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© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2021
© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2021
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Verlagsleitung Reise: Grit Müller
Verlagsredaktion: Susanne Kronester
Autor: Björn Stüben
Redaktion: bookwise, München
Bildredaktion: Dr. Nafsika Mylona
Schlussredaktion: Constanze Lüdicke
Reihengestaltung: Independent Medien Design, Horst Moser, München
Kartografie: Huber Kartographie GmbH für Gräfe und Unzer Verlag GmbH
eBook-Herstellung: Anna Bäumner, Martina Koralewska, Renate Hutt
ISBN 978-3-8342-3218-2
1. Auflage 2021
GuU 2-3218 01_2021_02
Bildnachweis
Titelbild (Calanques de Piana), HUBER IMAGES: Olimpio Fantuz
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Fluch und Segen des Tourismus: Achtung, die Franzosen kommen! >
Durch die Brille der Schriftsteller: Schauerlich, menschenleer, starrt dein ödes Gebiet … >
Religiöse Bruderschaften: Die Confréries auf dem Vormarsch >
Korsika und die Malerei der Moderne: Alles ist Farbe, alles ist Licht >
Regionalsprache Korsisch: U corsu, u parlate bè? >
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Sainte-Lucie-de-Tallano: Unter den Augen der heiligen Lucia >
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Nationalheld forever: Pascal Paolis Idee von der Unabhängigkeit Korsikas >
Abenteuer Wandern: Ein Ungewitter von Bergen >
Was sollte man von einer Insel halten, über die Flaubert 1840 schrieb: »Allen korsischen Hirten fehlt eher eine weiße Bluse als ein geschärftes Messer.«? In einer Französischstunde in der Schule wurde so meine Neugierde für Korsika geweckt. Zum Glück entdeckte ich in den Sommerferien dann ein ganz anderes Korsika, das mich bis heute fasziniert.
Mit Flauberts Worten im Hinterkopf bestiegen wir als Teenager damals die Fähre nach Korsika und überlegten angestrengt, wie wir am Ziel wohl korsischen Hirten am besten aus dem Weg gehen könnten. Aber es kam natürlich ganz anders. In Erinnerung an diese erste Inselbegegnung blieben mir vor allem die herrlichen, von kalten Bergflüssen aus dem Stein gehöhlten Bassins, die Gumpen, in deren glasklarem Wasser wir Stunden verbrachten. Aufwärmen konnten wir uns zwischendurch auf den großen Granitplateaus am Rand, die die Augustsonne kräftig aufheizte. Natürlich hatten wir es auch auf die feinsandigen Sandstrände abgesehen, die das türkisblaue Meer säumten. In unseren Augen konnte es solche paradiesische Szenarien eigentlich nur in der Karibik oder der Südsee geben. Wir wurden auf Korsika eines Besseren belehrt.
Ich rechne es meinen Eltern immer noch hoch an, dass sie mich nach Korsika reisen ließen, obwohl bereits seit den 1970er-Jahren korsische Separatisten immer wieder mit Sprengstoffattentaten von sich reden machten, auch in der internationalen Presse. Sie zielten damit auf die Destabilisierung der französischen Zentralregierung in Paris und schwächten somit den Tourismus auf ihrer Insel, auch wenn dieser selbst selten Ziel ihrer Angriffe war. Dieser Makel haftete Korsika noch lange an. Glücklicherweise haben sich die Zeiten geändert, obwohl der aktuelle, aber relative Autonomiestatus der Insel innerhalb Frankreichs immer noch auf wackeligen Fundamenten steht. Bei meinen zahlreichen Aufenthalten bei Einheimischen, in deren chambres d’hôtes ich mich einmietete, kam spätestens nach dem dritten Glas korsischen (!) Rotweins am Abend das Gespräch auf Korsen und Franzosen – auch wenn beide doch der gleichen Nation angehören. Die korsische Identität sitzt tief. Auch heute noch fallen die Straßenschilder ins Auge, die den Ortsnamen in Französisch und Korsisch nennen: In den Bergregionen ist der französische Schriftzug meistens so gut wie unleserlich, da er entweder von einer Ladung Schrotkugeln durchsiebt oder mit schwarzer Farbe übersprüht ist.
Aber was bedeutet schon politischer Zwist angesichts der Schönheit Korsikas, auf die seine Bewohner zu Recht stolz sind? Immerhin haben sie sich für deren Erhalt eingesetzt, findet man doch nur ganz selten an korsischen Küsten Architektursünden der touristischen Infrastruktur, wie man sie etwa aus Spanien kennt. Und so ist es auch die Natur, die Korsen am meisten vermissen, wenn sie wegen besserer Arbeitsaussichten vielleicht sogar eine ganze Berufskarriere lang ihre Insel verlassen. Aber die meisten wissen, dass sie irgendwann wieder dorthin zurückkehren.
Korsikas Natur ist nicht mehr unberührt, wie sollte sie es auch sein, aber auf welcher anderen Insel im Mittelmeer kann der Gegensatz von schroffer Hochgebirgs- und traumhafter Küstenlandschaft so sehr faszinieren wie auf der Île de Beauté?
© privat
Der Kunsthistoriker und Autor Björn Stüben ist den Naturschönheiten der Insel schon lange verfallen. Nicht nur Wanderstudienreisen auf Korsika leiten, sondern auch immer wieder ganz privat die Insel besuchen zu können ist ihm wichtig. Denn es gibt noch genügend Berg- und Küstenpfade oder einsam gelegene romanische Kapellen, die entdeckt werden wollen.
Korsikas zweitgrößte Stadt Bastia verströmt italienisches Flair. Spektakuläre Fernsicht über Berge und Meer bietet das sich gen Norden erstreckende Cap Corse, und die menschenleere Küstenlandschaft des Désert des Agriates wird von weißen Traumstränden gesäumt. >
Von den Temperaturen begünstigt, von der Natur mit weißen Sandstränden üppig ausgestattet und geschützt durch das zentrale Gebirgsmassiv mit Korsikas höchstem Gipfel, dem Monte Cinto, gehören Calvi und die fruchtbare Landschaft der Balagne zu den Insel-Highlights. >
Das kulturelle Erbe griechischer Einwanderer in Cargèse und spektakuläres Weltnaturerbe im Golf von Porto: Korsikas Westen hat viel zu bieten. Und die Inselhauptstadt Ajaccio setzt noch eins drauf, denn hier erblickte ein späterer Kaiser das Licht der Welt, Napoleon Bonaparte. >.
Bonifacio, auf imposanten Kreidefelsen, umgeben von Traumstränden und türkisblauem Meer, ist für viele der Grund, um überhaupt nach Korsika zu reisen. Aber der Inselsüden bietet noch einiges mehr, die grandiosen Zeugnisse der Megalithkultur in Filitosa gehören dazu. >
Hören die Korsen Aléria, dann denken sie an die Plaine orientale, die fruchtbare Ebene an der Ostküste, wo Obst, Gemüse und Wein wachsen. Und wohl auch an die mit Edelkastanien bedeckte, daher so benannte Castagniccia im Hinterland, aus dem ihr Volksheld Pascal Paoli stammte. >
Korsika ist die gebirgigste aller Inseln im Mittelmeer. Und ein Besuch der Inselmitte macht deutlich, weshalb ihr der oft zitierte Titel »Gebirge im Meer« tatsächlich gebührt. Nebenbei lässt sich in ihrer alten Hauptstadt Corte dann einiges über die korsische Identität erfahren. >
© Mikolaj Gospodarek
Die Îles Lavezzi: Trauminseln in der Straße von Bonifacio zwischen Korsika und Sardinien (>).
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Das sind sie – die Sehenswürdigkeiten, für die Korsika weit über seine Grenzen hinaus bekannt ist.
Eng und kurvenreich sind die Straßen am Cap Corse, aber der pittoreske Langustenhafen hoch im Norden lohnt jede noch so lange Anfahrt. >
© laif: Michel Cavalier/hemis
Die Kapelle San Michele de Murato (>) im Nebbio ist berühmt für ihr Gemäuer aus grünem Serpentin und hellem Kalkstein.
Ihr markantes Zebramuster und die ausdrucksstarken naiven Figuren in der Fassade machen die romanische Kirche so eindrucksvoll. >
Keine Straße führt zu diesen Sandstränden, daher beginnt das Karibikfeeling schon bei der Bootsfahrt. >
Roter Porphyr vor blauem Meer: Die Felsen der Calanche zählen zu den schönsten Küstenabschnitten. >
Ganz im Süden, mit Blick nach Sardinien, thronen die Häuser von Bonifacio hoch über dem Meer. >
Korsikas »rote Dolomiten« sind ein oft fotografiertes Motiv, die vom Wind gezausten Kiefern liefern den Vordergrund. Auch Wanderer steuern das Bavella-Gebirge gerne an. >
In Filitosa haben Menschen schon seit 8000 Jahren ihre Spuren hinterlassen. Die hier entdeckten Steinskulpturen sind einzigartig. >
Die heimliche Hauptstadt Korsikas mit ihrer stolz aufragenden Zitadelle macht den Eindruck, sie habe sich irgendwie in die raue Bergwelt der Inselmitte hineingedrängt. >
Verstreut in der Meerespassage zwischen Korsika und Sardinien bieten diese unbewohnten, mit dem Schiff schnell erreichbaren Eilande paradiesische Strände und (beinahe) unberührte Natur. >
Bachtäler mit Gumpen und kleinen Wasserfällen gehören zu den ungewöhnlichsten Naturschönheiten Korsikas. Für diese Kaskaden begeisterten sich schon die englischen Korsikagäste des 19. Jahrhunderts. >
Ungewöhnliche Perspektiven, charmante Orte und feine Details versprechen besondere Augenblicke.
Geschichtslektionen hinter dicken Museumsmauern, aber mit Meerblick. >
Italienische Küche mit Blick über Bastias alten Hafen. >
Hier gibt es Korsikas berühmtesten Aperitif zu kaufen. >
Fangfrische Langusten am Hafen von Centuri Port. >
Wachturm der Genueser mit 360°-Rundblick. >
© laif: Aurelien Brusini/hemis
Käse auf dem Markt von Ajaccio (>). Wie ihre Landsleute auf dem französischen Festland sind auch die Korsen ausgesprochene Feinschmecker.
Bunter Wochenmarkt in Ajaccios Altstadt. >
Traditionshotel mit viel Charme und blutroter Felslandschaft vor der Tür. >
Von Mönchen aus dem Kalkstein gehauen, die steilste Treppe Bonifacios. >
Versteckter Strand vor skurriler Felskulisse. >
Mitten in der Natur übernachten, in alten Gemäuern. >
Idyllisch gelegen, die Weine aus Familienbetrieben. >
Hier reift der einzige Whisky der Insel. >
Ausschau halten, wenn hinter den Bergriesen um Corte die Sonne untergeht. >
Uriger Berggasthof im Schatten eines Felsgiganten. >
Mit Fresken ausgemalte Friedhofskapelle in der Einsamkeit der Castagniccia. >
Einwohner: 335.000
Fläche: 8680 km²
Größte Stadt: Ajaccio (70.700 Einwohner)
Höchster Berg: Monte Cinto (2706 m)
Internet:www.visit-corsica.com/de
Religion: 90 % katholisch
Amtssprache: Französisch
Währung: Euro (€)
Klima (Mittelwerte)
Der 300 Mio. Jahre alte Granit des europäischen Urgebirges im Westen der Insel und der jüngere Schiefer der Ostseite wurden mit der Entstehung der Alpen vor 60 Mio. Jahren aufeinander zubewegt und bilden jetzt Korsikas Zentralgebirge. Mehr als 20 Gipfel steigen hier bis über 2000 m auf. Das geologische Spektakel ließ zudem unzählige Flüsse entstehen, die im rechten Winkel zur Gebirgskette tiefe Täler gruben.
Korsikas Küsten sind völlig unterschiedlich. Im Westen rücken die Berge näher ans Meer heran und schufen tiefe Buchten mit einigen schönen Stränden, während auf der flachen Ostseite der Insel die Strände ausgedehnt und feinsandig sind. An Wasser mangelt es Korsika generell auch nicht. Die Westwinde tragen schwere Wolken heran, die am hohen Gebirge das ganze Jahr über abregnen. An den Küsten bleibt es dennoch in den Sommermonaten heiß und trocken. Über 1200 m Meereshöhe ist Korsika alpin, und Schnee liegt dort zwischen Ende Oktober und Ende Mai, in manchen Jahren sogar länger.
Wie gelingt es bei mehr als 3 Mio. Besuchern im Jahr – die meisten kommen wegen der paradiesischen Strände –, die Natur zu schützen? Tatsächlich ist nur ein Fünftel der 1000 km langen Küstenlinie mit touristischer Infrastruktur bebaut. Die öffentliche Körperschaft des Conservatoire du littoral (Küstenschutz), der heute über 200 km des Küstenlandes gehört, wacht darüber, dass es nicht mehr wird.
Die Schaffung des 3500 km² großen Parc naturel régional de Corse (Regionaler Naturpark) schützt außerdem mehr als ein Drittel der Inselfläche, vorwiegend im Landesinnern. Und aus den Pfaden, die früher der Weidewirtschaft mit Ziegen und Schafen dienten, wurde ein über 1500 km weit verzweigtes Netz von gut markierten Wanderwegen. Der berühmt-berüchtigte Weg GR 20, der von Norden nach Süden entlang der Bergriesen auf einer Länge von 180 km verläuft, gehört dazu.
© laif: Fautre/Le Figaro Magazine
Korsikas Küstengewässer sind äußerst fischreich – eine gute Basis für die einheimische Fischerei. Hier im alten Hafen von Bastia (>).
Die Korsen kennen ihre schmalen und kurvenreichen Straßen sehr gut, und sie leben ihren Hang zur Geschwindigkeit auch hier aus. Gelegentlichen Kuh- und Ziegenherden wie auch Inselschweinen auf der Fahrbahn wissen sie geschickt auszuweichen. Größere, gut ausgebaute Straßenachsen auf der knapp 190 km langen und bis zu 80 km breiten Insel gibt es nur zwischen Bastia, Calvi, Corte und Ajaccio. An der schnurgeraden Ostküste kommt man verhältnismäßig leicht voran. Öffentlicher Nahverkehr mit Bussen ist quasi inexistent, lediglich die Zugverbindungen zwischen den Zentren Bastia und Ajaccio und in die Balagne werden gerne genutzt. Auf Korsika ist man daher aufs Auto angewiesen.
Seit Januar 2018 ist die Insel als politische Verwaltungseinheit eine Collectivité territoriale unique. Sie besitzt mehr Rechte zur Selbstbestimmung als eine französische Region auf dem Festland. Ihr werden mehr Kompetenzen bei der wirtschaftlichen Entwicklung, der Erziehung, dem Umweltschutz, der Kultur oder im Tourismus eingeräumt. Seit den Regionalwahlen 2010 ist mit Gilles Simeoni als Präsident der Regionalregierung ein Politiker der Partei Femu a Corsica (Gestalten wir Korsika) an der Macht. Sie hat sich das Streben nach mehr Autonomie für ihre Insel auf die Fahnen geschrieben. 2015 erhielt diese Strömung mit der Wahl des Unabhängigkeitsbefürworters Jean-Guy Talamoni zum Präsidenten der Assemblée de Corse erneut Rückenwind. Talamoni gehört der Partei Corsica Libera (Freies Korsika) an. Direkt nach seiner Wahl hielt er eine Rede nicht etwa auf Französisch, sondern auf Korsisch. In Paris war man entsetzt, denn Korsisch ist nicht Amtssprache. Die nächsten Wahlen dürften spannend werden.
Korsika war lange von der Landwirtschaft geprägt, aber aufgrund der geologischen Struktur nie in dem Maße wie in Festland-Frankreich. Heute spielen nur noch der Weinbau und Zitrusfrüchte eine Rolle, die in Plantagen in der plaine orientale, dem flachen Osten der Insel, gedeihen. Vielmehr dominieren der Dienstleistungssektor, die Verwaltung und seit einigen Jahrzehnten der Tourismus die Inselwirtschaft. Die über 3 Mio. Touristen im Jahr stammen zu drei Viertel aus Frankreich. Unter den Ausländern sind ein Drittel Deutsche, gefolgt von den Italienern. Sie kommen zwischen Mai und September und mieten sich überwiegend nicht etwa in Hotels ein, sondern auf Campingplätzen. Privatvermietungen über die gängigen Internetportale sind in den letzten Jahren exorbitant angestiegen.
Auf Nummer sicher: 43 % aller Beschäftigten auf Korsika arbeiten für den französishen Staat oder die Inselregierung, damit hat Korsika die meisten Beamten in Metropolitan-Frankreich, nur das überseeische Département Martinique hat noch mehr. Ein Inselphänomen?
Allround-Käse: Brocciu (gesprochen brutsch!), dem König unter den korsischen Käsen, entgeht garantiert kein Inselbesucher. Frisch und am besten täglich verspeisen die Korsen ihre Leibspeise, aus Ziegen- oder Schafsmilch, kalt oder warm, süß oder herzhaft.
Übers Ziel hinaus: Bei 66 von 1000 Inselbewohnern liegt eine Jagdlizenz in der Schublade, das ist Rekord in Frankreich. Dabei gibt es hier eigentlich gar nicht viel zu jagen. Nur ein Vorwand, um legal eine Waffe zu besitzen? Die Vendetta gehört zum Glück der Vergangenheit an.
© akg-images: Antoine Pascal
Dieses Plakat aus den 1950er-Jahren wirbt für Urlaub in Calvi (>). Wie man sieht, waren Ferien auf Korsika schon damals nicht gerade günstig.
»Corsica! Wer kennt es nicht, jenes meerumspülte Bergland, wo der blaue Himmel lacht, wo der leuchtende Schnee von den Höhen herniedergrüßt auf Lorbeer, Ölbaum, und Myrte?«Viele werden es nicht gewesen sein, hätte man dem deutschen Arzt und Bergsteiger Felix von Cube (1876–1964) antworten können, der um 1900 nach Korsika reiste und darüber enthusiastisch in der Zeitschrift des Alpenvereins berichtete. Der Tourismus auf Korsika steckte damals durchaus noch in seinen Kinderschuhen. Um 1830 waren es erstmals die wohlhabenden Engländer, die von ihren Überwinterungsquartieren an der Côte d’Azur den Sprung auf die Insel schafften, der allerdings einen ganzen Tag auf dem Dampfschiff in Anspruch nahm. Das auch im Winter milde Klima im Golf von Ajaccio lockte. Einige wenige Luxusherbergen sollten entstehen. Auch Franzosen vom Festland kamen im Lauf des 19. Jahrhunderts, nachdem Prosper Mérimée oder Guy de Maupassant Korsika als die Insel der Blutrache, aber auch der atemberaubenden Naturschönheiten gepriesen hatten. Doch es waren auch die (gut betuchten) Korsen selbst, die quasi einen ersten Binnentourismus ankurbelten. Sie flohen vor der Hitze im Hochsommer an der Küste in die Bergwelt und sorgten noch vor der Jahrhundertwende für erste Hotelbauten in Corte, am Col de Vizzavona oder bei den Thermalquellen etwa in Orezza, deren Tore heute jedoch geschlossen sind.
Mehr als die Hälfte aller Urlauber entscheidet sich für den Campingplatz, gefolgt von denen, die sich in Pensionen oder bei Einheimischen einmieten.
Die Stunde des Tourismus, der vor allem Korsikas Traumstrände ins Visier nahm, schlug zwischen den beiden Weltkriegen. Bei Calvi entstand 1935 mit dem Strandclub Les Ours Blancs das erste Feriendorf. Aus dieser Idee eines neuen Urlaubskonzepts entwickelte sich ab 1950 der Club Méditerranée. Eine stetig ansteigende Tourismuswelle begann aber erst in den 1970er-Jahren über Korsika hereinzubrechen. Sie spült heute jährlich 3 Millionen Gäste auf die Insel. Sie kommen zu 85 % in der Hochsaison im Juli und August.
Viele Korsen haben diese Welle durchaus nicht als Segen empfunden, auch wenn heute ein Drittel aller Einnahmen auf der Insel aus dem Tourismus stammt. Angst vor der »Balearisierung« ihrer Insel ließ einige radikale Korsen zum Sprengstoff greifen, der zwischen 1970 und 2000 viele ehrgeizige Hotelprojekte zu Bauruinen machte. Friedlicher Protest und behutsame Planung waren aber erfolgreicher, sodass Korsikas Küsten bis auf ganz wenige Ausnahmen der Zubetonierung entgingen.
Grüne, nachhaltige Tourismuskonzepte werden vor allem im Inselinnern betrieben, wohin es immer mehr Naturliebhaber und Wanderer zieht, die in der Vor- und Nachsaison und auch im Winter Korsika entdecken. Die Insel hat dort ihre Stärken, wo sie ihre Identität bewahrt hat und diese zu präsentieren weiß. Dass es dazu eigentlich keines Sprengstoffs bedarf, das hat man außer in der Inselpolitik auch im Tourismus zum Glück schon längst verstanden.