image

image

RÜCKKEHR DER
SONTARANER

TERRANCE DICKS

Ins Deutsche übertragen von

BERND SAMBALE

image

image

Die deutsche Ausgabe von

DOCTOR WHO: RÜCKKEHR DER SONTARANER

wird herausgegeben von Cross Cult /Andreas Mergenthaler,
Übersetzung: Bernd Sambale; Lektorat: Jana Karsch; Korrektorat: Peter Schild;
verantwortlicher Redakteur: Markus Rohde; Satz: Rowan Rüster;

Printausgabe gedruckt von CPI Moravia Books s.r.o., CZ-69123 Pohořelice.

Printed in the EU.

Titel der Originalausgabe: DOCTOR WHO – SHAKEDOWN

German translation copyright © 2020 by Cross Cult.

Original English language edition copyright

© die jeweiligen Autoren, BBC Worldwide Limited

und BBC Studios, 1996, 2014, 2020

Doctor Who is a BBC Wales production for BBC One.

Executive producers: Chris Chibnall and Matt Strevens

BBC, DOCTOR WHO, TARDIS, DALEKS and CYBERMAN (word marks and logos) are trade marks of the British Broadcasting Corporation and are used under licence. BBC logo © BBC 1996. Doctor Who logo © BBC 2018.

Dalek image © BBC/Terry Nation 1963.

Cyberman image © BBC/Kit Pedler/Gerry Davis 1966. Licensed by BBC Studios.

First published in 1995, THE MONSTER COLLECTION edition published in 2014 by BBC Books, an imprint of Ebury Publishing.

A Random House Group Company.

Printausgabe: ISBN 978-3-96658-020-5 • Digitale Ausgabe: ISBN 978-3-96658-021-2

Oktober 2020

WWW.CROSS-CULT.DE

Inhalt

VORWORT

PROLOG

ERSTES BUCH: ANFÄNGE

1 RIPPER

2 POLIZEICHEF

3 SENTARION

4 BLASPHEMIE

5 KONFERENZEN

6 SPURENSUCHE

7 GEMETZEL

8 ENTDECKUNGEN

9 KRISE

10 ENTERKOMMANDO

ZWEITES BUCH: TESTFLUG

11 ANGRIFF

12 GEFANGENE

13 DEAL

14 JAGD

15 SHOWDOWN

DRITTES BUCH: NACHSPIEL

16 AUSBRUCH

17 ENTKOMMEN

18 WIEDERERWACHEN

19 HEILIGTUM

20 OFFENBARUNG

21 ANGRIFF

22 WIEDERGUTMACHUNG

VORWORT

Als man mich gebeten hat, das Vorwort für Rückkehr der Sontaraner zu schreiben, habe ich mich sehr gefreut, allein schon aus dem Grund, weil es sich hier um ein sehr ungewöhnliches Doctor Who-Buch handelt.

Vor langer Zeit, in den 1990ern, kam eine Gruppe von Fans der Serie mit einem verrückten Plan zu mir; sie alle werden in der langen Widmung erwähnt. Irgendwie hatten sie sich die Rechte an den Sontaranern beschafft – jenen brutalen, kartoffelköpfigen außerirdischen Kriegern aus meiner Zeit bei Who. Der erste Sontaraner überhaupt tauchte damals in Bob Holmes’ The Time Warrior auf, was zugleich für Liz Sladen die erste Folge war.

Jene Fans hatten sich in den Kopf gesetzt, ein fünfzigminütiges Video zu produzieren und zu vermarkten. Ein Doctor Who-Video sollte es nicht werden, denn sie hatten nur die Rechte an den außerirdischen Ungeheuern, den Sontaranern – BBCs heiliges Doctor Who-Urheberrecht zu verletzen, war für sie natürlich undenkbar. Aber es sollte sozusagen ein Video im Stil von Who werden. Sie hatten sogar schon eine Grundidee für den Plot: Die Sontaraner kapern eine Raumjacht auf ihrem Testflug – zweifellos, um sie für ihre eigenen bösen Zwecke zu verwenden.

Mehr hatten sie nicht, nur die Sontaraner und ein Storykrümelchen. Ich sollte den Rest liefern und das Drehbuch schreiben.

Nun, ich habe ja bereits gesagt, es war ein verrückter Plan. In der Zeit, als ich bei Who mitmachte, fehlte es uns immer an zwei Dingen: Zeit und Geld. Und dieser Haufen Leute besaß von beidem sogar noch weniger. Ihr Budget war vollkommen unzureichend, ich sollte nur zwei Wochen Zeit für das Drehbuch bekommen, und das Honorar, das sie mir anboten, entsprach nur einem Bruchteil dessen, was beim Fernsehen die Norm war. Außerdem hatte ich eigentlich ohnehin schon genug um die Ohren.

Das einzig Vernünftige wäre gewesen, ihnen eine Absage zu erteilen. Aber sie waren so liebenswert und enthusiastisch, besonders Kevin Davies, den sie zum Regisseur auserkoren hatten – und die ganze Sache sah so aus, als könnte sie Spaß machen. Also sagte ich schließlich ja.

In den darauffolgenden Wochen arbeiteten wir wie die Bescheuerten – nun, wie gesagt, ein verrückter Plan. Irgendwie brachte ich das Drehbuch zustande und es wurde auf der HMS Belfast verfilmt, von der wir Teile zur Raumjacht Tiger Moth umfunktionierten. Diesmal würde niemand behaupten können, dass die Kulisse wackelte – sie war aus meterdickem Stahl! Es stellte sich jedoch heraus, dass vertäute Kriegsschiffe zwar nicht wackeln, sich dafür jedoch auf und nieder bewegen. Außerdem verzögerten sich die Dreharbeiten häufig wegen verschiedener Meeresgeräusche.

Aber wir, oder eher sie, Kev und die anderen, haben es geschafft! Dank einer unerschütterlichen Crew und brillant gecasteten Schauspielern, zu denen Jan Chappell und Brian Croucher gehörten sowie alte Who-Hasen wie Michael Wisher, Carole Ann Ford und Sophie Aldred. Selbst die beiden Hauptsontaraner waren echte Charaktere!

Schließlich wurde der Film geschnitten und der Welt präsentiert – und sie kam verblüffend gut an. Es gab gute Rezensionen, die Verkaufszahlen waren hoch und schließlich erhielt ich, zu meinem Erstaunen, sogar ein paar überschaubare Tantiemen.

So viel zum Video. Aber was ist nun mit dem Buch? Keine Sorge, dazu komme ich gleich …

Etwas später – ich weiß wirklich nicht mehr, wie viel Zeit ins Land ging – bekam ich einen Anruf von meiner Lektorin bei Virgin Books, wo damals Original-Doctor Who-Romane veröffentlicht wurden. (Bis dahin waren sämtliche verfügbaren Doctor Who-Drehbücher zu Romanen verarbeitet worden, vor allem von mir!)

»Wir haben den Film gesehen«, sagte sie. »Er ist sehr gut. Wir möchten, dass Sie einen Doctor Who-Roman daraus machen.«

Nun hatte ich damals – habe ich eigentlich immer noch – die Einstellung eines Freiberuflers, niemals einen Auftrag abzulehnen.

»Okay, gern«, sagte ich. Und dann fiel mir blitzartig etwas ein. »Es gibt da nur ein kleines Problem …«

»Was für eins?«

»Der Doktor kommt nicht vor!«

»Dann bauen Sie ihn ein«, sagte sie bestimmt und legte auf.

Nun hatte ich also einen Auftrag – und ein Problem.

Ich traute mir schon zu, den Film Shakedown so umzuarbeiten, dass der Doktor zu einer Hauptfigur werden würde, aber das bedeutete eine Heidenarbeit. Außerdem stellte ich fest, dass ich sie eigentlich nicht machen wollte. Ich war zufrieden mit Shakedown: Es war eine feine, knappe, kleine Geschichte, die auf ihre eigene Weise gut funktionierte.

Also musste ich mir etwas Schlaues überlegen. Wenn Shakedown so bleiben sollte, wie es war, dann durfte der Doktor nicht auf der Raumjacht sein, nicht zu diesem Zeitpunkt. Aber wenn er, ebenso wie die Sontaraner, einem rutanischen Spion mit einem ungeheuren Geheimnis auf der Spur war (keine Sorge, das wird alles im Buch erklärt), dann könnte er verzweifelt versuchen, an Bord der Tiger Moth zu gelangen – und sie verpassen! Und da er wusste, wohin die Reise ging, könnte er versuchen, die Jacht bei ihrer Ankunft zu erwischen …

So weit, so gut.

Zuerst fertigte ich eine geradlinige Romanversion von Shakedown an – eine mir angenehme und nicht unvertraute Übung. Dann musste ich mir die Abschnitte zum Davor und Danach einfallen lassen.

Da musste noch einiges mehr passieren.

Kurt, ein knallharter Exschmuggler und Protagonist in Shakedown, begegnet dem Doktor in einem Moment höchster Gefahr. Roz Forrester und Chris Cwej, zwei der Begleiter des Doktors in dieser Phase des Doctor Who-Roman-Universums, folgen dem rutanischen Spion, Formwandler und Serienmörder durch die korrupte Stadt Megacity. (Sie treffen eine meiner Lieblingsfiguren unter den von mir erdachten Charakteren: den weltmännischen und gebildeten Ogron Garshak.) Als sie den Doktor schließlich wiedersehen, kommen sie gerade zu spät, um auf der Tiger Moth mitzufliegen. Und Bernice Summerfield – eine weitere Begleiterin des Doktors, die aus den Romanen stammt – stellt auf dem Akademieplaneten Sentarion gefährliche Nachforschungen an.

Das alles kommt im Buch vor! Ich hoffe, Sie haben beim Lesen so viel Spaß, wie ich beim Schreiben hatte.

Und das alles begann mit dem Film Shakedown – einer kleinen Gruppe von Doctor-Who-Fans mit einem unmöglichen Traum …

Terrance Dicks
Oktober 2013

Für

Gary Leigh, Mark Ayres, Jason Haigh-Ellery
und Kevin Davies

Jan Chappell, Brian Croucher,
Carole Anne Ford, Sophie Aldred,
Rory O’Donnell, Toby Aspin, Tom Finnis
und
Michael Wisher,
Dave Hicks, Helly McGrother, Paige Bell
und
Ian Scoones

und alle, die so unfassbar hart gearbeitet haben an:
Shakedown – Die Rückkehr der Sontaraner

»Unmögliches erledigen wir sofort –
Wunder dauern etwas länger!«

PROLOG

Kurt war auf der Flucht.

Die Zollposten drüben bei den Landebuchten hatte er abgeschüttelt. Beinahe unsichtbar in seinem schwarzen Overall, schlich er nun im Schutz der Dunkelheit am Rand des Landeplatzes entlang.

Der Raumhafen war nichts anderes als eine flache Geröllebene, umgeben von einem rostigen, hohen Stacheldrahtzaun. Im Zentrum stand eine Gruppe niedriger Steingebäude. Nachts wirkte dieser Ort besonders trostlos und unfreundlich. Dunkle Wolken verhüllten die Zwillingsmonde des Planeten und ein kalter Wind strich heulend um die verstreuten Raumfrachter, die hier auf Starterlaubnis warteten.

Kurt hatte diesmal ziemliches Pech gehabt: Sie hatten ihn mit einer gefälschten Ladeliste und einem Frachtraum randvoll mit dem verbotenen Jekkarta-Gras erwischt. Auf dem vor Kurzem kolonisierten Planeten an der Grenze des erschlossenen Weltraums betrieb man überwiegend Agrarwirtschaft und die wild wuchernde Jekkarta-Pflanze geißelte die Landwirte schon seit geraumer Zeit.

Dann hatte irgendein geschäftstüchtiger Besucher herausgefunden, dass man das Zeug trocknen und rauchen konnte. Es war ein mildes Rauschmittel und hatte kaum Nebenwirkungen. Die Bauern aus dem Hinterland waren erstaunt gewesen, wie viel Raumhändler für das Kraut zu zahlen bereit waren, das sie bisher im Laufe jeder Erntesaison einfach ausgerissen und verbrannt hatten.

Die Regierung der Kolonie war ebenfalls überrascht gewesen – aber sie hatte sich rasch von dem Schock erholt, sofort eine fette Steuer auf das Jekkarta-Gras erhoben und den Export streng reglementiert. Die Preise waren in die Höhe geschossen und bereichert hatte sich statt der Bauern natürlich nur die Regierung. Und dann waren die Schmuggler gekommen.

Die meisten waren kleine Fische, die mit ramponierten Fliegern in abgelegenen Tälern landeten und belanglose Deals mit nervösen Landwirten abwickelten. Kurt hatte höhere Ansprüche. Er hatte einen uralten, aber völlig legalen Raumfrachter gechartert und eine Ladung Lenta gekauft: die geschmacklose, aber nahrhafte grüne Bohne, die der Planet hauptsächlich exportierte.

Mithilfe geschmierter Raumhafenmitarbeiter hatten sich die Bohnen wie durch Zauberei in getrocknetes Jekkarta verwandelt – Tausende von Kilos, die direkt an der Nase des Zolls vorbei ausgeflogen wurden, zu zahllosen Planeten, deren Märkte danach verlangten.

So lautete zumindest der Plan: Zweimal hatte die Masche schon reibungslos geklappt. Die dritte und letzte Ladung hätte Kurt Millionen von Credits einbringen sollen – genug, um ihm das Leben eines achtbaren Händlers zu ermöglichen, nach dem er sich eigener Behauptung nach so sehr sehnte.

Doch dann war alles schiefgegangen. Direkt vor dem Start war es zu einem Kabelbrand im Maschinenraum gekommen, der sich bis in den Frachtraum ausgebreitet hatte. Der dicke, beißende Rauch, der aus dem Schiff gequollen war, hatte dafür gesorgt, dass einige der Packer die glücklichste Schicht ihres Lebens genossen hatten. Ein übermäßig aufmerksamer und aufrichtiger Zollbeamter hatte den Rest erledigt.

Kurt machte sich keine allzu großen Sorgen. Er war auf dem Weg zum Dienstboteneingang im Zaun, den ein freundlicher, großzügig bestochener Packer offen gelassen hatte. Der Profit der ersten beiden Fahrten lag sicher auf einem verschlüsselten Konto auf Algol III – abgesehen von einem beträchtlichen Teil, den er in seinem Geldgürtel unter dem Overall trug. Er würde ein paar Tage lang in Port City untertauchen. Die Stadt war zwar ein ziemliches Drecksloch, aber mit genügend Credits ließ es sich überall aushalten, und er konnte ohnehin eine Pause vertragen. Danach würde er sich eine neue Identität kaufen ebenso wie eine Mitfahrgelegenheit auf irgendeinem Schiff, um vom Planeten runterzukommen. Wenn die Lage etwas abgekühlt war, mochte es ihm vielleicht sogar gelingen, sich mit ordentlich Schmiergeld seinen Frachter und seine Ladung zurückzuholen.

Doch aus alldem wurde nichts, denn als Kurt auf das Tor und die Freiheit zulief, brach vom Himmel her das Unglück über ihn herein.

Mit brüllenden Bremsraketen landete direkt vor ihm ein Schiff. Zischend öffnete sich eine Tür, eine Rampe wurde ausgefahren und einen Moment später wimmelte es um ihn herum vor gedrungenen Gestalten in Raumrüstungen. Kurt beobachtete ungläubig, wie Schiff um Schiff landete und weitere Soldaten ausspuckte. Sie hatten die verschiedensten, unerfreulich aussehenden Waffen dabei.

Kurt entschied, dass er mit all dem, was es auch sein mochte, nichts zu tun haben wollte. Aber er hatte zu lange gezögert: Ein Lichtstrahl erfasste ihn und jemand brüllte: »Halt! Keine Bewegung oder Sie werden sterben.«

Kurt hob müde die Hände. »Schon gut, gibt keinen Grund, gemein zu werden. Machen Sie ruhig weiter mit Ihrer Invasion, das geht mich gar nichts an. Ich lebe hier nicht mal. Ich bin nur ein friedfertiger Raumhändler, der nach Hause und in sein Bettchen will.«

»Sie sind unser Gefangener«, sagte die Stimme. »Sie kommen mit uns.«

Eine Ewigkeit schien zu verstreichen, während Kurt auf der harten Holzpritsche in seiner Zelle lag und den undeutlichen Geräuschen von draußen lauschte. Hin und wieder rief jemand etwas, ein Blaster zischte oder irgendeine schwere Waffe dröhnte. Schließlich wurde es still.

Der Teil der Invasion, den er tatsächlich mit angesehen hatte, war mit erbarmungsloser, militärischer Effektivität durchgeführt worden. Dem würde die Kolonie nicht lange etwas entgegenzusetzen haben. Kurt vermutete, dass die Angreifer den Raumhafen mittlerweile übernommen hatten und wahrscheinlich auch den größten Teil des Planeten. Kurt hatte damit eigentlich kein Problem. Er wollte lediglich seinen Status als nicht ganz unschuldiger, aber völlig unbeteiligter Beobachter festigen und die Biege machen. Allmählich glitt er in den Schlaf hinüber.

Als er erwachte, hatte er Gesellschaft.

Ein eher kleiner Mann mit einem zerknitterten weißen Anzug und einem ramponierten Hut hockte am Fußende der Pritsche.

»Morgen«, sagte er höflich.

Kurt knurrte: »Ist das nicht ein bisschen früh?«

»Sie sind wohl ein Morgenmuffel?«, fragte der kleine Mann mitfühlend. »Ich weiß, wie das ist. Keine Sorge, das Frühstück ist bestimmt schon auf dem Weg. Kaffee, Toast und Marmelade, Schinken und Eier, ein Portiönchen Kedgeree, und Sie fühlen sich wie ein neuer Mensch.«

Kurt setzte sich auf und streckte sich. »Wofür halten Sie das hier, für ein intergalaktisches Hilton? Wir können froh sein, wenn wir überhaupt was zu essen kriegen.«

»Na, das traditionelle zünftige Frühstück werden wir doch wohl bekommen?«

»Traditionell für wen?«

»Für Todeskandidaten?«

Auf dem Flur schepperte etwas, dann wurde aufgeschlossen. Ein bewaffneter Wächter öffnete die Tür und trat zur Seite. Ein riesiges, menschenähnliches Wesen kam herein, wobei es den Kopf einziehen musste. In jeder Hand trug es einen Metalleimer. Der linke enthielt irgendeine grüne Pampe, aus der der Griff einer Kelle hervorragte, der rechte war voller hölzerner Schalen und Löffel.

Kurt betrachtete die Kreatur mit mäßigem Interesse. Sie gehörte zu den Jekkari, den Ureinwohnern dieses Planeten. Kurt hatte noch nie einen aus der Nähe gesehen. Sie lebten in den Wäldern, die den Großteil der Planetenoberfläche überzogen – jene Wälder, die die Siedler abholzten, um Ackerland zu gewinnen. Die meisten enteigneten Jekkari hatten sich einfach in die Wälder zurückgezogen. Einige schienen jedoch von den Kolonisten fasziniert zu sein und blieben in der Nähe der Höfe und Siedlungen.

Die Siedler hatten eine ganze Reihe von ihnen erschossen, ehe sie begriffen hatten, dass die Jekkari völlig harmlos waren. Nun verwendeten sie sie als Diener für niedere Arbeiten. Die zahmen Jekkari waren unglaublich stark und man konnte ihnen leicht beibringen, einfache Aufgaben zu übernehmen. Und das Beste: Sie arbeiteten umsonst.

Das Wesen stellte die Eimer auf dem Boden ab, fischte zwei Schalen aus dem rechten und legte zwei Löffel dazu. Dann füllte es aus dem Eimer zu seiner Linken mit der Kelle die glibbrige Masse in die beiden Schalen. Die ganze Zeit über starrte es Kurts Zellengenossen mit seinen großen, dunklen Augen seltsam durchdringend an.

Zu Kurts Erstaunen ergriff der kleine Mann die riesige Hand des Jekkari und tippte mit seinen Fingern ein komplexes Muster auf die schwarze, samtige Handfläche.

Der Wächter erschien in der Tür. »Mach schnell, Großer.«

Der Mann hatte die Hand des Jekkari bereits wieder losgelassen. Das Wesen hob die Eimer auf und verließ die Zelle.

»Haut rein«, sagte der Wächter, während er Anstalten machte, die Tür zuzuziehen. »Bald geht die Gerichtsverhandlung los.«

»Hey, Moment mal!«, rief Kurt. »Was zum Teufel ist hier los? Wie können die während einer Invasion eine Gerichtsverhandlung abhalten?«

»Die Invasion ist vorbei«, informierte ihn der Wächter. »Wir haben eine neue Regierung und die ist sehr erpicht auf Recht und Ordnung. Man wird euch beiden gehörig den Kopf waschen, darauf könnt ihr Gift nehmen.« Er knallte die Zellentür zu und schloss ab.

Kurt warf seinem Zellengenossen einen neugierigen Blick zu. »Was sollte das gerade …«

Der kleine Mann schüttelte den Kopf und legte einen Finger an die Lippen.

Kurt zuckte mit den Schultern, hob seine Schüssel auf und probierte einen Löffel von der zähen Grütze. »Lenta-Eintopf. Ist alles drin, was man für eine gesunde Ernährung braucht.«

Der kleine Mann tat es ihm gleich und schauderte. »Aber rein gar nichts, was dafür sorgt, dass man’s auch gern isst.«

»Man gewöhnt sich dran«, sagte Kurt gleichgültig. »Es ist billig, nahrhaft und hat eine leicht beruhigende Wirkung. Ist in vielen Gefängnissen gang und gäbe.«

»Sie scheinen sich ja gut auszukennen!«

»Ich war schon öfters im Knast.« Kurt schaute zur Zellentür, durch die der Wächter verschwunden war. »Der muss ja ziemlich schnell die Seite gewechselt haben.«

»Wenn man sein Leben lang Leute wegsperrt, ist es einem wohl irgendwann egal, für wen man sie wegsperrt. Außerdem haben die Sontaraner so ihre Methoden, sich vor Ort Hilfe zu beschaffen.«

»Und die wären?«

»Entweder man arbeitet für sie – oder sie bringen einen um.«

»Wer waren die noch mal, sagten Sie?«

»Die Sontaraner. Auf sie passt sehr schön Thomas Hobbes’ Beschreibung des menschlichen Lebens: ekelhaft, brutal und kurz. Sie sind eine extrem militärisch geprägte Spezies – sie leben für den Krieg. Sie reproduzieren sich durch Klonen, immer gleich eine Million Krieger auf einmal.«

»Dann müssten sie die Galaxis ja eigentlich längst überrannt haben.«

»Sie sind vor allem mit ihrem Krieg gegen ihre Erzfeinde, die Rutaner, beschäftigt.«

»Und was wollen sie dann hier?«

»Ich nehme an, sie wollen einen Cordon sanitaire um ihre Heimatwelt errichten.«

»Einen was?«

»Eine Pufferzone. Wenn sie angegriffen werden, fechten sie die Schlacht hier aus oder auf anderen Planeten wie diesem. Die Planeten in der Zone gehen dabei zugrunde, aber ihre Heimatwelt bleibt unversehrt.«

Kurt nickte nachdenklich.

Nach einer Weile fuhr der kleine Mann fort: »Ich will ja nicht neugierig sein, aber wie hat es Sie denn an diesen entzückenden Ort verschlagen?«

»Ich bin Schmuggler«, antwortete Kurt fröhlich. Er erzählte von seinem Pech mit der Ladung Jekkarta-Gras. »Und Sie?«

»Ich studiere fremde Lebensformen. Ich war draußen in den Wäldern und hab bei den Jekkari gelebt. Als ich wieder nach Port City kam, war der Planet in andere Hände übergegangen.«

»Sie haben bei den Jekkari gelebt

Der Mann nickte.

»Aber das sind doch nur Tiere – Affen!«, protestierte Kurt. »Die können nicht mal sprechen!«

»Glauben Sie wirklich, jeder, der still ist, wäre auch dumm?«, fragte sein Zellengenosse scharf. »Oft ist es genau andersherum! Die Jekkari leben in Baumhäusern, sie haben richtige Dörfer. Sie ernähren sich vegetarisch, weil sie nicht gern töten, und sie hassen Maschinen. Sie haben eine ureigene wunderbare Kultur, die zu ihnen und zu ihrem Planeten passt. Oder zumindest hatten sie das …«

»… bis die Siedler kamen«, sagte Kurt. »Und jetzt die Sontaraner. Sieht ganz so aus, als war’s das für Ihre Jekkari – so oder so.«

»Nicht unbedingt«, sagte der kleine Mann geheimnisvoll. »Manchmal heben sich zwei Übel auch gegenseitig auf.«

Kurt runzelte die Stirn. »Okay, Sie haben also bei den Jekkari auf irgendeinem Baum gelebt. Und warum sitzen Sie jetzt im Knast?«

»Die Sontaraner behaupten, ich sei ein Spion.«

»Und sind Sie einer?«

»Wer, ich? Sehe ich etwa wie ein Spion aus? Ich bin nur ein einfacher Gelehrter, der sein Leben der Suche nach Wissen widmet.«

»Klar sind Sie das. Und ich bin bloß ein Händler, der sich auf ehrliche Weise seine Credits verdienen möchte. Geht doch nichts über ’ne hübsch frisierte Geschichte.«

Kurze Zeit darauf wurden sie von einem menschlichen Wächter abgeholt, den zwei sontaranische Soldaten begleiteten. Sie wurden über die Landefläche zu den zentralen Verwaltungsgebäuden geführt.

Abgesehen von einem eingestürzten Nebengebäude und einem umgekippten Raumfrachter waren kaum Anzeichen eines Kampfs zu erkennen. Kurts eigener Frachter stand am Rand des Feldes – unversehrt und, vermutlich, nach wie vor beladen.

Kurt schüttelte den Kopf und dachte traurig über den hübschen Profit nach, der ihm durch die Lappen gegangen war. Die Sontaraner hätten den Planeten ruhig einen Tag später einnehmen können.

Der größte Tagungsraum des Raumhafens war zu einem Gerichtssaal umfunktioniert worden. Eine Flagge, wahrscheinlich die des sontaranischen Imperiums, hing an der rückwärtigen Wand und wurde von zwei Soldaten flankiert.

Vor der Flagge stand ein Tisch mit einem leeren Stuhl dahinter. Kurt und sein Begleiter wurden direkt dorthin geführt, wo sie warten mussten. Ein Stück abseits drängte sich unter Bewachung eine Gruppe von Raumhafenpersonal.

Eine ganze Weile schien zu vergehen, bis endlich eine Tür aufging und ein Sontaraner eintrat. Die Wachen standen stramm, die Arme über der Brust gekreuzt.

Der Neuankömmling setzte sich auf den Stuhl. Dann nahm er seinen Helm ab und legte ihn neben sich auf den Tisch.

Zum ersten Mal hatte Kurt Gelegenheit, einem Sontaraner ins Gesicht zu sehen. Diesen Moment würde er sein Leben lang nicht vergessen.

Der riesige runde Kopf schien direkt zwischen den breiten Schultern hervorzuwachsen, haarlos, voller seltsamer Wülste und mit einer ledrigen, grünlich braunen Haut überzogen. Die Nase erinnerte an die eines Schweins. Um den lang gezogenen, beinahe lippenlosen Mund lag ein grausamer Zug. Am schlimmsten waren jedoch die Augen: Klein und rot funkelten sie unter Knochenauswüchsen hervor wie glühende Lava tief in einer Grotte.

Kurt war in seinem Leben schon genug fremdartigen Wesen begegnet und hatte mit den meisten, von Arachniden bis hin zu Oktopoden, Geschäfte gemacht und Schmuggelware getauscht. Er hatte gegen keine Körperform etwas einzuwenden, gegen keine Kombination von Augen, Klauen und Gliedern – Hauptsache, seine Verhandlungspartner waren zahlungsfähig.

Doch nie zuvor war er einer außerirdischen Lebensform begegnet, die so unmittelbar Furcht in ihm erzeugt hatte. Es war eine primitive, atavistische Empfindung, und plötzlich begriff Kurt, woher sie kam.

Er war im ärmlichen Teil einer Stadt aufgewachsen, die Port City in allen Belangen unglaublich ähnlich war, mehr oder weniger allein aufgezogen von einer gutherzigen, liederlichen Frau, die eine Seitenstraßenkneipe betrieben hatte. Vor dem Zubettgehen hatte sie ihm immer irgendwelche Schauermärchen von anderen Planeten erzählt.

Der Sontaraner schien geradewegs den Albträumen seiner Kindheit entsprungen zu sein. Er war das Ungeheuer im Wald, im Schrank, unter dem Bett. Er war der Butzemann, der böse Jungen holte.

Kurt war in der Tat ein ziemlich böser Junge gewesen. Und nun hatte ihn der Butzemann erwischt.

Der Sontaraner hob seinen flammenden Blick und starrte Kurt ins Gesicht. »Mein Name ist Steg, ich bin Commander der Sontaranischen Expeditionstruppen und ich leite bis auf Weiteres diesen neu errichteten sontaranischen Außenposten. Beginnen wir mit dem ersten Fall.«

Seine Stimme klang rau und kehlig.

Ein blasser Mann trat zögerlich vor. »Wer sind Sie?«, bellte Steg.

»Ich bin Anwalt und vertrete die Raumhafenbehörde von Jekkar.«

»Fahren Sie fort.«

»Diesen Mann dort kennt man lediglich unter dem Namen Kurt. Er hat eine lange kriminelle Vorgeschichte und ist ein bekannter Schmuggler und Waffenschieber. Er ist ebenfalls der Raumpiraterie bezichtigt worden, aber das wurde nie bewiesen …«

»Seine kriminelle Vorgeschichte interessiert mich nicht«, unterbrach ihn Steg. »Welche Verbrechen hat er hier begangen, auf sontaranischem Boden?«

»Er wurde dabei erwischt, wie er Jekkarta-Gras schmuggeln wollte, direkt vor Ihrer … Ankunft.«

Mit zitternder Stimme las der Beamte Punkt für Punkt Kurts Verstöße gegen das Kolonierecht vor. Die Liste war lang und klang kompliziert.

Steg hörte teilnahmslos zu. Dann dachte er ein, zwei Augenblicke lang nach.

»Schuldig!«

»Jetzt warten Sie doch mal!«, rief Kurt.

Der sontaranische Soldat richtete seinen Blaster auf ihn.

Commander Steg hob die Hand. »Die sontaranische Justiz ist in der ganzen Galaxis hoch angesehen. Der Gefangene möge sprechen.«

»Nun ja«, sagte Kurt und rieb sich die Bartstoppeln, während er versuchte, sich zu sammeln. Und dann, wie so oft in einer Notlage, begann sein Gehirn auf Hochtouren zu arbeiten, und ihm kam ein Geistesblitz.

»Selbst wenn ich geschmuggelt hätte – und ich sag nicht, dass ich’s getan hab, nur damit das klar ist –, was kümmert es die Sontaraner? Was haben Sie damit zu tun?«

Commander Steg betrachtete ihn missbilligend. »Das ist Ihre Verteidigung?«

»Allerdings«, verkündete Kurt trotzig. »Die Straftat – die angebliche Straftat – fand statt, während dieser Planet eine Kolonie der Erde war. Jetzt ist er ein sontaranischer Außenposten. Gibt es bei den Sontaranern irgendwelche Gesetze bezüglich des Exports von Jekkarta-Gras? Das möchte ich stark bezweifeln.« Er verschränkte triumphierend die Arme. »Und damit hat sich die Sache.«

Die kaum vorhandenen Lippen des Sontaraners zuckten – es hätte fast ein Lächeln sein können. »Raffiniert. Äußerst raffiniert. Das glorreiche Sontaranische Imperium verfährt jedoch nach dem Prinzip, die Gesetze besetzter Territorien aufrechtzuerhalten – es sei denn, sie widersprechen den Leitsätzen des sontaranischen Militärkodex.«

»Die da wären?«

»Alles, was nicht explizit erlaubt ist, ist verboten.« Steg schlug mit einer dreifingrigen Hand auf den Tisch. »Der Gefangene wird für schuldig befunden. Er wird im Morgengrauen erschossen.«

»Wegen Schmuggel?«, entfuhr es Kurt. »Ich dachte, Sie hätten vor, die Koloniegesetze zu wahren!«

»So ist es.«

»Nun, das Schlimmste, was man mir bisher für Schmuggelei aufgebrummt hat, war eine Geldbuße. Wie wollen Sie da eine Todesstrafe rechtfertigen?«

»Ganz einfach«, erklärte Steg geduldig. »Sie wurden nach dem Kolonierecht für schuldig befunden, werden aber nach dem sontaranischen Militärkodex bestraft – und da ist die Todesstrafe vorgeschrieben.«

»Fürs Schmuggeln

»Für alles. Nächster Fall.«

Kurt wurde weggezerrt, dann stießen sie den anderen Gefangenen nach vorn.

Diesmal trat ein anderer sontaranischer Beamter vor, um seine Aussage zu machen.

»Dieser Beschuldigte namens Smith hat sich unbefugt im sontaranischen Territorium aufgehalten. Er wird wegen Spionage angeklagt.«

Steg nickte. »Hat der Gefangene Smith etwas vorzubringen?«

»Das habe ich allerdings«, verkündete der Gefangene Smith empört. »Ich bin ein harmloser und unschuldiger Forscher, der die ansässigen Lebensformen studiert. Als ich Port City verlassen habe, war der Planet noch eine Erdkolonie.«

»Und als Sie zurückkehrten, befand er sich unter sontaranischer Herrschaft«, erwiderte Steg. »Da Sie ja ohne jeden Zweifel hier sind, sind Sie praktisch gesehen ein Spion, auch daran besteht kein Zweifel.« Wieder schlug er mit der Hand auf den Tisch. »Schuldig. Wird im Morgengrauen erschossen.«

Der Gefangene Smith war ebenfalls geneigt zu protestieren. »Das ist ungeheuerlich! Wen oder was soll ich denn hier bitte ausspioniert haben? Auf diesem Planeten gibt’s doch nichts, abgesehen von Anthropoiden auf Bäumen!«

»Das sind jetzt aber sontaranische Anthropoiden auf sontaranischen Bäumen«, erklärte Commander Steg. »Alles auf sontaranischem Gebiet wird automatisch als streng geheim eingestuft.«

»Aber sie waren noch keine sontaranischen Anthropoiden, als ich sie studiert habe. Und sie sind es auch jetzt nicht. Die Jekkari sind ein freies Volk.«

»Jetzt nicht mehr«, sagte Commander Steg. Er stand auf und musterte die beiden Gefangenen. »Das Urteil mag Ihnen vielleicht hart vorkommen und in gewisser Weise mag das stimmen. Aber dafür gibt es einen guten Grund.«

»Schön zu wissen«, sagte Kurt. Er nahm an, dass er ohnehin nichts mehr zu verlieren hatte. »Und dürften wir den auch erfahren?«

»Dieser Planet ist nun ein sontaranischer Militäraußenposten und seine Gesetze müssen penibel eingehalten werden. Euer Tod wird anderen als unmittelbares und dramatisches Exempel dienen. Sie mögen zwar unbedeutend sein, aber Sie lassen Ihr Leben im Dienste des Sontaranischen Imperiums. Ich vertraue darauf, dass Sie das auch zu schätzen wissen.«

»Es ist uns ein großer Trost«, sagte der Gefangene Smith höflich.

»Rückt alles in ein völlig neues Licht«, sagte Kurt.

Commander Steg wandte sich um und stapfte aus dem Raum. Zwei Soldaten führten Kurt und den Gefangenen namens Smith ab.

Als sie die Landefläche überquerten, kamen sie nah an einer Gruppe Jekkari vorbei, die unter Aufsicht eines Koloniewächters Trümmer des eingestürzten Gebäudes wegräumten.

Smith stolperte und fiel gegen den nächststehenden Jekkari. Während er sich an seinem dicken, haarigen Arm festklammerte, konnte Kurt sehen, wie der Mann mit flinken Fingern etwas trommelte. Dann zog einer der Soldaten ihn zurück und stieß ihn weiter vorwärts.

Kurt marschierte in der Zelle auf und ab und beschimpfte die Sontaraner nach Strich und Faden. »Dickbäuchige, kartoffelköpfige Mörder. Und das nennen sie Gerechtigkeit!«

Smith saß rittlings auf seiner Pritsche und lauschte ihm mit milder Belustigung. »Sie sollten wenigstens für ein Charakteristikum der Sontaraner dankbar sein.«

»Welches?«

»Ihren ausgeprägten Sinn für Militärtradition. Aus irgendeinem Grund werden Gefangene stets im Morgengrauen erschossen. Wenn sie Gefangene auch zum Tee erschießen würden, wären wir jetzt in Schwierigkeiten.«

»Sind wir das so nicht auch?«, fragte Kurt bitter. »Ich muss schon sagen, Smith, Sie nehmen das alles sehr gelassen hin.«

»Lassen wir das mit Smith, wenn’s Ihnen nichts ausmacht«, sagte der kleine Mann würdevoll. »Sie sollten wissen, dass Sie sich in der Gegenwart von General Smith von der Jekkari-Befreiungsarmee befinden.«

Kurt starrte ihn ungläubig an.

Smith beugte sich vor. »Eigentlich bin ich hier, weil es mir absolut nicht gefallen hat, wie die Kolonisten die Jekkari behandelten. Ich hab aber nicht damit gerechnet, dass die Sontaraner hier einfallen würden. Vielleicht kann ich zwei Unterdrücker mit einer Revolution schlagen.«

»Diese Jekkari«, sagte Kurt langsam. »Das Getippe … Sie haben mit ihnen kommuniziert!«

Smith nickte. »Die Jekkari sprechen nicht, weil sie keine Stimmbänder haben. Sie kommunizieren mittels eines hochkomplexen Zeichensystems.«

»Aber wenn die Jekkari so intelligent sind, wie Sie behaupten, warum machen sie dann die Drecksarbeit für die Kolonisten …« Noch während Kurt fragte, kam er auf die Antwort. »Ja, natürlich …«

»Ganz richtig«, sagte Smith. »Das sind Geheimagenten. Spione, wenn Sie so wollen. Das hat anfangs einige Leben gekostet, aber sobald die Jekkari die Siedler davon überzeugt hatten, dass sie beschränkt und harmlos sind, konnten die kommen und gehen, wie sie wollten. Sie haben die Kolonisten beobachtet, um Schwachpunkte ausfindig zu machen. Die Siedler haben sie getäuscht – mit etwas Glück wird ihnen das auch bei den Sontaranern gelingen.«

Kurt war vor allem daran gelegen, das Ganze hier zu überleben. »Werden sie uns helfen zu entkommen?«

»Sie werden mir helfen«, sagte Smith. »Und Sie können meinetwegen gern mitkommen – dann ärgern sich die Sontaraner.«

»Tausend Dank. Und was machen wir jetzt?«

»Wir warten, bis es dunkel ist.«

Als die Schatten der Nacht sich in der kleinen Zelle ausbreiteten, erklang draußen auf dem Flur ein gedämpftes Pochen. Die schwere Metalltür begann zu knarren, zu ächzen und zu vibrieren. Dann kreischte Metall und die Tür war einfach verschwunden – von außen aus den Angeln gerissen.

Smith und Kurt liefen auf den dunklen Korridor hinaus. Ein massiger Jekkari kauerte über dem Leichnam eines Wächters und wiegte sich bekümmert vor und zurück.

»Er ist bestürzt, weil er aus Versehen einen Wächter umgebracht hat«, flüsterte Smith. »Sie verabscheuen es zu töten.«

Er klopfte schnell etwas auf die Schulter des Jekkaris. Der riesige Anthropoid erhob sich und führte sie den Gang hinunter.

Ein anderer Wächter kam um die Ecke, sah sie und sagte: »Hey …«

Mehr brachte er nicht heraus, dann traf Kurt ihn mit der Handkante an der Kehle. Er zog den Arm zurück und setzte zum zweiten, tödlichen Schlag an, aber Smith packte sein Handgelenk mit überraschend kräftigem Griff.

»Nein! Ich verabscheue es ebenfalls zu töten.«

Smith kniff dem Wächter, der immer noch nach Luft rang, ins Genick, und er sackte in sich zusammen. Kurt fing ihn auf und legte ihn auf den Boden. Er rieb sich das Handgelenk. Der kleine Smith war stärker, als er aussah.

Sie bewegten sich quer über den dunklen, stillen Landeplatz auf Kurts Frachter zu.

»Sie fliegen das Ding allein?«, fragte Smith.

Kurt nickte. »Ich hab’s für Ein-Mann-Betrieb umrüsten lassen. Partner verringern nur den Profit.«

»Dann sollten Sie an Bord gehen und starten. Ich glaube nicht, dass die Sontaraner Ihnen folgen werden. Viele sind noch mit der Unterwerfung von Port City beschäftigt. Die wenigen, die zurückgeblieben sind, werden in der Kommandozentrale bald eine böse Überraschung erleben. So leicht, wie die Sontaraner sich das vorstellen, werden sie es mit diesem Planeten nicht haben.«

Eine raue Stimme erklang, als wollte sie ihn Lügen strafen: »Halt!«

Ein sontaranischer Soldat trat mit gezücktem Blaster aus dem Schatten. Kurt, Smith und der Jekkari erstarrten.

»Sie sind alle meine Gefangenen. Kehren Sie sofort um! Wenn Sie sich widersetzen, werden Sie sterben.«

Kurt stellte fest, dass ihm der Gedanke, sich wieder einsperren zu lassen, absolut unerträglich war. Er machte sich für einen verzweifelten Angriff bereit. Wenn er nur diesen Blaster in die Finger bekam …

Smith legte ihm die Hand auf den Arm.

Ein gewaltiger, dunkler Umriss tauchte hinter dem Sontaraner auf. Riesige Hände packten ihn, hoben ihn hoch in die Luft – und schleuderten ihn dann, den Kopf voran, so hart auf den Boden, dass man seinen Schädel zerspringen und sein Genick brechen hörte.

Kurt stieß ein langes, zittriges Seufzen aus. »Haben Sie nicht gesagt, die töten nicht gern?«

»Das stimmt auch«, sagte Smith traurig. »Aber jetzt können sie es, wenn es sein muss. Das musste ich ihnen erst beibringen«

Kurt drehte am Metallrad der Einstiegsluke zu seinem Schiff.

»Wo wollen Sie hin? Ich nehm Sie gerne mit.« Dann überrollte ihn eine Welle von Dankbarkeit und er wurde übermütig. »Was soll’s, ich geb Ihnen sogar die Hälfte des Profits dieser Fahrt … na ja, ein Drittel zumindest …«

Smith lächelte und schüttelte den Kopf. »Behalten Sie Ihr Geld, Kurt. Wenn es genug ist, werden Sie ja vielleicht sogar ehrlich.«

»Und wie wollen Sie hier wegkommen?«

»Ich hab mein eigenes Transportmittel, im Wald versteckt. Außerdem reise ich noch nicht ab. Ich hab hier noch was zu erledigen.«

Kurt öffnete die Luke. »Wie Sie wollen.« Er hielt inne und blickte den seltsamen kleinen Mann an, der von seinen beiden riesigen Verbündeten flankiert wurde.

»Ich stehe tief in Ihrer Schuld, Smith. Ich bin ein ehrlicher Verbrecher und bezahle immer meine Schulden. Wenn Sie mal irgendwas brauchen, egal wo oder wann, sagen Sie einfach Bescheid.« Er grinste. »John Smith! Sie haben mir nicht mal Ihren echten Namen verraten.«

»Den kennen nur wenige. Nennen Sie mich einfach Doktor.«

Der Doktor wandte sich um und verschwand mit den Jekkari in die Dunkelheit.

Kurt kletterte in sein Schiff, verschloss die Luke und stieg die Leiter zum Cockpit hinauf. Er betete, dass die uralten Motoren ausnahmsweise mal sofort anspringen würden.

Und dieses eine Mal taten sie es. Schmugglerglück, dachte Kurt, während sein alter Frachter schwerfällig in den Himmel aufstieg. Na, das wurde ja auch Zeit.

Er gab den Kurs in den Autopiloten ein, holte eine Flasche Jekkar-Brandy aus einem Spind und nahm einen großen Schluck.

Während sich die tröstliche Wärme in ihm ausbreitete, dachte er über den Doktor nach. Er fragte sich, ob dieser komische Kauz überleben würde.

Schließlich kam er von dem Gedanken ab und begann stattdessen damit, seinen Profit zu überschlagen. Es mussten Millionen sein. Vielleicht würde er tatsächlich von jetzt an sauber bleiben können, so wie es der Doktor vorgeschlagen hatte. Ob ihm so ein Leben gefallen würde? Wo würde er seinen Nervenkitzel herbekommen? Er musste wohl irgendeinen Oberschichtsport anfangen – Solarjachtrennen oder so was.

Am Waldrand blieb der Doktor stehen, blickte in den Himmel und hob die Hand zum Abschied. Ein netter Bursche, dieser Kurt.

Es war doch höchst seltsam, überlegte er, dass er mit Gaunern und Gesindel besser auskam als mit Feldmarschällen, hohen Beamten und anderen Würdenträgern. Sonst wäre er wohl auch noch Lord Präsident von Gallifrey.

Er dankte dem Schicksal für seinen schlechten Geschmack und schaute zu seinen beiden gorillaartigen Freunden auf.

»Ich Doktor, ihr Jekkari«, sagte er. »Ob mir ein Lendenschurz wohl stehen würde?«

Die Jekkari musterten ihn höflich und wirkten verwirrt.

Der Doktor lächelte und folgte ihnen in den finsteren Wald hinein.

ERSTES BUCH

ANFÄNGE

1

RIPPER

Überall in Megacity sprach man davon.

In den Penthousewohnungen, wo die Bonzen lebten, hoch über dem Gestank, dem Schmutz und dem Smog der Straßen, in den Bars des Stadtzentrums, wo die Schlitzohren und Dealer ihre Pläne schmiedeten, und in den schäbigen Spelunken der florierenden Unterwelt.

Jemand stellte Fragen. Zwei Personen, um genau zu sein. Sie waren Menschen oder zumindest humanoid; ein großer, blonder Mann und eine kleine, dunkelhäutige Frau. Sie waren einer Spur bis auf diesen Planeten gefolgt. Es ging um einen großen Fisch.

Die Gerüchte wurden immer weiter ausgeschmückt. Wer etwas zu verbergen hatte – also praktisch jeder –, fing rasch an, nervös zu werden. Ob korrupte Politiker oder Straßenräuber in irgendwelchen Hintergassen – alle hatten plötzlich ein gemeinsames Ziel: herausfinden, was die Fremden wollten, und verhindern, dass sie es bekamen. Zumindest nicht, ohne teuer dafür zu bezahlen – zum Beispiel mit ihrem Leben.

Megacity war ein Albtraum für Schiedsrichter, überlegte Roz Forrester, während sie bei einem überteuerten Frühstück in einem geschmacklos dekorierten und kostspieligen Hotel saß. Sie kannte Korruption, hatte ihretwegen den Dienst quittiert, obwohl die Arbeit ihr alles bedeutet hatte; aber dabei hatte es sich wenigstens um Korruption in einem einigermaßen ehrlichen System gehandelt.

Hier in Megacity war Korruption das System.

Die Stadt bedeckte den größten Teil von Megerra – wohl einer der hässlichsten Planeten, auf den es einen verschlagen konnte. Nichts weiter als eine große Kugel aus Fels und Dreck im Weltraum – aber eine von unermesslichem Wert. Megerra war verblüffend reich an Mineralien, es gab riesige Vorkommen von Gold, Silber, Eisen, Nickel und Uran.

Die Bergbaufirmen der Erde hatten ihn unter sich aufgeteilt und waren nach wie vor damit beschäftigt, ihn auszuschlachten.

Megerra war mit Minen überzogen, mit Fabriken und Werkstätten – und natürlich mit Megacity, wo die Einwohner lebten, arbeiteten, sich vergnügten und sehr häufig ihr Leben ließen. Die gigantische Stadt war ein gefährlicher Ort.

Das Rennen um den Abbau der Mineralien hatte einen Wirtschaftsboom ausgelöst. Minenarbeiter und Ingenieure waren aus der ganzen Galaxis herbeigekommen. Mit dem Geld, das sie hier machten, zogen sie Scharen von Glücksspielern, Huren, Drogendealern und einfachen Dieben an, die es ihnen abnehmen wollten.

Man kam nach Megerra, um schnell reich zu werden und dann wieder zu verschwinden. Solange man jedoch hier war, musste man essen, trinken und sich amüsieren. Megacity bot etwas für jeden erdenklichen Geschmack, und zwar rund um die Uhr. Hier war nahezu alles möglich – solange es nicht den Abbauprofit minderte oder die Produktion verlangsamte.

Und so war Megerras zweite Industrie entstanden: der Tourismus. Die Geschäftsleute, die den Planeten verwalteten, leiteten Megerra als eine einzige große Stadt. Die Unterhaltungseinrichtungen, die ursprünglich für die Minenarbeiter und Ingenieure entworfen worden waren, sprachen auch andere an, und so verbreitete sich die Kunde, dass man in Megacity ordentlich Spaß haben konnte, ohne dass man allzu viele unbequeme Fragen gestellt bekam. Also strömten die Touristen von primitiven wie auch von fortschrittlicheren Planeten herbei.

In Megacity waren alle auf Geld aus.

Roz hatte einen Hotelangestellten bestechen müssen, damit er ihre Reservierung überhaupt gelten ließ, und sie hatte dafür zahlen müssen, von einem Zimmer, das auf die laute Hauptgeschäftsstraße hinausging, in ein ruhigeres auf der Rückseite umziehen zu dürfen. Alles hat seinen Preis, dachte sie säuerlich.

Sie schaute auf, als ein gut aussehender blonder, blauäugiger Riese auf ihren Tisch zukam: Chris Cwej, ihr ehemaliger Kollege bei der Gilde der Schiedsrichter und gegenwärtiger Partner – rein professionell, unabhängig davon, was er sich vielleicht erhoffte. Normalerweise sah er immer unverschämt zufrieden und gesund aus, insbesondere früh am Morgen. Heute jedoch, stellte Roz schadenfroh fest, hatte er dunkle Ringe unter den Augen und seine helle Haut wies zweifellos einen Stich ins Grüne auf.

Chris nickte vorsichtig und setzte sich zu ihr. Der Stuhl war, wie die meisten, ein gutes Stück zu klein für ihn.

Roz hatte zehn Minuten damit verbracht, mit böser Miene und ungehaltenem Knurren auf den Tisch zu hämmern, um die Bedienung mit den langen Beinen, dem kurzen Rock, den voluminösen Haaren und den großen Brüsten auf sich aufmerksam zu machen; nun stand sie plötzlich neben Chris und hielt ihm ihr Dekolleté ins bleiche Gesicht.

»Großes Frühstück mit allem?«, schnurrte sie. »Ein so großer Mann wie Sie muss ja bei Kräften bleiben.«

»Probier doch die gemischten Meeresfrüchte«, schlug Roz mit unschuldiger Miene vor. »Baby-Sandechsen, Tintenfisch, Meeresschnecken mit Honig und frittierter Aal.«

Chris schauderte und schüttelte den Kopf. Er schaute auf, ließ den Blick hastig weiter nach oben wandern, bis er ihre Augen gefunden hatte, und sagte verzweifelt: »Nur Tee. Haben Sie irgendeinen Kräutertee?«

»Ich bringe Ihnen eine Tasse Materra«, gurrte die Bedienung verführerisch. »Extra von Rigel IV importiert. Soll eine aphrodisierende Wirkung haben.«

»Du verschwendest deine Zeit, Schwester«, sagte Roz. »Damit es ihm, oder dir, was bringt, müsste der Tee schon eher Tote wieder zum Leben erwecken können.« Die Bedienung bedachte sie mit einem mordlüsternen Lächeln, dann stolzierte sie davon. Roz lehnte sich zurück und musterte ihren unglücklichen Begleiter.

»Und was machen wir noch gleich, wenn wir auf einem fremden Planeten sind?«, fragte sie in belehrendem Ton. »Die ersten paar Tage lassen wir uns unsere Spritzen verpassen, schlucken brav unsere Pillen und essen fade Nahrung, bis sich unser System beruhigt und angepasst hat.«

»Lass mich in Ruhe«, sagte Chris schwach.

Roz fuhr gnadenlos fort: »Wir gehen nicht ins einzige Restaurant der Stadt, das ureigene, traditionelle Küche bietet, und verderben uns mit Fugorafischeintopf den Magen.«

»Das ist aber die Spezialität dieses Planeten«, wandte Chris ein. »Man kriegt sie nur hier auf Megerra. Seit die Ureinwohner ausgestorben sind, weiß kaum noch jemand, wie man das Zeug macht.«

»Fugorafischeintopf ist wahrscheinlich der Grund, dass sie ausgestorben sind. Du siehst selbst wie ein Toter aus.«

»Mir geht’s gut«, beharrte Chris. »Die Pillen wirken schon.«

Die Bedienung brachte ihm ein großes Glas Kräutertee und lächelte ihn strahlend an. Vorsichtig nippte Chris an dem strohfarbenen Getränk.

»Ich weiß nicht, was dir zuerst den Garaus machen wird«, sagte Roz müde. »Die außerirdische Küche oder die verrückten Pläne des Doktors.« Sie seufzte. »Wir sollten uns wieder unter die Leute mischen. Auch wenn ich keine Ahnung hab, was uns das hier bringen soll …«

Sie hatten schon einige Tage damit verbracht, auf den Straßen von Megacity nach einer Spur zu suchen. Das Ganze kam Roz wie eine schier unlösbare Aufgabe vor. Gute Polizeiarbeit wurde eigentlich immer von Ortsansässigen geleistet: Sie kannten das Revier, die Plaudertaschen, die Drahtzieher und die Verbrechensmuster. Es war schlimm genug, in einer unbekannten Stadt zu sein, doch in einer unbekannten Stadt, die den größten Teil eines unbekannten Planeten bedeckte, hatten sie so gut wie keine Chance.

»Nicht verzagen«, meinte Chris. »Ich glaub, ich habe einen neuen Hinweis aufgeschnappt. Kam heute Morgen in den Nachrichten.«

»So schnell? Der verschwendet keine Zeit, wenn’s ans Morden geht, oder?«

Chris zuckte mit den Schultern. »Wie’s aussieht, braucht er jetzt Bargeld, eine neue Identität und eine Bleibe. Und er hat nur eine Methode, sich das alles zu verschaffen. Darum will der Doktor wohl auch, dass wir ihn uns schnappen.«

»Der Doktor möchte, dass wir ihn finden«, korrigierte ihn Roz. »Wir sollen ihn aufspüren und ihm folgen, ohne ihm dabei auf die Füße zu treten. Klappt nicht allzu gut, oder?«

»Auf Formalhaute 4 hätten wir ihn fast gehabt.«

»Wir hätten ihn auf vielen Planeten fast gehabt. Aber am Ende folgen wir immer wieder einer Spur aus Leichen.«

»Diesmal kriegen wir ihn«, sagte Chris zuversichtlich.

Hach, die Jugend, dachte Roz. Sie warf ein halbes Vermögen auf den Tisch und stand auf. »Na, dann lass uns mal loslegen.«

In Megacity herrschte fortwährend Nacht – oder vielmehr wurde auf künstliche Weise dafür gesorgt, dass eigentlich immer Tag war. Die Sonne des Systems war für sich genommen schon schwach genug, doch wegen des Smogs bekam man sie ohnehin nie zu sehen. In der ganzen Stadt waren die Schaufenster stets hell erleuchtet, die sich ständig verändernden Werbetafeln und die Schilder der Bars und Kasinos strahlten rund um die Uhr. Die Minenarbeiter arbeiteten in Schichten und mussten zu jeder Tages- und Nachtzeit die Möglichkeit haben, zu essen, zu trinken und sich zu vergnügen.

Roz und Chris blickten sich auf der geschäftigen Straße um. Fußgänger bewegten sich in Scharen auf den unebenen Gehwegen entlang. Die Straße selbst war zerfurcht und voller Schlaglöcher – offenbar hatte städtische Instandhaltung in Megacity keine hohe Priorität. Die meisten Minenarbeiter waren humanoid und vom Körperbau her meist klein und kräftig. Mit ihren breiten Schultern, den gekrümmten Beinen und den narbigen Gesichtern wirkten sie auf Roz wie Zwerge oder Trolle.