Herausgeben von: Thomas Kirchhoff, Nicole C. Karafyllis, Dirk Evers, Brigitte Falkenburg, Myriam Gerhard, Gerald Hartung, Jürgen Hübner, Kristian Köchy, Ulrich Krohs, Thomas Potthast, Otto Schäfer, Gregor Schiemann, Magnus Schlette, Reinhard Schulz, Frank Vogelsang
Mohr Siebeck GmbH & Co. KG
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Zur Einführung
Sektion I: Geschichte und Systematik
I.0 Einleitung
I.1.A Kosmos und Universum: Chaos, Logos, Kosmos
1. Chaos und Mythos
2. Der Kosmos: Die Vorsokratiker und Konfuzius
3. Physik und Metaphysik: der Umbruch durch Aristoteles
4. Ewige Bewegtheit statt Chaos
Literatur
I.1.B Kosmos und Universum: Universum, Raum, Unendlichkeit
1. Anfänge der Unendlichkeitsspekulationen bei Nicolaus Cusanus und Giordano Bruno
2. Rezeption und Weiterentwicklung des Unendlichkeitsdenkens
Literatur
I.2 Natur als Schöpfung
1. Ursprünge im Vorderen Orient
2. Biblische Traditionen
3. Antike und frühe christliche Theologie
3.1 Schöpfung aus dem ‚Nichts‘?
3.2 Die Schöpfung als Gottes Buch der Natur
4. Mittelalter
5. Reformation und frühe Neuzeit
5.1 Natur und Gnade in reformatorischer Perspektive
5.2 Natur als Norm?
5.3 Wandlungen im Naturbegriff
5.4 Schleiermacher und das 19. Jahrhundert
6. Herausforderungen eines christlichen Schöpfungsverständnisses heute
Literatur
I.3 Mathematisierung der Natur und ihre Grenzen
1. Mathematisierung der Natur: Galilei, Descartes, Newton
1.1 Das Buch der Natur
1.2 Experimentelle Methode, Atomismus und mechanistisches Weltbild
2. Rationalismus versus Empirismus
2.1 Rationalismus
2.2 Empirismus
3. Natur als Gesetzeszusammenhang der Erfahrung: Kant
3.1 Kants Naturbegriff
3.2 Naturgesetze
3.3 Die Vernunftkritik
3.4 Der „regulative“ Gebrauch der Ideen in der Naturerkenntnis
4. Grenzen der Mathematisierung
4.1 Kant und die Biologie
4.2 Ausblick
Literatur
I.4 Natur und Recht
1. Systematische Vorüberlegungen
2. Antike: Kosmische Ordnung als Rechtsgrund
3. Mittelalter: Göttliche Ordnung als Rechtsgrund
4. Neuzeit: Menschliche Ordnungen als Rechtsgrund
5. Moderne: Rechtserzeugung als Rechtsgrund
6. Zusammenfassung
Literatur
I.5 Natur und Geschichte
Literatur
I.6 ‚Kampf‘ um die Naturphilosophie
1. Ausgang von Schelling
2. ‚Kampf‘ gegen die Naturphilosophie
3. Metaphysische und kritische Naturphilosophie
4. Naturphilosophie als Allgemeinste Naturwissenschaft
5. Naturphilosophie als logisches Gewissen der Naturwissenschaft
6. Naturphilosophie als Optimierung der Naturwissenschaft
7. Naturphilosophie jenseits der Grenzen der Naturwissenschaft
Literatur
I.7 Streit um die Deutungshoheit der Natur: Materialismus-, Darwinismus- und Ignorabimus-Streit
1. Streitfragen
2. Der Materialismus-Streit
3. Der Darwinismus-Streit
4. Der Ignorabimus-Streit
Literatur
I.8 Gegenwärtige Strömungen der Naturphilosophie
1. Systematische Naturphilosophie
1.1 Theoretische Naturphilosophie
1.2 Praktische Naturphilosophie
1.3 Naturästhetik
2. Historische Forschung
3. Naturphilosophie als Lebensstil und Weltanschauung
Literatur
I.9 Möglichkeiten und Grenzen einer disziplinären Bestimmung der Naturphilosophie
1. Naturphilosophie als Disziplin? Institutionelle Spurensuche
2. Naturphilosophie als philosophische Disziplin
3. Ein plurales und integratives Verständnis der Naturphilosophie
Literatur
Sektion II: Grundbegriffe der Naturphilosophie
II.0 Einleitung
II.1 Natur
1. Grundbedeutungen
2. Begriffsgeschichte
2.1 Aristoteles: physis und techne
2.2 Averroës: natura naturans und natura naturata
2.3 Descartes: Materie und Geist
2.4 Kant: Natur als Inbegriff von Sinneserscheinungen unter Gesetzen
2.5 Von Spinoza zu Hegel: Natur als Stufenbau
3. Natur versus Geist
4. Natur, Technik, Kultur
Literatur
II.2 Schöpfung
1. Was ist mit dem Begriff ‚Schöpfung‘ gemeint?
2. Das Verhältnis der Rede von der Schöpfung zur Rede von der Natur
2.1 Natur als Quelle und als Bedrohung des Lebens
2.2 Wie kann man in der Natur Gott erfahren, wie mit ihm in Kontakt treten?
2.3 Wie sollen wir uns in der Natur verhalten?
3. Die Rede von der Schöpfung und die naturwissenschaftliche Forschung
Literatur
II.3 Kosmos und Welt
1. Konzeptionen von Kosmos und Welt
1.1 Begriffliche Vorklärungen
1.2 Annäherungen an den Kosmos
1.3 Einheitlichkeit und Ursprung der Welt
2. Die Welt der relativistischen Kosmologie
3. Theorien des Kosmos und die Vielfalt der Weltbilder
Literatur
II.4 Raum und Zeit
1. Philosophische Problematik von Raum und Zeit
2. Relativistische Umdeutungen von Raum und Zeit
3. Quantenmechanische Umdeutungen der Erfahrung von Raum und Zeit
4. Zurück zur Erfahrungswelt?
Literatur
II.5 Quanten und Felder
1. Teilchen und Wellen
1.1 Ist die Natur kontinuierlich oder diskontinuierlich?
1.2 Klassische Wellen und Teilchen
2. Die Quantenrevolution: Licht ist anders, Materie auch
2.1 Die Quantisierung des Lichts
2.2 Das Bohrsche Atommodell
2.3 Der Dualismus von Welle und Teilchen
3. Die Quantenmechanik und ihre Deutungen
3.1 Die Wahrscheinlichkeitsdeutung
3.2 Kopenhagener Deutung und Bohr-Einstein-Debatte
3.3 Berühmte Gedankenexperimente
4. Heutiger Stand
Literatur
II.6 Materie, Kraft, Energie
1. Was die Welt im Innersten zusammenhält
2. Das Standardmodell der Elementarteilchenphysik
3. Jenseits des Standardmodells
Literatur
II.7 Naturgesetz, Kausalität, Determinismus
1. Naturgesetz
1.1 Begriffsgeschichte
1.2 Gesetzesartige Aussagen
1.3 Was sind und warum gelten Naturgesetze?
2. Kausalität und Determinismus
2.1 Begriffsgeschichte
2.2 Heutige Auffassungen der Kausalität
2.3 Kausalität, Determinismus und physikalischer Zeitpfeil
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Fußnoten
1
Die Verfasser danken Claus-Artur Scheier und Alfred Dunshirn für wertvolle Kommentare.
2
Soweit nicht anders angegeben, handelt es sich bei Originalausdrücken um solche der griechischen Sprache.
Mit dem chásma gibt es einen Bereich des Kosmos, in dem das Chaos noch existiert: in der Unterwelt zwischen Erde und Tartaros (Hesiod, Theogonie: Verse 126–143). Es ist ein ortloser Bereich, auf den die Götter keinen Einfluss haben, bis es Zeus gelingt, durch seine Blitze selbst das Chaos zum Kochen zu bringen (Vers 700) und damit die Einheit des Kosmos zu stiften. Vgl. Buchheim 1994: 59–61.
5
Das Folgende ist nur eine Auswahl naturphilosophischer Positionen der Vorsokratiker. Zum breiteren vorsokratischen Denken s. Buchheim 1994 u. Curd/Graham 2008.
6
Weiterführend s. das Handbuch von Helin et al. (2014) mit Beiträgen zu Laozi (Kap. 2) und Konfuzius (Kap. 4).
7
Der Hermetismus bzw. die Hermetik ist eine religiöse Offenbarungs- und Geheimlehre, die im ägyptischen Hellenismus wurzelt und auf die legendenhafte Gestalt des Hermes Trismegistos zurückgeht.
8
Pantheistische Vorstellungen gehen davon aus, dass Gott und kosmische Welt – damit auch Natur – in eins zu setzen sind und stellen daher die Vorstellung eines transzendenten, allmächtigen, personalen Gottes in Frage.
9
Die verbreitete Übersetzung von natura naturans mit „schaffende Natur“ und von natura naturata mit „geschaffene Natur“ ist im Hinblick auf Spinoza problematisch, da sie einen schöpferischen Gott suggeriert, der den Dingen transzendent wäre.
10
Für antike Modelle der Naturgeschichte s. Collingwood [1945] 1960: 29–92; Hübner 2002.
11
Für die Rolle von Fossilien in progressiven Geschichtstheorien s. Bowler 1976; Laurent 1987.
12
Franz J. Gall (1758–1828), Begründer der charakterkundlichen Schädellehre (Phrenologie), die er zunächst ‚Cranioskopie‘ (Schädelbetrachtung) nannte.
13
Carl G. Carus (1789–1869), deutscher Mediziner, Naturforscher und Maler. 1841 legte er das Buch Grundzüge einer neuen und wissenschaftlich begründeten Kranioskopie vor.
14
Shib[b]oleth (hebr. wörtlich für: Getreideähre) bezeichnet in Anlehnung an seinen Gebrauch im Alten Testament (Ri 12,5–6) ein Wort oder eine Redeweise einer bestimmten Gruppe, die sich damit von anderen abgrenzt. Dabei hat das Wort selbst keine besondere Bedeutung für die Klärung eines Sachverhalts. Im übertragenen Sinn gilt ein Schibboleth als Scheide zwischen Freund und Feind.
15
Die folgende Darstellung stützt sich auf Schiemann/Heidelberger 2010.
16
Eine Übersicht über den thematisch verwandten angelsächsischen Diskurs der Umweltästhetik bietet Carlson 2019.
17
Zur Geschichte der Natur siehe: Moscovici 1968; Lepenies 1976; Sieferle 1997; Radkau 2000; Kirchhoff/Trepl 2009; zur Geschichte der Naturphilosophie: Böhme 1989; Gloy 1995/1996.
18
Ätiologie (von griech. aitía für: Ursache) meint in der Religionswissenschaft die Darstellungsformen erklärender Erzählungen über ursächliche oder begründende Ereignisse in der Vergangenheit, z.B. in Form von Mythen.
19
Dem gegenüber gibt es sowohl in der christlichen Theologie als auch in der islamischen Theologie Positionen, die für eine Vereinbarkeit von Evolutionstheorie und religiöser Weltdeutung argumentieren.
Der Casimir-Effekt beruht, vereinfacht gesagt, darauf, dass zwischen zwei eng aneinander liegenden Metallplatten weniger virtuelle Teilchen pro Fläche entstehen können als außerhalb der Platten, wodurch insgesamt ein Teilchendruck entsteht, der die Platten zueinander treibt.
23
Für hilfreiche Kommentare insb. zu diesem Abschnitt danken wir Nicole C. Karafyllis.
24
Die Geodäte ist eine mathematische Verallgemeinerung der kürzesten Verbindung zwischen zwei Punkten. In der Relativitätstheorie werden Ereignisse durch Punkte in der vierdimensionalen Raumzeit definiert; eine Geodäte entspricht dann einer Kurve in der Raumzeit, die je zwei auf ihr liegende Ereignisse in der kürzest möglichen Weise verbindet.
25
Scheinkräfte zeichnen sich gegenüber echten Kräften dadurch aus, dass sie bei Übergang in ein inertiales Bezugssystem verschwinden. Ein Beispiel für eine Scheinkraft ist die ‚Zentrifugalkraft‘, mit der z.B. Kinder in einem Karussell scheinbar nach außen gedrückt werden.
26
Der Spin lässt sich als Eigendrehimpuls von Teilchen veranschaulichen, wobei „up“ der Drehung in die eine, „down“ der in die entgegengesetzte Richtung entspricht.
27
Unter Annihilation wird in der Elementarteilchenphysik der Prozess der Paarvernichtung, der Zerfall eines Elementarteilchens und seines Antiteilchens in andere Teilchen, verstanden. Die Energie bleibt dabei erhalten. Trurls Maschine geht es hingegen allein um die Schaffung des Nichts durch Vernichtung alles Materiellen.
28
Zu Positionen der Allgemeinen Systemtheorie vgl. Ropohl 2012.
29
Für ihre sehr hilfreichen Anmerkungen zu früheren Manuskriptfassungen danke ich den Gutachtern sowie Nicole C. Karafyllis und Vera Vicenzotti.
30
In statu nascendi (lat.): im Zustand des Entstehens.
31
Vgl. zu den heute allbekannten Gefahren und Problemen eines solchermaßen scheinbar wissenschaftlichen Rassedenkens u.a. Gould 1981.
32
In diesem Kontext ließe sich Max Horkheimers und Theodor W. Adornos Dialektik der Aufklärung (1944) als negative Naturphilosophie interpretieren, die eine Geschichte der Naturbeherrschung im Rahmen der ‚Kritischen Theorie‘ rekonstruiert (→III.2).
33
Von griech. haptos: fühlbar.
34
Von lat. olfactus: Geruchssinn/Geruch, kombiniert aus olere (riechen) und facere (machen).
35
‚Anamnesis‘ meint – eingedenk der platonischen Erkenntnislehre – die Wiedererinnerung des Vergessenen, das in der unsterblichen Seele ewig vorhanden ist. In moderner Diktion handelt es sich um eine Form ‚latenten Wissens‘.
36
In der Sozialisationstheorie wird ‚Enkulturation‘ (das unbewusste Verinnerlichen von kulturellen Umwelten) sowohl von ‚Inkulturation‘ (Anpassung von gesellschaftlichen Kulturen an mehr oder weniger fremde Kulturen) wie ‚Akkulturation‘ (durch Erziehung) abgegrenzt.
37
Das erste Beispiel beruht auf Erfahrungen des Autors dieses Beitrags während seiner Zeit als studentische Hilfskraft in einem Bielefelder Forschungslabor, das zweite ist ausgedacht auf der Basis der Lektüre von Texten zur Selbstoptimierung.
38
Den Tod Gottes hatte Nietzsche ([1882: Aphorismus 108] 2013b: 121), das „Verschwinden des Menschen“ Foucault ([1966] 1974: 460) beschworen.
„Es besteht ein qualitativer Unterschied zwischen jener Welt der Naturwissenschaft, die zwar als Wissenschaft auch eine hermeneutische Komponente hat, und jener geschichtlichen Welt, die sich aufgrund menschlichen Handelns und Leidens zu Objektivationen in Religion und Recht, Kunst und Wirtschaft aufbaut und die hermeneutische Dimension des Verstehens von Zeugnissen und Überlieferung ausmacht. Wie immer diese beiden Welten ineinander verschränkt sind und ob man Theorie als eine höchste menschliche Praxis versteht oder Praxis als bloße Anwendung von Theorie – die beiden Welthorizonte fließen nicht in einem zusammen“ (Gadamer [1960] 1991: 442).
42
„Moderne Naturphilosophie erschließt kein neues Wissen über die Natur. […] Die Basis naturphilosophischer Arbeit aber ist, wenn auch sie sich darin nicht erschöpft, die Interpretation naturwissenschaftlicher Theorien“ (Bartels 1996: 22).
43
„Mäeutik“ meint eine Sokrates zugeschriebene „Hebammenkunst“, deren Grundgedanke darin besteht, dass Erkenntnisse bereits unbewusst im Lerner vorhanden seien und durch geschicktes Fragen bewusst gemacht werden könnten.
44
Diese Wende zielt darauf, in der Tradition John Deweys Erfahrungen nicht als Anpassung, sondern als Entwicklungsprozess zu denken.
45
Anders als die Feministische Philosophie, die jedoch in Deutschland durch keine entsprechend denominierte, verstetigte Professur vertreten ist. Die seit 1990 erscheinende Zeitschrift Die Philosophin (Forum für feministische Theorie und Philosophie), in der auch Männer veröffentlichten, wurde 2005 nach 32 Ausgaben eingestellt und bis dato durch kein vergleichbares deutschsprachiges Organ ersetzt.
46
Auf dem XXIII. Deutschen Kongress für Philosophie in Münster (28.09.–02.10.2014) entfielen auf die als „Philosophie im Gender-Kontext“ (statt vormals „Feministische Philosophie“, neu wieder 2020) firmierende Sektion nur vier von den 351 insgesamt gehaltenen Vorträgen (DGPhil 2014: 4) Eine Sektion „Naturphilosophie“ existierte gar nicht (neu ab 2017). Vgl. https://dgphil2020.fau.de/sektionen/.
47
Vgl. z.B. Ernst Cassirers Schrift Versuch über den Menschen, die im engl. Original von 1944An Essay on Man heißt.
48
„ABC“ steht für atomare, biologische und chemische Massenvernichtungswaffen.
49
Übersichten des Spektrums transhumanistischer Positionen bieten Coenen (2009) und Sandberg (2013). Der Transhumanismus versteht sich teilweise als Übergang zu einem posthumanistischen Zeitalter (Coenen 2009: 268). Die vielfältigen Bedeutungen der Ausdrücke „Transhumanismus“ und „Posthumanismus“ lassen aber keine einheitliche Begriffsbestimmung zu.
50
Ein Spaceshuttle würde bei einer Geschwindigkeit von immerhin 27.800 km/h zwar nur fünf Tage zum Mond, aber 1,66 Mio. Jahre zur nächsten, 4,3 Lichtjahre entfernten Sonne, Alpha Centauri, benötigen (Schmidt 2004). Relativ zum Durchmesser der Milchstraße von ca. 110.000 Lichtjahren befindet sich Alpha Centauri aber in unmittelbarer Nachbarschaft zu unserer Sonne.
51
Zur nachfolgenden Deutung, zu Quellen und zu weiterer Literatur vgl. Ingensiep 2001.
52
Für weitere Hintergründe, Quellen- und Sekundärliteratur s. Baranzke 2002.
53
Im islamischen Recht wird halal (arabisch) im Sinne von ‚erlaubt‘ bzw. ‚zulässig‘ verwendet.
54
Das Kapitel präsentiert Ergebnisse des vom BMBF2015–2017 geförderten Forschungsverbunds „Die Sprache der Biofakte: Semantik und Materialität hochtechnologisch kultivierter Pflanzen“ im Teilprojekt A (Förderkz. 01UO1501B).
55
CRISPR: clustered regularly interspaced short palindromic repeats. CRISPR/Cas gehört innerhalb der Molekulargenetik zu den Nuklease-Techniken (lokalisationsspezifische Techniken der site directed nucleases, SDNs); in biotechnologischer Perspektive gehört sie zu den genome editing technologies.
56
Vgl. das Kap. „10000 Jahre Manipulation?“ in Wöhrmann et al. 1999: 31ff.
57
Durch die jüngste Möglichkeit, Gensonden und Genscheren zu kombinieren, ist auch diese theoretisch wichtige Unterscheidung praktisch bereits hinfällig.
Englisch: Nagoya Protocol on Access to Genetic Resources and the Fair and Equitable Sharing of Benefits Arising from their Utilization.
60
Zu ihnen gehören u.a. die Oligonukleotid-gesteuerte Mutagenese (OgM), die Zinkfinger-Nuklease-Technik, Techniken der Cis- und Intragenese, RNA-abhängige DNA-Methylierung (RaDM) und Reverse Züchtung (reverse breeding). Einen Überblick liefern Müller-Röber et al. 2013: 40–59.
61
Demeter e.V.: Richtlinie 7.14 „Bienenhaltung und Imkereierzeugnisse“, in: Richtlinien 2020 (Stand: 01.10.2019), S. 73, abrufbar unter: https://www.demeter.de/sites/default/files/richtlinien/richtlinien_gesamt.pdf (07.12.2019).
62
Vgl. http://www.bmub.bund.de/P2220/ (10.01.2016; Link inaktiv).
63
https://www.freundeskreiswoelfe.de/; http://www.wolf-nein-danke.de/. (Alle in diesem Kap. zitierten Internet-Quellen wurden am 13.12.2019 aufgerufen.)
https://pro-nationalpark-schwarzwald.de/ und Unterseiten (aufgerufen 30.07.2015).
74
http://www.schwarzwald-nationalpark.de/ und Unterseiten (aufgerufen 30.07.2015).
75
http://www.unser-nordschwarzwald.de/ und Unterseiten (aufgerufen 30.07.2015).
76
Die folgende Ideengeschichte von Wildnis basiert, ohne dass dies im Einzelnen gekennzeichnet wird, auf Kirchhoff/Vicenzotti 2014, zudem auf Kirchhoff/Trepl 2009; Kirchhoff 2011; Vicenzotti 2011. Hier angegeben sind nur einige der dort zitierten Primär- und Sekundärquellen.
Siehe z.B. https://www.duh.de/stadtwildnis/ (aufgerufen 22.12.2019).
82
Siehe z.B. https://rewildingeurope.com/ (aufgerufen 21.12.2019). Für eine nuancierte Analyse ausgewählter Rückverwilderungsinitiativen s. Deary/Warren 2019; DeSilvey/Bartolini 2019.
[Zum Inhalt]
|VII|Abkürzungsverzeichnis
→
Querverweis auf andere Buchbeiträge
2
Angabe der Auflage von Werken
a.
articulus
a.a.O.
am angegebenen Ort
Abschn.
Abschnitt
Abt.
Abteilung
ART
Allgemeine Relativitätstheorie
Art.
Artikel
ATLAS
A Toroidal LHC ApparatuS
Aufl.
Auflage
Bd.
Band
Bde.
Bände
BfN
Bundesamt für Naturschutz
BGB
Bürgerliches Gesetzbuch
BMBF
Bundesministerium für Bildung und Forschung
BMUB
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
BRD
Bundesrepublik Deutschland
Bt
Bacillus thuringiensis
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
CERN
Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire
chin.
chinesisch
CMS
Compact Muon Solenoid
CRISPR
clustered regularly interspaced short palindromic repeats
DDT
Dichlordiphenyltrichlorethan
ders.
derselbe
d.h.
das heißt
dies.
dieselbe/n
DK
Diels/Kranz
DL
Diogenes Laertius
DNA
deoxyribonucleic acid
doi
digital object identifier
dt.
deutsch
ebd.
ebenda
EG
Europäische Gemeinschaft
engl.
englisch
Einl.
Einleitung
EPR
Einstein, Podolsky, Rosen
|VIII|et al.
et alii/aliae [und andere]
etc.
et cetera [und die übrigen (Dinge)]
EU
Europäische Union
EWG
Europäische Wirtschaftsgemeinschaft
frz.
französisch
geb.
geboren
ggf.
gegebenenfalls
griech.
griechisch
GVO
genetisch veränderter Organismus
h
Stunde [lat. hora]
hebr.
hebräisch
Hg.
Herausgeber/in(nen)
HGP
Human Genome Project
HWPh
Historisches Wörterbuch der Philosophie
i.d.R.
in der Regel
insb.
insbesondere
ital.
italienisch
jap.
japanisch
Jh.
Jahrhundert
Jhs.
Jahrhunderts
Kap.
Kapitel
km
Kilometer
lat.
lateinisch
LHC
Large Hadron Collider
MEW
Marx Engels Werke
Mio.
Million/en
Mrd.
Milliarde/n
n. Chr.
nach Christus
o.ä.
oder ähnliches
o.g.
oben genannte/es/en
o.J.
ohne Jahr
PETA
People for the Ethical Treatment of Animals
prop.
propositio
q.
quaestio [methodische Frage]
RNA
ribonucleic acid
s.
siehe
S.
Seite
SEP
Stanford Encyclopedia of Philosophy
s.o.
siehe oben
sog.
sogenannt/e/es/en
so genannt/e/es/en
Sp.
Spalte
SRT
Spezielle Relativitätstheorie
|IX|s.u.
siehe unten
u.
und
u.a.
unter anderem/ggf.: und andere/s
u.a.m.
und andere mehr
UN
United Nations
u.ö.
und öfter
USA
United States of America
usw.
und so weiter
v.
von (aber: „vor“ in „v. Chr. “)
v. a.
vor allem
v. Chr.
vor Christus
vgl.
vergleiche
z.B.
zum Beispiel
zit. n.
zitiert nach
z.T.
zum Teil
[Zum Inhalt]
|XI|Zur Einführung
Natur ist im Trend, Natur ist überwunden, Natur ist elementar, Natur ist bedroht, Natur ist lebenswichtig, Natur ist ideologisch – diese aktuellen Aussagen zeigen exemplarisch, wie vielfältig Auffassungen von Natur sein können und wie wichtig es ist, sich über Natur und Naturbegriffe zu verständigen. Hierzu möchte dieses naturphilosophische Lehr- und Studienbuch einen integrativen Beitrag leisten. Im Zuge dessen wird die selbstreflektierende Frage gestellt, welchen Bereich die Naturphilosophie innerhalb der Philosophie, aber auch in interdisziplinären wie lebensweltlichen Kontexten umfasst und umfassen könnte.
Die Naturphilosophie gehört zweifellos zu den ältesten Denkrichtungen der Philosophie. Entsprechend groß ist ihr theoretisches wie praktisches Potenzial – nicht zuletzt wegen der zentralen Bedeutung, die der Begriff ‚Natur‘ in zahlreichen Diskursen und Debatten hat. Sich naturphilosophisch zu bilden ist deshalb in fast jedem Fach relevant. Für Studierende und Lehrende bietet die Naturphilosophie einen reichen Schatz an Analysewerkzeugen für das Naturdenken wie -handeln. Naturphilosophische Kenntnisse helfen aber auch beim Verständnis gesellschafts- und wissenschaftspolitischer Entwicklungen: von Naturschutzprojekten und Tourismuskonzepten bis hin zu Debatten um die Relevanz von Teilchenbeschleunigern angesichts deren hoher Kosten.
Hinweise auf Natur können Probleme, aber auch Problemlösungen markieren. Abhängig von der Verwendung kann ‚Natur‘ auf argumentative Differenz oder Einheit abzielen. Natur ist gleichsam überall, war vor uns da und wird es womöglich auch nach uns sein; sie ist Innen und Außen und „hat weder Kern noch Schale“. (Auf jene allgemeineren Deutungen kommen wir unten noch zurück.) Aber theoretisch wird Natur – und dies nicht nur in den Naturwissenschaften – immer mehr vereinzelt, verdinglicht und fachspezifisch bearbeitet und rückt dadurch letztlich in ein Nirgendwo. Vielleicht ist so das immer häufiger beklagte Desinteresse junger Menschen am Studium der Naturwissenschaften mitverursacht worden. Denn Natur wird eher dann als langweilig erachtet, wenn man sie – aus guten Gründen – als etwas immer schon Gesetzmäßiges oder Bekanntes darstellt. Man mag sich hier an Heraklit erinnern: „Die Natur liebt es, sich zu verbergen“ (DK22 B123). Um wieder Lust an der Entdeckung und Erforschung der Natur zu haben, sollte sie immer auch als plural, vielfältig situiert, rätselhaft und spannend verstanden werden können. Nicht nur darin haben Naturphilosophie und Naturwissenschaft ein gemeinsames Anliegen.
In dieser Situation hat die gegenwärtige Naturphilosophie die Aufgabe, die Pluralität von Naturwahrnehmungen und Naturdeutungen mit ihren historischen Fundierungen im Spiel zu halten und zugleich, im Sinne von Orientierungswissen, Strukturen und Relationen des Naturwissens und Naturdenkens aufzuzeigen. Die Naturphilosophie markiert wirkmächtige Spuren, von denen in diesem Buch fast ausschließlich die sog. westlichen verfolgt werden konnten. Jene Spuren leiten die philosophische Suche nach |XII|Einheit in der Vielheit der Naturzugänge an – bei gleichzeitigem Wissen und Wollen, dass das Streben nach Einheit nur als Aufgabe verstanden werden kann und nicht als absolut zu erreichendes Ziel.
Zu dieser Aufgabe gehören auch kritische Hinweise auf sog. naturalistische Tendenzen. Damit sind Vereinheitlichungen von Naturbegriffen gemeint, etwa die Aufhebung von individuell, gesellschaftlich und kulturell unterschiedlichen Naturbegriffen durch Termini der Physik und der Biologie. Nicht selten werden derartige Homogenisierungen mit weitreichenden Deutungsansprüchen verbunden, die ganze Gesellschaften oder sogar die Menschheit an sich betreffen. Zwei theoretische Sollbruchstellen fallen dabei besonders ins Auge: erstens die Gleichsetzung des Begriffs ‚Geschichte‘ mit dem Begriff der (z.B. kosmo-, geo- oder biologischen) ‚Vergangenheit‘. Denn ‚Geschichte‘ bedeutet mehr als nur den Anfang eines abstrakten Zeitpfeils, der in die Zukunft gerichtet ist. „Geschichte ist die geistige Form, in der sich eine Kultur Rechenschaft über ihre Vergangenheit gibt“ (Johan Huizinga). Diese Aussage gilt nicht nur für die Philosophie und die Geschichtswissenschaft, sondern für alle Geisteswissenschaften, insofern sie sich immer auch als historische Wissenschaften verstehen. Die Naturphilosophie hat entsprechend die vordringliche Aufgabe, Natur in Form von Kategorien des Geistes abzuhandeln, d.h. als Idee, Begriff, Objekt, experimentell erzeugte Tatsache usw. Damit legt sie immer auch Rechenschaft über ihre eigene Vergangenheit ab und schreibt an ihrer Geschichte. Für das Nachdenken über Natur bleibt die Naturphilosophie auf überlieferte und aktuelle Texte ebenso angewiesen wie sie dafür sorgt, geschärfte Naturbegriffe und strukturierte Argumente zum Naturwissen für die Texte und das Nachdenken anderer Disziplinen zur Verfügung zu stellen; zuvorderst für die Naturwissenschaften, von deren Erkenntnissen sich die Naturphilosophie wiederum bewusst begeistern wie herausfordern lässt. – Die zweite theoretische Sollbruchstelle ist die Gleichsetzung des Menschen und seiner Existenz mit der biologischen Art Homo sapiensda seinGeist und Kosmos. Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist20122013