Titel
Copyright
Die Jagd auf einen Toten Teil 1
Die Jagd auf einen Toten Teil 2
Jack the Ripper II Teil 1
Jack the Ripper II Teil 2
Ein Leben für zwei Millionen Dollar Teil 1
Ein Leben für zwei Millionen Dollar Teil 2
Wenn das Gesetz zu milde straft
Das Callgirl und die Mafia
Der Feind, der im Verborgenen lauert
Zuhälter, G-men und ein Gangster
Championship des Todes
Nichts war ihnen heilig
Sterben in Sing Sing
Über diesen Band:
Dr. Carol Fleming wurde aus ihrem Haus in Staten Island entführt. Es gibt nur wenige Spuren und eine Forderung der Entführer wurde noch nicht gestellt. Chief Howard, der Leiter des Detective Bureaus im New York Police Department, legt den Fall in die Hände des versierten Detective-Lieutenant Shane Jacko und seines Kollegen Sergeant Bruce Hawthorne.
Die Lösung des Falls gestaltet sich komplizierter als zunächst angenommen...
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN
© dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
postmaster@alfredbekker.de
Folge auf Twitter:
https://twitter.com/BekkerAlfred
Erfahre Neuigkeiten hier:
https://alfred-bekker-autor.business.site/
Zum Blog des Verlags
Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!Verlags geht es hier:
https://cassiopeia.press
Alles rund um Belletristik!
Die Jagd auf einen Toten (Teil 1)
Krimi von Pete Hackett
Ein CassiopeiaPress Buch
© by Author
© der Digitalausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
www.postmaster@alfredbekker.de
Der Umfang dieses Buchs entspricht 45 Taschenbuchseiten.
Ein Mann namens Edward Biggers, sein Gattin Hazel sowie ihr zweijähriger Sohn waren in ihrem Haus in Brooklyn brutal ermordet worden. Zunächst war es ein Fall für die Mordkommission, doch dann stellte sich heraus, dass es sich bei dem Zweijährigen um ein adoptiertes Kind aus Malawi handelte, und so wurde der Fall an das FBI abgegeben.
Der Direktor des FBI New York beauftragte die Special Agents Owen Burke und Ron Harris mit den Ermittlungen. Owen Burke nahm sofort mit Detective Lieutenant James Howard vom Police Department telefonisch Verbindung auf. Howard sagte: „Wir gehen davon aus, dass es sich um eine illegale Adoption handelte. Das Haus Biggers’ wurde von der Spurensicherung regelrecht auf den Kopf gestellt, die Adoptionspapiere sind allerdings spurlos verschwunden.“
„Kann man davon ausgehen, dass die gegebenenfalls illegale Adoption auch der Grund für die Morde ist?“, fragte Owen Burke.
„Ja“, antwortete Howard ohne zu zögern und fügte sogleich hinzu: „Es ist wohl so, dass Biggers dem Vermittler auf die Schliche kam. Seine Kontoauszüge verraten, dass er etwa vier Monate vor seiner Ermordung von seinem Privatkonto hunderttausend Dollar abgehoben hat, zwei Monate später weitere hunderttausend. Und genau seit dieser Zeit war der Junge bei den Biggers’.“
„Ja, daraus kann man eine Reihe von Schlüssen ziehen“, murmelte Burke. „Zweihunderttausend für ein Kind – ein nettes Sümmchen.“
„Ja, das kann man wohl sagen. Dafür muss eine alte Frau lange stricken. Wir haben außerdem herausgefunden, dass Biggers am Tag vor dem Mord vom Apparat seines Büros aus mehrere Telefongespräche geführt hat. Natürlich sind wir sämtlichen Telefonaten nachgegangen und haben die Gesprächsteilnehmer intensiven Verhören unterzogen; wir haben sozusagen die Spreu vom Weizen getrennt.“
„Und? Was habt ihr herausgefunden?“, wollte Burke wissen.
„Nicht viel. Der Junge war aus Malawi. Das steht fest. Aus welcher Stadt er kommt, das wissen wir allerdings nicht. Da es nicht den geringsten Hinweis auf eine legale Adoption gibt, gehen wir davon aus, dass das Kind illegal in die Staaten gebracht worden ist. Sicher dürfte auch sein, dass Biggers zweihunderttausend Dollar an den Vermittler abgedrückt hat. - Wer aber war der Vermittler? Wer hat den Biggers’ auf – hm, unbürokratische Weise den Jungen besorgt, und woher kam das Kind genau?“
„Es gibt also eine ganze Reihe unbeantworteter Fragen“, konstatierte Owen Burke.
„Biggers hat dem Vermittler entweder gedroht, ihn auffliegen zu lassen, oder er hat ganz einfach nur sein Geld zurückgefordert - oder beides. Daraufhin hat der Vermittler einen Killer zu Biggers geschickt, und der hat auch die - sicherlich gefälschten - Adoptionspapiere aus Biggers’ Haus geholt.“
„Einen Killer?“
„Davon gehen wir aus“, erklärte James Howard. „Es ist so gut wie sicher, dass der Killer und der Baby-Vermittler nicht identisch sind. Die Frage ist, wer sich hinter dem Vermittler verbirgt. Entlarven wir ihn, kriegen wir auch den Killer.“
„Ihr habt einige Verdächtige herausgefiltert“, gab Owen Burke zu verstehen.
„Nicht einige, nur einen, Owen. Von all den Leuten, die wir in die Mangel genommen haben, ist lediglich Philip Hayden übrig geblieben. Der Mann verdient zwar sehr gut, seinen aufwändigen Lebensstil aber kann er sich mit dem Gehalt, das ihm sein Arbeitgeber zahlt, gewiss nicht leisten. Von seiner Sekretärin wissen wir, dass er am Tag vor dem Mord nach Biggers’ Anruf überstürzt und mit dem vagen Hinweis auf einen auswärtigen Termin sein Büro verlassen hat. Es war aber kein Termin vermerkt an diesem Nachmittag.“
„Was arbeitet er denn?“, fragte Burke.
„Er ist Einkaufsleiter in einem Unternehmen für Anlagentechnik, in seine Zuständigkeit fällt der Export von Industriemisch- und Entstaubungssystemen, mechanischen und pneumatischen Förderanlagen und so weiter und so fort. Das Unternehmen liefert einzelne Anlagenkomponenten, realisiert Teilanlagen oder übernimmt den kompletten Anlagenbau: vom Engineering über das Projektmanagement bis hin zur Inbetriebnahme. Hayden hat im Zusammenhang mit seinem Job gute, um nicht zu sagen hervorragende Kontakte ins Ausland, so auch nach Malawi.“
„Dann werden wir uns Philip Hayden noch einmal zur Brust nehmen“, knurrte Owen Burke.
„Wenn er der Vermittler ist, dann ist es sicher keine einmalige Sache gewesen“, vermutete James Howard. „Denn selbst wenn er von Biggers zweihunderttausend Dollar kassiert hat, so reicht dieses Honorar nicht aus, um derart in Saus und Braus zu leben. Möglicherweise ist er sogar der Kopf einer Bande, die den Kinderhandel zu ihrem Haupterwerb gemacht hat.“
Die beiden Special Agents statteten Philip Hayden einen Besuch an seinem Arbeitsplatz ab. Mrs Sears, die ältliche Sekretärin im Vorzimmer, meldete die beiden Beamten bei Hayden an und der ließ sie bitten, in sein Büro zu kommen.
Die beiden G-men wiesen sich Hayden gegenüber mit ihren ID-Cards aus.
Hayden saß hinter seinem Schreibtisch, musterte sie irgendwie lauernd und mit wachsamer Zurückhaltung und es war, als versuchte er in ihren Gesichtern zu lesen; ein intensives Erforschen und Einschätzen. Was hinter der Stirn Haydens vorging, war nicht zu erkennen. Er bot den Agents Plätze an seinem Besuchertisch an, und als die beiden saßen, fragte er:
„Was kann ich für Sie tun, Gentlemen? Ich nehme an, es geht um die Mordsache Biggers.“
Seine Hände lagen auf der polierten Tischplatte. Als er die Rechte jetzt zurückzog, war dort, wo sie gelegen hatte, ein feuchter Fleck zu erkennen. Hayden war offensichtlich sehr nervös.
Owen Burke registrierte es, nickte und übernahm es, zu antworten, indem er sagte: „So ist es, Mister Hayden. Der Fall ist in die Zuständigkeit des FBI übergegangen. Gestatten Sie, dass wir Ihnen im Zusammenhang mit der Angelegenheit noch einige Fragen stellen?“
Hayden zog den Mund schief. „Weshalb plötzlich das FBI?“
„Es geht um illegale Adoption – einfacher ausgedrückt um Kinderhandel, Mister Hayden. In der Sache Biggers lassen sämtliche bisher getroffenen Feststellungen darauf schließen, dass das brutal ermordete Kind auf gesetzeswidrige Art und Weise zu den Biggers’ kam.“
Burke ließ Philip Hayden nicht aus den Augen, er erwartete irgendeine Reaktion, aber Hayden zeigte nichts, außer einem betont gelangweilten, teilnahmslosen Blick, der von einem der G-men zum anderen sprang.
„Ich bin zwar schon von der Mordkommission in die Mangel genommen worden“, erklärte er etwas unwirsch und genervt. „Aber bitte, fragen Sie. Doch denken Sie daran, G-men, dass meine Zeit begrenzt ist.“
„Natürlich, Mister Hayden.“ Ron Harris hatte das Wort ergriffen. „Also, beginnen wir bei dem Telefonat, das Biggers mit Ihnen am Tag vor seiner Ermordung führte. Weshalb hat Biggers Sie angerufen?“
Hayden lehnte sich zurück und legte die Stirn in Falten. „Auch das habe ich schon zu Protokoll gegeben. Es war geschäftlich, G-man - rein geschäftlich. Wir arbeiten in derselben Branche.“
„Sind Sie nicht im Auslandsgeschäft Ihres Arbeitgebers tätig, Mister Hayden?“, fragte Owen Burke.
„Sicher. Aber mir war es nicht untersagt, im Namen der Firma auch Inlandsgeschäfte zu tätigen. Sie können das gerne nachprüfen, G-men.“
„Haben Sie Biggers etwa bei einem Geschäft übers Ohr gehauen?“, fragte Ron Harris lächelnd.
„Übers Ohr gehauen?“, echote Hayden und schaute verstört. „Wie kommen Sie darauf?“
„Nun, Biggers war ziemlich aufgebracht, als er mit Ihrer Sekretärin sprach. So erzählte es zumindest Mrs Sears den Beamten der Mordkommission.“
„Biggers war ein unverbesserlicher Choleriker, wenn es ums Geschäft ging“, versetzte Hayden starr grinsend. „Ja, es ging um einen kleinen Fehler in einer Anlage, aber ich sagte ihm zu, dass unser Betrieb im Rahmen unserer Gewährleistungspflicht die Sache unbürokratisch und unverzüglich bereinigen werde. Sein Zorn war schnell verraucht.“
„Und gleich nach dem Gespräch mit Biggers haben Sie Ihr Büro verlassen, um einen Termin wahrzunehmen“ stellte Owen Burke fest. „Mit wem hatten Sie einen Termin vereinbart?“
„Na, mit wem wohl?“, versetzte Hayden. „Ich bin zu Biggers gefahren, um mit ihm das Nähere wegen seines Gewährleistungsanspruchs zu besprechen. Es nahm zusammen mit der Hinfahrt fast zwei Stunden in Anspruch.“
„Wie eng sind Ihre Kontakte nach Afrika - genauer gesagt nach Malawi?“
„Die geschäftlichen Beziehungen sind ziemlich eng. Das können Sie sich ja denken. Die Firma, für die ich arbeite, ist ein Weltunternehmen. Und ich bin hier Chef der Exportabteilung.“
„Private Beziehungen zu irgendwelchen Leuten dort unten?“
„Mein Privatleben geht das FBI nichts an!“, begehrte Hayden auf.
„Da sind wir anderer Meinung, Mister Hayden“, versetzte Burke kühl. „Es geht immerhin darum, ein Kapitalverbrechen aufzuklären. Also antworten Sie.“
Die letzten drei Worte waren zwingend und fordernd aus Owen Burkes Mund gekommen.
Haydens Augen blitzten kämpferisch. „Was wollen Sie überhaupt von mir? Denken Sie denn, ich –„ Hayden tippte sich mit dem Daumen gegen die Brust, „- bin in Biggers’ Haus eingebrochen und habe die ganze Familie ausgelöscht?“
„Nein“, erklärte Ron Harris bedächtig, „das denken wir nun nicht gerade, Mister Hayden. Aber als Sie nach dem Gespräch mit Biggers ziemlich überstürzt ihr Büro verließen, murmelten sie etwas von einem Termin. Ein Termin war aber in Ihrem Terminkalender nicht vermerkt. Weshalb sagten Sie Ihrer Sekretärin nicht, dass sie zu Biggers fahren?“
„Weil ich meiner Sekretärin keine Rechenschaft schuldig bin“, stieß Hayden zwischen den Zähnen hervor.
Owen Burke lächelte hintergründig. „Sie verließen das Büro um 14 Uhr 25.“
„Das mag sein. Ich hab nicht auf die Uhr gesehen.“
„Und Sie haben sich mit Biggers in seiner Firma getroffen.“
„Natürlich. Wo sonst.“ In Haydens Augen blitzte es auf. „Ich weiß ja nicht mal, wo Biggers wohnt.“
„Wie lange sind Sie von hier aus gefahren, um zu Biggers zu gelangen?“
„Vierzig, fünfundvierzig Minuten etwa.“
„Dann können Sie Biggers kaum noch angetroffen haben, Mister Hayden. Denn er ist gleich nach dem Gespräch mit Ihnen nach Hause gefahren.“
„Unmöglich“, behauptete Hayden.
„Doch, das ist so. Wir wissen es definitiv“, kam es schneidend von Owen Burke. „Wir haben nämlich die Kollegen Biggers noch einmal vernommen. Mit einem der Männer hat Biggers sich auch ziemlich ausführlich über das Procedere einer Auslandsadoption unterhalten - das Verfahren, wenn alles seinen geregelten Weg geht. Er erzählte dem Mann, dass es oft viele Monate, manchmal ein Jahr und noch länger dauert, bis eine Adoption über die Bühne ist. Es sind zig Papiere auszufüllen und eine Reihe von Behörden einzuschalten. Unter Umständen sind sogar Reisen in das Land notwendig, aus dem das zu adoptierende Kind stammt. Dabei machte Biggers auch Andeutungen, dass so etwas viel schneller gehen kann, wenn man nur die richtigen Verbindungen und das nötige Kleingeld hat.“
„Das wird wohl so sein“, knurrte Hayden. „Die Verbindungen und genug Geld auf dem Konto.“
„Zweihunderttausend Dollar zum Beispiel“, kam es wie aus der Pistole geschossen von Burke.
„Wie kommen Sie auf diese Summe?“, blaffte Hayden. Seine linke Braue zuckte in die Höhe.
Burke hob nichtssagend die Schultern und ließ sie wieder sinken. „Tut nichts zur Sache. - Jedenfalls fiel in dem Gespräch im Zusammenhang mit einer schnellen Adoption Ihr Name, Hayden.“
Philip Hayden saß plötzlich kerzengerade auf seinem Stuhl, als hätte er einen Besenstiel verschluckt, seine Züge entgleisten, er knallte die flache Hand auf den Tisch.
„Was will man mir in die Schuhe schieben?“, herrschte er die G-men an. „Braucht man einen Sündenbock? Soll ich dafür herhalten, nur weil Biggers einen Tag, bevor er erschossen wurde, mit mir telefonierte? Wissen Sie was, G-men, ich sage von jetzt ab kein Wort mehr. Mein Rechtsanwalt wird mit Ihnen verhandeln - soweit es überhaupt noch etwas zu verhandeln gibt.“
„Wir werden sehen“, knurrte Burke unbeeindruckt. „Eine Frage noch, Mister Hayden.“
Während er sprach, hatte sich Burke erhoben, trat einige Schritte vor und stand vor Haydens Schreibtisch.
„Fragen Sie meinen Anwalt!“, schnaubte Hayden. „Ich …“
Er verstummte, als sich Owen Burke mit beiden Armen auf den Schreibtisch stützte und seinen Oberkörper weit zu ihm hinüber beugte. In den Augen des G-man war ein unnachgiebiges Glitzern.
„Womit finanzieren Sie Ihren aufwändigen Lebensstil? Wir wissen, was Ihr Arbeitgeber Ihnen bezahlt. Das ist zwar einiges mehr, als zum Beispiel ein Special Agent beim FBI verdient, dürfte aber kaum ausreichen, um sich eine Segelyacht, einen wahren Palast im teuersten Wohngebiet New Yorks und noch ein paar andere Dinge mehr - sehr teure Dinge - zu leisten.“
„Sie haben sich ja ziemlich genau über mich informiert!“, fauchte Hayden.
„Richtig“, schnappte Harris. „Auf der Liste unserer Verdächtigen stehen Sie nämlich an vorderster Stelle. Leider reicht das, was wir wissen, noch nicht aus, um Sie festzunageln. Aber wir bleiben am Ball. Und ich bin mir sicher, dass …“
„Mein Lebensstandard geht Sie elende Schnüffler einen Dreck an!“, giftete Hayden, der langsam die Kontrolle über sich verlor. „Sie werden von meinem Anwalt hören. Und jetzt sollten Sie gehen, sie stehlen mir mit Ihren haltlosen Verdächtigungen und Unterstellungen nämlich nur kostbare Zeit.“
Auch Ron Harris hatte sich erhoben und grinste verkniffen. „Sie lassen sich gehen, Hayden. So verhalten sich Leute, die ihr schlechtes Gewissen mit nassforschem Auftreten zu kaschieren versuchen. Gehen Sie mal in sich, und überlegen Sie, was …“
„Raus!“, brüllte Hayden und sprang auf. Seine dunklen Augen versprühten zornige Blitze. Sein Mund hatte sich verzerrt und sein Gesicht war dunkel angelaufen. Er ballte die Hände zu Fäusten.
„Wir gehen schon“, erklärte Burke gelassen. „Schätzungsweise aber kommen wir bald wieder. Im Moment sind nämlich einige unserer Kollegen auf dem Weg zu Ihrem Haus, um es auf den Kopf zu stellen. Und wenn sie auch nur das geringste belastende Material finden, Hayden, dann gnade Ihnen Gott.“
Hayden Kopf rutschte förmlich zwischen seine Schultern. In seinen Mundwinkeln zuckte es, scharf stieß er die Luft durch die Nase aus. Dann kam der Zorn – stürmisch wie ein Tornado.
Als er ansetzen wollte, seine Wut hinauszubrüllen, hob Owen Burke die Hand. „Keine Aufregung, Mister. Wir dürfen das. Der Staatsanwalt hat nämlich nicht gezögert, das FBI mit einem Durchsuchungsbefehl auszustatten.“
Der Special Agent grinste spöttisch.
Und Harris fügte ungerührt hinzu: „Er wird auch nicht zögern, einen Haftbefehl auszustellen, Hayden, wenn die Jungs nur den geringsten Hinweis auf illegale Machenschaften finden.“
Haydens Hände öffneten und schlossen sich, es sah aus, als wollte er um seinen Schreibtisch herumstürmen und den beiden G-men an den Hals springen.
Kurze Zeit würgte er an seiner Wut, die Zornesader an seiner Schläfe drohte jeden Moment zu platzen, plötzlich aber entspannte er sich, ließ sich auf seinen Stuhl fallen und griff nach dem Telefon. „Ich werde jetzt meinen Anwalt anrufen“, keuchte er. „Was Sie mit mir treiben, geht zu weit.“
Während er die Nummer tippte, verließen die beiden Special Agents grußlos sein Büro.
Als sie auf der Straße standen, knurrte Ron Harris voll Genugtuung: „Er zappelt wie ein Fisch an der Angel. Der Hinweis, dass Biggers einem seiner Kollegen gegenüber im Zusammenhang mit der Adoption den Namen Hayden erwähnte, war erstklassig, wenn auch erfunden. Ich schätze, Mister Philip Hayden wird der Hintern jetzt auf Grundeis gehen. In dieser Verfassung machen die meisten Gangster gravierende Fehler. Hayden bildet sicher keine Ausnahme.“
Am darauffolgenden Tag wurde der Chef des Federal Bureaus New York davon unterrichtet, dass Philip Hayden einer Autobombe zum Opfer fiel, die explodierte, als er den Motor startete. Der Wagen war total ausgebrannt, im Wrack fand man eine total verkohlte Leiche, bei der es sich mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit um den Fahrzeughalter handelte.
Der Assistant Director rief nach dem Gespräch die beiden Agents Owen Burke und Ron Harris zu sich und berichtete ihnen, was er soeben erfahren hatte.
„Kann man erkennungsdienstlich noch feststellen, ob es sich bei dem Toten tatsächlich um Hayden handelt?“, fragte Special Agent Burke.
„Wohl kaum. So makaber es klingen mag, aber von dem Mann, der in dem Wagen gesessen hat, blieb nur noch ein formloser Klumpen Kohle übrig.“
„Wenn da nicht eine Organisation dahintersteht“, gab Owen Burke zu verstehen. „Es ist wohl so, dass Hayden nicht alleine arbeitete. Als seine Komplizen merkten, dass wir ganz nahe an dem Schuft dran waren, haben sie ihn kaltblütig eliminiert und so zum Schweigen gebracht.“
„Das bedeutet, dass wir wieder ganz von vorne anfangen und versuchen müssen, Haydens skrupellosen Komplizen auf die Spur zu kommen“, gab Ron Harris ohne die Spur von Begeisterung zu verstehen.
„Ruhen Sie nicht, Agents“, sagte der AD eindringlich. „Setzen Sie alles daran, diesen niederträchtigen Subjekten das schmutzige Handwerk zu legen.“
Vier Wochen zogen ins Land. Die Special Agents kamen mit ihren Ermittlungen im Mordfall Biggers nicht weiter, das heißt, sie traten auf der Stelle und hatten jeden Tag mehr das Gefühl, einem Phantom hinterherzujagen. Also legten sie die Angelegenheit zur Seite und übernahmen andere Aufgaben.
Das FBI war einem Mann namens Scott Baker auf der Spur. Der Mafioso führte den gesamten Polizeiapparat New Yorks schon lange an der Nase herum. An ihn, hofften Owen Burke und Ron Harris, kamen sie über Bruce Long heran.
Long war der Betreiber des Belvedere Clubs. In Wirklichkeit, vermuteten die Agents, war er nur der Strohmann. Chef des Ladens war Scott Baker. Und in dem Club wurden Mädchen, die mit Touristenvisa und einer Reihe falscher Versprechen ins Land geschleust worden waren, zur Prostitution gezwungen. Außerdem hatte die Polizei den Tipp erhalten, dass in dem Schuppen Kokain geschnupft wurde.
Der Club lag in der East 114th Street, die die Nordgrenze des Jefferson Parks in Spanish Harlem bildete. Diesen Club hatte erst das NYPD, dann das FBI observiert, nachdem die Verantwortlichen im Police Departement zu der Überzeugung gelangt waren, dass in dem Club Sachen abliefen, die ihre Kompetenzen überschritten.
Es gab eine Reihe von Verbrechen, die Baker angelastet wurden, die aber nicht zu beweisen waren.
Das wollten Burke und Harris ändern. Zumindest wollten sie an diesem Abend Scott Baker einen empfindlichen Schlag versetzen.
Der Club lag in einem vierstöckigen Haus in der 2. Etage. Unten war ein Sonnenstudio etabliert, die 1. Etage war ungenutzt. Die 3. Etage hatte Bruce Long in ein Fitness-Studio umfunktioniert, und im 4. Stock lag seine Penthaus-Wohnung.
Es war eine kalte, regnerische Nacht. Der Wind trieb abgefallenes Laub vor sich her und der Asphalt glitzerte im Licht der Straßenbeleuchtungen nass. Im Wetterbericht wurden erste Niederschläge in Schnee für die nächsten Tage prophezeit. Ein richtiges Schnupfenwetter, bei dem man keinen Hund vor die Tür jagte.
Die Agents hatten zusammen mit einem Einsatzzug aus dem Police Department, unter anderem einigen Beamten vom Rauschgiftdezernat und der DEA das Haus umstellt. Sie hatten das Etablissement sozusagen hermetisch abgeriegelt. Auch einige Leute von der Einwanderungsbehörde waren da. Nicht mal eine Kellerratte hatte eine Chance, ungesehen durch diesen Absperrgürtel zu gelangen. Die Leute, die um das Gebäude verteilt hatten, trugen Einsatzhelme, kugelsichere Westen und Maschinenpistolen von Heckler & Koch. Auch Burke und Harris hatten Helme aufgesetzt und die Kevlar-Westen angezogen. In den Fäusten hielten sie allerdings keine Maschinenpistolen, sondern die SIG Sauer.
Derartige Vorsichtsmaßnahmen waren angebracht. Niemand konnte ermessen, wie die Gangster reagierten, wenn die Polizei auftauchte. Es waren schon viel zu viele Polizisten im Einsatz von Gangsterkugeln getötet worden. Kein noch so großer Erfolg kann das Leben eines Mannes aufwiegen, der in Erfüllung seiner Pflicht im Namen von Recht und Ordnung stirbt. Auch wenn seinen Mörder eine noch so harte Strafe trifft - es macht ihn nicht wieder lebendig.
Zwei Gruppen sollten in das Haus eindringen. Die eine Gruppe stand unter Ron Harris’ Kommando, die andere unter dem Kommando von Owen Burke.
Zu Burkes Gruppe gehörte Cole Price, ein 32-jähriger Agent, mit dem Burke und Harris schon einige Male zusammengearbeitet hatten. Jede Gruppe war vier Mann stark. Über die Bügelmikrophone der Headsets standen die Special Agents Burke und Harris miteinander in Verbindung.
Ron Harris meldete sich von der Hintertür: „Wir sind da, Owen. Bei euch alles klar?“
„Ja“, erwiderte Burke. „Von mir aus können wir anfangen.“
Burke und seine Gruppe befanden sich in einem verlassenen Haus auf der dem Club gegenüberliegenden Straßenseite. Das Gebäude hatten sie durch den Hintereingang betreten, um kein Aufsehen zu erregen.
„Okay. Wir gehen jetzt rein.“
„In Ordnung. Hals- und Beinbruch.“
Owen Burke gab das Zeichen, die kleine Gruppe hetzte aus dem Gebäude und überquerte die Fahrbahn. Es war Mitternacht vorbei und es herrschte kaum Verkehr. Eine Reihe teurer Karossen parkten vor dem Club. Der Trupp erreichte die Haustür, doch sie war verschlossen. Wer in den Club wollte, musste läuten und sich einer Gesichtskontrolle unterziehen.
Ein einziger Schuss aus der SIG Sauer öffnete Owen Burke die Tür. Ein wuchtiger Tritt ließ sie krachend auffliegen. Der Mann, der in der hell erleuchteten Halle hinter einem Tisch saß und in einem bekannten Herrenmagazin blätterte, sprang auf, als hätte ihn eine Tarantel gestochen, und seine Rechte zuckte unter die Jacke.
„FBI!“, schrie Burke. „Keine Bewegung, Hände in die Höhe!“
Cole Price und die beiden anderen Kollegen spritzten auseinander.
Der Bursche, ein vierschrötiger Rausschmeißertyp mit eingeschlagener Nase und streng nach hinten gekämmten, schwarzen Haaren, die als Pferdeschwanz auf seinen Rücken fielen, ließ sich nicht beirren.
Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, umklammerte sie den Griff einer Automatic, und die Mündung schwenkte in Owen Burkes Richtung.
Cole Price hechtete ansatzlos auf den Burschen zu. In dem Moment, als er den Finger um den Abzug legen wollte, prallte der Agent gegen ihn. Der Bursche kam nicht zum Schuss, schlug jedoch mit der Waffe nach Cole Price. Der Special Agent wich geschickt aus und der Schlägertyp wurde vom eigenen Schwung nach vorne getrieben. Cole Prices Faust kam ihm wie ein Rammbock entgegen …
Der Schwinger holte den Vierschrötigen von den Beinen.
Von der anderen Seite der Halle kamen Ron Harris und drei Kollegen.
Einer der beiden Beamten, die mit Owen Burke und Cole Price durch die Vordertür eingedrungen waren, kümmerte sich um den Türsteher, der benommen am Boden hockte und die Polizisten mit glasigen Augen und dem stupiden Ausdruck des Nichtbegreifens anstarrte. Er verpasste ihm ein Armband in Form einer Handschelle und schloss das Gegenstück um ein Heizungsrohr. Der Gefesselte hätte schon die Heizung aus der Wand reißen müssen, um freizukommen.
Owen Burke deutete wortlos nach oben.
Gedämpfter Lärm schallte nach unten. Der Schuss in die Haustür schien nicht gehört worden zu sein.
Die Polizisten stiegen die Treppe empor.
Unangefochten erreichten sie die 2. Etage. Hier ließ Burke zwei Kollegen zurück, für den Fall, dass ihnen oben der eine oder andere Angestellte oder Gast Bruce Longs entkommen sollte, damit sie ihn hier in Empfang nahmen.
Die anderen sechs Beamten kämpften sich weiter die Treppe bis zur 3. Etage hoch.
Burke kannte die Architektur des Baues. Den Bauplan hatte er sich vom städtischen Bauamt besorgt. Hinter der Tür, vor der sie nun standen, lag eine geräumige Diele, von der aus man nach rechts in die Bar gelangte, nach links zu den Zimmern der Ausländerinnen, in denen sie einen handverlesenen Kreis betuchter geiler Böcke zu bedienen hatten.
Owen Burke klinkte die Tür auf, die Polizisten drängten in die Diele.
Sie war geräumig genug, um drei Cocktailsesseln und einem kleinen Tisch Platz zu bieten, ohne dass man sich verbiegen musste, um vorbeizukommen. Und in zwei der Sessel lümmelten Kerle vom Typ jenes Burschen, den die Beamten unten in der Eingangshalle schon verarztet hatten.
Sie rauchten, unterhielten sich und lachten.
Als sie die Beamten sahen, sprangen sie auf. „Was …“ Der Mund des Burschen, der wahrscheinlich fragen wollte, wer sie waren und was sie wollten, klappte wieder zu, als er in die Mündungen der Dienstpistolen blickte.
„FBI“, stieß Owen Burke hervor und zeigte seinen Ausweis. „Keinen Laut! - Fesselt sie!“
Die letzte Anweisung galt den beiden Kollegen, die ihm am nächsten standen.
Die beiden Kerle wurden im Treppenhaus ans Treppengeländer gekettet.
Aus der Bar war das Durcheinander vieler Stimmen zu vernehmen. Dazwischen ertönte lautes Lachen, das sich mit leiser, getragener Musik vermischte. Da drin hatte noch niemand Verdacht geschöpft.
Burke wies die beiden Kollegen, die die Rausschmeißer gefesselt hatten, an, in der Diele zu bleiben und niemand nach unten zu lassen.
In dem Moment, als sich Owen Burke und der Rest der Mannschaft in Bewegung setzen wollten, ging die Tür zur Bar auf.
Ein großer, hagerer Bursche kam mit einer schwarzhaarigen, glutäugigen Schönheit heraus. Er hatte den rechten Arm um ihre Schultern geschlungen.
Der Lady entrang sich ein betroffener Laut.
Der Freier, ein weißhaariger Endfünfziger, erbleichte. Wahrscheinlich hatte er schlagartig begriffen, was die Stunde geschlagen hatte.
Burke packte die beiden und zerrte sie von der Tür weg. Sie wurden von den beiden G-men übernommen, die die Diele bewachen sollten.
Dann stürmten Burke und seine Kollegen in die Bar, verteilten sich sofort an den Wänden zu beiden Seiten der Tür und hatten die Waffen erhoben.
„FBI!“, brüllte Owen Burke mit Stentorstimme. „Jeder bleibt, wo er ist. Keiner rührt sich. Der Bau ist umstellt. Flucht ist sinnlos!“
Owen Burke sah Bruce Long mit zwei Kerlen an einem der Tische sitzen.
Long war ein ausgesprochener Lackaffe; schwarze, ölige Haare, die streng nach hinten gekämmt waren, sauber getrimmter Oberlippenbart wie einst Clark Gable, weißes Rüschenhemd, Nadelstreifenanzug, weinrote Fliege, schwarze Lackschuhe, an jedem Finger einen Ring und mindestens vier schwere Goldketten um den Hals.
Die beiden Kerle an seinem Tisch waren Leibwächter.
Sekundenlang herrschte in der Bar betroffene Stille. Die Anwesenden schienen die Luft anzuhalten.
Burke zählte fünf junge, rassige Frauen, alle von südländischem Aussehen, leicht bekleidet und gewachsen wie Modells.
Die Zahl der Gäste belief sich auf acht. Und jeder von ihnen vermittelte den Eindruck, als verdiente er in einer Woche mehr als die anwesenden Polizisten zusammen, die drauf und dran waren, den Bau umzukrempeln, im Monat.
Die Sekunden der Totenstille waren schlagartig vorbei.
Long sprang auf, als hätte ihn jemand mit einem glühenden Draht berührt, und mit ihm seine beiden Bodyguards. Sie griffen unter ihre Jacken. Schüsse peitschten. Die Kerle wollten es nicht anders. Mit dem Griff nach der Waffe hatten sie die kompromisslose Reaktion der Polizisten geradezu erzwungen. Sie kippten neben ihrem Boss um, einer riss einen Stuhl mit sich zu Boden.
Bruce Long bekam große Augen, in denen plötzlich die Angst irrlichterte.
Eine Tür am Ende des Tresens flog krachend auf und ein schwarzhaariger Bursche mit einer Pistole in der Faust stürzte in den Raum. Die Detonationen hatten ihn aus dem Nebenraum getrieben. Er sah die Beamten, nahm die Waffen in ihren Fäusten wahr, und richtete die Pistole auf Ron Harris.
Keiner der Polizisten kam dazu, ihn anzurufen, ihn aufzufordern, die Waffe fallen zu lassen und die Hände zu heben.
Es ging alles viel zu schnell - rasend schnell.
Owen Burke fand kaum die Zeit zum Überlegen.
Ehe der Schwarzhaarige jedoch abdrücken konnte, feuerte der Special Agent. In dem Moment sprang der Bursche zur Seite. Die Kugel, die ihn kampfunfähig machen sollte, fetzte auf der Brust ein kleines Loch in sein Hemd und riss ihn von den Beinen.
Owen Burke gab Ron Harris ein Zeichen, worauf dieser und Cole Price zu der Tür liefen, aus der der Bursche gekommen war, und in den Raum eindrangen. Im nächsten Moment steckte Ron Harris den Kopf wieder heraus und rief:
„Der Kokain-Salon. Da sind zwei zitternde Burschen, denen das weiße Pulver noch in den Nasenlöchern klebt.“
Owen Burke setzte sich in Bewegung, hielt vor Long an und sagte:
„Okay, Mister Long. Sie sind überführt. Von den Frauen, die hier halbnackt herumspringen, ist keine einzige legal in den Staaten. Was schätzen Sie wohl, was wir hören werden, wenn wir die Ladies vernehmen?“
„Ich protestiere!“, entrüstete sich Long, als er den Aufruhr in seinem Innersten unter Kontrolle hatte und seine Stimmbänder wieder funktionierten. „Ob die Ladies legal in den Staaten sind oder illegal interessiert mich nicht. Sie arbeiten freiwillig hier und …“
„Außerdem wird in Ihrem Laden Kokain geschnupft, Long“, unterbrach Owen Burke den Gangster mit schroffer Stimme. „Alleine das bringt Ihnen einige Jährchen auf Rikers Island oder in Attica ein. Lange Rede, kurzer Sinn, Long: Sie sind verhaftet. Alles was sie von nun an von sich geben, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht zu schweigen …“
Owen Burke leierte den Spruch herunter, der bei jeder Verhaftung vorgeschrieben ist. Wurde selbst der übelste Verbrecher nicht richtig über seine Rechte informiert, ließ ihn die Staatsanwaltschaft wieder laufen. Aus formellen Gründen, wie es so schön heißt. Ein Grund für jeden Cop, sich ein Monogramm in den Hintern zu beißen, wenn auf diese Weise oft monatelange Ermittlungen zur Sisyphusarbeit degradiert werden.
Bruce Long jedenfalls wurde ordnungsgemäß über seine Rechte belehrt. Er spuckte Gift und Galle.
Die Gäste der Bar, die feinen Herren, deren angetraute Ladies sicher nicht den blassesten Dunst hatten, womit sich ihre besseren Hälften den Abend vertrieben, schickten wahrscheinlich Stoßgebete zum Himmel, dass sich ein Mausloch öffnete, in das sie sich verkriechen konnten.
Owen Burke rief per Funk das Einsatzteam.
Unten fuhren zwei Gefangenentransporter vor, mit Bänken auf den Ladeflächen und kleinen, schießschartenähnlichen Fenstern in den Seitenwänden.
Ein Polizeiarzt kümmerte sich um die beiden Bodyguards Longs, die nur verwundet waren. Der andere, jener, der aus dem Nebenraum gekommen war und Ron Harris aufs Visier genommen hatte, benötige nur noch einen Leichensack.
Die Frauen und die Freier wurden wie eine Hammelherde nach unten getrieben und in die Transporter verfrachtet. Man brachte sie zum Verhör ins Police Department.
Die Türsteher und Rausschmeißer des Ladens wurden in Dienstwagen des FBI dirigiert. Diese Kerle wurden ins Field Office gebracht um dort in die Mangel genommen zu werden.
Bruce Long setzten Owen Burke und Ron Harris zu sich in den Dodge Avenger. Diesen herausgeputzten Burschen wollten die beiden Special Agents persönlich unter ihre Fittiche nehmen.
Sie fuhren zur Federal Plaza. Long trug natürlich Handschellen. Die Agents hatten die Helme abgenommen und die kugelsicheren Westen abgelegt. Diese Dinger waren ausgesprochen lästig am Körper. Aber manches Mal waren diese Dinge eben nötig.
Voll Genugtuung über ihren Fischzug fuhren Burke und Harris in die Tiefgarage des Field Office, brachten Bruce Long zunächst einmal in eine Zelle und ließen ihn allein. Er beschimpfte sie und schrie, dass er mit seinem Anwalt telefonieren wolle.
Die Agents ließen ihn schreien.
Für diese Nacht war Schluss.
Seinen Anwalt erreichte er jetzt sowieso nicht mehr. Und wenn, dann würde ihn der auf den kommenden Tag vertrösten. Es ging nämlich auf den Morgen zu.
Die Agents Burke und Harris begannen an diesem Morgen den Dienst erst ein wenig später, denn ein paar Stunden Schlaf hatten auch sie nötig. Burke kam kurz nach 9 Uhr im Dienstgebäude an, Ron Harris wenige Minuten später. Sie begaben sich sofort zu ihrem Vorgesetzten, um ihm Bericht zu erstatten.
Der Assistant Director bat sie, nachdem er sie begrüßt hatte, Platz zu nehmen. Als sie saßen, schaute er von Owen Burke auf Ron Harris, dann wieder auf Burke, schließlich forderte er: „Dann erzählen Sie mal ausführlich. Was hat die Razzia ergeben?“
Die Agents erstatteten Bericht. Der AD erfuhr, dass alles, was in dem Club und in der Wohnung an Material gefunden worden war und in einem Verfahren gegen Bruce Long verwendet werden konnte, beschlagnahmt und ins Police Departement verbracht worden war. Vom Heroin bis zu den Geschäftspapieren …
„Agent Burke und ich werden uns in den nächsten Stunden Long widmen“, erklärte Ron Harris. „Zunächst lassen wir ihn aber ein wenig zappeln, um ihn zu zermürben. Wenn wir dem Burschen dann anständig Druck machen, wird er uns sicherlich verraten, dass er nur eine Figur auf dem Schachbrett Bakers darstellt. Und dann können wir den verdammten Mafioso endlich festnageln. Ich werde ihn persönlich nach Rikers Island fahren, wenn er zu mindestens zweihundert Jahren Gefängnis verurteilt worden ist.“
„Baker ist ein cleverer Hund“, wandte Owen Burke ein. „Ich weiß nicht genau wie lange wir ihn schon im Visier haben, ich weiß aber, dass es uns bisher nicht ein einziges Mal gelungen ist, ihm eine - und sei es eine noch so kleine - Gesetzeswidrigkeit nachzuweisen. Der Schuft parkt nicht mal falsch.“
„Ja, der Bursche ist aalglatt“, pflichtete der AD bei. „Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass er vor vier Jahren seinen Onkel ermordet hat, um sich an seine Stelle zu schwingen. Allerdings fehlt hierfür jedweder Beweis.“
„Neal Pearce, der damals in Spanish Harlem und East Harlem das Geschäft mit der Prostitution und den Drogen kontrollierte, war clever“, knurrte Owen Burke. „Auch ihm konnte nie irgendetwas am Zug geflickt werden.“
„Zu clever für die Polizei“, versetzte der AD, „nicht clever genug für seinen Neffen, der ihm seinen Platz streitig machte und ihn schließlich aus dem Geschäft bombte.“
„Richtig“, knurrte Burke, „man legte ihm eine Autobombe unter die Kühlerhaube.“ Er sprach es und dachte an Philip Hayden, der auch Opfer einer Autobombe wurde.
Amalie Shepard, die Sekretärin des AD, brachte eine Thermoskanne voll Kaffee und Tassen und schenkte den drei Beamten mit sauertöpfischem Gesichtsausdruck ein.
Sie bedankten sich und die hässliche, stets schlecht gelaunte Frau verließ wortlos das Büro.
„Sie dürfen Long nicht zu lange zappeln lassen, Agents“, gab der AD zu verstehen und wechselte damit das Thema. „Sicher fährt er einen ganzen Stab von Anwälten auf. Anwaltliche Unterstützung darf ihm nicht vorenthalten werden. Aber wem sage ich das? Es ist immer derselbe formelle Mist, mit dem wir uns herumzuschlagen haben.“
Zuletzt hatte die Stimme des AD ziemlich sarkastisch geklungen.
„Er bekommt seinen oder seine Rechtsverdreher schon“, versetzte Ron Harris gelassen. „Die Zeit, um unserem Vorgesetzten Bericht zu erstatten, wird man uns wohl zugestehen müssen.“
Der AD nickte. „Long ist im Grunde nur ein kleiner Fisch. Es geht in erster Linie um Scott Baker. Er ist der große Drahtzieher im Hintergrund. Ihm folgt auf meiner Hitliste Dolan Graham, sein Finanzverwalter und Buchhalter. Die beiden will ich hinter Schloss und Riegel sehen – und zwar für lange, lange Zeit. Was natürlich nicht heißen soll, dass die kleinen Fische nicht aus dem Verkehr gezogen werden müssen. Denn sie können sich zu Killerfischen entwickeln.“
Burke trank einen Schluck von dem heißen Kaffee und war längst nicht so überzeugt wie sein Kollege Harris, dass Long den Mund aufmachen und Baker verraten würde. Die Verbindungen Bakers reichten bis in jeden Knast - auch nach Rikers Island. Und mit Verrätern ging ein Mann wie Baker alles andere als zimperlich um.
Der Special Agent verlieh seinen Zweifeln Ausdruck, indem er sagte:
„Im Grunde wird Bruce Long von all den Ganoven, die wir vergangene Nacht in dem Club verhaftet haben, der einzige sein, der Baker belasten kann. Seine Anwälte aber werden ihm den Mund verbieten - denn sie werden mit Sicherheit von Baker bezahlt. Und wenn nicht sie, dann lässt ihn die Angst vor Baker schweigen wie ein Grab. Schon mancher Verräter endete hinter Gittern mit einem Schraubenzieher oder etwas Ähnlichem zwischen den Rippen.“
„Wenn wir Long mit Strafmilderung ködern und es uns gelingt, die Staatsanwaltschaft mit diesem Gedanken anzufreunden, dann besteht Hoffnung“, bemerkte Ron Harris.
Owen Burkes Mundwinkel bogen sich skeptisch nach unten.
Auch der AD wiegte wenig hoffnungsvoll den Kopf. „Knöpfen Sie sich den Burschen jetzt vor“, meinte er schließlich. „Aber trinken Sie vorher noch in aller Ruhe Ihren Kaffee aus.“
„Ich will mit meinem Anwalt telefonieren!“, empfing Bruce Long die beiden Agents. „Und zwar auf der Stelle.“ Er verströmte ein hohes Maß an Arroganz, aber auch Aggression.
„Natürlich“, erwiderte Owen Burke. „Wir wollen Ihnen doch Ihr gesetzlich verbürgtes Recht nicht streitig machen, Long.“
„Für Sie immer noch Mister Long!“, herrschte der Gangster den G-man gehässig an.
„Natürlich, Mister Long“, erwiderte Burke unbeeindruckt und gab dem Wachtmeister ein Zeichen. Dieser geleitete Bruce Long in sein Büro und wies auf das Telefon auf dem Schreibtisch. Wütend schnappte sich der Gangster den Hörer.
Die Agents waren den beiden gefolgt und warteten bei der Tür.
Longs Zeigefinger hämmerte auf die Tastatur des Apparates ein, schließlich schrie er in die Sprechmuschel. „Parker soll sofort ins Federal Building kommen. Ich werde hier seit Stunden widerrechtlich festgehalten. - Was? Mein Name - ach so! Bruce Long. - Gut, geben Sie mir Parker.“
Augenblicke später: „Parker, Sie müssen sofort Beschwerde gegen meine Verhaftung …“
Long verstummte, weil ihm der Anwalt wahrscheinlich das Wort abgeschnitten hatte. Die Kiefer des Gangsters mahlten und ein Schatten huschte über sein Gesicht. Er rang kurze Zeit nach Luft wie ein Erstickender, dann explodierte er regelrecht.
„In zwei Stunden!“, brüllte Long außer sich, mit vor Wut verdunkelten Augen. „Sie sind wohl übergeschnappt! Noch eine Stunde in diesem Käfig, und Sie können mich in die Klapsmühle stecken.“
Ron Harris zeigte ein schadenfrohes Grinsen.
Long schmorte sozusagen auf Sparflamme.
Jetzt lauschte er wieder angespannt in die Hörmuschel und nickte schließlich wiederholt. Der Rechtsanwalt schien psychologisch geschult zu sein, denn Long wurde zusehends ruhiger. Einmal zeigte er sogar ein schräges Grinsen.
„Okay“, sagte er schließlich in gemäßigtem Tonfall. „Ich hoffe, Sie wissen, was zu tun ist.“
Er legte auf und schaute die Agents an. An Owen Burke gewandt stieß er grimmig hervor: „Mach dir keine Hoffnungen, Bulle. Ohne meinen Anwalt hört ihr von mir kein Wort. Genauso gut könntet ihr in eurem Vernehmungsraum die Wände befragen.“
„Wir werden sehen“, versetzte Burke kühl.
Sie dirigierten Long in den Vernehmungsraum, in dem es nur einen Tisch, einige Stühle und einen Computer mit Drucker gab und der in grelles Neonlicht getaucht war.
Ron Harris wies Long an, sich zu setzen.
Owen Burke nahm Long gegenüber Platz. Zwischen dem Gangster und ihm war der Tisch. Ron Harris blieb halbrechts hinter Long stehen und schob die Hände in die Hosentaschen. Long fing an, mit den Fingerkuppen seiner Rechten auf der Tischplatte einen Marsch zu trommeln.
Eine Weile starrten sich Burke und der Gangster nur an. Es war ein stummes Duell, in dem Long schließlich unterlag. Sein Blick irrte zur Seite.
„Nervös?“, fragte Burke.
„Wegen euch beiden Witzblattfiguren?“, kam es höhnisch zurück. Ein geringschätziges Lachen folgte.
„Sie sind so cool, Long“, stieß Ron Harris grollend hervor. „Eines Tages werden Sie vor lauter Coolness Eiswürfel kacken.“
„Guter Witz, wirklich“, kam es spöttisch von Long. „Ich lach mich gleich tot.“
„Die Welt wäre Ihnen dankbar“, versetzte Ron Harris trocken.
Owen Burke vollführte eine wegwerfende Handbewegung, um zum Ausdruck zu bringen, dass es genug sei. Diese Art von Konversation führte zu nichts und war nur vergeudete Zeit.
„Okay, Long“, begann er, „Sie wissen, dass Sie bis zum Hals in der Klemme stecken. In dem Laden, der auf Ihren Namen läuft, wurde gekokst. Und die Vernehmung der Ladies, die für Sie anschafften, bringt sicher einige Delikte zutage, für die Sie eine lange Reihe von Jahren gesiebte Luft atmen werden.“
Bruce Long schaute den Special Agent mit einem Blick an, den man als mitleidig einstufen konnte. Schließlich zeigte er ihm die Zähne; es war wie das Zähnefletschen einer zornigen Dogge.
„Ich werde schneller wieder draußen sein, als du denkst, Agent“, stieg es dann selbstsicher aus seiner Kehle. „Wenn die Ladies illegal in den Staaten sind, dann ist das deren Problem und nicht meins. Wenn in der Bar Kokain geschnupft wurde, dann ist das das Problem der Schnupfer und desjenigen, der ihnen das Kokain verkauft hat. Der Raum, in dem ihr die beiden erwischt habt, ist so etwas wie ein Separee für Leute, die sich bei mir treffen, um Dinge zu besprechen, die für fremde Ohren nicht bestimmt sind.“
„Hört, hört“, blaffte Ron Harris. „Besprechen! Ist das ein neuer Ausdruck für bumsen?“
„Denk doch, was du willst, G-man“, fuhr Long den Agent an. „Jedenfalls werde ich dieses Irrenhaus im Laufe des Tages noch als freier Mann verlassen.“
„Das bestimmen nicht Sie, sondern der Haftrichter, dem wir Sie vorführen“, versetzte Ron Harris lakonisch. „Innerhalb der nächsten zwei Stunden erfahren wir sicherlich, dass die Ladies in Ihrem Puff mit haltlosen Versprechen in die Staaten gelockt wurden, dass Sie sie gehalten haben wie Leibeigene und dass sie sich gezwungenermaßen als Prostituierte betätigten. Dann ist es wohl keine Frage mehr, ob Sie heute Abend noch hinter schwedischen Gardinen sitzen.“
„Beihilfe zum illegalen Aufenthalt“, fügte Owen Burke lächelnd hinzu, „Freiheitsberaubung, Nötigung, Zuhälterei, Förderung der Prostitution – rechnen Sie mal für jedes Delikt im Durchschnitt drei Jahre, Long. Dazu die Schnupfpartie, bei der wir zwei Ihrer Gäste erwischt haben. Ich schätze, das gibt zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahre.“
„Wenn Sie sich kooperativ zeigen, können wir ins Geschäft kommen“, hieb Ron Harris tiefer in die Kerbe, die die Agents zu schlagen begonnen hatten. „Zusammen mit der Staatsanwaltschaft könnte man sich auf die Hälfte einigen.“
„Wofür die Hälfte? Die Hälfte von was?“ Long lehnte sich überheblich grinsend zurück. Seine Goldketten klimperten.
„Wir wollen im Zusammenhang mit einigen dunklen Machenschaften nur einen Namen von Ihnen hören. Der Jüngste sind Sie ja schließlich auch nicht mehr. Sie tragen einen pikfeinen Anzug aus gewiss sehr teurem Zwirn. Wollen Sie zwanzig lange Jahre oder länger nur noch einen Anstaltsdrillich tragen?“
„Ihr wollt mich einschüchtern“, knurrte Long. „Aber es wird euch nicht gelingen. Ihr könnt mir nämlich nichts - gar nichts. Mein Anwalt wird innerhalb der nächsten zwei Stunden Haftbeschwerde einlegen. Führt mich doch dem Haftrichter vor. Ja, macht euch lächerlich. Bitte. Ich werde mir einen Krampf lachen, wenn er verkündet, dass es keinen plausiblen Grund gibt, um mich festzuhalten.“
Er erhob sich mit einem Ruck. „Jetzt bringt mich in die Zelle zurück. Ich sage kein Wort mehr.“
„Ist das Ihr letztes Wort?“, fragte Burke.
„Mein allerletztes.“
Owen Burke stemmte sich am Tisch in die Höhe. „Wie Sie meinen.“
Wenig später war Long wieder arretiert.
Als die Agents in ihr Büro gingen, gab Ron Harris zornig zu verstehen: „Wetten, dass sein Anwalt eine riesige Kaution hinterlegt und dass der Halunke tatsächlich heute Abend draußen ist.“
„Ja, und die Kaution kommt von Scott Baker. Allerdings wird uns das sein Anwalt nicht auf die Nase binden.“
Ron Harris schluckte eine bittere Verwünschung.
In der Tat. Schon sechs Stunden später kam Bruce Long gegen eine Kaution in Höhe von hunderttausend Dollar frei. Die Prostituierten, die im Belvedere Club aufgegriffen worden waren, wurden der Ausländerpolizei übergeben du der Club wurde – zumindest vorübergehend – geschlossen. Die Türsteher und Ordner des Clubs, die nach der Waffe gegriffen hatten, blieben in Haft. Die Kerle, die lediglich als Gäste in der Bar angetroffen worden waren, hatte man schon am Morgen laufen lassen. Die beiden Kokser wurden ebenfalls freigelassen, allerdings mussten sie mit einer Anzeige rechnen und sich für die Justiz zur Verfügung halten.
Das Ergebnis war für Owen Burke und Ron Harris alles andere als befriedigend – es war geradezu niederschmetternd.
Owen Burkes Telefon läutete. Er hatte in der Nacht schlecht geschlafen, seine Stimmung war auf dem Nullpunkt, denn dass sich Bruce Long wieder auf freiem Fuß befand empfand er als persönliche Niederlage. Vor nicht einmal fünf Minuten hatte er den Dienst angetreten. Mürrisch meldete er sich.
Es war Detective Lieutenant James Howard, der ihn anrief und – nachdem er einen guten Morgen gewünscht hatte -, sagte: „Hallo, Owen. Ich befinde mich mit meinen Leuten in Bruce Longs Wohnung. Es hat hier eine Schießerei gegeben. Im Flur liegt ein Toter. In seinem Herz steckt ein Fleischmesser.“
„Ist es etwa Long?“, entfuhr es dem Special Agent.
„Nein. Der ist fort.“
„Wir kommen“, erklärte Burke spontan.
Schneeregen beschlug die Windschutzscheibe des Dodge. Ron Harris schaltete den Scheibenwischer auf Intervall. Der Verkehr war für New Yorker Verhältnisse mäßig. Die Agents erreichten die First Avenue und fuhren kerzengerade nach Norden. Die 114th Straße lag in Spanish Harlem. Vor ihnen, rechterhand, schälten sich die hohen Bäume und Büsche des Jefferson Parks aus der Dunkelheit.
Der Park endete, Ron Harris bog nach links ab und Sie befanden sich in der 114th Street. Vor dem Belvedere Club parkte eine Reihe von Einsatzfahrzeugen des Police Departments, auch der Wagen des Coroners war da.
Ron Harris fand eine Parklücke und rangierte den Dodge hinein.
Zwei Cops gegenüber, die die Eingangstür bewachten, wiesen sich die Agents aus, dann stiegen sie die Treppe hinauf zu Bruce Longs Wohnung. Das erste Bild, das ihnen in die Augen sprang, war die zerschossene Korridortür.
Es wimmelte von Cops.
Die Spurensicherung war am Werk.
James Howard empfing sie mit den Worten:
„Die Identität des Toten ist noch nicht geklärt. Der Mann hatte nicht ein einziges Papier einstecken, das uns seinen Namen verraten könnte. Wir fanden lediglich etwas über vierzig Dollar in seinen Taschen.“
Die Agents schauten sich den Leichnam an. Sein Gesicht sah wächsern aus. Das Messer steckte nach wie vor in seiner Brust.