DER
SEELE
Neun Duft-Tore zur
inneren Entwicklung
Mit Räucherstoffen
und Aromaölen
Mit Illustrationen von Petra Arndt
Wichtiger Hinweis: Die in diesem Buch vorgestellten Informationen sind sorgfältig recherchiert und wurden nach bestem Wissen und Gewissen weitergegeben. Dennoch übernehmen Autor und Verlag keinerlei Haftung für Schäden irgendeiner Art, die direkt oder indirekt aus der Anwendung oder Verwendung der Angaben in diesem Buch entstehen. Die Informationen in diesem Buch sind für Interessierte und zur Weiterbildung gedacht und sollten keinenfalls ärztlichen Rat und Hilfe ersetzen.
1. Auflage2004
© 2004 by Windpferd Verlagsgesellschaft mbH, Aitrang
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung und Layout: Marx Grafik&
ArtWork, unter Verwendung einer Illustration von Petra
Arndt Illustrationen: Petra Arndt
Lektorat: Silke Kleemann
www.windpferd.de
eISBN 978-3-86410-272-1
Einleitung
Alles ist Eins
Kraft im großen Kreis des Lebens
Der Prozess der Lebensentfaltung
Zyklen begleiten unser Leben
Die Kraft der Liebe
Das Enneagramm als Landkarte
Die Dualität des irdischen Lebens
Die Natur entfaltet ihre schöpferische Kraft
Das periodische Gesetz der Sieben
Prinzip der unendlichen Wiederholung
Das Ennearom-System
Die hilfreiche Kraft der Düfte
Der Mythos vom Paradies
Das innere Kind und das Ego-Phänomen
Die Auflösung
Informationen zu den neun Duft-Toren
Bewegungsrichtungen
Seelenkontakt über das Riechen
Die Stimme des Herzens
Pflanzenkräfte
Die Geisterwelt
Mensch und Pflanze
Die Duftreise zur eigenen Mitte
Integration des Schattens
Seelentore und die Helfer aus dem Pflanzenreich
Aromatische Hilfe
Die neun Duft-Tore
Duft und Enneagramm
TOR DER WERTE
Persönlichkeit am Tor der Werte
Potenzial – Friedliebender und Vermittler
Schatten – Tagträumer und Schlafwandler
Entwicklung
Charakteristik der zugeordneten Aroma-Kräfte
Duftportraits von Räucherstoffen am Tor der Werte
Duftcharaktere ätherischer Öle am Tor der Werte
TOR DER KRAFT
Persönlichkeit am Tor der Kraft
Potenzial – Starker und Beschützer
Schatten – Herausforderer und Rächer
Entwicklung
Charakteristik der zugeordneten Aroma-Kräfte
Duftportraits von Räucherstoffen am Tor der Kraft
Duftcharaktere ätherischer Öle am Tor der Kraft
TOR DER IDEALE
Persönlichkeit am Tor der Ideale
Potenzial – Reformer und Optimierer
Schatten – Moralist und Kritiker
Entwicklung
Charakteristik der zugeordneten Aroma-Kräfte
Duftportraits von Räucherstoffen am Tor der Ideale
Duftcharaktere ätherischer Öle am Tor der Ideale
TOR DER GROSSZÜGIGKEIT
Persönlichkeit am Tor der Großzügigkeit
Potenzial – Helfer und Vertrauter
Schatten – Verführer und Schmeichler
Entwicklung
Charakteristik der zugeordneten Aroma-Kräfte
Duftportraits von Räucherstoffen am Tor der Großzügigkeit
Duftcharaktere ätherischer Öle am Tor der Großzügigkeit
TOR DER INSPIRATION
Persönlichkeit am Tor der Inspiration
Potenzial – Initiator und Magier
Schatten – Darsteller und Täuscher
Entwicklung
Charakteristik der zugeordneten Aroma-Kräfte
Duftportraits von Räucherstoffen am Tor der Inspiration
Duftcharaktere ätherischer Öle am Tor der Inspiration
TOR DER KREATIVITÄT
Persönlichkeit am Tor der Kreativität
Potenzial – Künstler und Romantiker
Schatten – Opfer und Melodramatiker
Entwicklung
Charakteristik der zugeordneten Aroma-Kräfte
Duftportraits von Räucherstoffen am Tor der Kreativität
Duftcharaktere ätherischer Öle am Tor der Kreativität
TOR DER ERKENNTNIS
Persönlichkeit am Tor der Erkenntnis
Potenzial – Philosoph und Forscher
Schatten – Geizhals und Eigenbrötler
Entwicklung
Charakteristik der zugeordneten Aroma-Kräfte
Duftportraits von Räucherstoffen am Tor der Erkenntnis
Duftcharaktere ätherischer Öle am Tor der Erkenntnis
TOR DER ZUVERSICHT
Persönlichkeit am Tor der Zuversicht
Potenzial – Loyaler und Visionär
Schatten – Zweifler und Rebell
Entwicklung
Charakteristik der zugeordneten Aroma-Kräfte
Duftportraits von Räucherstoffen am Tor der Zuversicht
Duftcharaktere ätherischer Öle am Tor der Zuversicht
TOR DES LERNENS
Persönlichkeit am Tor des Lernens
Potenzial – Optimist und Enthusiast
Schatten – Narziss und Abenteurer
Entwicklung
Charakteristik der zugeordneten Aroma-Kräfte
Duftportraits von Räucherstoffen am Tor des Lernens
Duftcharaktere ätherischer Öle am Tor des Lernens
Ritual und Therapie
Die Anwendung der Düfte über die Spirituellen Tore
Das Prinzip der Rotation
Die Körperebene
Die Herzensebene
Die Geistebene
Der Räucher-Zyklus
Drei Ansatzpunkte für einen Räucherzyklus
Zyklus-Arbeit mit Kontaktenergie
Die persönliche Identität stärken
Ausgangspunkt am Tor der Werte
Resümee am Tor der Werte
Übung zur Dynamisierung der Körpererfahrung
Tor der Inspiration
Resümee am Tor der Inspiration
Übung zur Dynamisierung der Gefühlssphäre
Tor der Zuversicht
Resümee am Tor der Zuversicht
Übung zur Stärkung der inneren Vision
Zyklus-Arbeit mit Handlungsenergie
Der Herausforderung begegnen
Das Land der Wahrheit
Ausgangspunkt am Tor der Kraft
Resümee am Tor der Kraft
Übung zur Dynamisierung der Körperebene
Durch das Tor der Großzügigkeit
Resümee am Tor der Großzügigkeit
Übung zur Dynamisierung der Gefühlsebene
Tor der Erkenntnis
Resümee am Tor der Erkenntnis
Übung zur Dynamisierung der Geistebene
Zyklus-Arbeit mit Erkenntnisenergie
Die Perspektive im großen Kreis finden
Ausgangspunkt am Tor der Ideale
Übung zur Dynamisierung der Körperebene
Gefordert am Tor der Kreativität
Resümee am Tor der Kreativität
Übung zur Dynamisierung der Gefühlsebene
Gefördert am Tor des Lernens
Resümee am Tor des Lernens
Abschlussübung
Die heilende Gemeinschaft
Aromatherapie und Aromatologie
Die Frage der Qualität von ätherischen Ölen
Das Ennearom-Resonanz-System
Durch Resonanz-Erfassung zum Naturparfüm
Die siebenundzwanzig ätherischen Öle
Was muss vorbereitet werden?
Fragen zum Persönlichkeitstyp
Was hat der Wahrnehmende sonst noch zu tun?
Was hat der Beobachter zu tun?
Resonanz-Erfassungsbogen (zutreffendes Tor uterstreichen)
Die Rezeptur
Schluss
Über den Autor Thomas Kinkele
Anhang
Weiterbildung
Seminarinhalt
Anmerkungen
Vom Autor empfohlene Literatur zum Enneagramm
Verzeichnis der botanischen Namen
Stichwortverzeichnis
Innen und außen, gestern und morgen, es ist alles hier und jetzt und eins. Du hast tatsächlich die Wahl, zu jedem Zeitpunkt deine persönliche Wahrheit so oder anders zu erleben.
Du bist natürlich nicht allein auf dieser Welt. Die Gemeinschaft mit Menschen ist von großer Bedeutung und verfügt über eine ganz eigene Kraft.
Naturvölker leben die Gemeinschaft, sie ist ihnen Garantie für Gesundheit und Überlebensfähigkeit, und sie haben dies stets in ihren Heilungsritualen gewürdigt. Gemeinsame Gesänge, Tanz und Opfer, oft begleitet durch das Verräuchern von Pflanzen, dienen dem sakralen Zweck der Heilung und Verbindung mit den Ahnen. Vergangenheit und Zukunft verschmelzen dabei zu einem großen JETZT.
Die gemeinschaftliche Trance als Heimkehr in die Einheit ist in vielen ursprünglichen Kulturen zu finden.
Wer sich bewusst der lebenserhaltenden Kraft der Gemeinschaft zuwendet und so ihre Wahrheit lebt und unterstützt, kann eine enorme Heilkraft erfahren. Er ist damit an einer Quelle angelangt, die einen tiefen Sinn vermitteln kann. Dabei geht es um die Rückverbindung zu tief verwurzeltem Wissen über die Einheit allen Lebens, der Naturreligion.
Das Gegenteil davon ist die Trennung vom Ganzen. Sie bedeutet in der Konsequenz Entfremdung von sich selbst und seiner innersten Natur.
Nun haben wir es aber mit einem gütigen Kosmos zu tun. Wir können es auch als den natürlichen Selbsterhaltungstrieb der Schöpfung betrachten, dass uns immer wieder regulative Hilfe auf der Seelenebene zufließt. Die Verbindung zu unserer inneren Natur ist wie ein Kanal für heilende Impulse. Somit ist alles, was uns dabei hilft, diese Impulse aufzunehmen, als förderlich zu bezeichnen. Pflanzenkräfte helfen dem Menschen seit Urzeiten, die gestörte Beziehung zwischen Körper und Seele wiederherzustellen – im Dienste der Schöpfung schenken sie ihre Seelenkraft jenen, die sie suchen.
Die Handlungen, Gefühle und Gedanken, die wir unentwegt hervorbringen, bilden ein Kontinuum, das im Ayurveda als „Konstitution“ bezeichnet wird. Es ist der Zustand, in dem wir uns befinden, ein empfindliches Gebilde aus Körper, Gefühl und Geist. Unsere Konstitution sollte sich im inneren Gleichgewicht befinden, um als gesund zu gelten.
Die Pflanzenwelt beschenkt uns mit einer Vielzahl von Kräften mit ganz unterschiedlichen Wesensarten. Jede Pflanze ist eine natürliche Einheit, die sich in ihrer Gestalt, ihren Vorlieben und Überlebenstechniken von anderen unterscheidet.
Pflanzen haben Persönlichkeitsprofile, die jeweils eine ganz spezielle Ausstrahlung besitzen. Die vier Urelemente Feuer, Erde, Wasser, Luft sind Qualitäten, die uns bei der Beschreibung ihrer Wesensart helfen.
Diese Persönlichkeitsausstrahlung einer Pflanze kann auch in Resonanz zu einem Menschen treten. Durch die Ähnlichkeit der Wesensart der Pflanze und der des Menschen können wir Impulse von der Pflanze beziehen, die dem Wohlgefühl sehr zuträglich sind.
Bereits in den alten Veden, 3000 Jahre vor Christi Geburt, ist das Ähnlichkeitsprinzip als Heilprinzip dokumentiert. Eine alte indische Weisheit besagt: „Nimm einen Dorn, um einen Dorn aus dem Finger zu holen“.
Similia similibus curantur – Ähnliches wird mit Ähnlichem geheilt – ist auch das erste Heilprinzip, das von Hippokrates, dem altgriechischen Begründer der ärztlichen Kunst, aufgestellt wurde. Dieser Grundsatz lässt sich auf den aromatologischen Ansatz übertragen, der in diesem Buch als Ennearom-System vorgestellt wird.
Einen Duft zu mögen, bedeutet, die Charakteristik dieses Duftes als stimmig zu akzeptieren. Hohe Akzeptanz weist auf eine starke positive Resonanz hin. Die Schaltzentralen für Gefühlsreaktionen im Gehirn werden über den Geruchssinn ganz unmittelbar angesprochen und liefern unmittelbare und vom „bewussten Denken“ unabhängige – und damit wahre und authentische – Abbilder unserer Empfindung. Man stimmt mit dem Dufteindruck überein und ist in Harmonie mit ihm. Dies ist gleichbedeutend mit Vertrautheit und Offenheit für die Kraft, die im Wesen der Pflanze ruht. Es zeigt uns, wir sind offen für einen ausgleichenden Einfluss, der uns durch die Sinnesverarbeitung ihres Duftes zufließt.
Ebenso gilt der zweite Grundsatz des Hippokrates – Contraria contrariis curantur – Gegensätzliches wird durch Gegensätzliches geheilt. Gegensatz bedeutet Polarität. Aus der Polarität entsteht Spannung, die ihrerseits auf Widerstand beruht.
Dies lässt sich am besten mit den Elementarkräften erklären. Die Welt der Gegensätze, in der wir leben, ist von elementaren Tendenzen durchwoben. Feuer, Wasser, Erde und Luft formen das Gesicht der Welt. Auch in der Persönlichkeit jedes einzelnen Menschen sind die Elemente in unterschiedlicher Gewichtung vertreten. Eine starke Tendenz zum Feuer zeigt sich in der Fähigkeit, kraftvoll die Initiative zu ergreifen, kommt aber auch in einem aufbrausenden bis unkontrollierbaren Temperament zum Ausdruck. Wässrige Tendenz spiegelt sich in kreativem Tiefgang, lässt den Menschen auch leicht in den Gefühlen versinken. Der erdbezogene Typus steht tendenziell mit beiden Beinen fest im Leben, kann in der Lebensentfaltung aber auch sehr statisch werden. Der luftige Mensch hingegen ist sehr beweglich, kann sich aber in wirbelnden Gedanken und der unüberschaubaren Fülle an Möglichkeiten verlieren.
Die Ausgewogenheit der elementaren Tendenzen schafft Ordnung für das Ganze. Wenn also an einer Stelle ein Zuviel entsteht oder an anderer Stelle ein Zuwenig, kann durch Zugabe des Gegensätzlichen wieder eine relative Stabilität geschaffen werden. Die Anspannung wird für eine gewisse Zeit gelöst und Erleichterung stellt sich ein.
Wenn ich eine Entzündung habe, dann wird eine Kühlung den Schmerz lindern. Sie wird jedoch nicht die Ursache des feurigen Prozesses berühren.
Die tibetische Medizin sagt, dass die Wurzel aller Krankheit in geistigen Giften begründet ist. Geistige Gifte sind falsche Vorstellungen, die der Mensch sich macht. Dort, wo ein Mangel empfunden wird, hat sich irgendwann ein negatives Bild über sich selbst eingenistet. Man befindet sich in bestimmter Hinsicht als ungenügend und fürchtet sich vor der Offenbarung dieses vermeintlichen Mangels. Daraus resultierende Ängste lassen eine Vermeidungsmechanik entstehen. Die Angst als solche wird durch die Abwehrmechanik ausgeblendet und in den Untergrund verbannt. Im Kanalsystem des Unterbewusstseins treibt sie als Phantom ein schattenhaftes Unwesen, vergiftet die Psyche und wirft den Menschen in schwachen Momenten aus dem Gleichgewicht. Auf der Körperebene kann sie als schmerzhaftes Symptom zutage treten. Dies ist letztlich Ausdruck eines Widerstands gegen das Vertrauen in die Kraft des Lebens.
Es gibt Düfte, wie zum Beispiel Pfefferminze, die einen sehr kämpferischen Charakter haben. Die Pflanze nimmt den Raum sehr aggressiv über ihre Wurzeltriebe ein und auch in ihrem Duft liegt eine polarisierende Kraft. Einen solchen Duft abzulehnen bedeutet, dass ein Widerstand gegen eine derartig durchsetzungsstarke Natur besteht. Diese Ablehnung ist eine persönlichkeitsbedingte Reaktion. Ablehnung kann immer als Hinweis auf ein Schattenthema gedeutet werden. Es mag auch ein konkret erinnerter unangenehmer Eindruck aus der Vergangenheit untrennbar mit einem Geruch verbunden sein. Doch in der Regel kommen in der Ablehnung Verhärtungen des Seelenlebens zum Ausdruck, die eben durch mechanische Abwehr geprägt sind. Diese Schattenbereiche sind Zonen, die von Blockaden bewohnt und von Angst genährt werden. Der Schatten ist die Rückseite des Lichtes, da er sich als das manifestiert, was noch nicht gesehen wird. Richtet man das Licht auf ihn, so verschwindet er, indem er zum bewussten Anteil des Ganzen wird.
Der naturreine Duft, den wir ablehnen, steht also für einen
nicht gelebten und nicht integrierten Teil unseres Daseins.
Er ist dem nicht geliebten Teil in uns ähnlich.
Es bietet sich also an, die Wahrnehmung von authentischen Pflanzendüften als eine Möglichkeit zu nutzen, diesen fehlgeleiteten Vorstellungen auf die Spur zu kommen.
Zum Ausgleich sollten wir aber nicht ohne weiteres den abgelehnten Duft einsetzen. Er würde zunächst Gegensätzliches bewirken und den ungeliebten Zustand in aller Deutlichkeit vor Augen führen. Dies könnte die Befindlichkeit verschlechtern und wäre eine Anforderung, die den Prozess möglicherweise eher erschwert. Eine sanfte Vorgehensweise besteht darin, einen Duft mit ähnlicher Botschaft zu finden, für den eine höhere Akzeptanz besteht. Eine Lösung ist in jedem Fall in der Integration des Schattens zu suchen.
Das Ennearom-Prinzip fußt auf einer prozessorientierten Vorgehensweise,
um die Einheit auf der Seelenebene und das Vertrauen in das Leben
wieder herzustellen.
Das kosmische Prinzip der Zahl Neun taucht in verschiedenen mythologischen Zusammenhängen und philosophischen Strömungen auf. Die Vorstellung, dass im Menschen neun göttliche Eigenschaften zum Ausdruck kommen, entstand bereits bei den Neuplatonikern der Spätantike und wurde von Plotin (3. Jh.) in seinen Enneaden festgehalten.
Für ihn existierte nur das göttliche Licht, das sich abgestuft in der Schöpfung spiegelt. Finsternis bestand für ihn aus Abwesenheit des Lichts. Spätere Interpretationen haben den göttlichen Eigenschaften neun menschliche Leidenschaften als Wurzel der Versklavung durch das Ego gegenübergestellt, die als Schattenpunkte das Bild einer Persönlichkeit markieren.
Nehmen wir die Perspektive unserer germanisch-keltischen Ahnen hinzu, so finden wir die Zahl Neun den Vegetationskräften zugeordnet. Eine Anwendung von neun Kräutern oder Hölzern wird als äußerst wirkungsvoll überliefert. Ursprünglich wurde in der Kräuteranwendung demnach immer mit der Zahl Neun gearbeitet. Der Ausruf „Ach du grüne Neune“ soll aus dieser alten Zahlenmythologie stammen. Als Schreckensausruf liegt ihm offensichtlich die Verteufelung der Vegetationsgottheit im Zuge der Christianisierung zugrunde.1
Ennearom arbeitet mit dem Prinzip der Neun. Es besteht aus einer Abfolge von neun Aromen.
Die regulative Kraft der Pflanze wird über ihren Duft aufgenommen und mit klarer Absicht in neun Schritten dem Geruchssinn zugeführt. Das System ermöglicht eine ganzheitliche Duftarbeit, die sowohl Körperlichkeit als auch Gefühlsleben und Gedankenwelt gleichberechtigt mit einbezieht.
Wachsende Bewusstheit gegenüber den eigenen Mechanismen und reflexhaften Verhaltensformen soll durch den therapeutischen Einsatz bewirkt werden. Es bedarf dabei immer eines Beobachters. Dieser Beobachter kann man selbst sein, man kann aber auch seine Aufmerksamkeit auf den anderen richten und für diesen Menschen zum Spiegel werden. Jede Reaktion auf den Dufteindruck wird genau registriert. Mienenspiel, in Worte gebrachte Empfindungen, phantasievolle Bildersprache oder körperliche Reaktionen spiegeln dabei die innere Erlebniswelt. Hier liegt der therapeutische Sinn für eine Anwendung.
Der tiefere Sinn der Aromatherapie der Seele liegt in der zunehmend bewusster vorgenommenen Kontaktaufnahme mit unserer ureigenen inneren Quelle – die hier über die Duftwahrnehmung als ein Heilungs- und Regulierungsprozess eingeleitet wird. Darin liegt eine intensive Verständigungsmöglichkeit mit dem feinstofflichen Wesen der Pflanze.
Mit diesem Buch liegt mir etwas sehr am Herzen: Ich möchte vor allem zeigen, wie wir das der Pflanze innewohnende Wesen empfinden und uns davon berühren lassen können. Mein Herzenswunsch ist es außerdem, den Hilfe Suchenden aus einer fremdbestimmten Haltung zur eigenständigen Erfahrung von persönlicher Kompetenz im Hinblick auf das eigene Wohlergehen zurückzuführen.
Den inneren Heiler, der in jedem von uns ruht, ihn gilt es zu wecken.
Möge es gelingen.
Ihr
Thomas Kinkele
Von unseren fünf Sinnen ist der Geruchssinn sicher derjenige, der den besten Eindruck der Unsterblichkeit vermittelt.
Ich werde des öfteren gefragt, was mich dazu gebracht hat, so intensiv in die Aromaarbeit einzusteigen und sie zum Mittelpunkt meines Lebens zu machen.
Als ich während meiner aromatologischen Ausbildung bei Martin Henglein seinen archetypischen Duftkreis als umfassendes Zuordnungsmodell für Aromapflanzen und die dreistufige Pyramide kennen lernte, klingelten bei mir alle Glocken Sturm. Dieses aromatherapeutische Anwendungsmodell, aufbauend auf einer physischen, energetischen und spirituellen Dreiteilung, passte perfekt zu allem, mit dem ich bis dato auf meinem spirituellen Weg in Kontakt gekommen war. Eine Vielzahl von Mosaiksteinchen fiel plötzlich in ein vollkommenes Bild. Jahre der Selbsterfahrung mit dem Enneagramm und die Möglichkeit, über Dufteindrücke dynamisierende Impulse bewusst einzusetzen, verschmolzen in diesem Bild zu einer Vision. Für alle Lebensbereiche gilt das gleiche Gesetz, wie das Leben sich entfaltet, und der Mensch ist aufgerufen, diese Entfaltung mit seinem Bewusstsein zu unterstützen. In diesem Moment, so vermute ich, wurden die Kräfte des Enneagramms in meinem persönlichen Leben entscheidend aktiviert. Die Lehre vom Riechen (Osmologie) hatte mich in ihren Bann geschlagen, und das Enneagramm lieferte mir die Strukturen, um diese Erfahrung ordnen und begreifen zu können.
Die Vision fand eigentlich auf der Ebene der Geometrie statt. Ich war nie ein Zahlenmensch, und als ein spiritueller Freund mir 1981 sagte, man könne Gott mathematisch begreifen, da konnte ich das überhaupt nicht verstehen. Andererseits konnte ich immer gut mit Bildern arbeiten, und das Nachdenken über Symbole und Zeichen hatte mich stets fasziniert.
Über das innere Dreieck im Kreis und eine in der Mitte entspringende Quelle entstand für mich plötzlich ein Instrument, mit dem ich mir ein Bild von der Welt und dem Leben machen konnte.
Alle Fragen schien mir dieses Bild sofort zu beantworten. Drei Punkte, die einen inneren Kreis umschlossen, wurden für mich zu einem Medium, auf das ich unterschiedlichste Fragen zum Sinn des Lebens beziehen konnte. Das Innere oder „Essenzielle“ kommt im Außen zum Ausdruck und wird auf drei Ebenen sichtbar. Die Kreise schließen sich ohne Unterlass und die Dinge nehmen ihren Lauf. Darin offenbart sich die Eigendynamik des Lebens. Die Einheit im Inneren sucht unentwegt nach ihrem Ausdruck im Äußeren, als Grundlage der Fortentwicklung.
Dieses essenzielle Innere befindet sich in einem permanenten dynamischen Schöpfungsprozess.
Bei der Entstehung des Ennearom-Systems hat mich eben diese Eigendynamik einerseits verblüfft und andererseits restlos überzeugt, dass ETWAS sich hier entfalten wollte, dem zu dienen ich mich freudig verpflichten konnte, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Meine Begeisterung mag für manchen nicht leicht nachvollziehbar sein, aber bei mir hat das Bild einen Erdrutsch losgetreten. Ich konnte einen Blick auf das großartige Ganze werfen, danach ergab sich eins aus dem anderen und jeder weitere Schritt schien wie von selbst zu erfolgen. Es wurde mir mit Düften der Brückenschlag von den geistig-philosophischen Sphären zur Magie und Weisheit der Erde erschlossen. Ich danke der großen Mutter, die in den Pflanzenkräften ihren Ausdruck findet, und die uns Menschen hilft, die Trennung zwischen uns und allem, was ist, zu überwinden.
Meine Duftarbeit baut auf der Grundlage des Kreises auf, der sich wie eine Torte in bestimmte Sequenzen unterteilen lässt. In der Mitte ist ein Punkt, in dem alle Tortenstücke zusammenkommen. Von diesem Punkt geht alles aus.
Um die Bedeutung des Mittelpunktes als Sinnbild der inneren Einheit zu beschreiben und den Zusammenhang mit der Duftessenz abzuleiten, lade ich zu einem Spaziergang durch den historischen Garten der Kreissymbolik ein.
Die Astrologie ist ein seit mehr als dreitausend Jahre gültiges Konzept über den Aufbau und Ablauf unserer Zeit.
Ein Lebenszyklus lässt sich am besten in Kreisform darstellen. Der Kreis bildet sich um einen Mittelpunkt herum, der als zentrale Ausgangsposition zu betrachten ist. In der Astrologie ist es der Mensch, der in den Kosmos schaut, um sich als Teil der lebendigen Schöpfung selbst begreifen zu können, die sich um ihn herum in alle vier Himmelsrichtungen erstreckt. Ausgehend von diesem essenziellen Punkt ist er der Schöpfer seiner eigenen Wirklichkeit, denn er besitzt das Potenzial, sich durch die eigene Kreativität in der Welt der Dinge zu verwirklichen. Man bezeichnet die Astrologie auch als „Königliche Kunst“, mit der Prozesse gedeutet und Phänomene erkannt werden können, die im Verlauf der sich entfaltenden Schöpfung auftreten. Die Astrologie dient als Landkarte auf der Reise durch die Welt der Erscheinungen.
Sie ist auch eine klassische Grundlage für die Interpretation von Duftcharakteren im Pflanzenreich. In der sich entfaltenden Pflanze spiegelt sich das ganze Wunder des Lebens. Man hat schon im alten Griechenland die Pflanzen mit Kräften assoziiert, die urbildlich hinter ihrer Erscheinung stehen. Seit dem klassischen Altertum wurden also die Qualitäten und Heilkräfte der Pflanzenwelt nach astrologisch-archetypischer Gewichtung definiert. Die Urbilder wurden von den Griechen und später den Römern als göttliche Autoritäten wie Mars und Merkur, Venus oder Jupiter personifiziert gesehen und bestimmte Pflanzen wurden mit ihnen assoziiert.
In der Astrologie werden sie als Herrscher bezeichnet und den zwölf Häusern zugeordnet. Naturphilosophisch gesehen entfaltet sich die Pflanzenwelt kontinuierlich im Jahreskreis und weist durch den urbildlichen Bezug auf eine Folge bestimmter Qualitäten hin, die zu einem gegebenen Zeitpunkt vorherrschen.
Nachdem der dunkelste Punkt im Jahresverlauf zwischen Tod und Neugeburt durchlaufen wurde, steht das Jahr im Zeichen „Fische“ (Neptun), wo die Lichtenergie aus tiefgründigem Wasser wieder zu steigen beginnt. Das Leben wirft sich in eine neue Runde der Erfahrung. Im Frühling erwachen die Lebensgeister und lassen die Energie mit Macht in die körperliche Verwirklichung drängen. Das ist die feurige Domäne des „Widder“ (Mars). Im erdigen „Stier“ (Venus) treibt die Pflanzenwelt ihre Wurzeln in den Boden, um sich fest am einmal eingenommenen Platz zu verankern. Im „Zwilling“ (Merkur) können sich dann luftige Beweglichkeit und Flexibilität entfalten, die prächtig blühend in die Partnerschaft drängen. Im wässrigen „Krebs“ (Mond) findet die Vereinigung und Befruchtung statt, um dann im feurigen „Löwen“ (Sonne) die Frucht auszubilden. Der Prozess der Reifung findet in der erdigen „Jungfrau“ (Merkur) statt und in der luftigen „Waage“ (Venus) wird die Saat in die Welt getragen. Das Saatkorn sinkt im wässrigen „Skorpion“ (Pluto) in die Erde, um seiner Bestimmung im feurigen „Schützen“ (Jupiter) entgegenzuträumen. Der erdige „Steinbock“ (Saturn) schützt den Rückzug in den tiefen Schlaf des Winters, bevor dann der luftige „Wassermann“ (Uranus) die Ahnung neuer Möglichkeiten des Lebens vorbereitet.
So spiegelt sich der Jahreszyklus mit seinen astrologischen Entsprechungen als ein geschlossener Lebenskreis im Reich der Pflanzen. Rhythmisch erfolgen die Entwicklungsschritte einer nach dem anderen, jeder zu seiner Zeit, und bilden einen kreisförmigen Reigen, in dem das Leben tanzt. Darin lässt sich die kosmologische Grundstruktur des Wachsens und Werdens erkennen, die als Bio-Strategie den Entwicklungsprozess der Natur vorantreibt.2
Wenn also der Zündfunke im Widder überspringt, um im Frühling die Welt explosionsartig zu erobern, dann finden wir im Duft des Rosmarin einen würdigen Vertreter der Urkraft des Feuers. Er steht für das Neue, das es zu erkämpfen gilt, und verkörpert die Energie des Sonnenaufgangs. Er weckt die Lebenskräfte und mobilisiert alle Reserven. Ein Feuerduft aus einer maritimen Pflanze, die man „Tau des Meeres“ nannte. Die anregende Kraft aus diesem Spannungsverhältnis von Feuer und Wasser ist in diesem Falle sprichwörtlich. Wir finden im Rosmarin also auch den Gegensatz von Leben und Tod. Er regt uns an, diesen Gegensatz zu überwinden und ist ein hervorragender Begleiter für den Übergang und die Verwandlung.
Das ätherische Öl der Bergamotte steht für das Element Luft am Punkt der stärksten Sonnenkraft, wenn die feinsten ätherischen Schwingungen das helle Licht des Sommers im Mitsommernachtstraum noch reflektieren.
Luftige Feen, Elfen und Kobolde feiern den Höhepunkt des Jahres und den Moment der Befruchtung in der Pflanzenwelt. Es gibt kaum einen Duft, der das Vertrauen in das Leben stärker unterstützt. Der Duft stärkt den inneren Beobachter, den Freiraum zu erkennen und zu nutzen. Es fördert ganz stark die Lichtaufnahmefähigkeit der Haut. Bergamotte entspricht der stärksten Lichtentfaltung am Mittag, wirkt antidepressiv und öffnet für das Licht. Durch erhöhte Wahrnehmung und Offenheit in alle Richtungen ist dieser Zeitpunkt des Jahresverlaufs typisch für das Luftelement.
Und dann der Herbst, mit seiner überfließenden Großzügigkeit, wie das Element Wasser. Geranium steht für dieses Element, das ausgleichend und harmonisierend wie kein anderes für Kontakt sorgt. Wie viel darf ich nehmen, wie viel geben? Die gesellschaftlichen Anliegen in Proportion zueinander zu setzen, ist die vornehmste Aufgabe dieses Duftes. Geranium vermittelt die Entspannung des Sonnenuntergangs am Abend, wenn die Dunkelheit kommt und das Bewusstsein die Ereignisse des Tages loslassen und seelisch verarbeiten möchte.
Winter ist, wenn sich das pflanzliche Leben in die Erde zurückzieht. Der Duft des Patchouli mit seinem erdigen Charakter besitzt die Schwere der Dunkelheit. In der Mitternacht verdichtet sich die Kraft der Erde. Patchouli ist ein Duft, der mit der Materie verbindet und in die Wurzeln drängt.
Jedes neue Jahr bringt neue Entwicklungen. Permanent passt sich die Pflanzenwelt an die gegebenen Verhältnisse an. Diese Anpassungsreaktion ist als elementar „strategisch“ zu bezeichnen, mit dem Ziel, optimale Voraussetzungen zum Überleben zu schaffen. Über ihren Duft tritt die Pflanze mit dem Umfeld in Kontakt. Demzufolge kann Duft als eine wesenhafte Ausdrucksform interpretiert werden.