Können Sie, liebe Leserin, lieber Leser, sich noch daran erinnern, was Sie vor 20 Jahren gemacht haben, wenn Sie über irgendein Ereignis nicht mehr so genau Bescheid wussten? Wenn Sie beispielsweise vergessen hatten, wann John F. Kennedy zum amerikanischen Präsidenten gewählt wurde oder an welchem Tag die Mauer fiel? Wir vermuten: Damals hätten Sie in einem Lexikon, vielleicht im Brockhaus, nachgeschaut (und nach einigem Blättern herausgefunden, dass Kennedy im November 1960 gewählt wurde und die Mauer am 9. November 1989 fiel).
Dann können Sie sich bestimmt auch noch daran erinnern, wie häufig man mit dem Lexikon nicht weiterkam, wie frustrierend das war, weil man den falschen Suchbegriff gewählt hatte oder das Lexikon veraltet war. Das ist lange her, selbstverständlich. Der letzte Brockhaus wurde 2006 aufgelegt und 2014 aus dem Sortiment genommen; seither wird er nur noch digital aktualisiert. Das Internet bewahrt uns inzwischen vor solchen Frustrationen. Einmal kurz die Suchmaschine anwerfen oder Wikipedia aufrufen – und schon sind (fast) alle Fragen beantwortet. Wissen ist heute weltweit und sofort für jedermann und jede Frau verfügbar.
So gesehen scheint auch das vorliegende Buch überflüssig zu sein. Doch ganz so einfach ist es natürlich nicht. Die Erfahrung lehrt, dass Wissen, das präsent ist und nicht erst ergoogelt oder anders erfragt werden muss, der Nährboden unseres gesamten Denkens und Begreifens ist. Mit anderen Worten: Wer nichts weiß, kann auch keine Fragen stellen. Wenn Sie vom Mauerfall noch nie etwas gehört haben sollten, wissen Sie auch nicht, dass Deutschland mal geteilt war.
Man braucht also eine Art Fundament, um den Alltag zu bewältigen und in der Kommunikation, im Gespräch mit den Zeitgenossen zu bestehen. Landläufig nennt man so etwas »Allgemeinbildung«. Doch die fliegt niemandem zu, das alte Wissen muss aufgefrischt und um neues ergänzt werden. Dazu soll dieses Buch ein wenig beitragen – indem Sie zum Beispiel feststellen, in welchen Wissensgebieten Sie vielleicht etwas unsicher sind und die richtige Antwort eher erraten mussten.
Der erste große SPIEGEL-Wissenstest »Wie gut ist Ihre Allgemeinbildung?« erschien vor genau zehn Jahren. Der Test umfasste die Wissensgebiete Politik, Geschichte, Wirtschaft, Kultur und Naturwissenschaften. Und er unterschied sich von dem vorliegenden Band vor allem dadurch, dass er historisch angelegt war. Gefragt wurde – in Stichproben – nach allem, was in den vergangenen Jahrtausenden von Bedeutung war.
Der Kanon aus dem Jahr 2010 ist heute zwar nicht weniger wissenswert, aber auch nicht mehr wirklich aktuell. Der neue Test enthält daher Wissensgebiete, die im vergangenen Jahrzehnt stark an Bedeutung gewonnen haben: Klimakrise, Migration, Digitalisierung. Und die Fragen beziehen sich in allen Gebieten vor allem auf Ereignisse aus diesen zehn Jahren seit dem letzten Wissenstest. Da ist eine Menge hinzugekommen!
Stellen Sie sich einmal kurz vor, Sie hätten die letzten zehn Jahre allein auf einer abgeschiedenen Insel gelebt: Sie hätten noch nie von Präsident Trump, vom Arabischen Frühling oder der Corona-Seuche gehört. Und ebenso wenig vom Bürgerkrieg in Syrien, von den Flüchtlingskatastrophen auf dem Mittelmeer und dem weltweiten Siegeszug der populistischen Bewegungen. 2010 besaß zudem kaum jemand ein Smartphone, Netflix- oder Spotify-Abonnements waren weitgehend unbekannt. Twitter oder Instagram spielten ebenfalls keine Rolle.
Die Welt ist eine andere geworden in diesen zehn Jahren. Und, last not least, sie ist auch deutlich wärmer geworden. Das zweite Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts gilt als das heißeste der Menschheitsgeschichte. Die Folgen der globalen Erwärmung sind uns heute denn auch viel bewusster als damals. Nicht nur »Fridays for Future« hat die Menschheit wachgerüttelt. Die Reaktorkatastrophe von Fukushima markierte den Anfang vom Ende der Atomkraft in Deutschland; neue Technologien der Energiegewinnung setzen sich durch; neue Formen der Mobilität entwickeln sich; die Zahl der Elektroautos wächst, langsam zwar, aber ihre Zukunft scheint unbestritten, Verbrennungsmotoren gelten als Auslaufmodelle.
Wenn Historiker das Jahr 2020 einmal aus ferner Zukunft betrachten werden, gelangen sie womöglich zu dem Schluss, dass in unserer Gegenwart eine neue Epoche begann, auch im Hinblick auf die weltweite Ausbreitung gefährlicher Pandemien. Covid-19 dürfte nicht die letzte Seuche gewesen sein, die sich im Zuge der Globalisierung rasend schnell um den Erdball bewegt und das Leben von Millionen gefährdet. Ob die Wissenschaft mit der Erforschung von Impfstoffen und Medikamenten im Wettlauf gegen die neuen Viren immer mithalten kann?
Journalisten kommt bei alldem eine Schlüsselrolle zu. Sie müssen die Entscheidungen der Politik und die Erkenntnisse der Medizin bewerten und hinterfragen. Vor allem aber sollen sie Brücken bauen zwischen Experten und Laien, sie sollen erklären und vermitteln. Wir haben deswegen diesen Wissenstest um zwei ausführliche Interviews ergänzt. Die Tagesthemen-Moderatorin Caren Miosga berichtet von ihrem Kampf gegen Fake News und für seriöse, umfassende Aufklärung. Sie lasse in ihrer Sendung vor allem Menschen zu Wort kommen, »die ein wirklich fundiertes Wissen haben«, wie sie sagt. Ihr Kollege Ranga Yogeshwar, der prominente Wissenschaftsautor, beklagt die geistige Bequemlichkeit von Politikern und vielen Wählern. Wer sich über komplexe Zusammenhänge nicht informiere, sondern nur anderen nach dem Munde rede, sei den Fragen der Zeit nicht gewachsen, sagt Yogeshwar. »Denken! Denken ist immer gut«, empfiehlt er im Interview.
Dem können wir uns nur anschließen. Wer es sich beim Lösen der 150 Fragen zu leicht macht, wird scheitern. Wer dagegen ein bisschen Geduld mitbringt, dürfte einiges lernen – und sich hoffentlich auch gut unterhalten fühlen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit dem Wissenstest 2020!
Martin Doerry, Markus Verbeet
Der Test besteht aus 10 Themengebieten. Es sind jeweils 15 Fragen zu lösen, insgesamt also 150.
Suchen Sie sich einen ruhigen Platz, nehmen Sie einen Stift in die Hand – und los geht’s. Sie können sich auch ein Zeitlimit setzen, pro Frage zum Beispiel 30 Sekunden, und dann mit der nächsten Frage weitermachen.
Vergleichen Sie Ihre Antworten mit den Lösungen. Für jede richtige Antwort geben Sie sich einen Punkt, dann zählen Sie Ihre Punkte zusammen.
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erlitt einen Schlaganfall.
wurde getötet.
bekam einen Herzinfarkt.
ertrank im Mittelmeer.
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1953
1968
1989
2010
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Kenia
Washington
Wiesbaden
Hawaii
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