SCM R.Brockhaus ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.
ISBN 978-3-417-22990-5 (E-Book)
ISBN 978-3-417-26958-1 (lieferbare Buchausgabe)
Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck
© 2020 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH
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Auge im Sturm © 1998 mc-peppersongs, Berlin
Richard Rohr, Vom wilden Mann zum weisen Mann © 2006 Claudius Verlag, München
Anselm Grün, Kämpfen und lieben © Vier-Türme-GmbH, Verlag,
Münsterschwarzach
Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:
Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
Weiter wurden verwendet:
Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen (NLB).
Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH
Witten/Holzgerlingen (ELB).
Hoffnung für alle ® © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher
Genehmigung des Herausgebers Fontis – Brunnen Basel (Hfa).
Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen © 2011 Genfer
Bibelgesellschaft. Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten (NGÜ).
Lektorat: Marcus Beier
Gesamtgestaltung: Dietmar Reichert, Dormagen
VORWORT
1. ADAM
2. KAIN
3. ABEL
4. NOAH
5. ABRAHAM
6. ISAAK
7. JAKOB
8. JOSEF
9. MOSE
10. AARON
11. KALEB
12. JOSUA
13. SIMSON
14. SAUL
15. DAVID
16. MEFI-BOSCHET
17. SALOMO
18. JOASCH
19. JOSIA
20. JEREMIA
21. ELIA
22. HIOB
23. JONA
24. NEHEMIA
25. AMOS
26. HERODES
27. JOSEF
28. SIMEON
29. JOHANNES DER TÄUFER
30. JESUS
31. PETRUS
32. LUKAS
33. PHILIPPUS
34. RÖMISCHER HAUPTMANN
35. MATTHÄUS
36. VATER
37. JUDAS
38. PILATUS
39. SIMON VON KYRENE
40. NIKODEMUS
41. THOMAS
42. JOHANNES MARKUS
43. STEPHANUS
44. PAULUS
45. BARNABAS
46. KORNELIUS
47. SILAS
48. TIMOTHEUS
49. JAKOBUS
50. ARISTARCH
51. AQUILA
52. JOHANNES
ÜBER DIE AUTOREN
STICHWORTVERZEICHNIS
ANMERKUNGEN
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VATER-KIND-WOCHENENDE. In einem Kanu sind wir unterwegs auf der Fulda. Der Fluss führt leichtes Hochwasser. Vor uns Männern und Kindern tun sich rauschend einige Stromschnellen auf. Wird es uns gelingen, zwischen den Baumwurzeln und Felsbrocken unbeschadet hindurchzukommen? Mein achtjähriger Sohn kräht: »Wir Männer schaffen das!« Wir geben alles. Um uns herum gluckst, sprudelt und schäumt es. Es kratzt. Wir setzen kurz auf und hängen für Sekunden fest. Die Strömung drückt uns gegen den Stein. Wasser schwappt ins Boot. Ich brülle: »Links – und tauch das Paddel mit doppelter Intensität ein!«. Zentimeter um Zentimeter schieben wir uns aus der bedrohlichen Lage. Unterhalb der Stromschnellen wischen wir uns den Schweiß und die Wasserspritzer aus dem Gesicht. Die Jungs strahlen und jubeln und machen einen auf »Give me five!«. Eine Portion Glück und eine echte Energieleistung haben uns vor dem Kentern bewahrt.
Auch als Männer sind wir unterwegs auf dem Strom des Lebens. Manchmal fühlt sich das richtig gut an. Da ist das Ganze mehr sonnenbeschienener Genuss als durchnässter Verdruss. Doch zur Paddeltour des Lebens gehören auch die Stromschnellen. Nicht immer geht es dann so glimpflich ab. Das Kentern, das Absaufen, das Paddelverlieren, das Sich-im-Kreis-Drehen, das Leckschlagen, das Schimpfen und Schwitzen und ein Neuen-Anlauf-Nehmen gehört dazu.
Da ist Mose. Von seiner Mutter als Neugeborener am Ufer des Nils ausgesetzt, wuchs er im ägyptischen Königspalast auf. Im Zorn tötete er einen ägyptischen Aufseher, der einen hebräischen Sklaven geschlagen hatte, und musste fliehen. Ausgerechnet an den Ort seines Verbrechens schickte ihn Gott zurück: Mose sollte sein Volk aus der Sklaverei befreien und ins gelobte Land führen. Mit der göttlichen Offenbarung am Dornbusch nahm sein Leben eine Wende: Vom ins Wasser Geworfenen wurde Mose zum Aus-dem-Wasser-Herauszieher, zur Führungsfigur, zum Retter.
David war tapfer im Kampf, musikalisch begabt, clever und schön. Mit Geduld und langem Atem brachte er es an die Macht. Doch diese steigt ihm zu Kopf. Die Frau eines Offiziers wird ihm zum Fallstrick. Er vertuscht seine Liebesgefühle mit einem Mord. Der Prophet Nathan konfrontiert David mit seiner Maßlosigkeit und sagte ihm Leid voraus. Und David? Er weicht dieser Wachstumsherausforderung nicht aus. Im Scheitern wird er reifer, weiser und demütiger.
»Akkulader« führt vor Augen: Die 52 vorgestellten biblischen Männer setzen dem Entweder-oder von Sieg oder Niederlage eine Vielfalt entgegen. Sie sind Hauptdarsteller, Nebenfiguren, Weicheier, Machos, Sieger, Verlierer, Alphatiere, Mutige, Zauderer, Großmäuler, Leisetreter, Aktivisten und Drückeberger. Sie zeigen uns: Gott hat die Größe, auch auf krummen Linien gerade zu schreiben. Keiner ist perfekt. Mannsein atmet immer auch etwas von Versuch und Irrtum, Bruchlandungen und Kentern, Nasswerden und Schreien, Schwächen und Schattenseiten. Es gilt, sich zu bewähren im Auf und Ab von Stärke und Schwäche, von Licht und Schatten, von Vertrauen und Angst, von Liebe und Hass, Um- und Irrwegen. Die skizzierten Männerfiguren halten uns einen Spiegel vor: Wir sind den Auseinandersetzungen und Konflikten nicht enthoben. Und selbst von Antihelden können wir etwas lernen.
»Akkulader« ist keine am Schreibtisch entwickelte Theorie, sondern eine im Alltagsvollzug durchlebte Praxis der 34 Autoren. Sie wollen uns mit den individuellen Draufblicken auf biblische Personen Lust machen aufs Mannsein und uns herausfordern, Energie aufzubringen, zum Paddel zu greifen, das Leben nicht einfach so passieren zu lassen, sondern zu gestalten, zu schwitzen, zu werden, zu reifen. »Akkulader« ist aber auch eine Aufforderung, sich auf das Abenteuer Mannsein einzulassen, die uns anvertraute Energie freizulegen und schließlich fließen zu lassen.
Anselm Grün schreibt: »Es kommt nicht darauf an, dass du alles perfekt machst, sondern dass du das Leben wagst. Es kommt nicht darauf an, keine Fehler zu machen. Verstecke deine Fehler nicht, sondern lerne an ihnen. Es ist nicht schlimm zu fallen. Aber bleibe nicht liegen. Stehe auf, wenn du gefallen bist. Wenn du kämpfst, wirst du auch wieder verwundet werden. Gehe deinen Wunden nicht aus dem Weg. Sie gehören zu deinem Weg. Sie befähigen dich gerade zur Liebe.«1
In diesem Sinne wünsche ich dir – allein oder euch in der Männergruppe – energiegeladene Fluss-Momente, mit anschließenden beglückenden »Give me five!«-Erfahrungen.
Dein Rüdiger Jope
Wetter/Ruhr, 1. März 2020
WIDMUNG
Der unbekannten Referendarin, die in der vierten Klasse meine Fantasiegeschichte aus dem Stapel Klassenarbeiten herausgriff, sie als besonders gelungen lobte und mich ermutigte, diese scheinbare Begabung nicht brach liegen zu lassen.
Meinem Mit-Zivildienstleistenden und Freund Uwe Heimowski. 1990 wurde er zum väterlichen Kopf einer Fünfer-Bande von Zivis. Er forderte und förderte meinen Charakter, Verstand, Gewissen und Glauben. Er ermutigte mich zu meinem ersten Artikel im Magazin PUNKT.
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01. ADAM – Vergeigt! – »Gott verleiht dem Menschen ein dickes Fell für den rauen Arbeitsalltag.« – Bibelstelle: 1. Mose 3,1-19
ADAM HAT’S VERGEIGT. Das Paradies stand offen, alles war möglich. Gott gab ihm nur eine kleine Regel, um ihn vor dem Bösen und dessen Folgen zu schützen. Doch Adam überschreitet die Grenze und isst von der verbotenen Frucht. Seine Motive sind unklar. Wir beobachten Passivität und Feigheit (Adam schweigt, während seine Frau in höchster Gefahr ist), wir ahnen Unzufriedenheit, Nie-genug-Haben und fehlendes Gottvertrauen (Adam widerspricht nicht, als die Schlange Gottes Gebot in ein falsches Licht rückt).
Wir könnten natürlich mit dem Finger auf ihn zeigen. Doch Vorsicht: Adam ist nicht nur der erste Mensch, er ist auch der typische Mann. Wir alle hätten es damals vergeigt und wir tun es bis heute, wenn uns die Versuchung an unseren Schwachstellen trifft. Passivität und Feigheit, Nie-genug-Haben und Unzufriedenheit prägen auch Adams Kinder. Was der Prophet Nathan zu David sagte, um seine Schuld aufzudecken, ruft uns auch diese Geschichte zu: »Du bist der Mann!« (2. Samuel 12,7).
Adam hat’s vergeigt. Nun ist das Paradies verloren. Alle Menschen nach ihm werden jenseits von Eden geboren und damit in eine Welt geworfen, die bereits von der Sünde beherrscht ist und unter ihrem Fluch steht (vgl. Römer 5,12-21). Die Folgen sind: »Dornen und Disteln«, »Mühsal« und »Schweiß« im alltäglichen Überlebenskampf (1. Mose 3,17-19).
Damit ist in bildhafter Sprache gut beschrieben, wie viele Männer ihre Arbeit erleben: mühsame Prozesse, aufreibende Konflikte, fragwürdige Entscheidungen, sinnfreie Vorschriften und obendrauf noch unnötige Rivalitäten und Sticheleien. An manchen Tagen ist der Fluch regelrecht zu spüren, der seit Adam über dem Berufsleben und Schaffen der Menschen liegt. Ein sauberer Schnitt zwischen Arbeits- und Privatbereich ist schwer. Denn wie schon die begriffliche Bezogenheit von Mensch (Adam) und Erde (Adamah) im Hebräischen zeigt, definiert sich der Mann – ob er es will oder nicht – meistens stark über sein Schaffen und Wirken.
Wie gut, dass weder Adams noch unsere Geschichte damit endet, dass wir in eine verfluchte Welt hinausgestoßen werden. Stattdessen macht Gott Kleider aus Fellen und zieht sie den Menschen höchstpersönlich (!) an (vgl. 1. Mose 3,21). Was für ein schönes Bild für die zuvorkommende Gnade! Gott bekleidet und wärmt den Menschen, der nackt und schutzlos den Folgen seines Versagens ausgeliefert ist. Gott verleiht dem Menschen buchstäblich ein dickes Fell für den rauen Arbeitsalltag mit seinen Dornen und Disteln.
Und Gottes Gnade geht noch weiter. Durch Jesus Christus werden wir Adamskinder »mit allem geistlichen Segen« gesegnet (Epheser 1,3), obwohl und gerade weil wir in einer vom Fluch gezeichneten Welt leben. Wir sollen darum selbst segnen, nicht fluchen, schimpfen oder es den anderen heimzahlen (Römer 12,14; 1. Petrus 3,9). Dadurch bringen wir das verlorene Paradies zwar nicht zurück. Doch wir lernen und leben Barmherzigkeit und Vergebung, wenn wir oder andere Adamskinder es mal wieder vergeigt haben.
Welche Dornen und Disteln in deinem Arbeitsumfeld sind besonders nervig? Worum willst du Gott bitten? Um ein dickes Fell, um den Mut, den Mund aufzumachen, oder um die Kraft, selbst etwas zu verändern? |
In der Zeitschrift MOVO findest du viele Erfahrungsberichte, vor welchen Herausforderungen Männer wie du und ich stehen, wie wir sie anpacken und zum Segen werden können – im Beruf, in der Familie, in Freundschaften, in der Gemeinde und im Management des eigenen Lebens.
www.MOVO.net
DR. DIRK KELLNER
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02. KAIN – Vergleichen ist tödlich! – »Gebet verhindert Kurzschluss.« – Bibelstelle: 1. Mose 4,1-12
DAS ERSTE Gewaltverbrechen der Bibel! Bruder erschlägt Bruder. Mensch tötet Mensch. Bis heute millionenfach wiederholt sich das in allen Variationen. Gewalt durch Waffen, Fäuste, Blicke, Worte, Schweigen, Strukturen.
Leider füge ich dieser unendlichen Geschichte hin und wieder selbst ein Kapitel hinzu: Es läuft nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Die Wut kribbelt in meinem Innern. Die Spannung steigt wie bei einer überladenen Batterie, bis es zum Kurzschluss kommt. Schlagartig und kaum kontrollierbar wird zerstörerische Energie frei. Worte genügen. Sie richten Schaden an, den ich hinterher bereue.
Wie kommt es zu dieser »history of violence«? Kann ich als Mann aussteigen? Kains Geschichte gibt uns Antworten. Sie schildert einen Opfergottesdienst. Jeder der beiden Brüder gibt als Zeichen des Dankes etwas von dem zurück, was Gott geschenkt hat: Abel von den Tieren seiner Herde, Kain von der Ernte seines Ackers. Gott reagiert allerdings unterschiedlich. Abels Opfer sieht er gnädig an, Kains Opfer verweigert er.
Warum macht Gott diesen Unterschied? Diese Frage wird weder gestellt noch beantwortet. Man kann lange rätseln. Hat Kain nur minderwertige Gaben geopfert, Abel aber sein Bestes gegeben? Die spätere Deutung weist in diese Richtung (vgl. 1. Johannes 3,12; Hebräer 11,4). In der alttestamentlichen Geschichte bleibt diese Frage unbeantwortet. Vielleicht mit Absicht? So als wollte der Erzähler sagen: »Es gibt Ungleichheit und unfaire Situationen, die wir nicht erklären können. Gott schenkt dem einen ein lockeres Leben, den anderen mutet er ein schweres Schicksal zu. Die Warum-Frage ist von außen nicht zu beantworten!«
Stattdessen stellt die Bibel umso dringender die Wie-Frage: Wie gehst du, Kain, mit dieser Ungleichheit um? Wie reagierst du, Mann, wenn anderen etwas besser gelingt, wenn sie bevorzugt werden, wenn sie es scheinbar einfacher haben?
Vergleiche nicht! Denn es wird immer jemanden geben, der dich in den Schatten stellt. Robert Gernhardt hat dies sehr treffend in einem Gedicht ausgedrückt: Es ist immer einer begabter, berühmter, betuchter, beliebter, besser als du! Wenn du dich vergleichst, kannst du dich nicht mehr mit anderen freuen. Die innere Spannung wächst. »Warum er und nicht ich?« Es droht die unkontrollierte Entladung – vielleicht an einer ganz anderen Stelle in deinem Leben. Allzu oft entlädt sich der Frust über ungerechte Behandlung auf der Arbeit als aggressive Stimmung zu Hause.
Gott traut Kain und uns Männern zu, die Wut im Griff zu haben: »die Sünde [lauert] vor der Tür und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie« (1. Mose 4,7). Aus eigener Kraft können wir an diesem Anspruch nur scheitern. Doch ein Gebet zur rechten Zeit kann einen Kurzschluss verhindern.
GEBET: Jesus Christus. Ich spüre Wut und Frust in mir. Ich fühle mich ungerecht behandelt. Einem anderen gelingt, woran ich scheitere. Beherrsche mich und lass die Spannung in mir nicht zu einer zerstörerischen Energie werden. Hilf mir, darauf zu vertrauen, dass du mich den richtigen Weg führst. Amen. |
Das Gedicht »immer« von Robert Gernhardt lässt sich leicht im Internet finden. Prädikat: Sehr lesenswert.
Der Film »A History of Violence« erzählt, wie ein harmloser Familienvater jede Kontrolle verliert. Prädikat: Sehr sehenswert.
DR. DIRK KELLNER
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03. ABEL – Neidgeplagt – »Raus aus dem Angebermodus, rein in die Bescheidenheit.« – Bibelstelle: 1. Mose 4
VON ABEL wissen wir nur wenig. Abel (der erste Mensch mit Bauchnabel!) und sein jüngerer Bruder Kain opfern (vgl. 1. Mose 4). Beide haben etwas von Gott empfangen – seine Hilfe und seinen Segen bei ihrer Arbeit als Schäfer bzw. als Bauer. Davon wollen beide Gott etwas zurückgeben. Dankbarkeit bestimmt ihre Beziehung zu Gott. Warum Gott Abels Opfer annimmt und das Opfer Kains verwirft, bleibt im Bibeltext offen. Ging es um die Gaben an sich oder um die Herzenshaltung hinter dem Opfer? In der weiteren Erzählung kommt Kain jedenfalls nicht gut weg. Was war vorher geschehen?
Dann wird der gerechte Abel (vgl. Matthäus 23,35), der Gottes Anerkennung erfahren hat, zum Opfer des Neides und Zorns seines eigenen Bruders. Nein, Kain kann und will sich nicht mitfreuen! Er ignoriert Gottes Warnung und erschlägt bei nächster Gelegenheit seinen Bruder Abel. Bei solchen Brüdern braucht man keine Feinde! Sein Neid und Zorn setzen in ihm Energie für das Handeln frei, das aber verheerende Folgen hat. Schon mancher hat energisch das Unglück anderer und seinen eigenen Untergang vorangetrieben. Nach der Tat hat sich auch für Kain alles verändert. Gott zieht ihn zur Rechenschaft und er verliert alles. Mehr sagt die knappe Erzählung nicht. Wir wissen nicht, ob es Gespräche zwischen den Brüdern oder mit Gott gab.
Neid verzerrt und ist gefährlich: Neider sehen – oft nur selektiv – das Glück anderer, vergleichen mit ihrer eigenen Situation – oft ebenfalls nur in Auswahl. Sie gönnen anderen nicht, was sie selbst gerne hätten, aber scheinbar nicht haben, obwohl sie es vermeintlich verdient hätten: die gute Gesundheit, die gut aussehende, gesunde, gut verdienende und so liebevoll wirkende Ehefrau, die gelungene Karriere in der richtigen Branche, die Begabungen, Kinder bzw. die klugen und gut geratenen Kinder, den Wohlstand und die damit verbundenen Gestaltungsmöglichkeiten.
Wie klein und erbärmlich erscheint mein eigenes Leben im Vergleich zu XYZ! Neid engt den Blick ein, frisst Dankbarkeit und Freude auf, kostet Energie, vergiftet Beziehungen und Freundschaften – unter Brüdern, Freunden, Kollegen, Nachbarn usw. Ich kenne Neid. Ich sehe, was andere sind, können und haben – und was ich weder bin, kann noch habe. Ich sehe die Anerkennung, die andere bekommen und die mir verwehrt bleibt.
Mir hilft immer wieder eine Strophe eines alten Kirchenlieds, die ich freilich nicht einfach herunterbete (und dann ist alles gut), sondern durchbuchstabieren muss. Paul Gerhardt dichtete im Jahr 1666: Lass mich mit Freuden ohn alles Neiden sehen den Segen, den Du wirst legen in meines Bruders und Nächsten Haus. Nicht gequälte Anerkennung, sondern echte Freude an Gottes Segen im Leben anderer (und in meinem eigenen Leben, wenn ich den Segen Gottes in meinem Leben denn sehen kann und sehen will und nicht nur neidisch auf die anderen blicke!) gibt mir Energie für mein eigenes Leben. Tipp die Verse ab, pinn sie dir an den Spiegel. Verinnerliche sie. |
Der Neid anderer lässt sich nur bedingt vermeiden. Provozieren sollte Mann ihn allerdings nicht. Ich muss nicht alles, was ich bin, kann und habe (genauer: was Gott mir geschenkt hat!), vor mir hertragen und zur Schau stellen. Raus aus dem Angebermodus, rein in die Bescheidenheit. Stattdessen kann ich das, was ich bin, kann und habe, zur Ehre Gottes und zum Wohl meiner Mitmenschen einsetzen – geteilter Segen ist doppelter Segen.
CHRISTOPH STENSCHKE
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04. Noah – Energiegeladen – »Bis zur Vollendung des Schiffs reicht die Geduld Gottes.« – Bibelstelle: 1.Mose 6
NOAHS ENERGIE – das ist ganz großes Kino! In verheerend gottlosen Zeiten ist da einer, der Gnade vor Gott findet, ein frommer Mann, ohne Tadel, der mit Gott lebt (Vers 8-9). In 2. Petrus 2,5 lesen wir, dass Noah seine Beziehung mit Gott und sein Leben mit anderen geteilt hat: Er war ein Prediger der Gerechtigkeit und der gelingenden Beziehung mit Gott.
Noah bekommt einen ganz großen Auftrag: Ein riesiges Schiff mit mehreren Decks soll er bauen. Gott weiht Noah in seine Pläne ein: Eine große Flut wird es geben; mit dem Schiff soll Noah mit seiner Familie und vielen Tieren überleben. Das ist definitiv jenseits aller Erfahrungswerte und der Komfortzone! Am Ende dieses großen Auftrags an Noah steht ein scheinbar lapidarer Satz: »Und Noah tat alles, was ihm Gott gebot« (Vers 22). Er lässt sich darauf ein – gegen seine eigene Kompetenz und bisherigen Erfahrungen. Ihm reicht es, dass der Gott, dem er bedingungslos vertraut, gesprochen hat.
Nach Gottes Vorgaben beginnt er auf trockenem Land, fernab von Flüssen oder dem Meer, das wohl größte Schiff seiner Zeit zu bauen. Über Monate, vielleicht Jahre, investieren er und seine Söhne alle Energie, alle Ressourcen und alle Zeit in dieses, nach menschlichem Ermessen, völlig sinnlose Projekt. Er tat es, weil es Gottes Auftrag war! Im Hebräerbrief 11,7 wird der Glaube Noahs hervorgehoben. Er handelt im Vertrauen auf Gott: »Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und die Arche gebaut zur Rettung seines Hauses, als er ein göttliches Wort empfing über das, was man noch nicht sah.« Nein, weder die Flut noch ein großer Hafen noch viele tierische Passagiere waren in Sicht. Dennoch hat Noah auf Gottes Reden hin gehandelt und mit seinem Vertrauen und seinem Gehorsam Gott geehrt. Noah bleibt dran. Bis zur Vollendung des Schiffs reicht die Geduld Gottes. Das Schiff wurde fertig, die Flut kam und Noah wurde gerettet. Mit ihm fängt Gott neu an.
Woher nahm dieser Mann diese Energie? Noah kannte Gott und lebte mit ihm. Ihm wollte er gehorchen. Noah lebte tadellos vor seinen Mitmenschen. Und Noah hatte einen klaren Auftrag bekommen, den er ohne Wenn und Aber umsetzte. Er wusste, in wessen Diensten er stand und was zu tun war.