Die Originalausgabe erschien unter dem Titel
The New Trading for a Living
ISBN 978-1-118-44392-7
Copyright der Originalausgabe 2014:
Copyright © 2014 by Dr. Alexander Elder. All rights reserved.
Published by John Wiley & Sons, Inc., Hoboken, New Jersey.
Published simultaneously in Canada.
Copyright der deutschen Ausgabe 2021:
© Börsenmedien AG, Kulmbach
Übersetzung: Egbert Neumüller
Gestaltung Cover: Holger Schiffelholz
Gestaltung, Satz und Herstellung: Sabrina Slopek
Gesamtherstellung: Daniela Freitag
Vorlektorat: Nils Gajowiy
Korrektorat: Claus Rosenkranz
Druck: Firmengruppe Appl, aprinta Druck GmbH, Wemding
ISBN 978-3-86470-712-4
eISBN 978-3-86470-713-1
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Im Gedenken an Lou Taylor –
ein weiser Mann, ein kluger Trader und ein wahrer Freund.
Vorwort zur deutschen Ausgabe
Einführung
1. Trading – das letzte unerforschte Land
2. Psychologie ist der Schlüssel
3. Die Chancen stehen gegen Sie
EINSPersönliche Psychologie
4. Warum tradet man?
5. Fantasie und Wirklichkeit
6. Der Hang zur Selbstzerstörung
7. Trading-Psychologie
8. Trading-Lektionen von den Anonymen Alkoholikern
9. Die Anonymen Verlierer
10. Gewinner und Verlierer
ZWEIMassenpsychologie
11. Was ist ein Preis?
12. Was ist der Markt?
13. Die Trader-Szene
14. Die Masse der Marktteilnehmer und der einzelne Trader
15. Die Psychologie von Trends
16. Managen oder vorhersagen?
DREIDie klassische Chartanalyse
17. Charttechnik
18. Unterstützung und Widerstand
19. Trends und Trading-Ranges
20. Kangaroo Tails
VIERComputergestützte Technische Analyse
21. Computereinsatz beim Trading
22. Gleitende Durchschnitte
23. Moving Average Convergence-Divergence: MACD-Linien und MACD-Histogramm
24. Das Directional System
25. Oszillatoren
26. Der Stochastik-Oszillator
27. Der Relative-Stärke-Index
FÜNFHandelsvolumen und Zeit
28. Das Handelsvolumen
29. Volumenbasierte Indikatoren
30. Der Force Index
31. Open Interest
32. Die Zeit
33. Zeitrahmen für das Trading
SECHSAllgemeine Marktindikatoren
34. Der New High-New Low Index
35. Aktien über der 50-Tage-Linie
36. Weitere Marktindikatoren
37. „Consensus“- und „Commitment“-Indikatoren
SIEBENHandelssysteme
38. Systemtests, Paper-Trading und die drei wichtigsten Anforderungen an jeden Trade
39. Das Triple-Screen-Trading-System
40. Das Impuls-System
41. Kanal-Handelssysteme
ACHTHandelsinstrumente
42. Aktien
43. ETFs
44. Optionen
45. CFDs
46. Futures
47. Währungen
NEUNRisikomanagement
48. Emotionen und Wahrscheinlichkeiten
49. Die zwei wichtigsten Regeln der Risikokontrolle
50. Die 2-Prozent-Regel
51. Die 6-Prozent-Regel
52. Das Comeback nach dem Drawdown
ZEHNPraktische Details
53. Wie man Zielkurse setzt: Das Zauberwort lautet „genug“
54. Wie man Stoppkurse setzt: Nein zum Wunschdenken
55. Handelt es sich um einen Einser-Trade?
56. Die systematische Suche nach möglichen Trades
ELF Gute Aufzeichnungen
57. Die täglichen Hausaufgaben
58. Erstellung und Bewertung der Planung eines Trades
59. Das Trading-Journal
Fazit: Eine nie endende Reise: Nie aufhören, zu lernen
Quellen
Danksagungen
Über den Autor
Lieber Leser,
danke, dass Sie mein neuestes und wichtigstes Buch aufgeschlagen haben. Es bietet Ihnen die wichtigsten Lektionen, die ich im Laufe mehrerer Jahrzehnte des Tradings gelernt habe. Diese vollständige Anleitung deckt alle Aspekte ab: Psychologie, Marktanalyse, Risikokontrolle und Selbstmanagement.
Um zum erfolgreichen Trader zu werden, muss man Hochs und Tiefs ebenso erkennen wie Trends und Wenden des Marktes. Man muss ein Trading-System für Einstiege und Ausstiege, Gewinnziele und Stop-Losses erstellen und sich daran halten. Man muss auch lernen, das Risiko zu kontrollieren, damit eine Serie schlechter Trades nicht das Depot schädigen kann. Und das Wichtigste: Man muss Disziplin entwickeln und sich selbst managen.
Die Märkte bieten enorme Versuchungen. Trading ist, als würde man durch einen Tresor voller Gold spazieren, aber der Weg zum Erfolg ist dort schmal und von Gefahren umgeben. Dieses Buch wird Sie lehren, einen Satz von Werkzeugen zu verwenden: Chartmuster, Indikatoren und Handelssysteme. Es gibt Ihnen Regeln an die Hand, um das Risiko Ihres Depots zu kontrollieren. Es wird Ihnen helfen, Disziplin zu entwickeln: die Hausaufgaben machen und anhand gut vorbereiteter Pläne handeln.
Zum Gewinner kann man nur werden, wenn man Wissen über die Märkte mit Risikomanagement und Selbstkontrolle kombiniert.
An den Märkten wimmelt es vor Menschen, die ein bisschen Geld verdienen, überheblich werden, leichtsinnig zu traden beginnen und dann ihre Gewinne und ihr Kapital verlieren. Ich habe festgestellt, dass ordentliche Aufzeichnungen die beste Methode sind, um Disziplin zu entwickeln. In diesem Buch werde ich Ihnen genau zeigen, welche Aufzeichnungen Sie führen sollten: tägliche Hausaufgaben, Trading-Pläne und Performance-Bewertungen.
Ich danke Plassen Buchverlage für die Veröffentlichung dieses Buches in Deutschland und meinem Berliner Freund und Trader Nils Gajowiy für das Vorlektorat des deutschen Textes. Auch möchte ich Frau Anna Kljatchko danken, die mir die deutsche Arbeitsweise vorgeführt hat. Sie war eine sogenannte „Volksdeutsche“, die von den Sowjets acht Jahre lang nach Kasachstan verbannt wurde. Bald danach kehrte sie nach Estland zurück, wo meine Familie lebte; meine Eltern stellten sie als Haushälterin an und halfen ihr später, nach Westberlin zurückzukehren. Ihre Lektionen in Sachen „Ordnung“ begleiten mich bis heute.
Um den ersten Absatz meines Buches zu zitieren: Als Trader können Sie frei sein, ohne Chef und Sorgen um Ihre Rechnungen. Sie können irgendwo auf der Welt leben und arbeiten. Sie können der täglichen Routine entbunden und niemandem Rechenschaft schuldig sein. Das ist das Schöne am Trading: Sie brauchen dafür nur das nötige Wissen, die Disziplin und einen Internetzugang mit vernünftiger Geschwindigkeit.
Ich hoffe, dass Ihnen mein Buch helfen wird, zu einem besseren Trader zu werden und zur persönlichen Freiheit zu gelangen.
Dr. Alexander Elder
New Hampshire, USA
Im Oktober 2020
Sie können frei sein. Sie können irgendwo auf der Welt leben und arbeiten. Sie können der täglichen Routine entbunden und niemandem Rechenschaft schuldig sein.
So sieht das Leben eines erfolgreichen Traders aus.
Viele streben es an, aber nur wenigen gelingt es. Ein Amateur schaut sich auf einem Bildschirm Aktienkurse an und sieht direkt vor seiner Nase Millionen Dollar funkeln. Er streckt die Hand nach dem Geld aus – und macht Verlust. Er greift wieder danach – und verliert noch mehr. Trader machen Verlust, weil das Spiel schwierig ist, aus Unwissenheit oder wegen mangelnder Disziplin. Wenn Sie von einem dieser Faktoren geplagt werden, dann habe ich dieses Buch für Sie geschrieben.
Im Sommer 1976 fuhr ich mit dem Auto von New York nach Kalifornien. Ich packte auch ein paar Bücher über Psychiatrie (ich war gerade in meinem ersten Jahr als Assistenzarzt in der Psychiatrie), ein paar Geschichtsbücher und eine Taschenbuchausgabe des Klassikers „How to Buy Stocks“ von Louis Engel in den Kofferraum meines alten Dodge. Da ahnte ich noch nicht, dass ein von einem befreundeten Anwalt geliehenes zerfleddertes Taschenbuch den Verlauf meines Lebens verändern würde. Zufällig hatte besagter Freund das Gegenteil eines goldenen Daumens – jedes Investment, das er anfasste, soff ab. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich verschlang Engels Buch auf quer durch die Vereinigten Staaten verstreuten Campingplätzen und war an einem Pazifikstrand in La Jolla damit durch. Bis dahin hatte ich nichts über den Aktienmarkt gewusst und nun fesselte mich die Vorstellung, durch Denken Geld zu verdienen.
Aufgewachsen bin ich in der Sowjetunion in jener Zeit, als sie – um es mit den Worten eines ehemaligen US-Präsidenten zu sagen – noch ein „Reich des Bösen“ war. Ich hasste das sowjetische System und wollte weg, aber auszuwandern war verboten. Ich begann mit 16 zu studieren, schloss mit 22 mein Medizinstudium ab, absolvierte meine Zeit als Assistenzarzt und heuerte als Schiffsarzt an. Nun konnte ich entfliehen! In Abidjan in der Elfenbeinküste sprang ich über Bord.
Ich rannte durch die verstopften, staubigen Straßen der afrikanischen Hafenstadt zur US-amerikanischen Botschaft, während meine ehemaligen Mannschaftskollegen hinter mir her waren. Die Botschaft brachte mich in einem „sicheren Haus“ unter und setzte mich dann in ein Flugzeug nach New York. Im Februar 1974 landete ich mit 25 Dollar in der Tasche, aus Afrika kommend, auf dem John F. Kennedy International Airport. Ich sprach zwar ein bisschen Englisch, kannte aber in diesem Land keine Menschenseele.
Ich hatte keine Ahnung, was Aktien, Anleihen, Futures oder Optionen sind, und manchmal wurde mir schon beim Anblick der Dollarscheine in meinem Geldbeutel mulmig. In meiner alten Heimat konnte einem eine Handvoll Dollar drei Jahre Sibirien einbringen.
Die Lektüre von „How to Buy Stocks“ eröffnete mir eine ganz neue Welt. Als ich nach New York zurückgekehrt war, kaufte ich meine erste Aktie – KinderCare. Und dann passierte etwas sehr Schlechtes – ich verdiente mit meinem ersten Aktiengeschäft und auch mit meinem zweiten Geld, sodass ich mich der Wahnvorstellung überließ, es sei leicht, an den Märkten Geld zu verdienen. Ich brauchte ein paar Jahre, um mich von dieser Vorstellung wieder zu verabschieden.
Meine berufliche Laufbahn verlief auf einer ganz anderen Schiene. Ich absolvierte meine Zeit als psychiatrischer Assistenzarzt an einer großen Universitätsklinik, studierte am New York Psychologic Institute weiter und arbeitete bei der größten psychiatrischen Zeitung der Vereinigten Staaten als Fachlektor für Psychiatrie. Meine Approbation habe ich immer noch, aber heutzutage praktiziere ich höchstens eine oder zwei Stunden im Monat. Ich bin mit Trading beschäftigt, ich liebe es, zu reisen, und ich gebe auch ein paar Kurse.
Es war ein langer Weg, das Traden zu lernen, und während ich mich vorwärts – oder im Kreis – bewegte, erlebte ich steile Höhen und schmerzliche Tiefen. Immer wieder wollte ich mit dem Kopf durch die Wand und versenkte mein Trading-Konto. Dann nahm ich jedes Mal wieder eine Stelle in einem Krankenhaus an, sparte ein Sümmchen zusammen, las, dachte nach, machte weitere Tests und begann dann wieder zu handeln.
Nach und nach gelang mir das besser, aber der Durchbruch kam erst, als mir klar wurde, dass sich der Schlüssel zum Gewinnen nicht im Inneren eines Computers befand, sondern in meinem Kopf. Die Psychiatrie lieferte mir die Erkenntnisse über das Trading, die ich nun mit Ihnen teilen möchte.
Ich war viele Jahre lang mit einem Mann befreundet, dessen Frau dick war. Sie kleidete sich elegant und war auf Diät, seit ich sie kannte. Sie sagte, sie wolle abnehmen, und aß vor anderen Leuten weder Kuchen noch Kartoffeln – wenn ich aber zu ihr in die Küche kam, war sie meist mit einer großen Gabel zugange. Sie sagte, sie wolle schlank sein, blieb aber dick.
Bei ihr war die kurzfristige Freude am Essen stärker als die aufgeschobene Freude und die gesundheitlichen Vorteile des Abnehmens. Die Frau meines Freundes erinnerte mich an die zahlreichen Trader, die sagen, sie wollten erfolgreich sein, aber weiterhin impulsiv traden – und sich den kurzfristigen Kicks des Glücksspiels an der Börse hingeben.
Die Menschen betrügen sich selbst und spielen mit sich selbst ihre Spielchen. Andere zu belügen ist schlimm, aber sich selbst zu belügen ist ein hoffnungsloser Fall. Es gibt Läden voller Bücher über Diäten, aber die Welt ist immer noch voller übergewichtiger Menschen.
Dieses Buch wird Ihnen beibringen, wie man die Märkte analysiert und an ihnen handelt, wie man Risiken kontrolliert und mit seinem eigenen Verstand umgeht. Dieses Wissen kann ich Ihnen vermitteln, aber die Motivation können nur Sie beisteuern.
Und bedenken Sie eines: Ein Sportler, der an einer riskanten Sportart seine Freude haben will, muss Sicherheitsregeln beachten. Wenn man die Gefahren reduziert, verleiht einem das ein zusätzliches Gefühl der Errungenschaft und der Kontrolle. Das Gleiche gilt für das Trading.
Man kann nur dann erfolgreich traden, wenn man es als ernsthaftes intellektuelles Unterfangen betreibt. Emotionales Trading ist tödlich. Üben Sie sich in defensivem Money-Management, um den Erfolg zu gewährleisten. Ein guter Trader achtet genauso gewissenhaft auf sein Kapital wie ein professioneller Gerätetaucher auf seinen Luftvorrat.
Wissen Sie noch, wie Sie sich gefühlt haben, als Sie zum letzten Mal eine Order aufgegeben haben? Wollten Sie sich unbedingt hineinstürzen oder hatten Sie Angst, Sie könnten damit Verlust machen? Haben Sie die Aufgabe der Order zunächst vor sich hergeschoben? Als Sie aus dem Trade wieder ausstiegen, fühlten Sie sich da beschwingt oder gedemütigt? Die Gefühle von Tausenden Tradern verschmelzen zu riesigen psychologischen Gezeiten, die die Märkte bewegen.
Die meisten Trader verbringen den größten Teil ihrer Zeit damit, nach guten Trades Ausschau zu halten. Wenn sie einen Trade eingehen, dann managen sie ihn nicht, sondern winden sich entweder vor Schmerz oder grinsen vor Freude. Sie fahren emotional Achterbahn und dabei entgeht ihnen der wesentliche Bestandteil des Gewinnens – dass man seine Gefühle managt. Ihre Unfähigkeit, sich selbst zu managen, führt zu schlechtem Risikomanagement und zu Verlusten.
Wenn der eigene Verstand nicht auf den Markt abgestimmt ist oder wenn man massenpsychologische Veränderungen ignoriert, hat man keine Chance, mit Trading Geld zu verdienen. Jeder Profi, der Gewinne erzielt, kennt die enorme Bedeutung der Psychologie. Die meisten Amateure, die Verlust machen, kennen sie nicht.
Freunde und Studenten, die wissen, dass ich Psychiater bin, fragen mich oft, ob mir das beim Traden hilft. Gute Psychiatrie und gutes Trading haben einen wichtigen Grundsatz gemeinsam. Beide richten sich auf die Wirklichkeit, darauf, die Welt so zu sehen, wie sie ist. Um ein gesundes Leben zu führen, muss man mit offenen Augen leben. Um ein guter Trader zu sein, muss man mit offenen Augen traden, tatsächliche Trends und Wendungen erkennen – man darf weder Zeit noch Energie auf Fantasien, Bedauern und Wunschdenken verschwenden.
Die Daten der Brokerhäuser deuten darauf hin, dass die meisten Trader männlich sind. Die Unterlagen meines Unternehmens Elder.com bestätigen, dass etwa 85 bis 90 Prozent der Trader Männer sind. Allerdings hat sich der Anteil der Traderinnen unter meinen Kunden seit der ersten Auflage von „Alles, was Sie über Trading wissen müssen“, die vor 20 Jahren geschrieben wurde, mehr als verdoppelt.
So, wie die deutsche Sprache beschaffen ist, fließt einem „er“ leichter aus der Feder als „er oder sie“ oder der Wechsel zwischen den beiden Pronomina (oder die Ergänzung der weiblichen Wortendung in Klammern oder mit Schrägstrich oder mit einem Großbuchstaben) und im Interesse des Leseflusses verwende ich im gesamten Buch das männliche Fürwort sowie die männliche Bezeichnung. Das soll selbstverständlich keine Geringschätzung gegenüber den vielen Traderinnen ausdrücken.
Tatsächlich stelle ich fest, dass der Anteil erfolgreicher Traderinnen unter den Frauen höher ist als der Anteil erfolgreicher Trader unter den Männern. Als Gruppe betrachtet sind Frauen disziplinierter und weniger arrogant als Männer.
Die drei Säulen des erfolgreichen Tradings sind Psychologie, Marktanalyse und Risikomanagement. Zusammengehalten werden sie von gewissenhaften Aufzeichnungen. Das vorliegende Buch hilft Ihnen, in allen diesen Bereichen das Wichtigste zu lernen.
Teil 1 zeigt Ihnen, wie man beim Trading die Emotionen managt. Ich habe diese Methode beim Praktizieren als Psychiater entdeckt. Sie hat mein Trading sehr verbessert und kann auch Ihnen helfen.
Teil 2 befasst sich mit der Massenpsychologie der Märkte. Massen verhalten sich primitiver als einzelne Menschen. Wenn man versteht, wie sich Massen verhalten, kann man ihre Stimmungsumschwünge ausnutzen anstatt sich von ihren emotionalen Wellen mitreißen zu lassen.
Teil 3 führt vor, wie sich das Massenverhalten in Chartmustern und Chartformationen niederschlägt. Die klassische Technische Analyse ist angewandte Sozialpsychologie und hat Ähnlichkeiten mit Meinungsumfragen. Unterstützungen, Widerstände, Ausbrüche und andere Muster spiegeln das Verhalten der Masse wider.
Teil 4 bringt Ihnen die modernen Methoden der computergestützten Technischen Analyse nahe. Indikatoren liefern mehr Aufschluss über die Massenpsychologie als klassische Chartformationen. Mithilfe von Trendfolge-Indikatoren kann man Markttrends erkennen und Oszillatoren zeigen an, wann eine Wende des Trends ansteht.
Auch das Handelsvolumen und das Offene Interesse spiegeln Massenverhalten wider. Teil 5 handelt davon und vom Verstreichen der Zeit an den Märkten. Die Aufmerksamkeitsspanne der Massen ist kurz und ein Trader, der Preisänderungen zur Zeit in Beziehung setzt, gewinnt dadurch einen Wettbewerbsvorteil.
Teil 6 befasst sich mit den besten Instrumenten, um den Aktienmarkt als Ganzes zu analysieren. Besonders nützlich sind sie, wenn man mit Futures auf Aktienindizes oder mit Optionen handelt.
Teil 7 stellt mehrere Handelssysteme vor. Wir fangen an mit dem System „Triple Screen“, das inzwischen allgemein anerkannt ist, und beleuchten anschließend das Impuls-System und Kanäle.
Teil 8 bespricht mehrere Arten von Handelsinstrumenten. Er skizziert die Vor- und Nachteile von Aktien, Futures, Optionen und Devisen – und verscheucht den von der Werbung verursachten Nebel, der manche dieser Märkte verhüllt.
Teil 9 führt Sie in das überaus wichtige Thema des Money-Managements ein. Die meisten Nichtprofis vernachlässigen diesen unentbehrlichen Aspekt des erfolgreichen Tradings. Auch wenn man ein brillantes Handelssystem hat, so kann bereits eine kurze Verlustserie das Depot vernichten, wenn das Risikomanagement schlecht ist. Mit dem magischen Dreieck der Risikokontrolle und anderen Instrumenten gewappnet, werden Sie zum sichereren und effektiveren Trader.
In Teil 10 befassen wir uns eingehend mit den praktischen Aspekten des Tradings – wie man Stoppkurse und Zielkurse setzt und wie man geeignete Wertpapiere sucht. Diese praktischen Details werden Ihnen helfen, das Ihnen zusagende System umzusetzen.
Teil 11 geleitet Sie durch die Grundsätze für das Führen ordentlicher Aufzeichnungen und bietet Ihnen Mustervorlagen. Die Qualität Ihrer Aufzeichnungen ist der allerwichtigste Vorhersagefaktor für Ihren Erfolg. Ich biete Ihnen die Mustervorlagen, die ich gern benutze, zum kostenlosen Download an.
Und nicht zuletzt gibt es zu diesem Buch ein separates Arbeitsbuch für das Selbststudium. Es enthält über 100 Fragen, die sich jeweils auf einen bestimmten Abschnitt des Buches beziehen. Alle Fragen sind darauf ausgerichtet, Ihr Maß des Verständnisses zu überprüfen und etwaige Schwachstellen aufzudecken. Es ist sinnvoll, jedes Mal, wenn Sie einen Abschnitt des Buches zu Ende gelesen haben, in dem Arbeitsbuch die Fragen zu beantworten, die sich auf den betreffenden Abschnitt beziehen. Werden Sie nicht hektisch, wenn die Testergebnisse nicht besonders gut ausfallen! Lesen Sie das Kapitel noch einmal und absolvieren Sie den Test noch einmal.
Sie stehen jetzt davor, viele Stunden mit diesem Buch zu verbringen. Wenn Sie darin auf Gedanken stoßen, die Ihnen wichtig erscheinen, überprüfen Sie sie auf die einzige Art, auf die es ankommt: anhand Ihrer Marktdaten und im Rahmen Ihres Tradings. Dieses Wissen wird nur dann zu Ihrem Eigentum, wenn Sie es infrage stellen und überprüfen.
Warum machen die meisten Trader Verlust und werden aus dem Markt gespült? Wichtige Gründe sind emotionales und gedankenloses Trading, aber es gibt noch einen anderen. Die Märkte sind nämlich tatsächlich so angelegt, dass die meisten Trader zwangsläufig Verlust machen. Die Trading-Industrie richtet die Trader durch Gebühren und Slippage langsam zugrunde.
Man bezahlt Gebühren, wenn man einen Trade eingeht, und man bezahlt wieder Gebühren, wenn man aussteigt. „Slippage“ ist die Differenz zwischen dem Preis, zu dem man seine Order aufgibt, und dem Preis, zu dem sie ausgeführt wird. Wenn man eine Limit-Order platziert, wird sie zum gewünschten oder einem besseren Preis ausgeführt oder sie wird überhaupt nicht ausgeführt. Wenn Sie unbedingt mittels einer Market-Order einen Trade eingehen oder daraus aussteigen wollen, dann wird sie häufig zu einem schlechteren Preis als dem ausgeführt, zu dem Sie sie aufgegeben haben.
Die meisten Laien sind sich des Schadens, den Gebühren und Slippage anrichten, genauso wenig bewusst, wie sich die Bauern im Mittelalter vorstellen konnten, dass winzige unsichtbare Keime sie töten konnten. Wenn man die Slippage ignoriert und über einen Broker handelt, der hohe Gebühren verlangt, dann handelt man wie ein Bauer, der während einer Cholera-Epidemie Wasser aus einem gemeinschaftlichen Teich trinkt.
Die Trading-Industrie saugt stets riesige Geldsummen aus den Märkten. Die Börsen, die Regulierungsbehörden, die Broker und die Berater leben von den Märkten, während Generationen von Tradern aus den Märkten gespült werden. Die Märkte benötigen genauso Nachschub an Verlierern, wie die Erbauer der antiken Pyramiden Nachschub an Sklaven benötigten. Die Verlierer bringen das Geld in den Markt hinein, das die Trading-Industrie braucht, um zu gedeihen.
Bei einem Nullsummenspiel verdienen die Gewinner so viel, wie die Verlierer verlieren. Wenn Sie und ich um 20 Dollar darauf wetten, in welche Richtung sich der Dow Jones bei seiner nächsten Bewegung um 100 Punkte entwickeln wird, dann nimmt einer von uns 20 Dollar ein, der andere verliert 20 Dollar. Bei einer einzelnen Wette ist Glück im Spiel, aber über einen gewissen Zeitraum gewinnt diejenige Person, die mehr weiß, öfter, als sie verliert.
Die Menschen kaufen der Trading-Industrie die Propaganda ab, Trading sei ein Nullsummenspiel, sie schlucken den Köder und eröffnen Depots. Ihnen ist nicht klar, dass Trading ein „Minussummenspiel“ ist. Da die Industrie Geld aus den Märkten saugt, bekommen die Gewinner weniger, als die Verlierer verlieren.
Ein anderes Beispiel für ein Minussummenspiel ist Roulette im Casino, weil das Casino von jedem Einsatz drei bis sechs Prozent einkassiert. Deshalb lässt sich Roulette auf lange Sicht nicht gewinnen. Sie und ich können in ein Minussummenspiel geraten, wenn wir die Wette um 20 Dollar und die Frage, in welche Richtung die nächsten 100 Punkte des Dow Jones gehen werden, über Broker abschließen. Wenn wir dann abrechnen, wird der Verlierer 23 Dollar los und der Gewinner bekommt nur 17 Dollar, während zwei Broker auf dem Weg zu ihrer Bank grinsen.
Die Gebühren und die Slippage sind für Trader das, was der Tod und die Steuern für uns alle sind. Sie entziehen dem Leben den Spaß und beenden es irgendwann. Der Trader muss seinen Broker und die Börsenmaschinerie unterstützen, bevor er auch nur einen Groschen einnimmt. „Besser als der Durchschnitt“ zu sein reicht noch nicht. Um in einem Minussummenspiel zu gewinnen, muss man die Masse deutlich hinter sich lassen.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind die Gebühren stark gesunken. Noch vor 20 Jahren gab es Broker, die für einen Trade ein halbes bis ganzes Prozent des Handelswerts verlangten. Wenn man 1.000 Aktien von General Electric für einen Stückpreis von 20 Dollar, also im Wert von 20.000 Dollar, kaufte, konnte einen das beim Einstieg 100 bis 200 Dollar kosten – und beim Ausstieg noch einmal das Gleiche. Zum Glück für Trader sind die Gebühren regelrecht abgestürzt.
Ganz verschwunden sind die unverschämten Gebühren allerdings nicht. Während ich dieses Buch druckfertig machte, bekam ich eine E-Mail von einem Kunden aus Griechenland mit einem kleinen Depot, dessen Broker – eine europäische Großbank – von ihm bei allen Trades eine Mindestgebühr von umgerechnet 40 Dollar kassierte. Ich nannte ihm meinen Broker, der für 100 Aktien nur eine Mindestgebühr von einem Dollar verlangt.
Wenn man nicht aufpasst, können auch vermeintlich kleine Zahlen eine hohe Erfolgshürde errichten.
Schauen wir uns einen recht aktiven Trader mit einem Depot in Höhe von 20.000 Dollar an, der an vier Tagen die Woche je einen vollständigen Trade – Eröffnung und Schließung – durchführt. Bezahlt er pro Handelsrichtung 10 Dollar, gibt er pro Woche 80 Dollar für Gebühren aus: 40 Dollar für Einstiege und 40 Dollar für Ausstiege. Macht er das 50 Wochen im Jahr (vorausgesetzt, er hält so lange durch), dann hat er am Ende des Jahres 4.000 Dollar für Gebühren aufgebracht. Das wären 20 Prozent seines Depots!
George Soros, einer der besten Vermögensverwalter, erzielt eine durchschnittliche Jahresrendite von 29 Prozent. Er wäre nicht dort, wo er jetzt ist, wenn er jährlich 20 Prozent Gebühren bezahlt hätte! Auch eine „geringe Gebühr“ kann also eine bedeutende Erfolgshürde errichten! Ich habe schon Broker Kunden auslachen hören, die sich abstrampelten, nur um in diesem Spiel keine roten Zahlen zu schreiben.
Erkundigen Sie sich nach den niedrigsten möglichen Gebühren. Scheuen Sie sich nicht, niedrigere Preise auszuhandeln. Ich habe schon viele Broker über einen Mangel an Kunden klagen hören, aber noch nicht viele Kunden über einen Mangel an Brokern. Erklären Sie Ihrem Broker, dass es in seinem Interesse liegt, von Ihnen geringe Gebühren zu verlangen, weil Sie dann überleben und lange sein Kunde bleiben werden. Konstruieren Sie ein Handelssystem, das nicht so oft handelt.
Ich selbst führe ein Depot bei einem Broker, der ohne Umsatzbeschränkung für einen Trade 7,99 Dollar verlangt, und eines bei einem Broker, der einen Cent pro Aktie bei einer Mindestgebühr von einem Dollar verlangt. Wenn ich mit teuren Aktien trade, von denen ich weniger als 800 Stücke kaufe, gebe ich die Order bei dem Broker auf, der einen Cent pro Aktie verlangt, andernfalls bei dem Broker mit den 7,99 Dollar pro Trade. Wer als Trading-Anfänger seine ersten Schritte macht, sollte sich einen Broker mit einem Cent je Aktie suchen. Dann kann man für einen Dollar 100 Aktien handeln. Als Futures-Trader kann man davon ausgehen, dass ein vollständiger Trade – Kauf und Verkauf – nur wenige Dollar kostet.
Mit Slippage ist gemeint, dass eine Order zu einem anderen Preis als demjenigen ausgeführt wird, den man auf dem Bildschirm sah, als man die Order aufgab. Das ist, als würde man im Lebensmittelladen für einen Apfel, dessen Preis mit 49 Cent angegeben ist, 50 Cent bezahlen. Ein Cent ist so gut wie nichts, aber wenn man 1.000 Äpfel oder 1.000 Aktien mit einem Cent Slippage kauft, dann sind das schon 10 Dollar pro Order – mehr als die Transaktionsgebühr.
Es gibt zwei Haupttypen von Orders: Market-Orders und Limit-Orders. Ihre Slippage hängt davon ab, welchen dieser beiden Typen Sie nutzen.
Eine Limit-Order sagt gewissermaßen: „Geben Sie mir diesen Apfel für 49 Cent.“ Dabei ist der Preis garantiert, nicht aber die Ausführung. Dabei bezahlt man zwar höchstens 49 Cent, jedoch steht man am Ende womöglich ohne den Apfel da, den man haben wollte.
Eine Market-Order sagt gewissermaßen: „Geben Sie mir diesen Apfel.“ Sie wird garantiert ausgeführt, aber der Preis ist nicht garantiert. Steigt der Apfelpreis, wenn Sie die Order aufgeben, kann es durchaus passieren, dass Sie mehr bezahlen, als Sie auf dem Bildschirm gesehen haben, als Sie auf die Schaltfläche „Kaufen“ klickten. Es kann passieren, dass die Slippage Sie erwischt.
Die Slippage bei Market-Orders steigt mit zunehmender Volatilität des Marktes. Wenn der Markt ins Laufen kommt, geht die Slippage durch die Decke.
Haben Sie eine Ahnung, wie viel die Slippage Sie kostet?
Das können Sie nur auf eine Art herausfinden: Notieren Sie den Preis zu dem Zeitpunkt, zu dem Sie eine Market-Order aufgegeben haben, vergleichen Sie ihn mit Ihrem Ausführungskurs und multiplizieren Sie die Differenz mit der Anzahl der Aktien oder Kontrakte. Es versteht sich von selbst, dass man ein gutes Aufzeichnungssystem braucht, beispielsweise eine Tabellenkalkulation mit Spalten für die soeben erwähnten Zahlen. Wir bieten eine solche Tabelle auf der Website www.elder.com als Dienstleistung für Trader an.
Sie werden in diesem Buch immer wieder lesen: „Protokollieren Sie dieses“ und „Protokollieren Sie jenes“. Vergessen Sie nicht, dass gewissenhafte Aufzeichnungen für Ihren Erfolg unentbehrlich sind. Sie müssen ein Auge auf Ihre Gewinne und ein noch schärferes Auge auf Ihre Verluste haben, weil Sie aus Letzteren viel mehr lernen können.
Hier nun eine schockierende Zahl, die Sie überprüfen können, indem Sie gewissenhafte Aufzeichnungen führen: Ein durchschnittlicher Trader gibt für Slippage dreimal so viel aus wie für Gebühren.
Es war bereits die Rede davon, dass die Gebühren eine Erfolgshürde errichten. Die aus der Slippage entstehende Hürde ist dreimal so hoch. Deshalb müssen Sie es, egal wie verlockend ein Kauf ist, vermeiden, „billigst“ oder „bestens“ – also mittels einer Market-Order – zu kaufen.
Sie sollten die Kontrolle behalten und nur zu Preisen handeln, die Ihnen recht sind. Es gibt Tausende Aktien und Dutzende Terminkontrakte (Futures). Wenn Ihnen ein Trade wegen einer Limit-Order entgeht, wird es noch zahllose andere Gelegenheiten geben. Bezahlen Sie nicht zu viel! Ich verwende fast immer Limit-Orders und greife nur dann auf Market-Orders zurück, wenn ich Stoppkurse setze. Wird ein Stoppkurs erreicht, wird daraus eine Market-Order. Wenn ein Trade in die Hose geht, ist nicht die Zeit zum Sparen. Steigen Sie langsam ein, aber schnell wieder aus.
Um die Slippage zu reduzieren, handeln Sie an liquiden Märkten mit hohen Umsätzen und meiden Sie dünn gehandelte Aktien, bei denen die Slippage meist höher ist. Nehmen Sie Long- oder Short-Positionen dann ein, wenn der Markt ruhig ist, und setzen Sie Limit-Orders ein, um zu bestimmten Preisen zu kaufen oder zu verkaufen. Protokollieren Sie die Preise zu dem Zeitpunkt der Orderplatzierung. Fordern Sie Ihren Broker auf, nötigenfalls auf dem Parkett um einen besseren Ausführungspreis zu kämpfen.
Während der Handelszeit gibt es zu allen Handelsinstrumenten immer zwei Preise – einen Geldkurs und einen Briefkurs. Der Geldkurs (englisch „Bid“) ist der Preis, den die Menschen für den Kauf des betreffenden Wertpapiers zum betreffenden Zeitpunkt anbieten. Der Briefkurs (englisch „Ask“) ist der Preis, den die Verkäufer für seinen Verkauf verlangen. Der Geldkurs ist immer niedriger, der Briefkurs immer höher und die Spanne zwischen den beiden Preisen (der „Spread“) ändert sich ständig.
Die Geld-Brief-Spannen sind an verschiedenen Märkten unterschiedlich und variieren am selben Markt im Laufe der Zeit. Bei dünn gehandelten Instrumenten sind die Bid-Ask-Spreads größer, weil die Profis, die an solchen Märkten dominieren, hohe Gebühren von denjenigen verlangen, die auch mit von der Partie sein wollen. An ruhigen Tagen sind die Geld-Brief-Spannen lebhaft gehandelter Aktien, Futures oder Optionen hauchdünn und betragen vielleicht nur einen Tick. Sie wachsen, wenn die Preise nach oben oder unten anziehen, und sie können nach einem schweren Kursverfall oder einem rasanten Anstieg riesig werden – Dutzende Ticks.
Market-Orders werden am falschen Ende der Geld-Brief-Spanne ausgeführt. Eine Market-Order kauft zum Briefkurs (teuer) und verkauft zum Geldkurs (billig). Da ist es kein Wunder, dass viele professionelle Händler gut davon leben können, dass sie Market-Orders ausführen. Füttern Sie nicht die Wölfe – verwenden Sie, wann immer möglich, Limit-Orders!
Dank Slippage und Gebühren ist Trading so ähnlich, wie wenn man in einem Fluss schwimmt, in dem es vor Piranhas nur so wimmelt. Und es gibt noch weitere Kosten, die das Kapital der Trader aufzehren. Die Kosten für Computer und Daten, Gebühren für Beratungsdienstleistungen und Bücher – auch für dasjenige, das Sie gerade lesen –, all das geht von Ihren Trading-Mitteln ab.
Suchen Sie sich den Broker mit den niedrigsten Gebühren aus und beobachten Sie ihn mit Argusaugen. Konstruieren Sie ein Handelssystem, das relativ selten Signale liefert und es Ihnen ermöglicht, in ruhigen Zeiten in den Markt einzusteigen. Verwenden Sie fast ausschließlich Limit-Orders – außer wenn Sie Stoppkurse setzen. Achten Sie darauf, für welche Tools Sie Geld ausgeben: Magische Lösungen gibt es nicht. Erfolg lässt sich nicht kaufen, man muss ihn sich verdienen.
Trading wirkt täuschend einfach. Es kommt vor, dass sich ein Anfänger vorsichtig an die Börse begibt, ein paarmal Gewinne erzielt und sich deshalb brillant und unbesiegbar vorkommt. Doch dann geht er extreme Risiken ein und erleidet schwere Verluste.
Es gibt viele Gründe, weshalb Menschen traden, und manche davon sind rational, manche irrational. Trading bietet die Chance, im Nu viel Geld zu verdienen. Für viele Menschen steht Geld für Freiheit, auch wenn sie häufig gar nicht wissen, was sie damit anfangen sollen.
Wenn man weiß, wie das Traden geht, kann man sich die Zeit frei einteilen, man kann wohnen und arbeiten, wo man will, und man hat keinen Chef vor der Nase. Trading ist ein faszinierendes Spiel: Schach, Poker und ein Videospiel in einem. Die Börse lockt Menschen an, die Herausforderungen lieben.
Sie lockt risikofreudige Menschen an und stößt risikoscheue Menschen ab. Der Durchschnittsbürger steht morgens auf, geht zur Arbeit, macht zwischendurch Mittagspause, trinkt nach dem Heimkommen ein Bier und isst zu Abend, sieht fern und geht schlafen. Hat er ein bisschen Geld übrig, zahlt er es auf ein Sparbuch ein. Ein Trader hingegen hat keinen festen Zeitrahmen und setzt sein Kapital Risiken aus. Viele Trader sind Einzelgänger, sie geben die Gewissheiten der Routine auf und wagen den Sprung ins Unbekannte.
Viele Menschen verspüren von Natur aus den Drang, ihr Bestes zu geben und ihre Fähigkeiten zur vollen Entfaltung zu bringen. Dieser Drang, die Freude am Spiel und die Verlockung des Geldes treiben Trader dazu, sich der Herausforderung der Märkte zu stellen.
Gute Trader sind meistens fleißige, gewiefte Menschen, die neuen Ideen offen gegenüberstehen. Paradoxerweise hat ein guter Trader nicht das Ziel, Geld zu verdienen. Sein Ziel ist es, gut zu traden. Tradet er richtig, fließt das Geld fast schon nebenbei. Erfolgreiche Trader hören nie auf, ihre Fähigkeiten auszufeilen, denn sie versuchen, ihre persönlichen Bestleistungen zu erzielen.
Ein professioneller Trader aus Texas lud mich einmal in sein Büro ein und sagte dort zu mir: „Wenn Sie mir gegenübersitzen würden, während ich daytrade, würden Sie mir nicht ansehen, ob ich auf den Tag gesehen gerade 2.000 Dollar im Plus oder im Minus stehe.“ Er hat eine Stufe erreicht, auf der ihn Gewinne nicht mitreißen und Verluste nicht herunterziehen. Er konzentriert sich so sehr darauf, richtig zu traden und seine Fähigkeiten zu verbessern, dass sich das Geld nicht mehr auf seine Gefühle auswirkt.
Das Problem mit der Selbstverwirklichung ist allerdings, dass viele Menschen eine selbstzerstörerische Ader haben. Unfallfreudige Autofahrer fahren immer wieder ihr Auto zu Schrott und selbstzerstörerische Trader ruinieren immer wieder ihr Depot. Die Märkte bieten enorme Chancen, sowohl für Selbstsabotage als auch für Selbstverwirklichung. An der Börse seine inneren Konflikte auszuleben ist ein sehr kostspieliges Unterfangen.
Trader, die nicht mit sich im Reinen sind, versuchen oft, ihre widersprüchlichen Wünsche an den Märkten zu erfüllen. Doch wenn man nicht weiß, wohin man geht, landet man am Ende an einem Ort, an den man gar nicht wollte.
Würde Ihnen ein Bekannter, der sich kaum mit Landwirtschaft auskennt, sagen, er wolle sich von einem zehn Ar (1.000 Quadratmeter) großen Acker ernähren, würden Sie erwarten, dass er Hunger leiden wird. Man kann eben aus einem kleinen Stück Land nur einen bestimmten Ertrag herausholen. Es gibt allerdings ein Feld, auf dem Erwachsene ihrer Fantasie Flügel wachsen lassen – Trading.
Ein ehemaliger Mitarbeiter erzählte mir einmal, er wolle seinen Lebensunterhalt damit verdienen, dass er mit einem Konto handelt, auf dem 6.000 Dollar lagen. Als ich ihm die Zwecklosigkeit seines Vorhabens beweisen wollte, wechselte er schnell das Thema. Er war ein glänzender Analyst, weigerte sich jedoch, einzusehen, dass sein Plan des „intensiven Anbaus“ Selbstmord war. In seinem verzweifelten Streben nach Erfolg hätte er große Positionen eingehen müssen – und dann hätte ihn schon die kleinste Kursschwankung schnell ruiniert.
Ein erfolgreicher Trader ist Realist. Er kennt seine Fähigkeiten und seine Grenzen. Er sieht das Marktgeschehen und weiß, wie er darauf reagieren muss. Er analysiert die Märkte nüchtern, beobachtet sich selbst und macht realistische Pläne. Illusionen kann sich ein professioneller Trader nicht leisten.
Wenn ein Amateur ein paar Rückschläge einstecken muss und Nachschussforderungen erhält, schlägt seine Stimmung von übermütig in ängstlich um und er beginnt, seltsame Ideen über die Märkte zu entwickeln. Verlierer folgen beim Kaufen, beim Verkaufen oder beim Meiden von Trades ihren fantastischen Vorstellungen. Sie benehmen sich wie Kinder, die sich davor fürchten, einen Friedhof zu betreten, oder die aus Angst vor Gespenstern abends unter ihr Bett schauen. Das unstrukturierte Umfeld des Marktes macht es einem leicht, Fantasien zu entwickeln.
Die meisten Menschen, die in der westlichen Welt aufwachsen, haben mehrere ähnliche Fantasien. Diese sind derart weitverbreitet, dass es zu meiner Studienzeit am New York Psychoanalytic Institute einen Kurs namens „Universelle Fantasien“ gab. So haben beispielsweise viele Kinder die Fantasie, sie seien adoptiert worden, und erklären sich so die unfreundliche, unpersönliche Welt. Das ist für das Kind zwar tröstlich, aber es verhindert, dass es sich einer Realität bewusst wird, die es lieber nicht sehen möchte – dass seine Eltern so gut gar nicht sind. Unsere Fantasievorstellungen wirken sich auch dann auf unser Verhalten aus, wenn wir uns ihrer nicht bewusst sind.
In Gesprächen mit Hunderten von Tradern habe ich ein paar universelle Fantasievorstellungen immer wieder zu hören bekommen. Diese verzerren die Wirklichkeit und behindern den Trading-Erfolg. Ein erfolgreicher Trader muss seine Fantasien erkennen und sich ihrer entledigen.
Verlierer, die unter dem Wissensmythos leiden, erklären einem: „Ich habe verloren, weil ich gewisse Trading-Geheimnisse nicht kannte.“ Viele haben die Fantasievorstellung, erfolgreiche Trader besäßen irgendein geheimes Wissen. Diese Fantasievorstellung trägt dazu bei, dass sich ein lebhafter Markt für Beratungsdienstleistungen und vorgefertigte Handelssysteme halten kann.
Ein demoralisierter Trader reizt womöglich seine Kreditkarte aus, um sich den Zugang zu „Handelsgeheimnissen“ zu kaufen. Vielleicht überweist er einem Scharlatan 3.000 Euro für ein „unfehlbares“ Computer-Handelssystem, das Backtests unterzogen wurde. Hat sich dieses System selbst zerstört, zückt er seine fast völlig ausgereizte Kreditkare erneut und kauft sich eine „wissenschaftliche Anleitung“, die ihm erklärt, wie er dadurch seinen Verlusten ein Ende setzen und stattdessen Gewinne erzielen kann, dass er den Mond, die Sterne oder gar Uranus betrachtet.
In einem Investmentklub, den es früher in New York gab, begegnete ich öfter einem berühmten Finanzastrologen. Er bat oft um kostenlosen Zutritt, weil er sich das bescheidene Eintrittsgeld für die Sitzung und eine Mahlzeit nicht leisten konnte. Seine wichtigste Einnahmequelle ist nach wie vor das Geld, das er von hoffnungsvollen Amateuren für astrologische Börsenprognosen kassiert.
Solchen Losern ist nicht klar, dass Trading intellektuell gesehen recht einfach ist. Es ist längst nicht so anspruchsvoll wie eine Blinddarmoperation, die Errichtung einer Brücke oder das Führen einer Gerichtsverhandlung. Gute Trader sind gewieft, aber nur wenige sind Intellektuelle. Viele haben nicht studiert und manche haben die Highschool abgebrochen.
Oft fühlen sich intelligente, fleißige Menschen, die beruflich erfolgreich sind, zum Trading hingezogen.
Aber warum scheitern sie dabei so oft? Das, was die Gewinner von den Verlierern unterscheidet, ist weder Intelligenz noch sind es Geheimnisse und ganz sicher ist es nicht die Bildung.
Viele Verlierer meinen, sie würden erfolgreich traden, wenn sie ein größeres Depot hätten.
Die Menschen ruinieren ihre Depots entweder durch eine Serie von Verlusten oder durch einen einzigen abgrundtief schlechten Trade. Es kommt oft vor, dass der Markt, nachdem die Position eines Verlierers geschlossen wurde, weil er eine Nachschussforderung nicht erfüllen konnte, dreht und sich in die Richtung entwickelt, die der Verlierer erwartet hatte. Nun schäumt er vor Wut – hätte er nur eine Woche länger überlebt, hätte er, statt zu verlieren, ein Vermögen verdient!
Solche Menschen schauen sich Trendwenden, die zu spät gekommen sind, an und meinen, diese würden ihre Trading-Methode bestätigen. Vielleicht gehen sie dann wieder ihrer Arbeit nach und sparen sich genug Geld zusammen oder sie leihen sich Geld, um wieder ein kleines Depot zu eröffnen. Und die Geschichte wiederholt sich: Der Verlierer wird ausradiert, der Markt dreht und „beweist“, dass er richtiggelegen hatte, wenn auch zu spät – wieder wurden seine Papiere verkauft. Nun wird eine Fantasievorstellung geboren: „Wenn ich nur ein größeres Depot gehabt hätte, dann hätte ich mich länger halten können und hätte gewonnen.“
Manche Verlierer beschaffen sich bei Freunden und Verwandten Geld, indem sie ihnen eine schriftliche Erfolgsbilanz vorlegen. Diese scheint zu belegen, dass sie große Gewinne erzielt hätten, wenn sie bloß mehr Geld gehabt hätten, mit dem sie hätten arbeiten können. Aber auch das zusätzliche Geld, das sie sich beschaffen, verlieren sie wieder – als würde der Markt sie auslachen!
Einem Verlierer mangelt es nicht an Kapital, sondern an Verstand. Ein Verlierer kann ein großes Depot fast genauso schnell vernichten wie ein kleines. Ein Bekannter von mir hat einmal an einem Tag mehr als 200 Millionen Dollar in die Luft gejagt. Sein Broker liquidierte sein Depot – und dann drehte der Markt. Er verklagte den Broker und sagte zu mir: „Hätte ich doch nur ein größeres Depot …“ Ein Depot mit 200 Millionen Dollar hatte offenbar nicht gereicht.
Das eigentliche Problem eines Verlierers ist nicht die Größe des Depots, sondern dass er sich übernimmt und schlampiges Money-Management betreibt. Er geht Risiken ein, die für sein Depot – mag es klein oder groß sein – zu groß sind. Egal, wie gut sein System auch sein mag, ein paar schlechte Trades hintereinander treiben ihn garantiert in den Bankrott.
Amateure rechnen nicht mit Verlusten und sind nicht auf den Umgang mit Verlusten vorbereitet. Sich über zu wenig Kapital zu beklagen ist eine Ausrede, mit der sie sich vor zwei schmerzlichen Wahrheiten drücken: Sie haben keinen realistischen Money-Management-Plan und es mangelt ihnen an Disziplin.
Ein Trader, der überleben und gedeihen will, muss seine Verluste kontrollieren. Das macht man, indem man für jeden einzelnen Trade nur einen kleinen Bruchteil seines Kapitals einsetzt (siehe Kapitel 9, „Risikomanagement“). Lernen Sie aus wenig kostspieligen Fehlern in einem kleinen Depot!
Einen Vorteil hat ein großes Trading-Depot allerdings: Die Kosten für Ausrüstung und Dienstleistungen machen dann einen kleineren Teil des verfügbaren Geldes aus. Wer ein Vermögen von einer Million besitzt und 5.000 Euro für Kurse ausgibt, steht dadurch nur ein halbes Prozent im Minus. Die gleiche Ausgabe würde für einen Trader, der 20.000 Euro im Depot liegen hat, tödliche 25 Prozent bedeuten.
Trader, die an den Mythos des Autopiloten glauben, sind überzeugt, das Streben nach Wohlstand lasse sich automatisieren. Manche Menschen versuchen, selbst ein automatisches Handelssystem zu entwickeln, andere kaufen sich solche Systeme bei entsprechenden Anbietern. Menschen, die jahrelang ihre Fähigkeiten als Rechtsanwälte, Ärzte oder Geschäftsleute verfeinert haben, legen Tausende Euro für Kompetenzkonserven hin. Meistens verleitet sie Gier, Faulheit und mathematische Unterbelichtung dazu.
Früher wurden Systeme auf Papier verbreitet, heutzutage lädt man sie auf einen Computer herunter. Manche sind primitiv, andere sind ausgeklügelt und beinhalten Optimierungsregeln und sogar Regeln für das Money-Management. Viele Trader geben Tausende Euro für die Suche nach einem Zaubermittel aus, das ein paar Seiten Programmcode in einen endlosen Geldstrom verwandelt. Wer Geld für automatische Handelssysteme ausgibt, macht es wie die Ritter, die im Mittelalter Alchemisten für das Geheimnis bezahlten, wie man unedle Metalle in Gold verwandelt.
Komplexe menschliche Aktivitäten lassen sich nicht automatisieren. Die computergestützten Lernsysteme ersetzen die Lehrer nicht und die Steuersoftwares sorgen nicht für Arbeitslosigkeit unter den Steuerberatern. Die meisten menschlichen Aktivitäten erfordern den Einsatz des Urteilsvermögens; dabei können Maschinen und Systeme die Menschen unterstützen, nicht aber sie ersetzen.