untermauern. Sie fragten sich erneut, wer dieser Mann war und was er beabsichtigte. Nun waren sie auf dem Weg nach Eysturdalur, da sie in Erfahrung gebracht hatten, dass Greipur, der Sohn von Jóhannus Martin, hier zu Hause war. Ronja drehte sich erneut zu Lina und Jórun um, die beide unter großer Anspannung auf dem Rücksitz saßen.

„Lina, ruf bitte Jákup an, und sag ihm, wohin wir fahren.“

„Das würde ich ja gerne tun“, antwortete Lina. „Ich habe es nämlich schon versucht, aber es war besetzt. Soll ich stattdessen bei der Polizeiwache anrufen?“

„Ich weiß nicht“, seufzte Ronja.

„Doch, ich denke, dass du das machen solltest“, meinte Jórun. Ihre Stimme klang immer ängstlicher und unsicherer.

Dennis, der bisher schweigend am Steuer gesessen hatte, fand, dass es an der Zeit war, sich auch in ihre Diskussion einzumischen.

„Nein, eigentlich ist es egal, ob die Polizei Bescheid weiß oder nicht. Am besten fahren wir jetzt ins Dorf hinunter und spielen die Ahnungslosen. Wir sollten keinesfalls gleich mit der Tür ins Haus fallen und sofort den erhängten Lehrer ins Spiel bringen. Wenn wir so tun, als wüssten wir von nichts, sondern nur erklären, dass wir einer der Rettungsmannschaften angehören und aufgefordert worden seien, auch in den Nachbardörfern von Haus zu Haus zu gehen und die Leute zu befragen, wer vielleicht die vermisste Bjørg gesehen hat oder ihnen irgendetwas über ihren Verbleib sagen kann, dann dürfte der Mann uns kaum angreifen. Auf diese Weise müssen wir es schaffen, uns ein Bild von ihm zu machen und die Situation möglichst korrekt einzuschätzen.“

Vielleicht hatte der schweigsame Mann recht. Es geschah so selten, dass er sich überhaupt zu Wort meldete, aber wenn er einmal eine Sache in die Hand nahm, dann hörten sie ihm auch zu. Als sie vorsichtig die Passstraße hinunterfuhren, fiel ihr Blick auf das gelbbraune Haus ganz unten im Dorf. Draußen auf dem Hof war kein Auto zu sehen. Sie wussten allerdings nicht, ob Greipur ein Auto besaß. Aber dort auf der Weide oberhalb des Meeres – konnte das nicht vielleicht ein Pferd sein?

*

Er hatte ihr den Slip ausgezogen und an ihrem Geschlecht herumgefummelt. Als wäre diese Handlung ein aufregendes Spiel, von dem erwachsene Männer einfach nicht genug bekommen konnten. Nun hatte auch er seine Kleider abgestreift und stand hemmungslos vor ihr. Es stachelte ihn an und erregte ihn, sie so vor sich zu sehen. Nackt und unterwürfig. Vor einem Moment hatte sie noch geweint, aber ihre Tränen waren getrocknet. Sie war jetzt eine andere. Voller Gefühle und fleischlicher Lust. Er konnte seine Gier nicht länger steuern. Seine Hände ihren Hintern und den einen Oberschenkel umklammernd, presste er sich langsam in sie hinein. Oh, dieses feuchte Wunderland! Herrgott nochmal, was tat das gut! Ein göttlicher Moment, der all die irdischen Schmerzen vergessen ließ. Er fühlte sich an der Schwelle zum Himmelsreich. Bedingungslos zog sie ihn an sich heran. Aufreizend und schwindelerregend. Sie schwangen hin und her, ihnen beiden kribbelte es am ganzen Körper. Es war ein unersättliches Gefühl. In neue Sphären vorzudringen. Mit einer Begierde, die alle Probleme verschwinden ließ. Und trotzdem war ihm klar, dass dieser Zustand nicht lange andauern und er wohl sehr bald wieder von ihr gestoßen werden würde. Von dieser himmlischen Schaukel, auf der man die Englein singen hörte. Oh Gott, war das herrlich! Er küsste sie auf die Lippen, und sie öffnete ihren Mund. Und sie ritten in die Glückseligkeit hinein. Bis sie zusammen in einem Paradies landeten, in dem sie alle Glocken läuten hörten.

Do-re-mi-fa-so-la-ti-do … Do-re-mi-fa-so-la-ti-do …

Oh je … Sie hielt seine Hand, als er sich seufzend und skeptisch dem Handy zuwandte. Es war seine Geheimnummer. Sollte er den Anruf entgegennehmen? Und ins wahre Leben zurückkehren? Er käme wohl nicht darum herum. Anita stöhnte, lächelte aber und sah es ihm nach. Mit einem schelmischen Grinsen ließ sie seine verführerische Hand los. Er hatte sie einmal mehr glücklich und zufrieden gemacht. Und es sogar geschafft, sie vergessen zu lassen, was passiert war. Sie hatte sich fallen lassen und den Moment genießen können. Trotz dieses Albtraums hatten sie beide sich immer noch. Selbst an diesem traurigen Nachmittag, an dem ihre Kinder in der Sonntagsschule von Jesus hörten, während der Teufel persönlich am Werk war. Nackt und niedergeschlagen lag sie in ihrem Bett und beobachtete ihren Mann, der sich mit der einen Hand erst die Unterhose und dann sein Hemd anzog und mit der anderen mit einer Frau telefonierte, die sich offensichtlich in Gjógvará befand. Also dort, wo derzeit das Böse regierte.

Es war Birita, die Jákup angerufen hatte. Er solle schleunigst nach Gjógvará kommen. Zwei dänische Kinder hätten oben bei den Steinzäunen ein Handy gefunden. Es hätte etwas versteckt zwischen zwei Steinen gelegen. Sie gingen davon aus, dass es das Handy von Bjørg war.

Jákup verschlug es fast die Sprache.

„Ja … aber, war das Handy angeschaltet? Warum haben wir denn keine Verbindung zu ihr aufnehmen können? Ein modernes iPhone hätte man doch orten können müssen. Woran habt ihr erkannt, dass es Bjørgs Handy ist?“

„Wenn man neue Batterien dabeihat, ist das ganz einfach“, antwortete Birita. „Ich sitze hier gerade und überprüfe, wann und von wem sie zuletzt angerufen wurde. Als die beiden dänischen Jungen es fanden, lag es abgeschaltet in der Nähe der Steinzäune, präzise gesagt zwischen zwei moosbewachsenen Steinen. Es versteht sich von selbst, dass das Telefonnetz an dieser Stelle bescheiden ist.“

Und Birita fuhr fort:

„Das ist zumindest mal ein Anhaltspunkt. Bjørg muss also die Berge hinaufgelaufen sein. Aber sie wird auf ihrer Tour nicht einfach so ihr Handy verloren haben. Es muss schon jemand anders vor den Steinhaufen geworfen haben.“

Anita küsste Jákup auf den Mund. Es schien so, als wollte sie ihren Mann nicht hergeben. Als ob er sie und das Haus nicht verlassen sollte. Immer noch stand sie ihn antörnend im Türrahmen und versuchte, ihren halbnackten Körper an ihn zu drücken. Dann legte sie ihren Kopf und ihr schönes Haar auf seine Schulter. Als wäre sie ein liebebedürftiges Kuscheltier, das nichts anderes im Sinn hatte, als hinter seinem Herrchen herzulaufen.

„Ach, kann das mit dem Handy nicht vielleicht bis morgen warten? Wir brauchen nun wirklich kein schlechtes Gewissen zu haben. Als Polizist hast du doch oft das Bedürfnis, spontan zu sein. Es würde uns zweifellos guttun, noch ein Weilchen über unsere Schatten zu springen.“

Jákup schaute seiner Frau in die Augen. Aber diesmal siegte der Verstand über die Lust.

„Tschüss, meine Liebste, wir sehen uns heute Abend.“

Jákup fuhr mit dem Polizeiwagen davon. Sein Selbstvertrauen war voll im grünen Bereich. Und dennoch fühlte er sich gezwungen, schneller zu fahren, als ihm lieb war. Normalerweise hätte er den ganzen Nachmittag in Gjógvará verbringen müssen. Aber eine tolle Frau hat eben auch einen Anspruch auf ihren Mann. Jetzt konnte er wieder klar denken und stand für all die Gefahren und Herausforderungen, die sein Beruf mit sich brachte, bereit. Den Revolver trug er am Gürtel. Noch nie hatte er in seiner Zeit als Polizeibeamter der Station Nord von der Waffe Gebrauch machen müssen. Hoffentlich würde das auch diesmal nicht der Fall sein. In der Regel schafften sie es, die Leute mit Worten zu überzeugen. Die Polizei tappte nach wie vor im Dunkeln. Niemand wusste, wer das Verbrechen an Tummas Pól begangen hatte und ob es sich dabei um den gleichen Täter handelte wie den, der Bjørg Beniti entführt und möglicherweise getötet hatte. Nur Gott mochte wissen, was wirklich passiert war. Aber die nächsten Stunden und Tage würden ihnen sicher eine Antwort liefern.

Es dauerte viel zu lange, bis er die Stadt verlassen konnte. Jákup stand ungeduldig in einem Verkehrschaos, das vorwiegend von Autos mit älteren Herren am Steuer und fein gekleideten Frauen auf den Beifahrersitzen verursacht worden war. Verschiedene evangelische Gemeinden hatten zu einer Drive-in-Versammlung mitten in der Stadt aufgerufen, zu der Gläubige aus dem ganzen Land zusammengekommen waren. Jákup hatte Lust, laut zu hupen oder gar die Sirene einzuschalten, ließ es aber bleiben. Man weiß ja nie, wie ältere Männer darauf reagieren, wenn plötzlich etwas Unvorhergesehenes passiert. Mit viel gutem Willen schaffte er es, sich durch die noble, leuchtende Autoschlange hindurch zu kämpfen. Die Sonne blitzte durch seine dreckige Frontscheibe. Jákup streckte sich nach seiner Sonnenbrille, die in einem kleinen Fach unter der Decke lag. Er spürte, wie sich sein Hemd spannte. Der Schweiß drang durch seine dünnen Kleider. Nach dem Sonntagsakt mit seiner Frau war ihm keine Zeit geblieben, ein anständiges Bad zu nehmen. Daher hatte er sich mit einer raschen Katzenwäsche auf Männerart behelfen müssen. Mist, aber das hatte ihm jetzt egal zu sein. Seine Eitelkeit durfte niemanden das Leben kosten. Er war schließlich nicht auf dem Weg zu einem x-beliebigen Familientreffen, auf dem er sich kurz blicken lassen musste. Im Gegenteil, er war nach Gjógvará gerufen worden, um zur Lösung eines Kriminalfalls beizutragen. Birita Suðurnes und er waren nichts anderes als ganz normale Polizeikollegen. Nicht mehr und nicht weniger. Er trug eine Uniform, denn es war ihm wichtig, seine Position vorschriftsmäßig zu bekleiden. Es war bereits sein dreizehntes Jahr als Polizeibeamter. Jákup galt als standhaft, gerecht und schnelldenkend. Die Arbeit bedeutete ihm alles. Na ja, fast alles. Genau aus diesem Grund hatte er sich verpflichtet gefühlt, wieder von zu Hause aufzubrechen. Da spielte es auch keine Rolle, dass ihm planmäßig ein freies Wochenende zugestanden hatte.

Beim Verlassen der Stadt schraubte Jákup die Geschwindigkeit in die Höhe. Die Gedanken in seinem Kopf arbeiteten. Er konnte sich ansatzweise vorstellen, an welcher Stelle das Handy gefunden worden war. Wer aber mochte ein teures iPhone vor diesem Steinhaufen abgelegt haben? Die Besitzerin sicherlich nicht. Das kann doch nur der Täter selbst gewesen sein, dachte er. Jemand, der sämtliche Spuren aus dem Weg räumen wollte. Aber warum so weit weg von der Straße und den Häusern? In Richtung der Klippen? Nahe der Steinzäune? War Bjørg eigenständig dort hinaufgelaufen? Was in aller Welt hatte sie mitten in der Nacht hier oben gewollt? Im Schein des brennenden Hauses? Das alles klang so unwirklich. Bjørg dürfte wohl kaum eine geheime Beziehung zu einem fremden Mann gehabt haben, der sie in die Sommernacht hinausgelockt hatte. Nein, es blieb ihnen nichts anderes übrig als von der schlimmstmöglichen Theorie auszugehen, nämlich der, dass Bjørg von einem Kriminellen angegriffen worden war und im Kampf mit diesem Schurken ihr Handy verloren hatte. Aber warum dort oben am Hang? Sicher, sie konnte versucht haben, die Flucht zu ergreifen und zu entkommen, aber der Übeltäter hatte sie trotzdem erwischt. Andererseits war Bjørg sehr behände und schneller als fast jeder andere. Oder ob es doch mehrere als nur dieser eine gewesen sein mochten, die dem Lehrer ein so gewaltsames Ende bereitet hatten? Jákup nahm sein Taschentuch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dieser Dreckskerl hätte sich ja auch oben vom Hang her nähern können. So wäre er nicht einmal mit dem Auto nach Gjógvará gekommen, sondern zu Fuß. Oder zu Pferd? Ja, mit dem Pferd! Scheiße!! Jákup begann, innerlich zu fluchen. Diese Möglichkeit hatte bisher niemand in Erwägung gezogen. Aber aus welchem Dorf hätte er mit dem Pferd nach Gjógvará kommen sollen? Jákup überlegte und versuchte, Birita anzurufen, musste sich aber gleichzeitig auf den Verkehr konzentrieren. Für einen Sonntag waren relativ viele Autos unterwegs. Viele bogen am Norðara Fjalsvegur ab. Der kaltblütige Mord und das nachfolgende Drama zogen die Leute an. Für die Ermittlungen hatte das Vor- und Nachteile. Das Positivste war zweifellos, dass es sich bei so vielen Schaulustigen schwierig gestalten dürfte, ein weiteres Verbrechen in die Tat umzusetzen. Sollte er aber bereits einen zweiten Mord auf dem Gewissen haben, so würde der Täter Probleme bekommen, sich der Leiche zu entledigen. Es wäre zu riskant, dabei erwischt zu werden. Jeder wäre jetzt sensibilisiert, sollte er auch nur den geringsten Verdacht schöpfen. Der Nachteil hingegen war, dass die Leute überall herumschnüffelten und die Polizei mit allen möglichen Dingen belästigten, die Zeit in Anspruch nahmen, aber nur in den seltensten Fällen mit der eigentlichen Sache zu tun hatten.

Die Anzahl der ihm entgegenkommenden Fahrzeuge war beträchtlich. Jákup zog es vor, das Blaulicht einzuschalten, damit er in den wenigen Ausweichbuchten, die es entlang dieser schmalen Straße gab, nicht auch noch anhalten musste. Es sah aber so aus, als würden ihm die vielen Sonntagsausflügler den nötigen Respekt entgegenbringen und in angemessenen Abstand stehen bleiben. Aber dann kam ihm plötzlich ein Auto entgegen, dessen Fahrer sich über jede Ausweichpflicht hinwegsetzte und mit stark überhöhtem Tempo nach vorne drängelte. Jákup dachte im Stillen, dass an einem solchen Tag auch die Verkehrspolizei nicht vom Dienst verschont bleiben dürfe. Er war aufgebracht und starrte mit dem geschulten Blick eines Beamten erzürnt in den vollbesetzten BMW hinein, der ihn rücksichtslos passierte und mit hoher Geschwindigkeit die schmale Passstraße hinunterjagte. Wer zum Teufel war das? Jákup traute seinen eigenen Augen nicht. Er warf einen Blick in den Rückspiegel, um sich zu vergewissern, dass er richtig gesehen hatte.

Suðurvágur, Februar 2017

ES SOLLTE DEFINITIV das letzte Mal sein, dass er sich aufmachte, um seinen Vater aufzulesen. Im Grunde war er nur nach Suðurvágur gekommen, um seiner Mutter beim Umzug zu helfen, doch dann hatten ihn die aus der Bierstube „Kranin“ angerufen. Seine Mutter war ihn so leid, sie hatte ihren Mann zuletzt nicht mehr ertragen können. Viele Jahre lang war sie nachsichtig gewesen und hatte ihm seine Stimmungsschwankungen und seine Schwäche für Hochprozentiges verziehen. „Denn“, pflegte sie zu sagen, „was glaubst du, warum Jeppe trinkt11? In der Regel gibt es Gründe dafür. Dein Papa ist nicht immer so gewesen. Oh nein, ganz und gar nicht. Er hat stets versucht, sein Bestes zu geben. Hat für unseren Lebensunterhalt auf dem Meer geschuftet. Hat immerzu gearbeitet und sich geplagt. Und Verantwortung für die Familie übernommen. Ist immer nett zu mir und euch Kindern gewesen. Damals war er ein ganz anderer Mann. Aber den habe ich leider verloren, als Jóhannus Martin die Schule in Norðvík besuchte. Denn dort hat der Ärmste seinen persönlichen Schicksalsschlag erlitten. Das hatte zur Folge, dass er sein Ansehen innerhalb der Gesellschaft verlor, und das wiederum hat ihm seine Selbstachtung genommen. Nichts ist ihm geblieben hier in diesem Land. Und das hat er vor allem einer einzigen Person zu verdanken. Tummas Pól Hansen. Diesem großen Arschloch oben aus der Dunkelheit.“ Seine Mutter drückte sich immer schrecklich derb aus, wenn sie davon sprach. Danach schaute sie mit ihren ernsten, sorgenvollen Augen meist resigniert zu Boden. Als wenn nun jede Hoffnung erloschen wäre.

Greipur dagegen glaubte, dass sein Vater in erster Linie selbst zu verantworten hatte, dass er so tief gesunken war. Dass diesen umgänglichen Mann, der er früher einmal war, nicht nur sein Schicksal in der Schule, sondern vor allem auch seine Trinkerei so zugrunde gerichtet hatte. Es war, als würde eine Art Fluch auf ihrer Familie lasten. Warum hatten die aus der Bierstube ausgerechnet ihn angerufen? Ob sein Vater ihnen gesagt hatte, welche Nummer sie wählen sollten? Sie hatten zweifellos gewusst, dass er sich gerade auf der Südinsel aufhielt. Aber es war verdammt nochmal nicht seine Baustelle, wenn sein Vater sich dermaßen volllaufen ließ und am Ende weder aus noch ein wusste.

Wenn er etwas hasste, dann war es das Stadium, in dem diese widerwärtigen, betrunkenen Männer begannen, herumzumaulen und dämlich zu lachen. Wenn sie sich lallend aufbliesen und lautstark fragten, wann sich denn endlich ein paar Weiber im „Kranin“ blicken lassen würden. Konversationen dieser Art riefen in ihm Abscheu und Ekel hervor. Am allerschlimmsten war es jedoch, dann auch noch beobachten zu müssen, dass geschiedene, ebenfalls angetrunkene Frauen mittleren Alters sogar begannen, ihnen Beachtung zu schenken.

Als er an diesem Abend kam, um seinen Vater zu holen, hörte er schon von draußen Lärm und Gezeter. An der Tür traf er auf eine alkoholisierte Nymphomanin, die herumfluchte und dem frustrierten Barkeeper das ein oder andere Schimpfwort an den Kopf warf. Greipur hatte in dem halbvollen Schankraum noch nicht ganz den typischen Männergeruch und Biergestank wahrgenommen, da sah er seinen Vater auch schon mehr oder weniger schlafend an einem Tisch voller leerer Flaschen und Gläser in einer Bierpfütze liegen.

Während er ihn hochwuchtete und nach draußen zog, gaben ihnen die Männer einige dumme Sprüche mit auf den Weg. Es war ihm klar, dass sie, sobald sie das Haus verlassen hatten und die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, nur noch durch den Kakao gezogen würden. Und dabei würde es ihnen wieder besondere Freude bereiten, sich über seinen Vornamen lustig zu machen. Was in aller Welt hatten sich seine Eltern nur dabei gedacht, als sie ihn auf den Namen Greipur taufen ließen, lautete ihre Standardfrage. Na ja, sein Vater sei noch jung gewesen, als der Junge zur Welt kam. Nachdem er das Vornamenbuch durchgeblättert hatte, sei er sicherlich überzeugt davon gewesen, die richtige Wahl getroffen zu haben, meinten sie. Greipur bedeutete so etwas wie „die starke Hand, die alles zusammenbindet“. Mann und Frau. Den Himmel und das Meer. Greipur war zudem die würdige Bezeichnung für das, wovon die Färinger seit Jahrhunderten gelebt hatten, nämlich den Fisch, der in den Fjorden und draußen im Meer zu Hause war. Ohne den Fisch wäre das färöische Volk ein Nichts. Man hatte ihm somit einen einzigartigen Namen gegeben, er hatte im Leben Großes erreichen sollen. Es hätte für den Seemannssohn also keine geeignetere Bezeichnung als Greipur Jóhannusarson Mikkelsen geben können, mochte sein Vater seinerzeit vielleicht geglaubt haben.

Er selbst hätte nicht einmal einen gewöhnlichen Namen haben wollen. Es wäre doch langweilig, wenn ihn niemand verulken und sich keiner mehr einen Scherz über ihn erlauben würde. In der Bierstube hatten sie seinen Vater aufgezogen und gefragt, ob er in seinem Schuppen neben Grindwalen auch Zusammengebundenes12 aufbewahre. Antwortete er mit Ja, dann meinten sie, wie schade es doch wäre, dass er seinen Sohn Greipur innerhalb der Latten gefangen hielte. Was solle aus diesem armen Jungen so nur werden?

Er hatte seinen Vater grob in seinen unaufgeräumten Pick-up gesetzt und ihn frustriert nach Hause gefahren. Jóhannus Martin schlummerte, während ihm der Speichel aus dem Mund lief. Tot war er nicht, denn sein Schluckauf und das regelmäßige Aufschrecken seines Körpers belegten das Gegenteil. In diesem Moment hasste er seinen Vater so sehr, dass er ihn am liebsten hinausgeworfen hätte. Es kam ihm vor, als wäre sein persönlicher Geduldsfaden soeben gerissen. Er hatte bereits genug Probleme mit sich selbst. Aber jetzt sah so aus, als stünde sein einst so geliebter Vater unmittelbar vor dem Fall. Der ganzen Familie stand das Wasser bis zum Hals. Seine guten Erinnerungen an die Kindheit waren dabei, beschmutzt zu werden. Dieser hilflose Körper neben ihm, der auf dem harten Sitz hin- und hergeworfen wurde, inklusive seines boshaften Mundwerks waren im Grunde nicht mehr wert als ein alter Müllsack, der darauf wartete, abgeholt zu werden. Hier und heute wollte er bei Gott im Himmel schwören, dass dies unwiderruflich das letzte Mal war, dass er seinen Vater aus dem Dreck gezogen hatte. Das gelobte er sich selbst und auch allen bösen Seelen. Dieser Mann sollte keine Chance bekommen, die Familie noch tiefer hinunterzureißen oder noch größere Schande über sie zu bringen. Vielleicht war es aber schon zu spät. Er selbst fühlte sich furchtbar alleingelassen mit diesem schwerwiegenden Problem, das er endlich in den Griff bekommen musste. Er hielt es nicht mehr aus, seinen Vater wie ein hilfloses Wesen die Hauswände entlangkriechen zu sehen, als ob er sich nicht traue, den Leuten in die Augen zu schauen. Um dann aber spätabends sturzbetrunken und in seiner Wortwahl oft unverschämt nach dem Weg zu brüllen. Ja, genau das war der Grund dafür gewesen, dass er am Ende komplett nach Eysturdalur im Norden des Landes gezogen war. Weit weg von all den Zeigefingern der Leute und ihren herabwürdigenden Kommentaren. Seine Mutter hatte mittlerweile aufgegeben, ihn wieder in die Gesellschaft integrieren zu wollen. Da es für sie nicht länger möglich war, mit dieser Schande zu leben, war sie nach und nach nach Tórshavn gezogen, wo sie einen neuen Job und Lebensgefährten gefunden hatte. Und dennoch kam sie oft in ihr Heimatdorf zurück, schon alleine, um ihre Tochter in der Wohngruppe „Liva“ zu besuchen. Der Lebenswandel ihres Vaters hatte auch bei ihr Spuren hinterlassen. Sie war verschlossen und menschenscheu geworden. Sie vermisste einen Vater, der ihr Nähe zeigte und Respekt entgegenbrachte. Und der die wenigen Male, die er sich im Heim noch blicken ließ, wenigstens nüchtern war.

Sobald sein Vater seinen Rausch ausgeschlafen hatte, wollte er ihm die Pistole auf die Brust setzen. Entweder er würde jetzt Bereitschaft zu einer Entziehungskur signalisieren und wieder ein einigermaßen normales Verhalten an den Tag legen, oder er würde ihn auf seinen eigenen Meeren segeln und in seiner Kotze verrecken lassen. Ja, beim nächsten Mal, wenn er von jemandem aus dem „Kranin“ oder einer anderen Bierstube angerufen werden würde, mit der Bitte, diese Schnapsleiche von Vater abzuholen, würde er ihn in seinen Gewässern ertrinken lassen. Dann würde dieser Albtraum endlich ein Ende haben.

Greipur hatte gehört, dass in Velbastaður die Möglichkeit einer Entziehungskur bestand. Sie hatten auch in Erwägung gezogen, eine solche Maßnahme zu Hause durchführen zu lassen. Seinem Vater war bewusst, dass ein Aufenthalt in einer entsprechenden Einrichtung selbst die schlimmsten Alkoholiker wieder zu soliden Menschen machen konnte. Aber wie bei vielen Dingen im Leben musste in erster Linie der Wille dazu vorhanden sein. Viele mussten erst ganz am Boden liegen, ehe der erste Schritt gemacht wurde. Dem Leiter der Institution in Velbastaður war der Name Jóhannus Martin Mikkelsen wohlbekannt. Sie wussten dort von dessen Problemen. Bereits vor einigen Jahren hatte dieser Mann, vielleicht war es auch seine Frau, Kontakt zu ihnen aufgenommen. Sie hatten alle Vorkehrungen getroffen, ihn bei sich im Heim aufzunehmen. Ihm ein Bett bereitet und die Kleider zurechtgelegt. Doch auf dem Weg dorthin hatte er auf der „Smyril“ einen Rückzieher gemacht. Als wären es die letzten seines Lebens, hatte er an Bord mehrere Gläser Bier in sich hineingekippt. Unmittelbar nach dem Anlegen der Fähre in Tórshavn hatte Jóhannus Martin das Schiff verlassen und war in den sogenannten Hafenkneipen gelandet, wo er für den Rest des Tages hängen geblieben war. Nein, im Grunde hatte er gar keine Hilfe nötig. Nachdem er dort das Taschengeld, das sie ihm mitgegeben hatten, in Spirituosen umgewandelt und diese zusammen mit Bekannten von früher getrunken hatte, hatte Jóhannus Martin feierlich kundgetan, dass kein Schnaps der Welt jemals so teuer werden könne, als dass er sein Geld nicht wert wäre. Zwischen den Touren müsse sich ein Mann seines Alters durchaus mal einen Rausch erlauben können. Er hätte seinen Beitrag für die Gesellschaft geleistet. Schon mit vierzehn Jahren sei er zur See gefahren und somit von all den Vergnügungen der Jugend isoliert gewesen. Jemandem, der sein ganzes Leben auf dem Meer verbracht hätte, könne man doch nicht verbieten, auch mal den einen oder anderen Tag an Land herumzutaumeln. So wäre das nun einmal. Aus der Entziehungskur wurde also nichts. Jóhannus Martin hatte den Boden der Flasche und die schlammige Tiefe, in die er versunken war, noch nicht erkannt. Der Wille, den Rettungsreifen in Empfang zu nehmen, musste einzig und allein von ihm selbst kommen. Ansonsten würde sich nichts ändern. Das war die Voraussetzung, wollte er jemals wieder trocken werden. So lauteten die Spielregeln. Greipur war den telefonischen Aufforderungen meist gefolgt. Aber jetzt war die Zeit reif. Jetzt oder nie, lautete seine Parole. Ohne ihm das Messer an die Kehle zu setzen, würde sein Vater wohl nie aufwachen.

Sie hatten in der Küche gesessen und einander angestarrt. Vater und Sohn. Ihr Gespräch war relativ sachlich verlaufen. Aber dann hatte er begonnen, zu zittern wie Espenlaub. Er war aufgestanden, verlegen im Raum herumgegangen und hatte die Schranktür geöffnet, als ob er nach einer kleinen Stärkung suchen würde. Er hatte geflucht wie ein ungehobelter Mann und geweint wie ein hilfloses Kind. Daraufhin war Greipur in eine Art Abwehrhaltung übergegangen und hatte seinen Vater mit einer Mischung aus Ekel und Mitleid angeschaut. Warum war er so mitgenommen? Was gab ihm das Recht, durch seine Lebensweise sich selbst und alle anderen dermaßen zu ruinieren?

Sein Vater gab die Antwort auf seine Art. Er begann, mit der blanken Faust auf den Fußboden einzuschlagen. Als wollte er seinen ganzen Frust heraushauen, gleichzeitig aber auf Nummer sicher gehen, dass er dabei niemand anders als nur den Dielenboden traf. Er erinnerte an ein hysterisches Kind, das sich nicht anders zu helfen wusste als zu schreien, zu fluchen oder sich zu prügeln.

„Dieser verdammte Teufel. Tummas Pól. Ich könnte diesen Lehrer umbringen. Oder ihn zusammenschlagen, bis kein einziger Zahn in seinem Maul mehr übrig ist. Ihm den Hals rumdrehen. Und ihn dann wie einen Fisch am Kopf zum Trocknen aufhängen. Bis dass die Fliegen kommen und an ihm ihre Eier legen.“