Covergestaltung und Fotos: Gudrun Heidenreich
© 2019 Gudrun Heidenreich
BoD – Books on Demand GmbH
ISBN: 9783748106821
Zu diesem Buch:
Die spannende Unordnung in diesem Gedichtband reflektiert die spannende Unordnung eines Lebens, unterwegs auf direkten Wegen oder auf Abwegen. Das Leben als ein Übergangsritual oder als eine Bühne. Welche Einflüsse, welche Werte und Worte das Leben bestimmen, entsprechend handeln lassen, ist der Verfasserin immer ein Geheimnis geblieben, doch es geht weiter, jede Stunde, jeden Tag. Man richtet es sich ein und versucht immer wieder Worte zu finden.
Brutal, romantisch, gnadenlos offen, naiv, leidenschaftlich, resignierend, euphorisch, erotisch, erbarmungslos und voller Gefühle, die Texte in diesem Buch. Zugelassen alle Wahrheiten, alle Überzeugungen, Abstürze und Emotionen.
Kein Leitfaden, keine Seitenangabe, kein Inhaltsverzeichnis! Die Verfasserin empfiehlt das Daumenorakel! -
Seiten auffächern, stoppen, auswählen, sich einlassen.
Sie hat sich schön gemacht
weil es ein Sonntag ist
dort in dem Wartehaus
döst sie dem Tag davon -
im Viertelstundentakt
hält hier der Linienbus.
Hört sie die Türen schnauben
verlässt sie ihre Bank
beim Blick in fremde Augen
senkt mutlos sie den Kopf
dass ihre Kinder kamen
ist schon so lange her -
ein Winter liegt dazwischen
Sonntage ohne Licht.
Ich lenkte das Fahrrad zögernd
wir schauten uns kurze Zeit an
ihre Augen waren müde
ich stieg hinunter vom Rad
gebeugt zog sie des Weges
so fand ich meinen Platz.
Ich hab' mich schön gemacht
weil es ein Sonntag ist
döse dem Tag davon -
im Viertelstundentakt.
Vorerst
angekommen.
Bereit zu bleiben.
Dieser Raum ist
scheinbar
zum Bleiben.
Dieser Raum ist
blaugefärbt.
Räume zum Bleiben
malt die Sonne
bernsteinfarben.
Vorerst
wird der Koffer
nicht geleert.
Vorerst.
Zum Bleiben
braucht es
unverhüllte Fenster.
Braucht es
Sommer an den Wänden.
Dazwischen
kluge Augen.
Zum Bleiben
braucht es
Bernsteinlicht.
Verbündnisewigkeit
Gewiss, gewiss
Wipfel neigen sich
Du DenkmalSchöner -
Absurdes Drama
Ohne Bühnenbild.
Schmerz gepeinigt sich die
Glieder beugen
Lebensrestzeit hängt
An Schläuchen fest -
Zaumzeug angelegt
Zum letzten Ritt.
Im Sprung brutal gebremst
Die Latte fällt
Bereits veratmet
Die Reserven -
Leben ausgezählt
Weit vor dem Ziel.
Warten auf Danach
Dazwischen Winter.
Vor einem Obelisk
Der Blick verstummt.
Die Frauen
mit den strammen Knoten im Haar
öffnen Fenster und Türen
nur in der Nacht.
Dann ruht die laute Welt.
Vereinzelt tanzen
in den Vorgärten
die weißen Clowns
und locken.
Dann treten sie hinaus
und ihre Haare wirbeln
im FandangoRausch.
Und ihre nackten Füße
tanzen fremd,
entrückt
der irrtümlichen Zeit.
Ein Schneckenhaus
so makellos,
in Ehrfurcht
ich erstarrte.
In dünner Haut
da wohne ich,
rolle mich ein
und warte.
Die Frau starrte auf meine Hände
ohne wirkliches Interesse,
eher mit gelangweiltem,
mit müdem Erstaunen.
Es war mir unangenehm.
Ich habe keine schönen Hände.
Meine Hände legten sich ineinander.
So waren sie nicht so allein
in ihrer Unschönheit.
Da streicht der Sommerwind
über deine Haut.
Du atmest ein,
schließt die Lider,
bist unterwegs nach fern,
schmeckst
auf der Zunge
Himbeerzeit.
Da streicht der Sommerwind
über deine Haut.
Du streckst die Arme,
fängst dir Licht,
ziehst Barfußspuren
in den Sand
mit langen
scheuen
Schritten.
Da streicht der Sommerwind
über deine Haut.
Du hast eine Ahnung,
pflückst Küsse
aus der Luft.
Und langsam, ganz langsam
bewegst du dich
vom Rand
des Lebens
ZURÜCK.
Sie kam ohne Augenbrauen an diesem Tag.
Sie hatte den ganzen Tag
mit nacktem Gesicht Gardinen verkauft.
Niemand sagte es ihr.
Sie sah alt und unfreundlich aus.
Ich arbeitete dort nicht lange.
Die Gardinenballen wirkten so bedrohlich.
Später rasierte auch ich mir die Augenbrauen.
Morgens vor dem Spiegel malte ich mir
Striche über jedes Auge.
Später ließ ich mir Brauen tätowieren.
So hatte ich
ein Leben lang
ein freundliches Gesicht.
Vor ihm der Spiegel,
über seiner Schulter das Gesicht.
Schief irgendwie
und leicht gekrümmt der Rücken.
Irgendwo
war er ihr begegnet,
hat sich mit ihr betrunken,
braune Beine, dunkle Haare
verbrachte er die Nacht mit ihr.
Nichts Ernstes, sagte er,