ISBN: 978-3-86191-133-3
1. Auflage 2020
© 2016 Crotona Verlag GmbH und Co. KG, Kammer 11, D-83123 Amerang, www.crotona.de
Holländische Originalausgabe
© 2016 Hans Stolp
Originaltitel: ORGAANDONATIE
Inhalte aus diesem Buch dürfen nur nach schriftlicher Zustimmung durch den Herausgeber vervielfältigt, auf Datenträger gespeichert, und/oder mittels Druck, Fotokopie, Mikrofilm, Aufnahmen oder auf jegliche Art auch immer, sei es mittels chemischer, elektronischer oder mechanischer Prozesse, veröffentlicht werden.
Übersetzung: Andrea Fischer
Umschlaggestaltung: Annette Wagner
Hans Stolp ist Pfarrer und Schriftsteller. Er steht mit der Stiftung Heraut in Verbindung und hält Vorträge und Seminare über „Die esoterische Deutung der Bibel“, über Engel, die Mysterientradition, den Umgang mit Verstorbenen und viele weitere Themen, die in Zusammenhang mit dem Denken einer neuen Zeit stehen.
Weitere Informationen finden Sie auf seiner persönlichen Website:
www.hansstolp.nl
In Dankbarkeit gewidmet
Marieke de Vrij
und
Ger Lodewick
in tiefem Respekt vor ihrem Mut, aufzustehen
und auszusprechen, was in der heutigen Zeit
einfach gesagt werden muss.
Selig sind die Mutigen im Geiste:
Sie sind die Diener der Menschheit.
Dieser Körper, den ich den meinen nenne,
dieser Körper, der mich leben und lieben lässt,
dieser Körper, der es mir möglich macht,
eine meiner Erdenlektionen nach der anderen zu lernen – dieser Körper ist ein Geschenk Gottes an mich.
Ich habe ihn von Ihm als Leihgabe bekommen, um hier,
in dieser Lebensschule auf Erden, Erkenntnisse zu gewinnen,
um an meinen Fehlern weiser zu werden und zu wachsen.
So kann ich mich als kosmisches Wesen weiter entwickeln.
Dieser Körper, diese Leihgabe Gottes,
ist eine Welt voll unvorstellbarer Weisheit. Millionen
von Zellen sind perfekt aufeinander abgestimmt.
Jeder Zelle liegt eine Welt voller Weisheit zugrunde.
So groß ist das, was Gott mir hier auf Erden als eine Leihgabe auf Zeit gab.
An alle, die über die Krankheiten dieses Körpers
nachdenken möchten, an alle, die Möglichkeiten
von Heilung finden möchten,
sie alle werden dazu aufgerufen,
dies mit respektvoller Ehrerbietung und Ehrfurcht im Herzen zu tun:
Die göttliche Weisheit ist so groß, und wir – wir wissen noch so wenig von ihr.
Wer den menschlichen Körper auf diese Weise betrachtet,
wird begreifen: Wenn wir Heilung für unseren Körper suchen,
werden wir zuerst für die Heilung unserer Seele sorgen.
Dann wird unsere Seele wiederum unserem Geist
Heilung zuteil werden lassen können.
Doch wo findet die Seele Heilung?
Im Geist, denn dieser ist die wahre Quelle,
die der Seele Heilung schenkt.
Und sie, die Seele, ist es,
die wiederum dem physischen Körper Heilung bringt.
Unsere Seele weiß dies alles: Der Geist selbst erzählt es ihr.
Daher weiß die Seele tief in ihrem Inneren auch, dass alles,
was uns in diesem Leben widerfährt, einen tiefen Sinn hat.
Lasst uns in diesem Vertrauen die Entscheidungen treffen,
die das Leben uns präsentiert.
Auch die Entscheidung,
ob wir Organspender sein wollen oder nicht,
oder die Entscheidung für oder gegen eine Transplantation.
Wer aus diesem Vertrauen heraus seine Entscheidungen fällt,
entscheidet sich immer richtig.
Vor einiger Zeit widmete das Magazin „Spiegelbeeld“ („Spiegelbild“) der Organspende einen Spezialbeitrag unter dem Titel „Die verschwiegene Seite der Organspende“.1 Laut diesem Magazin wird in der Diskussion über Organspenden eine strukturelle Seite nicht beleuchtet, und zwar der spirituelle Aspekt der Organspende. Gerade der spirituelle Aspekt verdeutlicht, dass eine postmortale Organspende äußerst problematisch ist, und zwar insbesondere die Problematik um den Begriff „Hirntod“. „Aber“, so heißt es bei „Spiegelbeeld“, „die vielen Fragen, die durch die postmortale Organspende aufgeworfen werden, sind so heikel, dass es die Journalisten, die Medien und die Politik im Allgemeinen nicht wagen, sich darüber auszulassen.“2
Ton Verlind, der frühere Direktor von KRO und Fernsehjournalist, sagt, dass der niederländische Journalismus und die Massenmedien diesem heiklen Problem auf der ethisch-weltanschaulichen Ebene lieber aus dem Weg gehen. „In den Medien herrscht rund um dieses Thema eine Art von ‘Tabuzone‘ nach dem Motto: ‚Lasst uns da mal bloß nicht darüber sprechen.‘“3
In Gesprächen oder Diskussionen über Organspenden fällt in der Regel die spirituelle Seite systematisch unter den Tisch. Auch bei der Aufklärung, die von staatlicher Seite in dieser Hinsicht betrieben wird, fehlt es an jeglichen Hinweisen auf spirituelle Meinungen und Erkenntnisse. Alles, was über den sichtbaren und den materiellen Bereich hinausgeht, wird von Seiten des Staates ignoriert. Damit entscheidet sich der Staat für eine bestimmte Haltung gegenüber der Organspende und negiert ganz bewusst andere Sichtweisen und Erkenntnisse; und das, obwohl wir gerade vom Staat erwarten dürfen, dass er zumindest neutral bleibt und alle unterschiedlichen Strömungen und Ansichten in der Gesellschaft respektiert. Ein Staat darf nicht eine bestimmte Haltung (in diesem Fall die spirituelle Haltung) unter den Tisch kehren, insbesondere deshalb nicht, weil diese ihm offensichtlich nicht ins Konzept passt.
Doch da der Staat dies nicht tut, wird es höchste Zeit, dass Einzelpersonen einspringen und die Aufgabe übernehmen, die eigentlich Pflicht des Staates ist, von diesem aber verweigert wird. Gemeint ist die Aufgabe, allen Menschen, die hinsichtlich des Themas Organspende eine Entscheidung treffen müssen – und das ist folglich jeder, weil der Staat uns ja zu einer Entscheidung zwingt – auch Einblick in die Sicht der spirituellen Lehren zu Organspenden zu gewähren. „Spiegelbeeld“ hat das bereits getan. Auch Menschen wie Ger Lodewick, Marieke de Vrij und Ari van Buuren haben das bereits getan: Ihre Erkenntnisse werden in diesem Buch ausführlich vorgestellt. Gerne möchte ich mit diesem Buch ihre Arbeit unterstützen.
Organspende ist ein unbeliebtes Thema. Die Menschen beschäftigen sich – genau wie die Journalisten – damit lieber nicht. Das ist verständlich, aber zugleich auch gefährlich, denn gerade durch dieses Stillschweigen kann es passieren, dass Menschen auf dem Operationstisch sterben, weil die Ärzte nachhelfen. Es gibt viele Beispiele von Menschen, die von den Ärzten für hirntot erklärt wurden und dann doch wieder aufgewacht sind. In diesem Buch werde ich eine Reihe von Beispielen anführen. Daneben gibt es auch Ärzte, die öffentlich aussprechen, dass jemand, der für hirntot erklärt wird, gar nicht wirklich tot ist, sondern lebt. So sagt Dr. Paolo Bavastro, der jahrelang Chefarzt der Abteilung für innere Medizin der Filderklinik (in Filderstadt bei Stuttgart) war: „Ein für hirntot erklärter Mensch ist nicht tot. Er lebt, auch wenn er sich vermutlich in einem unumkehrbaren Sterbeprozess befindet.“4 Bavastro ist nicht der Einzige, der so denkt. Es gibt noch viele andere Ärzte, die die Diagnose „Hirntod“ wie folgt betrachten: „Ein Hirntoter ist nicht tot, er ist ein Sterbender und stirbt auf dem OP-Tisch durch Zutun der Ärzte.“
Wird es nicht höchste Zeit für eine breite Diskussion in der Gesellschaft zu diesem Thema?
Nachfolgend möchte ich in diesem Buch verschiedene Aspekte rund um das Thema Organspende ansprechen. Dabei möchte ich nicht nur berichten, was der Empfänger eines Spenderorgans erlebt, sondern auch über den Spender eines Organs sprechen. Was bedeutet denn eigentlich Organspende für ihn?
Dabei geht es mir – wie gesagt – vor allem um die spirituelle Seite dieses Themas, insbesondere auch um die Sicht des esoterischen Christentums. Ich hoffe, dass mit Hilfe dieses Buches eine breitere Diskussion über Organspenden angestoßen wird, bei der auch die Erkenntnisse der traditionellen spirituellen Lehre zur Sprache kommen und gewürdigt werden.
1 Spiegelbeeld, Unabhängige Zeitschrift für Spiritualität, Wissenschaft, Gesundheit und Umwelt, 20. Jahrgang, Nr. 5, Mai 2013, S. 25-57
2 Ebd., S. 27
3 Ebd., S. 28
4 „Hirnversagen statt Hirntod“, Interview mit Dott. Paolo Bavastro, in: „Organspende, Ja und Nein“, Flensburger Hefte 115, Flensburger Hefte Verlag, Flensburg, 2012, S. 170