Rentier, Raubmord, Rauschgoldengel

Monika Beck

Rentier, Raubmord,
Rauschgoldengel

24 Weihnachtskrimis
von Heiligenhafen bis Zermatt

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Über Monika Beck

Monika Johanna Beck, geboren in Nördlingen, studierte Buch- und Literaturwissenschaft in Erlangen, Stockholm und München. Sie arbeitet in der Verlagsbranche.

Impressum

Originalausgabe Oktober 2020

Knaur Taschenbuch

© Knaur Verlag

Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch teilweise -
nur mit Genehmigung des Verlags widergegeben werden.

Redaktion: Monika Beck

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Coverabbildung: PixxWerk, München

Illustrationen im Innenteil von Shutterstock.com:
Ozz Design, Enola99d, John David Bigl, Najwa

ISBN 978-3-426-45925-6

 

 

 

 

Süßer die Schreie nie klingen

als zu der Weihnachtszeit.

Hörst du die Mörderlein singen

wieder von Rach’ und Streit.

Wie sie erklingen in blutiger Nacht

Wie sie erklingen in blutiger Nacht.

Schreie mit mörderischem Klang,

klinget die Erde entlang!

 

Oh, wenn die Mörderlein singen,

bald schon ist’s endgültig aus –

können’s dich finden

überall von Nord bis Süd.

Schützet die Schwester, den Nachbarn, euch selbst.

Schützet die Schwester, den Nachbarn, euch selbst.

Schreie mit mörderischem Klang,

klinget die Erde entlang!

1

Regine Kölpin

Ein besonderes Weihnachtsgeschenk

Jever

Über die Autorin

Regine Kölpin, geb. 1964 in Oberhausen (Nordrhein-Westfalen), lebt seit ihrer Kindheit in Friesland an der Nordsee. Sie hat für namhafte Verlage zahlreiche Romane und Kurztexte publiziert und ist auch als Herausgeberin tätig. Regine Kölpin wurde mehrfach ausgezeichnet, z.B. mit dem Stipendium Tatort Töwerland/Titel: Starke Frau Frieslands. Mit ihrem Mann Frank Kölpin lebt sie in einem kleinen Dorf an der Küste. Dort konzipieren sie gemeinsam Musik- und Bühnenprojekte und genießen ihr Großfamiliendasein mit fünf erwachsenen Kindern und mehreren Enkeln oder lassen sich auf ihren Reisen mit dem Wohnmobil zu Neuem inspirieren.

Mehr Infos unter: www.regine-koelpin.de

Hajo schlug den Handywecker aus, der ihn passend zur Vorweihnachtszeit mit Kling, Glöckchen weckte. Da war er eigen. Jede Jahreszeit bekam bei ihm einen eigenen Ton.

Hajo streckte sich und gähnte. Es war fast elf, da sollte er aufstehen. Also quälte er sich aus dem Bett und bewunderte seinen hochgewachsenen Körper im Spiegel. Das machte ihn wach, und wie jeden Morgen klopfte er sich auf die Schulter. Ja, er war ein cooler Typ.

Hajo entsprach zwar von seiner Lebensweise her nicht so ganz dem Durchschnitt eines pflichtbewussten Bürgers, aber er war der Ansicht, dass man schließlich nicht alles und schon gar nicht um jeden Preis mitmachen musste.

Regelmäßiges Arbeiten mit festen Strukturen lehnte er deshalb auch ab.

Hajo machte das punktuell, wie er so schön sagte, und sein Tätigkeitsschwerpunkt lag in der friesischen Bierstadt Jever. Er hatte sich für die alternative Schiene entschieden und arbeitete lieber als KK. KK war die Abkürzung für Kleinkrimineller. In dieser Position hatte man nun mal keine regelmäßigen Arbeitszeiten. Man machte seinen Bruch, wenn ein geeignetes Objekt ausgekundschaftet war.

Das konnte in der Vorweihnachtszeit sehr stressig sein, denn nun waren die Wohnungen und Häuser wie ein Warenhaus gefüllt, und Hajo musste öfter arbeiten, damit er ein gewisses Geldpolster für das restliche Jahr hatte.

In der Regel war er in seinem Job finanziell einigermaßen flüssig, und er hatte ständig den gewissen Kick, den andere sich beim Tatort auf dem Sofa oder draußen beim Bungee-Jumping holen mussten. Adrenalin pur! Und morgens konnte er ausschlafen.

Vormittags ging er nie los – da war er noch nicht am Start. Die beste Zeit für einen anständigen Einbruch war die Dämmerung. Bei alten Leuten ging es auch nachts, wenn sie schliefen.

Nach dem Mittagessen kundschaftete Hajo seine Objekte aus. Wenn es dämmerte oder später in der Nacht stieg er ein. Das lief lange supergut, nur leider pfuschte ihm in der letzten Zeit ständig eine andere Bande dazwischen. Seine Trefferquote war deshalb in den vergangenen Wochen hundsmiserabel, denn oft war ihm ein anderer zuvorgekommen. Es musste sich bald dringend etwas ändern, wenn er weiter rentabel agieren wollte.

Hajo schlurfte in die Küche und brühte sich einen löslichen Kaffee auf. Dazu eine Zigarette, und der Tag konnte beginnen. Er wollte sich eben die Fluppe anzünden, als es an der Haustür klingelte.

Es war ein Paketbote, der bei ihm ein Päckchen für den Nachbarn abgeben wollte. Er selbst bekam selten Post. Meist nur eine Karte von Tante Mathilda zu Weihnachten. Darauf konnte er eigentlich auch verzichten, aber warum sollte er sich beschweren? Es war sein einziges und deshalb auch besonderes Weihnachtsgeschenk. Was das anging, waren seine Ansprüche nicht sonderlich hoch.

Während Hajo den Erhalt des Päckchens unterschrieb, kam ihm plötzlich eine Idee, wie er seiner Konkurrenz vielleicht schon bald eine Nasenlänge voraus sein konnte.

»Brauchen Sie in der Weihnachtszeit nicht mehr Personal bei den Paketdiensten?«, fragte er beiläufig.

»Erst mal kriegen«, grummelte der Bote. »Will ja keiner machen. In der Vorweihnachtszeit ist die Hölle los! Das tut sich doch keiner an. Die Leute bestellen wie verrückt im Internet. Sie glauben es nicht! Der totale Konsumterror.« Der Mann hatte es eilig und war deshalb nicht zu Small Talk aufgelegt; er verschwand mit schnellem Schritt.

Als Hajo wieder in der Küche saß, dachte er über seine Eingebung nach. Fakt war: Die Konkurrenz zwang ihn zum Handeln.

Wenn er nun als Zusteller bei einem Paketdienst anfing, käme er ganz leicht in fremde Wohnungen und Häuser. Er könnte auskundschaften, wie gut jemand eingerichtet war. Wie schwer oder leicht die Schlösser zu knacken waren. Welche Fluchtmöglichkeiten sich boten. Ob es Alarmanlagen gab und ob die Opfer allein lebten. Das alles auf dem Silbertablett serviert und völlig risikofrei. Was musste er sonst aufpassen, dass man ihn nicht beim Beobachten bemerkte.

»Das ist die Lösung, Hajo«, machte er sich selbst Mut. »So kannst du dir ein bisschen Weihnachtsgeld und Schmuck zusammenstehlen und dir ein wirklich besonderes Geschenk zu Weihnachten machen.« Da griff er schon zum Hörer.

Den Job beim Paketdienst zu bekommen, war kinderleicht. Zwar gab es nur Mindestlohn, und die Arbeitszeiten waren unterirdisch, aber Hajo sah das alles als Investition in eine goldene Zukunft.

»Nun werde ich schneller als die anderen sein«, sagte er laut zu sich, als er Jever durchquerte und zu seiner Wohnung am Kirchplatz zurückging. »Bin jetzt an der Quelle und kann mir alle Opfer perfekt aussuchen. Was für eine gute Idee so kurz vor Weihnachten. Auf diese Weise schalte ich die Konkurrenz einfach aus. Ich bin auf dem besten Weg, ein GK, ein Großkrimineller, zu werden.« Hajo rieb sich voller Vorfreude die Hände. »Jetzt kommt mein großer Coup.«

Doch als er an der Prinzengraft vorbeischlenderte, fielen Hajo erste Zweifel an. Verdammt, was hatte er getan? Er würde tatsächlich künftig arbeiten gehen. Frühmorgens aufstehen und pünktlich auf der Maloche sein. Ja, er brachte ein sehr großes Opfer!

Hajo musste sich bei diesen Gedanken kurz auf eine der Bänke setzen. Er rang nach Luft. »Das kann ich doch gar nicht.«

Arbeiten zu gehen würde ihn maßlos überfordern. »Außerdem hab ich nun Doppelschichten, wenn man zum Austragen der Pakete noch meine Zeit als Einbrecher hinzuzählt. Muss dann zweimal arbeiten, das ist ja krass. Hauptsache, es lohnt sich wirklich.« Schwerfällig stand Hajo auf und schlurfte weiter. Trotzdem würde er das durchziehen.

Hajo hatte jetzt eine Woche Paketdienst hinter sich: mit Einblicken in viele verschiedene Wohnungen und Häuser. Mal wurde er fündig, mal nicht. Am besten lief es, wenn er mit seinen zukünftigen Kunden ins Gespräch kam und ihnen wichtige Infos entlocken konnte. Inzwischen hatte er da ein paar erfolgreiche Strategien entwickelt.

Aber das Arbeiten schlauchte ihn, und er war froh, dass morgen Sonntag war und er einen Tag freihatte. Hajo sah sich in der Fußgängerzone der Neuen Straße aufmerksam um. Es war Mittag, und ihm knurrte der Magen, aber er musste noch zwei Päckchen zustellen. Hajo war völlig erschöpft. Es war erstaunlich, was und wie viel die Leute im Internet bestellten! Parkbänke, Laternen, Weinpakete, ja, sogar Barhocker. Lange würde er den Stress nicht durchhalten. Wie viel angenehmer war doch das einfache Diebesleben gewesen. Er sehnte sich so danach zurück. Zum Glück war diese Schufterei nicht von Dauer. Er würde im neuen Jahr bestimmt andere Wege finden, der Konkurrenz ein Schnippchen zu schlagen. Hajo schaute sich um.

Die Menschen strömten hektisch an ihm vorbei, bogen nach links oder rechts in die Geschäfte ab, kamen wieder heraus und reihten sich in den fließenden Strom ein. Überall hingen Weihnachtssterne und Lichterketten, die am Abend ihren Glanz verbreiten würden. Das Pflaster war feucht, an den Hausrändern lagen schmutzige Schneereste. Aus einigen Geschäften dudelte Weihnachtsmusik. Am lautesten war Jingle Bells zu hören.

Hajo atmete einmal tief ein und hielt das Päckchen mit der Hand umklammert. Es war recht schwer, er musste es rasch zustellen, wenn ihm die Hände nicht abfrieren sollten.

Er hatte ohnehin genug gesehen. Die Neue Straße war zu belebt. Hajo brauchte Ruhe zum Arbeiten, das galt auch für das Ausspionieren. Außerdem waren die Geschäfte in der Regel mit Alarmanlagen gesichert.

Hajo zuckte zusammen, weil sich drei verkleidete Weihnachtsmänner an ihm vorbeischoben und ihn so heftig anrempelten, dass ihm das Paket fast aus den Armen rutschte. Kurz hob er die Faust und wollte laut werden, als er die Hand wieder senkte. Nicht auffallen!

Das hatte er im Darknet recherchiert. Auf der Seite Handbuch für KKs war zu finden: »Du bleibst unsichtbar, egal, wo du bist. Keiner soll sich je an dich erinnern.«

Das galt ganz besonders, wenn er Päckchen zugestellt hatte.

Also schwieg Hajo und legte sich nicht mit den Weihnachtsmännern an.

Die drei Männer hatten ihren Fauxpas ohnehin nicht bemerkt und stolperten weiter durch die rot geklinkerte Straße. In den Händen hielten sie Glühweinbecher, die sie wahrscheinlich vom Weihnachtsmarkt am Alten Markt mitgenommen hatten. Samstags öffnete der schon um elf.

»Das ist auch nicht mehr so schön wie früher«, murmelte Hajo. Er hatte den Weihnachtsmarkt vor dem Jever’schen Schloss geliebt. Es war zauberhafter. Gemütlicher. Das Pferdekarussell vor dem rosafarbigen Gebäude. Ringsum der Park. Aber da war er noch ein kleiner Junge gewesen.

Es brachte aber nichts, über den Weihnachtsmarkt nachzusinnen. Er sollte besser verschwinden, bevor jemand auf ihn aufmerksam wurde.

»Vor mir liegt bestimmt eine wunderbare Karriere als GK. Ich mache schließlich alles, um richtig gut zu werden«, murmelte er. »Sogar arbeiten.«

»Wo wollen Sie denn hin, junger Mann?« Eine etwa dreißigjährige Frau tippte ihm auf die Schulter. Sie war ihm vorhin am Kirchplatz schon aufgefallen und musterte ihn eine Spur zu neugierig. »Kann ich Ihnen helfen? Sorry, dass ich Sie einfach so anspreche, aber Sie wirken ein wenig verloren.«

Hajo schrak zusammen und ließ schon wieder fast das Paket fallen.

Die Frau war in eine Daunenjacke gekleidet und hatte das halbe Gesicht unter einem gestrickten Loop versteckt. »Nicht, dass Sie mir erfrieren. Da kommt gleich noch eine Ladung Schnee von oben. Ist zwar super, aber wir kennen das hier an der Küste eher nicht.« Sie legte den Kopf in den Nacken und warf einen prüfenden Blick zum Himmel, der in der Tat düster wirkte. »Ich glaube, es dauert nicht mehr lange, dann schüttelt Frau Holle ihre Federbetten über uns aus.«

»Ich muss dann«, sagte Hajo und wollte gehen, aber die Frau stellte sich ihm in den Weg. Sie musterte seine Jacke. »Sie sind vom Paketdienst?« Dann nickte sie. »Ach, die blauen Phantome. Die sollen fix sein. Muss ich mir merken.«

Hajo mühte sich ein Grinsen ab. »Ich wollte in das Geschäft dort. Ich habe nur das Weihnachtsflair ein bisschen genossen.« Er nickte der Frau kurz zu, überquerte die Straße und betrat den Bekleidungsladen. Es war stickig dort. Und warm. Hajo gab das Paket ab, ließ sich den Empfang gegenzeichnen und stürzte regelrecht wieder hinaus. Von der Frau war keine Spur mehr zu sehen.

Das ist gut, dachte er. Ich soll schließlich nicht auffallen.

»Nun schnell zum Auto und das letzte Päckchen abgeben. Viel rausgefunden habe ich heute nicht«, murmelte Hajo. Er schlitterte über das feuchte Pflaster zu seinem weißen Lieferwagen, den er am Brunnen vor dem Haus der Getreuen abgestellt hatte. Dann begann es zu schneien. Ganz wie es die Frau vorhergesagt hatte.

Auch zu Beginn der Woche war das Wetter noch sehr durchwachsen. Hajo hatte seine Schicht fast geschafft. Das letzte Ziel lag in der Großen Burgstraße. Dort gab es kaum noch Geschäfte. Alles dichtgemacht in den letzten Jahren. Die Stadt blutete immer mehr aus.

Vielleicht fand er hier in der ruhigen Gegend eine geeignete Wohnung, die er in der Nacht knacken könnte. Noch zwei Tage bis Weihnachten. Bislang hatte er für den heutigen Diebeszug nur eine Villa in der Schlosserstraße im Blick. Groß, einfach zu knacken und keine Alarmanlage.

Aber es musste doch noch mehr drin sein.

Hajo hielt vor der angegebenen Adresse, klingelte und wartete darauf, dass ihm geöffnet wurde. Die Tür sprang mit einem Surren auf, und er lief die Treppe hinauf in den ersten Stock, wo eine alte Frau mit weißem Haar und Dutt auf ihn wartete. »Oh, mein Paket, wie schön. Endlich ist es da.«

Interessiert schaute Hajo in den Flur und saugte den ersten Eindruck mit seinem KK-Blick in sich auf.

Das könnte glatt was sein! Hajo notierte in seinen Gedanken schnell sämtliche Eindrücke. Frau alt, Wohnung gut eingerichtet. Sieht nicht aus, als würde es der Alten schlecht gehen. Sie lebt allein. Einfaches Schloss an der Eingangstür. Haustür besser gesichert, aber machbar. Perfekt.

»Es ist kalt draußen, und Sie sehen verfroren aus, junger Mann. Kommen Sie doch kurz rein. Ich habe Tee fertig. Oder müssen Sie weiter?«

Hajo schluckte, und in ihm kam heimliche Vorfreude auf. Das war die Gelegenheit, an noch mehr wichtige Infos zu kommen. Außerdem würde ihm eine Tasse Tee nach dem langen Arbeitstag guttun. Die Alte würde ihm nichts Böses zutrauen und auch nach dem Bruch nicht auf die Idee kommen, dass er etwas damit zu tun hatte. Er setzte sein gewinnendes Lächeln auf, das zog immer.

»Ich hab kurz Zeit.« Hajo schob sich in den Flur und folgte der alten Frau in die Küche, die wider Erwarten hochmodern ausgestattet war. Überhaupt wirkte die ganze Wohnung sehr exklusiv und ganz anders als sonst bei Damen fortgeschrittenen Alters. Ein Glücksgriff!

»Setzen Sie sich doch!« Die Frau zeigte auf einen der Stühle am Küchentisch.

Dort stand ein Adventsgesteck mit roter Kerze und Schleife. Es roch ein wenig nach Zimt und frischem Gebäck. Im Radio dudelte Last Christmas.

Hajo war schon voll in Weihnachtsstimmung, und es juckte ihm in den Fingern bei der Vorstellung, dass er heute Nacht so richtig zugreifen konnte.

Die Frau nahm eine kleine Teetasse mit aufgemalter Rose aus dem weiß lackierten Schrank und stellte sie auf den Tisch. Dann legte sie, ohne zu fragen, einen Kluntje in die Tasse und schenkte ein. »So muss das in Friesland«, erklärte sie mit einem Lächeln. »Wer sind Sie denn überhaupt, mien Jung?«

Hajo überlegte eine Weile. Er konnte schlecht seinen wirklichen Namen nennen, denn er würde wiederkommen.

Mit Kennerblick hatte er ausgelotet, wo das Schlafzimmer lag. Dort bewahrten alte Damen meist den Schmuck auf. Und er hatte auch schon ausgemacht, wo die Geldkassette im Küchenschrank stand. Gleich neben den Tassen. Auch typisch. Alte Frauen waren leicht zu durchschauen. Hier würde er ein müheloses Spiel haben.

Die Frau schaute ihn noch immer mit schräg gestelltem Kopf an. »Und, wie heißen Sie nun? Also, ich bin Tant Gundi. Lass uns Du sagen.«

»Ha … Hannes«, sagte Hajo. »Mein Name ist Hannes.«

»Und macht es Spaß, Pakete auszufahren?« Tant Gundi kratzte mit dem lila lackierten Fingernagel über die Tischplatte.

Hannes zuckte müde mit den Schultern. »Einträglich ist das nicht, aber ich komme zurecht.« Das hatte er wunderbar ausgedrückt. Er war unschlagbar! Nun würde Tant Gundi Mitleid mit ihm haben. Und das lenkte davon ab, was er wirklich tat. Keiner dachte dann daran, dass er ein Kleinkrimineller sein könnte. Und dass er plante, aufzusteigen. Ihm schwebte schon ein Name vor: Hajo, der schreckliche Friese!

Man durfte schließlich träumen.

»Jo, das kann ich mir denken, dass man nur eben über die Runden kommt.« Tant Gundi spitzte die Lippen. »Hast du denn nichts anderes gelernt?«

»Hat sich nicht ergeben«, antwortete Hajo ausweichend. Er nahm einen Schluck Tee und achtete darauf, dass seine Hände nicht vor Aufregung zitterten, denn Tant Gundi stand auf und öffnete den Küchenschrank ein weiteres Mal.

Sie nahm die Geldkassette heraus und stellte sie auf die Arbeitsfläche. Die Schatulle war unverschlossen, und schon bei dem kurzen Blick erkannte Hajo mehrere 50- und 100-Euro-Scheine.

Tant Gundi wühlte im Schrank, förderte schließlich eine bunte Blechdose zutage und stellte die Kassette zurück.

»Ich hab auch noch Weihnachtskekse. Heute Morgen frisch gebacken. Was wäre denn das Fest ohne Plätzchen!« Tant Gundi nahm etwas Spritzgebäck heraus. Erst als es vor Hajo auf dem Teller lag, wirkte sie zufrieden.

»Ich bin so froh, wenn mal jemand vorbeikommt«, sagte Tant Gundi nun. »Ist schon komisch, immer so allein.«

Fast bekam Hajo Mitleid, aber das durfte er nicht haben. Im Schrank wartete sein Weihnachtsgeschenk. Mal was anderes, als immer nur diese blöde Karte von Tante Mathilda. Er trank seinen Tee und verabschiedete sich rasch.

Gerade, als Hajo zu Hause aus dem Lieferwagen stieg, begann es wieder zu schneien. So wie es aussah, würde es sich gleich zu einem echten Schneesturm auswachsen.

Ihm war kalt. Es war trotz seiner Auskundschafterei in der letzten Zeit mies gelaufen. Er musste Heizgeld sparen. Hajo nahm sich ein Bier, wickelte sich in eine Wolldecke und ließ sich im winzigen Wohnbereich unter der Schräge auf seinem zerrupften grauen Sessel fallen. Er griff nach der Fernbedienung des Full-HD-50-Zoll-Fernsehers, die auf dem zerkratzten grauen Resopaltisch lag. Seine Glotze war ihm das Wichtigste. Hajo überlegte eine Weile, dann stand sein Plan für heute Abend fest. Er wollte zuerst in die Villa in der Schlosserstraße einsteigen.

Das Ding sah zwar eher ärmlich aus, aber in solchen Häusern war immer was zu finden. Villenbesitzer waren schließlich per se nicht arm. Und wenn die Oma aus der Großen Burgstraße schlief, würde er sich die Geldkassette holen.

Indessen plagte Hajo das schlechte Gewissen Tant Gundi gegenüber. Das waren völlig neue Gedanken!

Aber die alte Frau war so nett zu ihm gewesen. Und sie war einsam. Sie hatte ihm Tee gekocht und Kekse hingestellt. Tant Gundi erinnerte ihn irgendwie an seine Oma.

Hajo trank das Bier auf ex.

So etwas wie eben durfte er gar nicht denken. Omas waren zum Ausrauben da. Echte KKs mit Karrierewünschen hatten kein Mitleid.

Er rülpste laut. »Tant Gundi passt mir wunderbar in den Kram. Da werde ich endlich schneller sein als die anderen«, frohlockte Hajo.

Gegen neun wollte er los. Erst zur Villa, sich warmlaufen. Bis er da fertig war, würde Tant Gundi wahrscheinlich tief und fest schlafen.

Um kurz vor neun zog Hajo sich um. Schwarze Hose, schwarze Jacke, schwarzer Schal. Die Sturmhaube steckte er sich in die Tasche.

Als er vor die Tür trat, war es eiskalt. Sein Atem verflüchtigte sich in einer weißen Wolke.

Es schneite zwar nicht mehr, aber ganz Jever sah nun aus wie gepudert. Die Weihnachtsbeleuchtung war noch an, und das Licht brach sich in den weißen Schneekristallen. Es sah wunderschön aus, nur blieb von jedem Schritt ein Abdruck zurück. Für einen Einbruch war das denkbar ungünstig.

Hajo zuckte zusammen, als das allabendliche Marienläuten einsetzte. Es war eine merkwürdige Stadt, in der man seit mehr als 450 Jahren darauf wartete, dass eine Herrscherin zurückkehrte, das Zepter wieder in die Hand nahm, und dafür jeden Abend, im Sommer um zehn und im Winter um neun, die Kirchenglocke schlagen ließ.

Hajo zog den Schal fest ins Gesicht, denn der aufgezogene, scharfe Ostwind biss sich in seine Haut. Mühsam stapfte er weiter, bis er vor der Villa stand. Hajo stellte sich unter die Laterne auf der gegenüberliegenden Straßenseite und trat so heftig gegen den Pfahl, dass sie ausging.

Die Dunkelheit war sein Freund. Nun hieß es kurz warten. Genau beobachten. Alles ausloten. Doch die Luft schien rein zu sein. Nur die Spuren im Schnee beunruhigten ihn etwas. Allerdings führten etliche zur Villa hin und auch wieder zurück.

Hajo öffnete die Gartenpforte. Sie quietschte in den Angeln. »Könnten die auch mal besser ölen«, brummte er. »Wie soll man bei einem solchen Lärm in Ruhe einbrechen?«

Er umrundete den großen weißen Bau mit der Veranda und leuchtete ins Innere. »Hier komme ich gut rein.« Hajo hebelte das Fenster auf, und kurz darauf stand er auf dem Fischgrätparkett im Wohnraum der Villa. »Keine Alarmanlage. Hab ich gut beobachtet.«

Verdammt, warum quatschte er ständig mit sich selbst? Musste er sich Mut zusprechen?

Hajo schlich durch die Räume. Leider waren sämtliche Möbel mit weißen Laken abgedeckt. Hier lebte derzeit keiner. Fußstapfen vor dem Haus hin oder her. Hajo huschte trotzdem die Holztreppe hinauf, fand das Schlafzimmer und einen Tresor. Der war allerdings weit geöffnet, eine kleine Perlenkette hing noch heraus.

»So ein Schiet«, fluchte er. »Hier war schon wer. Das waren also die Spuren draußen! Dann nichts wie weg.«

Er hoffte, dass wenigstens der Bruch bei Tant Gundi funktionierte, sonst war Weihnachten gelaufen, und er musste wie eh und je mit Tante Mathildas Karte vorliebnehmen.

Beim Rausgehen erkannte Hajo, wo die Konkurrenz eingestiegen war. »Lachhaft«, kommentierte er verächtlich. »Einfach das Fenster eingeschlagen.«

Hajo verließ die Villa. Kurz darauf hörte er Martinshörner. Bloß weg hier!

Weil die Polizei an diesem Abend ständig Streife fuhr, beschloss Hajo, noch auf ein Bier in die Pütt am Alten Markt zu gehen. Er trank drei Gläser, wartete, bis der Weihnachtsmarkt schloss, trank noch etwas und machte sich dann auf den Weg. Es war ein Uhr in der Nacht, als er sich an der Schlossgraft vorbei in Richtung Große Burgstraße aufmachte.

Die Weihnachtsbeleuchtung war inzwischen ausgeschaltet, und die Stadt lag einsam und dunkel vor ihm.

»Optimale Verhältnisse, optimale Location«, quetschte Hajo zwischen den Zähnen hervor. »So will ich es haben.«

Noch ein kurzer prüfender Blick, so wie es sich für einen guten KK gehörte. Es war ruhig, in Jever waren bereits alle schlafen gegangen.

»Nun werde ich mal wieder der Erste sein«, knurrte Hajo, während er sich am Schloss der Haustür zu schaffen machte. Sie sprang schnell auf. Profi war eben Profi!

Hajo huschte in den Flur und schlich die Treppe hoch ins erste Stockwerk.

»Das Haus schläft«, flüsterte er. Trotzdem war Hajo unruhig. Ihm zitterten die Hände, als er vor der Haustür Tant Gundis stand.

Schnell den Dietrich ins Schloss. Zack, war die Tür auf.

Im Flur roch es ein bisschen zitronig und so gar nicht nach Schlaf und alter Frau. Hinzu kam der Duft von Zimt und Tanne. Von Spritzgebäck und Vanille.

Hajo hielt kurz inne, schloss dann aber schnell die Tür zum Treppenhaus.

Er lauschte in die Dunkelheit. Die Wohnung war zu still. Viel zu still.Müsste man nicht ein Schnarchen hören? Das Knarren eines Bettes?

»Jetzt steigere dich nicht in etwas hinein, was es gar nicht gibt«, wies Hajo sich selbst zurecht. »Du holst dir jetzt dein Weihnachtsgeschenk, und dann nichts wie weg hier.«

Er tappte langsam weiter in die topmoderne Küche.

Noch zwei Meter bis zum Schrank. Gleich war es geschafft. Hajo machte den nächsten Schritt. Doch plötzlich ging das Licht an, und er spürte einen derben Schlag auf den Hinterkopf.

Als er aufwachte, hämmerte sein Schädel. Vorsichtig öffnete er ein Auge und erkannte den gefliesten Boden von Tant Gundis Küche. Seine Beine und Hände waren gefesselt. Verdammt, was war passiert?

»Na, wach geworden, mien Jung?« Tant Gundis Stimme.

Hajo wollte sich den Schädel reiben, aber es ging mit den gefesselten Händen nicht. »Was ist passiert? War ich zu laut?«

Das wäre natürlich ein schlimmer Fauxpas für einen KK.

Tant Gundi lachte leise auf. »Nö, du warst vorbildlich. Gute Arbeit.«

Hajo wagte nun, den Kopf zu heben. Tant Gundi saß am Küchentisch und hatte eine Tasse Tee vor sich stehen. »Ich habe schon auf dich gewartet. Es wurde aber auch Zeit. Ich bin eine alte Frau und muss irgendwann mal ins Bett.«

»Du hast auf mich gewartet?« Hajo stöhnte leise auf. Sein Kopf schmerzte furchtbar.

»Ich wusste, dass du kommst. Du hast meinen Köder mit der Geldkassette wunderbar geschluckt.«

Hajo zog die Stirn kraus. »Deinen Köder?« So richtig bekam er die Zusammenhänge nicht kombiniert. »Du hast mich angelockt? Mit dem Paket?«

»So sieht es aus, mien Jung.« Mit zusammengezogenen Brauen schüttelte Tant Gundi missbilligend den Kopf.

»Du bist mir schon viel zu lange ein Ärgernis. Immer diese Milchbubi-Einbrüche! So etwas muss professionell angegangen werden, Hannes. Ach, so heißt du ja gar nicht.«

»Woher weißt du das alles? Dass ich nicht Hannes bin. Dass ich als KK arbeite. Pakete nur austrage, damit ich mich umsehen kann …« Shit, was schmerzte der Kopf.

»Tant Gundi weiß alles. Ich bin in meiner Stadt überall.«

»In deiner Stadt?« Allmählich kam sich Hajo mit seiner Fragerei blöd vor, aber noch verstand er nicht so ganz.

»Du begreifst wirklich nur langsam, Hajo.« Tant Gundi nippte noch einmal am Tee. »Der ist nun schon kalt. Ich muss ins Bett. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, in meiner Stadt. Ich bin eine direkte Nachfahrin der Cousine Fräulein Marias. Da muss man in Jever, wie schon in alten Zeiten, Grenzen setzen. Das verstehst du sicher.«

In Hajo wirbelten die Gedanken durcheinander, aber nun setzten sich die Puzzleteile endlich zusammen.

»Du bist die Konkurrenz? Du bist diejenige, die mir das Geschäft kaputt macht. Aber du bist eine alte Frau, wie kannst du …«

Tant Gundi seufzte verhalten. »Ich habe Mitarbeiter. Meine Nichte Laura müsste gleich zurück sein. Dann haben wir es geschafft. Sie hat dich auch als Paketboten beobachtet.«

Hajo wurde heiß und kalt. Die Frau am Kirchplatz und in der Fußgängerzone! Das war ihm gleich merkwürdig vorgekommen. Mist: Oberstes Gebot des KK. Misstrauisch sein. Seiner Intuition vertrauen. Das hatte er selbst versiebt.

»Was passiert jetzt mit mir?«

Tant Gundi stand auf und strich Hajo bedauernd über sein rotes Haar. »Ich mag keine Konkurrenz. Wirklich nicht. Sorry, aber als Geschäftsfrau kann ich kein Mitleid haben.«

Es rumorte an der Wohnungstür. Kurz darauf schob sich die Frau aus der Fußgängerzone in die Küche.

»Hallo, Tant Gundi!«

»Hallo, Laura. Da liegt er.« Sie zeigte auf Hajo. »Dann kann der nächste Akt beginnen, und ich komme endlich ins Bett. Der Junge hat sich sehr viel Zeit gelassen.«

Laura angelte das Handy aus ihrer Hosentasche, tippte drei Zahlen ein und meldete mit aufgeregter Stimme einen Einbruch. »Ja, bitte kommen Sie. Wir haben den Täter schon überwältigt. Aber meine Oma und ich haben furchtbare Angst.«

Kurz darauf zerhackten Blaulichter die Nacht.

Die Polizisten stürmten mit ihren Pistolen in der Hand in Tant Gundis Küche.

»Aber das ist ganz anders«, rief Hajo. »Das ist die wahre Täterin! Sie leitet einen Einbrecherring. Ich bin doch nur ein KK

»Das erzähl du mal deiner Großmutter«, sagte der Polizist lächelnd. »Endlich haben wir dich. Und die Fußspuren an der Villa in der Schlosserstraße werden wir dir sicher auch zuordnen können. Auf dich wartet jetzt erst einmal eine komfortable Zelle mit fließendem Wasser und eigenem WC in der Ecke. Das wird ein tristes Weihnachtsfest, glaube ich.«

Als die Handschellen sich um seine Gelenke schlossen, wusste Hajo, dass er dieses Jahr besser auf sein Weihnachtsgeschenk hätte verzichten und mit der Karte von Tante Mathilda vorliebnehmen sollen.

2

Gert Anhalt

Der King muss sterben

Bad Nauheim

Über den Autor:

Gert Anhalt, Jahrgang 1963, studierte Japanologie in Marburg und Tokio und berichtete zehn Jahre lang für das Zweite Deutsche Fernsehen aus China und Japan. Er hat zahlreiche Spannungsromane und Krimis veröffentlicht, deren Handlungen oft in Fernost angesiedelt sind. Seine Krimis mit dem Helden Hamada Ken waren zweimal für den Glauser-Krimipreis nominiert.

Bad Nauheim, 1958

Blaugraue Schneewolken türmten sich im Osten der Wetterau auf, und erste Flocken irrlichterten durch die Straßen, ein eiskalter Wind trieb sie vor sich her. Karl Kreuzer hätte eigentlich frieren müssen in seiner dünnen Jacke, aber er spürte die Dezemberkälte gar nicht. Im Gegenteil. Ihm war richtig heiß.

Ich mache ihn fertig … war alles, was er denken konnte. Nach außen hin schien er ruhig, lässig. Aber innerlich brodelte Karl Kreuzer wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Es dröhnte wie ein Donnerwetter in seinem Hirn. Ich mache ihn fertig … Immer schneller, wie ein verrücktes Karussell raste der Gedanke durch seinen Kopf. Lichtblitze zuckten dazu, wovon jeder einzelne in Blutrot und Hassgelb eine neue Gewaltfantasie beleuchtete. Ich schlage ihm die Zähne ein … Ich trete ihm in die Eier … Ich drehe ihm den Hals um … Ich breche ihm das Nasenbein …

Karl, der Halbstarke, wie ihn die Nachbarn nannten, war immer schon ein Einzelgänger gewesen, und er hielt sich auch hier etwas abseits der Gruppe von Gleichaltrigen, die sich wieder im Dämmerlicht auf dem Bürgersteig vor dem Hotel Villa Grunewald versammelt hatte. Einige Jungens waren auch dabei – Lackaffen, wie dieser dämliche Lars Lohmeyer – gekleidet und frisiert wie ihr Idol, mit Schmalzlocke, Kippe im Mundwinkel und Ami-Jeanshosen. Die meisten der Wartenden aber waren natürlich wie immer Mädchen. Verzückte, verblendete Mädchen, viele aus seiner alten Schule. Und das Schlimmste: Judith war auch dabei. Das schönste Mädchen der ganzen Stadt. Karl war nun wirklich kein Poet, sondern bloß ein Maurerlehrling. Aber wenn er an Judith dachte, wurde ihm ganz anders. Ihre Augen waren wie strahlende Diamanten. Ein Mund, lecker wie Kirschmarmelade. Schlank und rank, aber mit ordentlichen Brüsten. Ihr blondes, engelsgleiches Haar war meist zu einem braven Pferdeschwanz gebunden. Aber Karl wusste, dass sie ganz schön wild sein konnte. Seit ihrem ersten Kuss vor ein paar Tagen hatte sie ihn hingehalten. Ungeduldig und neugierig hatte er ihr aufgelauert und war ihr bis hierher gefolgt. Bis zur Residenz des Mannes, den er mehr hasste als jeden anderen – und er hatte viel Hass in sich.

Karl beobachtete, wie der Geländewagen mit den Militär-Nummernschildern langsam in die Straße einbog. Er hörte, wie Jugendliche im tastenden Licht der Scheinwerfer nervös kicherten und wie einige der Mädchen schon ein wenig kreischten. Er sah sie hüpfen und zappeln, als müssten sie dringend aufs Klo. Die Arme angewinkelt, die Hälse gereckt, die Hände umklammerten wie im Krampf Fotosammlungen, Poesiealben und Hefte, in die ihr Angebeteter vielleicht ein paar sinnlose englische Worte kritzeln würde …

»Da ist er … oh … ich glaube, ich kann ihn sehen …!«

War das Judith? War das ihre Stimme? Wie konnte sich ein anständiges, deutsches Mädchen nur so vor einem Amerikaner erniedrigen?

Der Jeep aus Friedberg rollte vor der Gruppe aus, und ihm entstieg schwungvoll mit einem Lachen der junge Mann, den sie alle so liebten. Olivgrün die Uniform mit runder Kappe. Über der linken Brusttasche der Aufnäher »US-Army«, über der rechten noch größer und in Weiß sein Name: »Presley«.

»You girls are really killing me … you know that?« Seine Stimme klang genau wie in der Musikbox.

»Elvis, we love you!«

Das war Judith, kein Zweifel.

»Would you sign this for me, please?«

»Sure, honey, what’s your name?«

Wie von Sinnen kreischten jetzt die anderen Mädchen los. Was für ein verdammter Zirkus! Das Karussell in Karls Kopf beschleunigte immer weiter, und die Blitze zuckten noch greller. Ich beiße ihm ein Ohr ab … Ich trete ihm mit Anlauf in den Arsch … Ich dresche ihn windelweich …

Mit verschränkten Armen hatte Karl Kreuzer an einer Mauer gelehnt, jetzt setzte er sich ruckartig in Bewegung und hielt langsam auf die Menschentraube zu, die sich vor dem imposanten Gründerzeitbau gebildet hatte, in dem der Schnulzenheini mit seiner Familie und seinen Kumpels seit ein paar Wochen wohnte. Karls Fäuste waren geballt. Sein Gesichtsausdruck musste ihn verraten haben.

»Where do you think you’re going, pal?« Einer der Begleiter des Sängers, sie waren wohl nicht nur Freunde sondern auch Leibwächter, hatte sich vor ihm aufgebaut. »Back off, will you?«

»Lass mich durch, du Ami-Arsch«, zischte Karl und versuchte, sich mit gesenktem Kopf neben dem Typen vorbeizudrücken. Aber der packte ihn am Kragen und am Hosenbund und warf ihn zu Boden.

»Ami-Arsch, huh?« knurrte der Typ und grinste schräg. Ein bisschen Deutsch schien er zu verstehen.

Jetzt hatten die anderen Karl bemerkt. »Guck mal, der Karl! Der hat sich eine gefangen!«

»Hey, du siehst irgendwie niedergeschlagen aus!«

»Hahaha …«

»Ooch, jetzt flennt er auch noch …!«

Tatsächlich spürte er heiße Tränen über seine Wangen rinnen.

Lars Lohmeyer, der immer rumlief wie ein Elvis-Doppelgänger und jede Bewegung des Ami-Sängers kopierte, wackelte mit den Hüften und sang: »You ain’t nothin’ but a hound dog, crying all the time …«

Über das Hohngelächter hinweg hörte Karl Kreuzer diesen Elvis zu seiner Freundin sagen:

»Great, Judith. Then I see you at my Christmas Party …«

Da kam das Karussell in Karl Kreuzers Kopf abrupt zum Stillstand. Die Lichtblitze zuckten nicht mehr. Das Dröhnen war plötzlich weg. Er dachte nicht mehr daran, den Amerikaner zu verprügeln. Nun dachte Karl ganz kühl und klar: »Okay, das war’s. Jetzt bringe ich ihn um …«

»Aber wieso? Ich dachte, du magst mich …!« Karl hasste den jämmerlichen, heiseren Klang seiner Stimme. Aber wenn nichts anderes half, dann würde vielleicht Mitleid Judiths Herz erweichen. Er hatte sie am letzten Schultag auf dem Heimweg abgepasst und lief fröstelnd neben ihr her. Wie ein Hund, dachte er grimmig. Wie ein Hund …

Aber er konnte nicht aufhören, sie anzubetteln. »… Mensch, bitte, weil doch Weihnachten ist! Wollen wir nicht heute Abend zusammen ins Kino gehen?«

»Ich muss noch lernen«, log sie.

»Aber es sind doch Ferien!«

»Trotzdem.« Judith war diese Begegnung mehr als unangenehm. Sie wich seinem Blick aus und eilte, so schnell es die vereiste Straße und der schneidende Wind zuließen, mit eingezogenen Schultern nach Hause.

»Ich dachte, wir wären ein Paar«, winselte er.

»Wir haben uns einmal geküsst«, widersprach sie. »Ein einziges Mal!«

Gott, wenn sie das nur ungeschehen machen könnte! Es war letzte Woche auf Evelyns Party zum Sweet Sixteen. Alle ihre Freundinnen fanden Karl irgendwie schneidig, und schon deswegen musste es passieren. Karl, der Junge mit dem neuen, roten Kreidler-Moped, der so lässig filterlose Zigaretten rauchen konnte. Karl, dem die Lederjacken und die Ami-Hosen so gut standen. Der immer einen Kamm in der hinteren Hosentasche hatte und sich gerne damit so unendlich lässig durch seine provozierende Haartolle fuhr. Sie hatten eng getanzt (zu Love me Tender – ausgerechnet), und sie hatte sich, als sie sicher war, dass Evelyn und die Girls es sehen konnten, von ihm auf den Mund küssen lassen. Leider hatte sie dabei nicht bedacht, dass der Junge ja nicht nur Karl Kreuzer, der Teddy-Boy, war, sondern eben auch Karl, der Sohn von Hausmeister Kreuzer, einer ziemlichen Witzfigur. Karl war längst von der Schule abgegangen und hatte eine Lehre als Maurer angefangen. Er war absolut nicht der richtige Umgang für eine Fabrikantentochter wie Judith Gruber. Umso weniger, da sie ja nun endlich die Aufmerksamkeit keines Geringeren erregt hatte als Elvis Presley himself. The King.

»Schau mal«, sagte sie. Erleichtert und froh, dass sie das Thema wechseln konnte. Von einer Litfaßsäule lachte sie das Reklamebild eines weißbärtigen, pausbackigen Mannes an. Trink Coca Cola, stand daneben. »Kennst du den?«

»Sieht mir nach einem dicken Mann im roten Bademantel aus«, sagte Karl. Letztes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt in Frankfurt hatte er mal einen bärtigen Mann im roten Mantel gesehen. Der war aber viel dünner und hatte einen Esel an der Leine, mit dem sich die Kinder fotografieren lassen konnten. »Soll das etwa der Nikolaus sein?«

»Ganz falsch. Das ist Santa! Der kommt an Weihnachten und bringt den Kindern ihre Geschenke. Er kommt durch den Schornstein. Und er hat Rentiere. Die Amis sind ganz verrückt nach Santa, hast du das gewusst?«

»Nein, wusste ich nicht«, knurrte er.

»Tja …«, seufzte sie, als müsse ihm doch jetzt endlich klar werden, dass sie nun mal in unterschiedlichen Welten lebten. »Ich muss dann mal weiter. Frohe Weihnachten, Karl.«

Er unternahm einen letzten, kläglichen Versuch. »Willst du nicht mit mir feiern?«

»Bin schon eingeladen«, flötete sie im Weggehen.

»Da kann ich doch einfach mitkommen? Bitte.«

»Leider nein. Ist eine rein amerikanische Feier. Da kommen nur geladene Gäste rein. Und hoffentlich Santa … Lebe wohl, Karl!«

Er sah ihr nach, sah ihren lustigen, blonden Pferdeschwanz wackeln, bis sie hinter einer Hecke verschwunden war. Er konnte sich nicht erinnern, jemals so wütend gewesen zu sein. Dann fing sich sein hohler Blick in dem Reklamebild auf der Litfaßsäule.

Santa.

Der feiste, rotgesichtige Santa.

Mit dem weißen Bart, dem fetten Lachen und den weit aufgerissenen Augen.

»Drecksvolk, diese Amis …«, rülpste Ludwig Kreuzer und öffnete sich eine weitere Flasche Bier. Er ließ den Kronkorken quer über den Tisch tanzen und sank grimmig in seinen Sessel. »Verdammtes Drecksvolk. Haben unser Land zerstört. Und jetzt kommen sie uns mit dieser Negermusik. Was sie mit ihren Bomben nicht erreicht haben, das zersetzen sie nun langsam mit diesem ganzen minderwertigen Dreck.«

Karls Vater hatte keine hohe Meinung von den »Besatzern«, wie er sie auch heute noch nannte. Sie waren schuld, dass er alles verloren hatte. Frau gestorben, Haus zerbombt, Flucht aus Kassel nach Bad Nauheim. Totalschaden, Totalverlust, Neuanfang in dieser langweiligen, kleinen Stadt, deren einziger Vorteil darin bestand, dass hier niemand etwas von seiner Vergangenheit wusste. Seine schwarze SS-Uniform, die einmal jedermann Respekt eingeflößt hatte, lag versteckt irgendwo unter dem Dach. Heute trug er einen lächerlichen blauen Kittel und war Hausmeister am Gymnasium, von dem sein Sohn Karl längst gefeuert worden war, weil er nur sein Moped und andere Flausen im Kopf hatte. Auch seine Meinung von Karl war keine vorteilhafte. Der Junge, da gab es kein Vertun, dieser Junge war ein Dackel. Kein Charakter, keine Haltung, kein Rückgrat, kein Kampfgeist.

»Und jetzt lässt sich mein feiner Herr Sohn auch noch von einem dahergelaufenen amerikanischen Schmalzbubi die Braut ausspannen!«, höhnte er.

Karl war wütend auf sich selbst und wünschte, er hätte doch lieber nichts gesagt. Sein Vater schaffte es immer, ihn wie einen kompletten Versager aussehen zu lassen. Seit Mutter gestorben war, bekam er daheim nur noch Verachtung zu spüren. Weil er angeblich zu weich war, weil er nichts taugte, weil er nicht so war wie sein Vater Ludwig, der es damals allen Widersachern gezeigt hatte.

»Ich kann mir das nicht bieten lassen«, grollte der Junge, und sein Vater nickte grimmig dazu.

»Jetzt musst du endlich zeigen, dass ein wahrer Mann in dir steckt und nicht nur ein verdammter Dackel«, sagte er. »Du musst dem Schnulzen-Ami eine Lektion erteilen. Am besten eine, die er nie vergisst.«

Ludwig Kreuzer erhob sich schwer seufzend aus seinem Sessel und schlappte wortlos zum Gasofen in der Küche, vor dem er mit einem weiteren schweren Seufzer niederkniete. Während sich Karl noch fragte, was sein Vater vorhatte, langte dieser mit dem rechten Arm hinter den Ofen und brachte ein handliches, in hellen Stoff eingeschlagenes Päckchen zum Vorschein.

»Waltherchen … da bist du ja …«, hörte Karl ihn sagen. Mit einer zärtlichen Wärme in der Stimme, die sein Sohn von ihm niemals vernommen hatte. Es war seine alte SS-Dienstwaffe, eine Walther PPK.

Karl schnürte es die Kehle zu, als Ludwig ihm die Waffe vors Gesicht hielt. Er griff zu und fühlte sofort eine unheimliche Macht in sich aufsteigen.

»Waltherchen hat schon so manches hässliche Problem gelöst«, grinste er und kippte den Rest seines Bieres hinunter. Die PPK war das zuverlässigste Tötungswerkzeug, das man sich nur wünschen konnte. Idiotensicher sogar für einen Idioten wie seinen Sohn. Nichts, wirklich nichts hatte der in seinem Leben richtiggemacht. Kein Wunder, dass Deutschland keine Zukunft hatte mit Trotteln wie diesem. Aber vielleicht gab es ja doch noch eine Gelegenheit, die Dinge geradezurücken und den Amis zu zeigen, wer in diesem Land die Herrenrasse war.

»Wirst du nah genug an diese Heulboje herankommen? Und kommst du nach dem Schuss auch schnell genug weg? Ich will dich danach nicht im Kittchen besuchen, kapiert?« Wenn es das Schicksal doch noch gut mit ihm meinte, dann würde es vielleicht gelingen, aus diesem Dackel doch noch einen passablen Werwolf zu machen und den Ami dort zu beißen, wo es wehtat.

»Ich habe einen Plan«, sagte Karl so mannhaft wie er eben konnte.

Santa sei Dank …

Es war der letzte Tag des Weihnachtsmarktes, der Tag vor Heiligabend. »O du fröhliche …«, intonierten die Turmbläser auf dem Altan der Nikolaikirche hoch über dem Treiben des Frankfurter Weihnachtsmarktes. Und es klang in der Abenddämmerung so schön und feierlich, als musizierten die Engel in der Höh. Wie ein Diamantenregen rieselten einzelne Schneeflocken nieder; der Geruch von Mandeln, Zimt und Lebkuchen umwehte die vielen Buden und Verkaufsstände, zwischen denen sich dicht gedrängt die braven Frankfurter Bürger tummelten. Spielwaren und Haushaltswaren, Bethmännchen, Quetschemännchen und Lebkuchenherzen wurden überall feilgeboten, aber Karl hatte keinen Sinn für weihnachtliche Dekoration oder Leckerbissen. Er war bis auf die Knochen durchgefroren nach der einstündigen Fahrt mit seiner Kreidler durch den Winterwind. Und tatsächlich hatte er den Mann mit dem roten Mantel und dem angeklebten, weißen Rauschebart gefunden, der mit seinem krank aussehenden Eselchen als Fotomotiv für die Kinder und ihre vor Stolz platzenden Eltern posierte. Sein Kompagnon, der Fotograf, gab Anweisungen und bediente die Kamera. Die Bilder gab es im neuen Jahr für fünf Mark je Abzug.

Karl hielt sich nicht lange bei der Vorrede auf. Als die letzte kleine Familie beseelt abgerückt und der Fotograf anderweitig beschäftigt war, näherte er sich dem Nikolaus.

»Kann ich mir Ihren Mantel und den Bart ausleihen?«, fragte er unvermittelt.

Der Nikolaus sah ihn verwundet an. »Wieso das denn?«

»Ich will meine Verlobte überraschen«, sagte der Junge.

»Ausgeschlossen«, erwiderte der Mann, der hinter dem falschen Rauschebart ein mageres Gesicht und tief liegende Augen verbarg. Er hatte bei näherem Hinsehen gar keine Ähnlichkeit mit dem fröhlichen, dicken Santa aus der Reklame.

»Ich zahle auch gut dafür. Hier sind 20 Mark!« Ein kleines Vermögen. Anscheinend nicht nur für ihn. Als der Nikolaus reflexartig nach dem Geldschein greifen wollte, wusste Karl, dass er gewonnen hatte.

»Ich will 30 Mark«, sagte der Mann. Das Geld konnte er gut gebrauchen. Nun, da der Markt schloss, waren er und sein Esel wieder fast ein Jahr lang auf Almosen und Gelegenheitsarbeit angewiesen. Zwei Wochen Nikolaus, ein Jahr Fußabtreter – das war sein Leben. Der verfrorene Idiot mit der albernen Haartolle kam ihm da gerade recht. Der alte, rote Mantel war höchstens noch fünf Mark wert. Den falschen Bart hatte er selbst aus Watteballen zusammengeklebt. »Und zehn Mark als Pfand, damit du ihn auch zurückbringst.«

»25 Mark. Und fünf Mark als Sicherheit.« Mehr konnte Karl beim besten Willen nicht aufbringen. »Ich nehme ihn jetzt mit und bringe ihn nach den Feiertagen zurück.«

Dann wäre alles vollbracht, und die Welt würde voller Staunen erfahren, dass Elvis, the King of Rock ’n’ Roll in good old Germany von Santa, dem Weihnachtsmann, erschossen worden war.

»Pension Schröder in Heddernheim. Zweimal klingeln. Und jetzt das Geld …«

In einem dunklen Hauseingang am Rossmarkt legte der Nikolaus seine Arbeitskleidung ab und überreichte sie dem Halbstarken. Ohne seinen Mantel sah der dünne Mann wirklich ziemlich erbärmlich aus. Der Esel hustete fortwährend und sah aus, als habe er Fieber.

»Na dann, viel Glück …«, wünschte der ehemalige Nikolaus.

»Häh?«

»Mit deiner Verlobten …«

»Ach, ja. Danke. Sie wird begeistert sein …«

Der Neuschnee, der seit dem Nachmittag des Heiligabend von böigen Winden aus dem Vogelsberg herübergetrieben wurde, ging mit den Eisresten auf den Bürgersteigen und Straßen auf dem Weg zur Villa Grunewald eine tückische Verbindung ein. So hieß das Hotel, in dem der Amerikaner und seine Gefolgschaft seit zwei Monaten residierten. Zweimal wäre Karl Kreuzer fast ausgerutscht und hingefallen, konnte in letzter Sekunde aber durch geschickte Verrenkungen den drohenden Sturz abwenden. Obwohl – besonders schmerzhaft wäre der sicherlich nicht geworden, denn Karl war unter dem roten Nikolausmantel mit Kissen und Handtüchern derart gut gepolstert, dass er seinen Körperumfang fast verdoppelt hatte. Er war dick, dieser Santa, und Karl war nur ein »halbes Hemd«, wie man hier sagte. Das Wattegestrüpp des falschen Bartes, hinter dem er sein Gesicht versteckte, kitzelte und juckte wie verrückt. Die Walther PPK, die er mit der Rechten fest umklammert hielt, schien mit jedem Schritt schwerer zu werden.

»Nur noch ein paar Minuten«, dachte er, schwindlig und atemlos vor Anspannung, »dann wird es vollbracht sein.«

Mit pochendem Herzen bog er in den Vorgarten der Elvis-Villa ein. Aus den Fenstern im Erdgeschoss fiel ein weihnachtlicher Glanz von Kerzenlicht und Goldlametta; bis hierher hörte man die Partygeräusche: Gespräche, Lachen und Musik. Karl erklomm die Stufen zum Eingang, wäre ein drittes Mal fast gestürzt, weil jemand es versäumt hatte, die Treppe freizuräumen und ordentlich zu streuen. Leise fluchend betätigte er die Klingel, zupfte sich den Mantel gerade und nahm die Pistole in einen eisernen, entschlossenen Griff.

Nun gab es kein Zurück mehr.

Die Tür öffnete sich, und im Rahmen erschien der Elvis-Jünger, der ihn anderntags so unsanft aufs Trottoir geworfen hatte. Für einen Moment dachte Karl, der Kerl könnte ihn trotz seiner Aufmachung erkennen – aber die Sorge war unbegründet. Im Gegenteil. Das Kostüm wirkte Wunder.

»It’s Santa!«, jubelte der Grobian, als sei er wieder ein kleiner Junge. »Look everybody! Santa is here. Come in, Santa!«