Von Ann Murdoch
Teufelsspiel
Teil 1
Teil 2
Schwarzer Engel
Teil 1
Teil 2
Dunkle Gebete
Copyright
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Über diesen Band:
Dieser Band enthält folgende Romane:
Ann Murdoch: Teufelsspiel
Ann Murdoch: Schwarzer Engel
Ann Murdoch: Dunkle Gebete
Ein Geheimnis, das seine Wurzeln im Alten Ägypten der Pharaonenzeit hat und die Ermittlungen in einem äußerst mysteriösen Kriminalfall führen zu der Begegnung von zwei Liebenden.
Ann Murdoch hat diesen gleichermaßen nervenzerfetzend spannenden wie gefühlvollen Roman in Szene gesetzt.
Copyright
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© dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alles rund um Belletristik!
von Ann Murdoch
Ein CassiopeiaPress E-Book
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© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
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„Na, das ist ja mal ein besonders schönes Stück.“
Die schlanke junge Frau mit den auffällig blauen Augen und den leuchtend blonden Haaren blieb abrupt stehen und schaute bewundernd auf den einfachen Tisch, auf dem ein ganz außergewöhnliches Schachspiel aufgebaut war. Es hob sich ab von dem üblichen Kram und den manchmal wirklich geschmacklosen Gegenständen, mit denen sie sonst konfrontiert wurde.
Hier auf dem Flohmarkt in Chelsea war eigentlich alles zu finden, was Menschenhand jemals gedacht und erschaffen hatte, doch bei den meisten Gegenständen handelte es sich um billigen Plunder. Man musste schon sehr genau aufpassen und eine gehörige Portion Ahnung und Wissen besitzen, um nicht auf ein „garantiert von Henry dem achten signiertes Notenblatt“ hereinzufallen, das sich bei näherem Hinsehen als billige Kopie eines Beatles-Songs entpuppte. Oder das garantiert echte „Meißener Porzellan“ war nichts weiter als imitiertes Steingut aus dem letzten Winkel der Welt.
Joanne McArthur hatte Ahnung, und sie genoss es, an den Wochenenden stöbern zu gehen und sich über die zahllosen Angebote zu amüsieren. Die Wissenschaftsjournalistin, die ihr Studium mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, war vom Vater her erblich vorbelastet.
Colin McArthur galt als führender Archäologe und Historiker auf dem Gebiet der mittelalterlichen Kirchenforschung. Es gab in ganz England vermutlich keine Kirche aus der Zeit vor dem 16. Jahrhundert, die er nicht schon aufgesucht und erforscht hatte. Sein Wissen um Baustile, Fenster, Statuen, Rituale und natürlich die unendlichen Abgründe unter vielen Kirchen waren enorm, und Joanne war quasi zwischen den gewaltigen Kirchenschiffen aufgewachsen. Statt Familienfotos hatte sie die Bilder mehr oder weniger berühmter Maler gesehen, Altäre und Schnitzwerk begutachtet und auf den Friedhöfen gespielt. Es war ihr nie in den Sinn gekommen, dass andere Kinder ein völlig anderes Leben führten. In der Schule empfand sie sich nicht als Außenseiterin; sie legte einfach keinen Wert darauf, Puppen zu sammeln, hinter Jungen herzukichern oder mit verschämtem Blick die ersten schüchternen Annäherungsversuche abzuwehren. Joanne war stets direkt und geradeheraus, sagte was sie meinte, und besaß schon früh ein brillantes Allgemeinwissen. Nur Freunde hatte sie kaum. Lud sie wirklich einmal Klassenkameraden zu einer Geburtstagsfeier ein, so bekamen die einen Schreck, dass im Hause der Familie McArthur das Mittelalter lebendig war - und sie selbst langweilte sich bei den nichtssagenden Gesprächen.
Das junge Mädchen wuchs heran, lernte mit Eifer alles, was sie nur aufnehmen konnte, und konzentrierte sich darauf, ihr angesammeltes Wissen an andere weiterzugeben. Eine Anstellung als Lehrkraft war jedoch nicht das richtige für ihre rastlose Natur. Die starren Regeln und die ständigen Wiederholungen bildeten keine Herausforderung für den wachen Verstand der jungen Frau. Da traf es sich gut, dass ein angesehenes, weltweit verbreitetes Magazin Interesse an Joanne als Journalistin hatte. Sie bekam eine Anstellung und führte fortan ein Leben zwischen Redaktion, Labor und Museen. Ihr gefiel es so, und sie genoss die freie Zeit zwischen den Reportagen, indem sie auf die Suche nach dem Ungewöhnlichen ging.
Ihre Mutter war gestorben, als Joanne zwölf Jahre zählte, und ihr Vater hatte sich in seiner Trauer immer mehr in die Arbeit zurückgezogen. Doch Vater und Tochter pflegten ein inniges Verhältnis, auch wenn er Joanne manchmal mit einem seltsamen Blick musterte.
„Findest du es nicht an der Zeit, dich auch mal für einen Mann zu interessieren?“, fragte er dann, erntete aber nur ein schelmisches Lächeln.
„Sollte es tatsächlich den Richtigen für mich geben, werden wir uns schon eines Tages über den Weg laufen.“ Sie wehrte alle Flirts ab und pflegte nichts weiter als Freundschaften mit Menschen, die ähnlich wie sie selbst, völlig in der Arbeit aufgingen.
Colin vergaß dann auch gleich wieder seine Bemerkung, aber Joanne war mittlerweile neunundzwanzig Jahre, und sie zeigte noch immer kein Interesse daran, eine Familie zu gründen.
Auch heute ignorierte sie die bewundernden Blicke der Männer. Sie stand von diesem kleinen unscheinbaren Tisch und konnte sich vom Anblick der wunderbaren Schachfiguren nicht losreißen. Der Verkäufer, ein älterer Mann mit unzähligen Falten im Gesicht und farblosen Augen, machte keine Anstalten, seine Ware besonders anzupreisen. Ganz im Gegenteil, er wirkte, als warte er auf einen anderen Käufer.
„Was soll das gesamte Spiel kosten?“, fragte Joanne.
„Ich glaube nicht, dass es für Sie das richtige ist“, brummte der Mann und blickte angestrengt in eine andere Richtung.
„Aber warum denn nicht? Ich habe eine Vorliebe für schöne alte Dinge.“
„Das hier ist trotzdem nichts für Sie. Es braucht schon eine ganz besondere Persönlichkeit, um damit umzugehen.“
Seltsam, fand Joanne, aber sie ließ nicht locker. Aufgrund ihres Aussehens war sie allerdings an Vorurteile gewohnt, die sich meist schnell verflüchtigten.
„Woher wollen Sie wissen, dass ich nicht die richtige bin?“
„Sie sind jung, Sie sind schön, und Sie sind unschuldig. Dieses Spiel wird Ihre Seele verderben.“
„So ein Unsinn“, stellte sie fest. „Nun sagen Sie mir schon den Preis, dann werden wir sehen, wie verdorben ich bin. Vielleicht kann ich es mir ja gar nicht leisten.“
„Der Preis wird im Endeffekt höher sein als das, was den finanziellen Wert ausmacht. Erst dann werden Sie wissen, ob Sie ihn zahlen können, aber dann wird es zu spät sein.“
Der alte Mann sprach in Rätseln. Plötzlich bekam sein Blick jedoch einen seltsamen Ausdruck, er murmelte etwas vor sich hin und schien Angst zu bekommen. Nun, vielleicht dachte auch an das Geld, das er möglicherweise dringend brauchte, dann durfte er eine Käuferin nicht einfach so gehen lassen.
„Ist ja schon gut“, sagte er mehr zu sich selbst. „Fünfzig Pfund will ich dafür haben.“
Joanne betrachtete das Spiel kritisch. Fünfzig Pfund waren viel Geld, diesem Spiel allerdings mehr als angemessen. Aber etwas reizte sie daran. „Fünfundvierzig“, bot sie spontan und hoffte auf einen Handel, doch die Miene des Mannes wurde womöglich noch mürrischer.
„Der Preis ist nicht verhandelbar. Kaufen Sie, oder lassen Sie es.“
„Gut, einverstanden. Es ist zwar viel Geld, aber ich glaube, dieses Spiel ist es wert.“
So etwas wie Erschrecken zuckte über das Gesicht des Mannes. „Nehmen Sie einen guten Rat von mir an, junge Lady. Dieses Spiel ist es nicht wert, dass man überhaupt etwas dafür bietet.“
Joanne lachte auf. „Mit dieser Einstellung werden Sie hier nicht viel verkaufen können. Sie müssen Ihre Waren schon besser anbieten.“
Der Mann nahm das Geld, starrte darauf und wandte sich dann ohne Gruß oder Dank ab. Er lief einfach davon.
„Leute gibt es, einfach unglaublich“, murmelte Joanne. Sie machte sich weiter keine Gedanken über den seltsamen Vorfall, sondern freute sich lieber darüber, dass sie ein ganz außergewöhnliches Schnäppchen gemacht hatte. Sorgsam packte sie die Figuren in ihre Tasche und wunderte sich darüber, dass sie relativ warm wirkten, obwohl die Luft kühl und der Wind fast schneidend war. Zärtlich strich sie mit den Fingern über das Brett.
Auf den ersten Blick schien es sich um Bergkristall und Hämatit zu handeln. Die Ränder waren mit Ornamenten verziert, und die tastenden Finger von Joanne begannen zu prickeln, als sie darüber glitten. Irgendetwas stimmte nicht mit diesem ganzen Spiel, aber wahrscheinlich bildete sie sich das nur ein. Das Benehmen des Mannes hatte sie ganz einfach irritiert, und auf Gefühle gab sie ohnehin nichts.
Joanne glaubte nur an das, was sie sehen, begreifen oder wissenschaftlich belegen konnte. Sie sollte schon bald lernen, dass es noch eine ganze Menge mehr gab, was mit dem rationalen Verstand nicht immer zu erklären war.
Im Augenblick hatte sie jede Lust verloren, noch länger hier auf dem Flohmarkt herumzustöbern. Höchst erfreut ging sie nach Hause.
*
Joanne bewohnte das Haus ihres Vaters. Er war ohnehin nur selten hier, denn seine Arbeit führte ihn immer wieder fort, und warum sollte sie Geld für eine eigene Wohnung ausgeben, wo es doch hier mehr als genug Platz gab? Außerdem liebte sie das Haus, das auf andere Menschen etwas geheimnisvoll wirkte. Es stammte aus der viktorianischen Zeit, besaß viele Türmchen und Erker, einen leicht verwilderten Garten, holzgetäfelte Wände, eine riesige Bibliothek und ein Arbeitszimmer, in dem Colin seine wertvollsten Bücher und auch einige Reliquien aufbewahrte. Dieser Raum war selbst für die Putzfrau verboten. Nur im Beisein des Hausherrn dürfte sie hier saubermachen, und auch dann gab es Ecken, denen sie nicht einmal zu nahe kommen durfte.
Auch Joanne betrat diesen Raum nur selten, obwohl sie das Recht dazu besaß, weil Colin ihr vertraute. Aber jeder brauchte nun einmal seine Privatsphäre, und seine ganz persönlichen Geheimnisse. Das hatte sie von klein auf gelernt, und diese Einstellung respektierte sie für jedermann.
Ihre eigenen Räume befanden sich im Obergeschoss. Ein Erkerzimmer diente als Schlafraum, und hier wirkte alles etwas verspielt, so als hätte sie geheime Wunschträume verwirklicht. Doch dies war der Raum, den ihre Mutter noch eingerichtet hatte für ein junges Mädchen. Joanne wollte nicht, dass hier etwas verändert wurde, sie fühlte sich auf diese Weise der Mutter noch immer nah. Nebenan befand sich ihr eigenes Arbeitszimmer, und hier wirkten die modernen Möbel und der hochmoderne Computer ein wenig deplatziert. Aber nur auf den ersten Blick, denn sie hatte es geschickt verstanden, alles so zu arrangieren, dass eine Harmonie aus alt und neu gestaltet wurde.
Joanne setzte sich an einen kleinen Tisch vor den Kamin und holte ihre Beute vorsichtig aus der Tasche. Wieder fuhren ihre Finger sacht über die Ornamente auf dem Schachbrett, und erneut verspürte sie das seltsame Prickeln. Dann nahm sie jede einzelne Figur hervor und betrachtete sie aufmerksam. Eines konnte sie mit Sicherheit sagen: Brett und Figuren waren alt, sehr alt sogar. Aber woraus diese filigranen Gestalten erschaffen worden waren, blieb ihr ein Rätsel. Auf jeden Fall handelte es sich um eine liebevolle Zusammenstellung.
Die Bauern stellten Handwerker und Berufe aus dem Mittelalter dar: Sattler, Gerber, Maurer, Zimmermann, Schmied, Schneider, Müller und natürlich ein Bauer. Die Läufer waren königliche Herolde, die Springer gerüstete Ritter, und die Türme bildeten Kirchenfürsten ab. Dame und König waren selbstverständlich den tatsächlichen Majestäten nachempfunden. Das Material war nachgiebig wie Wachs und vermutlich genauso empfindlich, und doch besaß es eine besondere Festigkeit, so dass auch auf Druck die ursprünglichen Formen zurückkehrten. Und alle Figuren waren warm. Wirklich, sehr seltsam.
Joanne hielt einen kleinen Bischof direkt vor ihre Augen und hatte plötzlich das Gefühl, selbst angestarrt zu werden. So ein Unsinn! Außer ihr war niemand im Zimmer, und die Figuren konnten sie wohl kaum ansehen. Aber der Wert dieses Spiels überstieg den Kaufpreis bei weitem, dessen war die Frau sicher. Doch ein Geheimnis schien dahinterzustecken, solche Leckerbissen fand man nicht alle Tage, und falls doch, dann nicht zu diesem Preis.
Wenn sie nur herausfinden könnte, welche Materialien hier benutzt worden waren. Wie schade, dass ihr Vater sich mal wieder auf einer seiner Reisen befand. Er hätte ihr vielleicht Auskunft geben können. Sie dachte nach. Von Natur aus gehörte sie zu den Menschen, die keine offenen Fragen mochten. Und dieses Schachspiel war ein einziges Rätsel, das gelöst werden musste. Richtig, Professor Charles Glenn würde ihr vielleicht helfen können. Sie hatte ihn vor Kurzem kennengelernt und besaß großen Respekt vor seiner Arbeit und seinem fachlichen Wissen.
Er leitete ein Institut, in dem Untersuchungen über die verschiedensten Eigenschaften eines Gegenstands angestellt wurden. Ob es nun um Biochemie ging, Altersbestimmung mikrobiologische Zusammensetzung oder eine relativ einfache Kernspintomographie bis in das Innere einer Mumie, in Haydon Wood bei Professor Glenn gab es kaum eine Untersuchung, die nicht vorgenommen werden konnte. In hochmodernen Labors arbeiteten Experten, und weil die Finanzierung über längere Zeit mit Aufträgen aus der Industrie gesichert war, übernahm der Professor nur zu gerne kleine Anfragen, die ihm interessant genug erschienen, um die tägliche Routine zu durchbrechen.
Kurzerhand rief Joanne ihn an, doch er bedauerte, sich nicht selbst um die Sache kümmern zu können. Er musste zu einem Vortrag ins Ausland, doch stattdessen würde sich Dr. Culter damit befassen. Der war nicht nur Spezialist in Biochemie, er besaß auch seinen Abschluss in Psychologie und konnte im Zusammenspiel der beiden Disziplinen erstaunliche Schlussfolgerungen ziehen.
Nun, warum nicht? Hauptsache, es fand sich jemand, der in der Lage war, Joannes Fragen zu beantworten. Sie ließ sich gleich für den nächsten Tag einen Termin geben und packte das Spiel sorgfältig wieder ein.
In dieser Nacht hatte sie seltsame Träume. Das Schachspiel entstand vor ihren Augen, und Figuren erwachten zum Leben. Sie jammerten und klagten, indes sich Joanne entsetzt und verzweifelt die Ohren zuhielt. Sie wollte davonlaufen, aber sie war an ihren Platz gebannt und konnte sich nicht rühren.
Irgendwann schrak sie mit einem Schrei auf und stellte fest, dass sie nassgeschwitzt im Bett saß. So etwas Verrücktes! Sie litt doch sonst nicht unter Alpträumen. Energisch stand sie auf, machte sich einen heißen Kakao, zog einen frischen Pyjama an und stieg wieder ins Bett. Dieses Mal schlief sie tief und traumlos.
Als sie in Haydon Wood ankam, war sie jedoch ein wenig enttäuscht, nicht auch mit Professor Glenn reden zu können. Sie mochte den älteren humorvollen Herrn, der stets mit einem freundlichen Lächeln auftrat und einen messerscharfen Verstand besaß. Dr. Culter kannte sie noch nicht persönlich, auch wenn sie von ihm gehört hatte. Doch gerade das war nicht dazu angetan, dem bevorstehenden Gespräch mit Vorfreude entgegenzusehen.
Richard Culter galt als Koryphäe, man sagte ihm aber auch Arroganz, Ungeduld und Sarkasmus nach. Nun gut, sie würde ihn ja jetzt kennenlernen und konnte sich dann ihr eigenes Urteil bilden.
Der Wissenschaftler war konzentriert über ein Mikroskop gebeugt, als Joanne das Labor betrat. Auch sie trug einen weißen sterilen Kittel, um mögliche Verunreinigungen diverser Proben zu vermeiden, auch wenn die Gefahr in diesem Fall gering war. Der Mann erwiderte den höflichen Gruß nicht, sondern starrte weiter in das Okular.
„Geben Sie mir mal die Pipette“, sagte er mehr oder weniger ins Leere, und seine Hand deutete auf eine Schale, in der verschiedene Utensilien lagen.
Joanne lächelte. Zumindest schien der Mann voll und ganz in seiner Arbeit aufzugehen. Sie reichte ihm die gewünschte Pipette und wartete geduldig ab. Irgendwann hob Culter den Kopf, ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht. Erst jetzt bemerkte er die Besucherin.
„Wer sind Sie denn? Was machen Sie hier? Wie kommen sie überhaupt hier herein?“
„Ich bin Joanne McArthur, und wir haben einen Termin. Ihre Assistentin hat mich hereingeschickt. Sonst noch was? Oder bin ich am Ende im falschen Labor? Sie sind doch Dr. Culter?“, fragte sie mit einem bezaubernden Lächeln.
Er schlug sich vor den Kopf. „Das hatte ich ganz vergessen. Verzeihen Sie. Allerdings hoffe ich, dass Ihr Anliegen wichtig genug ist, um mich von diesem Experiment fernzuhalten. Professor Glenn ist manchmal ein wenig zu gutmütig, wenn es darum geht, irgendwelchen Journalisten einen Gefallen zu erweisen, nur damit mal wieder ein wohlwollender Artikel erscheint.“
„Ich bin nicht irgendeine Journalistin, Dr. Culter. Sie müssen mich nicht beleidigen. Und dieser Termin hat nichts damit zu tun, ob ich einen Artikel schreibe oder nicht.“
Er starrte sie an, und langsam ging ihm auf, wie verletzend seine Worte gewesen sein mussten.
„Ich - ach, das habe ich wohl ganz falsch angefangen, was? Werden Sie mich jetzt in der Luft zerreißen?“
Joanne sah ein kleines amüsiertes Funkeln in seinen braunen Augen tanzen. Seine harten Worte und seine aufgesetzte Arroganz waren nichts weiter als ein Schutzschild, mit dem er unliebsame Störungen fernhalten wollte.
„Nur ein kleines bisschen“, gab sie also fröhlich zurück. „Ich habe hier...“
„Wie war Ihr Name noch einmal? McArthur? Dann sind Sie die Journalistin, die diesen Artikel über die sogenannte Küchenchemie geschrieben hat? Die unerwünschten Reaktionen verschiedener Reinigungsmittel, die über einen Ohnmachtsanfall bis hin zu schweren Krankheiten führen können? Gute Arbeit. Auch deswegen, weil Sie keinen Sensationsbericht daraus gemacht haben. Nüchtern, sachlich, den Tatsachen entsprechend. Ich habe selten etwas Besseres gelesen, das auch für den normalen Menschen verständlich ist.“
„Sie müssen mir auch nicht schmeicheln, Dr. Culter. Ich habe nur längst bekannte Fakten zu einem verständlichen Aufsatz zusammengefasst.“ Nun zuckte sie förmlich zurück. Wollte er seinen Patzer etwa damit ausbügeln, dass er ihr jetzt Honig ums Maul schmierte? Das hatten schon ganz andere Leute versucht, mit wenig Erfolg.
Er spürte ihre Zurückhaltung und seufzte. „Ich habe es nicht nötig, jemandem zu schmeicheln. Dazu ist mir auch meine Zeit zu kostbar. Ich wollte lediglich anmerken, dass mir Ihre Arbeit nicht unbekannt ist, und dass ich Ihre Art, die Dinge anzugehen, schätze.“
Nun war es an Joanne, ein wenig zerknirscht zu sein. Versöhnlich streckte sie die Hand aus.
„Ich glaube, wir haben beide nicht ganz richtig angefangen. Schwamm drüber, ja? Dann brauchen wir beide keine kostbare Zeit mehr damit zu vergeuden, uns gegenseitig zu entschuldigen.“
„Sie wissen gar nicht, wie recht Sie haben“, grinste er und schlug ein. Seine Verwirrung war nur zu verständlich, hatte er doch hinter dem Namen Joanne McArthur eine Art trockene alte Jungfer vermutet. Stattdessen stand eine atemberaubend schöne Frau vor ihm.
Auch Joanne schaute ihn jetzt genauer an. Dr. Richard Culter war erst Mitte dreißig und hatte sich doch schon einen hervorragenden Ruf erworben. Sein Wort galt viel in der wissenschaftlichen Welt. Sein Haar war braun, ebenso seine Augen. Das schmale Gesicht wurde beherrscht von einer scharfrückigen Nase, sein Blick war ständig konzentriert, und sein schlanker hochgewachsener Körper hätte auch einem Sportler gehören können.
Joanne spürte den Druck der schmalen festen Finger und fühlte sich unwillkürlich zu diesem Mann hingezogen. So ein Unsinn, rief sie sich selbst zur Ordnung. Warum sollte ausgerechnet er jemand sein, der sich für dich interessiert und dann auch noch frei ist? Wahrscheinlich hat er zuhause eine kleine unscheinbare Frau und vier Kinder. Eine andere Stimme in ihrem Inneren unterbrach den stummen Monolog. Hüte dich vor Schlussfolgerungen, die durch nichts bewiesen sind. Im Übrigen solltest du zuerst einmal dein Anliegen vorbringen.
Culter bemerkte nichts von der lautlosen Zwiesprache in ihrem Innern, aber Joanne war jetzt wieder die gefasste kühle Journalistin, die sich nicht damit aufhielt, über persönliche Angelegenheiten nachzudenken. Sachlich holte sie nun das Spiel aus dem Holzkasten, in den sie es Zuhause gepackt hatte.
„Das hier habe ich durch einen Zufall entdeckt, aber die Figuren sind mir ein Rätsel. Und auch das Brett ist nicht das, was es auf den ersten Blick scheint.“
War die Miene von Richard noch zunächst ein wenig ablehnend gewesen, so änderte sich das rasch, als er die Figuren in die Hand nahm und anschließend, wie schon Joanne zuvor, mit den Fingern über die Ornamente strich.
„Merkwürdig“, murmelte er und nahm ein starkes Vergrößerungsglas, um einen Zimmermann genauer zu betrachten. „Man könnte fast glauben, diese Figuren besitzen Leben. Sehen Sie nur, die Haut im Gesicht wirkt sehr natürlich. Und die Hand, die den Hammer hält, ist so fein gearbeitet, dass es kaum künstlich erschaffen sein kann. Oder sehen Sie hier, der Springer mit seinem Pferd. Der Ritter trägt ein absolut authentisches Kettenhemd, und das Tier sieht aus, als wollte es jeden Moment anfangen zu wiehern. Wäre da nicht die künstliche Einfärbung könnte man sie für lebende Miniaturen halten Unglaublich. Woher haben Sie das Spiel? Gab es vielleicht eine Art Zertifikat? Einen Herkunftsnachweis? Nein? Das ist schade. Nun, schauen wir uns das Brett an. Bergkristall für die weißen Felder, würde ich sagen, aber von einer Reinheit, wie man ihn nur sehr selten findet. Hallo, da stimmt aber etwas nicht.“
Fieberhaft nahm er eine weitere optische Untersuchung vor, schüttelte den Kopf und blickte Joanne verwundert an.
„Haben Sie etwas dagegen, wenn ich das Brett mit dem Massenspektrometer untersuche? Das hier scheint mir kein Bergkristall zu sein, ich könnte fast schwören, es handelt sich um einen Diamanten.“
„Aber das ist doch völlig unmöglich. Dann wäre das Spiel ja unbezahlbar. Und ich habe gerade mal fünfzig Pfund ausgegeben.“
„Haben Sie auch schon daran gedacht, dass es irgendwo gestohlen sein könnte?“, gab er zu bedenken. „Ich will ja nicht unken, aber Sie sollten sich vielleicht doch mit der Polizei in Verbindung setzen, bevor man Sie der Hehlerei beschuldigt.“
Auf diese Idee war sie noch gar nicht gekommen, obwohl der Gedanke nahelag. Der Verkäufer hatte sich so seltsam benommen, und sie war sicher, dass der Preis in keinem Verhältnis zum wirklichen Wert stand.
„Sie haben vielleicht gar nicht so unrecht“, stimmte sie zu. „Aber bitte, untersuchen Sie es doch vorher noch.“
„Falls Sie wünschen, will ich Sie gern zur Polizei begleiten“, bot er großzügig an.
„Sehr freundlich von Ihnen, danke.“
Es mochte eine unglückliche Bewegung sein, obwohl Joanne und Richard später hätten schwören können, dass sich keiner von ihnen überhaupt in unmittelbarer Nähe der abgelegten Figuren befand, aber es gab ein schabendes Geräusch, und dann folgte ein dumpfer Aufprall. Im nächsten Augenblick brach das Chaos über das kleine Labor herein.
Auf dem Boden lag plötzlich - nur für einen winzigen Moment - ein ausgewachsener Mann. Dann spritzte Blut wild umher, verschmutzte die sauberen Schränke, die weißen Kittel der Menschen, klatschte gegen die Wand, ergoss sich über die Tische und breitete sich schließlich in einer großen Lache auf dem Boden aus. Der Körper hatte sich verkrümmt, dann war das Blut aus ihm herausgespritzt, und schließlich hatte es eine Stichflamme gegeben. Grässlicher Gestank lag in der Luft, und die Klimaanlage schaffte es nicht sofort, die Luft auszutauschen.
Joanne hatte aufgeschrien. Sie wollte ihren Augen nicht trauen. Richard hatte sich unwillkürlich schützend vor sie gestellt, obwohl es sich kaum um einen Angriff handeln konnte. Automatisch hatte seine Hand den Alarmknopf gedrückt, und das grelle Jaulen hallte nun durch das ganze Gebäude.
Die Tür wurde aufgerissen, zwei Wachleute kamen hereingestürmt und blieben wie angewurzelt stehen. Der eine wandte sich ab, hielt sich die Hand vor den Mund und rannte davon. Der andere blickte Richard Culter entsetzt an.
„Was ist passiert, Doktor? Das sieht aus wie ein Massaker. Sind sie in Ordnung? Gab es Eindringlinge? Was ist mit der jungen Dame? Wie viel Verstärkung soll ich anfordern?“
„Ich weiß nicht genau“, sagte Culter von Grauen geschüttelt, bewies dann aber eine bemerkenswerte Geistesgegenwart. „Ich habe einige Proben untersucht. Ich kann mir nur vorstellen, dass es eine unerwünschte Kettenreaktion freigesetzt hat, so dass auch die angelieferten Blutproben aus den Beuteln gerissen wurden. Es tut mir leid, dass sie das mit ansehen müssen. Keine Verstärkung, Smithers. Rufen Sie bitte einen Reinigungstrupp, der damit vertraut ist, kontaminiertes Material zu behandeln.“
„Ja, Sir.“ Der Wachmann wirkte beruhigt. Er hatte eine halbwegs einleuchtende Erklärung bekommen. Und waren nicht die Wissenschaftler hier alle ein wenig verrückt? Er war froh, das Labor wieder verlassen zu können.
Richard hatte einen stahlharten Blick bekommen. Mit flinken Fingern legte er die Figuren und das Schachbrett, die alle vom Blut verschont worden waren, wieder in die Kiste, packte Joanne fest beim Arm und zog sie aus dem Raum.
Sie ließ es wie betäubt geschehen. Noch nie zuvor war sie mit einem derartigen Schrecken konfrontiert worden. Ihr kühles sachliches Weltbild geriet ins Wanken, und weil sie nicht gleich eine logische Erklärung für das Geschehen fand, stand sie eindeutig unter Schock.
Culter führte sie in sein Büro, ein nüchtern eingerichtetes Zimmer mit einem fantastischen Ausblick nach draußen, den aber jetzt keiner von beiden bewunderte. Eine Tür führte in ein angrenzendes Bad, hier konnten sich die beiden säubern. Anschließend ließen sie sich auf die Couch sinken, die für den Fall hier stand, dass Richard tagelang nicht nach Hause fuhr und zwischendurch ein paar Stunden schlafen musste.
Der Wissenschaftler stand gleich wieder auf, nahm aus einem Schrank eine Flasche und zwei Gläser und goss aromatischen Whisky ein.
„Trinken Sie“, befahl er. Joanne nippte und schüttelte sich, doch ein wenig Farbe kehrte in ihr Gesicht zurück.
„Besser?“, fragte er knapp. Sie nickte und trank dankbar noch einen Schluck.
„Ich denke, Sie haben mir da noch einiges zu erzählen“, fuhr er fort.
Sie stieß die Luft zischend aus und seufzte. „Ich wünschte, ich könnte Ihnen etwas erzählen. Aber ich weiß nicht mehr als das, was ich schon gesagt habe, Doktor Culter.“
„Richard“, korrigierte er. „Und ich bin es nicht gewöhnt, offene Rätsel einfach liegen zu lassen. Das hier ist mehr als nur ein Rätsel. Das widerspricht jedem wissenschaftlichen Standpunkt. Ich habe einfach keine Erklärung dafür. Wie kann eine kleine Figur von knapp fünf Zentimetern zu Boden fallen, ohne dass jemand sie überhaupt berührt hat, in Sekundenbruchteilen zu einem ausgewachsenen Menschen anwachsen, sterben und dabei Unmengen an Blut explosionsartig verspritzen?“
„Ich habe mir das alles also nicht eingebildet?“, sagte Joanne leise. „Es ist einfach schrecklich. Ist das bei allen Figuren so? Dann würde das ja bedeuten, dass es sich um ehemals lebende Menschen handelt, die durch einen unvorstellbaren Vorgang verkleinert und - nun ja, versteinert wurden. Hat das etwas mit diesem seltsamen Brett zu tun? Welcher technische Vorgang...?“
„Nein, nein, Joanne. Das war kein technischer Vorgang. Und wenn Sie ehrlich zu sich selbst sind, werden Sie zugeben müssen, dass es dafür keine wissenschaftliche Erklärung geben kann.“
Sie schnappte ungläubig nach Luft. „Was wollen Sie mir jetzt erzählen, Richard? Dass es sich hier um Zauberei oder so etwas handelt? Das ist doch absurd.“
Er schüttelte langsam den Kopf und betrachtete den Holzkasten, in dem das restliche Schachspiel so harmlos aussah. „Nicht Zauberei, Joanne. Das ist der falsche Ausdruck. Hier handelt es sich um Magie, um schwarze Magie.“
„Richard, ich bitte Sie. Wir beide sind aufgeklärte, intelligente Menschen, die genau wissen, dass es Magie nicht gibt - nicht geben kann.“
„Nicht? Warum? Nur weil wir solche Vorgänge nicht wissenschaftlich erklären können? Dann erklären Sie mir doch bitte Telepathie oder Telekinese. Beides sind Vorgänge, die von der Wissenschaft längst akzeptiert werden. Aber wirklich erklären kann sie niemand. Warum also nicht dunkle Magie?“
Sie schwieg eine Weile und spürte, wie der Alkohol die Verspannungen ihrem Inneren löste. Ihr Herz raste nicht mehr wie wild, und sie überdachte das Problem von allen Seiten.
Eine Begebenheit aus ihrer Kindheit fiel ihr ein. Eines Tages hatte ihr Vater ein Kreuz mit nach Hause gebracht, ein wunderschönes Stück. Doch er berührte es niemals mit den Händen und verschloss es in seinem Panzerschrank, der im Hause sonst kaum genutzt wurde. Joanne war neugierig gewesen, und natürlich hatte sie die relativ einfache Zahlenkombination längst vorher geknackt. Als sie das Kreuz herausholen wollte, war ihr Vater aufgeregt und entsetzt ins Zimmer gestürmt und hatte seine Tochter vom Tresor weggerissen. Blanke Panik stand in seinen Augen, und er riss das Kind heftig in seine Arme.
„Gott sei Dank, dass es noch nicht zu spät. Du hast dieses Kreuz doch noch nicht mit bloßen Händen berührt, Joanne? Niemand - niemand Lebender sollte dieses verfluchte Ding anfassen. Es gehört dem Teufel, und er hat schon viele Menschen ins Unglück gerissen. Dieses hier ist ein weiteres Teil auf dem Weg ins Verderben. Wer es berührt, ist verloren.“
So ganz hatte Joanne die Sache damals nicht verstanden. Wie konnte ihr kluger intelligenter aufgeklärter Vater eine so abstrakte Gestalt wie den Teufel als real annehmen? Sie kam nicht darauf, den logischen Schluss zu ziehen, dass Gott untrennbar mit dem Teufel verbunden war, der eine war ohne den anderen undenkbar.
Bald darauf hatte sie den Vorfall schon vergessen, weil ihr Vater nie wieder darauf zu sprechen kam und das Kreuz auch am nächsten Tag aus dem Haus verschwand.
Erst jetzt fiel ihr alles wieder ein, und sie begann sich Gedanken zu machen. Es gab Dinge in ihrem Leben, die sie niemals in Frage gestellt hatte, die Existenz eines übergeordneten Wesens wie Gott gehörte dazu. Jetzt sah sie plötzlich auf die andere Seite - die dunkle Seite.
Unwillkürlich schüttelte sie sich. Joanne war zwar noch nicht ganz überzeugt, aber sie begann sich mit der vagen Möglichkeit vertraut zu machen, dass dieses Schachspiel verteufelt oder verhext war. Außerdem - das war die einzig logische Möglichkeit, auch wenn die wenig mit Logik zu tun hatte, wie sie fand. Denn kein Mensch, egal ob lebend oder tot, besaß die Macht, etwas so grauenvolles zu erschaffen.
„Richard, besteht die Möglichkeit, dass der Teufel seine Hand im Spiel hat? Ich meine das nicht im übertragenen Sinn.“
Er sah ihre weit aufgerissenen Augen, ließ seine Blicke dann zwischen der jungen Frau und den so ungeheuer lebensechten Figuren wandern.
„Das halte ich für sehr wahrscheinlich“, erwiderte er schließlich ernst. „Aber mir scheint, Sie wissen doch mehr, als Sie bis jetzt gesagt haben.“
Ein wenig zögernd erzählte sie ihm den Vorfall aus ihrer Kindheit.
„Was hat Ihr Vater damals mit dem Kreuz getan?“, wollte er wissen.
„Ich weiß es nicht. Das wurde zwischen uns nie wieder erwähnt.“
„Ihr Vater ist ein äußerst angesehener Fachmann. Er hat eine Menge Erfolg auf seinem Gebiet, und was er sagt, ist für andere schon fast ein Gesetz. Kann es sein, dass er der Versuchung doch nicht widerstanden hat? Verstehen Sie mich nicht falsch, Joanne. Ich unterstelle hier nichts, ich stelle lediglich eine Theorie auf. Ist er vielleicht der Magie des Teufels verfallen und versucht jetzt über Umwege seine Tochter mit in dieses Verderben hineinzuziehen?“
„Niemals! Wie kommen Sie dazu...!“ Hilflos brach Joanne ab. So absurd es auch klingen mochte - nicht einmal sie, die Colin so gut kannte wie niemand anders, konnte ausschließen, dass es sich genauso verhielt. Dabei hätte sie selbst bis vor einer Stunde noch laut aufgelacht, wenn jemand auch nur die Existenz des Teufels als Möglichkeit dargestellt hätte.
Richard zog sie ganz selbstverständlich in seine Arme. Seine Berührung war warm und tröstlich. „Sie sollten das alles hier jetzt erst einmal verarbeiten. Das muss furchtbar für Sie sein.“
Sie hob den Kopf. „Furchtbar, ja. Das ist das richtige Wort. Aber mich wundert doch ein wenig, dass es Sie nicht so sehr erschüttert. Erzählen Sie mir jetzt bitte nicht, Sie hätten etwas in dieser Art erwartet. Das glaube ich Ihnen nämlich nicht.“
„Nein, ganz sicher nicht. Aber Sie sollten bedenken, dass ich auch Psychologe bin und manchmal tatsächlich mit sehr menschlichen Problemen zu tun habe. Das ist nicht das erste Mal, dass ich mit einem solchen Phänomen konfrontiert werde. Ich habe sogar schon einem Exorzismus beigewohnt.“
„Deshalb konnten Sie wohl auch gerade so geistesgegenwärtig reagieren. Ich gebe zu, mir wäre in dem Moment gar nichts eingefallen. Das war sehr klug von Ihnen.“
„Reiner Selbstschutz“, behauptete er. „Ich hatte keine Lust, erst lange Erklärungen abzugeben für etwas, was ich selbst noch nicht richtig erklären kann. Jetzt aber erst einmal genug davon. Sie brauchen etwas Ruhe und Abstand. Soll ich Sie nach Hause fahren?“
Joanne dachte nüchtern darüber nach, ob sie in diesem aufgelösten Zustand selbst Auto fahren konnte, und sie musste diese Frage verneinen. Dankbar nahm sie das Angebot an.
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Der Abend senkte sich über das Land, und Joanne saß ganz still in ihrem Schlafzimmer. Sie starrte aus dem Fenster und ließ zum wiederholten Male den Tag an sich vorüberziehen. Das Entsetzen erfüllte sie noch immer, wenn vor ihrem geistigen Auge die kleine Schachfigur auftauchte, die sich auf so mysteriöse und grausame Weise verändert hatte.
Richard Culter hatte sie nach Hause gebracht sich und, sehr zum Erstaunen der beiden Hausangestellten, überzeugt, dass es ihr wirklich an nichts mangelte. Mit Joannes Erlaubnis hatte er sich im Hause umgesehen.
„Ein schönes Haus, aber ziemlich düster, wenn es darum geht, ein Kind aufzuziehen“, kam seine lakonische Feststellung.
„Es hat mir nie an etwas gefehlt. Und mein Vater ist der liebevollste Mensch, den man sich denken kann“, protestierte sie.
„Schon gut, ich glaube Ihnen. Und jetzt tun Sie mir und sich selbst einen Gefallen, Joanne. Gönnen Sie sich etwas Ruhe. Es bringt Ihnen nichts, wenn Sie jetzt ins Grübeln verfallen und sich selbst verrückt machen. Wenn Sie gestatten, werde ich Sie morgen besuchen, und dann können wir in aller Ruhe noch einmal darüber reden. Bis dahin werde ich schon mal ein bisschen nachforschen.“
Natürlich hatte seine Mahnung keine große Wirkung gezeigt. Joanne hatte sich sofort in ihr Arbeitszimmer zurückgezogen und alles ganz genau aufgeschrieben, bevor ihr eigenes Gedächtnis auf die Idee kam, gewisse Einzelheiten zu verändern. Dann hatte sie ihren Vater angerufen, doch der befand sich in einer wichtigen Besprechung. Sie besaß nicht den Mut, darauf zu bestehen, dass er ihr Rede und Antwort stand. Dazu war das ganze Thema zu heikel, so etwas konnte man nicht an Telefon besprechen.
Und seitdem saß sie in ihrem Schlafzimmer und starrte aus dem Fenster.
Draußen gingen die Lichter an, doch hier drinnen blieb es dunkel. Joanne hatte den Holzkasten mit dem Schachspiel in den Tresor gepackt. Dort war es vorerst sicher. Aber was sollte sie nun damit tun? Waren alle diese Figuren tatsächlich verzauberte Menschen? Und wenn sie sie jetzt einfach auf den Boden fallen ließ - starben diese Menschen dann in Wirklichkeit? War das Mord oder Erlösung? Und welche Bewandtnis hatte es mit diesem merkwürdigen Brett? Diese Ornamente erinnerten Joanne an irgendetwas.
Runen? Ja, es konnte sich durchaus um die uralte Runenschrift handeln. Dann aber war es sich in der Tat eine Schrift und keine Verzierung.
Ob man den Text übersetzen konnte? Die Runen waren sehr alt, das wusste sie, und sie fragte sich, ob in all den klugen Büchern, die ihr Vater gesammelt hatte, etwas darüber zu finden war.
Endlich kam Leben in die bislang reglos dasitzende Gestalt. Sie sprang auf und lief hinunter. Die Bibliothek ihres Vaters war streng nach Themen geordnet, und innerhalb dieser Anordnung gab es wiederum eine eigene Systematik.
Joanne stand vor dem betreffenden Regal, und ihre Augen glitten über die diversen Buchrücken. Ein kleiner schmaler Band erregte schließlich ihre Aufmerksamkeit. Hier fand sie eine Abhandlung über die Runen, die sich bis weit ins Mittelalter gehalten hatten. Sie galten als heidnische Symbole und waren von der Kirche streng verfolgt worden, doch viele Menschen hatten lange daran festgehalten. Besonders jene, die nichts mit dem christlichen Glauben zu tun haben wollten.
Joanne nahm das Buch mit nach oben. Alles in ihr sträubte sich, doch sie holte das Schachbrett hervor und legte es auf den Tisch. Sie hatte nur die Lampe auf dem Schreibtisch angemacht, und im Halbdunkel bemerkte sie, dass die Runen phosphoreszierten. Hätte sich nicht vorher dieser grausige Vorfall ereignet, wäre sie nur zu gern bereit gewesen, diesem wissenschaftlichen Phänomen nachzugehen. Jetzt jedoch kroch Angst in ihr hoch, und sie fand ihre Vernunft wieder. Nein, in dieser Nacht würde sie sich nicht mehr mit dem Geheimnis der Runen beschäftigen.
Entschlossen legte sie das Buch auf den Tisch, breitete eine Decke über dem Brett aus und beschloss ins Bett zu gehen. Sie glaubte nicht daran, schlafen zu können, doch kaum hatte ihr Kopf das Kissen berührt, fielen ihr die Augen zu. Ein seltsamer Traum erschien, und er wirkte so real, dass Joanne alles ganz natürlich empfand.
Sie stand im Arbeitszimmer ihres Vaters, und vor dem Kamin befand sich ein ihr fremder Mann. Er wirkte rein vom Äußeren her ausgesprochen sympathisch, und doch ging eine unfassbare Drohung von ihm aus. Er war schlank, hoch gewachsen, besaß schwarzes Haar und dunkle Augen. Seine Kleidung wirkte vornehm und teuer - und sie war ebenfalls schwarz. Er reichte ihr lächelnd ein Blatt Papier, und Joanne las staunend und ungläubig, was dort geschrieben stand.
„Ich erkläre hiermit, dass ich einen Vertrag mit Luzifer schließe, durch dessen Erfüllung mir unendliche Macht über andere Menschen und Reichtum nach meiner Wahl gewährt wird. Im Gegenzug verpflichte ich mich, das unvollendete und von mir zerstörte Schachspiel zu reparieren, indem ich dem Fürsten der Hölle eine neue Seele zuführe. Dieser Vertrag ist bindend für beide Seiten und endet erst mit meinem Tod.“
Es gab eine Linie, unter der noch einige Buchstaben standen: „Gezeichnet Joanne Ellen Mary McArthur. Dieser Vertrag wird besiegelt mit Blut und Feuer.“
Selbst im Traum schrie Joanne auf. „Niemals“, protestierte sie und versuchte aus dem Gefängnis der nächtlichen Gedanken zu fliehen. Aber das war unmöglich, sie konnte diesem Traum nicht entrinnen.
Der Teufel, wenn er es denn selbst war, kam näher auf sie zu und lächelte sie an. Joanne glaubte, im Feuer zu stehen und zu verbrennen. Aber sie würde diesen Vertrag auf keinen Fall unterschreiben. Es musste andere Wege geben…
„Du hast etwas kaputtgemacht, was mir gehört. Ist es dann nicht recht und billig, wenn ich Ersatz verlange? Noch dazu, wo ich dich für diese kleine Mühe fürstlich entlohnen werde? Aber du scheinst überrascht und willst darüber nachdenken? Also gut. Ich gebe dir drei Tage Bedenkzeit. Dann will ich deine Unterschrift auf diesen Vertrag. Sonst werde ich mir auf eine andere Weise Genugtuung verschaffen müssen. Glaube mir, es wird dir keinen Spaß machen, wenn ich meine berechtigten Ansprüche auf harte Weise durchsetzen muss. Aber du bist ja eine kluge Frau und wirst schon das Richtige tun. Drei Tage, Joanne, dann komme ich wieder.“
Er berührte sie zart mit einem Finger auf der linken Hand, und wie Lava schossen Feuerströme durch ihren Körper. In seinen Augen tanzten Flammen, und aus dem lächelnden Mund kroch Rauch. Sie wollte sich abwenden, blieb aber wie angewurzelt stehen, völlig gebannt von der Macht des unheimlichen.
Er verschwand aus ihrem Traum, und endlich konnte sie aufwachen. Mit einem kleinen Schrei kehrte sie in die Wirklichkeit zurück. Sie saß in ihrem Bett, war nassgeschwitzt und zitterte am ganzen Körper. Auf ihrer linken Hand entdeckte sie einen Brandfleck. Konnte dieser verrückte Traum tatsächlich etwas mit der Wirklichkeit zu tun gehabt haben? Das war doch ganz und gar unmöglich!
Joanne schleppte sich ins Bad, duschte und zog frische Wäsche an. Aus einem Impuls heraus ging sie hinunter in das Arbeitszimmer ihres Vaters. Ihr Entsetzen war riesig, als sie am Kaminsims ein Blatt Papier entdeckte. Mit einem venezianischen Dolch, den sie in diesem Hause noch nie gesehen hatte, war das Papier - nein, es handelte sich sogar um ein Pergament -, am Sims festgemacht.
Joannes Herz begann zu rasen. Sie hatte nicht geträumt - es sei denn, sie befand sich noch immer in diesem Alptraum. Unwillkürlich kniff sie sich in den Arm. Es tat weh. Dieser Alptraum war lebendig geworden.
Zögernd trat sie einen Schritt näher. Sie wollte diesen Vertrag noch einmal mit hellwachen Augen lesen, und ihn dann verbrennen.
In diesem Moment öffnete sich die Tür, und Watkins, der Butler, oder eigentlich der Mann für alle Fälle, trat ein. Es war nicht ungewöhnlich, dass er alles im Haus bemerkte, selbst mitten in der Nacht hätte es ein Einbrecher schwer gehabt, denn augenscheinlich besaß der ältere Mann einen sehr leichten Schlaf oder einen sechsten Sinn, und jedes Geräusch sorgte dafür, dass er sich darum kümmerte. Neben Emily, die für das Kochen zuständig war, handelt es sich um den zweiten Festangestellten. Dann gab es noch Mrs. Dickens, die als Zugehfrau dreimal die Woche kam und das ganze Haus in Ordnung hielt.
Watkins stand in den Diensten der Familie, seit Joanne denken konnte. Er hatte auf seine unaufdringliche Art für ihre Erziehung gesorgt und ihr all das vom Leben beigebracht, was ihr Vater in seiner zerstreuten Weise nicht bedachte. Joanne hatte Watkins immer vertraut, sie wusste, dass sie mit ihm über alles reden konnte.
Aber das hier? Das war nicht nur absurd oder unglaublich, das war einfach schrecklich.
Der ältere Mann lächelte sie wohlwollend an. „Wie wäre es mit einem kräftigen Frühstück, Miss Joanne? Sie hatten gestern wohl einen schweren Tag, dass Sie sich so früh zurückgezogen haben? - Oh, was ist das denn? Hat Mrs. Dickens etwa übersehen...?“
Bevor es Joanne verhindern konnte, trat er an den Kamin, zog mit einem Ruck den Dolch aus dem Sims und hielt nun das Pergament in der Hand. Stirnrunzelnd überflog er den Text und schüttelte den Kopf.
„Sie sollten die arme Mrs. Dickens nicht zu sehr erschrecken, Miss Joanne“, sagte er lächelnd. „Ich dachte eigentlich, Sie wären aus dem Alter heraus, in dem Sie sich mit solch kindischen Scherzen abgeben.“
Joanne blieb das Herz stehen. Was sollte das heißen? Sie warf einen Blick auf das Pergament und stutzte.
„Sie werden hiermit aufgefordert, alle erreichbaren Süßigkeiten aus der Küche in meinem Zimmer zu deponieren. Im anderen Fall wird sich im ganzen Haus Ruß wiederfinden. Gezeichnet Joanne, die schwarze Piratin.“
Sie lachte förmlich hysterisch auf. „Sie haben völlig recht, Watkins, das ist ein dummer Scherz, und ich sollte mich schämen Geben Sie her, ich werde diesen Wisch vernichten, und Sie vergessen einfach, was ich getan habe.“ Watkins runzelte die Stirn und betrachtete sie aufmerksam. Der Butler kannte die junge Frau seit ihrer Kindheit und wusste immer ganz genau, wenn etwas sie betrübte. Hatte es sich früher um Kleinigkeiten gehandelt, so schien es doch jetzt um etwas anderes zu gehen, etwas sehr schwerwiegendes, was Joanne auf der Seele lag. Eine schwere Last drückte ihre Schultern nach unten, und er hatte den Eindruck, sie hatte vor irgendetwas panische Angst. Warum sprach sie dann nicht darüber, damit er ihr helfen konnte?
„Stimmt etwas nicht, Miss Joanne? Haben Sie Sorgen? Ihrem Vater geht es gut, soweit ich weiß. Also, gibt es Probleme bei der Arbeit? Oder haben Sie Liebeskummer?“
Sie beherrschte sich und drohte ihm schelmisch mit dem Zeigefinger. „Watkins, Sie wissen ganz genau, dass es keinen Mann in meinem Leben gibt. Also kein Liebeskummer. Welch eine verrückte Idee.“
Ihre aufgesetzte Fröhlichkeit konnte den Mann nicht täuschen. Er blickte sie ernst an.
„Ich weiß genau, dass Sie etwas mit sich herumtragen, Miss Joanne. Was es auch ist, Sie können mit mir darüber reden. Oder haben Sie kein Vertrauen mehr zu mir?“
Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. „Wahrscheinlich sind Sie außer meinem Vater der einzige Mensch, dem ich voll und ganz vertrauen kann. Aber gerade das könnte eine Gefahr bedeuten. Vielen Dank, Watkins, ich werde zu Ihnen kommen, wenn ich es selbst verantworten kann.“
Er machte sich so seine Gedanken und nickte dann. „Ich werde immer für Sie da sein, kleine Lady“, kam seine sanfte Antwort. „Also, wie ist das jetzt mit Frühstück? Sie sehen aus, als könnten sie etwas Anständiges brauchen.“
„Ich komme sofort, Watkins. Schließlich kann ich es nicht zulassen, dass Sie und Emily sich um mein Wohlergehen Sorgen machen.“
Sie wartete, bis er das Zimmer verlassen hatte und starrte noch einmal ungläubig auf das Pergament.
Sie hatte es tief in ihrem Herzen gewusst. Jetzt war dort wieder die blutig rote Schrift zu sehen, mit welcher der Vertrag geschrieben war. Sie widerstand dem Impuls, dieses verfluchte Schriftstück sofort zu vernichten. Stattdessen faltete sie es sehr sorgfältig zusammen und steckte es ein. Sie wollte es Richard Culter zeigen.
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Nach dem Essen zog sich Joanne wieder in ihr Arbeitszimmer zurück und verschloss die Tür. Sie hätte eigentlich noch einen größeren Artikel zu schreiben, doch da sie die Vorarbeiten dafür bereits erledigt hatte, war der Text in relativ kurzer Zeit zu schaffen.
Jetzt aber wollte sie sich mit den Runen beschäftigen. Sie nahm die Decke vom Schachbrett, legte ein Blatt Papier darauf und pauste die Zeichen durch. Sie hoffte, auf diese Weise den direkten Kontakt vermeiden zu können. Die Warnung ihres Vaters klang im Hinterkopf noch nach, obwohl es mit Sicherheit zu spät wäre, um dem Verhängnis zu entgehen. Sie und auch Richard hatten das Brett schon längst ungeschützt angefasst.
Unbewusst ahnte sie, dass auch diese Schriftzeichen schon das Verderben in sich trugen, daher achtete sie sorgfältig darauf, das Brett und vor allem die Runen nicht mehr mit der bloßen Hand zu berühren.
Konzentriert versuchte sie dann, die Zeichen und ihre Bedeutung in dem Buch wiederzufinden.
„Die Macht des Bösen lebt durch das Leben. Sie zu brechen, kann es nur einen Weg geben. Lass die Versuchung dein Herz nicht verführen, und lass den Dunklen dein Herz nicht berühren. Willst du brechen den grausamen Fluch, folge den Schritten auf Barnabys Tuch.“
Sie schüttelte den Kopf. Das ergab doch überhaupt keinen Sinn. Na schön, sie hatte schon gewusst, dass es sich hier um einen Fluch handelte, aber wer oder was war Barnaby? Welches Tuch war gemeint? Das Ganze erschien ihr wie ein unlösbares Rätsel. Vielleicht hatte sie beim Entziffern oder der Übersetzung aus der alten keltischen Sprache einen Fehler gemacht? Sie besaß zwar Grundkenntnisse darin, aber sie war durchaus nicht perfekt, und es war möglich, dass ihr Wissen nicht ausreichte.
Und doch. Der ganze Spruch klang irgendwie logisch, und er schien den Fluch aufheben zu wollen, auch wenn die Bedeutung des Rätsels ihr noch immer unklar blieb.
Ihr Kopf begann heftig zu schmerzen, und die Luft im Raum wurde stickig. Joanne stand auf, um ein Fenster zu öffnen, doch sie kam nicht weit.
Eine durchscheinende Gestalt materialisierte aus dem Nichts vor ihr. Erschreckt fuhr sie zurück. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass der Raum sich plötzlich verdunkelt hatte, obwohl es doch heller Tag war.
„Was willst du? Wer bist du?“, fragte sie mutig, während ihre Hand nach einem Brieföffner tastete.
Von dieser Gestalt aber ging keine reale Bedrohung aus, es handelte sich in diesem Fall wohl nicht um den Teufel selbst.
„Ich bin William, der Schmied.“
Joanne erkannte voller Schrecken, dass es sich um eine der Figuren aus dem Spiel handeln musste. Welche Teufelei ging hier jetzt schon wieder vor?
„Was willst du von mir?“