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JESSICA PAN

DER GUIDE FÜR
INTROVERTIERTE,

UM EIN ANGSTEINFLÖSSEND ABENTEUERLICHES LEBEN ZU FÜHREN

JESSICA PAN

DER GUIDE FÜR
INTROVERTIERTE,

UM EIN ANGSTEINFLÖSSEND ABENTEUERLICHES LEBEN ZU FÜHREN

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

info@mvg-verlag.de

1. Auflage 2020

© 2020 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2019 bei Doubleday, einem Imprint von Transworld Publishers, unter dem Titel Sorry I’m Late, I Didn’t Want to Come. © 2019 by Jessica Pan. All rights reserved.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Übersetzung: Alexandra Kay

Redaktion: Carina Heer

Umschlaggestaltung: Karina Braun

Umschlagabbildung: shutterstock.com/GoodStudio

Satz: Röser MEDIA, Karlsruhe

Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-7474-0196-5

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96121-554-6

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96121-555-3

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.mvg-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Für Ian –
Wǒ ài nǐ

Inhaltsverzeichnis

Hinweis der Autorin

Einleitung

Die Sauna oder Der absolute Tiefpunkt

Gespräche mit Fremden oder Neue Leute

Zitternd im Rampenlicht oder Lampenfieber

Herzprobleme: ein Zwischenspiel aus dem wahren Leben

Die Suche nach der Richtigen oder Freundschaftsdates

Menschenmengen oder Netzwerken

Die Hochzeit in Deutschland: ein Zwischenspiel aus dem wahren Leben

Im freien Fall oder Improvisation

Der Mount Everest oder Stand-up-Comedy, Runde I

Gespräche mit Männern: ein Zwischenspiel aus dem wahren Leben

Im Wolkenschloss oder Allein auf Reisen

Schottenhölle oder Stand-up-Comedy, Runde II

Introvertierte im Wald: ein Zwischenspiel aus dem wahren Leben

Erlösung oder Stand-up-Comedy, Runde III

Zu Tisch oder Die Dinnerparty

Introvertiert. Extrovertiert. Konvertiert?

Ein Wort zu Introversion

Quellenverzeichnis

Danksagung

Hinweis der Autorin

Damit wir uns richtig verstehen: Ich bin nicht der Meinung, dass irgendjemand – egal ob introvertiert, extrovertiert oder was auch immer – geheilt werden muss. Aber ich war für eine Weile eine unglückliche Introvertierte, und ich wollte wissen, wie sich mein Leben verändern würde, wenn ich ein Jahr lang neue Dinge tue, die mir bisher Angst gemacht haben. Dieses Buch beschreibt, was dann passierte. Viel Spaß mit meinen Albträumen.

Einleitung

Es gibt zwei verschiedene Arten von Menschen auf der Welt. Die, die Filmaufnahmen vom Glastonbury Festival anschauen, als handelte es sich um einen Horrorfilm, die Decke bis zum Hals hochgezogen beim Anblick des matschigen Höllenlochs. Erleichtert seufzen sie auf. Erfüllt von reiner Freude, nicht dort zu sein, genießen sie das Glück, auf dem Sofa zu liegen, anstatt von Tausenden schwankenden, lauten, betrunkenen Menschen mit vollen Blasen und fettigem Haar umringt zu sein.

Und dann gibt es die Menschen, die nach Glastonbury fahren. Ich gehöre nicht zu ihnen.

Meine Unifreunde organisierten an meinem zweiundzwanzigsten Geburtstag eine Überraschungsparty für mich in meinem Zimmer. Als alle aus ihren Verstecken hervorsprangen, brach ich in Tränen aus. Alle dachten, ich würde vor Rührung weinen. Tatsächlich weinte ich vor Entsetzen – zum ersten Mal seit Monaten übrigens nicht, weil mein Spanischlehrer meine Liebe nicht erwiderte. Gute Freunde, Familienmitglieder und Bekannte saßen direkt auf meinem Bett – zufällig der Ort, wohin ich mich vor diesen guten Freunden, Familienmitgliedern und Bekannten flüchtete.

Ich hatte kein Versteck mehr. Sie waren hier für eine Party. Wann würden sie gehen?

Irgendwann schaltete ich einfach alle Lampen an und wartete darauf, dass sie es schnallten.

Wenn du bist wie ich, dann weißt du, wie es ist, Angst vor der eigenen Geburtstagsparty zu haben. Du hast Angst davor, Reden zu halten, an Team-building-Maßnahmen teilnehmen zu müssen und vor jedem einzelnen Silvesterabend.

Ich bin introvertiert. Genau genommen bin ich introvertiert und schüchtern (mehr dazu später), und jede schüchterne Introvertierte, die was auf sich hält, hat schon die folgenden Dinge getan: ein klingelndes Telefon quer durchs Zimmer gefeuert, Krankheiten vorgetäuscht, eine Netzwerk-Veranstaltung sofort fluchtartig wieder verlassen, so getan, als spräche sie die Landessprache nicht, wenn sie in einer Bar angebaggert wird. Letzteres ist eine Taktik für Fortgeschrittene, aber die effektivste der genannten Maßnahmen. Die anderen sind einfach notwendige Überlebensfertigkeiten. Außerdem haben wir es ziemlich drauf, Augenkontakt zu vermeiden, um Menschen davon abzuhalten, uns anzusprechen. Ich nenne das die »toten Roboteraugen«.

Ich schätze, 90 Prozent meiner Bekannten wissen nicht mal, dass ich introvertiert bin, weil ich mir große Mühe gebe, es zu verstecken. Einen trinken nach der Arbeit? Sorry, hab’ was vor. Mittagessen beim Italiener? Ich kann nicht, ich bin schon verabredet (mit meinen Ramen-Nudeln in herrlicher Einsamkeit). Meine Kollegen halten mich im Büro für ein wenig geistesabwesend und ansonsten für jemanden mit sehr ausgefülltem Sozialleben und schrecklicher Gesichtsblindheit.

Jetzt, da ich älter und weiser bin, wecke ich jedes Jahr an meinem Geburtstag meinen Mann Sam vorsichtig auf und flüstere ihm ins Ohr: »Wenn du mir eine Party schmeißt, ermorde ich dich.« Er nickt dann immer im Halbschlaf folgsam. Allerdings kann er meine Haltung nicht wirklich nachvollziehen, denn er ist ein völlig anderer Typ – ein ruhiger Mensch, der aber gern in eine volle Kneipe oder auf Festivals geht. Doch er hat sich daran gewöhnt, dass Ausgehen bei uns meistens damit endet, dass ich ihm zuzische »Hol meine Jacke und wir treffen uns draußen!« und auf den Hinterausgang zustürze, um einem betrunkenen Junggesellinnenabschied auszuweichen, der gerade die Bar betreten hat.

Sam spielt da mit, aber die genauen Details dessen, was mir Angst macht, sind ihm ein Rätsel. Er versteht zum Beispiel nicht, warum ich Hunde Menschen vorziehe. Dabei liegt das doch auf der Hand. Mit Hunden muss man keinen Smalltalk machen, sie beurteilen einen nicht und sie summen auch nicht neben einem, während man versucht zu arbeiten. Sie fragen nicht, wann man denn vorhabe, Kinder zu bekommen. Sie husten einen nicht an. Für Sam hingegen haben Hunde wilde Augen, könnten einen mit ihren dreckigen Pfoten einsauen und überdies jederzeit angreifen – so ähnlich empfinde ich Menschen gegenüber.

Ich war davon ausgegangen, dass mein Leben als schüchterne Introvertierte einfach bis in alle Ewigkeiten so weitergehen würde. Dann aber geschah etwas Außergewöhnliches: Ich fand mich gewandet in einen schwarzen Jogginganzug in einer Sauna wieder mit einem Exemplar der Men’s Health in der Hand. Weinend beschimpfte ich eine Angestellte.

Das ist die kurze Version.

Etwas musste sich ändern.

Manche Leute können sich gut mit Fremden unterhalten, neue Beziehungen aufbauen und auf Partys ihren neuen besten Freund kennenlernen. Ich kann andere Dinge gut, zum Beispiel mich blass in dunklen Ecken herumdrücken. In Sofaecken verschwinden. Früh abhauen. In öffentlichen Verkehrsmitteln so tun, als ob ich schlafe.

Fast ein Drittel der Bevölkerung (mindestens, kommt auf die Studie an) bezeichnet sich als introvertiert, also trifft das alles vielleicht auch auf dich zu. Wenn wir uns auf einer Party träfen, aus der wir uns beide nicht rauswinden konnten, kann es sein, dass wir beim Verstecken in der Küche aufeinandertreffen und über die Käseplatte hinweg Gemeinsamkeiten entdecken.

Über die Frage, wie eigentlich Introversion und Extraversion zu definieren sind, wird hitzig debattiert. Die allgemein akzeptierte Definition ist, dass Introvertierte ihre Energie aus dem Alleinsein ziehen, während Extrovertierte die ihre aus dem Zusammensein mit anderen Menschen holen. Psychologen diskutieren aber oft zwei weitere damit in Zusammenhang stehende Parameter: schüchtern versus kontaktfreudig. Ich hatte immer angenommen, dass alle Introvertierten schüchtern sind, aber offenbar sind manche Introvertierte in Gruppen sehr selbstbewusst oder können supersouverän Präsentationen halten. Sie sind aber trotzdem introvertiert, weil sie Sinnesreize und viele Menschen nicht lange vertragen.1

Ich dagegen bin schüchtern: Ich habe Angst vor Fremden, davor, im Mittelpunkt zu stehen, und ich brauche Zeit zur Regeneration, wenn ich mit vielen Menschen zusammen gewesen bin. Außerdem hasse ich Menschenmengen. Ich bin, wie es ein Artikel definierte, eine »sozial unsichere Introvertierte«. Ich werde mich künftig eine »schüchterne Introvertierte« oder »Schintrovertierte« nennen.

Ich weiß nicht, ob Schintrovertierte so geboren werden oder erst später dazu werden, aber meine Neigung zeigte sich schon sehr früh. Ich wuchs in einer Kleinstadt in Texas auf und vermied es, auf Geburtstagspartys zu gehen, tat, als wäre ich krank, um in der Schule um ein Referat herumzukommen, und fantasierte abendelang in meinem Tagebuch von einem Paralleluniversum, in dem die Interaktion mit Menschen und gelegentliches im-Mittelpunkt-der-Aufmerksamkeit-stehen kein absoluter Albtraum waren.

Als Kind verstand ich nicht, warum ich das Leben so anders empfand als meine extrovertierte Kernfamilie. Mein Vater stammt aus China und meine Mutter ist amerikanische Jüdin und beide lieben zwei Dinge über alles: chinesisches Essen und neue Leute kennenlernen. Meine Brüder wiederum luden andauernd Freunde in großen Gruppen zu uns nach Hause ein, und die blieben auch noch stundenlang. Anfangs dachte ich, sie würden das alles auch hassen und könnten es nur besser verbergen. Später grübelte ich verwirrt: Warum waren sie gerne in großen Gruppen mit neuen Leuten unterwegs, verbrachten lange Stunden miteinander und schmissen Geburtstagspartys und ich nicht? Ich dachte, mit mir wäre etwas ganz und gar nicht in Ordnung.

Gleichzeitig träumte ich als Kleinstadt-Mädchen von einem größeren Leben voller neuartiger Erfahrungen. Zugleich konnte ich mir diese Art von Leben da, wo ich war, nicht vorstellen. Ich wollte ein neues unbeschriebenes Blatt. Woanders komplett neu anfangen, wo mich keiner kannte. Ich versuchte es in Peking, dann in Australien, und schließlich in London, wo ich jetzt lebe.

Eines änderte sich jedoch nicht auf all meinen Wegen: Egal, wie weit weg von zu Hause ich war, ich blieb trotzdem letztlich dieselbe. Eine Schintrovertierte. Ob chinesische Dumplings, Garnelen vom Grill, Scones mit Sahne – die Schintrovertierte isst allein in der Ecke. Die Verbotene Stadt, das Opernhaus in Sydney, der Tower of London – die Schintrovertierte drückt sich in den Ecken herum. Ich hatte gehofft, dass die fremden Länder mir die Schintroversion austreiben würden, aber ebenso wie mein Hautekzem gedieh sie in allen klimatischen Verhältnissen.

Und dann kam die »Leise Revolution«, ausgelöst von Susan Cains Bestseller 2012. Auf seinen Seiten las ich, dass von drei Personen eine bis zwei introvertiert ist. Und dass daran nichts falsch ist. Dass Introvertierte, um es zusammenzufassen, sich gut konzentrieren können, die Einsamkeit genießen, Smalltalk nicht mögen, Vier-Augen-Gespräche schätzen und es vermeiden, in der Öffentlichkeit zu sprechen. Schüchterne, empfindsame Stubenhocker, ja? Da kann ich die Hand heben!

Das zu lesen, war eine derartige Erleichterung, dass ich beschloss, diese Seite von mir anzunehmen. Anstatt mich selbst niederzumachen, weil ich nicht anders war, beschloss ich, den Menschen zu feiern, der ich war. Schließlich hatte meine Veranlagung auch so viele positive Seiten. Sie war einer der Gründe, warum ich Autorin geworden war, und sie hatte zur Folge, dass ich damals zwar nur einen äußerst kleinen Freundeskreis, darin aber sehr enge Bindungen hatte.

Dann ging innerhalb eines Jahres alles den Bach runter. Ich wurde arbeitslos und meine engsten Freunde zogen weg. Meine Karriere befand sich in einer Sackgasse, ich war einsam, ich hatte den Spaß am Joggen verloren. Ich hatte keine Ahnung, was ich mit meinem Leben jetzt anfangen sollte. Um ehrlich zu sein, hätte ich gerne den alten Trick angewendet: ein Flugzeug besteigen und woanders neu anfangen, vielleicht diesmal als jemand namens Francesca de Lussy. Aber es war offensichtlich, dass ich nicht die Persönlichkeit, das Selbstvertrauen oder die erforderliche Sammlung an Hüten hatte, um das durchzuziehen.

Ich hatte sehr viel Zeit, um herumzusitzen und nachzudenken: Was wollte ich wirklich im Leben? Eigentlich wollte ich einen Job, neue Freunde, mit denen mich wirklich etwas verband, und mehr Selbstvertrauen. War das zu viel verlangt? Sicher nicht. Was machten also all die Leute da draußen, die Jobs und gute Freunde und ein erfülltes Leben hatten, anders? Letztlich, und das machte mir Angst, wurde mir klar: Sie machten neue Erfahrungen, gingen Risiken ein, knüpften neue Verbindungen. Sie waren da draußen in der Welt unterwegs, sie lebten in ihr, anstatt sie von außen anzustarren.

Ich hörte einmal mit, als meine ehemalige Kollegin Willow von ihrer Reise nach New York erzählte. Willow hatte den Hund einer Fremden im Prospect Park gestreichelt: Sie verbrachte letztlich den ganzen Tag mit der Frau, hing mit ihr bis vier Uhr früh in einem Jazzclub ab und landete schließlich durch Bekannte der Dame in ihrem Traumjob. Ihren Freund hatte sie auf einem Festival in der Schlange vor dem Klo kennengelernt. Dass sie Hypoglykämie hat, fand sie heraus, als sie sich auf einer Party mit einem Arzt unterhielt. Ihr ganzes Leben ist beeinflusst von solchen Zufallsbegegnungen, einfach weil sie mit Leuten, die sie gerade kennengelernt hat, redet und ihnen zuhört, anstatt mit Höchstgeschwindigkeit Reißaus zu nehmen und dabei zu murmeln: »Ich spreche kein Englisch!«

Was würde wohl passieren, wenn ich die Türen in meinem Leben weit aufreißen würde? Würde es sich zum Besseren verändern?

Ich hatte zwar akzeptiert, dass ich war, wie ich war, doch ich war an einem Punkt angelangt, an dem es mich nicht mehr glücklich machte. Ich begann mich zu fragen, was ich wohl verpasste. Wenn man etwas oder jemanden definiert, limitiert man es oder diese Person gleichzeitig. Meine Sicht auf mich war eine selbsterfüllende Prophezeiung. »Rede? Ich halte keine Reden« oder »Partys? Ich gebe keine Partys«. Ich akzeptierte mich, wie ich war. Gleichzeitig sehnte ich mich nach neuen Erfahrungen, war aber zu ängstlich, mich meinen Ängsten zu stellen und nach draußen zu gehen, um diese neuen Erfahrungen zu machen.

Während meines Psychologiestudiums hatte ich einen Kurs in Neurowissenschaften belegt, unter anderem weil mich interessierte, wie viel an unserem Verhalten angeboren und wie viel anerzogen ist. Aber jetzt war ich erwachsen, und die Frage war, wie stark ich mich durch neue Erfahrungen verändern konnte.

Ein berühmtes Shakespeare-Zitat lautet: »Sei dir selbst treu«. Ja. Aber ich wollte nicht auf alle Ewigkeit durch meine Unsicherheiten und Ängste gefesselt sein. Ich wollte nicht verkümmern. Wir sind Menschen. Wir können uns entwickeln und verändern.

Nachdem mir das einmal klargeworden war, sagte eine kleine Stimme in meinem Kopf: »Zur Hölle mit dieser Scheiße!« Ich hatte das Etikett »introvertiert« als Vorwand benutzt, mich vor der Welt zu verstecken. Ich hatte mich an meinen Schintrovertierten-Status geklammert und es mir dadurch fast unmöglich gemacht, das zu haben, wonach ich mich sehnte – eine Karriere, die mir etwas bedeutete, neue und tiefe Beziehungen, Freundschaften voller Freude und Lachen sowie Erlebnisse, die ich nicht peinlich genau vorausgeplant hatte.

Ich war eine Introvertierte, die in einem Loch saß. Ich saß dort nicht, weil ich introvertiert war. Es gibt viele glückliche Introvertierte, die ein gutes Leben haben. Aber ich wollte raus aus diesem Loch – ich war mir sicher, dass mein Leben größer sein konnte, als es gerade war, und dass mich das glücklicher machen würde.

Aber damit das passieren konnte, musste sich etwas ändern.

Die zentrale Frage lautete: Was würde passieren, wenn eine schüchterne Introvertierte wie ich ein Jahr lang wie eine kontaktfreudige Extrovertierte lebte? Wenn sie sich bewusst und willig der Art von bedrohlichen sozialen Situationen aussetzte, die sie normalerweise um jeden Preis vermeiden würde?

Würde sich ihr dann eine Welt voller lebensverändernder Erfahrungen eröffnen?

Oder würde sie in den Wäldern enden, nur Wurzeln essen und mit den Wölfen sprechen, bis sie an Unterernährung sterben würde, allein, aber unterschwellig glücklich, weil sie nie wieder Smalltalk über Bitcoins führen müsste?

Es war einen Versuch wert.

Die Sauna
oder
Der absolute Tiefpunkt

Mein Mann ist Brite, ich bin Amerikanerin. Ich habe ihn in Peking kennengelernt, auf die wohl wahrscheinlichste Art, auf die sich zwei schüchterne Menschen kennenlernen können: bei der Arbeit. Wir flirteten per Messenger von Schreibtisch zu Schreibtisch, ohne Augenkontakt. Sam und ich arbeiteten bei derselben Zeitschrift und zum ersten Mal fühlte ich mich in der Gegenwart eines Menschen, den ich attraktiv fand, völlig entspannt. Nachdem wir es endlich geschafft hatten, direkt miteinander zu reden, zogen wir nach Australien, heirateten schließlich und bezogen irgendwann eine kleine Wohnung in Islington im Norden Londons.

Ich hatte beinahe drei Jahre gebraucht, um mich an Peking zu gewöhnen, eine Stadt, in der die Einheimischen einem fortwährend mitteilen, was sie von einem halten. Der Besitzer des Teeladens? Er fand mich zu dick. Meine Vermieterin? Sie fand mich zu dünn. Mein Obsthändler? Er fand, ich tränke nicht genug heißes Wasser. Korrektur, das fanden alle.

Die Einheimischen fragten mich auch, wie viel ich als Zeitschriftenredakteurin verdiente (nicht sehr viel) oder warum ich in einer großen dreckigen Stadt nur leichte Flipflops trug (ich war jung und dumm) oder warum ich so verbraucht aussähe (mal was von der Luftverschmutzung in Peking gehört?). Aber zumindest wusste ich immer, woran ich mit ihnen war.

Danach nahm ich an, dass es ein Kinderspiel sein würde, sich in Groß-britannien einzuleben, einem Land ohne Sprachbarriere. Außerdem hatte ich dort einige alte Freunde, und ich würde Sam bei mir haben. Nach meinen chaotischen drei Jahren in China war ich von London überwältigt. Es gab dort Grün! Ordentliche Schlangen! Toiletten mit Klobrillen! Ich bewunderte die Auswahl an Schokoriegeln und Chips in einem riesigen Supermarkt und war ganz euphorisch. Ich hätte am liebsten die ganze Stadt umarmt. Ich wollte von London so geliebt werden, wie ich es liebte.

London liebte mich nicht.

Gleich am Anfang stahl London (naja, ein Londoner) meinen Geldbeutel und mein Visum und damit mein Recht, in Großbritannien zu arbeiten. Wenn London vorhatte, mir weh zu tun, dann tat es das in sehr passiv-aggressiver Weise, denn ohne mein Visum konnte ich das Land auch nicht verlassen. Es ließ mich nicht gehen, aber auch nicht arbeiten.

Und das war erst der Anfang. Als eine Frau sich in der U-Bahn bei mir bedankte, weil ich meine Tasche vom Sitz geräumt hatte, war ich fast sicher, dass sie eigentlich sagen wollte: »Beweg dich mal etwas flotter!« Ein Mann quetschte sich auf der Rolltreppe an mir vorbei und der Tonfall, in dem er »Entschuldigung ...« sagte, ließ mich fast in Tränen ausbrechen. Leute fragten mich, ob ich etwas unternehmen wolle, und ich hatte keine Ahnung, ob das eine Anweisung, ein nett gemeinter Vorschlag oder Sarkasmus war.

Und Freunde? Selbst unter den besten Umständen habe ich Probleme, Freundschaften zu schließen, in London war es quasi ein Ding der Unmöglichkeit. Die Leute sind zurückhaltend, besonders in der Öffentlichkeit. Am Anfang fand ich das toll. Niemand quatschte mich an. Man ließ mich in Ruhe. Ich stolperte einmal mitten auf einer belebten Straße und fiel hin, am helllichten Tag. Ich setzte an zu: »Alles in Ordnung, alles okay, wirklich«. Aber niemand war stehengeblieben. Beeindruckt lag ich am Boden. Diese Leute waren noch bessere Introvertierte als ich.

Während ich auf ein Ersatzvisum wartete, ohne das ich nicht arbeiten konnte, verbrachte ich meine Tage mit Großbritanniens bester kultureller Erfindung – indem ich nämlich stundenlang die britische Variante von Das perfekte Dinner, die Koch- und Gastgebersendung Come Dine with Me, schaute, wobei ich aufgewühlt feststellte, dass die meisten britischen Dinnerpartys mit einer pochierten Birne enden und mit heimlichen Lästereien über die Gastgeberin, während man auf ihrem Bett sitzt.

Nach ein paar Monaten bekam ich endlich ein neues Visum und tat, was Erwachsene tun. Ich besorgte mir einen Job bei einer Marketingagentur, wo ich Blogartikel für eine Schuhmarke schrieb. Meine Spezialität waren Ratgebertexte über das richtige Schuhwerk bei unterschiedlichen Wetterlagen – dieses Thema haben die meisten Menschen im Alter von sieben Jahren im Griff.

Ehe ich mich versah, lebten Sam und ich schon ein paar Jahre in London. In diesem Zeitraum waren alle Freundinnen, die ich hier gehabt hatte, weggezogen. Ich übertreibe? Tue ich nicht. Rachel, meine beste Freundin von der Uni, zog nach Paris. Ellie, eine gute Freundin aus China, zog zurück nach Peking. Englische Kollegen, mit denen ich mich angefreundet hatte, zogen aufs Land oder in die Vororte. London wurde zusehends einsamer. Die Straßen waren mir inzwischen vertraut, aber immer noch voller Fremder. Ich vergrub mich in der Arbeit, unter Blogartikeln und Kundenmeetings und Schuhen.

Dann, an einem schicksalhaften Abend, wurde auf der Arbeit ein Preis verliehen. Die Chefs kündigten die alljährliche Auszeichnung für denjenigen mit den meisten Überstunden an; für denjenigen, der die Wochenenden im Büro verbrachte. Den Menschen, der »seine Seele für den Job verkauft hat«, wie sie es nannten. Sie öffneten den Umschlag und riefen mich auf. Ich ging nach vorne zu der improvisierten Bühne, männliche Kollegen klopften mir auf den Rücken und gratulierten mir dazu, kein Privatleben zu haben. Ich biss die Zähne zusammen, zwang mich zu lächeln und nahm den Preis entgegen.

Mein Name war auf der Trophäe eingraviert. Ich trug das Ding nach Hause und es fühlte sich an, als wäre es verflucht, wie Frodos Ring, wenn auch weniger mächtig und glänzend, dafür aber deutlich schwerer, ein Symbol meines Versagens. Versagen deshalb, weil mein Job mich gar nicht interessierte – und auch mein Leben nicht. Versagen deshalb, weil ich nicht die Art Mensch war, die ich bewunderte, ich war nicht jemand, der neue Dinge ausprobierte und Risiken einging und den einfacheren Weg verschmähte.

Ebenso wie Frodos Ring war die Trophäe auch nicht durch Wegwerfen oder Verbrennen zu zerstören. Ich hatte die Film-Trailer gesehen – ich nahm an, sie würde mich doch wiederfinden. Ich stellte sie an den würdelosesten Platz, der mir einfiel. »Scheißding«, flüsterte ich der Trophäe leise zu, als ich sie in einen Schrank sperrte, wo sie neben einem halben Dutzend Einkaufstüten und einer Flasche Rohrreiniger verrotten sollte.

Im vorigen Jahr war es mein Kollege Dave gewesen, der den Preis gewonnen hatte. Und die Sache mit Dave war: Er sah immer elend aus. Er aß jeden Tag das gleiche Sandwich. Als wir bei der Weihnachtsfeier beide in der Ecke gesessen hatten, hatte er mir in betrunkenem Zustand gestanden, dass er am liebsten kündigen würde, wenn er nur wüsste, wohin er gehen sollte. Ich beobachtete Dave in den nächsten Tagen. Und dann tat ich etwas wirklich Dummes, dass sich richtig, richtig gut anfühlte. Ich kündigte.

Da ich keinen anderen Plan hatte, bezeichnete ich mich künftig als selbstständig. In meinem Fall war »selbstständig« ein Euphemismus dafür, im Schlafanzug durch die Wohnung zu wandern und übermäßig begeistert zu sein, wenn ich Katzen im Garten sah. Ich schrieb noch immer Blogartikel über Schuhe, jetzt tat ich es aber für weniger Geld auf unserem durchgesessenen blauen Sofa. Ich beobachtete die Pendler am Morgen und mir wurde klar, dass ich in einer Neun-Millionen-Stadt lebte und täglich nur mit zwei Personen sprach: mit Sam und einem Barista.

Der Barista war nicht sonderlich gesprächig. Und Sam hatte ein Leben außerhalb unserer vier Wände: einen Job, den er mochte, Kollegen, mit denen er sich gut verstand, eine Laufgruppe am Abend und beste Freunde, mit denen er sich zum Fußballschauen traf. Er hatte eine eigene Welt und ich hatte nur ihn. Wenn er morgens zur Arbeit ging, verkroch ich mich unter der Bettdecke. Ich wollte nicht einem weiteren einsamen Tag entgegentreten. Niemand wartete irgendwo auf mich. Mein Bruder schrieb mir: »Ich hab’ schon länger nichts mehr von dir gehört – ich weiß gar nicht, was bei dir abgeht. Alles gut bei dir?«

Diese letzte Frage schmetterte mich nieder. Ich konnte meiner Familie, die so weit weg war, nicht sagen, dass ich mich in einem tiefen Loch befand und nicht wusste, wie ich da wieder rauskommen sollte. Ich konnte es nicht einmal Sam eingestehen. Oder mir selbst.

An einem kalten Wintertag wachte ich um elf Uhr auf, nachdem ich bis spät in die Nacht »Schwarzes Loch«, »Habe ich eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung« und »Waren Mick Jagger und David Bowie befreundet« gegoogelt hatte. Ich hatte außerdem Rachel, die jetzt jenseits des Ärmelkanals lebte, eine E-Mail geschrieben und ihr gestanden, dass ich definitiv wahrscheinlich eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung hätte, weil ich ständig von einer Aufgabe zur nächsten spränge, aber nichts auf die Reihe kriegte. Ich war unordentlich, vergesslich und unkonzentriert.

Rachel schrieb zurück: »Ich weiß nicht ... das alles klingt für mich eher nach Depressionen. Unfähigkeit, sich zu konzentrieren, ist ein Symptom davon. Vielleicht solltest du mit jemandem darüber reden ...«

Was meinte sie mit »das alles«? Ich überflog meine Mail. Mein Schlusssatz war: »Ich freue mich auf nichts.«

Ich klappte schnell meinen Computer zu.

Wenn wir jung sind, dann glauben wir, unser Leben wird kreativ sein, spannend und erfüllt. Aber nach und nach hatte ich mich in eine Ecke manövriert. Und der einzige Ausweg fühlte sich an wie ein langer, dunkler Flur mit vielen verschlossenen Türen. Allerdings waren es in diesen Zeiten des unbegrenzten Zugangs zu Sozialen Medien de facto Glastüren und ich konnte hindurchsehen und meine glamourösen Zeitgenossen ihr sagenhaft fotogenes Leben führen sehen, mit 15 bis 20 engen Freunden.

Ich hatte eine Festung um mich herum errichtet, Bücher darin aufgetürmt und ein Schild an die Wand gehängt, auf dem stand: »Ich brauche euch sowieso nicht!«

Es stimmte nur nicht. Rachel konnte es sehen. Ich musste es ebenfalls erkennen. Es war Zeit, aus meiner zunehmend unkomfortablen Komfortzone auszubrechen. Ich wusste, dass ich nicht depressiv war, weil ich introvertiert war. Ich war eine Introvertierte, die depressiv war. Ich hasste den Menschen, der aus mir geworden war. Ich wollte neu anfangen.

Also meldete ich mich im Fitnessstudio an.

Das klingt jetzt vielleicht nicht gerade nach einer Lösung für mein Problem. Vielleicht denkst du, dass das jetzt so eine Geschichte wird darüber, wie Abnehmen mein Leben verändert und meine Depression geheilt hat und ich obendrein noch Millionärin wurde. Ich warne dich, das wird es nicht. Es ist eine Geschichte über meine ersten vorsichtigen Schritte in die große weite Welt. Zurück in die Gesellschaft. Raus aus dem Haus. Die ersten Schritte einer Schintrovertierten in ein nicht mehr schintrovertiertes Leben. Es ist aber auch eine Geschichte von etwas weit Wichtigerem: fiesen Tricks. Und Unterarmstützen.

Ich ließ mich von einem Sonderangebot des Fitnessstudios locken: freie Mitgliedschaft, wenn man pro Woche drei Kurse besuchte und den studio-internen Fitness- und Abnehmwettbewerb gewann. Als ich mich umsah, bemerkte ich, dass die Frauen in dem Studio superfit waren. Sie hatten ordentliche Pferdeschwänze. Sie wirkten zufrieden. Diese Frauen hatten wahrscheinlich die Träume ihrer Eltern erfüllt, indem sie Ärztinnen/Anwältinnen/ Bankerinnen geworden waren. Ihre Ärsche waren nicht mit den Sofakissen verschmolzen, während sie Blogartikel über verschiedene Arten, sich die Schnürsenkel zu binden, geschrieben hatten. Das waren keine Frauen, für die gewaschene Haare die Ausnahme statt die Regel waren.

Wenn ich den Fitnessstudio-Wettbewerb gewänne, würde ich nicht nur freie Mitgliedschaft erhalten, ich würde auch Teil einer Gruppe von Leuten sein, die ihr Leben im Griff zu haben schienen. Vielleicht würde ich sogar ein oder zwei Freundinnen finden. Ich würde auch fitter und möglicherweise glücklicher sein (Endorphine, mehr Kraft für das Herumtragen von Möbelstücken etc.).

In Sachen Wettbewerb war ich zuversichtlich, denn es ist leicht, so etwas zu gewinnen, wenn sonst in deinem Leben nichts los ist. Und ich hatte recht. Die Wochen gingen dahin und die Teilnehmerzahl schrumpfte zusammen, die Leute brachen ab, schafften die vorgeschriebenen drei Kurse die Woche nicht.

In der letzten Woche waren nur noch zwei Kandidatinnen übrig. Ich und eine Frau namens Portia.

Bedauerlicherweise entwickelte ich eine heftige Abneigung gegen Portia.

Ich hatte meine ganze Zukunft von diesem dämlichen Wettbewerb abhängig gemacht und jetzt musste ich sie schlagen. Ich grübelte über die harten, kalten Fakten: Das letzte Wiegen würde in einer Woche stattfinden. Entscheidend war, wie viel Prozent des Anfangsgewichts man abgenommen hatte. Was bestimmt, wie viel wir wiegen, letzten Endes? Fett, Muskeln, Knochen. Und Wasser.

Bei meinen nächtlichen Google-Marathons hatte ich auch herausgefunden, dass Ringer und Boxer regelmäßig sieben bis zehn Liter Wasser in wenigen Tagen »abschwitzen«, um ihre Gewichtsklasse zu »machen«.

Ich versank prompt in einem schwarzen Loch von Ringer- und Boxerblogs, geschrieben ausschließlich von und für Typen namens Brandon. Diese Blogs versorgten mich mit detaillierten Informationen, wie man schnell Wasser loswird. Es gab einfache Tricks wie das Trinken von schwarzem Kaffee (wirkt entwässernd) und etwas extremere Sachen wie Koffeinpillen und Löwenzahntee. Aber ich konnte doch Kaffee trinken, oder? Normale Menschen machten das auch. Ich trank ohnehin jeden Tag Kaffee.

Seit mich die Verzweiflung über Portia zum ersten Mal aufs Sofa hatte sinken lassen, hatte Sam sehr viel Geduld mit mir und meiner Mission gezeigt. So blieb es bis zum Tag vor dem letzten Wiegen, als ich ihm erklärte, dass Duschen am Tag des Wiegens ein Anfängerfehler sei, da der Körper Wasser über die Haut aufnehme. Man könne so ein ganzes Kilo zunehmen. Eine Dusche könne den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage machen.

»Du hast dich für den Wettbewerb angemeldet, um gesünder und glücklicher zu werden, und jetzt redest du nur noch davon, irgendeine Portia zu besiegen, von den Vorteilen von Koffeinpillen und davon, dass du nicht mehr duschen willst.«

»Ich werde nur morgen nicht duschen!«, schrie ich ihn an. »Und ich hab’ keine Koffeinpillen gekauft. Das wäre ja total verrückt.«

Ich vertiefte mich wieder in meine Ringerblogs, und dort entdeckte ich eine allgemein empfohlene Strategie: Sauna.

Aber nicht so ein entgiftender, skandinavischer Feel-Good-Wellness-Kram. Die Sauna diente nur einem Zweck: Wasser aus dem Körper zu schwitzen. Und um diese ausgeschwitzte Menge zu maximieren, empfahlen die Brandons, angezogen zu saunieren.

Ich mag Saunas. War es da ein Verbrechen, in die Sauna zu gehen? Konnte eine Frau nicht mal schwarzen Kaffee trinken, nicht duschen und in die Sauna gehen? Natürlich!, sagte ich mir. Natürlich konnte sie das. Eine Frau konnte all das problemlos an einem ganz normalen Tag machen.

Es war ganz klar, dass Sam recht hatte. Ich hatte komplett vergessen, warum ich überhaupt ins Fitnessstudio gegangen war. Mein einziges Ziel bestand darin, Portia zu schlagen. Ich meine, irgendwo wusste ich, dass all das, was ich vorhatte, sehr fragwürdig war. Ich mochte den Menschen nicht, in den ich mich da verwandelte – aber ich hatte mich über ein Jahr wie ein Loser gefühlt und sehnte mich danach, zu gewinnen. Ich war ganz unten angekommen.

Am Tag des Wiegens ging ich in die Sauna. Ich nahm auf der heißen Holzbank Platz, gewandet in ein langärmliges schwarzes T-Shirt, schwarze Jogginghosen und Wollsocken. Die trockene Hitze hüllte meinen Körper ein. Ich saß da wie ein gesundheitsbewusster Ninja, schloss die Augen und lehnte mich zurück.

Ich dachte an die Ringerblogs, die mich hierher geführt hatten. Genau wie ich wussten meine Amateur-Ringer-Helden Opfer zu bringen, um zu bekommen, was sie wollten. Sie würden voll und ganz verstehen, dass das eigene Leben wieder auf Linie zu bringen und eine Fitnessstudiomitgliedschaft umsonst ein paar Minuten Schwitzen in der Sauna wert war.

Es wurde langsam recht unerträglich in der Sauna, aber das Schwierige war schon geschafft – sich dafür zu entscheiden, ein Schummler und ein Arschloch zu sein. Jetzt musste ich nur noch 15 Minuten Hitze ertragen. Einfach Augen zu und durch. Ich konnte das schaffen. Ich konnte die Hitze stoisch ertragen, wie ein Wüstenkäfer.

Allerdings schaffte ich es nicht wirklich, in den Flow zu kommen, denn die Rezeptionistin spielte nicht mit. Sie kam, um nach mir zu sehen. Es war offensichtlich, dass sie mein Verhalten sehr verdächtig fand. Sie riss die Saunatür auf und ließ all meine heiße Luft nach draußen, und ich fuhr hoch und schlug sie wieder zu und signalisierte, dass wir durch die dünne Glasscheibe miteinander sprechen konnten. Dieses Hin und Her wiederholten wir ein paarmal – sie machte die Tür auf, ich schlug sie ihr vor der Nase zu, um die Hitze drinnen zu halten.

»Warum haben Sie Klamotten an? Das ist verrückt! Sie sollten nichts anhaben!«, rief sie mir durch die Glasscheibe zu. Meine Kleider waren inzwischen schweißgetränkt.

»Nein. Ich will es so«, sagte ich ihr, ohne mich weiter zu erklären. Ich verschränkte die Arme. Beim dritten Mal schrie ich schließlich: »Herr im Himmel! Hauen Sie einfach ab!« Entgeistert ließ sie mich in Ruhe.

Ich machte es mir wieder bequem. Mein Mund war trocken. Ich konnte nichts trinken, denn das würde alles zunichte machen, aber ich hatte solchen Durst. Alle dreißig Sekunden sah ich auf die Uhr. Ich griff nach den Zeitschriften in der Ecke, um mich abzulenken. Es waren alles Fitnesszeitschriften für Männer.

Teilnahmslos blätterte ich eine davon durch und schlug zufällig ein Sommerfeature über sicherheitsbewusstes Wandern auf. Geistesabwesend überflog ich einen Kasten mit Informationen über Hitzschlag. »Er wird durch übermäßiges Schwitzen, Austrocknen und Überhitzung ausgelöst. Hitzschlag kann Hirnschäden verursachen und/oder zum Tod führen.« Ähm, wie meinen?

Mein Mund wurde noch trockener. Ich hatte den ganzen Tag nichts getrunken. Ich schwitzte heftig in einer sehr heißen Sauna. Ich hatte die perfekten Voraussetzungen für einen Hitzschlag geschaffen. Absichtlich. Würde ich gleich einen Hitzschlag erleiden? Wie genau fühlte sich das an?

Ich geriet in Panik. Ich würde in dieser Sauna sterben. Ich sah sofort meine Todesanzeige vor mir: »Sie erlitt einen Hitzschlag, als sie versuchte, in Nord-London eine Fitnessstudio-Mitgliedschaft zu gewinnen.« Man würde meinen Eltern erzählen, dass ich gekleidet wie ein Auftragskiller gestorben sei, während ich einen Artikel über Bauchmuskeltraining gelesen habe.

Ich stand kurz vor dem Siedepunkt, aber tief drinnen war mir eiskalt. Ich war völlig übergeschnappt. Ich verlor nicht den Verstand; den hatte ich schon lange verloren.

Ich öffnete die Saunatür.

Später starrte ich in einem Café lustlos in die Gegend, während ich Wasser trank und trank und trank. Ich ging nach Hause und legte mich aufs Sofa, ich hatte zu nichts anderem Energie.

Was war nur mit mir geschehen? Ohne Arbeit, ohne Freunde und jetzt ohne Verstand.2

Ich bin nicht gerade stolz drauf, dass ich meinen Tiefpunkt in einer Sauna bei der Lektüre von Men’s Health erreichte. Ich hatte komplett den Überblick verloren. Ich konnte nicht mehr sagen, wo meine natürliche Introversion endete und wo meine Depression und Einsamkeit begannen. Ich war schließlich mal eine glückliche Introvertierte gewesen, aber ich hatte mich in ein Loch manövriert, durch Angst, Unsicherheit und Lustlosigkeit.

An diesem Tag zog ich Bilanz: Mein Leben war klein, und ich wollte herausfinden, ob es mir größer gefallen würde. Und größer, das wusste ich im tiefsten Inneren, bedeutete, mich der Welt und besonders anderen Menschen zu öffnen. Vielen Menschen. Ich hatte so viele Artikel darüber gelesen, wie schwer es ist, in den Dreißigern noch neue Freunde zu finden, und mir war klar, dass es für jemanden wie mich wohl noch schlimmer sein würde. In Sachen Freundschaften gab es für mich nämlich in der Regel nur zwei Vorgehensweisen: a) Du bist meine beste Freundin und ich erzähle dir meine intimsten Geheimnisse oder b) Du bist fremd, gefährlich und unbekannt und könntest jederzeit zustechen.

Ich sah durchs Fenster nach draußen, wo sich die Welt ohne mich drehte. Ich vermisste meine über die ganze Welt verstreuten Freunde. Ich vermisste es, mich für Dinge begeistern zu können. Die Wahrheit war: Ich hatte das Gefühl, dass mein Leben an mir vorbeizog.

Ich wusste, was ich tun musste.

Ich würde mit neuen Menschen reden – keinen Smalltalk, sondern Gespräche à la »Und wie ging es deinem Vater damit?« Ich würde auf einer Bühne vor anderen Menschen sprechen. Ich würde allein reisen und unterwegs neue Freundschaften schließen, ich würde zusagen, wenn ich eingeladen wurde, ich würde auf Partys gehen und nicht als Erste abhauen.

Und wenn ich all das überlebte, würde ich den Mount Everest der Schüchternen in Angriff nehmen: Ich würde als Stand-up-Comedian auftreten. Es würde nicht meine schönsten Träume, sondern meine schrecklichsten Albträume wahr werden lassen.

Und zu guter Letzt, um wiedergutzumachen, dass ich damals bei der Überraschungsparty an meinem zweiundzwanzigsten Geburtstag die Lichter angemacht hatte, würde ich eine Dinnerparty geben und einige der Leute, die ich auf meiner Reise kennengelernt hatte, einladen und sie nicht nach einer Stunde wieder rauswerfen. Ich würde die Gastgeberin spielen, ich würde Smalltalk machen, ich würde feiern.

Es würde sein wie Joggen: schwitzig und unangenehm, mit heftigem Herzklopfen verbunden, aber möglicherweise langfristig gesehen gut für mich.

Mit anderen Worten: Ich würde extrovertiert werden.

Ich gab mir ein Jahr dafür.

Gespräche mit Fremden
oder
Neue Leute

Der Mann neben mir sieht gut aus. Groß, dunkel und attraktiv. Freundliche blaue Augen. Kariertes Hemd. Die Hosenbeine seiner Jeans sind umgekrempelt.

Wir werfen uns von der Seite Blicke zu und unsere Augen treffen einander. Ich hole tief Luft.

»Ich lebe weit weg von meinen Eltern, und sie halten mich für glücklicher, als ich bin. Ich könnte es nicht ertragen, wenn sie wüssten, dass ich manchmal buchstäblich nicht weiß, was ich mit meinem Leben anfangen soll«, sage ich zu ihm.

Er blinzelt. Dann antwortet er: »Ich habe meine Familie seit zehn Monaten nicht gesehen und mir ist gerade klar geworden, dass ich sie nicht vermisse, und ich habe Angst, dass ich deshalb ein schlechter Mensch bin.«

Ich bin wieder dran.

»Ich habe Angst, dass ich nie genug Geld verdienen werde«, gestehe ich. »Nach der Steuer ist irgendwie immer nichts übrig. Nie. Ich habe Angst, dass ich damit immer Probleme haben werde.«

Du bist dran, Kumpel.

»Ich fühle mich meiner Frau unterlegen, weil sie deutlich mehr verdient als ich«, sagt er.

Er hängt sich echt rein.

»Alle meine guten Freundinnen sind weggezogen oder wir haben uns voneinander entfremdet und ich habe Angst, dass ich nie wieder so eine enge Freundin haben werde, der ich alles erzählen kann, und das macht mich traurig«, antworte ich. Meine Stimme zittert ein wenig.

»Ich finde es sehr schwierig, echte neue Freundschaften zu schließen. Darum bin ich heute Abend hier. Ich hab’ meiner Frau gesagt, es sei was bei der Arbeit – sie weiß nicht, dass ich hier bin.«

Eine Glocke klingelt.

Chris und ich haben uns beide für denselben Workshop angemeldet. Das Versprechen in der Ankündigung lautete, dass der Kurs uns beibringen würde, wie man Beziehungen zu anderen aufbaut. Keinem von uns beiden war klar, dass er das Gestehen von peinlichen persönlichen Geheimnissen gegenüber Fremden beinhalten würde. Davon stand nichts in der Broschüre.

»Wenn Sie sich wegen dem, was Sie sagen, wie ein Loser fühlen, machen Sie es richtig«, ruft unser Gruppenleiter Mark aufmunternd.

Chris und ich nicken uns einträchtig zu, während wir tiefer in unsere Stühle sinken.

Alles richtig gemacht!

Typisch für Extrovertierte ist, dass sie gerne mit anderen Menschen zusammen sind. Und, wie ich annehme, mit ihnen interagieren. Sogar mit ihnen reden. Das muss man erstmal verdauen.

Wenn man wie ich nur eine Handvoll Leute kennt, dann folgt daraus logisch, dass die meisten dieser »anderen Menschen«, mit denen man interagiert, Fremde sind. Und da hätten wir den ersten riesigen Stolperstein in meinem Jahr der Extraversion: Ich habe Angst, mit Fremden zu sprechen.

In London fand ich schnell heraus, dass man, wenn man in der Öffentlichkeit einen Fremden anspricht, angeschaut wird, als hätte man demjenigen eine Ohrfeige verpasst: geschockt und verletzt. Auch als fühlten sie sich betrogen, denn man hat den Gesellschaftsvertrag gebrochen, an den wir uns in der Öffentlichkeit alle halten: Niemand außer mir selbst existiert. Mehr als ein Brite hat mir gesagt, dass nur Amerikaner und Verrückte mit Fremden reden. Dazu kommt die schreckliche Qual, wenn alle heimlich deiner unbeholfenen Unterhaltung zuhören.

Vor ein paar Jahren bin ich mal in einem Café in London auf eine Schachtel Anstecker gestoßen. Ich nahm einen in die Hand. Darauf stand: »Ich spreche mit Fremden«. Ich warf ihn sofort wieder zurück, voller Angst, jemand könnte mich mit dem Ding in der Hand gesehen haben. Genauso gut hätte »Ich esse Spinnen« draufstehen können.

Ich spreche nur mit Fremden, wenn mir gar nichts anderes mehr übrigbleibt: Wenn ich mich irgendwo, wo ich mich nicht auskenne, verlaufen habe, mein Telefon nicht mehr funktioniert, ich mir das Bein gebrochen habe, ein Hurrikan tobt – und auch nur, wenn all diese Dinge gleichzeitig passieren.

Und damit bin ich hier in Großbritannien in bester Gesellschaft. Während der Rushhour stehen wir alle eng gedrängt in den öffentlichen Verkehrsmitteln, quasi in der Löffelchenstellung, und schweigen. Ich drücke zwar mein Gesicht in deine Achsel, aber mit dir reden? Niemals!

Ich nahm mir dann doch noch einen dieser »Ich spreche mit Fremden«-Anstecker mit. Mir war eingefallen, dass »redseliger Tourist« ein großartiges Halloween-Kostüm sein könnte, mit dem ich die Londoner erschrecken könnte.

Ich habe den Anstecker dann für Jahre vergessen, bis ich einen Artikel las, der mich überraschte: Offenbar macht es Menschen glücklich, wenn sie gezwungen sind, mit Fremden zu reden.

Um diese Zeit saß ich auf einem Flug von New York nach London in einer Dreierreihe mit zwei Männern. Ich ging in den üblichen Abwehr-Modus: Ich setzte meine Kopfhörer auf und starrte geradeaus. Sprecht mich nicht an, ich bin nicht da. Und es schien zu funktionieren, denn sie wandten sich einander zu. Schon bald tauschten sie Grillrezepte aus, schütteten sich gegenseitig ihr Herz aus und zeigten sich auf ihren Smartphones Familienfotos. Als wir in Heathrow landeten, hatte der eine den anderen zu seiner Geburtstagsfeier am Freitag eingeladen.

Für mich war das unglaublich. Wenn bei einem Sechsstundenflug so etwas herauskommen konnte, wie viel verpasste ich dann durch das Ignorieren der Dutzenden, wenn nicht Hunderten von Fremden, die ich jeden Tag sah? Gingen lebensverändernde Rezepte, Geburtstagsfeiern und mitfühlende Schultern zum Daran-Weinen an mir vorbei?

Extrovertierte verbringen gerne Zeit mit anderen Menschen, also ist mein erster Schritt, mich damit anzufreunden, mit anderen zu reden. Allein bei dem Gedanken kribbeln mir die Handflächen.

Und was, wenn ich das nicht gut kann?

Wird man mich dann für immer aus der englischen Gesellschaft ausstoßen und auf eine Insel voller Verrückter und Labertaschen verbannen: Amerikaner, die Typen vor der U-Bahn-Station Oxford Circus, die deine Seele retten wollen, Autoverkäufer, siebenjährige Kinder und Männer in Bars mit unzerstörbarem Selbstbewusstsein?

Am ersten Tag beschließe ich, dass ich besser gleich in die Vollen gehe: mit einem Kopfsprung direkt in mein erstes möglicherweise lebensruinierendes Experiment.

Ich hole tief Luft und gehe entschlossen auf eine Frau zu, die um acht Uhr früh an der Bushaltestelle steht. Sie wendet sich sofort ab. Ich setze mich im Bus ins obere Stockwerk. Die Frau neben mir ist in ihr Smartphone vertieft, sie spielt Candy Crush. Niemand im ganzen Bus redet. Mein Herz klopft, während ich im Geiste verschiedene Gesprächsanfänge über Süßigkeiten probe, aber dann merkt die Frau, dass ich auf ihr Smartphone starre, und ich fühle mich, als hätte ich ihr in den Ausschnitt geglotzt. Ich breche die Mission ab.

Ernüchtert von meinem Versagen im Bus entscheide ich mich für ein leichteres Ziel. Ich gehe auf einen mir unbekannten Kellner in einem Café in meiner Nachbarschaft zu. Ist doch nicht schwer, oder? Ich rede nur mit dem netten Mann mit dem Kaffee.

»Du bist neu hier«, sage ich, in dem Bewusstsein, dass er antworten muss, denn zu Kunden freundlich zu sein gehört zu seinem Job.

»Ich arbeite schon drei Jahre hier«, antwortet er.

Der Gast neben mir lacht.

Etwas in mir stirbt.

Ich habe gelesen, dass Einsamkeit und Isolation die Lebenserwartung verringern können, also könnte das Reden mit Fremden mir tatsächlich das Leben retten. Im Moment fühlt es sich allerdings so an, als würde es mich Jahre meines Lebens kosten. Ich werde Hilfe brauchen auf meiner einjährigen Reise in fremdes Territorium. Experten. Gurus. Mentoren. Menschen, die verhindern, dass ich mich von einer Klippe extrovertiere. Aber wen? Ich mache eine kurze Recherche und beschließe dann, Stefan G. Hofmann anzurufen, den Psychologen und Leiter des »Psychotherapy and Emotion Research Laboratory« an der Universität Boston – er coacht regelmäßig Leute, die Angst vor der Interaktion mit anderen haben. Mit leichtem deutschem Akzent erklärt er mir: »Soziale Ängste sind ganz normal. Wir sind soziale Tiere. Wir möchten von unseren Mitmenschen akzeptiert und nicht abgelehnt werden. Wenn ein Mensch keine sozialen Ängste hat, dann stimmt etwas nicht mit ihm oder ihr.«

Das ist doch schon mal was.

Ich frage Stefan, ob er der Meinung ist, dass es außerhalb von England leichter ist, mit Fremden ins Gespräch zu kommen. Hier scheint es mir besonders schwierig. Und dann kann ich mir schon mal überlegen, wohin ich auswandern möchte, wenn ich mich in diesem grünen und angenehmen Land zu Ende gedemütigt habe.

»Ich glaube, es kommt auf die Stadt an. In Boston ist es zum Beispiel schwieriger als in New York, dort sind die Leute gesprächiger. Und ich bin Deutscher, wir sind eher verschlossen. Mit einem Deutschen kann man nur schwer ins Gespräch kommen. Aber wir sind sehr hilfsbereit, wenn Sie einmal unsere Aufmerksamkeit haben«, erklärt er.

Stefans Erfahrung zeigt, dass man soziale Ängste am besten mit einer Art Expositionstherapie behandelt: Die Leute werden ihrem Worst-Case-Szenario ausgesetzt, in dem sie auf jeden Fall Ablehnung erfahren werden. Zum Beispiel wird ein Patient auf den Bürgersteig gestellt und muss dort laut singen. Oder jemand muss in der U-Bahn hundert Fremde ansprechen und um vierhundert Pfund bitten. Oder sich an einem sehr öffentlichen Ort eine Tasse Kaffee über die Klamotten schütten, jeden Tag.

Du weißt schon: Standardalbträume.

Aber Stefan erklärt: »Niemand wird Sie feuern oder sich von Ihnen scheiden lassen oder Sie verhaften, wenn Sie diese Dinge tun.« Er hat eine Erfolgsquote von 80 Prozent mit seiner Anti-Angst-Therapie. Der Wahnsinn hat also offenbar Methode.

»Und ... was würden Sie mir verschreiben?«, fühle ich mich gezwungen zu fragen.

»Nun, wovor haben Sie Angst?«