Kitty Cyree
Jungfrauen und Bestien
Heiße Fantasy-Geschichten
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Inhalt
Ein gefährlicher Landstrich
Gerettet vom edlen Ritter
Die Dorfhure und der Drache
Impressum neobooks
Wenn einsame Jungfrauen losziehen, um sich von allen Zwängen zu befreien, können sie schon einmal Bekanntschaft mit riesigen Drachen machen. Wie gut, wenn dann edle Ritter zur Stelle sind, denen sie zum Dank gern ein wenig Gesellschaft leisten. Doch was ist, wenn diese ein dunkles Geheimnis haben?
Eine Sammlung von heißen Geschichten aus fantastischen Welten.
Wie lange zog Gerlinde nun bereits durch diesen Landstrich? Der Himmel sah seit Stunden so aus, als wäre die Gegend von sämtlichen erfreulichen Dingen längst verlassen worden. Genau so, wie es die Legenden stets besagt hatten. Seit den Morgenstunden verfolgte sie diesen Weg und hoffte, zuvor die korrekte Abzweigung gewählt zu haben. Nur ihr Gefühl hatte ihr gesagt, wohin sie musste. Als sich zwischen den Felsen dort vorne neuerlich etwas bewegte, zuckte sie zusammen. Anscheinend wieder ein Wildschwein oder ein Hirsch, vielleicht sonstiges Getier. Nur diese besoffenen Gestalten in der Dorfschenke hatten immer von Drachen berichtet, die hier existieren sollten. Die Größe eines Hauses sollten sie erreichen und mit ihrem schrecklichen Feuer alles niederbrennen.
Was sie mehr fürchtete, war jedoch, mit diesem schrecklichen Mann verheiratet zu werden. Gerade erst war sie erwachsen geworden und sollte ihm schon auf ewig im Schlafgemach im Schloss zur Verfügung stehen. Neugierig war sie schon, aber doch nicht mit ihm! Der erste Schritt war nach ihrem Aufbruch im Nebel des frühestens Morgens doch bereits geschafft. Niemand hatte sie bemerkt, und wenn sie es erst zu diesem Gasthaus auf halbem Weg zur sagenhaften Stadt am Meer schaffte …
Erneut bemerkte Gerlinde ein Geräusch. Sonst kreisten hier nur die Geier, aber es war dort vorne bei den Bäumen, die keine Blätter trugen. Ein heißer Windstoß erfasste sie plötzlich, und sie erstarrte. Er stammte von Flügeln, so groß wie die Segel eines Bootes! Das Monster war so groß wie ein Haus – und drehte den Kopf zu ihr! Also stimmte alles! Ein Schauer erfasste sie, wie Millionen von Nadelstichen. Das konnte doch nicht wahr sein! Beim Anblick der schuppigen Haut glaubte sie fast in den Boden zu versinken. Aber hier gab es kein Versteck.
Warum hatte sie nicht auf die Warnungen gehört? Der Drache sah sie nun direkt an – und würde gleich seine Flammen auf sie richten. Was, wenn sie …? Auf einmal glaubte Gerlinde ein weiteres Geräusch zu vernehmen. Vielleicht das Klopfen ihres Herzens – aber es klang mehr wie die Hufe eines Pferdes. Ja, es kam näher, sie hörte das Wiehern – und es tauchte mitsamt einem Ritter zwischen ihr und dem Drachen auf. Der Mann auf dem Pferd erfasste sofort die Lage – und erhob sein riesiges Schwert.
Es schien zu glitzern, von einem Schimmer umgeben zu sein – und der Drache wandte sich nun dem Ritter zu. Jeden Moment würde der trübe Tag von Flammen und Schwefeldunst durchdrungen werden. Noch lag nur ein leises Fauchen in der Luft, und der riesige Schweif des Ungeheuers begann sich nervös zu bewegen. Aber Gerlinde merkte den entschlossenen Blick des Ritters. Er stand dem Feind gegenüber – und ritt auf einmal schnell auf das Monster zu. Sicher wusste er von dessen Schwachstellen.
Noch bevor sich die Klinge in die dicke Haut bohren konnte, drang eine Flamme aus dem Maul des Drachen. Es wandte den Kopf ab – und erhob seine Schwingen. Ein Schwall aus heißem Schwefeldampf kam auf einmal auf Gerlinde zu – doch da entschwand das Monster bereits durch die Lüfte. Es wusste wohl, dass es keine Chance gegen seinen Bezwinger haben würde. Entschlossen sah dieser dem Drachen nach – und wandte sich Gerlinde zu.
Der Mann nahm den Helm ab und stieg von seinem Ross. Sie stürmte auf ihn zu.
„Edler Ritter, ewiger Dank sei Euch für …“
„Was machet eine Jungfrau wie du in diesen höchst gefährlichen Landen?“
„Woher ist Euch bekannt …?“
„Mir ist zu Ohren gekommen, eine Dame des Schlosses hätte sich unerlaubt entfernt.“
Gerlinde fragte sich, ob nun alles vorbei war. Sicherlich war er von ihrem Vater gesandt worden, dem König des Nordlandes. Wie naiv war sie nur zu glauben, sie könnte ihrem Schicksal entkommen. Doch in seinen Gesichtszügen erkannte sie nichts, was den Gefolgsleuten ihres Vaters sonst eigen war. Beinahe schien es wie … ein freundliches Lächeln. Und nun?
„Als Prinzessin steht es mir frei, mich auch in diesen Landstrichen frei zu bewegen!“, entgegnete sie halblaut.
„So, so – dies muss allerdings eine neue Vorschrift sein, die mir noch nicht zu Ohren gekommen ist.“
„Ich wollte ja nur …“
„Es sollte mir nun jedoch ein Anliegen sein, für deinen sicheren Aufenthalt zu sorgen.“
„Oh, und …?“
„Kaum mehr als eine kurze Weile von hier befindet sich das Gasthaus zu den Drachenlanden. Wenn du dich nun zu mir zu Pferde bemühen würdest …“
Gerlinde schluckte und näherte sich dem Ritter. Vielleicht war es auch nur einer dieser verstreuten Söldner und glaubte ihr ohnehin nicht, dass sie eine echte Prinzessin war. War sie das noch, wenn sie mit allen Dingen abgeschlossen hatte? Dieser Mann, der sie vor dem Ungeheuer bewahrt hatte, war ganz anders als die anderen. Stark, furchtlos – und wie jemand, mit dem sie gerne einen Trunk nehmen würde. Und anschließend womöglich … und ihre Fantasie brach schon wieder los.
Er reichte ihr die Hand und half ihr auf das hohe Ross. Oft war sie noch nicht auf einem gesessen. Sie dachte an das Gekicher, wenn manchmal von einem wilden Ritt die Rede war. Natürlich war ihr längst geläufig, was damit gemeint sein konnte. Doch ob sie wirklich dafür bereit war? Von dem Drachen war keine Spur mehr – und sie klammerte sich an den edlen Ritter, der sich nun in Bewegung setzte. Nicht in Richtung des Schlosses, sondern in jene, in die weiterzugehen sie geplant hatte.
–
Beinahe hatte sich Gerlinde auf einen halben Tagesritt bis zur endgültigen Abenddämmerung eingestellt. Doch schien dort vorne nun bereits ein großer Wall aufzutauchen. Hoch und gemauert, womöglich sogar den Flammen von monströsen Drachen standhaltend. Stets hatte sie sich das Gasthaus gemäß der Legenden als mitten im finsteren Wald und halb im Erdboden verborgen vorstellt. Doch das dichte Waldgebiet erstreckte sich erst weiter draußen, und spätestens hier war nun die äußerste Grenze des Nordlandes. Nach vielen Berichten über angebliche Vorfälle mit den Bestien war aufgegeben worden, diese genau zu vermessen.