Stressfrei leben
Gelassen und Gesund durch den Alltag
Update 2020
Sascha Katschemba
Stress ist ein weit verbreitetes Phänomen – und im begrenzten Maß sogar gesund. Doch zu viel Stress kann krank machen, so dass Betroffene auf fremde Hilfe angewiesen sind, um einen Ausweg aus dem Teufelskreis zu finden. „Stressfrei leben“ ist kein Buch, das Ihnen mit erhobenem Zeigefinger aufzeigt, was Sie alles falsch machen. Es will vielmehr Ideen geben und Ihnen helfen, einen Blick hinter die Kulissen Ihres Körpers zu werfen. Ergründen Sie, was in Ihrem Körper in einer Stresssituation passiert, und entdecken Sie Ihre maßgeschneiderte Lösung für ein gesundes Stressmanagement.
Sascha Katschemba (Jg. 1974) ist Diplom-Sportwissenschaftler und erwarb sich Zusatzqualifikationen als sportpsychologischer Berater und Mental Coach.
Er leitete Kurse für Mentaltraining und unterstütze Sportler in sportpsychologischen Fragen. Sein fachliches Wissen gibt er in Form von Podcast und Audioprogrammen weiter. Hauptberuflich arbeitet er als Vertriebsexperte in der Sportindustrie.
Sascha Katschemba
Stressfrei leben - Gelassen und gesund durch den Alltag – Update 2020
Die deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Urhebers unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfolmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme.
Für die e-book Ausgabe:
ISBN E-Book: 978-3-969175-32-3
© 2020 Copyright Sascha Katschemba
Lektorat: Katja Katschemba
Cover: Sascha Katschemba
Erstmalig erschienen als Printausgabe im Jahr 2010:
ISBN Print: 978-3-936376-38-8
© 2010 Verlag: spomedis GmbH
Als mir im Januar dieses Jahres mein kleines Buch zum Thema Stress in die Hände viel da dachte ich: Mensch, 10 Jahre – 10 Jahre ist es nun her, als du es geschrieben hast und verdammt nochmal das Thema ist immer noch so aktuell.
Hmm. Damals dachte ich, ich sei mit dem Buch genau richtig und bloß gut, dass ich nicht später damit angefangen habe, sonst wäre das Thema Stress womöglich out. Pustekuchen. Es ist wichtiger denn je zu wissen, wie Stress wirkt und was für Auswirkungen ein Übersehen von Stresssignalen hat.
Gut. Es gibt Begriffe wie Resilienz, die klingen spannender und ein Buch über Megaerfolg in 3 Tagen wäre wohl – na ja zumindest kurzfristig – verlockender.
Dieses E-Book und zugleich das Hörbuch sind nicht nur entstanden, weil es zeitgemäß ist, nein, sie sind auch entstanden, weil es meine Art ist mit der aktuell vorherrschenden Corona Krise umzugehen. Das Buch zu überarbeiten ist meine Art den Ausgangsbeschränkungen zu begegnen und der Krise etwas Positives abzugewinnen.
Das Projekt Hörbuch und E-Book lag schon so lange in der Schublade, dass ich diese Krise als Einladung genommen habe, es umzusetzen.
Es ist zu 90 Prozent das geschriebene Buch. Ich habe es an den notwendigen Stellen angepasst, so das es zeitgemäß ist und habe mir erlaubt dem Buch ein paar Bonuskapitel zu spendieren.
Da es in der gedruckten Version einige Stellen zum Mitmachen gibt, habe ich die entsprechenden Vorlagen und Übungen aus dem Buch zum Downloaden auf meine Webseite www.katschemba.de gestellt. Ebenfalls finden Sie dort optional Anleitungen zum Erlernen von Entspannungsübungen, wie das Autogene Training, die Progressive Muskelentspannung oder Yoga.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen, Ausprobieren und beim Enddecken Ihrer persönlichen „Stressfrei leben“ Strategie.
Kennen Sie noch das Lied „Mit dir Chill’n“?
Es ist von der deutschen Band Revolverheld, die mit der ersten Strophe ihres Songs aus dem Jahr 2006 das Thema dieses Buchs perfekt beschreiben: Stress, Hektik und Zeitmangel bestimmen unseren Alltag. Tag für Tag vergeht im Flug, ohne dass man ihn richtig gelebt hat.
„Stressfrei leben“ ist kein Buch, das Ihnen mit erhobenem Zeigefinger aufzeigt, was Sie alles falsch machen. Es will vielmehr Ideen geben und Ihnen helfen, einen Blick hinter die Kulissen Ihres Körpers zu werfen. Ergründen Sie, was in Ihrem Körper in einer Stresssituation passiert. Lesen Sie nach, was Sie für sich tun können, um Ihr persönliches Stressmanagement zu entdecken und umzusetzen. Ganz wichtig: Lassen Sie sich keinesfalls von all den genannten Tipps und Hilfen stressen. Wählen Sie das aus, was Sie für sich als gut und passend empfinden, und lassen Sie sich dabei die Zeit, die Sie benötigen, um eine
für Sie maßgeschneiderte Lösung zu finden.
Es gibt viele Bücher zum Thema Stress. Auch ich habe das Rad nicht neu erfunden, dennoch habe ich eine Vision: weniger Stress und Hektik in einer Zeit, in der sich alles schnell und schneller zu drehen scheint. Wie kann ich dabei helfen? Einerseits mit Worten, andererseits mit Techniken und Methoden, die Ihnen helfen, Ihren Körper und dessen Reaktionen - wie zum Beispiel auf Stress – besser zu verstehen. Ich bin davon überzeugt, dass nur derjenige in der Lage ist sich zu verändern, der verstanden hat, worum es geht. Unser Körper reagiert oft im Verborgenen, lässt uns erst spät wissen, dass etwas nicht stimmt. Moderne Technologien sind heutzutage in der Lage, diese Reaktionen sichtbar zu machen, und bieten eine wichtige Hilfestellung, wenn es darum geht, rechtzeitig und aktiv Maßnahmen zur Verbesserung unserer Gesundheit zu ergreifen.
Ich wünsche mir und vor allem Ihnen, dass Sie beim Lesen oder hören von „Stressfrei leben“ nicht nur etwas über sich und das Thema Stress erfahren, sondern daran auch Freude haben. Genießen Sie einen der erfrischenden Cocktails und haben Sie Freude am Erarbeiten Ihres persönlichen Stressmanagements. Vielleicht hören Sie dabei mal wieder Revolverheld mit ihrem Titel „Mit dir Chill’n“.
Und ich? Ich freue mich über Ihren Erfolg und gern über Ihr Feedback.
Ihr Sascha Katschemba
Stress ist ein normaler und lebenswichtiger Prozess. Wir alle haben und brauchen Stress, um in den unterschiedlichsten Situationen „bereit“ zu sein. Entscheidend ist, dass wir diesen Prozess kontrollieren können und in ruhigen Situationen körperlich und mental wirklich ruhig werden. Die richtige Balance lässt sich mit einem Rennwagen vergleichen: Stimmt das Feintuning nicht, explodiert der Motor.
In dem Buch Psychologie von Zimbardo und Gerrig aus dem Jahr 2006 wird Stress so definiert: „Unter Stress fasst man Reaktionen des Körpers auf Ereignisse zusammen, die sein Gleichgewicht stören und seine Fähigkeit zur Bewältigung strapazieren oder übersteigen.“
Als „stressfreies Leben“ bezeichne ich das Erkennen und Verstehen der stressigen Situationen, auf das ich mit Veränderungen reagiere, um für zukünftige belastende Ereignisse gestärkt zu sein.
Ein Blick hinter unsere Kulissen. wir alle kennen das eine oder andere Signal, mit dem unser Körper uns auf Probleme aufmerksam macht: „Hallo! Ich glaube, du übertreibst es gerade wieder einmal. Mir geht gleich die Luft aus!“ Hand aufs Herz: wir überhören diese warnende Stimme gern – und oft reagieren wir viel zu spät.
Definitionen des Begriffs „Stress“ gibt es wie Sand am Meer. Trotz aller Unterschiede wird aus allen deutlich: Stress entsteht immer dann, wenn uns eine (Lebens-)Aufgabe überfordert oder wenn wir eine Situation nicht bewältigen können, wir unser Leben also nicht mehr souverän beherrschen.
Eine Stresssituation besteht meistens aus vielen kleinen Ereignissen, Belastungen und Anstrengungen, die der Alltag für jeden von uns parat hält. Fachleute nennen sie Stressoren. Summieren sich diese Stressoren im Übermaß, kommen wir erheblich aus dem Gleichgewicht und sind unterm Strich einem deutlich erhöhten Druck ausgesetzt.
Die natürliche Reaktion auf Stress wurde uns in die Wiege gelegt, um mit gefährlichen Situationen und Lebensveränderungen umgehen zu können. Was passiert dabei in unserem Körper?
In einer Stresssituation – also, wenn Stressoren auf uns einströmen – wird im Körper ein Cocktail aus biochemischen Stoffen in die Blutbahn ausgeschüttet und den Organen „serviert“. Dieser Cocktail enthält zum Beispiel Adrenalin, ein sogenanntes Stresshormon, das dafür sorgt, dass das Herz mehr pumpt und sich der Puls erhöht. Wer spielt hier den Barkeeper? Gute Frage! Der Barkeeper ist unser autonomes Nervensystem – in diesem Falle der Sympathikus, unser Bewegungs- oder Aktivitätsnerv. Er gibt, gesteuert durch das Gehirn, die entsprechenden Impulse, sodass der Körper für die Stresssituation gerüstet ist.
Stresssignale: Was passiert bei Stress im Körper?
Diese körperlichen Reaktionen sind völlig normal, denn so zu reagieren und zu fühlen ist sogar ein überlebenswichtiger Prozess. Im Hinblick auf die Evolution handelt es sich hier um den sogenannten Kampf-oder-Flucht-Mechanismus. Dieser Reflex war lebensrettend, als unsere Vorfahren noch einen Lendenschurz trugen und ab und zu ein unfreiwilliges Rendezvous mit dem Säbelzahntiger hatten.
Heute hat vielleicht unser Chef die Rolle des Säbelzahntigers übernommen, aber die körperlichen Reaktionen sind die gleichen geblieben. Um auf das Eingangsbeispiel zurückzukommen: Der Barkeeper mixt immer noch den gleichen Cocktail, nur unser Verhalten hat sich mit der Zeit verändert. Heute leben wir zivilisierter und haben ein kultiviertes Miteinander entwickelt.
Unsere Organe werden zwar weiter von den Stresshormonen in Kampfbereitschaft versetzt, aber wir reißen uns zusammen und lassen uns nichts anmerken. Fazit: wir fühlen uns müde, oft verärgert oder sogar sehr traurig. Deshalb wird der Cocktail auf Dauer unbekömmlich und bedeutet langfristig eine große Gefahr für unsere physische und psychische Gesundheit. Viele Experten bestätigen, dass heute jede zweite Krankheit direkt oder indirekt mit Stress in Zusammenhang gebracht werden kann!
Wie gesagt: Stress ist eine wichtige Komponente in unserem Leben. Über einen kurzen Zeitraum ist er durchaus sehr sinnvoll, wenn wir etwa bei einer Rede oder im Sport unser Bestes geben wollen. In diesen Situationen ist es gut, etwas Anspannung zu fühlen, aufgeregt zu sein oder „Lampenfieber“ zu haben. Der Vorteil: Diese Situationen besitzen einen vorbestimmten Anfang und vor allem ein klar definiertes Ende. Nach der gelungenen Rede fühlen Sie sich befreit, die Spannung fällt ab, und Sie sind gut drauf. Probleme treten jedoch dann auf, wenn starker Stress über lange Zeiträume auf uns einwirkt.
Stress hat seine Ursachen nicht direkt in unserer Umwelt. Ausschlaggebend ist vielmehr die Art und Weise, wie wir darauf reagieren. Sie kennen das: Ein und dieselbe Situation führt bei verschiedenen Personen zu unterschiedlichen Reaktionen. Denken Sie einmal an Ihren Chef, Ihren Lebenspartner oder Ihren besten Freund. Wie reagieren diese Personen im Vergleich zu Ihnen auf dieselbe Situation? Ihr Boss gehört vielleicht zur Kategorie der Choleriker und fährt bei der kleinsten Geschichte aus der Haut. Ihre Partnerin denkt sich vielleicht oft ihren Teil und sagt wenig. Ihr bester Freund ist die Ruhe in Person und weiß immer eine gute Antwort. Und Sie?
Die Reaktion auf Stresssituationen hängt stark von unserer Persönlichkeit ab. Um noch einmal auf das Cocktail-Beispiel zurückzukommen: Der eine mag sein Mixgetränk nicht so stark und reagiert schnell darauf, der andere braucht die stärkere Variante, bevor er in Fahrt kommt. Die erfahrene Fraktion schließlich dosiert je nach Situation und weiß auch, wann Schluss ist. Das nennt man Stressmanagement.
Stressmanagement ist eine wichtige Methode, um den Umgang mit den täglichen Stressoren zu lernen. Mit ihr können Sie negative Wirkungen von Stress reduzieren und entspannter leben.
Zunächst benötigen Sie jedoch noch etwas mehr Hintergrund- und Detailwissen, zum Beispiel, wie man Stress messen und kontrollieren kann oder was systematische von unsystematischer Entspannung unterscheidet.
Danach können Sie die in diesem Buch angesprochenen Techniken und Tipps – von sportlicher Betätigung über Ernährung bis hin zu Entspannungstechniken – einfach selbst ausprobieren.
Langzeiteffekte von Stress belasten die körperliche wie auch die psychische Gesundheit ausgesprochen stark. Der Grund liegt in der permanenten „Alarmhaltung“ des Körpers. Alle Warnleuchten zeigen Rot, solange die Vorgänge des Körpers auf den Kampf- oder Flucht-Mechanismus abgestimmt sind.