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© 2021 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Alle Rechte vorbehalten
Umschlagbild und Innenillustrationen: Henrike Wilson
Umschlagkonzeption: Kathrin Schüler, Berlin, unter Verwendung einer Illustration von Henrike Wilson
aw · Herstellung: AJ
Reproduktion: ReproLine mediateam, München
ISBN 978-3-641-23702-8
V001

www.cbj-verlag.de

Inhalt

1. Ich zuerst!

2. Wir wollten doch nur …

3. Nicht zu fest!

4. Wie bei den kleinen Katern

5. Äh … mach ich, Melody, klar

6. Von hier an tun wir, als wäre nichts!

7. Logisch war er’s

8. Ich dachte, du hättest Lizzy entführt

9. Da ist sie ja!

10. Aloisius!

11. Witziger Vogel!

12. Hühühühühü!

13. Ich such sie doch auch

14. Lizzy hat’s aber geschmeckt

15. Gut gemacht, Speedy!

16. Du kennst doch die Antwort

17. Sie haben was entdeckt

18. Lizzy, bitte!

19. Doch, ich!

20. Gut gemacht, Lizzy!

21. Leise, Mann!

22. Das kommt doch von der Farm

23. Ein Schäfchen, soso

24. Ich weiß was!

25. Sssssssssss …

1. Ich zuerst!

Madison lebte auf einer kleinen Farm in einem Land mit grünen Hügeln und tiefen Wäldern. Sie war nett und witzig, und seit ein paar Wochen war sie noch dazu das glücklichste Mädchen der Welt. Oder wenigstens war sie eins der glücklichsten, und schuld daran war ein Kätzchen. Schon als sie noch ganz klein war, hatte sich Madison eins gewünscht, und plötzlich hatte es vor ihr im Gras gesessen, einfach so, mitten zwischen den Schafen auf der Wiese gleich beim Haus.* Miranda hieß das Kätzchen, und wenn es kam und gestreichelt werden wollte, musste Madison immer noch ein bisschen weinen – natürlich nicht, weil sie traurig war, sondern vor Glück!

„Ich bin eine alte Heulsuse, tut mir leid“, schniefte sie dann.

Und Miranda schnurrte: „Das muss dir nicht leidtun. Eine alte Heulsuse und eine alte Schnurrliese – ich finde, das passt richtig gut zusammen.“

Genauer gesagt: Das schnurrte Miranda nicht, sondern das sagte sie. Es klang zwar ein bisschen geschnurrt, aber sie konnte ganz normal sprechen. Weil sie eine Glückskatze und außerdem noch eine Zauberkatze war, darum. Zauberkatzen können zaubern, was man ja schon am Namen hört, und Sprechen ist für sie ein Klacks.

Die meisten Leute wissen wahrscheinlich, dass es Glückskatzen gibt. Das sind die schwarz-weiß-rot gefleckten, die so heißen, weil sie den Menschen, bei denen sie wohnen, Glück bringen. Dass es unter ihnen noch mal Zauberkatzen gibt, wissen aber nur die wenigsten. Wenn Glückskatzen was Besonderes sind, dann sind Zauberkatzen was ganz ganz ganz Besonderes. Darum sind sie auch so selten.

Besonders ist an den Zauberkatzen auch, dass sie sich ihre Menschen selber aussuchen. So wie Miranda, die sich Madison ausgesucht hatte. Das war schon ein ganz ganz ganz großes Glück, und man kann verstehen, dass Madison darüber immer noch ein paar Tränchen zerdrücken musste. Es ging ja auch schnell vorbei. Oder spätestens, wenn Miranda den Kopf hob und Madison damit stupste. „Jetzt ist es aber mal gut“, sollte das heißen, und meistens war es das auch. Höchstens, dass Madison sich noch die Augen trocken tupfen musste.

„Erzähl, was liegt an?“, fragte Miranda dann immer, und am schönsten war es, wenn Madison antworten konnte: „Melody kommt zu Besuch.“ Melody war Madisons allerbeste Freundin und die Einzige, die wissen durfte, dass Miranda keine gewöhnliche Glückskatze war. So ist das nämlich mit Zauberkatzen: Ihr Geheimnis darf höchstens noch die allerbeste Freundin wissen. So hatte es Madison den beiden erklärt. Trotzdem hoffte Madison insgeheim, dass sie es irgendwann auch ihren Eltern und ihrem großen Bruder Tom verraten durfte. Die würden Augen machen! Vor allem Tom, weil er ja selber zauberte. Klar, nicht richtig wie Miranda. Aber er hatte einen Zauberkasten und übte Zaubertricks für die große Zaubershow, mit der er bald im Fernsehen auftreten wollte. Er ging ja schon in die zweite Klasse und war fast acht.

Neue Zaubertricks führte Tom immer erst seinen Freunden vor, und manchmal schauten auch Madison und Miranda zu. Dann saß Madison zwischen Toms Freunden auf dem Fußboden in seinem Zimmer oben im ersten Stock, und Miranda kam und legte sich leise schnurrend auf ihren Schoß. Nur Streicheln ging während der Zaubertricks nicht, damit Madison nicht weinen musste. Nachher hätte Tom noch gedacht, es wäre wegen ihm, weil einer seiner Tricks noch nicht richtig klappte. Das konnte nämlich passieren. So wie an dem Nachmittag, als Madison und Miranda wieder mal dabei waren, aber gleichzeitig auf Melody warteten. Da wieherte plötzlich ein Pferd, und dummerweise wollte Tom genau in dem Moment ein Geldstück aus Madisons Ohr zaubern.

„Iiihihihiiiii!“, schallte es vom Hof herauf, und natürlich drehte Madison da den Kopf zum Fenster, und Toms Freunde sahen, dass er das Geldstück schon vorher in der Hand hatte.

An dem Nachmittag waren die Freunde alle da: die Zwillinge Tim und Toby, die man so schlecht auseinanderhalten konnte, der wilde Eddie und der sanfte David, den Madison am liebsten mochte. Aber keiner von ihnen sagte was zu dem vermasselten Zaubertrick. Sie waren alle genauso neugierig wie Madison, was das Wiehern zu bedeuten hatte, wo es auf der Farm von Madisons und Toms Eltern doch gar keine Pferde gab.

Tom versuchte noch, das Geldstück unauffällig in der Hosentasche verschwinden zu lassen, da waren die anderen Jungs schon aufgesprungen und drängelten sich am Fenster.

„Das ist Melody …“, rief Tim.

„… auf ihrem Pony!“, rief Toby.

Daran, dass Tim immer als Erster was sagte, konnte man die beiden noch am besten unterscheiden.

„Na und?“, fragte Tom, der den Trick mit dem Geldstück noch mal von vorn probieren wollte. Aber gegen Melodys Pony hatte er keine Chance.

„Was meint ihr, ob sie uns auch mal reiten lässt?“, fragte David.

„Ich zuerst!“, rief Eddie. „Hab ich schon erzählt, dass mein Onkel Donald in Amerika ein berühmter Rodeoreiter ist?“

Das hatte Eddie schon hundert Mal erzählt, aber wenn er sich einbildete, dass er deshalb als Erster reiten durfte, hatte er sich geschnitten.

„Vergiss es!“, sagte Tim.

„Aber echt!“, sagte Toby.

„Wer als Erster kommt, reitet zuerst!“, rief Eddie und rannte wie der Blitz zur Tür.

Besser gesagt, er wollte wie der Blitz zur Tür rennen. Sein Pech war nur, dass Tom ihm in die Quere kam. Tom hatte eingesehen, dass es heute mit dem Zaubern nichts mehr werden würde, und wollte seine Zaubersachen wegräumen: den Zauberkasten, den Zylinder, den er auch beim Üben trug, und den Zauberstab.

Den Zauberkasten konnte Tom noch festhalten, als Eddie ihn über den Haufen rannte, aber den Zylinder und den Zauberstab, die auf dem Zauberkasten lagen, nicht. Die fielen beide zu Boden, und Eddie trat mit dem linken Fuß auf den Zylinder und mit dem rechten auf den Zauberstab.

Dem Zylinder machte es nicht viel aus. Er hatte so einen Klappmechanismus, und weil Eddie ihn von oben traf, war er hinterher nur ein flache schwarze Scheibe. Aber der Zauberstab hatte einen schlimmen Knick.

Es war richtig doof, und Eddies Eile stellte sich auch noch als vollkommen überflüssig heraus. Erstens waren Madison und Miranda längst aus der Tür und sowieso vor ihm unten, und zweitens dachte Melody nicht im Traum daran, die Jungs auf ihrem Pony reiten zu lassen.

* Wie das genau war, kann man in dem Buch „Madison und Miranda – Das Glückskatzengeheimnis“ nachlesen.