Mehr über unsere Autorinnen, Autoren und Bücher:
www.berlinverlag.de
Übertragen von Ann Cotten, Ulrike Draesner, Christian Filips, Dagmara Kraus, Kerstin Preiwuß, Elisabeth Plessen, Monika Rinck, Jan Wagner und Alissa Walser
und mit einem Vorwort von Michael Krüger
Die Anthologie, aus der Die Füchsin zusammengestellt wurde, erschien 1998 und 2010 unter dem Titel Eating Fire bei Virago Press, London.
© 1998 O. W. Toad Ltd, Toronto
© für die deutschsprachige Ausgabe:
Berlin Verlag in der Piper Verlag GmbH, Berlin/München 2020
Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.
In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Wir weisen darauf hin, dass sich der Piper Verlag nicht die Inhalte Dritter zu eigen macht.
Gibt es eine kanadische Poesie? Mit Sicherheit leben auch in Kanada wie in allen Ländern der Erde fünfhundert Dichter, die für die Darstellung der Wahrnehmung der Welt und des eigenen Ichs die ehrwürdige Form des Gedichts wählen, von dem man ja nicht behaupten kann, dass es in Kanada erfunden wurde. Es wurde gefunden, eingeschleppt, übertragen und hat sich mit der Gesellschaft entwickelt, die eine aus allen Teilen der Welt zusammengewürfelte Menge darstellt. Und das auf einem Gebiet, auf dem vor zweihundert Jahren noch hundert verschiedene Sprachen von mehr als sechshundert Stämmen gesprochen wurden, ein Reichtum, den es in dem vielsprachigen Europa nie gab. Und jede Sprache hatte eine eigentümliche Grammatik und einen Wortschatz, der besonders für die Tiere, die Umwelt und den Himmel einmalig ausdrucksvoll und herrlich war.
Heute lebt der Großteil der Kanadier in Städten, und das Glaubensbekenntnis kann man nicht nur protestantisch oder katholisch auf Englisch oder Französisch hören, sondern auch in indischer oder arabischer Sprache. Natürlich haben auch die First Nations eine Literatur, und gewiss tut der Staat einiges, um diese zu erhalten, aber all das spielt sich doch meistens in folkloristisch angehauchten, künstlich am Leben erhaltenen Reservaten ab. Die bedeutendste Literatursprache ist – noch vor dem Französischen – das Englische, die damit ein Teil dieser riesigen Literaturindustrie ist, die in dem ganzen ehemaligen Commonwealth tätig ist und ein dichtes Netz zwischen England und Irland, Kanada und den Vereinigten Staaten, Australien, Indien und Südafrika geknüpft hat. Diese automatische Verbreitung über alle Grenzen hinweg hat natürlich auch auf den Stil sich ausgewirkt. Nur wer diese Einheit zerbricht und wieder neu zusammensetzt, kann als ein ernsthafter Schriftsteller wahrgenommen werden. Das gilt ganz besonders für die Dichter unter den Schriftstellern, diese Minderheit unter der Minderheit der Schreibenden.
Nur wenige kanadische Dichter haben wir als solche wahrgenommen. Anne Carson, die bei uns gerade entdeckt wird, eine gelehrt-verspielte Mythenforscherin, die Antike und Gegenwart gegeneinanderschneidet; sie unterrichtet seit vielen Jahren in Harvard. Leonard Cohen, der kürzlich verstorbene große Liederpoet, der die meisten seiner traurigen Balladen auf einer griechischen Insel geschrieben hat. Michael Ondaatje, der Dichter der »Zimtschäler«-Gedichte, ein Einwanderer aus Sri Lanka niederländisch-tamilisch-singhalesischer Herkunft (der das schönste Buch über Toronto geschrieben hat: In der Haut eines Löwen).
Und nun, endlich, auch Margret Atwood, die bekannteste Schriftstellerin des Landes, deren Romane, Erzählungen und Essays in alle denkbaren Sprachen übersetzt worden sind und die ein noch größeres Publikum durch die Verfilmungen kennengelernt hat.
Aber sie musste rund zwanzig Gedichtbände schreiben, bis dieser Gedichtband von ihr in deutscher Sprache vorliegt – und noch dazu von deutschen Kollegen übersetzt wurde. Alles hat seine Zeit, sagt der Psalmist, aber achtzig Jahre zu warten ist keine Kleinigkeit in einer Welt, die sich damit brüstet, jede Nachricht in Sekundenschnelle um den Erdball schicken zu können.
Nimmt man die Berühmtheit der Autorin, fragt man sich natürlich nach den Gründen für diese Verzögerung. Jeder weiß, dass Gedichte irgendwie nicht mehr dazugehören. Ein Gespräch über den Report der Magd, über Science-Fiction vs. Speculative Fiction, über feministische Literatur unter besonderer Berücksichtigung der Romane von Margaret Atwood kann man sich vorstellen, ein Gespräch über ihre Gedichte (bisher) nicht. Liegt es vielleicht daran, dass man froh ist, wenn man einen Autor, eine Autorin in einer halbwegs sicheren Schublade untergebracht hat? Keiner würde den spröden Charme der Diatriben des Dichters John Updike rühmen, keine die selbstvergessenen Meditationen der Dichterin Joyce Carol Oates. Und selbstverständlich hat kein Mensch sich um die Gedichte von Hemingway gekümmert oder die schönen, vom Surrealismus beeinflussten Gedichte von Paul Auster oder die metaphernreichen Gesänge der »Zimtschäler« von Atwoods Landsmann Michael Ondaatje. Sie schreiben Romane, damit basta. Die Poesie ist nur ein Anhängsel, eine Entgleisung, auf jeden Fall eine Nebensache. Keine Angst, ich will dieses Problem hier nicht erörtern, aber es wäre einmal eine Untersuchung wert. Denn die überwältigend reiche, in englischer Sprache geschriebene Poesie wäre ohne den poetischen Beitrag dieser Romanciers ärmer.
Für die Leser von Gedichten, die Freunde der Poesie, ist es immer ein Ereignis, wenn sich viele sehr unterschiedliche deutsche Dichter um eine fremdsprachige Poetin kümmern. Seit dem Barock hat diese Praxis Literaturgeschichte geschrieben, man denke nur an die vielen Versuche, sich Petrarcas Laura im Deutschen zu vergegenwärtigen, oder die Sonette Shakespeares, oder man denke an die enigmatischen Kürzel Ungarettis, die nicht nur Paul Celan und Ingeborg Bachmann in ihrer Widerständigkeit gereizt haben. Wir lesen also in diesem Band von Margaret Atwood ihre Gedichte aus zehnfacher Perspektive, und man sollte sich von der oft nur scheinbaren Einfachheit nicht täuschen lassen. Denn selbstverständlich übersetzen Dichter nicht nur das, was da im Englischen steht, sondern sie übersetzen es auch ins Deutsche und einverleiben sich gewissermaßen das englische Gedicht. Es ist, wenn es gelungen ist, ein Teil auch ihres Werks geworden. Die provençalischen Dichter sind durch Pounds Übersetzungen im Englischen heimisch geworden, St. John Perse ist ohne Whitman nicht denkbar, Eliot nicht ohne Dante, Celans Übertragungen von Alexander Bloks Die Zwölf gehören selbstverständlich zum Korpus des Celanschen Werks. Und eines Tages wird man auch die Übersetzungen in diesem Band von Margaret Atwood dem Werk der jeweiligen Übersetzerdichter zuschlagen.
Das größte Vergnügen an dieser Zusammenarbeit sollten natürlich die hoffentlich zahlreichen Leser haben. Ich glaube, dass die Bewunderer von Margaret Atwoods oft kämpferisch verfahrenden Romanen und Erzählungen eine ganz andere Seite dieser Autorin kennenlernen können – eine sehr meditative, nachdenkliche, zu sich selbst gekommene Dichterin, die keine großen Gesellschaftsentwürfe entwickelt, keine Szenarien der Angst und der Krise, sondern Augenblicke des Innehaltens, der plötzlichen Erinnerung an Ereignisse, an denen sie sich entscheiden musste, weil verschiedene Wege in die Zukunft vor ihr lagen, sie aber nur einen nehmen konnte.
Eines meiner Lieblingsgedichte in diesem Band ist »Eine Papiertüte« aus den Zweiköpfigen Gedichten von 1978, in dem das »Ich« sich eine grell bemalte Papiertüte über den Kopf stülpt und eine andere wird. Hier darf man an das Märchenmotiv denken: Wessen Hut einer trägt, dessen Gedanken kann er lesen. Die letzten Verse lauten:
Papierkopf, dich ziehe ich vor
aufgrund deiner Leere,
aus dir heraus könnte ein jedes
Wort noch immer gesagt werden.
Mit dir hätte ich
Mehr als eine Haut,
einen leeren Innenraum, ein Repertoire
unerzählter Geschichten,
einen Neuanfang.[1]
Noch expliziter wird von einem anderen Leben, von einem Neuanfang, in dem gewaltigen Gedicht »Gestaltwandler im Winter« gesprochen, einer im wahrsten Sinne des Wortes großartigen Ballade der Selbstbefragung, des Zweifels, vom »Hinein- und Hinausgleiten/aus meiner eigenen glitschigen Aalhaut«, zugleich aber auch ein Liebesgedicht, das Rückschau hält auf die gemeinsam verbrachten Jahrzehnte. Es schließt mit den bewegenden Worten (und einem Ja am Ende):
Doch die Kunst besteht darin, auszuharren
in allen Erscheinungsformen; und wir tun es,
und ja, ich weiß, das bist du;
und darauf wird es hinauslaufen, früher
oder später, wenn es noch dunkler ist
als jetzt schon, wenn der Schnee kälter ist,
wenn es am dunkelsten und am kältesten ist
und Kerzen uns nicht mehr nützen
und die Sicht gleich null ist: Ja.
Du bist es noch immer. Du bist es noch immer.[2]
Michael Krüger
Allmannshausen, im Sommer 2020
We must be the only ones
left, in the mist that has risen
everywhere as well
as in these woods
I walk across the bridge
towards the safety of high ground
(the tops of the trees are like islands)
gathering the sunken
bones of the drowned mothers
(hard and round in my hands)
while the white mist washes
around my legs like water;
fish must be swimming
down in the forest beneath us,
like birds, from tree to tree
and a mile away
the city, wide and silent,
is lying lost, far undersea.
You saunter beside me, talking
of the beauty of the morning,
not even knowing
that there has been a flood,
tossing small pebbles
at random over your shoulder
into the deep thick air,
not hearing the first stumbling
footsteps of the almost-born
coming (slowly) behind us,
not seeing
the almost-human
brutal faces forming
(slowly)
out of stone.
Wir müssen die einzigen
übrig Gebliebenen sein in dem Dunst,
der überall aufzog,
so auch in diesen Wäldern
ich gehe über die Brücke
auf die sichere Hochebene zu
(die Baumwipfel sind wie Inseln)
sammle die versunkenen
Knochen der ertrunkenen Mütter
(hart und rund in meinen Händen)
indes der weiße Dunst meine Beine
umspült wie Wasser;
es müssen Fische im Wald
dort unter uns schwimmen,
wie Vögel, von Baum zu Baum,
und eine Meile entfernt,
die Stadt, groß und still,
liegt verloren, tief unter dem Meer.
Du schlenderst neben mir, sprichst
von der Schönheit des Morgens
und weißt nicht einmal,
dass es eine Flut gegeben hat,
wild Kiesel
über deine Schulter schleudernd
in die satte, dicke Luft;
die ersten taumelnden Schritte
des fast Geborenen überhörst du,
die uns (leise) folgen,
siehst nicht
die menschenähnlichen
brutalen Gesichter, die sich bilden
(langsam)
aus dem Stein.
Cruising these residential Sunday
streets in dry August sunlight:
what offends us is
the sanities:
the houses in pedantic rows, the planted
sanitary trees, assert
levelness of surface like a rebuke
to the dent in our car door.
No shouting here, or
shatter of glass; nothing more abrupt
than the rational whine of a power mower
cutting a straight swath in the discouraged grass.
But though the driveways neatly
sidestep hysteria
by being even, the roofs all display
the same slant of avoidance to the hot sky,
certain things:
the smell of spilled oil a faint
sickness lingering in the garages,
a splash of paint on brick surprising as a bruise,
a plastic hose poised in a vicious
coil; even the too-fixed stare of the wide windows
give momentary access to
the landscape behind or under
the future cracks in the plaster
when the houses, capsized, will slide
obliquely into the clay seas, gradual as glaciers
that right now nobody notices.
That is where the City Planners
with the insane faces of political conspirators
are scattered over unsurveyed
territories, concealed from each other,
each in his own private blizzard;
guessing directions, they sketch
transitory lines rigid as wooden borders
on a wall in the white vanishing air
tracing the panic of suburb
order in a bland madness of snows.
In diesen sonntäglichen Wohnviertelstraßen
im trockenen Augustsonnenlicht herumzufahren:
was uns ärgert, sind
die säuberlichen Verhältnisse:
die Häuser in pedantischen Reihen, die säuberlich
gepflanzten Bäume, sie behaupten
die Ebenheit von Fläche als Rüge
für die Delle in unserer Autotür.
Kein Geschrei hier, kein
Glasgesplitter; nichts ist jäher
als das nüchterne Gejammer eines Motormähers,
der eine gerade Schneise in das mutlose Gras rasiert.
Doch obwohl die Einfahrten sich durch ihr Ebenmaß
geschickt der Hysterie entziehen,
zeigen die Dächer dem heißen Himmel alle
die gleiche Ausweichneigung,
bestimmte Dinge:
der Geruch von verschüttetem Öl, ein flaues
Kränkeln, hängt in den Garagen,
ein Farbspritzer auf Ziegel, überraschend wie ein blauer Fleck,
ein Plastikschlauch, der in einer heimtückischen
Rolle harrt; sogar der allzu starre Blick der breiten Fenster
verschafft vorübergehend Zugang zur
Landschaft hinter oder unterhalb
der künftigen Risse im Putz,
wenn die Häuser, gekentert, schief
in die Meere aus Lehm hinabrutschen, wie Gletscher sanft,
die gerade niemand bemerkt.
Dies ist, wo die Stadtplaner
mit den Wahnsinnsgesichtern politischer Verschwörer
verstreut sind über unüberwachte Gebiete,
einander verborgen, jeder
in seinem eigenen privaten Schneesturm;
Richtungen ratend, skizzieren sie
vorläufige Linien, wie hölzerne Grenzen streng, auf eine Wand
in der weißen, schwindenden Luft,
zeichnen die Panik vorstädtischer
Ordnung in den dumpfen Schneewahnsinn.
There are similarities
I notice: that the hills
which the eyes make flat as a wall, welded
together, open as I move
to let me through; become
endless as prairies; that the trees
grow spindly, have their roots
often in swamps; that this is a poor country;
that a cliff is not known
as rough except by hand, and is
therefore inaccessible. Mostly
that travel is not the easy going
from point to point, a dotted
line on a map, location
plotted on a square surface
but that I move surrounded by a tangle
of branches, a net of air and alternate
light and dark, at all times;
that there are no destinations
apart from this.
There are differences
of course: the lack of reliable charts;
more important, the distraction of small details:
your shoe among the brambles under the chair
where it shouldn’t be; lucent
white mushrooms and a paring knife
on the kitchen table; a sentence
crossing my path, sodden as a fallen log
I’m sure I passed yesterday
(have I been
walking in circles again?)
but mostly the danger:
many have been here, but only
some have returned safely.
A compass is useless; also
trying to take directions
from the movements of the sun,
which are erratic;
and words here are as pointless
as calling in a vacant
wilderness.
Whatever I do I must
keep my head. I know
it is easier for me to lose my way
forever here, than in other landscapes
Es gibt Ähnlichkeiten,
die ich bemerke: dass die Hügel,
von den Augen wie zu einer Wand verflacht, zusammen-
geschweißt, sich öffnen, wenn ich mich bewege,
um mich durchzulassen; endlos werden
wie Grassteppe; dass die Bäume
spindeldürr sprießen, ihre Wurzeln
oft in Sümpfen haben; dass dies ein armes Land ist;
dass keine Klippe bekannt ist so rau,
außer der Hand, und daher
unzugänglich. Dass Reisen meist
kein einfaches von Punkt
zu Punkt Gehen ist, keine gepunktete
Linie auf einer Karte, kein Standort,
geplant auf einer quadratischen Fläche,
sondern dass ich mich stets in einem Gewirr
aus Zweigen bewege, in einem Netz aus Luft und
ständig wechselndem Hell und Dunkel;
dass es keine Ziele gibt,
abgesehen von diesem.
Durchaus sind da Unterschiede:
der Mangel an verlässlichen Grafiken;
die Ablenkung, wichtiger, durch kleine Details:
dein Schuh in den Brombeeren unter dem Stuhl,
wo er nicht sein sollte; leuchtend
weiße Pilze und ein Schälmesser
auf dem Küchentisch; ein Urteil, das meinen Weg
kreuzt, durchweicht wie ein gefällter Baumstamm,
an dem ich gestern ganz sicher vorbeiging
(bin ich wieder
im Kreis gelaufen?)
doch vor allem die Gefahr:
viele sind hier gewesen, aber nur
wenige sind heil zurückgekehrt.
Ein Kompass ist nutzlos; so
der Versuch, die Richtung aus den Bewegungen
der Sonne zu lesen,
die unberechenbar sind;
und Worte sind hier so sinnlos
wie das Rufen in leerer
Wildnis.
Was auch immer ich tue, ich muss
meinen Kopf bewahren. Ich weiß,
für mich ist es leichter, den Weg für immer
hier zu verlieren, als in anderen Landschaften
Orange in the middle of a table:
It isn’t enough
to walk around it
at a distance, saying
it’s an orange:
nothing to do
with us, nothing
else: leave it alone
I want to pick it up
in my hand
I want to peel the
skin off; I want
more to be said to me
than just Orange:
want to be told
everything it has to say
And you, sitting across
the table, at a distance, with
your smile contained, and like the orange
in the sun: silent:
Your silence
isn’t enough for me
now, no matter with what
contentment you fold
your hands together; I want
anything you can say
in the sunlight:
stories of your various
childhoods, aimless journeyings,
your loves; your articulate
skeleton; your posturings; your lies.
These orange silences
(sunlight and hidden smile)
make me want to
wrench you into saying;
now I’d crack your skull
like a walnut, split it like a pumpkin
to make you talk, or get
a look inside
But quietly:
if I take the orange
with care enough and hold it
gently
I may find
an egg
a sun
an orange moon
perhaps a skull; centre
of all energy
resting in my hand
can change it to
whatever I desire
it to be
and you, man, orange afternoon
lover, wherever
you sit across from me
(tables, trains, buses)
if I watch
quietly enough
and long enough
at last, you will say
(maybe without speaking)
(there are mountains
inside your skull
garden and chaos, ocean
and hurricane; certain
corners of rooms, portraits
of great-grandmothers, curtains
of a particular shade;
your deserts; your private
dinosaurs; the first
woman)
all I need to know:
tell me
everything
just as it was
from the beginning.
Orange in der Mitte eines Tisches:
Es reicht nicht,
auf Abstand um sie
herumzugehen, zu sagen:
das ist eine Orange:
sie hat nichts mit uns
zu tun, nichts
anderes: lass sie
ich will sie
in die Hand nehmen,
ich will die Haut
abschälen; ich will,
dass mehr zu mir gesagt wird
als bloß Orange:
will alles erfahren,
was sie zu sagen hat
Und du, am Tisch mir
gegenüber, auf Abstand, mit
verhaltenem Lächeln, und wie die Orange
in der Sonne: still:
Dein Schweigen
ist mir jetzt nicht genug,
ganz gleich, mit welcher
Zufriedenheit du deine Hände
faltest; ich nehme
was auch immer du im Sonnenlicht
sagen kannst:
Geschichten von deinen verschiedenen
Kindheiten, ziellosen Reisen,
deinen Liebschaften; dein deutliches
Skelett; deine Posen; deine Lügen.
Dies orangene Schweigen
(Sonnenlicht und verstecktes Lächeln)
macht mir Lust,
dich zum Reden zu zwingen;
am liebsten würde ich deinen Schädel knacken
wie eine Walnuss, ihn spalten wie einen Kürbis,
um dich zum Sprechen zu bringen oder
einen Blick hineinzuwerfen
Nur mit der Ruhe:
wenn ich die Orange
mit gebührender Vorsicht greife und behutsam
halte
finde ich womöglich
ein Ei
eine Sonne
einen orangenen Mond
vielleicht einen Schädel; Zentrum
aller Energie,
die in meiner Hand ruht
kann sie verwandeln in
was auch immer ich verlange,
dass es sei
und du, Mann, orangener Nachmittags-
liebhaber, wo immer
du mir gegenübersitzt
(an Tischen, in Zügen, Bussen)
wenn ich bloß ruhig genug
und lange genug
zuschaue
wirst du endlich sprechen
(vielleicht ohne zu reden)
(es sind Berge
in deinem Schädel-
garten und Chaos, Ozean
und Orkan; bestimmte
Zimmerecken, Porträts
von Urgroßmüttern, Vorhänge
in einem besonderen Farbton;
deine Wüsten; deine privaten
Dinosaurier; die erste
Frau)
alles, was ich wissen muss:
sage mir
alles,
so wie es war,
von Anfang an.
The explorers will come
in several minutes
and find this island.
(It is a stunted island,
rocky, with room
for only a few trees, a thin
layer of soil; hardly
bigger than a bed.
That is how
they’ve missed it
until now)
Already their boats draw near,
their flags flutter,
their oars push at the water.
They will be jubilant
and shout, at finding
that there was something
they had not found before,
although this island will afford
not much more than a foothold:
little to explore;
but they will be surprised
(we can’t see them yet;
we know they must be
coming, because they always come
several minutes too late)
(they won’t be able
to tell how long
we were cast away, or why,
or, from these
gnawed bones,
which was the survivor)
at the two skeletons
Die Entdecker werden in
wenigen Minuten kommen
und diese Insel finden.
(Eine verkümmerte Insel,
felsig, mit Platz
für nur wenige Bäume, eine dünne
Schicht Erde; kaum
größer als ein Bett.
Darum haben sie
sie bis jetzt
übersehen)
Ihre Boote nähern sich bereits,
ihre Fahnen flattern,
ihre Ruder drängen durchs Wasser.
Sie werden jubeln
und schreien, wenn sie herausfinden werden,
dass es da etwas gab,
das sie zuvor nicht gefunden hatten,
obwohl diese Insel nicht viel mehr bieten wird,
als Platz für ein Standbein:
wenig zu erforschen;
aber sie werden überrascht sein
(wir können sie noch nicht sehen;
wir wissen, dass sie kommen werden,
denn sie kommen immer
einige Minuten zu spät)
(sie werden außerstande sein
zu sagen, wie lange
wir gestrandet waren oder warum
oder wer, diesen abgenagten Knochen zufolge,
wohl der Überlebende war)
bei den zwei Skeletten
In that country the animals
have the faces of people:
the ceremonial
cats possessing the streets
the fox run
politely to earth, the huntsmen
standing around him, fixed
in their tapestry of manners
the bull, embroidered
with blood and given
an elegant death, trumpets, his name
stamped on him, heraldic brand
because
(when he rolled
on the sand, sword in his heart, the teeth
in his blue mouth were human)
he is really a man
even the wolves, holding resonant
conversations in their
forests thickened with legend.
In this country the animals
have the faces of
animals.
Their eyes
flash once in car headlights
and are gone.
Their deaths are not elegant.
They have the faces of
no-one.
Dortzulande tragen die Tiere
Menschengesichter:
die hoheitsvollen Katzen
nehmen die Straßen in Besitz
der Fuchs höflich
zu Tode gehetzt, umstellt
von Jägern, erstarrt
im Gewebe ihrer Gebräuche
der Stier, mit Blut
bestickt, beschenkt mit einem
eleganten Tod, trompetet, als Wappen
ihm sein Name aufgebrannt
da
(als er zu Boden
ging, den Dolch im Herzen, er Menschenzähne
zeigte in seinem blauen Mund)
er ein Mensch ist
wie noch die Wölfe mit ihrem
widerhallenden Gespräch tief
verwoben in den Wald der Legenden.
Hierzulande tragen
die Tiere
Tiergesichter.
Ihre Augen
blitzen auf in Scheinwerferlicht
und verlöschen.
Nichts an ihrem Tod ist elegant.
Niemandes
ist ihr Gesicht.
This is the lair of the landlady.
She is
a raw voice
loose in the rooms beneath me,
the continuous henyard
squabble going on below
thought in this house like
the bicker of blood through the head.
She is everywhere, intrusive as the smells
that bulge in under my doorsill;
she presides over my
meagre eating, generates
the light for eyestrain.
From her I rent my time:
she slams
my days like doors.
Nothing is mine
and when I dream images
of daring escapes through the snow
I find myself walking
always over a vast face
which is the landlady’s,
and wake up shouting.
She is a bulk, a knot
swollen in space. Though I have tried
to find some way around
her, my senses