Kalender mit biblischen Betrachtungen
für alle Tage des Jahres 2021
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der Verlage unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
© Kalender Wort für heute 2021
Herstellung:
Satz: |
Oncken Verlag/Blessings 4 you GmbH, Kassel |
Druck: |
BasseDruck GmbH, Hagen |
Gestaltung: |
Edward de Jong, Oncken Verlag/Blessings 4 you GmbH, Kassel |
© Coverfoto: |
Olesia Bilkei/shutterstock.com |
© Foto Rückseite: |
FreeProd33/shutterstock.com |
ISBN für die Abreißausgabe: |
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978-3-7655-9961-3 |
Brunnen Verlag |
978-3-87939-881-2 |
Oncken Verlag/Blessings 4 you GmbH |
978-3-86258-091-0 |
SCM Bundes-Verlag gGmbH |
ISBN für die Großdruck-Buchausgabe: |
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978-3-7655-9971-2 |
Brunnen Verlag |
978-3-87939-994-9 |
Oncken Verlag/Blessings 4 you GmbH |
978-3-86258-092-7 |
SCM Bundes-Verlag gGmbH |
ISBN für die Buchausgabe: |
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978-3-7655-9951-4 |
Brunnen Verlag |
978-3-87939-991-8 |
Oncken Verlag/Blessings 4 you GmbH |
978-3-86258-090-3 |
SCM Bundes-Verlag gGmbH |
Wort für heute ist auch als E-Book erhältlich (978-3-7655-7578-5) und in der App „Freikirchen-Kiosk“ (App Store oder Google Play).
Jahreslosung 2021
Liebe Leserin, lieber Leser!
JANUAR
FEBRUAR
MÄRZ
APRIL
MAI
JUNI
JULI
AUGUST
SEPTEMBER
OKTOBER
NOVEMBER
DEZEMBER
Rätselfragen zur Bibellese 2021
Bibelstellenverzeichnis 2021
Gedenktage 2020
Einführungen in biblische Bücher
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen 2020
Quellenhinweise
Anschriften der herausgebenden Verlage
Jesus Christus spricht: Seid barmherzig,
wie auch euer Vater barmherzig ist!
(Lukas 6,36 L=E)
Als ich in den USA lebte, musste ich mein Auto eines Tages bei starkem Regen am Straßenrand stehen lassen und mit dem Bus nach Hause fahren. Völlig durchnässt betrat ich den Bus und wollte mit einem 10-Dollar-Schein bezahlen. Der Fahrer aber verlangte abgezähltes Kleingeld: 1 Dollar 25. Das hatte ich nicht gewusst. Im Bus saßen ausschließlich Afroamerikaner. Ich war der einzige Weiße. Ich hatte zwar Geld, nur keine Ahnung und kein Kleingeld. Eine alte Dame, zwischen ihren Einkaufstüten sitzend, fingerte ein paar Münzen aus ihrer Tasche und fragte die anderen Fahrgäste, ob sie etwas beisteuern könnten. Einen Moment später lag das Fahrgeld in meiner Hand. Ich staunte, stotterte, dankte – und war beschämt. Und bin es bis heute, weil ich nicht weiß, ob ich so gehandelt hätte. Bei mir wären vielleicht Gedanken gekommen wie: „Das muss der lernen mit dem Kleingeld“ oder „Was geht mich das an?“
Barmherzigkeit sieht mit dem Herzen. Gott ist barmherzig. Deswegen sandte er Jesus. Er – und Menschen wie in dem Bus – lehren mich Barmherzigkeit.
Ansgar Hörsting
(Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden
in Deutschland KdöR)
Sie halten den Kalender „Wort für heute 2021“ in der Hand – als Wandkalender, Buch, E-Book oder App. Er bietet für jeden Tag des Jahres eine Andacht zu einem ausgewählten Bibelvers. Die Verse sind der täglichen Bibellese entnommen. Der Bibelleseplan der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen führt in vier Jahren durch das Neue Testament und in acht Jahren durch die meisten Stücke des Alten Testaments. So werden Sie bei der Lektüre des ganzen Abschnittes in acht Jahren die komplette Bibel gelesen haben. Das ist die Idee.
Über 100 freikirchliche Autorinnen und Autoren haben Worte der Bibel ausgelegt. Wir hoffen, dass daraus ein „Wort für heute“ wird, ein Zuspruch, der zum Glauben ruft und im Glauben stärkt, und ein Anspruch, der zu Veränderungen herausfordert. Die Bibeltexte stammen in der Regel aus der „Gute Nachricht Bibel“ (Fassung 1997). Auf Texte aus der Lutherbibel (revidierte Fassung von 2017) weist ein L hin, auf die aus der Einheitsübersetzung (revidierte Fassung von 2017) ein E.
An passender Stelle finden Sie Einführungen in die biblischen Bücher und inspirierende Lebensbeschreibungen von Christen, deren Geburts- oder Todestage sich jähren. Die Andachten werden immer wieder ergänzt durch Liedstrophen, Zitate und Gebete. Neu hinzugenommen haben wir Fragen zum Weiterdenken, Hinweise auf weiterführende Literatur oder Vorträge und Gebetsanliegen. Diese Zusätze können Sie an folgenden Symbolen erkennen:
Liedstrophe |
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Zitat, Gedanke, Gebet |
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Monatsspruch, Einführung, Gedenktag |
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Rätselfrage zur Bibellese, Fragen zum Weiterdenken |
NEU:
Termin |
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Buchtipp |
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Internet |
Es grüßen die Redakteure und Verlage:
Ute Armbruster-Stephan Evangelisch-methodistische Kirche, Frankfurt/M., Brunnen Verlag, Gießen |
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Hans-Werner Kube Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland KdöR SCM Bundes-Verlag gGmbH, Witten |
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Nicola Bourdon Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland KdöR Oncken Verlag/Blessings 4 you GmbH, Kassel |
Bibellesen und gewinnen! |
Mit einem Preisrätsel zur Bibellese 2021 möchten wir Ihnen Gelegenheit geben, Ihre Bibelkenntnis zu testen. Sie finden an jedem letzten Samstag eines Monats nach der Andacht eine Rätselfrage.
Die Fragen sind den Texten der Bibellese entnommen, und zwar der „Gute Nachricht Bibel“ von 1997. Die Antworten sind im Allgemeinen auch mit anderen Übersetzungen zu finden. Da sich die Lösungen in der Regel aber nicht direkt aus dem ausgewählten Bibelvers oder der Andacht ergeben, wäre es gut, die Bibellese immer im vollen Umfang zu lesen.
Nach der Andacht zum 31.12.2021 ist das Formular eingefügt, auf dem Sie Ihre Lösungen notieren können. Senden Sie es ausgefüllt oder als E-Mail an eine der dort angegebenen Anschriften.
Letzter Einsendetermin ist der 15. Januar 2022.
Es werden folgende Preise unter den Einsendern von richtigen Antworten verlost:
1. Preis: |
Buchgutschein im Wert von 100 Euro |
2. - 3. Preis: |
Buchgutscheine im Wert von je 50 Euro |
4. - 10. Preis: |
Buchgutscheine im Wert von je 25 Euro |
Ihre Kalenderredaktion
„Wort für heute“ als App!
„Wort für heute 2021“ kann wieder digital bestellt und gelesen werden. Preis: 9,95 Euro für ein Kalenderjahr mit 365 Andachten, Einführungen in biblische Bücher und Lebensbildern.
Vom 1.10.2020 bis 31.12.2020 können Sie „Wort für heute 2020“ in der App „Freikirchen-Kiosk“ kostenlos testen! Laden Sie dazu die kostenlose App bei Google Play oder im App Store herunter.
50-jähriges Jubiläum
2022 wird „Wort für heute“ 50 Jahre! Das möchten wir mit einer Jubiläumsausgabe feiern. 1972 vereinigten sich die Andachtskalender der drei beteiligten Kirchen/Bünde zu einem neuen gemeinsamen. Aus „Kasseler Abreißkalender“, „Tägliches Brot“ und „Wittener Andachtskalender“ wurde „Wort für heute“. Seitdem schreiben Autorinnen und Autoren der drei Kirchen darin. Wir suchen Geschichten rund um den Andachtskalender. Wie ist Ihnen Christus im Wort begegnet? Was hat sich bei Ihnen oder in Ihrem Leben durch das Lesen der Andachten verändert? Schreiben Sie uns. Die Adressen der Verlage finden Sie auf der letzten Seite oder beim Preisrätsel.
08.27 |
16.25 |
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18.46 |
10.23 |
Neujahr
Bibellese: Psalm 8
Herr, unser Herrscher!
Aus dem Lobpreis der Schwachen und Hilflosen baust du eine Mauer,
an der deine Widersacher und Feinde zu Fall kommen.
(Vers 2.3)
Ein neues Jahr! Ein frischer Kalender! Für die einen ist der Jahreswechsel ein neuer Aufbruch zum Glück: Wir nehmen uns sehr persönliche Ziele vor. Ja, diesmal wollen wir sie erreichen!
Für die anderen ist der Jahreskreis ein ewiger Kreislauf: Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Erst gute Vorsätze und dann stets neues Versagen. Dieser ständige Rhythmus beginnt also heute von vorne, oder? Was können wir bloß tun?
Da sind so viele faszinierende Vorschläge: Fastenzeiten, Gebetswachen, ein Marsch durch die Bibel innerhalb eines Jahres. Und manches Gute mehr. Schön für alle, die das packen! Mein 40-jähriger aktiver Pastorendienst hat mir jedoch gezeigt: Ich kenne zwar tolle Rezepte für Leute, die am Jahresanfang Bollwerke gegen das Versagen errichten wollen, Mauern zur Selbstbehauptung. Dazu Aufbautipps für regelmäßiges geistliches Muskeltraining, Ratschläge fürs Durchhalten. Aber ich selbst bin für all das wohl nicht geschaffen. Ich werde schnell wieder zum Versager. Auch die wohlgemeinten Rippenstöße der Freunde helfen nur wenig: Lass den Kopf nicht hängen. Du musst stark sein, die Ärmel hochkrempeln, dir keine Sorgen machen … Und trotzdem wird man bald erschlagen von neuen Herausforderungen, von Zweifeln, Sorgen und Ängsten. Psalm 8 zeigt: Gott ist der Schöpfer und der Herr. Bei ihm darf ich schwach und hilflos sein. Denn ihm kann ich vertrauen. Ihm allein gelten mein Dank und Lob. So baut er in mir Mauern und Bollwerke gegen alles Bedrohliche. Ihm kann ich mich total anvertrauen. Von ihm will ich abhängig sein. Kein Mensch, keine Methode, keine Selbstdisziplin werden mich auf Dauer Gutes sehen lassen. Doch Gott hält mich fest und hat mein Leben im Griff. Sein Segen ruht auf mir, heute und das ganze Jahr.
Artur Schmitt
Monatsspruch Viele sagen: „Wer wird uns Gutes sehen lassen?“ Herr, lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes! (Psalm 4,7 L) |
Zum 2. Januar 2021 Die ganz großen Linien Einführung in das Lukasevangelium |
Einige Jahrzehnte sind seit Tod und Auferweckung Jesu ins Land gegangen. Viele Menschen haben der Botschaft vertraut und folgen Jesus nach. Damit dieser Glaube Wurzeln schlagen kann, ist ein solides Fundament wichtig. Obwohl schon viel über Jesus im Umlauf ist, begibt sich Lukas auf Spurensuche. Er recherchiert sorgfältig (1,3), damit der Empfänger Theophilus und alle, die den Weg des Glaubens gehen, eine verlässliche Orientierung bekommen.
Obwohl das Lukasevangelium etliche Parallelen zu den ersten beiden Evangelien aufweist, setzt es doch in der Gestaltung deutlich eigene Akzente. So fügt Lukas am Anfang Informationen zur Herkunft und zur Geburt Jesu hinzu (Kp 1-2), die verdeutlichen, wie sehr dieser in einem gottesfürchtigen jüdischen Umfeld aufwuchs. Die Wirkungszeit Jesu in Galiläa (4,14-9,50) wird hingegen relativ knapp beschrieben. Lukas lenkt den Blick vielmehr darauf, wie Jesus sich auf dem Weg nach Jerusalem befindet (9,51-19,44). Jerusalem ist schließlich der entscheidende Ort, dort wird er nach seiner Passion zu neuem Leben auferweckt werden (19,45-24,53), und von dort aus wird er dann später seine Jünger in die Welt senden (Apg 1,8).
Es ist bemerkenswert, wie Lukas mit seiner Beschreibung die ganz großen Linien aufzeigt. Er möchte verdeutlichen, wie sich die Erwartungen und Verheißungen des Alten Bundes in Jesus Christus erfüllen. Die Lobgesänge der Maria (1,46-55) und des Zacharias (1,67-79) sind ganz in Sprache und Denken des Alten Testamentes gegründet. Als Jesus seine Antrittspredigt hält (4,16-21), zitiert er ein Wort des Propheten Jesaja und erklärt der staunenden Menge, dass sich dieses nun vor ihren Augen erfüllt. Der Begriff der Erfüllung wird dann noch einmal in ganz grundsätzlicher Weise aufgegriffen (24,44): Alles, was Mose und die Propheten gesagt haben, kommt in Jesus zur Vollendung.
Die Rettung, das Heil, ist nicht einigen Auserwählten vorbehalten. Schon zu Lebzeiten Jesu wird immer wieder deutlich, wie auch die Heiden in das Gottesvolk mit hineingenommen werden. Ihnen steht die Tür offen. Selbst den Außenseitern der Gesellschaft, den Ausgestoßenen und Verachteten, den Armen, Kranken und Schwachen wendet sich Jesus zu und eröffnet ihnen die Chance, ein neues Leben in der Gegenwart Gottes zu beginnen. Dass der Stammbaum Jesu auf Adam zurückgeführt wird (3,23-38), unterstreicht diese universale Linie.
Michael Schröder
08.27 |
16.26 |
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20.03 |
10.54 |
Bibellese: Lukas 3,1-6
Johannes, der Sohn von Zacharias, hielt sich noch in der Wüste auf. Dort erging an ihn der Ruf Gottes.
(Vers 2)
Es hätte was aus ihm werden können. Priester zum Beispiel, wie es sein Vater war. Priester am Tempel in Jerusalem. Die gläubigen Pilger hätten zu ihm aufgeschaut: einer von Gottes Personal. Der hat den Zugang zu den verschlossenen und heiligen Bereichen. Er hätte die Rituale, Gebete und Opfer gelernt und hätte verstanden, wie das mit Gott funktioniert. Aber es kam anders.
Warum Johannes nicht in die Fußstapfen seines Vaters trat, erfahren wir nicht. Die Wüste wird sein Zuhause. Irgendetwas treibt ihn. Es ist nicht ganz normal, sich mit einer Kamelhaardecke zu bekleiden, Heuschrecken und wilden Honig zu essen. Seine schon bei seiner Geburt hochbetagten Eltern würden sich wahrscheinlich im Grab umdrehen, wenn sie ihr Gotteswunder von damals nun in der Wüste sähen. So wie es zu erleiden ist, wenn Kinder aus einer frommen Familientradition ausscheren. Aber Johannes ist ja nicht vom Glauben abgefallen. Er hat ihn nur nicht gefunden in dem schönen Gotteshaus in Jerusalem mit den erhebenden Gebeten und Gesängen, in der formvollendeten Liturgie des Tempelgottesdienstes.
Er ist in der Wüste. Das ist Einsamkeit, Entbehrung, Gefahr. In der Wüste reduziert sich das Leben auf das Wesentliche. „Dort erging an ihn der Ruf Gottes.“ Wie den alten Propheten geschieht ihm Gottes Wort. Ihm passiert Gott. Gott hat mit dem Priestersohn einen anderen Plan, als die fromme Familiengeschichte fortzusetzen.
So mancher Nachwuchs mag sich in den Wüsten des Lebens herumtreiben. Das kann tief religiös aussehen oder merkwürdig. Oder beides zusammen. Gottes Ruf kann Menschen erreichen, die für Rufe aus Familie, Gemeinde, Tradition nicht mehr erreichbar sind. Johannes, der Mann in der Wüste, wird zu einem Boten Gottes.
Uwe Dammann
Gottes Führung fordert Stille. Wo man auf sein Wort nicht lauscht, wird des ewgen Vaters Wille mit der eignen Wahl vertauscht. Nikolaus Ludwig von Zinzendorf 1722 |
08.26 |
16.27 |
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21.22 |
11.18 |
2. Sonntag nach Weihnachten
Bibellese: Psalm 100
Preist den Herrn, dankt ihm für seine Taten!
Denn der Herr ist gut zu uns,
seine Liebe hört niemals auf,
von einer Generation zur anderen bleibt er treu.
(Vers 4.5)
Das letzte Wort des kurzen Danklieds beim Einzug in den Tempel von Jerusalem lautet „Emuna“ und ist verwandt mit der Bekräftigung „Amen“ am Ende von Gebeten, die bedeutet: „Das ist gewisslich wahr.“ „Emuna“ ist schwer zu übersetzen, aber nicht etwa deshalb, weil das Wort selten oder seine Bedeutung unklar wäre. Im Gegenteil, es ist ein häufiger und wichtiger Begriff in den Schriften des Alten Testaments. Die Schwierigkeit liegt vielmehr darin, dass das hebräische Wort viel mehr ausdrückt, als mit einem deutschen Wort wiedergegeben werden kann. Martin Luther übersetzte: und seine Wahrheit für und für. Die Zürcher Übersetzung hat: und seine Treue von Geschlecht zu Geschlecht. Sowohl das eine als auch das andere ist richtig: Gottes Wahrheit bleibt über alle Zeiten und über allen Zweifel bestehen, auf seine Treue ist immer Verlass. „Emuna“ kann aber auch ein Mensch haben, dann bedeutet es „Glaube“.
„Wahrheit“, „Treue“ und „Glaube“ sind in der Bibel Aspekte ein und derselben Sache. Mit „Wahrheit“ ist hier nicht ein System von Lehrsätzen gemeint, das vor vielen Generationen festgelegt wurde und seither gegen neue Wege des Denkens verteidigt werden müsste. Wenn es so wäre, ginge es beim christlichen Glauben um die Bewahrung von Vorstellungen und Lebensweisen vergangener Generationen.
Dass man Gott vertrauen kann, dass Glaube möglich ist, dass es Zuversicht trotz aller Anfechtung gibt, das können und müssen Menschen jeder Generation neu für sich entdecken. Weil das auch noch heute geschieht, kann ich das uralte Loblied aus dem Tempel von Jerusalem nach so vielen Generationen noch singen.
Martin Rothkegel
Er ist voll Güt und Freundlichkeit, voll Lieb und Treu zu jeder Zeit. voll Lieb und Treu zu jeder Zeit. Sein Gnad währt immer dort und hier und seine Wahrheit für und für. Cornelius Becker 1602 |
08.26 |
16.28 |
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22.42 |
11.38 |
Bibellese: Lukas 3,7-14
Die Menschen fragten Johannes: „Was sollen wir denn tun?“
(Vers 10)
Du weißt, was du zu tun hast! Manchmal gibt es diese Ansage. Ob im Beruf, in der Familie, in einer Beziehung, in einer Gemeinde – in der Regel weiß ich, was läuft. Vielleicht saß ich aber auch schon einmal vor einem Menschen und sagte: „Ich weiß nicht, was ich machen soll.“ Ratlos zu sein, macht keinen Spaß. Das kann ein schweres Problem sein. Johannes beeindruckte seine Zuhörer, die ihn zunächst als Touristenattraktion bewunderten. Er stellte ihnen die Nähe Gottes und sein Gericht vor Augen. Wer es ab sofort ernst mit dem Glauben nehmen wollte, der konnte sich taufen lassen.
Das sind Augenblicke großer religiöser Begeisterung. Das Herz klopft. Man steht im Jordan. Man taucht aus dem Wasser auf und ist klitschnass. Aber auch ein Getaufter ist irgendwann wieder trocken. Und wie geht es dann weiter? Nach einem geistlichen Höhenflug findet man sich im Leben wieder. Das kenne ich auch. Nach einem besonders ergreifenden Gottesdienst, einer Tagung, einer Gemeindefreizeit geht das Leben natürlich wieder seinen Gang. Aber wie? Bis zum nächsten Highlight durchwursteln?
„Was sollen wir denn tun?“ Das fragten sich die Zolleinnehmer. Die wussten, sie werden eigentlich immer wieder Ärger mit den Menschen haben. Sie lebten in einem System der Steuern und Gebühren. Müssen sie jetzt alle in die Wüste wie Johannes? „Was sollen wir denn tun?“, fragten sich die Soldaten. Die lebten davon, dass sie ein politisch und sozial instabiles Gebiet in Schach hielten. Johannes forderte die Leute nicht auf, ihren Beruf zu wechseln. Ihr steckt in dieser Welt. Vorerst reicht es, wenn ihr anständig seid, kein Unrecht tut und nur das mitnehmt, was euch tatsächlich zusteht. Bleibt nach eurem geistlichen Höhenflug auf dem Teppich. Ihr müsst nicht glänzen. Gestaltet euer ganz normales Leben als Menschen Gottes.
Uwe Dammann
Gib, dass ich tu mit Fleiß, was mir zu tun gebühret, wozu mich dein Befehl in meinem Stande führet … Johann Heermann 1630 Aus: O Gott, du frommer Gott |
08.26 |
16.29 |
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–.– |
11.57 |
Bibellese: Lukas 3,15-20
Johannes erklärte allen: „Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber der, der mächtiger ist als ich. Ich bin nicht einmal gut genug, ihm die Schuhe aufzubinden. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit dem Feuer des Gerichts taufen.“
(Vers 16)
Wahrscheinlich hat jeder schon einmal jemandem die Schuhe gebunden. Entweder den Kindern oder Enkeln, den alt gewordenen Eltern oder anderen Mitmenschen. Wenn man es freiwillig macht, ist es kein Thema. Aber wenn man es machen muss, zeigt es, dass man nicht viel tiefer fallen kann. Es ist Sklavenarbeit. Johannes ist berühmt, geistlicher Führer und religiöse Attraktion. Endlich mal einer, der sich traut, Kritik an den Regierenden, Kritik an der eigenen Religion zu üben. Die Leute sind begeistert. Endlich mal einer, der den Mund aufmacht. Vielleicht ist er der Retter? Johannes sagt: Ich bin es nicht. Ich tauge in seiner Sache nicht einmal zum Sklavendienst. Der, der da kommen wird, das ist eine ganz andere Nummer. Ich habe hier nur die Brühe des Jordans. Da werdet ihr nass. Aber es kommt einer, der wird euch unvorstellbar begeistern. Und bei ihm werdet ihr auch erleben, welcher Unsinn und welche Gottlosigkeit wie im Feuer verbrennen.
Alle paar Jahre werden neue Ideen und Visionen durch die frommen Dörfer getrieben. Endlich soll es das abschließende Konzept geben für Erweckung, Gemeindeaufbau und Geistempfang. Leuten, die Ideen haben, ist herzlich zu danken. Gottes Volk lebt davon, dass Menschen mit ihren geistlichen Anliegen begeistern. Besonders zu danken ist aber, wenn diese Impulsgeber mit Johannes sagen, dass da einer kommt, der mächtiger ist. Vorbild des Glaubens ist Johannes der Täufer deshalb, weil er sich immer seiner Vorläuferrolle bewusst war. Es ist ausgesprochen entlastend, wenn man weiß und es auch bekennt, dass man nicht der Retter ist.
Uwe Dammann
Schaff in mir, Herr, den neuen Geist, der dir mit Lust Gehorsam leist und nichts sonst, als was du willst, will; ach Herr, mit ihm mein Herz erfüll. Johann Friedrich Ruopp 1704 Aus: Erneure mich, o ewigs Licht |
08.25 |
16.31 |
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00.02 |
12.14 |
Epiphanias (Erscheinungsfest)
Bibellese: Lukas 3,21-38
Als Jesus sein Werk begann, war er etwa dreißig Jahre alt. Er galt als Sohn Josefs.
(Vers 23)
Die Freude an fremden Stammbäumen hält sich bei den meisten Menschen in Grenzen. Was hat man von den vielen Namen, zumal man von vielen genannten Personen wenig oder nichts weiß. Spannender wird es, wenn man den eigenen Stammbaum betrachtet. Da kann man manchmal staunen, was zur eigenen Geschichte gehört und was im wahrsten Sinne des Wortes in einem selber als Erbe steckt. Der Stammbaum von Jesus im Lukasevangelium führt über alle möglichen mehr oder weniger Heiligen bis zu Adam, der von Gott kommt. Mit Jesus kommt die Geschichte der Menschheit und die Geschichte des Gottesvolkes zum Ziel.
Was hat nun diese theologische Richtigkeit mit meinem Leben zu tun? Wer mit Jesus lebt, ist in Christus. Damit wird dessen Abstammung auch zu meiner geistlichen Abstammung. Die Geschichten von Adam, Noach, Abraham, Juda, David und die von den vielen anderen bilden auch meine geistliche DNA. Die Treue Gottes, die Glanztaten und die Abgründe der Vorfahren gehören auch zu meiner Geschichte. Was Gott seit Adam wollte, dass Menschen mit ihm in Gemeinschaft leben, erfüllt sich bei Jesus. Wer bei Jesus ist, der ist da, wo Gott mit den Menschen hinwollte und hinwill.
Aber die Sache mit dem Stammbaum hat noch einen Haken. Die Zeitgenossen von Jesus dachten, dass Jesus der Sohn Josefs war. Die Leser des Lukasevangeliums wussten es anders. Jesus knüpft eben nicht nahtlos an die Geschichte an. Als Sohn der Maria und vom Heiligen Geist gezeugt ist er etwas ganz Außergewöhnliches, Besonderes, ein ganz neuer Mensch. Darum sind die, die zu ihm gehören, auch schon Teil der neuen Schöpfung. So taugt der fremde Stammbaum dann doch zur Begeisterung: Sieh mal an, da also komme auch ich her.
Uwe Dammann
Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude; A und O, Anfang und Ende steht da. Gottheit und Menschheit vereinen sich beide; Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah! Himmel und Erde, erzählet’s den Heiden: Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden. Johann Ludwig Konrad Allendorf 1736 |
08.25 |
16.32 |
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01.23 |
12.33 |
Bibellese: Lukas 4,1-13
Vom Heiligen Geist erfüllt, ging Jesus vom Jordan weg. Vierzig Tage lang wurde er vom Geist in der Wüste umhergetrieben und vom Teufel auf die Probe gestellt.
(Vers 1.2)
Auf den ersten Blick erscheint in den obigen Versen ein seltsam anmutendes Zusammenspiel von Geist und Teufel. Doch dann wird klar: Das pure Leben, das Jesus Christus für die Welt ist, muss sich nach damaliger Vorstellung am Ort des Todes, in der Wüste, als stark erweisen. Dazu wird Jesus in die Wüste geführt. Nach seiner Taufe und erfüllt vom Heiligen Geist erfolgt die Bewährung. In den drei Versuchungen, die den einleitenden zwei Versen folgen, geht es um die Wahrheit und Kraft des göttlichen Lebens, für das Jesus einsteht. In seiner Bewährung leuchtet auf, was am Ende seines Lebensweges und am darauffolgenden Ostermorgen Zeuginnen und Zeugen bestätigen: „Der Herr ist auferstanden.“ Das Leben aus dem Geist Gottes ist stärker als Tod und Teufel. Es setzt sich durch. Das ist die grundlegende Perspektive des christlichen Glaubens.
Wer vom Leben Jesu in der Bibel liest, stellt fest: Jesus hat die Basis für die befreiende Gute Nachricht und für die Hoffnung des Glaubens nicht in seinen umjubelten öffentlichen Momenten gelegt, sondern in umkämpften „Wüstenzeiten“.
Auch im Leben als Christin oder Christ gibt es Wüstenzeiten. Es sind Phasen, in denen der Glauben auszutrocknen scheint, Krankheit oder tragische Erlebnisse am Glauben rütteln, Schuldgefühle an einem nagen. John Wesley, einer der ersten Methodisten, schreibt dazu: „Wenn du in Anfechtung gerätst, richte deine Blicke nicht auf das, was dich belastet, sondern sogleich auf Jesus.“ Damit ist nicht gesagt, dass damit gleich alle Sorgen und Ängste verschwinden, aber der Perspektivwechsel zu dem, der für uns alle die grundlegende Wüstenzeit überwunden hat, gibt die Richtung vor. Hier können Klagen und Unverständnis ausgeschüttet werden. Er hält es aus, weil er die Wüstentäler dieser Welt kennt.
Philipp Kohli
Komm, Heiliger Geist, der Leben schafft, erfülle uns mit deiner Kraft. Dein Schöpferwort rief uns zum Sein: Nun hauch uns Gottes Odem ein. Friedrich Dörr 1969 |
08.25 |
16.33 |
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02.46 |
12.54 |
Bibellese: Lukas 4,14-21
Der Synagogendiener reichte Jesus die Buchrolle mit den Worten des Propheten Jesaja. Jesus rollte sie auf und wählte die Stelle aus, an der es heißt: „Der Geist des Herrn hat von mir Besitz ergriffen, weil der Herr mich gesalbt und bevollmächtigt hat.“
(Vers 17.18)
Wenn jemand sich für ein Hobby oder irgendein Anliegen ereifern kann, heißt es manchmal umgangssprachlich: „Das hat sie gepackt.“ Damit wird deutlich: Es gibt Dinge, die können uns ganz schön in Beschlag nehmen. Vor sieben Jahren habe ich mit Skilanglauf angefangen. Die Idee dazu kam von einem guten Freund. Mit ihm zusammen lief ich dann auch meinen ersten Langlaufmarathon. Die friedliche Atmosphäre, der Sport an sich und die Entdeckung winterlicher Klarheit hatten mich gepackt. Jesus liest in der Synagoge eine Stelle aus der Jesaja-Buchrolle. „Der Geist des Herrn hat von mir Besitz ergriffen.“ Die Stelle beschreibt, was Jesus zuvor in der Taufe widerfahren ist. Dort ergriff ihn die Geistkraft und befähigte ihn zu einem Leben im Einklang mit Gott. Auch der Glaube kann einen Menschen „packen“.
Diese Worte über das Ergriffensein sind die ersten Sätze, die Jesus im Lukasevangelium zu Beginn seines öffentlichen Wirkens sagt. So kann es Glaubenden bis heute gehen. Je tiefer der Glaube wird, desto mehr fällt einem die Erkenntnis wie Schuppen von den Augen: Hinter all dem steckt nicht allein meine Neugier, sondern Gottes Geist, der mich packt.
Vielleicht ist es dann auch das, wie ich mit anderen über den Glauben einfach ins Gespräch komme. Ich spreche ähnlich wie Jesus davon, dass der Glaube mich gepackt hat. Vielleicht sage ich auch, dass ich noch nicht alles begriffen habe, aber darauf vertraue, dass Gott mich hält. Meiner Erfahrung nach sind es oft die ehrlichen, persönlichen Erklärungen, die andere mehr ansprechen als der Versuch, den Glauben argumentativ darzustellen. Einfach davon reden als jemand, der gepackt wurde.
Philipp Kohli
Komm, Tröster, der die Herzen lenkt, du Beistand, den der Vater schenkt; aus dir strömt Leben, Licht und Glut; du gibst uns Schwachen Kraft und Mut. Friedrich Dörr 1969 Aus: Komm, Heilger Geist, der Leben schafft |
08.24 |
16.35 |
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04.11 |
13.20 |
Bibellese: Lukas 4,22-30
Alle spendeten der Rede von Jesus Beifall und staunten über die Botschaft von Gottes rettender Gnade. Aber sie wunderten sich, so etwas aus seinem Mund zu hören, und sagten zueinander: „Ist das nicht der Sohn Josefs?“
(Vers 22)
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“ Wer das sagt, verweist auf ähnliches Verhalten oder ähnliche Charaktereigenschaften von Kindern und Eltern. Meine Kinder haben beispielsweise ein super Taktgefühl. Wer uns kennt, weiß, dass sie es von meiner musikalischen Frau „haben“.
Je nachdem, wie Kinder ihre Eltern erleben, werden sie später das Mitgegebene annehmen oder sich davon distanzieren. Ich bin misstrauisch, ob es gelingt, sich selbst als Apfel weit vom eigenen Stamm wegzubewegen. Denn, was der Volksmund ahnt, wird heute von Gehirnforschern bestätigt: Viele unserer Charaktereigenschaften werden aus Prägungen durch die Vorfahren übertragen.
Jesus scheint gegenüber der „Apfel-Stamm-Logik“ eine Ausnahme zu sein. Was er sagt und was man von ihm als Sohn Josefs erwartet, passt nicht zusammen. Würde er über Dachkonstruktionen reden, wäre alles klar. Doch Jesu Worte dringen in die Zuhörenden ein und eröffnen begeisternde Klarheit über die Gnade Gottes. Wie kann er das können?
Jesu Worte von der Gnade bringen bis heute ein erstauntes Fragen unter die Menschen. Es führt über den Rahmen biologischer Sachverhalte und bewährter Sprichwörter hinaus und macht neugierig. Wer den Worten Jesu über die Gnade Gottes lauscht, erhält vielleicht nicht auf alle Fragen eine Antwort. Jedoch, wer die Gnadenworte ins Herz sinken lässt, gewinnt neue Identität, die nicht allein in dem aufgeht, was das Elternhaus mitgegeben hat oder andere von einem erwarten. Es ist die Freiheit der Gnade, die die Kraft verleiht, sich mit den Gegebenheiten des eigenen Stammbaumes auseinanderzusetzen.
Philipp Kohli
Lass gläubig uns den Vater sehn, sein Ebenbild, den Sohn, verstehn und dir vertraun, der uns durchdringt und uns das Leben Gottes bringt. Friedrich Dörr 1969 Aus: Komm, Heilger Geist, der Leben schafft |
08.24 |
16.36 |
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05.35 |
13.53 |
1. Sonntag nach Epiphanias
Bibellese: Psalm 72
Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels,
der Einzige, der Wunder vollbringt!
Sein ruhmreicher Name sei für immer gepriesen,
seine Macht setze sich durch in aller Welt!
(Vers 18.19)
Wer hat den schnellsten Flügelschlag? Der Hummelkolibri aus der Karibik, auch Bienenelfe genannt. Wie oft er pro Sekunde flattert? Neunzig Mal. Ich zähle im Sekundentakt von eins bis zehn – und dieses gefiederte Leichtgewicht hat währenddessen neunhundert Mal geflattert. Wunder Gottes in der Schöpfung!
Und dann dies: Unweit von Jerusalem wurde in dem kleinen Ort Betlehem von Maria ein Kind geboren, das nun aber nicht von dieser Welt stammt. Auch den Namen wählen nicht die Eltern aus; Gott weist sie an, wie es heißen soll: Jesus, Jeschua, das bedeutet: „Der Herr ist Rettung, Hilfe, Heil!“ Wunder Gottes in seinem Rettungsplan: Sein Sohn wird Mensch und wohnt bei uns auf der Erde. Für Menschen aus allen Volksstämmen, Kulturen, Nationen und Sprachen ist er die Brücke, um zu Gott zu finden.
Auch die Zahl der Israelis, denen aufgeht, wer Jesus ist, wächst. So betrat vor einiger Zeit ein orthodoxer Jude in einer Stadt in Israel einen Buchladen der dortigen Bibelgesellschaft und fragte: „Habt ihr das Buch?“ Er hatte noch Scheu, den zweiten Teil der Bibel – das Neue Testament – beim Namen zu nennen. Dementsprechend hat er sich „das Buch“ auch diskret verpacken lassen – aus begründeter Furcht, in seinem eigenen Umfeld schwere Vorwürfe zu ernten. Ein Wunder Gottes, wie Jesus ins Leben von Menschen kommt!
Und auch sein Reden kann ungewöhnlich geschehen. Jemand erzählte mir: Sein Vater stand vor einer schweren Operation. Am Morgen des betreffenden Tages will er, der Sohn, noch einmal zum für den Eingriff festgesetzten Zeitpunkt dafür beten. Er begibt sich vom Arbeitsplatz dorthin, wo er ungestört sein würde, abseits in eine Toilettenkabine, kniet nieder und betet. Da hört er eine Stimme: „Du kannst ganz beruhigt sein: Deinem Vater geht es gut!“ Eine für ihn deutlich hörbare Stimme, Gottes Stimme, die dem Sohn schon das Ergebnis der Operation mitteilte, denn die war, ohne Wissen der Angehörigen, vorverlegt worden. „Gepriesen sei der Herr, der Wunder vollbringt!“
Jan Karsten Hoekstra
08.23 |
16.37 |
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06.54 |
14.38 |
Bibellese: Lukas 4,31-37
In der Synagoge war ein Mann, der von einem bösen Geist besessen war. Der schrie laut: „Lass uns in Ruhe, Jesus von Nazaret! Was hast du bei uns zu suchen? Du bist doch nur gekommen, um uns zu vernichten!“
(Vers 33.34)
Dieser Mann, dämonisch besetzt – wie war er in die Synagogenversammlung geraten? Das hätte der Teufel doch bestimmt gern verhindert, konnte es aber nicht. Und so passiert es: Jesus und seiner Vollmacht ist kein böser Geist gewachsen. Zwei Reiche prallen aufeinander dort am Sabbat in der Synagoge. In dem einen, und das ist gar nicht weit weg, hat der Teufel das Sagen, der „Herrscher dieser Welt“, wie Jesus ihn nennt (Johannes 16,11). Es wäre ja einfach, wenn der Satan mit seinen dämonischen Divisionen sich auf irgendeinem außerirdischen Archipel aufhielte. Stattdessen treibt er im unsichtbaren Bereich zwischen Himmel und Erde sein Unwesen und hat in so vielen irdischen Vorgängen seine Hand im Spiel. Klar, dass sein Herrschaftsbereich und das Reich des Königs Jesus in denkbar schärfstem Gegensatz zueinander stehen. Zwischen beiden gibt es auch nicht den Hauch einer Gemeinsamkeit. Jesus ist gekommen, um den Teufel, seine Werke und sein Reich zu zerstören. Das erfährt jener fremdgesteuerte, geplagte Mann am eigenen Leib. Anders als er gekommen ist, geht er nach dem Gottesdienst nach Hause und überhaupt in sein weiteres Leben. Alles verdankt er Jesus, seinem Befreier. Der das auch heute ist. An einen Menschen denke ich, der sich weit auf den Teufel eingelassen hatte. Irgendwann aber kam der Wunsch auf, aus diesem Gefängnis herauszukommen. Deshalb suchte er Hilfe. Was folgte, war ein Weg intensiver Gebetskämpfe, bei denen, sobald der Name Jesus genannt und sein kostbares Blut gerühmt wurde, ein Erzittern bei jener Person erkennbar war. Jesus hat auch hier Befreiung geschenkt – wie gewaltig. Ist nicht damit zu rechnen, dass, ähnlich wie in der Synagoge von Kafarnaum, auch in heutigen Gottesdiensten möglicherweise jemand auftaucht mit ebensolcher Not wie jener Mensch damals. Und dann? In anschließender Seelsorge wird sich zeigen: Im Vertrauen auf ihn befähigt Jesus einzelne Leute aus seiner Gemeinde zum Dienst der Befreiung. So handelt er, der herausreißende Herr.
Jan Karsten Hoekstra
08.22 |
16.39 |
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08.03 |
15.36 |
Bibellese: Lukas 4,38-44
Als die Sonne unterging, brachten alle Leute ihre Kranken zu Jesus, Männer und Frauen mit den verschiedensten Leiden. Jedem Einzelnen legte Jesus die Hände auf und heilte sie.
(Vers 40)
Die Sonne geht langsam unter, der Sabbat ist zu Ende, da drängen sich in Kafarnaums engen Gassen die Menschen. Lauter Krankentransporte bewegen sich dorthin, wo Jesus sich aufhält. Viele der Kranken können nicht mehr selber gehen und müssen getragen werden. Am Sabbat durften Juden keine Lasten tragen, doch jetzt war die Chance da, jemanden zu ihm zu bringen. Und Jesus? Betreibt keine Massenabfertigung, hat Zeit für jeden Einzelnen und heilt sie alle. So war das am Abend jenes Tages. Heißt das, Jesus beendet jede Krankheitsnot, mit der jemand sich an ihn wendet, wenn nur echter Glaube da ist? Doch schon im Neuen Testament erkennt man: Nicht alle Menschen wurden geheilt. Jesus, von dessen Wundertaten die Evangelien voll sind, hat sich ja nicht hingestellt und gerufen: „Kommt alle her zu mir und ich mache euch gesund!“ Ein paar Christen, Freunde, sitzen zusammen. Sie unterhalten sich über einen Gottesdienst kurz vorher. Darin hat eine junge Frau erzählt, wie sie für sich beten ließ und Gott sie von jahrelanger Migräne geheilt hat. „Solche Berichte müssten wir viel häufiger haben. Das ist es, was ich hören will“, erklärt einer schwungvoll. „Ich will überhaupt nicht am laufenden Band Heilungsgeschichten hören“, widerspricht ein anderer, „das fände ich völlig daneben. Was ist mit denen, die trotz Gebet nicht geheilt werden? Wenn Heilungserfahrungen im Vordergrund stehen, setzen wir damit nicht die total unter Druck, die Gott eben nicht gesund macht? Ich möchte auch Lebensberichte hören, wo Leute erzählen, dass sie bei Gott bleiben, obwohl sie nicht geheilt werden. Es gibt sie doch: Jene, die für die Kraft, die Gott ihnen inmitten von Krankheit und Schwachheit zum Durchhalten gibt, dankbar sind und immer wieder auch noch erstaunlich fröhlich dabei.“
So ist das: Einer wird geheilt und dankt von Herzen dafür; ein anderer bleibt krank, ohne verbittert zu werden. Und in beidem erweist sich Gottes Kraft.
Jan Karsten Hoekstra
08.22 |
16.40 |
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08.57 |
16.45 |
Bibellese: Lukas 5,1-11
Simon Petrus und alle anderen, die bei ihm im Boot waren, hatte die Furcht gepackt, weil sie einen so gewaltigen Fang gemacht hatten. Jesus aber sagte zu Simon: „Hab keine Angst! Von jetzt an wirst du Menschen fischen!“
(Vers 9.10)
Und so wurde dies die große Leidenschaft des Petrus: Christus zu Menschen und Menschen zu Christus zu bringen. Was brauchen solche Fischer? Schlecht wäre, wenn jemand vom Fischen wenig hielte oder gar nicht wirklich bei der Sache wäre.
Wie sagte der Baptistenpastor Charles Haddon Spurgeon einmal: „Wer ein guter Fischer sein will, muss sein Herz an die Angel hängen.“ Was meinte er damit? Ein Herz, denke ich, das erfüllt ist mit Liebe, die von Christus kommt, das Freundlichkeit ausstrahlt, geduldig, unbeirrbar und wahrhaftig ist, ein Herz, das nicht arrogant daherkommt und das auch darauf gefasst ist, Enttäuschungen zu erleben, ein Herz, das niemanden so schnell aufgibt.
Der schwedische Philosoph und Pädagoge Bror Jonzon schrieb ein paar Beobachtungen zum Fischen, wunderbar anzuwenden auf den Auftrag von Jesus an seine Gemeinde: „Beim Fischen in Lappland habe ich einige Lektionen gelernt.
Erstens: Es zählen die Fische, die man gefangen hat, und nicht diejenigen, die man erschrecken, beeindrucken oder interessieren konnte.
Zweitens: Es ist ausgeschlossen, einen Fisch zum Anbeißen zu zwingen. Er muss von sich aus kommen. Drittens: Ruhe ist wichtig. Spricht man zu viel oder bewegt sich unnötig, so ergreift der Fisch, der anbeißen will, die Flucht.
Viertens: Wer das Fischen nicht liebt, kann nie ein guter Fischer werden. Man muss das Warten genießen können. Gleichgültig, ob es kalt ist, ob es regnet oder ob die Mücken stechen.
Fünftens: Manche Fischer nehmen immer denselben Köder, ungeachtet der Fischart, die sie fangen wollen. Doch eine Forelle wird durch einen andern Köder angelockt als ein Kabeljau.
Sechstens: Man muss die Angel dort werfen, wo die Fische sind, und nicht erwarten, dass sie zu einem kommen. Manche Leute ziehen es vor, sich bequem am Ufer niederzulassen, statt sich auf die glitschigen Felsen zu wagen oder in die Mitte der Strömung. So viel vom Fischen.“
Jan Karsten Hoekstra
08.21 |
16.42 |
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09.37 |
18.01 |
Bibellese: Lukas 5,12-16
Jesus streckte die Hand aus und berührte den Mann. „Ich will“, sagte er, „sei gesund!“ Im selben Augenblick verschwand der Aussatz.
(Vers 13.14)
Eine wahrlich anrührende Geschichte ist das. Denn sie hat mit Berührung zu tun, ja mit Zärtlichkeit. Dabei ist die Situation alles andere als berührungsfreundlich. Aussatz, Lepra ist eine höchst ansteckende Krankheit. Ihre Symptome sind ekelerregend. Dennoch scheut Jesus die Berührung nicht, weil ihn das Geschick dieses Kranken in seinem Innersten anrührt. Er signalisiert Zuwendung, Verbundenheit durch die körperliche Geste. Und er erklärt, was ihn dazu bewegt: „Ich will.“ Dieser Wille Jesu leitete für den Aussätzigen eine entscheidende Lebenswende ein. Er wird augenblicklich gesund.
So wunderhaft-seltsam geht es nur selten zu, wenn es um Krankheit und deren Heilung geht. Nicht selten stellt sich nicht einmal volle Gesundheit, sondern bestenfalls Linderung ein. Und doch lässt sich von diesem Verhalten Jesu auch für das Alltägliche Entscheidendes lernen: Kranke Menschen brauchen Zuwendung. Sie brauchen jemanden, der sie in ihrer bedrückenden Situation wahrnimmt und annimmt – auch gegen innere Widerstände und mögliche Risiken, die der Helfende dabei auf sich nimmt. Es tut ihnen gut, wenn sie – auch in scheinbar aussichtslosen Situationen – nicht aufgegeben werden, sondern wenn jemand an das Leben in ihnen glaubt. Körperliche Gesten, Berührungen können dabei eine großartige Unterstützung sein. Denn sie machen deutlich, dass mit der Zuwendung wirklich der ganze Mensch gemeint ist. Dabei ist Behutsamkeit vonnöten. Denn nicht um Vereinnahmung geht es, sondern um Nähe. Das betrifft jeden, der mit Krankheit und der mit ihr verbundenen Beeinträchtigung des Lebens zu tun bekommt.
Frank Eibisch
Rühret eigner Schmerz irgend unser Herz, kümmert uns ein fremdes Leiden: O so gib Geduld zu beiden; richte unsern Sinn auf das Ende hin! Nikolaus Ludwig von Zinzendorf 1721/Christian Gregor1778 |
08.20 |
16.43 |
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10.07 |
19.18 |
Bibellese: Lukas 5,17-26
Die Freunde stiegen auf das Dach, deckten einige Ziegel ab und ließen die Bahre mit dem Kranken mitten in der Menge genau vor Jesus nieder. Als Jesus sah, wie groß ihr Vertrauen war, sagte er zu dem Kranken: „Du Mensch, deine Schuld ist dir vergeben!“
(Vers 19.20)
Liebe macht erfinderisch. Und sie überwindet Grenzen. Das zeigen die Freunde des Kranken, die sich als einfallsreich erweisen, als es darum geht, ihn mit Jesus in Kontakt zu bringen. Sie nehmen den Widerstand – die große Menschenmenge – wahr. Aber anstatt die Situation zu beklagen und resigniert abzuziehen, finden sie einen geschickten, sehr ungewöhnlichen Weg, diese Grenze zu überwinden. Die Grenze, vor der Jesus steht, ist weniger sichtbar. Aber sie scheint noch unüberwindlicher. Damals nämlich meinten viele seiner Landsleute, Krankheit sei die Folge von Sünde. Gott, so dachten sie, würde Menschen für eine besonders schwere Schuld mit einer besonders schweren Krankheit strafen. Jesus bricht diesen Zusammenhang radikal auf, indem er dem Gelähmten Vergebung aller Schuld zuspricht. Alles liegt hier an der Reihenfolge: Auch der noch Kranke ist ein von Sünde befreiter Mensch. Denn Gottes verzeihende Liebe ist grenzenlos und macht gewiss nicht vor Krankheit halt.
Wie leicht bin ich dabei, angesichts von Widerständen zu resignieren? Und wie oft meine ich, für alles Missliche im Leben müsse es doch einen Schuldigen geben und suche dann die Schuld mal bei anderen, mal bei mir selbst?
Es ist befreiend zu entdecken, dass Jesu Liebe alle Grenzen überwindet und dass ich mich von äußeren und inneren Widerständen nicht davon abhalten lassen muss, diese Liebe zu erfahren und zu leben.
Frank Eibisch
All Sünd ist nun vergeben und zugedecket fein, darf mich nicht mehr beschämen vor Gott, dem Herren mein. Ich bin ganz neu geschmücket mit einem schönen Kleid, gezieret und gesticket mit Heil und G’rechtigkeit. Bartolomäus Helder vor 1635 |
08.19 |
16.45 |
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10.30 |
20.33 |
Bibellese: Lukas 5,27-32
Die Pharisäer murrten und sagten zu den Jüngern: „Warum esst und trinkt ihr mit den Zolleinnehmern und ähnlichem Volk?“ Jesus antwortete ihnen: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.“
(Vers 30.31)
Für Jesus waren und sind sie wohl die größte Anfechtung: Menschen, die sich für etwas Besseres halten und die deshalb meinen, sich zu Hütern von Sitte und Moral aufschwingen zu müssen. Warum können sie mit ihm und warum kann er mit ihnen so wenig anfangen? Weil sie dazu neigen, Menschen in Kategorien einzuteilen, in Schubladen zu stecken: die Guten und die Bösen, die Anständigen und die Verkommenen, die Gesellschaftsfähigen und das Gesindel. Genau das ist Jesus zuwider. Denn er lässt sein Leben von einem anderen Grundsatz bestimmen, nämlich dem der allumfassenden Liebe und Barmherzigkeit Gottes. Deshalb gibt es für ihn keine Menschen zweiter Klasse. Deshalb pflegt er Gemeinschaft mit den Geächteten und Verachteten, aber auch den Pharisäern. Und deshalb macht er sich Feinde unter den Sittenwächtern und Moralaposteln. Nicht, weil er Sitte und Moral einfach über Bord werfen möchte. Sondern weil sie nicht dazu da sind, sich über andere Menschen zu erheben.
Deshalb pflegt Jesus Gemeinschaft mit denen, die von den Überheblichen gemieden werden. Und er entlarvt deren Hochmut.
Damit markiert er den entscheidenden Unterschied: Die „Pharisäer“ aller Zeiten gehen davon aus, dass ein Mensch erst einmal das Gesetz Gottes und alle daraus ableitbaren Vorschriften einhalten müsse, um wirklich mit Gott in Kontakt zu kommen. Jesus hingegen traut es der barmherzigen Liebe Gottes zu, dass sie die Herzen und dann auch das ganze Leben von Menschen zum Guten verändern und bewegen kann.
Frank Eibisch
Ich Betrübter komme hier und bekenne meine Sünden; lass, mein Heiland, mich bei dir Gnade zur Vergebung finden, dass dies Wort mich trösten kann: Jesus nimmt die Sünder an. Erdmann Neumeister 1718 |
Zum 17. Januar 2021 In verschiedenen Lebenslagen zu Gott beten Einführung zu Psalm 1-41 (1. Buch) |
Der aus 150 Psalmen bestehende biblische Psalter setzt sich in seiner jetzigen Gestalt aus fünf „Büchern“ zusammen. Erkennbar ist das an sehr ähnlich formulierten, feierlichen Schlussversen am Ende von Ps 41, 72, 89 und 106. Sie rufen jeweils zum universellen Lob Gottes auf. So kommt es, dass Ps 1-41 als 1. Psalmbuch bezeichnet wird. Innerhalb dieses Zusammenhangs greifen unterschiedliche Strukturelemente ineinander.
Zunächst fällt das Buch weitgehend mit der ersten Sammlung von Davidpsalmen zusammen (Ps 3-41). Im Lichte dieser Überschriften erscheint David als ein angefochtener, leidender und verfolgter Beter. Es ist nicht der starke und glanzvolle königliche Held, der hier spricht, sondern ein „armer“ König, der seinen Feinden schutzlos ausgeliefert wäre, würde Gott ihm nicht zur Seite stehen. Dieses Davidbild ist natürlich nicht ursprünglich, sondern den Texten, die von Hause aus die Not einzelner Notleidender widerspiegeln, hinzugefügt worden. Bedrängte Leserinnen und Leser können sich mit genau dieser schwachen Seite des traditionellen Davids identifizieren.
Sieht man nämlich von den Überschriften ab, finden sich im 1. Buch der Psalmen überwiegend Gebete des Einzelnen. Angesprochen sind Menschen in Rechtsnot (Ps 7; 26; 34), unter Krankheit (Ps 6; 38) oder Armut leidend (Ps 9; 10; 12; 22). Liest man diese Psalmen nicht nur jeweils für sich genommen, sondern in Zusammenhängen, wird man durch sämtliche Lebens- und Stimmungslagen hindurchgeführt, in denen Menschen Hilfe bei Gott suchen und ihm ihr Vertrauen aussprechen. Sich bei dem Gott Israels vertrauensvoll zu bergen, ist ein zentrales Ideal, für das solche Beterinnen und Beter seliggepriesen werden (Ps 2,12; 34,9; 40,5).
Weit entfernt davon, sich in der Sprache der Klage zu erschöpfen, klingt in der Mitte des ersten Psalmbuchs eine ganz andere Thematik an: In Psalm 19 geht es um Gott, der von seiner Schöpfung gelobt wird (V 1-4) und der in seiner durch und durch vollkommenen Tora von den Menschen erkannt werden soll (V 8-11). Die zentrale Position dieses Schöpfungs- und Torapsalms dürfte auf Ps 1 abgestimmt worden sein, durch den das erste Psalmbuch und der Psalter eröffnet wird: „Wie glücklich ist ein Mensch, der sich nicht verführen lässt von denen, die Gottes Gebote missachten, der nicht dem Beispiel gewissenloser Sünder folgt und nicht zusammensitzt mit Leuten, denen nichts heilig ist“ (Ps 1,1).
Dirk Sager
08.18 |
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10.48 |
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2. Sonntag nach Epiphanias
Bibellese: Psalm 40
Herr, mein Gott!
Du hast so viel für uns getan;
niemand ist wie du!
Deine Pläne, deine wunderbaren Taten –
wenn ich sie alle aufzählen wollte,
ich käme nie an ein Ende!
(Vers 6)
Als ich letztens von der Arbeit nach Hause gefahren bin, ging es mir nicht gut. Mein Tag war bis zu diesem Zeitpunkt nicht gut gelaufen. Im kirchlichen Unterricht hat nichts so funktioniert, wie ich es geplant hatte, und jetzt waren nur Leute vor mir, die nicht richtig Auto fahren konnten. Kurz gesagt: Meine Laune war im Keller.
Danke sagen war das, was ich mir in dieser Situation am wenigsten vorstellen konnte. Ich fragte mich auch, ob mir an diesem Tag überhaupt etwas Positives einfallen würde.
Das Leben verläuft nicht geradlinig, sondern hat viele Höhen und Tiefen. Einiges daran gefällt uns sicher gut, anderes nicht. Wenn wir nun zurückblicken, gibt es zwei Möglichkeiten:
Wir können verbittert auf das schauen, was nicht gut war, und das auch alles Gott vorwerfen. Man kann beschließen, die negative Sichtweise zu pflegen, es geht aber auch umgekehrt.
Der Beter des Psalms hat einen anderen Weg gewählt: Er klagt nicht über alles, was schlecht gelaufen ist. Das bringt er auch vor Gott. Daneben schafft er es aber, auch das Gute zu sehen und Gott dafür zu danken. Er macht sich bewusst, was alles positiv war, wie oft ihm doch etwas gelungen ist und was ihm geschenkt wurde. Und er erkennt: Das ist nicht alles nur mein Verdienst, es hätte auch ganz anders kommen können. Dahinter stehen Gedanken, die größer sind als meine Pläne. Er erkennt Gottes Führung und Hilfe.
Es lohnt sich, einfach mal den Blick auf die schönen Dinge im Leben lenken, statt sich den ganzen Tag zu ärgern und wütend auf das zu sein, was man gerade nicht haben kann. Das tut nicht nur unseren Nerven gut, sondern ist nebenbei auch ein biblisches Prinzip. Gott gibt uns den Auftrag, ihm „Danke“ zu sagen. Wir sollen Gott sogar allezeit danken. Nicht, damit Gott sich besser fühlt – im Gegenteil. Er möchte uns dadurch segnen.
Claudia Küchler