Entscheide dich und lebe!

Melanie Wolfers

Entscheide dich und lebe!

Von der Kunst, eine kluge Wahl zu treffen

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Über Melanie Wolfers

Melanie Wolfers, Dr. theol., Mag. Phil., studierte Theologie und Philosophie in Freiburg und München und arbeitete anschließend als Hochschulseelsorgerin in München. 2004 trat sie in den Orden der Salvatorianerinnen in Österreich ein. Seitdem lebt sie in Wien und engagiert sich vielfältig in der Beratungs- und Bildungsarbeit. Melanie Wolfers schöpft aus ihrer langjährigen Erfahrung als Seelsorgerin, ist Bestsellerautorin, gefragte Referentin und schreibt u. a. für BRIGITTE.

www.melanie-wolfers.de

Impressum

© 2020 der eBook-Ausgabe bene! eBook

© 2020 bene! Verlag

Ein Imprint der Verlagsgruppe

Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Lektorat: Stefan Wiesner

Covergestaltung: Maike Michel unter Verwendung einer Illustration von Shutterstock/Tamashi

ISBN 978-3-96340-118-3

Endnoten

Nach: Hans Schaller: Wie finde ich meinen Weg? Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1986, S. 14-16. Alle Rechte beim Autor.

Frei nach einem Märchen von Nasreddin Hodscha.

Vgl. Andreas Gauger: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft. Verlag mymonk, Hamburg 2017, S. 33–49.

Jon Foreman, in Melchior Magazin Nr. 3/2015, © Melchior Magazin, Wien & Zug

Antonio R. Damasio: Descartes Irrtum. Fühlen, Denken und das menschliche Gehirn. dtv München, 6. Auflage 2001, S. 64–85.

Vgl. Maja Storch: Das Geheimnis kluger Entscheidungen. Von Bauchgefühl und Körpersignalen. Piper, München, 11. Auflage 2018.

aus Susanna Tamaro, Geh, wohin dein Herz dich trägt. Aus dem Italienischen von Maja Pflug. Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 1995, 1998 Diogenes Verlag AG Zürich.

Dr. med. Eckart von Hirschhausen, Glück kommt selten allein ... © 2011, Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg.

Marianne Williamson, Rückkehr zur Liebe. Harmonie, Lebensfreude und Sinn durch »Ein Kurs in Wundern«. © 1993 Arkana Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House, Übersetzung: Susanne Kahn-Ackermann.

Peter Turrini, Ein paar Schritte zurück. Gedichte.© Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2002. Alle Rechte bei und vorbehalten durch Suhrkamp Verlag Berlin.

Die Liste orientiert sich an Klemens Schaupp, Bedürfnisse wahrnehmen – der Spur der Sehnsucht folgen. Ein spiritueller Übungsweg, topos Kevelaer, 2. Auflage 2019, S. 34-42. Schaupp bezieht sich auf Henry Murray, Explorations in Personality, Oxford Univ. Pr., Oxford 2007, und L.M. Rulla SJ, Antropologia della vocazione cristiana. © EDB - Edizioni Dehoniane Bologna, S. 322–323.

Martin Buber: Die Erzählungen der Chassidim. © Manesse Verlag, Zürich, in der Verlagsgruppe Random House.

Michael Ende: Die unendliche Geschichte. © Thienemann-Esslinger Verlag Gmbh, Stuttgart 1979. Ein Unternehmen von Bonnier-Media, Deutschland.

Andreas Knapp, Heller als Licht. Biblische Gedichte. © Echter Verlag Würzburg, 4. Auflage 2018, S. 61

Vgl. dazu Josef Maureder, Wir kommen, wohin wir schauen. Berufung leben heute. Tyrolia Innsbruck – Wien, 4. Auflage 2017, S. 44–47.

Andreas Knapp, Brennender als Feuer. Geistliche Gedichte. © Echter Verlag Würzburg, 8. Auflage 2017, S. 72.

Vgl. zu den fünf Phasen: Johannes Maria Steinke, Entscheiden! © 2009 Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br., S. 39–118.

Vgl. Andreas Knapp/Melanie Wolfers, Glaube, der nach Freiheit schmeckt. Eine Einladung an Zweifler und Skeptiker, Herder, Freiburg TB, 3. Auflage 2016.

Rainer Maria Rilke: Briefe an einen jungen Dichter. Insel Verlag, Leipzig 1929, S. 21.

»Fällt es Ihnen schwer, Entscheidungen zu treffen?«

 

»Ja und nein.«

Einleitung

1
Glückwunsch zur Wahl!

Sie haben sich für dieses Buch entschieden. Vielleicht weil Sie solche Gedanken kennen:

 

Wie in einem Kreisverkehr drehen sich meine Gedanken um die anstehende Entscheidung. Machen eine Runde. Noch eine Runde. Und noch eine … Welche Ausfahrt soll ich nehmen? Ich weiß es nicht. Je mehr ich darüber nachdenke, umso schwindeliger wird mir.

 

Eigentlich weiß ich, was für mich richtig wäre. Aber was werden die anderen dazu sagen?

 

Schon wieder habe ich bei einer Entscheidung etwas Wichtiges übersehen. Wieso passiert das immer mir?

 

Ich bin schon lang mit meiner derzeitigen Lage unzufrieden. Aber ich verändere nichts. Lieber bleibe ich im vertrauten Unglück hocken, als Neues zu wagen. Das stinkt mir!

 

Ich stecke in einer Entscheidungssituation und komme einfach nicht »zu Potte«. Die Angst, etwas falsch zu machen, blockiert mich.

 

Vor längerer Zeit habe ich eine Entscheidung getroffen, aber die Umsetzung ist mühsam, und ich stelle meinen Entschluss immer wieder infrage.

 

Mein Leben läuft einigermaßen gut. Nur in stillen Stunden und unruhigen Nächten meldet sich der heimliche Verdacht, dass irgendetwas nicht stimmt. Aber ich kann nicht sagen, was.

 

Nichts beeinflusst unser Lebensglück so sehr wie die Entscheidungen, die wir treffen. Und wir fällen ständig Entscheidungen: Weißbrot oder Vollkornmüsli? Eine Arbeit noch fertigstellen oder ins Kino gehen? Zusammenziehen oder nicht? Eine Familie gründen oder lieber weiterhin die Zeit ganz bewusst zu zweit genießen? Auf eine besser dotierte Arbeitsstelle wechseln oder im gewohnten, netten Team bleiben? Den bisherigen Beruf an den Nagel hängen und ganz neu starten mit dem, wofür ich wirklich brenne?

Immer wieder können und müssen wir wählen, im Kleinen wie im Großen. Das bedeutet Lust und Last zugleich. Viele haben nicht gelernt, gute Entscheidungen zu treffen. Entsprechend schwer fällt es ihnen, sich überhaupt zu etwas durchzuringen. Oder sie fragen sich, wie sie einfach besser entscheiden können.

Eine gute Wahl fällt einem nicht einfach in den Schoß, wenn man Glück hat. Entscheiden ist eine Kunst! Um sich diese Kunst anzueignen, sind zwei Dinge wichtig: das Wissen, wie Entscheidungsprozesse funktionieren. Und das tägliche Ein­üben und Ausüben dieser Kunst. Der Alltag ist dafür ein ideales Trainingsfeld.

Dieses Buch vermittelt Ihnen einen umfassenden Überblick darüber, wie Sie den Prozess des Entscheidens klug und umsichtig gestalten können. Es benennt Sackgassen und Irrwege. Sie lernen zahlreiche Strategien und Methoden kennen und finden Tipps und praktische Beispiele zu den Themen:

Gebrauchsanweisung

Das Besondere an diesem Buch: Sie können wählen, wie Sie es lesen wollen (und damit eine erste Entscheidung treffen)!

 

Erste Lesart: Ein umfassender Überblick

Sie können sich mit Hilfe dieses Buches grundsätzlich über das Thema Entscheidungen informieren. Bei dieser rein informativen Lesart überspringen Sie in jedem Kapitel den Abschnitt »Wie sieht das bei mir aus?« mit seinen Übungen und Fragen zur Selbstreflexion.

Wenn Sie also einen theoretischen Überblick über die Kunst, eine kluge Wahl zu treffen gewinnen wollen, dann gehen Sie jetzt zu → 2

 

Zweite Lesart: Ein individuell auf Ihre Situation abgestimmter Ratgeber

Möglicherweise stehen Sie momentan vor einer konkreten Entscheidung und suchen nach Klarheit. Oder Sie wollen eine bereits getroffene Wahl noch einmal gründlich analysieren. In beiden Fällen können Sie das Buch als ganz persönlichen Ratgeber nutzen und sich von jenen Themen und Fragestellungen leiten lassen, die Sie besonders inte­ressieren. Mithilfe der Rubrik »Wie sieht das bei mir aus?« verwenden Sie das Buch als eine Art Werkzeugkasten: Sie greifen jene Elemente heraus, die Sie in diesem Moment brauchen, um mit Ihrer persönlichen Entscheidung weiterzukommen. Übungen und Fragen zur Selbstreflexion unterstützen Sie dabei. Am Ende eines Kapitels finden Sie mehrere Auswahlmöglichkeiten, wie Sie das bearbeitete Thema vertiefen oder sich neuen Aspekten zuwenden können. Wählen Sie den Weg, der Ihnen in diesem Augenblick am geeignetsten erscheint. Ihre persönlichen Fragen weisen Ihnen dabei die Richtung. Anders gesagt: Es gilt das Prinzip: Folge deiner Frage!

 

Noch drei konkrete Hinweise:

Folge deiner Frage

Welche der folgenden Formulierungen spricht Sie jetzt am stärksten an? Gehen Sie zum entsprechenden Kapitel.

P. S.: Haben Sie sich noch nicht entschieden, welcher der beiden Lesarten Sie folgen wollen? Kein Problem, lesen Sie einfach weiter. Wenn Sie ein bestimmtes Thema mit Übungen und Reflexionsfragen vertiefen wollen, können Sie ohne Weiteres die Lesart wechseln.

Von heißem Brei und heißen Eisen

2
Der schlechteste Weg, den man ­wählen kann, ist der, keinen zu wählen

Seine Unentschlossenheit war schon fast sprichwörtlich. Eines Tages manifestierte sie sich in einer tragisch-komischen Situation: Während er mit dem Auto unterwegs war, teilte sich im Stadtzentrum die Straße: Man kann durch einen kurzen Tunnel fahren – oder parallel dazu auch weiterhin »oben« bleiben. Beides ist möglich und wird durch runde Verkehrsschilder angezeigt, die auf blauem Grund einen weißen Pfeil zeigen, einmal nach links, einmal nach rechts. Von dieser Verkehrsführung derart überrascht und unfähig zur Entscheidung, kam es, wie es kommen musste: Der Mittelweg führte unweigerlich auf den Pfosten mit den beiden Schildern zu. Der Aufprall war hart. Dem Fahrer passierte glücklicherweise nichts, aber das Auto erlitt einen Totalschaden.

Vor einer Entscheidung zu stehen kann uns – bewusst oder unbewusst – stressen und ängstigen. Es kann Gefühle wie Ohnmacht und Hilflosigkeit, Überforderung oder ein unterschwelliges Selbstmitleid in uns wecken. Wenn zu dem inneren dann auch noch äußerer Druck hinzukommt – die Erwartungen anderer, ablaufende Fristen, Sachzwänge –, dann liegt der Impuls nahe, die Qual der Wahl zu vermeiden.

Wir alle haben wohl schon zigfach versucht, einer Entscheidung und den mit ihr verbundenen Spannungen aus dem Weg zu gehen. So etwas kommt immer mal wieder vor. Problematisch wird es, wenn sich dieses Verhalten verselbstständigt und in einen Automatismus verwandelt.

Zu den verbreiteten Taktiken gehören die beliebte »Aufschieberitis«, der kopflose Hauruck-Entschluss oder der ­Versuch, eine Entscheidung dem Zufall oder anderen zu überlassen. Der scheinbare Gewinn solcher Fluchtmechanismen: Wir entkommen fürs Erste der unangenehmen Entscheidungssituation und fühlen uns kurzfristig wohl. Doch auf lange Sicht zahlen wir einen höheren Preis, da die negativen Folgen dieses Verhaltens schwerer wiegen.

Die einzelnen Vermeidungsstrategien gehen mit verschiedenen negativen Konsequenzen einher. Doch für sie alle gilt die bittere Lebensweisheit: Der schlechteste Weg, den man wählen kann, ist der, keinen zu wählen! Nicht Fehlentscheidungen, sondern fehlende Entscheidungen stürzen uns ins Unglück.

Denn wenn nicht Sie entscheiden, dann tun andere dies für Sie: Menschen mit ihren gut gemeinten Ratschlägen oder Eigeninteressen. Oder es sind die eigenen Launen und Bedürfnisse, die Sie vor sich hertreiben. Hinzu kommt: Jede Entscheidung, die Sie nicht treffen, höhlt Ihr Selbstvertrauen und Ihre Entschlussfähigkeit ein wenig mehr aus. »Negative Rückkopplung« nennt man das.

Wer nicht den Mut aufbringt, sich zu entscheiden, dessen Leben gleicht einem Schiff, das ohne Kapitän orientierungslos mal in diese, mal in jene Richtung driftet. Wer das Steuerruder nicht in die Hand nimmt und den Kurs bestimmt, segelt an den eigenen Lebenszielen vorbei. Und es droht die Gefahr, dort zu stranden, wo man auf keinen Fall landen wollte.

 

Wenn denn der Preis so hoch ist: Was um Himmels willen treibt uns zu einem solchen Verhalten an, mit dem wir uns selbst schaden?

Wir Menschen tun nichts ohne Grund. Sogar eine Handlungsweise, durch die wir uns selbst das Leben schwer machen, hat Hintergründe. Diese können etwa in biografischen Erfahrungen oder in typisch menschlichen Neigungen wurzeln. Zugleich zielen wir durch ein solches Verhalten auf etwas ab, das uns bewusst oder unbewusst erstrebenswert erscheint. Dies gilt auch für die Tendenz, Entscheidungen zu vermeiden. Hier zeichnen sich gleich mehrere vermeintliche »Vorteile« ab.

Erstens: Wenn ich Entscheidungen ausweiche, dann muss ich mich nicht auf die Situation und die Mühe eines Klärungsprozesses einlassen. Zweitens brauche ich mich momentan nicht mit mir selbst auseinanderzusetzen. Und das ist attraktiv. Denn würde ich den Scheinwerfer nach innen richten, käme manches ans Licht, was ich nicht wahrhaben will. Vielleicht würde ich entdecken, dass ich eigentlich gar nicht so genau weiß, was ich gut kann. Und was ich will. Zweifel und innere Zerrissenheit, Schwäche oder Überforderung träten zutage. Und ganz sicher würde ich auf diverse Ängste stoßen, die gewöhnlich mit Entscheidungen einhergehen. Diese inneren Spannungen wahrzunehmen ist unangenehm. Ja, manchmal kaum erträglich. Dann lieber die Entscheidung vermeiden! Der Gewinn liegt auf der Hand: Ich erspare mir all das!

Und schließlich: Indem ich nicht ansprechbar bin, wenn das Leben Entschlüsse von mir verlangt, verringere ich die »Last des Selbstseins«: Ich übernehme keine Verantwortung für mich selbst. Und das birgt Vorteile. Denn wenn wir Verantwortung für unser Leben übernehmen, geht dies auch mit der Angst einher, Fehler zu machen.

 

Vielleicht haben Sie beim Lesen das eine oder andere Motiv entdeckt, das Sie dazu bewegt, Entscheidungen auszuweichen. Bitte verurteilen Sie sich nicht dafür! Im Gegenteil, Sie können sich gratulieren, denn Ihnen ist Wichtiges gelungen! Ihre mutige Selbstwahrnehmung eröffnet eine neue Freiheit

 

→ 3

Wie sieht das bei mir aus?

Folgende drei Ausweichmanöver erfreuen sich weiter Verbreitung:

Folge deiner Frage

3
Diagnose: Aufschieberitis

Eine typische Weise, einer Entscheidung aus dem Weg zu gehen, liegt darin, sie vor sich herzuschieben. Indem ich die Entscheidung in die Zukunft verlagere – und sie möglicherweise nie treffe –, entlaste ich die Gegenwart.

Manche verschaffen sich diesen Aufschub, indem sie sich mehr oder weniger bewusst ablenken. Beliebte Fluchthelfer sind etwa Aktivismus, stundenlanges Surfen im Internet, ein Ständig-auf-Achse-Sein oder auch übermäßiger Schlaf. All dies sind Versuche, um die anstehende Entscheidung aus dem Bewusstsein zu bannen und die Wahl auf den Sankt-Nimmerleins-Tag zu verschieben.

Die Aufschieberitis erfreut sich weiter Verbreitung. Ob sie auch Ihnen vertraut ist? Sie lebt von der Hoffnung, dass sich die Dinge irgendwie von selbst regeln werden. Im Hintergrund können typische Entscheidungsängste liegen wie die Furcht, etwas zu versäumen oder eine falsche Entscheidung zu treffen. Oder Sie werden ausgebremst, weil Kopf und Bauch miteinander im Streit liegen. Andere wollen sich bei einer Entscheidung »absolut sicher« sein. Aber wann ist man das schon?

Auch das Aussitzen einer Entscheidung ist eine Entscheidung! Nämlich für den Versuch, sich vor einem Entschluss zu drücken. So verständlich ein solches Vermeidungsverhalten auch ist, so hoch ist der Preis.

Erstens gehen wir Risiken ein, wenn wir Entscheidungen ständig in die Zukunft verlagern: Wir können Fristen verpassen, Mahnungen erhalten oder Menschen enttäuschen. Vor allem aber lassen wir auch Möglichkeiten und Chancen ungenutzt an uns vorüberziehen.

Zweitens: Durch das ständige Hinauszögern baut sich immer mehr Druck auf. Auf diese Weise manövrieren wir uns irgendwann in eine kopflose Hauruck-Entscheidung hinein, weil am Ende keine Zeit mehr bleibt, um sinnvolle Alternativen abzuwägen. Hals über Kopf müssen wir uns zu etwas entschließen, ohne die anstehende Frage wirklich durchdacht zu haben. Oder – drittens – die Alternativen haben sich inzwischen bereits erledigt, und es gibt gar nichts mehr zu entscheiden: Bewerbungsfristen laufen ab; ein geliebter Mensch wartet nicht unbegrenzt auf das erhoffte Ja zur Partnerschaft, und auch die Entscheidung für ein Kind lässt sich nicht beliebig lange aufschieben …

 

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Wie sieht das bei mir aus?
Was heißt das für meine anstehende Entscheidung?

Kommt mir die Aufschieberitis bekannt vor – in meiner konkreten Entscheidungssituation? Oder auch grundsätzlich?

Folge deiner Frage

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Auf dem Beifahrersitz durchs Leben

Simone nimmt sich ständig zurück und macht sich in ihrer Beziehung immer abhängiger von ihrem Mann. Am Anfang betrifft es nur weitreichende Entscheidungen wie die Schulwahl für ihr Kind. Doch mit der Zeit äußert sie sich nicht einmal mehr dazu, ob sie abends ins Kino gehen oder lieber zu Hause bleiben will. »Weiß ich nicht. Entscheide du«, »Ist mir egal. Mach, wie du es meinst« lautet ihre stereotype Antwort. Doch mit jeder Entscheidung, die sie an ihren Mann delegiert, sinkt ihr ohnehin schon geringes Vertrauen in ihre eigene (Entscheidungs-)Fähigkeit noch mehr. Und bei ihrem Mann wächst der Frust über ihren Mangel an Initiative und Profil.

Der Rat anderer kann auf Wichtiges aufmerksam machen. Doch schieben wir die anstehende Entscheidung auf andere ab und folgen blind deren Rat, dann geben wir das Lenkrad aus der Hand. Eine beliebte Route unter den verschiedenen Ausweichpfaden: Ich lasse andere für mich entscheiden – sei es aus Angst vor der Verantwortung, die mit einer Wahl verbunden ist. Oder weil die andere Person so viel »erfahrener« wirkt.

Eine Variante besteht darin, die Meinung von allzu vielen Personen einzuholen – bis ich am Ende gar nicht mehr weiß, wo mir vor lauter unterschiedlichen Ansichten der Kopf steht. Oder ich frage so lange andere Menschen, bis deren Antwort meiner geheimen Wunschvorstellung entspricht und ich mich nun in Ruhe auf jemanden berufen kann …

Der Versuch, so gut wie nichts selbst entscheiden zu müssen – zumindest nichts Größeres –, birgt auf den ersten Blick mehrere Vorteile: Ich gehe dem Druck aus dem Weg, eine Entscheidung fällen zu müssen. Ich brauche keine Verantwortung für mich und meine Wahl zu übernehmen und vermeide auf diese Weise den Schmerz, der sich in der Rede von der einsamen Entscheidung ausdrückt. Darüber hinaus muss ich hinterher nicht dafür geradestehen, wenn sich mein Entschluss als falsch herausstellen sollte. Und auch meine Selbstachtung erleidet in diesem Fall keinen Kratzer, da ja der andere »Schuld hat«.

Wenn Sie dieses Vermeidungsverhalten an den Tag legen sollten, machen Sie sich bewusst: Sie bezahlen in mehrfacher Hinsicht einen hohen Preis!

Erstens: Mit jeder Entscheidung, die nicht Sie selbst treffen, schwächen Sie Ihr Vertrauen in Ihre Fähigkeit, das Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ja, möglicherweise geraten Sie unmerklich in einen Teufelskreis hinein, der Ihren Lebensradius zunehmend schrumpfen und Sie immer passiver werden lässt.

Zweitens: Lassen Sie sich von den Entscheidungen anderer leiten, machen Sie sich vielfach abhängig: vom Wohlwollen der Menschen in Ihrem Umfeld. Von deren Bereitschaft, Verantwortung für Sie zu übernehmen. Und von deren Fähigkeit, eine kluge Wahl zu treffen.

Drittens kommt hinzu, dass ein solcher Mangel an Eigeninitiative Ihre Beziehungen belastet. Insbesondere in Freundschaft und Partnerschaft führt dies beim Gegenüber oft zu Frust und Ärger.

Vor allem aber: Wenn Sie blind dem Rat anderer folgen, nehmen Sie auf dem Beifahrersitz Ihres Lebens Platz. Sie lassen sich durch Ihr eigenes Leben kutschieren – gelenkt von anderen, die das Steuerrad in der Hand haben. Und so wachsen die eigene Unzufriedenheit und die Gefahr, dass Sie irgendwo abgesetzt werden, wo Sie gar nicht hinwollten.

 

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Wie sieht das bei mir aus?
Was heißt das für meine anstehende Entscheidung?
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Kopflos durch die Wand

Heute ist mal wieder so ein Tag. Oliver weiß nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Alles zerrt an ihm. Seine Frau ist krank, die Kinder wollen versorgt sein, und im Job geht’s drunter und drüber. Dann ein Anruf vom Vorsitzenden des Fußballvereins, ob er mithelfen kann, den Rasen für das nächste Spiel zu mähen. Er wird dringend gebraucht, andere haben keine Zeit. Zack: Schon hat Oliver zugesagt. Und könnte sich im nächsten Moment für dieses Eigentor am liebsten selbst die Rote Karte zeigen.

Kennen Sie das auch: Eigentlich hätten Sie die Möglichkeit, in Ruhe zu überlegen und die Sache abzuwägen. Und doch machen Sie einen Schnellschuss. Vielleicht aus spontaner Begeisterung oder weil Sie sich bedrängt fühlen. Vielleicht, weil Sie jemanden beeindrucken wollen, oder schlicht, weil Sie sich mit dem Problem jetzt nicht näher auseinandersetzen möchten.

Auch wenn es sich merkwürdig anhört: Ein überhasteter Entschluss entpuppt sich im Nachhinein oft als (unbewusster) Versuch, sich um eine Entscheidung herumzumogeln. Genauer gesagt versuchen wir, die Mühe zu vermeiden, uns dem anstehenden Klärungsprozess wirklich zu stellen. Manche entscheiden deshalb einfach irgendetwas. Der unmittelbare Effekt einer solchen Knall-auf-Fall-Aktion: Die Sache ist vom Tisch, die innere Anspannung gelöst – und das fühlt sich erst einmal prima an!

Doch wenn wir eine Entscheidung übers Knie brechen, würden wir uns hinterher manchmal am liebsten in den Hintern beißen. Denn: Die Entscheidung war eben alles andere als egal! Hinzu kommt, dass sich in überhasteten Entscheidungen meistens unsere eingefahrenen Reaktionsmuster durchsetzen. So verpassen wir die Chance, zu neuen und kreativen Antworten zu finden. Hinter der Faustregel »Schlaf erst einmal eine Nacht darüber!« steckt die Erfahrung: Es ist gut, sich genügend Zeit zu gönnen, um eine Entscheidung reifen zulassen.

 

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Wie sieht das bei mir aus?
Was heißt das für meine anstehende Entscheidung?
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Fallen auf dem Entscheidungsweg

Wir alle wollen gute Entscheidungen treffen, egal, ob es um den Kauf einer Brille, Urlaubsplanung, Partnerwahl oder Rentenvorsorge geht. Um zu wissen, was einen guten Entscheidungsprozess kennzeichnet, hilft es, das Gegenteil in den Blick zu nehmen: missglückte Entscheidungen.

 

Lassen Sie kleine und große Fehlentscheidungen Ihres Lebens Revue passieren. Welche Alltagsentscheidungen sind nicht gut gelaufen? Und wann haben Sie so richtig eine Bauchlandung hingelegt? Denken Sie an einige Fehlentscheidungen und fragen Sie sich jeweils:

 

 

 

Wenn Sie Ihre Fehlentscheidungen betrachten, können Sie sich fragen: Entdecke ich eine Falle, in die ich immer wieder hineintappe? Oder sogar mehrere? Woran könnte das liegen? Und was heißt das für meine gerade anstehende Entscheidung?

 

Wenn Sie jetzt noch mit an Bord sein sollten: Herzlichen Glückwunsch! Sie haben den Mut aufgebracht, sich Ihren Fehlentscheidungen zu stellen. Das fühlt sich zunächst nicht gut an. Aber es tut gut! Denn Sie geben sich die Chance, aus Ihren bisherigen Fehlern zu lernen. Und sobald Sie Ihre eigene(n) Falle(n) identifizieren, verlieren diese wie von selbst etwas von ihrer Macht. So gewinnen Sie eine neue Freiheit, klug und umsichtig zu wählen.

 

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Wie sieht das bei mir aus?

Sieben typische Entscheidungsfallen

Hinter den oben gestellten Fragen verbergen sich gängige Entscheidungsfallen.

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Entscheidungsängste