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© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2021
© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2021
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Verlagsleitung Reise: Grit Müller
Verlagsredaktion: Stella Schossow
Autor: Christian Gehl
Redaktion: Renate Nöldeke
Bildredaktion: Dr. Nafsika Mylona
Schlussredaktion: Ulla Thomsen
Reihengestaltung: Independent Medien Design, Horst Moser, München
Kartografie: Huber Kartographie GmbH für Gräfe und Unzer Verlag GmbH
eBook-Herstellung: Anna Bäumner, Martina Koralewska, Renate Hutt
ISBN 978-3-8342-3210-6
1. Auflage 2021
GuU 2-3210 01_2021_02
Bildnachweis
Titelbild (Den Sorte Diamant, Köngliche Bibliothek, Innenansicht), mauritius images: NielsDK
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Kopenhagen ist eine der modernsten Städte Europas. So viel hat sich hier in den letzten 20 Jahren verändert: Gastronomie, Architektur, Metronetz – alles Weltklasse. Aber das war nicht immer so. Noch in den 1990er-Jahren schien die Stadt keine Zukunft zu haben.
Als ich Kopenhagen zum ersten Mal besuchte, als Student Anfang der 1990er-Jahre, machte die Stadt nicht den Eindruck, sehr an ihrer Zukunft interessiert zu sein. Noch eine dieser rückwärtsgewandten Städte, die von ihrer Vergangenheit leben, dachte ich. Die Kneipen – braune Wandverkleidung, schweres Essen, altmodisch. Die Architektur – ja, die Schlösser, okay, der Kongens Have, auch nett –, aber sehr viel los war damals dort nicht. Klar, die hübschen Häuschen im Zentrum, alt, windschief und bunt, boten viel Altstadtcharme, aber was nützt der, wenn alles so museal wirkt. Postkartenidyll, höchstens. Das gleiche Bild am Nyhavn. Verlottert wirkte alles, Menschen spazierten rauf und runter, aber in der Luft lag Langeweile. Enttäuscht wandte ich mich ab – und kehrte erst Mitte der 2000er-Jahre zurück.
»Man … ergötzt sich an dem heiteren Treiben, das die Kopenhagener Bürger ihren Fremden darzubieten gewohnt sind.« Erich Kästner, Die verschwundene Miniatur, 1935
Hej København! Was hatte sich die Stadt verändert. Plötzlich vibrierte Kopenhagen vor Lebenslust: die Parks voller Menschen, die picknickten, Fußball spielten – oder auch Ultimate Frisbee, eine Sportart, die ich noch gar nicht kannte. Im neuen Hafenbad an der Islands Brygge drängten Sonnenhungrige ins Wasser. Viele neue Restaurants in luftig-moderner Aufmachung servierten leichtes Fusion Food aus aller Welt. Dazu kamen restaurierte sowie neu gebaute Museen und dann diese U-Bahn: Fahrerlos jagt sie durch die Tunnels. Und das im 2- bis 4-Minuten-Takt. Rund um die Uhr! Nachts etwas seltener, aber trotzdem, man musste nie lang warten. Denn auch das Nachtleben hatte in Kopenhagen ordentlich Fahrt aufgenommen.
Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Sieben, acht Mal war ich seit meinem Wiedersehen in der Stadt, und jedes Mal staune ich über Neuheiten, die das öffentliche Leben verbessern. Superkilen! Israels Plads! BLOX! Reffen! Kødbyen! Alles Innovationen der letzten Jahre, einige davon durch private Stiftungen finanziert, andere, wie die jüngste Erweiterung des U-Bahn-Netzes, durch städtische Gelder, in diesem Fall erwirtschaftet durch den Verkauf riesiger Grundstücke am Hafen. Und die Stadt investiert weiter in die Lebensqualität ihrer Bewohner. Neue Viertel entstehen, weitere, noch futuristischere sind bereits angekündigt, wie die künstliche Insel Lynetteholmen. Natürlich wird es noch viele Jahrzehnte dauern, bis vor Refshaleøen, mitten im Øresund, 35.000 Menschen leben und noch einmal so viele arbeiten können. Geplanter Baubeginn ist im Jahr 2035. Es wollen immer mehr Menschen in Kopenhagen leben, angezogen von einer Lebensqualität, die ihresgleichen sucht. Die dänische Hauptstadt ist eine der modernsten Städte der Welt, und es sieht ganz so aus, als würde Skandinaviens Boomtown das auf lange Sicht auch bleiben.
© Christian Gehl
Christian Gehl wurde 1966 in Hermannstadt/Rumänien geboren und lebt seit 1981 in München. Seit 2000 arbeitet er als freier Journalist und Autor. Über Kopenhagen hat er schon zahlreiche Texte in Reiseführern und in Zeitschriften verfasst. Ein Faible hat er aber außerdem für die Toskana, Ligurien, die bulgarische Schwarzmeerküste, Lissabon sowie Madrid – alles Regionen und Orte, über die er bereits oft geschrieben hat. In anderen Artikeln beschäftigt er sich viel mit der bunten Welt der Werbung und des Films.
Das Herz von Kopenhagen. Hier ist am meisten los und wahnsinnig viel zu sehen: mittelalterliche Straßen, Szeneviertel, Museen, Einkaufsstraßen, alte Schlösser und neue Prachtbauten, dazu einer der coolsten Plätze der Stadt. >
Im 18. Jh. für die oberen Zehntausend gebaut, hat sich das Viertel seine noble Art erhalten. Geprägt von Schloss Amalienborg, der Stadtresidenz der Königin, beherbergt es mit dem Statens Museum for Kunst auch das größte Kunstmuseum Dänemarks. >
Hier lebt die Kopenhagener Oberschicht. Die Straßen sind breiter als in der Innenstadt, die Häuserzeilen höher und prächtiger. Superheldin ist aber die Kleine Meerjungfrau. >
Es ist Dänemarks bekanntestes Einwandererviertel. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, doch der raue Charme zieht immer mehr engagierte junge Dänen an. Nørrebro ist angesagt, auch weil einige Sozialprojekte Hoffnung geben. >
Früher heruntergekommenes Rotlichtmilieu, heute hippe Partyszene: Kein anderes Viertel hat so einen dramatischen Wandel hinter sich. Kødbyen ist am Wochenende Ziel Nr. 1 für Tausende. >
Noch ein mondänes Viertel, obwohl es eigentlich eine eigenständige Kommune ist. Viele kleine Theater, der Zoo und das neu entstehende Carlsberg-Viertel prägen Frederiksberg. Gastro- und Mode-Hotspot ist der Værnedamsvej. >
Klein-Amsterdam wird die Heimstatt des Aussteigerdorfes Christiania auch genannt, wegen der vielen von prächtigen Häusern gesäumten Kanäle voll bunter Boote. Jüngste Toplocation ist Refshaleøen im Norden des Viertels. >
© Rolands Varsbergs auf Pixabay
Wahrhaft majestätisch erhebt sich die Kuppel der Marmorkirche über die Stadtvillen im vornehmen Viertel Frederiksstaden nördlich vom Nyhavn (links im Bild, >).
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Das sind sie – die Sehenswürdigkeiten, für die Kopenhagen weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist.
Der gigantische Vergnügungspark mitten in der Stadt garantiert mit vielen Fahrgeschäften, Musik, Wasser und Blumen einen abwechslungsreichen Freizeitspaß. >
Das vom Koolhaas-Büro OMA entworfene Multifunktionsgebäude, das auch vom Dänischen Architekturzentrum genutzt wird, eröffnet einen sensationellen Ausblick über den Inderhavnen, den Inneren Hafen. >
In den schmalen Gassen des quirligen Studenten-, Boutiquen- und Kneipenviertels an der alten Universität ist Kopenhagen ganz bei sich. >
© Julius Jansson on Unsplash
Früher säumten Tavernen für Matrosen den Nyhavn (>), der als Stichkanal vom Hafen am Gammel Strand zum Marktplatz Kongens Nytorv gebaut wurde.
Was für eine Farbattacke um das Hafenbecken aus dem 17. Jh.! Die bunten Häuschen beherbergen Restaurants, Cafés und Kneipen. An den Kais warten Ausflugsschiffe und -boote, die Hafen- und Kanalrundfahrten anbieten. >
Hoch ist die Schlösserdichte in der Stadt, doch Amalienborg Slot ist der Wohnsitz der königlichen Familie. Ein besonderes Spektakel bietet die tägliche Wachablösung. >
Die Kleine Meerjungfrau, Kopenhagens Wahrzeichen, ist genauso rührend wie das gleichnamige Märchen von Hans Christian Andersen. >
Der romantische Kanal im Stadtteil Christianshavn erinnert mit vielen Segel- und Motorbooten vor prächtigen Häusern an die schönsten Grachten in Amsterdam. >
Das eigenwillige Hippie- und Künstlerviertel behauptet sich mit seiner alternativen Wohnkultur als Freistadt inmitten der dänischen Metropole. >
Mit einem Mix aus Kreativen, Streetfood-Markt, Kunst und Events avancierte das ehemalige Werftgelände zum jüngsten Hotspot der charmanten Kopenhagener Hipsterszene. >
Das bedeutendste dänische Museum für moderne und zeitgenössische Kunst ist ein wahres Gesamtkunstwerk am Meer. Architektur und Skulpturengarten fügen sich bestens in die Landschaft. >
Ungewöhnliche Perspektiven, charmante Orte und überraschende Details versprechen besondere Augenblicke.
© laif: Joerg Glaescher
Die Ny Carlsberg Glyptotek (>) eignet sich auch gut für Klassikkonzerte.
Exzellente Antiken- und Impressionistensammlung. >
Einfühlsame Daniel-Libeskind-Architektur. >
Mit dem Lift geht's gratis auf den Schlossturm hinauf. >
Lässige Fußgängerzone mit lukrativen Geschäften, Galerien und gemütlichen Cafés. >
Herz der Altstadt und beliebter Treff für Shoppingfans. >
Der runde Turm bietet die schönste Aussicht über die Dächer der Altstadt. >
Zeitgemäßes Kunsterlebnis in altem Museumskasten. >
Bestes Smørrebrød – mit mehreren Filialen. >
Streetfood-Pavillons, Liegestühle, Eisstände und Gratiskonzerte laden auf die sonnigen Treppen am Wasser ein. >
Die Kopenhagener lieben ihren Prominentenfriedhof als ausgedehnte grüne Oase über alles. >
Wenn Multikulti jemals Realität wurde, dann hier: Das bunte Erholungsgelände für Kinder und Erwachsene ist mit Objekten aus 57 Ländern bestückt. >
Das einstige Schlachthofareal ist das Epizentrum nächtlicher Ausgehkultur. Tagsüber mischen sich Fleisch- und Lebensmittelfirmen mit coolen Galerien und Szenerestaurants. >
Die Wendeltreppe um den Turmhelm der barocken Erlöserkirche ist nur etwas für Schwindelfreie! >
Mit dem ersten frei zugänglichen Hafenbad begann die Erschließung des Inderhavnen für die Städter. >
Auf der Promenade über das Wasser flanieren – oder baden, sonnen, skaten und slacken. >
Klima (Mittelwerte)
Kopenhagen ist eine vibrierende Großstadt, aber keine Millionenmetropole. Die dänische Hauptstadt kommt auf gerade einmal 787.645 Einwohner – zusammen mit dem eigentlich eigenständigen Frederiksberg, das aber von Kopenhagen umschlossen ist und sich daher wie ein Teil davon anfühlt (es gibt nicht mal Ortsschilder). Es gibt knapp mehr Frauen als Männer, und fast zwei Drittel aller Einwohner waren noch nie verheiratet. Das birgt Potenzial: Bis 2025 wird die Bevölkerung um 20 Prozent zunehmen, so Prognosen.
Die Kopenhagener leben auf einer vergleichsweise kleinen Fläche. München ist mit knapp 311 Quadratkilometer fast vier Mal so groß wie Kopenhagen. Aber die dänische Hauptstadt ist deutlich dichter besiedelt – 7232 Einwohner gegenüber 4736 Einwohner je Quadratkilometer – und wirkt deshalb überall wie eine echte Metropole.
Hauptsächlich im Altstadtviertel Indre By sowie in den angrenzenden sogenannten Brückenvierteln Østerbro, Nørrebro und Vesterbro ist die Bevölkerungsdichte hoch, auch das früher selbstständige Christianshavn fügt sich nahtlos in den Metropolcharakter Kopenhagens ein. Deutlich weniger Menschen leben (noch) in den Neubaugebieten Ørestad und vor allem Nordhavn, die für Zehntausende Bewohner und Arbeitsplätze geplant sind.
Kopenhagen liegt größtenteils im Osten der Insel Seeland an einer Meerenge zwischen Dänemark und Schweden, dem Öresund. Eine 8 Kilometer lange Brücke verbindet die beiden Länder. Mit dem Zug ist man in einer halben Stunde in Malmö auf der anderen Seite des Öresund. Irgendwann in den späten 2020er-Jahren soll ein Tunnel unter dem Fehmarnbelt die Zugfahrt zwischen Hamburg und Kopenhagen um 1,5 Stunden auf dann 2,5 Stunden verkürzen.
© Huber images: Christian Bäck
Die Kleine Meerjungfrau (>), das große Wahrzeichen Kopenhagens, wurde nach einem Märchen von H.C. Andersen geschaffen.
Dänisch gehört zu den nordgermanischen Sprachen und ist damit entfernt verwandt mit dem Deutschen. In Vokabular und Aussprache gibt es allerdings nur sehr wenige Ähnlichkeiten. Die meisten Kopenhagener können aber fließend Englisch und wenden es stets gerne an.
Auf Schloss Amalienborg führt das Königshaus unter Margrethe II. seine Geschäfte. Folketing (Parlament) und Regierung Dänemarks (seit Juni 2019 unter Ministerpräsidentin Mette Frederiksen) sitzen auf Schloss Christiansborg. Sozialdemokratisch wie die derzeitige Minderheitsregierung des Landes ist traditionell auch das Kopenhagener Bürgermeisteramt besetzt, derzeit von Frank Jensen. Im Rathaus, zentral zwischen Tivoli und dem Beginn des Strøget gelegen, steht er der aus 55 Mitgliedern bestehenden Borgerrepræsentation vor, zu der auch sechs Vizebürgermeister gehören.
Wenn es um die Fahrradkultur geht, wird Kopenhagen längst in einem Atemzug mit Amsterdam genannt. Mehr als die Hälfte aller Einwohner der dänischen Hauptstadt fahren täglich Rad. Es ist das Fortbewegungsmittel Nummer eins, um den Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu erreichen. Tausend Kilometer an Fahrradwegen stehen im Großraum Kopenhagen zur Verfügung, alle mindestens 2,5 Meter breit und häufig mit bequemen Haltestangen an den Ampeln versehen. 13,5 Millionen Euro jährlich investiert die Stadtverwaltung in neue, bessere Fahrradwege und eigene -brücken. Denn die Innenstadt ist von dem beliebten Viertel Christianshavn durch den Inderhavnen getrennt, und darüber führten lange Zeit nur wenige breite Brücken für den gesamten Verkehr. Das hat sich ebenso geändert wie der Charakter der Stadt: Noch in den 1990er-Jahren ebenso von Autos verstopft wie jede andere Großstadt, gibt Kopenhagen heute vielerorts Fahrrädern den Vorzug. Hinzu kommt ein recht dichtes Metronetz mit hochmodernen Stationen. Alle zentralen Orte sind mit den vollautomatisch gesteuerten Zügen in wenigen Minuten erreichbar. U-Bahnen fahren rund um die Uhr, tagsüber alle 2–4 Minuten, nachts seltener, aber auch da mindestens alle 20 Minuten. Und weil das alles so gut klappt, hält die Stadt ein noch viel größeres Ziel ebenfalls für erreichbar: die Klimaneutralität bis 2025.
Auf 26.030 Jahre ist »Dänemarks achtes Weltwunder« angelegt. So nannte die Londoner »Times« einst die von Jens Olsen aus exakt 15.448 Teilen gefertigte Weltuhr im Kopenhagener Rathaus.
Über 1000 Räume finden in dem gigantischen Musiktheater am Inderhavnen auf Holmen Platz. Bei den gesamten Baukosten der Oper also 335.000 Euro pro Raum.
Leif Sonne sammelte über 22.000 verschiedene Bierflaschen und vermachte diese ungeöffnet dem Carlsberg Besucherzentrum. Doch auch das beste Bier ist nicht so lange lager- und haltbar wie edler Wein.
© Getty Images
Das Fahrrad ist für die meisten Kopenhagener unentbehrlich und Verkehrsmittel Nummer eins. Kreativität ist gefragt, um in der Masse aufzufallen.
»Wenn die Kinder anderswo zur Welt kommen, schreien sie – in Kopenhagen klingeln sie auf einer Fahrradklingel«, schrieb 1932 staunend der deutsche Besucher Kurt Tucholsky. Der Schriftsteller war von der Ausbreitung dieses Fortbewegungsmittels in der dänischen Hauptstadt so beeindruckt, dass er sich verbal hinter dem Ohr kratzte: »Ob Fahrräder lebendige Junge bekommen?« Fast 90 Jahre später ist Tucholskys Frage aktueller denn je. Rund um die großen S-Bahnhöfe Nørreport, Østerport oder Hauptbahnhof sind gigantische Mengen Fahrräder abgestellt. So oder fast so ist es vor jedem Gebäude, in dem Kopenhagener in nennenswerter Zahl etwas zu tun haben. Rund um die Uhr, bei jedem Wetter, zu allen Jahreszeiten. Ja, könnte man bei dem überwältigenden (und mitunter auch weniger schönen) Anblick fragen, benutzen vielleicht die Kopenhagener am Ende ihre Drahtesel in Wirklichkeit gar nicht, sondern stellen sie einfach nur ab? Ein Blick auf die Hauptstraßen, vor allem am Morgen und am Nachmittag, entkräftet den Verdacht. Endlose Karawanen von Radlern aller Alters- und Gewichtsklassen bewegen sich zügig über die 645 Kilometer ausgebauter Radwege. Die werden im Winter mit derselben Priorität von Schnee geräumt wie Straßen für Autos. Hauptstrecken sogar vorrangig. Beeindruckend ist auch die Geschwindigkeit, mit der junge Eltern (oder jung gebliebene Großeltern) Kinder in breiten dreirädrigen Lastenrädern zum Kindergarten, zur Schule oder von da wieder nach Hause fahren. Die Zahlen sprechen für sich: 62 Prozent der Kopenhagener radeln täglich zur Arbeit und wieder nach Hause. 625.000 Hauptstadtbürger haben 675.000 Fahrräder, aber nur 135.000 Autos. 55 Prozent geben an, dass sie mindestens einmal täglich ihr Rad nutzen. Knapp ein Drittel der Familien mit zwei Kindern verfügt über ein Lastenfahrrad. Dass sich Copenhagenization als Fachbegriff für fahrradfreundliche Detailkarteung eingebürgert hat und Kopenhagener Bürgermeister überall auf der Welt Ehrenpreise für ihre Stadt als »Fahrradparadies« (so die EU-Kommission) absahnen, reißt in der dänischen Hauptstadt keinen mehr vom Hocker.
»Hier (ist) das Rad … etwas wie ein allgemeines Element neben Erde, Luft, Wasser und Feuer geworden.« Karel Čapek, Die Reise nach dem Norden, 1938
Es war ja schon immer so – auf Fotos aus den 1930er-Jahren scheint die Fahrraddichte noch größer als heutzutage. Kopenhagener Fußgänger klagen in allerlei Leserbriefspalten, dass die Radler infolge der sozusagen permanenten Rudelbildung rücksichtslos seien. Klar ist: Radfahrer fühlen sich hier im Sattel deutlich stärker als etwa in Berlin. Die meisten radeln täglich und sind deshalb routiniert, aber auch regelbewusst. Die sogenannten Radl-Rambos, in München etwa eine öffentliche Gefahr, sind hier eine unbekannte Spezies. 76 Prozent der Kopenhagener geben an, dass sie sich auf ihrem Fahrrad sicher fühlen. Wer die dänische Hauptstadt als Besucher mit dem Leihrad erobern will, sollte es deshalb erst mal ruhig und vorsichtig angehen lassen. Denn die Einheimischen radeln schnell.
Kopenhagen, seit Mitte des 15. Jh. Hauptstadt des dänischen Königreichs, wird gleichermaßen von Regenten – allen voran Christian IV. – und später von einer engagierten Bürgerschaft geprägt.
Im 12. Jahrhundert errichtet Absalon, der Bischof von Roskilde, eine Burg zum Schutz der anfangs nur Havn genannten Siedlung mit Hafen im Osten der Insel Seeland. Wegen der regen kaufmännischen Tätigkeiten heißt der Hafen allerdings bald Købmændenes Havn. Daraus entwickelt sich schließlich der heutige Name København. 1443 wird Kopenhagen anstelle von Roskilde zur dänischen Hauptstadt. Der legendäre Stadtgründer posiert übrigens seit 1902 hoch zu Ross auf dem Højbro Plads. Und nur wenige Jahre später wird er auch auf dem neuen Rathaus von Kopenhagen verewigt: als vergoldete Statue über einem Präsentationsbalkon.
1588 übernimmt Christian IV. mit nur elf Jahren die Krone des Königreichs Dänemark und Norwegen. Als er 1648 stirbt, sieht Kopenhagen völlig anders aus. Die neuen Siedlungen Christianshavn und Nyboder, die Königsschlösser Rosenborg und Frederiksborg, die Alte Börse, der Runde Turm sowie die Holmens Kirke gehören heute zu Kopenhagens größten Sehenswürdigkeiten. Seine Repräsentationsbauten sind im damals vorherrschenden Renaissancestil errichtet. Das größte Schloss seiner Art in ganz Skandinavien liegt in dem 40 km nördlich von Kopenhagen gelegenen Hillerød: Frederiksborg Slot beherbergt heute das Nationalhistorische Museum. Eine erneute Erweiterung der Grenzen Kopenhagens erfolgt während der Regentschaft von KönigFrederik V. (reg. 1746–1766). Gleich nach seiner Thronbesteigung 1746 lässt er das noble Stadtviertel Frederiksstaden errichten und bezieht das Schloss Amalienborg als neues Machtzentrum. Heute residiert hier Königin Margrethe II. (reg. seit 1972). Und Thronfolger Frederik wohnt mit seiner Familie ebenfalls im Schloss. Die Stadtvillen und Paläste des Adels im Viertel sind ein beeindruckendes Beispiel für die Pracht des Rokoko.
Um 1800 beginnt das sogenannte Goldene Zeitalter Dänemarks, eine kulturelle Blütezeit, die 50 Jahre lang andauern sollte. Der Schriftsteller Hans Christian Andersen, der Philosoph Søren Kierkegaard, die Maler Christoffer Wilhelm Eckersberg und Christen Købke sowie der Bildhauer Bertel Thorvaldsen hatten damals ihre produktivsten Jahre. In den Gemäldegalerien des Statens Museum for Kunst sowie der benachbarten Hirschsprung-Sammlung finden sich einige der schönsten Bilder aus dieser Zeit.
Der dänische Reichstag, 1849 im Zuge der europäischen Revolutionsbewegung geschaffen, beschließt 1867, die mittelalterlichen Stadtmauern niederzureißen. Der Handel kann jetzt ungehindert fließen, die Attraktivität der Fabriken wächst, da Arbeiter von außerhalb für den Einlass in die Stadt nicht mehr bezahlen müssen. Die Stadt prosperiert, innerhalb kurzer Zeit entstehen die Brückenviertel Nørrebro, Østerbro und Vesterbro, später auch Islands Brygge und Amagerbro. Innerhalb von 30 Jahren verzwanzigfacht Kopenhagen seine Fläche und verdoppelt seine Bevölkerung auf knapp 500.000 Einwohner (inklusive der eigenständigen Kommunen Frederiksberg und Gentofte). Reste der einstigen Stadtgräben sind heute noch im Tivoli, im Ørstedspark sowie im Botanischen Garten zu erkennen – in der idyllischen Umgebung wirken sie wie natürliche Seen. Die Straßen Vester Voldgade, Nørre Voldgade und Øster Voldgade – die am Rathausplatz, am Ørstedspark und am Nørreport vorbeilaufen – markieren den Verlauf der ehemaligen städtischen Wallanlagen.
Über 8000 Menschen fliehen im Oktober 1943 vor den Nazis ins sichere Schweden, die allermeisten davon Juden, dazu einige Hundert nichtjüdische Verwandte. Eine Rolle spielt dabei wohl auch der deutsche Diplomat Georg Ferdinand Duckwitz, der den dänischen Sozialdemokraten Hans Hedtoft über den Termin der geplanten Deportation informiert. Dieser wiederum leitet die Information an die jüdische Gemeinde weiter. Duckwitz ist ein Vertrauter von Werner Best, dem deutschen Reichsbevollmächtigten im besetzten Dänemark. Fischer bringen mit ihren Booten die Flüchtlinge über den Öresund ans rettende schwedische Ufer. Viele Dänen bezahlen die Fischer für diese riskante Überfahrt bei Nacht. Außer in Dänemark gibt es nur noch in Bulgarien eine vergleichbare konzertierte Aktion zur Rettung der einheimischen Juden. Im sehenswerten Dansk Jødisk Museum ist die Geschichte der Juden in Dänemark anschaulich dargestellt, Details der Nacht-und-Nebel-Aktion und zum dänischen Widerstand während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg dokumentiert zudem das 2020 neu gestaltete Frihedsmuseet.
1971 besetzen einige Kopenhagener das geräumte Militärgelände auf den ehemaligen Wallanlagen in Christianshavn und begründen damit die alternative, autonome Siedlung Christiania. Seit 2012 gehört die Freistadt offiziell den Christianitern. Um dem Staat die Grundstücke und Gebäude abzukaufen, wurde eine Volksaktie aufgelegt – geändert hat sich am Mythos dadurch aber nichts. Der anarchische Traum blüht zwischen verlassenen und idyllisch im Grünen gelegenen Kasernenbauten. Die unorthodoxen Gebäude, die Hippies und Hausbesetzer errichtet haben, sind heute das Ziel Hunderttausender Touristen jährlich. Ja, die Pusher Street gibt es immer noch, und ja, man wird als Besucher dort durchaus mal von oben bis unten gemustert. Aber es gibt eben auch die andere Seite: Handwerksläden, Restaurants und Musikbühnen. Christiania lebt, aus einem Traum ist Wirklichkeit geworden.
© Seasons Agency: Jalag/Lukas Larsson
Die Öresundbrücke ist mit 7845 m die längste Schrägseilbrücke der Welt. Mit dem Drogdentunnel und der Insel Peperholm ist die Verbindung 15 km lang.
Mit der Eröffnung der Öresundbrücke über die Meerenge zwischen Dänemark und Schweden im Jahr 2000 erschließt sich Kopenhagen einen neuen wirtschaftlichen Großraum. Von und nach Malmö sind heute zehn Mal so viele Menschen unterwegs wie früher mit den Fähren. Acht Kilometer Beton und Stahl spannen sich über das offene Meer. Leider ist das Wasser aber nur von der Straße aus zu sehen. Der Zug fährt unterhalb davon und bietet den Reisenden nur die ernüchternde Sicht auf Betonteile. Doch man kann ja den Bus nehmen.
2019 schließt Kopenhagen die letzten Lücken im innerstädtischen Metronetz zur besseren Verkehrsanbindung. Vor allem sind durch die neuen Stationen des Cityringen, befahren von den Linien M3 und M4, endlich der Rathausplatz sowie der Hauptbahnhof aber auch Nørrebro und Schloss Amalienborg unterirdisch erreichbar. Vollautomatisch gesteuert, mit schützenden Glaswänden zwischen Bahnsteigen und Gleisen und mit einem 24-Stunden-Rhythmus gehört das Kopenhagener Metrosystem zu den modernsten und schönsten der Welt.