Die Wunderfrauen

Stephanie Schuster

DIE WUNDERFRAUEN

Alles, was das Herz begehrt

Roman

Historischer Roman

FISCHER E-Books

Inhalt

Über Stephanie Schuster

Stephanie Schuster, Jg.1967, lebt mit ihrer Familie und einer kleinen Schafherde auf einem gemütlichen Hof in der Nähe von Starnberg, in Oberbayern. Hier spielt auch die »Wunderfrauen-Trilogie«. Obwohl die Figuren frei erfunden sind, könnten die Geschichten so oder so ähnlich passiert sein. Stephanie Schuster verwebt vier bewegende Frauenschicksale zu einem Panorama der 1950er Jahre, den Wirtschaftswunderjahren, der Träume und Hoffnungen und des gesellschaftlichen Neubeginns.

 

 

Weitere Informationen finden Sie unter www.fischerverlage.de

Über dieses Buch

»Darf’s ein bisschen mehr sein?«

 

1953, zu Beginn der Wirtschaftswunderjahre, träumt Luise Dahlmann von ihrem eigenen kleinen Lebensmittelgeschäft. Hier soll es nach Jahren des Verzichts wieder alles geben, was das Herz begehrt. Sie sieht es schon vor sich: die lange Ladentheke mit großen Bonbongläsern darauf, eine Kühlung für Frischwaren, Nylonstrümpfe, buttriger Kuchen, sonntags frische Brötchen … und das Beste daran: endlich eigenständig sein. Endlich nicht mehr darüber nachdenken, warum ihre Ehe nicht so gut läuft, endlich sie selbst sein und etwas wagen.

 

Drei Frauen werden immer wieder Luises Weg kreuzen: Annabel von Thaler, die wohlhabende Arztgattin von nebenan, die junge Lernschwester Helga Knaup und Marie Wagner, geflohen aus Schlesien. Sie alle haben in den Zeiten des Aufbruchs und des Neubeginns einen gemeinsamen Wunsch: Endlich wieder glücklich sein.

 

Der erste Band der Wunderfrauen-Trilogie: Vier Frauen zwischen Wirtschaftswunder und Hippiezeit, zwischen Nylons und Emanzipation, zwischen Liebe und Freundschaft

Impressum

Originalausgabe

Erschienen bei FISCHER E-Books

 

© 2020 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, D-60596 Frankfurt am Main

 

Covergestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich
unter Verwendung von Motiven von Arcangel Images und ullstein bild

 

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.

ISBN 978-3-10-491230-1

Inhaltswarnung

Im historischen Kontext der »Wunderfrauen«-Trilogie verwenden die Figuren auch zum Teil antisemitische, rassistische, sexistische und ableistische Wörter und Konzepte, die in den drei Jahrzehnten, über die sich die Handlung der Romane erstreckt, von der Mehrheitsgesellschaft größtenteils unreflektiert genutzt wurden. Daneben enthält der Roman Szenen sexualisierter Gewalt (Vergewaltigung und sexuelle Nötigung).

 

Für meinen Liebsten, den Wundermann Thomas,
und meine unglaublichen Kinder Theresa, Veronika und Jonas

Herbst 1953

»Yip, yip«, rief Fräulein Knaup, setzte den Tonarm auf die Schallplatte und schnippte mit den Fingern. Die anderen Frauen fielen ein, klatschten im Rhythmus der Musik, und bald bebte der Laden. Die Schöpfkellen über der Theke wippten, die Gläser und Flaschen in den Regalen klirrten, der Schinken an der Schnur schaukelte vor und zurück, sogar die eingelegten Heringe schlackerten mit. Die nackten Füße in Waschlappen, rutschten die Frauen zur Musik übers Linoleum. Das Schlagzeug gab den Takt vor, eine Gitarre schnurrte die Melodie, und ein Sänger verlangte einer gewissen Josephine das Versprechen ab, ihm heute Nacht zu gehören. Mehr verstand Luise von dem Lied nicht, obwohl sie Englisch einigermaßen beherrschte, aber die Übungen, die sie nachturnen sollten, erforderten ihre ganze Konzentration. Die Arme hoch, dann zur Seite ausstrecken. Bloß nicht irgendwo anstoßen und womöglich etwas herunterreißen. Sie bangte um ihr Geschäft. Natürlich war es hier beengter als im Pfarrsaal. Vor der Turnstunde hatten sie zwar versucht, so viel freie Fläche wie möglich zu schaffen, aber die große Säulenvitrine in der Mitte, das Prunkstück aus der Möbelsammlung ihrer Schwiegermutter, ließ sich um keinen Deut verrücken. Kein Wunder, sie war aus marmoriertem Vollholz und außerdem komplett mit Ware gefüllt. Also rutschten sie nun wie bei einer Polonaise um die Vitrine herum. Immer im Kreis. Die Frauen kamen sich in die Quere, schubsten einander weg, grinsten sich an. Prompt schepperte

Way bop de boom, ditty, boom, ditty. Allein der Rhythmus brachte sie dazu, die Hüften zu schwingen wie schon lange nicht mehr. Nur auf die drei Käsebrote vorher hätte sie besser verzichten sollen. Der Hosenbund zwickte. Sie keuchte, wollte aber nicht aufgeben. Nicht vor all den anderen. Ein Turnkurs in ihrem Alter verlangte Mut. Schließlich war sie schon sechsundzwanzig und dazu noch eingerostet. Das hatte sie davon, dass sie nicht zu Fuß ging, sondern immer mit ihrem Moped unterwegs war, mit der grünen Triumph, die ihr Hans vor zwei Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte. Sie hatte keine Ahnung gehabt, was sie sich unter Fröhlich Swingen und Trimmen mit Helga vorstellen sollte, und einfach spontan zugesagt, weil sie das Fräulein Knaup so nett fand.

Baby when you hear me shout, kiss me quick, knock me out.

Ein toller Rhythmus, endlich war diese Musik wieder erlaubt. Die hätte sogar den Muff aus den Ecken des Pfarrsaals geholt. Kurz bevor sie der Pfarrer hinauswarf, hatte es fast so gewirkt als wippte Jesus am Kreuz – oder besser gesagt, yippte –, nur festgehalten von den Nägeln, mit. Welch eine Gotteslästerung! Wieder ein Punkt auf der Liste für die nächste Beichte, die länger und länger wurde … Luise grinste in sich

Neben ihr japste Marie, die sommersprossige, junge Schlesierin mit den feinen rotblonden Locken, die seit ein paar Monaten auf dem Hof ihrer Brüder lebte. Schlank wie sie war, tat sie sich bestimmt leichter mit den Übungen. Es freute Luise, dass Marie trotz der harten Arbeit hergekommen war. Wenn sie sich nicht irrte, steckte Marie in der alten Trainingshose von Luises sechzehnjährigem Bruder. Der hatte sie nicht einmal angehabt. Manni lief am liebsten das ganze Jahr nur in der kurzen Lederhose herum, dazu barfuß. Luise versuchte, ihm beizubringen, in den Monaten mit R wenigstens eine Kniebundlederne und einen Pullover anzuziehen, damit er sich nicht erkältete. Deshalb trug er seit neuestem Gummistiefel und einen alten Mantel vom Vater über der Lederhose. Marie, das musste man ihr lassen, hatte die alte Sporthose sehr geschickt zu einer Caprihose umgearbeitet und die Bluse knapp unter der Brust geknotet, was ihre schmale Taille betonte. Fehlten nur noch eine Sonnenbrille und knallroter Lippenstift, dann sähe sie wie ein Filmstar aus. Luise hätte gern mehr über sie erfahren, aber Marie war recht verschlossen.

»Wenn wir so weitermachen, müssen wir neues Linoleum

 

»Ja, hinterher bräuchtest du nur noch ein Zaubermittel, mit dem man den ganzen Laden einsprüht, damit es für immer so sauber bleibt.« Auch Marie keuchte. Puh, war das anstrengend! Jetzt sollten sie auf den Boden gehen und sich auf die Fußspitzen und die Unterarme stützen, den Bauch dennoch in der Luft halten. »Wie ein Brett, Ladys«, sagte die Turnlehrerin. »Das schaffen Sie, strengen Sie sich an. Los, hoch mit dem Gestell. Weiter die Beine vor und zurück, nicht vergessen, gleich ist das Lied zu Ende. Nur noch zwei Strophen, halten Sie durch, yip yip.« Marie blies sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Wie nett von Luise, sie zur Turnstunde einzuladen. Sie kam viel zu selten in die Stadt, dabei waren es vom Dorf Leutstetten nur ein paar Kilometer. Langsam gefiel ihr die Gegend. Wenn sie morgens mit Luises Brüdern die Schaf- und Ziegenherde auf die Weide trieb, erinnerten sie die buckligen Hänge ein bisschen an ihre Heimat, die Ausläufer des Eulengebirges. Der Fluss hieß hier nicht Neiße, sondern Würm, das Moor »Moos«, und die Ziegen nannten die Bayern »Goaßen«. Und wie in Ebersdorf, wo sie aufgewachsen war, gab es auch in Leutstetten viele Pferde, die vom Wittelsbacher Gestüt. Auf dem Brandstetterhof war ständig etwas zu tun, das hielt sie auf Trab und lenkte sie von ihren Erinnerungen ab. Die holten sie erst vorm Einschlafen und in ihren Träumen wieder ein. Doch sie versuchte, mit den Schrecken von damals zu leben, was blieb ihr auch anderes übrig. Hier war es allemal besser als im

Heringssalat, 100 Gramm für 30 Pfennige,

Ananas, je Dose 1 Mark 45

4 Stck Bockwurst, 1 Mark 88

Yes tonight. Originell, diese Idee mit den Waschlappen. Fräulein Knaup, die Lehrerin, die eigentlich Krankenschwester in der Seeklinik war, besaß einen ganzen Stapel amerikanischer Schallplatten, samt tragbarem Abspielgerät, welch ein Luxus. Das brachte Schwung in die Bude. Sich einmal in der Woche auf diese Weise zu verausgaben, nur etwas für sich und das eigene Wohlbefinden zu tun, gefiel Marie. Früher hatte sie jegliche Art von sportlicher Betätigung geliebt, besonders das Reiten war ihr als Ausgleich zum Lesen und Malen immer das Wichtigste gewesen. Damals, als die Zukunft noch Wunder versprach, die nur darauf warteten, entdeckt zu werden. Nichts davon war mehr übrig, alles wie Seifenblasen zerplatzt und einzig der Schmerz geblieben. Das Lied war zu Ende. Stöhnend erhoben sich alle.

 

»Nein, meine Damen, niemand hat etwas von Aufstehen gesagt. Bittschön, bleiben Sie unten.« Helga legte eine neue

»Weiß jemand, was Johnnie Ray da singt?«, rief Helga in die Runde und schluckte. Eigentlich wollte sie andere anleiten, etwas für ihr Wohlbefinden zu tun, jetzt musste sie aufpassen, dass sie selbst nicht zusammenbrach.

»Mount-ain heißt Ber-hg«, murmelte Frau Dahlmann.

»Genau, dann bilden Sie doch bitte auch einen Berg, los, hoch mit dem Allerwertesten. Was sehe ich da hinten, Fräulein Zinngraf, das ist ja nicht mal ein Ameisenhaufen, geschweige denn ein Hügel, das kriegen Sie besser hin, hopp.« Helga merkte, wie es in ihrem Magen rumorte, ihr war in der letzten Zeit häufig übel, so sehr nagte der Kummer in ihr. Besser, sie legte eine Pause ein und half den anderen. »Und, Silvia, was ist mit dir? Machst du in deinem Alter etwa schon schlapp?« Auch ihre jüngere Schwesternkollegin, mit der sie ein Zimmer teilte, turnte mit. Jede biss sich auf ihre Art durch, die meisten schienen sogar Spaß zu haben. Der zarten Flüchtlingsfrau, Marie Wagner, in dieser Kinderturnhose, merkte man kaum die Anstrengung an. Neben ihr stöhnte Luise Dahlmann und stemmte sich mit hochrotem Kopf auf den Händen in die Höhe. Sie trug viel zu enge Kleidung.

»Geht’s Ihnen gut?«, fragte Helga und hockte sich neben sie.

»Sie machen das wunderbar, Frau Dahlmann. Bleiben Sie auf den Unterarmen, das entlastet die Handgelenke. Vielleicht sollten Sie das nächste Mal etwas Bequemeres anziehen?« Helga war erstaunt und erfreut, wie gut das Turnen mit Waschlappen funktionierte, so wurde der Kurs zu etwas Besonderem und forderte wirklich. Anfangs hatten sie Zweifel beschlichen, als sie die Frauen sah. Die meisten hatten sich wie für ein Schauturnen vor Publikum zurechtgemacht. Fräulein Zinngraf trug einen paillettenbesetzen Anzug, der bei jeder Drehung knisterte, Ingrid, ihre ältere Krankenschwesterkollegin, ein knappes weißes Höschen und ein Trägerhemd, das vermutlich noch aus BDM-Zeiten stammte. Zu Beginn der Stunde hatte Helga ihnen gezeigt, wie sie sich das Turnen vorstellte, aber erst als sie eine Single auflegte und die Rhythmen erklangen, löste sich die Anspannung. Und auch jetzt rutschten alle Frauen mehr oder weniger sportlich, aber ausnahmslos gutgelaunt, auf ihren Waschlappen herum. Vor, zurück, ditty, boom. Helga atmete auf.

 

Schon eine ganze Weile stand eine Frau draußen und spähte durchs Schaufenster. Von dieser Turnerei hielt sie nichts, noch dazu in einem Gemischtwarenladen! Prost Mahlzeit, sie wollte gar nicht wissen, welche Art Ausdünstungen auf dem

Obwohl es ein milder Septemberabend war, fröstelte sie an der frischen Luft, und sie rieb sich die Arme. An der Straßenecke zog es aber auch. Hoffentlich fing sie sich keine Erkältung ein, verschwitzt wie sie war von der Rennerei, erst zum Pfarrsaal vor, dann zum Laden zurück, heimlich den Frauen hinterher. In der Eile hatte sie ihre Jacke oder zumindest ein Schultertuch zu Hause vergessen, hatte unbedingt leibhaftig miterleben wollen, wie Hochwürden die Damen hinauskomplimentierte. Wo kämen sie hin, wenn jede Möchtegerntänzerin in einem katholischen Pfarrsaal ihren Zirkus abhalten

»Was ist uns denn da für ein Vogel in die Falle gegangen?« Ausgerechnet von ihr, diesem … diesem Flittchen musste sie ertappt werden.

Einige Monate zuvor 1953

§ 1.2 Den Lebensmitteln stehen gleich: Tabak, tabakhaltige und tabakähnliche Erzeugnisse, die zum Rauchen, Kauen oder Schnupfen bestimmt sind.

 

Kochlehre

Anheizen des Küchenherds:

Angerissenes Papier oder trockene Reiser auf den Rost legen, kreuzweise kleingespaltenes trockenes Holz darüberlegen, evt. etwas Brennstoff wie Kohle, Brikett oder Holzscheite dazugeben. Anzünden. Untere Luftklappe öffnen. Sobald das Feuer hell brennt, die Feuertür schließen und Holz nachlegen. Ist eine ordentliche Glut im Ofen, die Anheizklappe umstellen und den Luftschieber regulieren.

Merke: Reinige vor dem Anheizen den Rost und entleere den Aschenkasten! Öffne die Anheizklappe dabei.

 

Merke auch: Tunken (keine »Krem«) dürfen nur zum Verzehr gebracht werden, wenn sie deutlich als solche kenntlich gemacht worden sind und das Wort »Mayonnäs« auch in Wortzusammensetzungen bei der Bezeichnung und Anpreisung keine Verwendung findet. Beispiel: 1a-Tunke, Prima-Tunke, Teufels-Tunke, Pfunds-Tunke, feinste Tunke, Mords-Tunke usw.

 

Brennsuppen-Rezept: Im heißen Fett Mehl und Zwiebeln hellgelb anrösten, mit Wasser auffüllen und würzen, dann ¼–½ Stunde offen kochen und abschmecken. Diese Einbrenne ist die Grundlage für viele wohlschmeckenden Gerichte, z.B. Tomatensuppe, Kräutlsuppe, Spinatsuppe, Blumenkohlsuppe, Hülsenfruchtsuppe, aber auch Milz- und Lebersuppe. Sie ist auch für Soßen geeignet, wie z.B. Tomatensoße, Kräutlsoße, Senfsoße usw. Anstatt Salz und Zwiebeln kann man auch Zucker verwenden, dies ergibt die sog. Zucker-Einbrenn oder Karamell für Nachspeisen.

 

Aus: Luise Brandstetters Schulheft

Manchmal geschah alles auf einmal. Kaum war sie an diesem Montag wieder zuhause, hatte sich umgezogen und die Haare getrocknet, klingelte es an der Haustür. Es schüttete noch immer, als würde der Julihimmel mittrauern.

»Beileid, Frau Dahlmann«. Die Leute schlossen die Schirme, klopften sich die Regentropfen von den Jacken. Anscheinend wollte halb Starnberg von ihrer Schwiegermutter Abschied nehmen, drängte in die gute Stube im Erdgeschoss, wo Henriette aufgebahrt lag. Frauen lösten die Knoten ihrer Kopftücher und schoben sich die plattgedrückten Haare zurecht, Männer nahmen die nassen Hüte ab und hängten sie in die Garderobe. Luise nickte und bedankte sich bei jedem mit Namen, wie sie es von ihrer Arbeit als Köchin im DP-Camp gewohnt war. Einige sahen ihr beim Grüßen nicht in die Augen, als wäre sie nach den fünf Jahren ihrer Ehe immer noch eine Fremde in der Stadt. Laut ihrer Schwiegermutter klebte das Bäuerliche wie ein Aussatz an ihr, jedenfalls hatte sie das bis zum Schluss betont, als wäre Luise auf der Brennsuppn dahergeschwommen. Dabei verleugnete Luise ihre Herkunft gar nicht. Sie war stolz, in Leutstetten auf einem Hof aufgewachsen zu sein, mitten im eiszeitlichen Amphitheater, wie man die hufeisenförmige Moränenlandschaft nördlich des Starnberger Sees nannte. Mit Blick zu den Bergen und auf das Schloss des letzten bayerischen Prinzen.

Die Tatsache, dass Kronprinz Rupprecht in Leutstetten ihr

»Sag schon, wie geht es der Kronprinzessin?«, drängte sie. Schließlich wollte sie ihren Freundinnen beim nächsten Spieleabend etwas Sensationelles berichten können, etwas, das nicht bereits im Land- und Seeboten oder den Starnberger Neuesten Nachrichten stand. Was hatten die königlichen Hoheiten an? Womit vertrieben sie sich die Zeit? Welche Prominenz oder heimliche Liebschaft war gerade zu Besuch? Das waren die Fragen, die ihrer Schwiegermutter auf der Seele brannten. Luise wusste das und fütterte sie mit Gerüchten. Die Prinzessin erhole sich in der Schweiz, nach ihrer Freilassung aus dem KZ, und Kronprinz Rupprecht gräme sich vor Kummer und Einsamkeit. Prinzessin Hilda, die vor vier Jahren einen peruanischen Großgrundbesitzer und Konsul in Lima geheiratet hatte, reise zu ihrer zweiten Entbindung lieber nach Deutschland und werde in Kürze erwartet. Den Rest ergänzte ihre Schwiegermutter selbst, sobald Luise nur genügend Bilder in ihr heraufbeschworen hatte. Ließ der Zauber nach, war sie wieder die alte Grantlerin, der man nichts recht machen konnte.

Eigentlich durfte ein Leichnam nicht mehr zuhause aufgebahrt werden, sondern musste zuerst zum Bestatter und dann ins Leichenschauhaus. Aber als Henriette Dahlmann ein paar Wochen zuvor von der neuen Bestimmung erfahren hatte,

Luise zündete die Sterbekerze an und sah zu der Toten in ihrem schwarzen Dirndl mit der gewirkten Schürze, wie sie auf ein weißes Kissen gebettet unter dem Kreuz lag. Um die verkrümmten Hände hatte sie ihr gestern nach dem Waschen und Kämmen den Rosenkranz gewickelt. Unglaublich, dass Hans und Luise von nun an im ganzen Haus allein leben würden, von einem Tag auf den anderen mussten sie nicht mehr leise und auf der Hut sein. Und vor allem musste Luise nicht ständig nachsehen, ob mit Henriette im Parterre alles in Ordnung war.

Aber eins nach dem anderen. Jetzt galt es zuerst, Henriettes letzten Willen zu erfüllen, dann kam die Beerdigung und dann? Sie dachte besser nicht darüber nach. Zorngibl, der Bestatter, der den Sarg brachte, hatte das Kinn der Toten mit einem hautfarbenen Band festgezurrt, als wollte er sie am Sprechen hindern. Luise fragte sich, wie viel er wohl dafür in Rechnung stellen würde und auch für die Schminke, die er ihr ins

Sobald sie aus Feldafing zurückkehrte, die Haustür aufsperrte, ging das Gezeter los: »Wo bleibst du so lange? Ich sterbe qualvoll, und du treibst dich in der Gegend herum?«

»Mutter, ich habe gearbeitet.«

»Gearbeitet, dass ich nicht lache. So nennst du das Poussieren mit diesen Leuten also? Ich verstehe nicht, wieso der Hansi das duldet.«

Luise hatte es aufgegeben, Henriette etwas von ihrer Arbeit im Camp zu erzählen und ihr zu erklären, was displaced persons waren.

»Stell dich hier her, los«, kommandierte die alte Frau. »Ja, halt, genau da. Sag mal, siehst du nicht, dass das Deckchen auf

 

Die Trauergäste machten es sich gemütlich. Luise kochte Kaffee, schlug Sahne, trug Gebäck und Getränke auf und war froh, als ihre Brüder eintrafen, um sie zu unterstützen. War Henriette wirklich so beliebt gewesen, fragte sie sich zwischendurch, während die einen den nächsten die Klinke in die Hand gaben. Wahrscheinlich trieb die Leute vor allem die Neugier und die Aussicht auf die kostenlose Bewirtung hierher. Den Kirschkuchen hatte sie gestern Abend noch gebacken, außerdem gab es Topfenstrudel. Beim echten Bohnenkaffee brachen die meisten in Entzücken aus, jahrelang hatte man sich mit Ersatzkaffee begnügen müssen.

Hans würde erst übermorgen, zur Beerdigung, den ganzen Tag über da sein, schneller hatte er nicht freibekommen. Statt

 

Bis spätabends war Luise mit den Gästen beschäftigt, so dass sich keine Gelegenheit ergab, mit Hans zu sprechen, als er endlich von der Arbeit gekommen war. Dabei hatte sie so viel auf dem Herzen. Ihr Mann löste Martin ab, der mit Manni heimfuhr, um die Schafe und Ziegen zu versorgen, setzte sich sofort in die Runde und trank sein Feierabendbier. Als Luise kurz vor Mitternacht den nächsten Kuchen aus dem Ofen zog, um eins mit dem Aufräumen fertig war und um halb zwei den Tisch für den nächsten Tag gedeckt hatte, schlief er schon. Das ging bis kurz vor der Beerdigung so. Müde, aber auch aufgedreht von den vielen Gesprächen und Eindrücken, schleppte sich Luise durch den dritten Tag. Endlich ließ der Besucherstrom nach. Nur noch Henriettes Freundinnen Gretel, Herta und Irmi, richtige Starnberger Urgewächse, setzten sich ans Totenbett, als träfen sie sich wie jeden Mittwoch zum Rummykub hier. Der süßliche Leichengeruch schien die drei nicht zu stören. Auch die grünschillernden Fleischfliegen nicht, die brummend herumschwirrten. Luise versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, obwohl es sie mehr und mehr Überwindung kostete, die Stube zu betreten. Weder half ständiges Lüften noch die Flasche 4711 aus Henriettes Bestand, die Luise vollständig versprühte.

Also blieb ihr nur der Geruch des frischgefilterten Kaffees,

Gretel zog Wolle und Stricknadeln aus der Tasche und schlug Maschen auf. Ob »Henni«, wie sie ihre Freundin nannte, schon gehört habe, dass sich die Müller Fini von ihrem Mann getrennt hatte?

»Die will sich sogar scheiden lassen«, empörte sich Irmi. »Dabei setzt sie ihm doch die Hörner auf.«

»Und beim Oberwallner in Traubing hat es am Sonntag gebrannt«, wusste Herta zu berichten. »Lichterloh, bis auf die Grundmauern, vielleicht hast du ja noch die Feuerwehr ausrücken gehört, bevor du das Zeitliche gesegnet hast? Großeinsatz, aus allen Gemeinden. Jedenfalls kriegt die Traubinger Sippschaft jetzt endlich ihren nigelnagelneuen Hof von der Versicherung.«

»Ach ja«, ergänzte Gretel unterm Nadelgeklapper. »Und das Ausländer-Lager in Feldafing wird abgerissen.«

Luise, die bisher beim Zuhören in sich hineingeschmunzelt

»Ach, irgendein Hausierer, Scherenschleifer oder Schuhbandlverkäufer hat der Henni das Spiel angedreht.« Herta winkte ab.

»Nein, nein«, sagte Irmi. »So war das nicht, sie hat die Schachtel in einem Schrank im Schuppen gefunden, weißt du nicht mehr? Die war noch originalverpackt, stammte aus Rumänien oder aus Israel, glaube ich. Zum Glück lag eine Anleitung auf Deutsch dabei, sonst hätten wir nie begriffen, wie Rummykub geht.«

»I can English very well«, mischte sich Gretel ein.

»Ja, diesen einen Satz«, behauptete Herta. »Der hätte uns auch nicht weitergebracht.«

Gretel stülpte die Unterlippe zur Nase und schmollte.

»In welchem Schuppen?«, fragte Luise.

Herta wandte sich ihr zu. »Na, wie viele Schuppen haben Sie denn, Frau Dahlmann?«

»Meinen Sie die ehemalige Werkstatt hinterm Haus?« Luises Schwiegervater war Schreiner gewesen und im Krieg gefallen, sie hatte ihn nicht mehr kennengelernt. Seine Werkstatt nutzte sie als Garage für die Triumph, und Hans lagerte darin alles, woran er in seiner Freizeit herumtüftelte. Weiter hinten standen noch die Hobelbank und alle Maschinen, als hätte Johann Dahlmann erst gestern zugesperrt.

»Ein Erste-Hilfe-Kasten, oder was meinen Sie?«

»Nein, ich rede von Arzneien – Schmerzmittel, Tabletten, Tinkturen.« Gretel Breisamer seufzte, als würde sie Henriette nachträglich bestätigen, wie einfältig Luise war. Wie immer roch sie stark nach Mottenkugeln. »Mei, Mädl, was wissen Sie denn überhaupt? Vor dem Krieg hat doch hier ein Doktor gewohnt, von dem haben wir immer ganz günstig was gekriegt. Wie hieß der doch gleich, irgendwas mit L …, Herrschaftszeiten, ich komme nicht drauf …«

»Ein Doktor, hier? Ich glaube, da verwechseln Sie etwas, Frau Breisamer, das Haus wurde 1935 neu gebaut, und einen Untermieter gab es nicht, soviel ich weiß.«

»Nein, nein, ich bin mir sicher.«

Luise versuchte, sich in sie hineinzudenken, und kombinierte Doktor mit …, plötzlich ging ihr ein Licht auf. »Ach, Sie meinen die Puppenklinik von meiner Schwiegermutter?«

»Mein Gott, ja, Henni, du und deine Puppen«, sagte Gretel zu der Toten, scheuchte eine Fliege von ihrer Nase und nahm ihr Strickzeug wieder auf. »In Handarbeit warst du wirklich geschickt, du konntest feiner nähen als eine Singermaschine, wirklich.« Dann wandte sie sich Luise zu und ergänzte. »Doch leider fehlte ihr der Blick für Schönheit.« Alle vier schielten sie zu der Vitrine hinüber, in der Henriettes Ausstellungsstücke prangten. »Bei manchen dieser Wesen weiß man gar nicht, ob Tier oder Mensch oder ganz was anderes.« Gretel sprach aus, was Luise sich schon oft gedacht hatte. »Viele Kinder, die ihr die beschädigten Lieblinge gebracht haben, haben sich bloß in Begleitung zu ihr getraut. Verhätschelt hat die

»Meinen Sie den Doktor von Thaler, der gegenüber wohnt?«

Gretel schüttelte den Kopf. »Der hat anders geheißen, irgendwas mit Lilien-, Lilienwiese, ach, so helft’s mir doch drauf.« Offensichtlich war sie verwirrt oder hatte sich zumindest mit ihren Gedanken verheddert, dachte Luise.

Den Eindruck schien auch Herta zu haben. »Ach, lass uns mit dem alten Glump in Ruh, wen interessiert denn das? Oder hast du es auf diese besonderen Pralinen abgesehen? Wie hießen die gleich, Hausfrauenglück?«

»Gab’s die auch als Pralinen?« Irmi leckte sich die Lippen. »Ich kenne sie nur als Pastillen.«

»Ich auch, mei, habt ihr eine lange Leitung, bis ihr was begreift. Genau von denen rede ich doch die ganze Zeit. Die, wenn man noch zum Lutschen hätte, dann wäre den ganzen Tag eitel Sonnenschein. Aber wartet …« Gretel schnalzte mit der Zunge, als hätte sie eine von diesen Pastillen bereits im Mund. »Nein, doch nicht, der Name von dem Doktor, er ist mir auf der Zunge gelegen, aber jetzt ist er wieder weg, und von dem ganzen Reden ist meine Kehle ausgetrocknet.« Sie legte das Strickzeug weg, hielt das Schnapsglas hoch, damit Luise nachschenkte, und kippte den nächsten Obstler wie Wasser.

 

Zorngibl und ein Bestattergehilfe kamen, um die Tote mitzunehmen. Mechanisch besprengte der Pfarrer sie ein letztes Mal

Auf dem Weg ging Zuckermüller mit Hans und Luise Henriettes Lebenslauf für seine Predigt durch. Sie war gelernte Posamentiererin gewesen, darum lagen auf jedem Regalbrett und in jedem Schrank Spitzen und Litzen, die sie noch gewebt hatte. Sogar den Briefkasten an der Hauswand zierte eine Borte. Nach der Geburt ihres einzigen Kindes, das sie erst mit vierundvierzig bekam und zeitlebens Hansi nannte, um ihn von ihrem Mann Johann, der auch Hans genannt wurde, zu unterscheiden, gab sie ihren Beruf auf und übernahm die Buchführung der Schreinerei. 1942 verlor sie ihren Mann und bangte lange um ihren Sohn, der in russische Gefangenschaft geriet. Um ihre karge Witwenrente aufzubessern, reparierte sie Puppen und Stofftiere, bis ihr die Gicht diese Arbeit unmöglich machte. Manche ihrer Patienten wurden nie abgeholt. Die schaurigsten Exemplare schien sie besonders ins Herz geschlossen zu haben, denn sie stattete sie mit Spitzenhemdchen und Litzenkleidern aus und platzierte sie wie Kriegsversehrte in der Säulenvitrine. Henriette Dahlmann hatte in ihrem Leben viel durchmachen müssen, dachte Luise, bevor sie mit dreiundsiebzig starb. Trotzdem hätte sie etwas umgänglicher sein können, wenigstens ihr gegenüber, die sich seit Jahren um sie gekümmert hatte. Aber die Vorstellung, dass Henriettes Wohn- und Schlafstube im Erdgeschoss schon mal eine Art Laden gewesen war, ging Luise nicht mehr aus dem Kopf.

 

Als der Sarg unter der Erde und der Leichenschmaus im Gasthof zur Au abgehalten war, fing sie an aufzuräumen. Der Regen

»Ich habe es ihm noch schnell gesagt, bevor wir beim Friedhof waren.«

»Wirklich? Hab ich gar nicht mitgekriegt.« Hans schnappte sich ein Stück Birnenkuchen, den sie aus Einweckobst vom letzten Sommer gebacken hatte, und vertilgte es im Stehen. »Toll, dass du gewusst hast, dass Mama mal Posta …, Postadings war.«

»Posamentiererin, das hat nichts mit Post zu tun wie bei dir. Sie hat die feinen Borten gewebt, die hier überall hängen. Was hast du denn gedacht, was sie für einen Beruf gelernt hat?«

»Keine Ahnung, für mich war sie einfach meine Mama, das hat mir gereicht.« Er blinzelte, wischte sich die Nase. »Du hast sie besser gekannt als jeder andere, Luise. Ich war nie so vertraut mit ihr, trotz allem.«

»Ich hab halt zuletzt die meiste Zeit mit ihr verbracht, und sie wollte viel von früher erzählen, also hab ich ihr zugehört.« Sie reichte ihm einen Teller. »Setz dich wenigstens, du bröselst alles voll.« Brav schob er einen Stuhl neben die Anrichte, auf der die restlichen Kuchen standen. Jetzt war endlich die Gelegenheit, alles zu besprechen, was sie beschäftigte und was passiert war. Aber wie sollte sie es einfädeln, damit er ihr die Erlaubnis gab? Am besten, sie fing harmlos an, tastete sich

»Was soll das gewesen sein?« Er zuckte mit den Schultern. »Zum Schluss hat sie doch nur noch laut geatmet.« Dabei hatte er Sonntagnacht rauchend am Bettrand gestanden.

»Nein, ich bin mir sicher, etwas wie ›vergesst‹ oder ›verzeih‹ oder so ähnlich. Oder vielleicht wollte sie uns noch an etwas Wichtiges erinnern?«

Hans schnappte sich ein weiteres Stück Kuchen. »Was soll das genau gewesen sein? Und dass sie sich bei dir entschuldigt, für die Plagen, die du mit ihr hattest, nein, dafür war sie zu stolz.«

»Du hast recht, vielleicht sollte es einfach vergiss nicht, die Puppen abzustauben heißen. Oder verdammt, es geht zu Ende.« Sie mussten beide lachen, es war befreiend. Luise setzte sich auf einen der vielen Stühle, die noch von der Totenwache herumstanden, und aß die restliche Sahne direkt aus der Schüssel. Beide hingen sie eine Weile ihren Gedanken nach. »Weißt du noch, wie wir Mau-Mau mit ihr gespielt haben, weil wir keine Lust auf ihre ewige Schimpferei über Gott und die Welt hatten?«, sagte sie dann. »Henriette fing zu schummeln an, nur damit sie nicht verlor, wollte es aber nicht zugeben.«

»Ja, das war immer so, schon als Kind, wenn ich mit ihr Karten gespielt habe. Sie hat ständig die Regeln geändert, je nachdem wie ihr Blatt ausgefallen ist. Mich wundert es, dass ihre Freundinnen das jeden Mittwoch ertragen haben.«

»Wahrscheinlich bescheißen sich die werten Damen alle gegenseitig.« Luise grinste bei der Vorstellung. »Es ist noch Kaffee da, magst du eine Tasse?« Sie berührte die Kanne. »Er ist leider schon kalt.« Sie schenkte sich trotzdem ein.

»Ich hol mir lieber ein Bier.« Hans stand auf. Es dauerte, bis

»Haben die nicht sechs Kinder?«

»Der Älteste wohnt nicht mehr bei ihnen, hat er gesagt, und die Nächste zieht auch bald aus.«

»Trotzdem, eine so große Familie hier unten in den zwei Zimmern?«

»Es gibt noch andere, der Aschenbrenner Florian von der Stadtverwaltung hat auch gefragt, seine Frau erwartet ein Kind.«

Die Vorstellung, fremdes Babygeschrei Tag und Nacht im Haus zu haben, bereitete ihr Unbehagen. Sie schwieg, dachte an ihre Fehlgeburt und an ihre Mutter, die kurz nach Mannis Geburt gestorben war. Da war Luise noch nicht einmal zehn gewesen. Plötzlich führte sie den Haushalt für ihre zwei Brüder und ihren Vater. Sie gab Manni Tag und Nacht das Fläschchen, wickelte ihn und stellte ihn im Kinderwagen in eine geschützte Ecke vors Haus, wie es ihr die Hebamme geraten hatte. In der ersten Zeit half ihr Frau Hirschkäfer, danach war Luise auf sich gestellt, wenn ihr Vater und Martin, der zwei Jahre älter als sie war, auf dem Feld arbeiteten. Als mongoloid hatte die Hebamme Mannis Aussehen bezeichnet, was Luise freute. Mongolen, das ist doch das Reitervolk, wusste sie aus der Schule, also hatte ihr Bruder die Liebe zu Pferden in die Wiege gelegt bekommen. Noch dazu, wo das Dorf durch den

»Wir können froh sein, wenn er überhaupt etwas kann«, hatte die Hebamme erwidert, »sitzen und selbständig essen zum Beispiel. Wer weiß, ob er jemals spricht. Vermutlich wird er sein Leben lang auf eure Hilfe angewiesen sein, aber auch nicht alt werden«, hatte Frau Hirschkäfer gesagt. »Jedes Jahr mit ihm ist ein Geschenk.« Das war es tatsächlich mit Manni, und sein Lachen war ansteckend. Trotz der Hirschkäfer’schen Unkenrufe lernte er laufen und konnte bald auch ja und nein sagen. Allerdings blieb es bei diesem »Jo« und »Naa«.