Elke Schwab
Kullmann ermittelt in Schriftstellerkreisen
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Teil II
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Teil IV
Kapitel 11
Kapitel 12
Teil VI
Kapitel 13
Teil VIII
Kapitel 14
Kapitel 15
Teil X
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 19
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Epilog
Teil I
Teil III
Teil V
Teil VII
Teil IX
Teil XI
Impressum neobooks
Kullmann
ermittelt
in
Schriftstellerkreisen
Kullmann-Reihe 8
Elke Schwab
Originaltitel:
Das Skelett vom Bliesgau
Impressum
Texte: © Copyright by Elke Schwab
Umschlag:
© Copyright by Elke Schwab und Manfred Rother
Verlag:
Books on Demand GmbH
In de Tarpen 42
22848 Norderstedt
2. überarbeitete Auflage 2019
ISBN: 978-3-739226-34-7
Foto: Manfred Rother
Buchcover: Manfred Rother und Elke Schwab
www.elkeschwab.de
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugs-weisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Kullmann
ermittelt
in
Schriftstellerkreisen
Kullmann-Reihe 8
Elke Schwab
Es war stockfinster. Lediglich zwei gelblich schimmernde Lichtkegel zitterten vor ihren Augen. Das einheitliche Rauschen der Autoreifen auf den nassen Straßen vermittelte das Gefühl von Vertrautheit, von Gewohnheit. Aber nichts davon traf zu. Alle Insassen fühlten sich innerlich wie erstarrt – von einer Vorahnung verfolgt, dass das, was sie taten, ein Fehler sein könnte, den sie noch bitter bereuen würden. Aber nun waren sie schon so weit gegangen – es gab kein Zurück mehr.
Ein Blick nach hinten bestätigte das Grauen.
Mit der Autodecke notdürftig zugedeckt war alles zu sehen, was besser verborgen geblieben wäre – aufgerissene Augen, ein wächsernes Gesicht, starre Arme und Beine.
Das alte Stück Flies war verrutscht.
»Es ist Vollmond«, ertönte es vom Beifahrersitz des Wagens. »Ist das nun gut oder schlecht?«
»Gut, weil wir keine Taschenlampen brauchen, um eine geeignete Stelle im Wald zu finden – schlecht, da andere genau wie wir auch gut sehen können«, kam es von der Fahrerseite.
Sie fuhren bereits über eine Stunde. Wie lange sollte die Schreckensfahrt noch dauern?
Der Weg wurde unbefestigt. Das Auto rüttelte alle durch.
»Ich glaube, hier müssen wir aussteigen und den Rest zu Fuß gehen.«
»Bist du verrückt? Dann müssen wir die Leiche meilenweit schleppen.«
»Was ist dir lieber? Mit dem Auto stecken bleiben und morgen in der Zeitung stehen? Oder über Stock und Stein marschieren, dafür morgen weiterleben, als wäre nichts passiert?«
Das Murren endete sofort.
Sie stiegen aus.
Kalte, feuchte Luft schlug ihnen entgegen. Es hatte in den letzten Tagen viel geregnet. Der Waldboden war matschig; sie mussten höllisch aufpassen.
Sie zogen die Leiche aus dem Wagen. Nur mit vereinten Kräften gelang es ihnen, den bleischweren Körper über den glitschigen Boden zu tragen, wobei sie immer wieder ausrutschten, mit ihren Knien im Dreck landeten und sich aufrafften, um ihren Weg fortzusetzen.
Das schrille Kraich-Kraich einer Schleiereule zischte drohend durch die Dunkelheit. Das sich ständig wiederholende Geräusch – einem quietschenden Keilriemen ähnlich – nahm einen Ton an, der Glas zum Zerbersten bringen konnte. Gespenstisch zog es durch die Finsternis, verfolgte sie auf Schritt und Tritt.
»Dieser Vogel ist mir unheimlich!«
»Mit seinem Lärm weckt er noch die ganze Nachbarschaft.«
»Wen soll er hier wecken? Die Toten?«
»Oh mein Gott!« Lautes Stöhnen. »Noch so ein Witz und ich lasse alles fallen und laufe weg.«
»Das wirst du schön bleiben lassen!«
Schweigend setzten sie ihren Weg fort. Gelegentliches Rascheln im dichten Gestrüpp begleitete sie durch die Dunkelheit.
In einer Schneise blieben sie stehen. Eine Weile schauten sie sich um, bis der Entschluss fiel: »Hier ist es nicht gut.«
»Warum nicht?«
»Schau auf den Boden! Hier sind überall Hufspuren. Der Pfad wird als Reitweg genutzt. Da fällt eine Veränderung im Boden sofort auf.«
Sie schleppten ihre Last weiter.
Der Geruch wurde immer unangenehmer.
»Kann es sein, dass unsere Leiche schon zu stinken beginnt?«
»Quatsch!«
»Aber was riecht hier so ekelhaft?«
»Keine Ahnung! Unsere Leiche ist es jedenfalls nicht. Halt doch einfach deine Nase dran, dann wirst du es schon merken!«
»Nein danke! Lieber glaube ich dir!«
Sie zerrten den Toten weiter durch die Dunkelheit.
»Ich kann nicht mehr.«
»Halte durch! Gleich haben wir die Stelle erreicht, die ich für geeignet halte.«
Der Weg wurde holpriger. Sie hatten immer größere Mühe, ihre Last nicht fallen zu lassen. Dicke Steine, quer liegende Äste und herausragende Baumwurzeln erschwerten das Vorankommen. Der Vollmond war durch die immer dichter werdenden Baumkronen kaum noch zu sehen. Die kahlen Äste der Bäume bewegten sich wie in Zeitlupe. Der Anblick hinterließ den Eindruck von Skeletten, die sich auf sie stürzen wollten.
In einer kleinen Lücke zwischen dicken Baumstämmen und verdorrten Hecken legten sie die Leiche ab.
»Los! Hier wird gegraben!«
»Hier?«, die Stimme schimpfte laut, »Eine härtere Stelle konntest du nicht finden?«
»Ruhe jetzt! Oder wollt ihr im Gefängnis landen?«
Unter Murren und Stöhnen hackten sie auf dem steinigen Untergrund. Dort ein Grab zu schaufeln erwies sich als mühsam. Aber es gab kein Zurück mehr.
Nur millimeterweise kamen sie voran.
Es klang wie eine Erlösung, als es hieß: »Tief genug!«
Gemeinsam hoben sie die Leiche an und warfen sie in das selbst geschaufelte Grab.
»Die Decke nehmen wir wieder mit.«
»Igitt! Die will ich nicht mehr sehen müssen.«
»Dann kannst du sie ja in den Müll werfen! Aber bei der Leiche bleibt sie auf keinen Fall.«
»Warum denn nicht?«
»Sollte das improvisierte Grab gefunden werden, ist die Decke verräterisch.«
Eine Weile zauderten sie.
Sie hatten alles akribisch genau geplant, als sie losgefahren waren. Jeder wusste, wie der Plan aussah.
Wer würde jetzt beginnen?
Langes Zögern.
Verstohlen sahen sie sich um. Niemand wollte den Anfang machen.
Der Ruf der Schleiereule ertönte.
Unheilvoll, warnend, drohend.
Das war der Startschuss.
Wie auf Knopfdruck legten sie los.
Hinterher schauten sie in das Loch hinab. Die toten Augen starrten sie immer noch weit aufgerissen an.
Hastig schaufelten sie die Erde zurück.
Es war eine Wohltat zu sehen, wie die Gestalt nach und nach unter den Erdmassen verschwand.
Anke Deister konnte ihr Glück nicht fassen. Seit sie Mutter einer wunderbaren Tochter war, hatte sie sich nicht mehr auf ein Pferd gewagt. Dabei hatte ihr das Reiten immer große Freude gemacht – ganz besonders auf dem Schulpferd Rondo. Inzwischen zählte Lisa drei Jahre und neun Monate, eine Zeit, die für Anke wie im Flug vergangen war. Während Anke stets vom Reiten geträumt hatte, war Lisa fleißig dabei, es zu lernen. Lisas Kindergartenfreundin hatte ein kleines Pony – für sie genau das Richtige.
Aber das Träumen hatte für Anke ein Ende. Das Schulpferd Rondo gehörte ihr. Einerseits hatte sie immer darüber nachgedacht, sich eines Tages ein Pferd zu kaufen. Doch, dass es Rondo sein würde, das Pferd, auf dem sie reiten gelernt hatte, wäre ihr nicht in den Sinn gekommen. Das verdankte sie ihrem Arbeitskollegen Erik Tenes. Unmissverständlich hatte er ihr erklärt: »Entweder du kaufst ihn jetzt sofort oder er geht in andere Hände. Interessenten gibt es genug.«
Sie hatte nicht gezögert.
Mit diesen wohltuenden Erinnerungen ritt Anke im Schritt durch den Wald bei Ormesheim im Bliesgau. Sie hatte einen Platz in einem Reitstall gefunden, in dem sie ihr Pferd in guter Obhut wusste, auch zu Zeiten, in denen sie sich nicht um ihn kümmern konnte. Ihr Beruf als Kriminalkommissarin hielt oft Überraschungen für sie bereit, nämlich Ermittlungsarbeiten, die sie voll und ganz in Anspruch nahmen. Deshalb war es ihr wichtig, dass Rondo durch ihren Beruf keinen Nachteil erlitt. Das war hier nicht der Fall. In diesem Reitstall gab es viele Koppeln, wo er täglich mit anderen Pferden in einer Herde laufen konnte.
Das Mandelbachtal lag im Südosten des Saarlandes und war geprägt durch seine lothringische Nachbarregion auf der einen und die benachbarte Pfalz auf der anderen Seite. Durch weite offene Täler entlang des Mandelbaches, dem das Gebiet seinen Namen verdankte, wirkte es für das Auge wie eine endlose, grüne Weite. Es lag rund zehn Kilometer östlich von Saarbrücken und grenzte an die Städte St. Ingbert und Blieskastel. Die Lage war traumhaft, ein Anblick, der in Schwärmereien versetzen konnte. Ringsum nur Natur. Aber leider hatte Anke bisher noch keinen Reitweg entdeckt, der diesem Traumbild gerecht wurde. Kaum losgeritten, erkannte sie, dass der Weg, den sie eingeschlagen hatte, schon wieder zum Stall zurückführte. Kurzerhand beschloss sie, noch einen Bogen anzuhängen.
Dafür wählte sie einen schmalen Seitenpfad zu ihrer Linken.
Die Luft wurde schlechter. Hinter dem hohen Wall, der den Wald wie einen Kessel eingrenzte, befand sich eine Mülldeponie – der Grund für den Mief. Der war unangenehm.
Sollte sie den Weg fortsetzen oder umkehren?
Der Boden wurde steiniger.
Befand sie sich überhaupt noch auf einem Reitweg? Rondo kam ständig ins Stolpern, was mit der Wucht seines Gewichtes von sechshundert Kilogramm jedes Mal eine heftige Erschütterung für Anke bedeutete.
Plötzlich erschrak Rondo. Anke spürte, dass er angespannt war. Es dauerte nur eine Schrecksekunde, schon rannte Rondo wie von der Tarantel gestochen los. Anke konnte ihn nicht halten. Auf ihre Versuche, ihn mit den Zügeln abzubremsen, reagierte er nicht. Im Gegenteil: Er wurde immer schneller.
Die Äste hingen tief. Anke duckte sich, klammerte sich um seinen Hals, damit sie bei dem Tempo nicht auf den harten Boden fiel. Funken sprühten an den Stellen, an denen Rondos Hufeisen auf Steine trafen.
Dann strauchelte er. Die Reiterin verlor das Gleichgewicht. Im Höllentempo kam die steinige Erde auf Anke zu. Ein dumpfes Donnern, dann verschwand alles in undurchdringlicher Schwärze.
*
Anke öffnete die Augen. Sie schaute auf Baumkronen.
Wo war sie?
Sie spürte, dass sie lag – auf dem Boden. Waldboden.
Wie war sie dorthin gekommen?
Es fühlte sich kalt an – alles fühlte sich kalt an.
Etwas schimmerte vor ihren Augen. War das ein Schein? Ein Heiligenschein?
Anke spürte nichts, nur Kälte. Keine Arme, keine Beine, keinen Körper.
Ein übler Gestank drang ihr in die Nase.
Vorsichtig testete sie, ob sie den Kopf bewegen konnte. Sie konnte. Ganz langsam drehte sie ihn nach links.
Mein Gott, wie lange liege ich schon hier?
Der Schreck der Erkenntnis traf sie hart.
Ihr Arm bestand nur noch aus Knochen!
Bestürzt schaute sie hoch. Alles leuchtete golden. Der Anblick beruhigte sie nicht. Sah so der Himmel aus?
Wieder richtete sie ihren Blick nach links.
Deutlich sah sie ihren Oberarmknochen, ihre Elle, ihre Speiche, die Mittelhandknochen und die vielen kleinen Röhrenknochen der Fingerglieder. Ungläubig ließ sie ihren Blick von den Fingern nach oben wandern. Dort erkannte sie ihr Schlüsselbein. War das ein Schulterblatt, was sie da zu erkennen glaubte? Verzweifelt schloss sie ihre Augen.
Wie wohl der Rest von ihr aussah? Erklärte das den Gestank? Roch sie ihre eigene Verwesung? Sie wagte nicht, an sich selbst herunterzuschauen. Die Angst vor dem, was sie noch zu sehen bekäme, siegte.
Sie schlotterte. War das vor Angst oder vor Kälte?
Aber warum klapperte es nicht? Wenn Knochen aufeinanderschlugen, musste es doch klappern. Wieder richtete sie ihren Blick auf den linken Arm. Vorsichtig hob sie ihn an.
Was sie nun sah, erstaunte sie noch mehr: Sie sah keine Knochen, sondern einen Arm, der in einem Jackenärmel steckte, voller Sand und Laub. Die Fingerknochen waren mit Haut überzogen. Zur Sicherheit bewegte sie die Finger vor ihren Augen. Es waren ihre eigenen und sie funktionierten noch.
Endlich kam ihr der Gedanke, sich aufzurichten.
Als sie auf ihren Füßen stand, erinnerte sie sich an ihren Sturz von Rondo. Er war im Wahnsinnstempo über einen steinigen Weg galoppiert.
Was sollte sie jetzt tun? Nach Rondo suchen oder nach den Knochen Ausschau halten? Sicherlich hatte ihr Bewusstsein nur verrückt gespielt. Die Knochen hatte sie sich eingebildet.
Sie klopfte den Sand von ihrer Reithose ab, wollte sich gerade auf die Suche nach ihrem Pferd machen, als sie tatsächlich ein menschliches Skelett vor sich liegen sah. Genau auf diesen Knochen war sie gelandet. Das erkannte sie daran, dass das Skelett auseinandergerissen worden war.
Sie erschrak und war sich nicht sicher, was nun schlimmer war: die Tatsache, auf einen Toten gefallen zu sein oder die Tatsache, dass sie mit ihrer Ungeschicklichkeit wertvolle Spuren verwischt hatte?
Ein Scharren ertönte.
Sie wandte ihren Blick von den Knochen ab und schaute in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Da stand Rondo in der Herbstsonne – sein Fell so golden wie das Laub am Baum direkt neben ihm. Er hatte auf sie gewartet.
Obwohl sie ihm für den Abwurf am liebsten in seinen großen Hintern getreten hätte, freute sie sich doch, dass er an einem sonnigen Plätzchen stand und ihr kauend entgegenschaute. Die Zeit, die Anke bewusstlos war, hatte er sich damit vertrieben, das goldgelbe Laub von den Bäumen zu fressen.
Mit zitternden Händen klopfte Anke ihm den Hals. Rondo schnaubte zufrieden. Geduldig harrte er aus, während Anke sich mit Mühe wieder auf das große Tier setzte. Ihre Beine waren wackelig durch den Sturz. Ihre Courage hatte auch gelitten. Aber sie wusste genau, dass man sich nach einem Abwurf sofort wieder in den Sattel setzen musste, um die Angst zu besiegen. Genau das tat sie jetzt.
Mit jedem Schritt, den sie sich von der Sturzstelle entfernte, wurde der unangenehme Geruch schwächer. Ihr Verstand registrierte, dass sie nicht Verwesung gerochen hatte, sondern die Mülldeponie, die direkt hinter dem Hügel lag.
»Wie bitte? Du bist auf einem Toten gelandet?« Jürgen Schnur konnte nicht glauben, was Anke ihm gerade am Telefon auftischte.
Sie bestätigte. Er hatte sich also nicht verhört.
»Wie tot?«
»Mausetot! Schon ein Skelett«.
»Hoffentlich war der Tote biologisch abbaubar.«
»Was redest du da?«
»Mehrere Kommunen, unter anderem auch das Mandelbachtal, haben sich zusammengeschlossen und beantragt, von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt zu werden. Da sollten sie besser aufpassen, was sie in ihren Wäldern abladen«, erläuterte Schnur.
»Für gewöhnlich liegen tote Menschen nicht im Wald herum, bis sie verwest sind«, konnte Anke nur dazu sagen.
»Stimmt! Hier ist irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugegangen.« Schnur legte auf und unterdrückte seinen Zorn, denn die Arbeit ging vor. War er jahrelang nur für Aktensuchen und Fallanalysen am Schreibtisch zuständig, so hatte er jetzt die weitaus bessere Position. Seit einem Jahr war er nicht nur Hauptkommissar, sondern auch mit der Leitungsfunktion betraut. Eigentlich hätte er damit sein Ziel erreicht, säße ihm nicht ständig Kriminalrat Dieter Forseti im Nacken.
Die Umstände des Leichenfundes verärgerten Schnur, weil er die Kommentare von Forseti jetzt schon in seinen Ohren klingeln hörte. Dabei war das nicht in Ankes Sinn gewesen. Auch war es nicht in ihrem Sinn, einen Tatort zu kontaminieren. Der Zufall hatte ihr übel mitgespielt. Nur – würde Forseti das interessieren, wenn sich herausstellte, dass Spuren vernichtet worden sind?
Er rieb sich über sein Kinn, eine Geste, die er nicht mehr abstellen konnte, seit sich sein Bartwuchs als feuerrot herausgestellt hatte. Damit tastete er die Stoppeln ab, um rechtzeitig zum Rasierapparat greifen zu können. Denn die ewige Häme, die ihn schon seit seiner Jugendzeit verfolgte, wollte er nicht auf seinen Arbeitsplatz ausdehnen. Doch das war schwieriger als angenommen. Die Kollegen hatten seinen vermaledeiten Spitznamen rausgekriegt. Jetzt musste er nur noch zusehen, dass er ihnen kein Wasser auf die Mühle gab. Nach einer raschen Trockenrasur eilte er in das Nachbarbüro zu Erik Tenes, den er aufforderte, ihn nach Ormesheim zu begleiten.
Weiträumig war alles mit grünweißem Polizeiband abgesperrt, eine Vorsichtsmaßnahme, die Anke an dieser gottverlassenen Stelle für überflüssig hielt. Wer ging schon freiwillig solche steinigen Wege? Die Bäume standen so dicht, dass wenig Tageslicht durchdringen konnte. Obwohl es noch hell war, mussten starke Lampen aufgestellt werden.
Sie selbst hätte sich diese Route niemals ausgesucht – Rondo hatte sie in einem halsbrecherischen Galopp dorthin geführt.
Je mehr sie sich der Fundstelle näherte, umso holpriger wurde der Boden. Dicke Steine, querliegende Äste, sogar umgefallene Baumstämme lagen dort. Anke staunte darüber, wie ihr Pferd so lange darüber galoppieren konnte, ohne zu stolpern. Sie hatte schon Mühe, im langsamen Tempo nicht ins Straucheln zu geraten.
Als sie näher kam, sah sie Jürgen Schnur, den Kommissariatsleiter, Erik Tenes, ihren Kollegen und einige Mitarbeiter der Spurensicherung. Ein älterer, stämmiger Mann saß gebückt vor dem Fund und machte vorsichtige Bewegungen mit einem Pinsel, während er von einem großen, schlanken Mann mit Argusaugen beobachtet wurde.
Was hatte das zu bedeuten?
»Gut gemacht, Anke.« Erik grinste. »Du findest die Leichen erst, wenn du schon darauf liegst.«
»Immerhin finde ich Leichen«, konterte Anke. »Ohne mich wärt ihr arbeitslos.«
»Ich muss euch enttäuschen«, mischte sich Jürgen Schnur in das Geplänkel ein. »Die ›Helden der Arbeit‹ gibt es seit der Auflösung der DDR nicht mehr.«
Anke und Erik verstummten.
Die Arbeiten an dem Skelett gingen emsig weiter.
»Was tun die Männer da?«, fragte Anke.
»Sie untersuchen, wie alt das Skelett ist. Wir dürfen nicht ausschließen, dass wir hier einen alten Fund aus der Keltenzeit vor uns haben, da der Fundort nahe an den Ausgrabungen in Reinheim liegt«, erklärte Schnur.
»Wie kommst du darauf, dass das Skelett schon zweitausend Jahre dort liegt? Hier gehen regelmäßig Menschen vorbei, die es längst entdeckt hätten.«
»Hierher verirrt sich niemand«, widersprach der Archäologe. Seine Stimme klang undeutlich. Er machte sich noch nicht einmal die Mühe, Anke anzuschauen. Er warf ihr die Worte über seine Schulter entgegen.
Ganz anders verhielt sich der ältere Mann, der die Knochen mit einem Pinsel bearbeitete. Er ließ von seiner mühsamen Arbeit ab, erhob sich schwerfällig, wobei er sich seine beiden Knie festhielt. Neugierig schaute er Anke über den Rand seiner Hornbrille an.
»Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen! Mein Name ist Kehl – Ernst Kehl – mit einem Doktor der forensischen Anthropologie vorne dran.« Er grinste, wobei er seinen Blick von Ankes Gesicht bis zu ihren Füßen wandern ließ. »Hier haben Sie ja ganze Arbeit geleistet.«
Sofort fühlte sich Anke unwohl. Der Mann hatte winzige Augen, die unangenehm glitzerten. Seine Gesichtsfarbe war so grau, wie die wenigen Haare auf seinem Kopf. Er reichte ihr gerade bis zum Hals. Es fiel ihm leichter, auf ihre Brust anstatt in ihr Gesicht zu schauen, während er mit ihr redete.
»Ich werde Tage brauchen, um die zertrümmerten Knochen zu einem Ganzen zu fügen«, sinnierte er weiter.
»Dann hoffe ich, dass Sie das richtig machen«, entgegnete Anke unfreundlich. »Der Teil gehört nämlich zu Ihrer Arbeit, während ich meinen Teil der Arbeit schon gemacht habe.«
»Worin bestand Ihr Teil der Aufgabe?«, fragte der Alte amüsiert, womit er Anke noch mehr auf die Palme brachte.
Schnur bemerkte die Spannungen und lenkte durch seine Frage ab, indem er sich zwischen Dr. Kehl und Anke stellte: »Können Sie uns schon etwas über das Skelett sagen? Ist es ein Mann oder eine Frau? Ist es ein Fall für uns oder für die Archäologen? Wir müssen das wissen, damit wir mit unserer Arbeit beginnen können.«
»Zuerst werden die Einzelteile ins Labor gebracht«, begann Dr. Kehl mit seiner Antwort. »Dort werden wir die Knochen daraufhin untersuchen, wie alt sie sind und wie lange sie an dieser Stelle gelegen haben. Diese Untersuchungen nimmt der Archäologe vor. Sollte sich herausstellen, dass es sich um Knochen aus unserer Zeit handelt, beginne ich mit meinen Messungen, die mir Aufschluss darüber geben können, um welches Geschlecht es sich hier handelt. Bis dahin können wir nichts über das Skelett sagen.«
»Ein einfaches ‚nein‘ hätte es auch getan«, murrte Schnur verstimmt. An Dr. Kehl gewandt fragte er weiter: »Gibt es verwertbares Gewebe, an dem eine DNA festgestellt werden kann?«
»Sollte es schon zweitausend Jahre hier liegen, bestimmt nicht.« Dr. Kehls verschmitztes Grinsen galt Anke. »Ansonsten kann ich versuchen, aus dem Rückenmark oder den Zahnwurzeln DNA-Proben zu entnehmen. Aber so, wie das Skelett aussieht, glaube ich nicht daran. Vom Unterkiefer ist so gut wie nichts mehr vorhanden, der Oberkiefer zertrümmert. Am Zahnschema kann man normalerweise die Identität feststellen, aber Ihre temperamentvolle Kollegin ist gut auf unserem Skelett gelandet. Sie hat alle Möglichkeiten zur Identifizierung zerstört.«
»Nicht so voreilig, Herr Dr. Kehl!«, parierte Schnur. »Unsere Mitarbeiterin hat einen Namen, sie heißt Anke Deister. Sie war ausreiten, was nicht im Geringsten mit ihrer Arbeit zu tun hat. Freizeit steht jedem zu. Der Sturz ist wohl kaum als Vorsatz anzusehen. Deshalb beschränken Sie Ihre Beurteilungen auf das Wesentliche und unterlassen Sie Ihre Anspielungen!«
Der Alte stutzte.
Anke grinste. Sie hatte sich endlich daran gewöhnt, dass Schnur ihr neuer Chef geworden war. Mit seinem persönlichen Einsatz zu ihren Gunsten hatte er sie überrascht.
Erik warf ihr einen Blick zu, der denselben Gedanken verriet. Auch ihm entging Schnurs Geste nicht.
»Sobald ich mit den Untersuchungen an der Reihe bin, werde ich sehen, ob sich in den Zähnen noch verwertbares Material finden lässt«, lenkte der Alte ein. »Aber bei dem Anblick der Knochen bekomme ich meine Zweifel, ob sie wirklich in Ihren Arbeitsbereich gehören. Der Verwesungsprozess ist komplett abgeschlossen, was entweder auf eine lange Liegezeit hindeutet, oder aber, dass die Leiche bereits im Sommer 2003 dort gelegen hat und somit der langen Hitze und Trockenheit ausgesetzt war.«
»Die Leiche lag nicht tief begraben«, meldete sich der Archäologe zu Wort. »Das kann zweierlei bedeuten: Entweder sie wurde hastig entsorgt – liegt also noch nicht lange hier – oder die Erdmassen sind im Laufe der Jahrhunderte immer weiter abgetragen worden, sodass sie von allein auftauchte. Das müssen wir im Labor untersuchen.«
Schnur bedankte sich, bevor er sich zusammen mit Erik Tenes und Anke Deister von der Fundstelle entfernte. Den Dienstwagen hatten sie vor der Einfahrt zur Mülldeponie geparkt.
Dort blieben sie stehen.
Anke hoffte, dass Schnur sie nicht auf die Dienststelle bat, denn es war bereits spät. Sie sehnte sich nach ihrer Tochter Lisa. Außerdem war Freitagabend. Wer würde nun das Wochenende opfern müssen, weil sie durch ihren Sturz auf ein Skelett gestoßen war?
Erwartungsvoll schaute sie Schnur an, bis er endlich sagte: »Unsere Leiche ist schon länger tot. Deshalb brauchen wir nicht in Panik zu geraten.«
Erleichtert atmete Anke durch. Sie wollte sich gerade auf den Weg zu ihrem Auto machen, als Erik ihr nachrief: »Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist.«
Überrascht drehte Anke sich um und schaute ihm ins Gesicht. Die Sorge, die er aussprach, stand auch in seinen Augen. Es tat ihr gut, ihn so fürsorglich zu erleben. Bis jetzt war kein einziges Wort darüber gefallen, dass sie sich bei diesem Sturz hätte verletzen können. Umso mehr freute sie sich, dass es gerade von Erik kam.
»Danke!«
»Sei bitte in Zukunft vorsichtiger mit dem Pferd. Die Wege hier sind hart und steinig. Außerdem gibt es überall stark befahrene Straßen, was das Reiten noch gefährlicher macht. Ich möchte nicht bereuen, dir zu dem Kauf von Rondo geraten zu haben.«
»Das wirst du nicht«, versicherte Anke sofort. »Ich werde gut auf mich aufpassen.«
Anke stellte ihren Wagen auf dem kleinen Parkplatz vor dem Appartementhaus ab, in dem sie wohnte. Sie durchquerte das Parterre, verließ es durch die Hintertür wieder und steuerte den schmalen Pfad an, der sie zur Rückseite von Kullmanns Haus führte. Jedes Mal, wenn sie diesen Weg zu ihrem ehemaligen Chef und Mentor zurücklegte, erfreute sie sich daran, wie geschickt sie ihre Lebenssituation hatte einrichten können. Als alleinerziehende Mutter, die ihrer Arbeit als Kriminalbeamtin nachgehen wollte, war Kinderbetreuung unumgänglich. Und wer war dafür besser geeignet, als der ehemalige Chef, dem sie mehr vertraute als jedem anderen Menschen in ihrem Leben.
Schon von weitem hörte sie Lisas Lachen. Es ging ihr gut. Was gab es schöneres für Anke, als ihre Tochter glücklich zu wissen.
Als Lisa ihre Mutter sah, kam sie so schnell sie konnte auf sie zugelaufen. Überglücklich nahm Anke ihre Tochter in die Arme und trug sie zur Terrasse, wo Kullmann und seine Frau Martha beim Abendbrot saßen.
»Warst du bei Rondo?«, fragte Lisa immer wieder.
»Ja, ich war bei Rondo«, erklärte Anke und hüpfte mit ihrem Kind im Arm durch den Garten, als sei sie ein Pferd.
»Ich will Rondo reiten«, stellte Lisa ihre Forderung klar.
Als Anke nicht reagierte, wurde sie ungeduldig.
»Reiten! Reiten! Reiten!«, rief Lisa. »Wann darf ich auch mal?«
»Morgen«, überlegte Anke, ein Entschluss, den sie schon bereute, kaum dass sie ihn ausgesprochen hatte.
»Ist das nicht zu gefährlich?«, fragte Martha besorgt.
»Ach was! Lisa kann doch schon auf dem Pony ihrer Freundin reiten. Und Rondo ist viel braver als das Pony.« Anke bemühte sich um ein entspanntes Lächeln.
»Aber auch viel größer!«, sprach Martha genau das aus, was Anke beschäftigte.
Sie setzte ihre Tochter auf dem Boden ab.
Froh gelaunt hüpfte die Kleine durch den Garten. Inmitten der Grünanlage stand die große Schaukel, die Kullmann im Schweiße seines
Angesichts aufgebaut hatte, als Lisa noch in den Windeln gelegen hatte. Sie setzte sich auf einen der Hängesitze und wippte mit Schwung hin und her. Das war ein wirksames Mittel für Lisa, ihren Übermut zu bändigen. Kullmanns Wunderwerk war anfangs auf größte Skepsis gestoßen; heute verging kein Tag, ohne dass Lisa daran schaukelte.
Anke schaute ihrer Tochter zu, wie sie die Schaukel verließ und sich eine neue Beschäftigung suchte. Mit ihrer neuen Jeans, die den Schnitt einer Caprihose hatte, stolzierte sie zwischen ihren Spielsachen umher, die überall verstreut im Garten herumlagen. In ihrer neuen Garderobe sah sie geradezu perfekt aus. Stramme Beinchen lugten heraus. Ihr Gesicht war gerötet vor Aufregung, weil sie es genoss im Mittelpunkt zu stehen. Immer wieder schaute sie zurück, um sich zu vergewissern, dass ihr auch alle zusahen.
»Wie war dein erster Ausritt mit deinem eigenen Pferd?«, fragte Kullmann nach dem Abendbrot. Er war gerade dabei, jedem eine Flasche Bier zu öffnen.
Anke freute sich schon auf das kühle Gebräu. Doch mit seiner Frage riss er sie aus ihren Träumereien.
Kaum hatte Kullmann ihr die geöffnete Flasche vor die Nase gestellt, bemerkte er schon, dass sie etwas bedrückte. »Bist du runtergefallen?«
Martha schnappte nach Luft.
Anke zögerte eine Weile, bis sie antwortete: »Nicht nur das.«
»Was ist passiert? Hast du dich verletzt?«
»Nein! Ich bin unglücklicherweise auf einem Skelett gelandet.«
Eine Weile schauten Kullmann und Martha sie schweigend an, was in Anke das Gefühl vermittelte, sie würden ihr nicht glauben. Es dauerte eine Weile, bis Kullmann nachhakte: »Ein Tierskelett?«
»Nein! Ein menschliches Skelett.«
Nun war er so überrascht, dass er aufstand und einige Schritte auf der Terrasse auf und ab ging. Dann stellte er sich vor Anke und meinte: »Deine Arbeitswut verfolgt dich bis in dein Freizeitvergnügen. Vermutlich ist es kein Zufall, dass ausgerechnet du auf einem Skelett gelandet bist.«
»Was soll das heißen?«
»Dass ein Jäger vermutlich auf einem Reh gelandet wäre oder ein Schuster auf einem alten Schuh. Du bist bei der Abteilung für Tötungsdelikte, prompt landest du auf einer Leiche.«
»Das musst du gerade sagen. Kaum warst du pensioniert, bist du über eine Tote gestolpert. Und das noch in einer Angelegenheit, bei der niemand an ein Verbrechen glauben wollte.«
Mit einem Nicken setzte er sich, nahm seine Flasche Bier und prostete seiner Frau und Anke zu.
»Warum regst du dich so auf?«
Kullmann stellte sein Bier ab, schaute Anke eine Weile an, bis er fragte: »Gibt es schon Vermutungen darüber, wie lange die Knochen dort liegen?«
Anke berichtete ihm von den archäologischen Untersuchungen, die durchgeführt wurden, um ausschließen zu können, dass es sich um einen keltischen Fund handelt.
Kullmanns Blick wurde skeptisch.
»Erklär mir doch bitte dein Interesse an meinem Fund!«
»Ich gebe zu, dass ich sofort an etwas denken musste.«
»An einen alten Fall?«, hakte Anke nach.
»In meiner Dienstzeit hat es mal einen Mord ohne Leiche gegeben – und zwar in Ormesheim. Ich weiß die Einzelheiten nicht mehr. Aber bevor ich die Pferde scheu mache, warte ich erst einmal ab, was deine Abteilung herausfindet. Vielleicht liege ich auch falsch und bringe euch auf die falsche Spur.«
»Klar! Du neigst dazu, uns ständig auf die falsche Spur zu bringen«, spottete Anke.
»Halte mich einfach nur auf dem Laufenden! Sollte ich mich irren, bin ich froh, den Mund gehalten zu haben. Wenn nicht, kann ich immer noch nach der Akte suchen lassen. Was hältst du von dem Vorschlag?«
»Ich habe dich noch immer über meine Arbeit auf dem Laufenden gehalten. Warum sollte ich es ausgerechnet jetzt nicht mehr tun?«
»Du bist heute kratzbürstig«, tadelte Kullmann. »Hat dir der Sturz die Laune verdorben?«
Verdutzt schaute Anke ihren ehemaligen Chef und Mentor an. Er hatte Recht, sie benahm sich aufmüpfig. Dazu hatte sie keinen Grund – und Kullmann gegenüber schon gar nicht.
Die Wolken wurden immer schwärzer. Eiskalter Wind pfiff ihm um die Ohren. Regentropfen peitschten in sein Gesicht. Er hatte Mühe zu erkennen, wohin er lief. Dabei versuchte er sein Tempo zu beschleunigen, aber seine Beine packten ihn nicht mehr. Er begann zu stolpern, rappelte sich wieder auf, taumelte weiter. Vor ihm lag die schmale Brücke zur Vauban-Insel. Das Ziel strebte er an, getrieben von der Hoffnung, sich dort vor seinem Verfolger verstecken zu können.
Was geschah nur mit ihm? Er wollte sich einen vergnüglichen Abend mit einer Frau machen, hatte sich ein erotisches Abenteuer versprochen, doch nun rannte er um sein Leben.
Eilig überquerte er die schmale Brücke.
Ein Donner ertönte. Vor Schreck zuckte er zusammen, weil er schon glaubte, es sei ein Schuss gefallen. Warum war hier alles menschenleer? Niemand zu sehen, den er um Hilfe bitten könnte. Auf der Insel angekommen stand er vor einer Wegegabelung. Schnell musste er sich entscheiden, Zögern könnte seinen Tod bedeuten. Er wählte den linken Pfad, passierte den alten Bunker, in dem sich das Restaurant Contregarde befand. Zu allem Pech sah er, dass es geschlossen war – vermutlich schon seit Jahren, denn Efeu wuchs an der Eingangstür hoch. Er sprang die mit Hecken überwucherte Böschung hinunter und rüttelte an den Gittern vor den Fenstern, aber sie waren viel zu stabil. Da fiel sein Blick auf einen weiteren Bunker, der sich eine Ebene tiefer befand, ganz nah am äußeren Rand der Halbinsel, die zur Seite des Saarlouiser Stadtparks zeigte. Mit großen Schritten eilte er darauf zu, sprang über die Absperrung und robbte sich durch die dichten Hecken. Dort angekommen zerrte er gleich am ersten Gitter. Er hatte Glück. Es war locker. Gerade wollte er hineinspringen, da hörte er etwas ganz dicht hinter sich. Erschrocken drehte er sich um.
Vor ihm stand eine vermummte Gestalt.
Sibylle blickte auf und schaute in ein Publikum voller verängstigter Gesichter. Einige wischten sich den Schweiß von der Stirn, andere atmeten tief durch, weil sie genau im richtigen Augenblick aufhörte vorzulesen.
Nur wenige Sekunden der Stille verstrichen, dann ertönte der Applaus.
Hinterher erhob sich Antonia Welsch, stellte sich als Literaturagentin vor und verkündete, dass das Buch nun zu kaufen sei.
Der Rest des Abends verging wie im Flug. Viele Bücher der Autorin Sibylle Kriebig wechselten ihren Besitzer. Die Gäste zeigten Begeisterung, waren von großer Neugierde gepackt und lobten Sibylles Vortrag, der Lust auf mehr gemacht habe.
Der Lärmpegel sank.
Nach und nach verließen die Besucher die Buchhandlung. Sibylle rieb sich ihr Handgelenk. Es schmerzte vom Schreiben der vielen Widmungen. Verträumt schaute sie sich um, bis sie zwei Männer sah, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Der eine war groß, schlank und elegant gekleidet. Ihn umgab eine Aura, die Sibylle sofort in ihren Bann zog. Ihre Blicke trafen sich. Sie fuhr zusammen, als habe ihr jemand in den Magen geboxt. Was bedeutete das?
Sein Begleiter wirkte neben ihm winzig, dick und ungepflegt. Dafür blitzten seine Augen hellwach. Ausgerechnet der war es, der vor ihren Tisch trat. Er hielt ihr das Buch entgegen und fragte: »Wie sind Sie auf diese tolle Idee gekommen?«
Verärgert über die Frage schaute Sibylle auf. Der Blick dieses Mannes löste in ihr das Gefühl aus, er könnte in sie hineinschauen. Das verunsicherte sie.
Was bezweckte der Zwerg mit seiner Frage?
»Ich habe einfach viele Ideen. Dafür gibt es wohl kein Geheimrezept«, wich sie aus.
Ihre Angst, dass er ihr etwas entlocken könnte, was sie nicht sagen wollte, wuchs. Der Mann wirkte auf sie wie ein Fuchs.
»Haben Sie schon mehrere Bücher geschrieben?«
Was wollte er wirklich? Fragen wollte sie nicht, weil sie sich einen potenziellen Leser vergraulen könnte.
»Nein, das ist mein erstes.«
»Kommen noch weitere?«
»Ich hoffe es.« Sibylle lachte nervös. »Aber zuerst muss ich die noch schreiben.«
»Richten Sie bitte Ihre Widmung an Ingo«, bat er Sibylle.
Die Autorin schaute ihn prüfend an.
»Sind Sie das?«
»Nein! Ingo Landry ist mein Freund«, dabei zeigte er auf seinen Begleiter.
Neugierig schaute Sibylle wieder in die Richtung des Fremden. Er wandte ihr sein Gesicht erneut zu – wenn auch nur kurz. Aber das reichte schon, in Sibylle eine ganz Flut an gemischten Gefühlen hervorzurufen. Kannte sie diesen Mann?
»Und Sie? Wollen Sie nicht auch ein Buch kaufen?«, fragte Sibylle hastig, damit ihr Glotzen nicht auffiel.
Sie bekam keine Antwort.
Die beiden Männer waren die letzten Gäste gewesen. Nach ihrem Weggang gähnte die erste Etage der Buchhandlung leer.
Sibylle zögerte nicht und verließ zusammen mit Antonia das große Gebäude, in dem es plötzlich so still geworden war. Sie traten hinaus in eine sternenklare Nacht. Nur noch wenige Autos standen auf dem Parkplatz am Großen Markt. Alles wirkte jetzt ruhig und friedlich, die Hektik des Tages war vorüber.
Auf dem Heimweg durch das nächtliche Saarlouis begann Sibylle ungeduldig, das Make-up aus ihrem Gesicht zu wischen. Sie entfernte die vielen Spangen, die ihre roten Haare davon abgehalten hatten, wie Borsten abzustehen.
»Kannst du damit nicht noch ein bisschen warten?«, schimpfte Antonia. »Jetzt siehst du aus wie Frankensteins Monster.«
»Dann fällt auch niemand über mich her.« Die beiden lachten laut auf und konnten sich gar nicht mehr einkriegen.
*
Matthias Hobelt und Ingo Landry stiegen in ihren Wagen und fuhren auf die Autobahn in Richtung Mandelbachtal. Zur späten Stunde herrschte wenig Verkehr auf der sonst stark befahrenen Straße. Stille breitete sich im Wagen aus. Es dauerte lange, bis Matthias das Schweigen brach: »Die Lesung hat mich auf eine gute Idee gebracht.«
»Und die wäre?«
»Du kannst doch fantastisch schreiben.«
»Ich weiß!« Ingo nickte.
»Was hältst du davon, wenn du ein Gegenstück zu dem Krimi ›Frauen an die Macht‹ schreibst und veröffentlichst?«
»Ich soll ein Buch schreiben?« Ingo zweifelte.
»Hast du Bedenken, so etwas fertigzubringen?«, fragte Matthias.
Eine Weile hörten sie nur das leise Brummen des Motors. Ingo steuerte den alten Jaguar seines Vaters, dessen 6-Zylinder-Maschine nach wie vor wie ein Uhrwerk lief. Eine gute Limousine, die ihn an Komfort denken ließ. Bei kaltem Wetter zog er diesen Wagen den sportlichen Modellen vor. Gelegentlich leuchteten Scheinwerfer von entgegenkommenden Autos auf. Hier und da versuchte jemand zu überholen, was Ingo Landry mit seinen 250 PS unter der Motorhaube nicht zulassen konnte. In Sekundenschnelle beschleunigte er, was andere Autofahrer zum Aufgeben zwang, und in Ingo jedes Mal einen Triumph auslöste.
Mit dem Gedanken, ein Buch zu schreiben, könnte er sich anfreunden. Das würde Anerkennung für ihn bedeuten, etwas, womit es sich gut leben ließ. Bisher hatte er allerdings nur Aufsätze im Deutschunterricht in der Schule geschrieben. Sie sind von seinem Lehrer zwar ausgezeichnet worden, weil sie auffallend gut waren. Aber genügte das wirklich, ein ganzes Buch fertigzustellen?
Beruflich hatte er nichts aus seinem Leben gemacht.
Solange seine Eltern – seine Pflegeeltern – gelebt hatten, brauchte er das nicht. Das Ehepaar war steinreich, sie konnten ihm jeden Wunsch erfüllen. Es war für ihn nie nötig geworden, seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Sein Vater war über mehrere Legislaturperioden Kultusminister und seine Mutter Dozentin für Chemie an der Universität in Saarbrücken. Es grenzte an Wunder, dass sie Ingo trotz seiner Untätigkeit immer hoch geschätzt hatten. Womit hatte er sich ihre Bewunderung verdient?
Inzwischen waren seine Pflegeeltern gestorben – und mit ihnen das erhebende Gefühl, etwas Besonderes zu sein.
Heute überkam ihn der Eindruck, dass sein Werdegang mehr Ähnlichkeit mit dem eines verhinderten Künstlers, oder besser gesagt eines Lebenskünstlers, besaß als mit dem eines angehenden Buchautors. Von Kindesbeinen an gehörte das Basteln von schönen Spielzeugautos zu seinen Leidenschaften, bis er erkennen musste, dass er kein einziges Modell fertiggestellt hatte. Er hatte keine Motivation, keine Ideen. Er konnte sich nie auf das Ganze konzentrieren. Etwas niederzuschreiben war nicht schlecht. Aber trotz seiner vielfältigen Überlegungen sah er das unüberwindliche Hindernis darin, es bis zum Ende zu bringen. Wie beim Basteln von Autos waren es die Details, die ihn im Sumpf der Engstirnigkeit versinken lassen würden, während ihm das eigentliche Konzept entglitt. Wie sollte er es schaffen, ein komplettes Buch zu schreiben?
Er wollte ehrlich zu seinem Freund sein, das war er ihm schuldig. Matthias hatte eine falsche Meinung von ihm, hielt ihn in der Kunst des Schreibens für begnadet, eine Haltung, die Ingo nicht gerne korrigierte. Sie behagte ihm – wie alles, was ihn auf das Podest stellte, auf das er eigentlich nicht gehörte.
»Nein, habe ich nicht«, kam es Ingo über die Lippen, als hätten sie ein Eigenleben. Gerade noch hatte er einen vernünftigen Gedanken, wenn er auch einem Gang nach Canossa glich, nämlich ehrlich zu seinem Freund zu sein. Welcher Teufel ritt ihn, sich auf dieses gewagte Spiel einzulassen?
»Nur, was soll ich schreiben?« Mit der Frage gab er seine Bedenken preis.
»Ganz einfach: Wir lesen das Buch von Sibylle Kriebig, entnehmen die Ideen, verändern sie ein wenig, indem wir die Männer an die Macht lassen und schon ist ein fantastischer Krimi fertig«, erklärte Matthias. »Und du wirst sehen, dass dein Buch sich besser verkaufen wird.«
»Warum?«
»Weil du mich hast.«
Ingo warf seinem Freund einen ungläubigen Blick zu.
»Also«, drängte Matthias. »Was hält dich davon ab? Schreib dein Buch und du wirst sehen, die Medien machen einen großen Erfolg daraus.«
»Du bist dir aber ganz schön sicher.«
»Natürlich bin ich das! Ich habe mir alles gut überlegt«, gestand Matthias. »Ein Buch von einer namenlosen Autorin wird sich auf dem Markt nicht behaupten.«
»Trotzdem kommt die Idee von ihr und nicht von mir«, zweifelte Ingo immer noch.
»Wen interessiert das? Bestseller werden nicht geschrieben, sondern von den Medien gemacht!«
»Also, wenn ich mir deinen Plan anhöre, gelange ich zu der Überzeugung, dass besser du das Buch schreibst. Du steckst voller Ideen – im Gegensatz zu mir.«
»So ein Unsinn«, wehrte Matthias ab. »Ich kann keine drei Sätze fehlerfrei schreiben. Du bist in Deutsch richtig gut, hast schon in der Schule die besten Noten bekommen. Also musst du das Buch schreiben.«
Sie verließen die Autobahn an der Abfahrt am Flughafen Ensheim, fuhren weiter über die Landstraße in Richtung Ormesheim.
Kurz bevor sie den Ort erreichten, traf Ingo seine Entscheidung: »Du hast Recht. Wir werden das Buch schreiben.«
»Klasse, Kumpel! Hand drauf!«, jubelte Matthias.
Ingo parkte seinen Jaguar vor dem Elternhaus. Feierlich schlug er mit seinem Freund auf ihre Abmachung ein. Dabei fühlte er sich wieder wie der kleine Junge, der einen Streich ausheckte.
»Das Geld teilen wir«, stellte Matthias klar und setzte damit dem Freudentaumel ein Ende.
»Wenn wir welches verdienen«, gab Ingo zu bedenken.
»Wir werden immer Mittel und Wege finden, den Verkauf anzukurbeln.«
Abwechselnd tauchten vor Ankes Augen Bilder vom Gesicht ihrer Tochter und einem kahlen Schädel auf, dessen untere Kieferpartie fehlte. Die helle, muntere Stimme, die sie hörte, passte ganz und gar nicht zu dem Totenkopf ohne Mund. Aber die Stimme war da. Lange wusste sie nicht, was sie ihr sagen wollte. Bis sie plötzlich die Worte klar und deutlich verstand: »Mama, aufstehen! Ich will reiten. Du hast es mir versprochen.«
Erschrocken richtete sich Anke auf. Traum und Wirklichkeit hatten sich vermischt. Vor ihr stand Lisa mit ihrem hübschen, runden Gesicht und den strahlend blauen Augen, die große Erwartungen ausdrückten.
Als Anke aufstehen wollte, schoss ihr ein stechender Schmerz durch den Kopf. Für einen kurzen Moment sah sie nur Sterne. Erschrocken ließ sie sich ins Kissen sinken. Aber Lisa war fest entschlossen, ihre Mutter an ihr Versprechen zu erinnern. Es blieb Anke keine andere Wahl, sie musste raus aus den Federn.
Der zweite Versuch gelang wesentlich besser. Obwohl der Schmerz wie ein dumpfes Pochen in den Schläfen zurückblieb, gelang es ihr, sich bis ins Badezimmer zu bewegen, wo sie ihrem Kreislauf mit kaltem Wasser auf die Sprünge half. In der Küche suchte sie alles zusammen, was zu einem guten Frühstück gehörte. An diesem Morgen war es Lisa allerdings egal, was auf dem Tisch stand. Ihr ganzes Interesse war, so schnell wie möglich zum Pferd zu kommen.
Anke versorgte sich mit einer großen Portion Kaffee, die ihr dabei half, die Kopfschmerzen zu lindern. Die waren wohl das Resultat ihres Sturzes. Zum Glück war es nichts Schlimmeres, dachte sie bei der Erinnerung an das rasante Tempo, mit dem Rondo über den steinigen Weg galoppiert war.
Nach dem Frühstück gingen sie durch den Hinterausgang über den schmalen Pfad in Kullmanns Garten. Das Ehepaar saß dort auf der Terrasse. Sie frühstückten im Schein der Morgensonne, ein harmonisches Bild. Wie immer stellte Anke fest, welch ein wunderbares Paar die beiden waren. Erst als Anke näher kam, sah sie, dass Norbert Kullmann die Zeitung in der Hand hielt. Sie setzte sich auf den Stuhl neben ihm.
Kullmann las ihr vor:
»Mord in der Biosphäre. Der Plan, den Bliesgau als Biosphärenreservat anzuerkennen, wird auf eine harte Probe gestellt. Wie passt ein Toter in ein umweltfreundliches Konzept? Das Skelett im Koppelwald bei Ormesheim wirft viele Fragen auf. Während die Polizei hinter den menschlichen Überresten einen unaufgeklärten Mordfall vermutet, gehen Archäologen von einem jahrtausendealten Fossil der Keltenzeit aus.«
Kullmann schaute Anke über seine Brillengläser hinweg an, während er sprach: »Die Reporter schreiben hier viel dummes Zeug. Ein Toter, der bis zum Skelett verwest ist, ist schon lange tot. Also fällt der Todeszeitpunkt vermutlich nicht in den Zeitraum, in dem die Biosphäre im Saarland schon in Planung ist. Ich sehe da keine Zusammenhänge.«
»Wie lange plant der Bliesgau schon die Anerkennung als Biosphärenreservat?«
»Ich weiß nur, dass sie sich erst in diesem Sommer aus mehreren Kommunen zusammengeschlossen haben, um einen Zweckverband zu gründen, der die hohen Anforderungen erfüllen soll.«
»Und wie lange liegt der Fall zurück, den du ungeklärt zurückgelassen hast?«, fragte Anke.
»Von wegen ungeklärt zurückgelassen! Der Fall wurde mir entzogen, weil wir ohne Leiche nichts hatten, womit wir arbeiten konnten.«
Anke wartete eine Weile, bis sie ihre Frage wiederholte: »Wie lange liegt der Fall zurück?«
»Fünf Jahre. Und ich kann mich nicht erinnern, dass damals schon die Rede davon war, im Saarland eine Biosphärenregion einzurichten.«
»Wo war ich damals?« Die Frage beschäftigte Anke viel mehr.
Kullmann musste überlegen, bis es ihm einfiel: »Du warst auf der psychologischen Schulung.«
Anke erinnerte sich. Kullmanns letzte Amtshandlung für Anke war, sie auf diese Schulung zu schicken, wofür sie ihm heute noch unausgesprochen dankte. Denn nach seiner Pensionierung hatten sich für Anke sämtliche Möglichkeiten der Weiterbildung erschwert.
»Wir wissen noch gar nicht, ob es ein Fall für unsere Abteilung ist«, lenkte Anke ab. »Warum jetzt schon den Kopf zerbrechen?«
Lisa wurde es zu langweilig. Mit lautem Kreischen ging sie auf ihre Mutter zu. »Ich will reiten!«, stellte sie unmissverständlich klar.
»Wir fahren sofort los«, besänftigte Anke ihre Tochter.
Kullmann erhob sich, was Anke mit einem erstaunten Blick registrierte.
»Martha und ich fahren mit«, erklärte er. »Ich will mir gern die Fundstelle ansehen. In der Zwischenzeit kann Martha bei Lisa bleiben und nach den Pferden sehen.«
»Solange Lisa auf Rondo reitet, bleibe ich aber dabei«, bestimmte Anke.
Kullmann verschwand im Haus. Es dauerte nicht lange, da kehrten er und seine Frau mit wetterfesten Schuhen und Windjacken zurück.
»Wir können.«
»Wir fahren mit meinem Auto«, bestimmte Anke. »Am Stall herrschen Schlamm und Dreck. Mein Subaru Forester ist für unwegsames Gelände bestens geeignet.«
Sie bogen in die Saarbrücker Straße ein, die an der Polizeidienststelle Saarbrücken-Land vorbeiführte, passierten die Halberger Hütte und fuhren unter der Autobahnbrücke durch. Dahinter lagen die Dörfer Fechingen und Eschringen, die sie hinter sich ließen, bis eine Häuseransammlung wie zu einer Zitadelle aufgerichtet vor ihren Augen auftauchte, der Ort Ormesheim.