Isabella Maria Kern

ROMY

Ein Leben zwischen zwei Welten

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Titel

ROMY - Ein Leben zwischen zwei Welten

Romy, 2017/2018, Sehnsucht nach dem Tod

Richard, Herbst 1982, die Geburt

Richard, Winter 2006, Arbeit im Krankenhaus

Romy, Herbst 2017, sie ist wundeerschön

Richard, 2008, der Krankenpfleger

Romy, Mai 2013, Urologische Ambulanz

Richard, 2009, Ende der ersten Liebe

Richard, 2010, der Wandel

Richard, 1992, Hauptschulezeit

Romy, Frühjahr 2018, meine Gedanken sind bei Romy

Richard, Frühjahr 2010, sein letzter Tag

Romy, 2018, die Haare

Richard, Frühjahr 2011, Bundesheer

Romy, Frühjahr 2018, auf Kreuzfahrt

Richard, Winter 2011, Veränderung

Romy/Richard, Frühjahr 2013

Richard, Winter 2012, auf der Post

Romy/Richard, 2012, neue Identität

Romy, Februar 2018, das Schmerzprotokoll

Richard, 2012, die Schwärmerei

Romy, Juni 2018, der Besuch, der ins Wasser fiel

Richard, 2012, José

Romy, Winter, 2017, die Ausstrahlung

Richard, Winter 2012, als Riccaarda

Romy, 15. September 2013, Urologie

Romy, Herbst 2018, die Nachrichten

Romy, 16. September 2013, Urologie

Romy, 2018, Schönheit und Attraktivität

Romy, September 2013, postoperativ

Romy, Frühjahr 2018, Verzweiflung

Romy, Oktober 2013, Mr. Meniskus

Romy, Frühjahr 2014, der Neue

Romy, 2015, 2. Jahr mit Andreas

Romy, Mai 2016, Schmerzen beim Sex

Romy, Herbst 2016, Geduld ist gefragt

Romy, Jänner 2017, eine leere Wohnung

Romy, Jänner/Februar 2017, nach der Kieferoperation

Romy, Sommer 2018, das Gefühl, eine Frau zu sein

Romy, Februar 2017, bis zur Unkenntlichkeit geschwollen

Romy, Frühling 2018, keine Vorwürfe

Romy, Sommer 2017, PsychologInnen

Romy, Sommer 2018, Ausflug

Romy, Sommer 2017, Psychiatrie

Romy, 2016, eine Patientenanekdote

Romy, Sommer 2017, Geschlossene Abteilung

Romy, August 2017, die Vergewaltigung

Romy, Oktober 2017, die Haarverpflanzung

Romy, Sommer 2018, Erniedrigungen

Romy, Oktober 2017, Athen, der Eingriff

Romy, Sommer 2018, Treffen mit Schulkolleginnen

Romy, Oktober 2017, Athen, Schmerzen

Romy, Sommer 2018, ein Wunder

Romy, Oktober 2017, das Meer

Romy, Oktober 2017, wieder zuhause

Romy, Dezember 2017, wieder verliebt

Romy, Sommer 2018, Liebe?

Romy, Dezember 2017, Vertrautheit oder Täuschung

Romy, Februar 2018, Skepsis

Romy, Juni 2018, Trennung

Romy, Juli 2018, Enttäuschung

Romy, Juni 2018, Geburtstagstorte

Romy, August 2018, Schweiz

Impressum neobooks

ROMY - Ein Leben zwischen zwei Welten



Isabella Maria Kern






ROMY

Ein Leben zwischen zwei Welten



Roman















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Impressum

Texte: © Copyright by Isabella Maria Kern

Umschlag: © Copyright by Petra Harml-Prinz

Foto: U.Ozel.Images

Verlag: Isabella Maria Kern

Kerschbaum 12

A-4160 Aigen-Schlägl,

isabellamariakern@gmx.at

Druck: epubli, ein Service der

neopubli GmbH, Berlin


Printed in Germany




Dieser Roman basiert auf einer wahren Geschichte. Die Namen der Protagonisten sind frei erfunden, tatsächliche und fiktive Schilderungen sind vermengt.

„Romy“ ist mit der Veröffentlichung ihrer Geschichte einverstanden und möchte auf diesem Weg dazu beitragen das Thema Intersexualität aus der Tabuzone zu holen.


Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung der Autorin unzulässig und strafbar.



Für Romy


Ich wünsche ihr, dass sie erkennt,

wie einzigartig und genial sie ist,

wie bezaubernd und liebenswert sie sein kann…


Ein besonderer Mensch, der mir

sehr ans Herz gewachsen ist.


Danke für die intensiven Jahre unserer Freundschaft!


Ich habe Romy vor mehr als fünfzehn Jahren als Richard kennengelernt, als ich noch nie etwas von Intersexualität gehört hatte.

Im Alter von achtundzwanzig Jahren erfährt Richard von der Existenz seiner Eierstöcke und Gebärmutter. Zwei Jahre später entschließt er sich zu einer geschlechtsangleichenden Operation und einer Namensänderung, doch die ersehnte Lösung aller Probleme bleibt aus.

Romy fühlt sich identitätslos und sieht im Spiegel immer noch Richard.


Prolog:

Die Wissenschaft kennt heute rund 4000 geschlechtliche Differenzierungen, abhängig von den Chromosomen, den Hormonen, den Gonaden (Hoden oder Eierstöcke) und den inneren und äußeren Genitalien.

1 bis 2 von 1000 Kindern werden intersexuell geboren.

Bei 90 % entdeckt man die Intersexualität erst in der Pubertät, z.B. durch das Ausbleiben der Regel, dem Brustwachstum beim Burschen, usw.

Meiner Meinung nach kann man bei dieser hohen Zahl an Betroffenen nicht von einer Krankheit sprechen.

Es ist ein “normales” Anderssein – eine Vielfalt der Natur.

Jedes Kind weiß, dass Schnecken Zwitter sind. Jedes Kind sollte wissen, dass auch Menschen Zwitter sein können.“

(Zitat: Alex Jürgen, österreichischer InterAktivist)

Junge Eltern sollen auf die Frage: „Ja, was ist es denn? Ein Bub oder ein Mädchen?“, mit einem selbstbewussten: „Wir wissen es noch nicht!“, antworten können, ohne sich schämen zu müssen.

Intersexuell geborenen Menschen sind dem weiblichen oder dem

männlichen Geschlecht nicht eindeutig zuordenbar und es wurden oder werden Babys chirurgisch oder hormonell dem „Normgeschlecht“ angepasst, was weitreichende psychische und körperliche Folgen nach sich zieht.

Intersexuelle Kinder sind kein medizinischer Notfall!

Deshalb kämpfen Interessensverbände seit Jahren für ein gesetzliches Verbot von geschlechtsverändernden Zwangsoperationen im Kindesalter und plädieren darauf, Kinder so aufwachsen zu lassen und zu lieben, wie sie sind.

Später können sie selbst entscheiden, ob sie dem Geschlecht Mann oder Frau angehören oder einfach so bleiben wollen, wie sie sind.

Romys Geschichte soll einen Einblick in das Gefühlsleben eines Menschen gewähren, der gezwungen war, im falschen Körper aufzuwachsen.

Mein besonderer Apell gilt politisch verantwortlichen Menschen, LehrerInnen und Eltern, die eine auf- und erklärende Aufgabe haben, um diese Thematik aus der Tabuisierung zu holen und intersexuellen Menschen den gebührenden Respekt und Liebe entgegenzubringen.

Das Buch, welches Sie in Händen halten erzählt die wahre Geschichte unserer Freundschaft. Ihr Name wurde auf „Romys“ Wunsch hin geändert.

Wie die Geschichte mit Romy ausgeht, weiß ich nicht, aber ich wünsche ihr von ganzem Herzen, dass sie es schafft, sich und ihre Vergangenheit anzunehmen.


Isabella Maria Kern


Romy, 2017/2018, Sehnsucht nach dem Tod

„Sicher nicht!“, keife ich und drehe mich von ihr weg, damit sie nicht sehen kann, wie sehr sie mich kränkt, denn ich weiß, dass es ihr Genugtuung verschafft, jemand anderen zu quälen, um sich selbst von ihrem eigenen Schmerz abzulenken.

Ich akzeptiere ihre Vorgehensweise schon lange.

Eigentlich viel zu lange.

Aber ich kann nicht anders.

Sie verletzt.

Sie verletzt gerne und häufig.

„Du weißt genau, was ich will“, beginnt sie von Neuem und beobachtet jede meiner Regungen.

„Jeder kann es sehen! Ich bin ein Monster und du kannst nicht nachempfinden, was in mir vorgeht!“

Ich versuche ruhig zu bleiben.

„Du hast keine Ahnung wie es sich anfühlt, wenn man von allen angestarrt wird, von Leuten, die sich fragen, was man eigentlich ist“, natürlich hört sie nicht auf damit.

Ich nicke resignierend.

„Ich bin ein hässliches Monster. Ich bin ein Mann“, sie zerrt an meiner Schulter, damit ich mich umdrehe und sie anblicke.

…Ich wehre mich ganz kurz, weiß aber, dass es keinen Sinn hat. Sie hört ohnehin nicht auf damit.

Ich drehe mich langsam um.

„Nein Romy“, der Ton meiner Stimme ist für meinen Geschmack ein bisschen zu sanft, in Wirklichkeit möchte ich sie anbrüllen, sie schlagen. Mein Magen schlägt Kapriolen.

Aber ich versuche es zum siebenhundertachtundneunzigsten Mal:

„Nein, Romy. Du bist eine wunderschöne Frau!“

Sie zerrt abermals an meiner Schulter.

„Sehe ich aus wie ein Model?“, der Ton ihrer Stimme ist fordernd, ihr Blick lauernd.

Ich sehe ihr tief in ihre atemberaubend schönen Augen, die leider von einem sorgenvollen Schatten überzogen sind.

„Romy, du bist ein Model. Du bist wunderschön. Schade nur, dass du es selbst nicht sehen kannst“, meine Argumentation prallt augenblicklich an ihr ab.

„Du lügst“, faucht sie und zerrt an meinem Arm.

„Romy, ich lüge nicht. Es macht mich wütend, wenn du mich fragst, wie du aussiehst und mich dann der Lüge bezichtigst. Du bist traumhaft schön, was anderes kann ich nicht sagen.“

Ich will nicht mehr.

„Für dich vielleicht, weil du mich magst, aber die anderen können es sehen“, sie verzieht das Gesicht zu einer hässlichen Fratze.

„Alle meine Freunde, meine Familie und alle, die ich bis jetzt gefragt habe, sagen, dass du eine schöne Frau bist…“, verteidige ich mich.

„Ich will aber eine wunderschöne Frau sein“, unterbricht sie mich prompt und schaut mich provozierend an.

„Aber du bist doch wunderschön“, ich will aus dieser sinnlosen Diskussion aussteigen.

Es bringt ohnehin nichts.

„Wenn ich durch die Stadt gehe, dann starren mich alle an, weil sie nicht genau wissen, ob ich eine Frau oder ein Mann bin und du hast keine Ahnung, wie oft mich schon jemand eine Transe geschimpft hat.“

Sie wirkt traurig, aber sie tut mir nicht leid. Nicht jetzt.

„Sie starren dich an, weil du aussiehst wie Lara Croft“, sage ich und ein flüchtiges Lächeln huscht über ihr hübsches Gesicht.

„Meinst du wirklich?“, fragt sie leise und gibt mir damit ihre Unsicherheit preis.

Jetzt tut sie mir leid.


Sie versteht es wirklich nicht.

„Weißt du, ich kann deine Gefühle nicht nachvollziehen. Ich bin nicht du. Aber ich denke, dass sich dein Problem ähnlich verhält wie bei einer Magersüchtigen, die im Spiegel trotz ihrer fünfunddreißig Kilo immer noch eine dicke Frau sieht.

Ich denke, dass dich dein Blick trügt.

Du hast fast dreißig Jahre lang als Richard gelebt und deshalb einen Mann im Spiegel gesehen. Ich glaube, dass du diesen Mann noch immer siehst. Du bist als Frau erst fünf Jahre alt!“

Ich rede zuerst sanft, dann aber eindringlich und ich kann diese Art von Gesprächen immer schlechter ertragen.

Ich habe es schon zum tausendsten Mal wiederholt. Wobei das wahrscheinlich gar nicht reicht.

Aber diese Gespräche drehen sich immer im Kreis und das Ganze fängt wieder von vorne an ….

„Aber ich möchte tot sein!“

Ich wende mich ab und versuche sie zu ignorieren.


Richard, Herbst 1982, die Geburt

„Darf ich Ihnen herzlich zu ihrem fünften Kind gratulieren, Frau Zimmermann“, sagte der Gemeindearzt, räusperte sich und blieb etwas verlegen vor dem Bett stehen.

Frau Zimmermann fühlte sich noch sehr erschöpft. Diese Geburt hatte sie mehr angestrengt als die letzten.

Sie war über vierzig Jahre alt und hatte mit der Familienplanung bereits abgeschlossen gehabt.

`Ob die Tante wohl gut aufpasst auf meine drei Mädchen?´, ging ihr durch den Kopf.

Der Bub, er war er älteste von den Kindern, interessierte sich kaum für seine Schwestern, was sie sehr schade fand. Er war überhaupt etwas anders.

Ob er depressiv war?

Der Arzt stand noch immer neben ihrem Bett und sie fühlte sich in ihren Gedanken gestört.

„Ja“, meinte sie knapp und streckte ihm ihre schlaffe Hand entgegen.

„Das wird nicht so einfach“, setzte sie seufzend hinzu und dachte an die Arbeit, die zuhause auf sie wartete.

„Ich weiß, dass Sie nicht unbedingt ein fünftes Kind wollten, aber es ist gesund und wird Ihnen viel Freude bereiten“, wieder räusperte er sich.

Frau Zimmermann wünschte sich, er würde gehen.

Weshalb stand er bloß noch immer im Raum?

Die Tür ging auf und die Hebamme kam mit dem gebadeten, frisch gewickelten und in einem weißen Strampelanzug gekleideten Säugling auf dem Arm herein und legte das Kind neben die Mutter, die fast unmerklich von dem kleinen Wesen wegrutschte.

Die Hebamme warf dem Arzt einen Seitenblick zu und blieb dann neben ihm stehen.

„Ich habe Herrn Zimmermann verständigt“, sagte sie zum Arzt und wandte sich dann der im Bett Liegenden zu, „er wird sofort kommen. Es hat niemand damit gerechnet, dass es so schnell geht“, sie lächelte Frau Zimmermann freundlich an, die ihr einen leeren Blick zusandte.

Es war ihr einerlei.

Bei der Geburt wäre er ohnehin nicht dabei gewesen.

Das war er bei den anderen Geburten auch nicht.

Abgesehen davon war sie sehr froh darüber.

Aber noch besser wäre gewesen, wenn es diese Geburt gar nicht gegeben hätte.

Sie konnte sich allerdings nichts vorwerfen. Sie hatte alles versucht, um das Kind loszuwerden.

Aber offensichtlich wollte sich dieses Baby nicht „abschütteln“ lassen.

„Haben Sie ihn telefonisch erreicht? Er ist bestimmt noch auf dem Acker“, sagte sie schwach und warf einen ersten Blick auf das Kind, das ruhig neben ihr auf dem Kissen lag.

„Ihre Schwiegermutter hat es ihm gesagt. Er ist schon auf dem Weg hierher“, die Hebamme stieg etwas unruhig von einem Bein auf das andere.

Nun blieb Frau Zimmermann nicht mehr verborgen, dass diese Situation etwas außergewöhnlich war. Sie sah den Arzt eindringlich an.

„Was ist mit dem Baby?“, fragte sie leise und versuchte sich etwas aufzurichten.

Der Arzt fühlte sich ertappt und fuhr sich nervös durch die Haare.

„Es ist alles in Ordnung“, beeilte sich die Hebamme zu sagen, warf dem Arzt einen warnenden Blick zu und setzte fort, „Herr Doktor, wir müssen die Papiere noch ausfüllen.“

An Frau Zimmermann gewandt sagte sie freundlich: „Sie haben ein äußerst hübsches Baby. Wir lassen Sie kurz allein mit ihm, aber Sie können mich jederzeit rufen, wenn Sie etwas brauchen.“

Sie beugte sich über das Bett und streichelte dem Säugling über die noch feuchten Haare.

Frau Zimmermann versuchte ein müdes Lächeln aufzusetzen und sah nach dem Kind, das einen krächzenden Laut von sich gab.

`Gott sei Dank ist es gesund´, dachte sie und schloss die Augen.

Ihr Puls schlug schneller als sie daran dachte, dass sie mehrere Male vom Heuboden gesprungen war und diesen höllisch ekelhaften Tee getrunken hatte, um das Kind loszuwerden.

Aber als sie den friedlich schlummernden Winzling in seinem strahlendweißen Gewand sah, wurde ihr Herz weich und sie fiel in ein haltloses Schluchzen.

Plötzlich schienen ihr die Wände viel zu nahe, die Decke senkte sich auf sie herab und die Luft war heiß und dampfend.

Ihr Atem ging immer schneller und das Gefühl, zu wenig Luft zu bekommen, schnürte ihren Brustkorb ein.

Verzweifelt zog sie das kleine Wesen an sich heran und die Wärme und der Geruch des Neugeborenen löste ihre Panikattacke auf und die Wände und die Decke rückten an ihren ursprünglichen Platz zurück.

In diesem Augenblick stellte sich Freude über das Kind ein und sie war froh, dass sie solche Gefühle zulassen konnte.


Der Arzt ließ sich schwerfällig auf den Sessel plumpsen, der vor dem großen Schreibtisch stand, auf dem alles ordentlich geordnet lag.

Vor ihm hatte die Hebamme alle Dokumente und Formulare ausgebreitet, die er bei einer Geburt ausfüllen musste.

„Soll ich Ihnen einen Kaffee machen?“, fragte die Hebamme und sah auf die schlaffe Person herab, die lustlos auf ihrem Sessel hockte. Sie wusste, dass er mit dieser Situation überfordert war.

„Das ist eine gute Idee, danke“, seufzte er und rappelte sich etwas auf, um an die Formulare heranzukommen.

Schon wenig später breitete sich ein wohlbekannter, intensiver Kaffeeduft im Büro aus, der den Arzt auf eigentümliche Weise beruhigte und seine Gedanken wieder mühelos ordnen ließ.

Mit dem dampfend heißen Getränk neben sich wirkte das Problem gar nicht mehr unlösbar.

„So etwas habe ich noch nie gesehen“, teilte die Hebamme dem Arzt mit.

Der Arzt nahm einen großen Schluck Kaffee, der sich wohltuend in seinem Mund, dem Rachen und dann der Speiseröhre entlang ausbreitete und ihm sein Wohlbefinden endgültig zurückgab.

„In meiner Ausbildungszeit habe ich einige Fälle gesehen“, er nickte bedächtig und nahm einen weiteren beruhigenden Schluck.

„Bei manchen Kindern weiß man überhaupt nicht, was man machen soll, da ist der Penis und die Scheide gleichermaßen ausgeprägt. Die Entscheidung in diesem Fall hier ist einfacher“, ein Schluck Kaffee beendete diesen Satz.

„Aber der Penis ist doch viel zu klein und die Hoden sehen auch seltsam aus. Irgendwie,“ sie suchte nach Worten, „irgendwie langgezogen.“

Der Arzt zuckte mit den Achseln.

„Die Harnröhre geht aber eindeutig durch den Penis, also kann es keine Klitoris sein“, wieder zuckte er mit den Achseln.

„Bei manchen Mädchen sehen die Schamlippen ähnlich aus, wie bei diesem hier. Aber beim Tasten habe ich Hoden spüren können, wenn auch zu kleine, aber man konnte sie eindeutig tasten. Ein Mädchen ist es auf keinen Fall“, sagte er und starrte in seine Kaffeetasse, die nun leer war.

Die Hebamme bemerkte den Blick in die Tasse, holte die Kaffeekanne, die gleich ums Eck in der kleinen Küche stand und goss Kaffee nach. Der Arzt nickte dankbar, noch immer seinen Gedanken nachhängend.

„Bei einer richtigen Dosierung von Testosteron wird er sich zu einem normalen Mann entwickeln“, informierte er die Kaffeetasse.

Die Hebamme sah ihn fragend an.

„Bekommt er jetzt schon Hormone?“, wollte sie wissen.

„Nein, erst in ein paar Jahren, noch vor der Pubertät, damit er sich gut entwickeln kann. Aber wahrscheinlich wird er nie Kinder zeugen können“, erklärte er.

„Und wenn er Testosteron bekommt, dann wird er ein richtiger Bub?“, fragte die Hebamme interessiert.

„Wir wollen es hoffen. Testosteron lässt die Geschlechtsteile wachsen, fördert den Stimmbruch und beschert ihm einen Bart. Mehr können wir in diesem Fall nicht tun“, meinte er achselzuckend.

„Und die Eltern?“, fragte sie und wollte in Wahrheit wissen, wie sie selbst mit dieser Situation umgehen sollte.

Sie kannte die Familie schon lange und hatte Frau Zimmermann auch bei den letzten beiden Geburten – zwei äußerst hübsche Mädchen waren zur Welt gekommen – betreut.

Im Ort und den umliegenden Dörfern kannte man jeden.

Die älteste Tochter ging mit ihrer Tochter in die Schule und war ein sehr freundliches, fleißiges Mädchen. Die beiden anderen Mädchen kannte sie nur flüchtig und sie schienen sehr introvertiert zu sein.

„Wir werden nicht viel darüber reden“, meinte der Arzt düster und störte ihre Gedanken.

„Dabei kann man ja noch von Glück sprechen, denn hätte das Baby eine ausgeprägte weibliche Scham, würde man die Hoden entfernen und die Harnröhre versetzen müssen. Das wäre keine leichte Operation für so ein kleines Kind.

In ein paar Jahren beginnen wir mit der Hormongabe, allerdings muss er diese dann sein Leben lang einnehmen und das war´s!“, er ließ die Hand auf seinen Oberschenkel klatschen, stellte die Kaffeetasse auf die Ablage, rückte den Drehsessel etwas näher zum Schreibtisch und machte sich an die Arbeit, die Formulare auszufüllen.

„Operiert man die Kinder schon im Babyalter?“, fragte die Hebamme ungläubig. Sie ging näher an den Schreibtisch heran.

„Hodenentfernung, ja. Die Harnröhre würde man etwas später versetzen“, erklärte er knapp.

„Und wenn man Testosteron zuführt, dann wird es ein richtiger Mann?“, wollte sie noch wissen.

„Ja“, er sah nun nicht mehr von den Papieren auf.

Die Hebamme hatte verstanden, dass sie ihn nicht mehr stören sollte und blieb gedankenverloren hinter ihm stehen.

In möglichst schöner Schrift malte er Richard in die dafür vorgesehene Zeile.

„Und wird Richard einmal darüber aufgeklärt, dass er, wie soll ich sagen“, sie suchte den Plafond mit den Augen nach den richtigen Worten ab, „kein richtiger Mann ist.“

Sie fand keine bessere Umschreibung, die den Nagel auf den Kopf traf.

Der Arzt legte den Stift zur Seite und drehte sich im Sessel zu ihr, um sie ansehen zu können.

„Was ist schon ein richtiger Mann?“, fragte er und hob die Augenbrauen.

Die Hebamme versuchte sich dieser Frage zu entziehen und zuckte nur wortlos mit den Achseln.

„Er wird als Bub aufwachsen und nichts anderes kennen. Soll ich den Eltern erklären, dass sie einen Zwitter zur Welt gebracht haben? In so einem kleinen Dorf! Das würden sie nicht ertragen,“ meinte er.

„Das stimmt. Die Nachbarn würden sich die Mäuler zerreißen, da haben Sie recht“, nickte die Hebamme bestätigend.

Vor ihrem geistigen Auge entstanden Bilder, die sie nicht beeinflussen konnte:


Wie ein Schwarm hungriger Wespen schwirrte die Dorfgemeinschaft zu dem Platz, an dem nackt der Junge stand, der kein Junge war.

Die gierigen Fresszangen der Wespen schlugen klappernd aneinander, während die Flügelschläge zu einem surrenden Höllenlärm anschwollen.

Aus ihren Mäulern floss ekelhafter Speichel, während eine Wespe nach der anderen ihren blitzenden Giftstachel in die zarte Haut des Jünglings versenkte, bis der geschwollene und malträtierte Leib mit einem Mal zerplatzte und die herabfallende, dunkelrote Flüssigkeit den Dorfplatz samt der herumfliegenden Wespen besudelte.

Die Wespen verließen speicheltriefend und zufrieden den Dorfplatz, während die Eltern vor Scham selbst zu zwei Speichelpfützen zerschmolzen.

Die Hebamme schüttelte den Kopf, wie um ihre Bilder darin verscheuchen zu können.

„Sie haben recht, die Eltern würden sich schämen“, nickte sie. Das Gerede im Dorf sollte man mit einer derartigen Geschichte nicht forcieren.

Der Arzt wandte sich wieder seinen Papieren zu.

„Ich werde sie darüber informieren, dass das Kind etwas schmächtig ist und vielleicht einmal Medikamente benötigt, um sich richtig entwickeln zu können. Sie sollen regelmäßig zum Hausarzt mit ihm und für mich ist diese Sache damit erledigt.“


Und so kam es, dass die Freude des Vaters, einen Sohn nach drei Töchtern bekommen zu haben, über die Tatsache, er sei ein etwas schwächlicher Junge, überwog.

Die Mutter schloss schließlich diesen zarten Buben mit den blonden Engelslocken und den wunderschönen türkisen Augen in ihr Herz.

Richard, Winter 2006, Arbeit im Krankenhaus

„Was? Der fängt bei uns auf der Krankenstation zu arbeiten an?“, Lydia konnte es kaum glauben. An ihrem Ton war unschwer erkennbar, dass sie ihn nicht leiden konnte.

„Kennst du ihn denn?“, fragte ich sie irritiert und unterdrückte meinen aufkommenden Ärger.

„Ein bisschen“, meinte sie lapidar.

Ich fragte mich, wie man eine Person ein bisschen kennen konnte.

„Wie ist er denn?“, fragte ich auffordernd und hoffte, sie spürte, dass ich ihre Vorurteile verabscheute.

„Er ist ein elender Bauernbub“, meinte sie gehässig, und ich werde diese Worte mein Leben lang nicht vergessen.

Mit dieser Aussage erstarb jegliche Sympathie für diese Arbeitskollegin.

Im selben Augenblick erwachte aber auch mein Beschützerinstinkt für den neuen Arbeitskollegen, den ich vor dieser Tarantel mit ihren verbalen Angriffen beschützen musste.

Ich kannte Richard damals nur flüchtig.

Er fiel durch sein Benehmen und durch seine unmännliche Stimme auf, die zu hoch, zu laut und etwas heiser an den Krankenhauswänden widerhallte.

Er war sehr zart gebaut, lachte unorthodox und hatte neben seiner unmodernen Brille auch eine schreckliche Frisur.

Richard war fast 15 Jahre jünger als ich, weshalb ich ihn als Mann nicht wirklich wahrnahm.

Ich freute mich auf unseren ungewöhnlichen, neuen Arbeitskollegen und konnte es kaum erwarten, ihn in unserem Team zu haben.

Auch mein Chef entsprach nicht meinem Bild eines typischen Vorgesetzten mit seiner jovialen und offenen Art.

Ich dachte mir, dass die beiden sicher gut miteinander auskommen würden, und so sollte es auch sein….

Als Richard schließlich auf unserer Krankenstation zu arbeiten begann, fing auch für mich ein neuer Lebensabschnitt an, denn ich habe ihn zu einem Teil meines Lebens gemacht.

Ich liebe alles, was etwas aus der Reihe tanzt und Richard ist alles andere als normal und angepasst.

Gut möglich, dass ich so etwas anziehe.


Dass Lydia Richard nicht leiden konnte, war mir von Anfang an klar. Sie hatte ihm nie eine Chance gegeben.

Abgesehen davon verließ Lydia bereits ein paar Monate später das Krankenhaus, weil sie ein Kind erwartete.

Wir waren nicht traurig über ihren Abgang.


Richard wurde von den anderen Kollegen und Kolleginnen gut ins Team integriert. Schnell war klar, dass er ein außergewöhnlicher, nicht uninteressanter, aber manchmal sehr merkwürdiger Mensch war.

Richard war anders!

Richard war definitiv anders!

Er wurde von den älteren Kolleginnen bemuttert und bald hatte er eine andere Frisur, einen flotten Schnitt, die Haare mit Gel etwas aufgestellt. Er sah frech aus.

Die unmoderne Brille blieb zuhause und Kontaktlinsen wurden angeschafft.

Seine blau-türkisen Augen mit den fast schwarzen Augenbrauen und den langen dunklen Wimpern wirkten verführerisch.

Aber nur solange er den Mund hielt.

Er war laut, er war schrill, er war unmännlich.

Von den Patienten wurde er sehr unterschiedlich wahrgenommen.

Sein „Schmäh“ war manchmal grenzwertig.

(Schmäh: österreichischer Ausdruck für Humor)

Die einen lachten sich halb kaputt, die anderen waren perplex und froh, wenn er wieder aus dem Zimmer verschwand.

Von einem kleinen Bauerndorf in eine mittelgroße Stadt zu ziehen, hinterließ bereits nach wenigen Wochen Spuren.

Richard war viel unterwegs, kannte schnell einschlägige Bars und trieb sich nächtelang in der Stadt herum.

Es kam auch vor, dass er nach dem Ausgehen um sechs Uhr Früh in der Arbeit erschien, ohne geschlafen zu haben.

Seinem Humor tat das keinen Abbruch und ich lachte mich oft halb tot mit ihm.

Wir arbeiteten gut zusammen.

Richards fachliche Kompetenzen überstiegen bei weitem das durchschnittliche Maß und machten ihn beim ärztlichen Personal unbezahlbar, denn er wusste einfach über alles Bescheid.

Aber gerade seine Intelligenz stand ihm oft im Weg. Wäre er etwas „einfacher gestrickt“, ginge vieles leichter.


Romy, Herbst 2017, sie ist wundeerschön

„Bitte, Isa! Du weißt, dass das mein größter Wunsch ist!“, ruft sie und zerrt wieder einmal an meinem Handgelenk.

Ich versuche ihre Hand abzuschütteln. Es nervt mich, wenn sie an mir herumzerrt.

„Das kann ich nicht machen“, sage ich und fühle mich elend bei diesem Gespräch.

„Doch“, sagt sie mit Nachdruck und lacht.

„Was gibt es da zu lachen?“, frage ich forsch und merke, wie sich meine Stirn in Falten legt. Den Griff um mein Handgelenk kann ich noch immer nicht abschütteln.

Mit der freien Hand greife ich nach ihren Fingern und löse sie mit sanfter Gewalt von meinem Handgelenk.

„Das kannst du schon! Ich möchte das. Du weißt, dass ich mich danach sehne“, sie schaut mich flehend an.

Ich werfe einen kurzen Blick auf ein paar Ausdrucke, die sie mir vor die Nase auf den Tisch geknallt hat.

„Du fährst mit mir in die Schweiz!“, sagt sie mit noch mehr Nachdruck und schaut mich durchdringend an.

Mir ist schlecht.

Ich weiß, dass sie es ernst meint.

„Aber du kannst es trotzdem noch schaffen“, versuche ich zaghaft, denn ich bin mir nicht sicher, ob ihr dazu nicht der Wille und die Stärke fehlen.

„Blödsinn! Du weißt, dass ich es schon immer wollte. Ich schaffe es einfach nicht“, sie schiebt den kleinen Stapel Papier wieder vor meine Nase.

„Romy, ich kann lesen!“, fauche ich und blicke sie böse an.

„Weißt du noch: vor einem Jahr hast du mir versprochen, dass du mit mir in die Schweiz fährst, wenn es mir nicht besser geht. Und es geht mir noch schlechter“, erinnert sie mich.

Oh ja! Warum habe ich so etwas nur gesagt?

Ich kann mich erinnern: sie hat mich unter Druck gesetzt und ich habe nicht damit gerechnet, dass dieses Jahr so schnell vergehen würde.

Wie unvorsichtig von mir!

Abgesehen davon war ich mir sicher, dass ich sie in diesem Jahr davon überzeugen kann, dass das Leben schön oder zumindest lebenswert ist.

Ich sehe sie an.

Sie ist wunderschön.

Es tut weh.

„Du hast nicht alles versucht, damit es dir besser geht“, werfe ich ihr vor und gehe damit in die Offensive.

Anders kann ich mich nicht mehr verteidigen.

„Ich bin grundverschieden. Ich empfinde viele Dinge anders als alle anderen. Ich weiß das“, sagt sie unbeirrt.

„Einen Dreck weißt du!“, rufe ich zornig aus.

„Was hast du dir von dieser Welt bisher angesehen? Du weißt gar nichts! Du sitzt in deiner Wohnung und bemitleidest dich selbst, und wenn du einmal aus deiner Wohnung kommst, dann hast du gleich zwei Dates. Ich begreife das nicht! Alle schauen dich an, weil du so hübsch bist. Du bist sexy, du bist intelligent, du bist etwas Besonderes!“, zetere ich und meine das auch wirklich so.

Ich mache ihr nichts vor!

Das habe ich gar nicht nötig.

„Ich bin nichts Besonderes! Ich bin eine Missgeburt“, erwidert sie und senkt ihr geschundenes Haupt.

Ich möchte gerne vermeiden, dass mich der aufkommende Zorn übermannt, aber ich schaffe es nicht.

„Du gehst einmal aus und hast einen One-Night-Stand. Ich hatte das noch nie!“, ein mageres Argument, ich weiß.

„Wenn man will, hat man immer einen One-Night-Stand. Den Männern ist es egal, mit wem sie nach Hause gehen. Das bedeutet gar nichts“, sie grinst und verdreht dabei die Augen.

„Oh doch, Romy! Keiner nimmt sich eine Hexe mit nach Hause!“, sage ich ruppig.

„Siehst du, jetzt hast du es zugegeben“, triumphiert sie.

„Was?“, rufe ich gereizt. Ich weiß, was kommt.

„Du hast zugegeben, dass ich nicht hübsch bin, und dass es den Männern egal ist, wer mit ihnen schläft, wenn sie nur halbwegs gut aussehen. Und ich will nicht halbwegs gut aussehen. Ich möchte schön sein“, sagt sie und schaut mich auffordernd an.

„Aber du bist doch hübsch!“

Ich möchte ihr den schönen Hals umdrehen.

„Ich möchte wunderschön sein“, sagt sie trotzig.

Ich sehe sie von der Seite an.

Ihr Profil ist süß.

Wenn sie das nur selbst sehen könnte.

„Du möchtest hundertfünfzig Prozent Frau sein, Romy! Es reichen aber hundert Prozent. Und du warst immer eine Frau!“, ich versuche wieder, mich zu beherrschen und drehe ihr nicht den Hals um, wie ursprünglich geplant.

„Ich bin ein Monster!“

Oh Gott! Nicht schon wieder.

„Nein. Du bist eine Frau und warst immer eine Frau. Nur das Testosteron hat dich zum Mann gemacht“, ich rede langsam und deutlich.

„War ich ein schöner Mann?“, fragt sie und ihre türkisenen Augen blitzen neugierig.

„Du weißt, dass du ein sehr schöner Mann warst“, sage ich ärgerlich.

„Ha! Jetzt hast du es zugegeben“, ruft sie und reibt sich die Hände, als würde sie sich über irgendetwas besonders freuen. „Aus einem richtigen Mann kann nie eine hübsche Frau werden. Das geht nicht. Ich habe sehr männlich ausgesehen. Und jetzt: schau dir diesen breiten Kiefer an! Ich will das nicht!“

Ich merke, dass die Situation gleich eskaliert.


„Ich finde deinen Kiefer schön“, sage ich betont ruhig.

Romy presst beide Handflächen auf ihre Wangen.

„Aber ich will diesen breiten Kiefer nicht! Weibliche Attribute sind: eine zarte Stirn, ein ovales Gesicht, ein schmaler Kiefer und große Augen. Ich bin ein Mann!“, ruft sie hysterisch und drückt ihre Wangen weiter zusammen.

„Es gibt auch Frauen mit einem breiten Kiefer“, sage ich zum gefühlt achttausendsten Mal zu ihr, „auch meine Schwestern haben einen breiteren Kiefer als ich!“

„Aber ich möchte ein zartes Gesichtchen, so wie deines!“, sie fasst mir ins Gesicht.

Ich mag das nicht.

„Ist doch egal!“, antworte ich zornig, „sei doch froh, dass du nicht so aussiehst wie alle anderen, das wäre doch langweilig!“

„Aber bei dir hat noch nie jemand gedacht, dass du früher einmal ein Mann warst, oder?“ Das ist eine Falle.

„Ja, nein“, was soll ich darauf sagen?

Das Gespräch dreht sich im Kreis. Wie immer.

Natürlich hat mich noch nie jemand gefragt, ob ich schon immer eine Frau war. Ich bin einen Meter sechzig groß, habe lange Haare und sehe aus wie eine Frau eben aussieht.

Romy ist einen Meter vierundsiebzig.

Kein Grund zur Verzweiflung, finde ich.

Sie hat die schönsten Augen, die ich kenne.

Sie hat eine bezaubernde Nase und sehr sinnliche Lippen.

Die Zähne könnten nicht schöner und ebenmäßiger sein.

Wenn sie lächelt, ist sie am bezauberndsten, doch sie lächelt leider viel zu selten.

Sie sieht sich selbst nie lächeln.

Sie sieht im Spiegel etwas anderes als ich. Sie sieht ein Spiegelbild, das sie abgrundtief hasst.

„Vor kurzem in der Straßenbahn“, sie schluckt, es fällt ihr schwer, darüber zu reden.

Aber ich kenne diese Geschichte natürlich schon.

Geduldig höre ich ihr zu.

„Du kannst dir nicht vorstellen, wie das ist, wenn dich jemand in der Straßenbahn anschreit. Vor allen Leuten“, sie stockt.

„Du scheiß Transe! Ihr gehört alle vergast!“

Ich sage nichts.

Was auch.

„Ich will das nicht mehr! Und der hat es auch gemerkt. Ich bin eben keine Frau! Und niemand hat mir geholfen. Sie haben mich alle angestarrt. Alle! Wahrscheinlich haben sie alle dasselbe gedacht!“, ruft sie und möchte meine Bestätigung, die sie aber von mir nicht bekommt.

„Nein, Romy! Das ist Blödsinn. Ich weiß nicht, wie er auf diese Idee gekommen ist“, beginne ich.

„Weil man es eben merkt. Alle merken es!“, unterbricht sie mich.

„Nein, das stimmt nicht! Ich kenne viele Leute, die erstaunt sind und sich das nie gedacht hätten, wenn sie deine Geschichte hören. Alle, mit denen ich geredet habe, sagen „wow, was für eine schöne Frau“!“

Das reimt sich sogar.

„Vielleicht gibt es manche Menschen, die es merken, warum auch immer. Aber es muss dir egal werden. Dass dich in der Straßenbahn keiner verteidigt hat, kann ich nachvollziehen. Ich hätte mich auch nicht getraut gegen so einen dummen, aggressiven Menschen etwas zu sagen. Gut möglich, dass so jemand gleich zuschlägt und das riskiert niemand. Aber ich bin mir sicher, dass du den meisten leidgetan hast“, ich finde meine Argumentation selbst nicht gut.

„Ich möchte in die Schweiz. Bitte Isa, hilf mir“, flüstert sie.

Ich will aber nicht!

Wäre sie unheilbar krank, würde ich vermutlich Sterbehilfe akzeptieren, aber wenn es nur einen einzigen Funken Hoffnung gibt, werde ich es zu verhindern versuchen.

Ich möchte, dass sie lernt, wie man lebt.


Richard, 2008, der Krankenpfleger

Kurz nach sechs Uhr morgens, knapp vor Dienstbeginn hörte man Richard bereits im Gang laut lachen. Er bog mit zwei Kolleginnen um die Ecke.

Seine Haare waren zerzaust, er war blass und ich vermutete richtig.

Er kam direkt aus einer Bar.

„Richard, das kannst du nicht machen!“, tadelte ich ihn als wir allein waren, „du hast zwölf Stunden Dienst und musst dich konzentrieren!“

Er lachte nur.

„Wo warst du denn?“, fragte ich dann doch neugierig.

Er zerrte mich am Arm in die Stationsküche und schloss die Tür hinter uns.

Er lachte schrill.

„Ich habe jemanden kennengelernt“, rief er und redete so laut, dass es vor der Tür sicher auch alle mitbekamen.

„So?“, fragte ich neugierig und war wirklich gespannt.

„Er heißt Armin“, er wartete gespannt auf meine Reaktion.

„Ja, alles klar“, sagte ich und bekam das bestätigt, was ich vermutet hatte.

Richard war also schwul.

„Findest du das schlimm?“, fragte er mich und sein Blick bohrte sich in meinen Augen fest.

Lachend schüttelte ich den Kopf.

„Nein, gar nicht, Richard. Es war mir von Anfang an klar, dass du schwul bist“, ich musste wirklich herzhaft lachen.

Er war so süß!

Den ganzen Tag lief er hinter mir her, um mir bei jeder Gelegenheit zu erzählen, wie zauberhaft der Armin war.

Richard war entzückend.

Diese kindliche Freude, diese Neugierde auf das Unbekannte. Richard war gerade einmal fünfundzwanzig Jahre alt und mir war klar, dass er noch nie eine Beziehung hatte.

In einem der nachfolgenden Nachtdienste, die wir gemeinsam hatten, kam uns Armin kurz besuchen und brachte ein paar leckere Sachen zum Essen.

Armin war etwas größer als Richard, aber nicht minder zart im Körperbau. Er war beinahe ebenso entzückend wie „mein“ Richard.

Ich gönnte ihnen das Verliebtsein von ganzem Herzen.


Richard hatte in der Nähe des Krankenhauses eine kleine Garcionerre angemietet und in den ganzen sieben Jahren, in denen er dort wohnte, durfte ich ihn in der kleinen Wohnung nie besuchen.

Er hatte auch diesbezüglich eine etwas seltsame Art, aber ich akzeptierte es, wie so vieles an seiner schillernden Person.

Allein Armin war es gestattet Richards kleines Reich zu betreten, was mich zugegebenermaßen dennoch wunderte und ein wenig eifersüchtig machte. Aber es war so.

Armin war seine erste große Liebe.


Unser Team im Krankenhaus war ein genialer Haufen aus völlig verschiedenen Persönlichkeiten und wir kamen alle zusammen gut miteinander klar, was allerdings nicht bedeutete, dass manche oft etwas irritiert auf Richards Aussagen reagierten.

Manchmal hatte er tatsächlich eine etwas verstörende Art sich auszudrücken.

Zum Beispiel: Grenzen.

Richard fehlte das Gefühl für Grenzen, für Abstand und für Nähe.

Manches Mal erinnerte er mich an ein Kind, das völlig „überdreht“ ist und nicht merkt, wenn es Papa und Mama einmal „reicht“.

Er zeigte uns, wie man Spaßhaben auch übertreiben konnte und aus einem netten Geplauder plötzlich bitterer Ernst wurde.

Er hakte aus „Jux und Tollerei“ so lange an einem gefundenen Opfer herum, bis dieses schließlich, scheinbar plötzlich, beleidigt aufsprang, den Raum verließ und einen verdutzten Richard zurückließ.

Ich meinerseits konnte nicht begreifen, wie man dermaßen unsensibel sein konnte und selbst nicht merkte, wenn man andere mit Worten verletzte.

Aber Richard tat das nicht absichtlich.

Seine Intelligenz brachte ihm in der zwischenmenschlichen Kommunikation keine Vorteile.

Je länger er auf der Station arbeitete und je besser er uns kannte, desto offensiver war seine Art, mit uns zu sprechen.

Frech. Lustig. Beleidigend.


Nachdem Armin nach wenigen Monaten eine feste Beziehung mit Richard anstrebte, kühlte Richards Verhältnis zu ihm sichtlich ab.

Er war nicht im Entferntesten dazu bereit und beendete daher nach längerem Hin und Her die Beziehung.

Es überraschte mich, dass ich nicht fähig war, zu beurteilen, ob es Richard nach der Trennung gut oder schlecht ging.

Einerseits erzählte er mir, wie gern er Armin hatte und wie lieb dieser war. Auf der anderen Seite konnte ich keine Traurigkeit feststellen, die doch meist mit einer Trennung einherging.

Ich fand das seltsam.

Auf näheres Nachfragen, wie denn das Sexualleben so verlaufen sei, bekam ich Antworten, die mich tatsächlich wieder irritierten.

Richard gestand mir, dass ihn Armin niemals nackt sehen durfte. Er erzählte ferner, dass im Schlafzimmer das Licht sofort ausgemacht werden musste, schwärmte von heißen Küssen und zärtlichen Knutschereien und gestand mir offen, dass er nicht auf Analsex stand.

Nun war mir klar, warum das mit Armin nicht funktionieren konnte, der zu meiner Überraschung trotzdem mit Richard zusammen eine Wohnung nehmen wollte. Aber Richard war nicht dazu bereit.

Armin war Geschichte und Richard machte nun weiter Jagd auf Männer in einschlägigen Bars.


Romy, Mai 2013, Urologische Ambulanz

Romy war nervös.

Ich versuchte sie zu beruhigen und sagte ihr, sie solle sich doch bitte auf einen Stuhl setzen und nicht vor den anderen wartenden Patienten und Patientinnen herumzappeln.

Sie setzte sich brav.

Aber nicht lange.

Endlich wurde sie aufgerufen und ich konnte in Ruhe etwas lesen, bis sie über das ganze Gesicht strahlend wieder aus dem Untersuchungsraum kam.

„Mausi, das glaubst du nicht“, sagte sie und zerrte an meinem Arm, um mich zum Aufstehen zu bewegen.

Ich wäre auch von allein aufgestanden.

„Der Arzt hat mit mir geflirtet“, lachte sie laut und ich blickte mich nervös um, weil uns alle anstarrten.

Flüstern zählte nicht zu Romys Stärken.

„Warte“, sagte ich und griff nach meiner Jacke, „erzähle mir das bitte draußen.“

Ich warf ihr einen warnenden Blick zu.

Sie brach in schallendes Gelächter aus und damit war uns die Aufmerksamkeit aller wartenden Patienten gewiss.

„Nein, wirklich, Mausi!“, rief sie abermals viel zu laut.

Ich biss die Zähne zusammen.

„Komm!“, nun war ich diejenige, die an ihrem Arm zerrte.

Ich wollte weg von hier und erst draußen die ganze Geschichte erfahren.

Vor der Krankenhaustür zündete sie sich sofort eine Zigarette an.

„Lass doch endlich das Rauchen“, nörgelte ich, „das ist nicht ladylike.“

Es ging zum einen Ohr hinein und zum anderen hinaus.

Genüsslich blies sie den Rauch in meine Richtung.

Absichtlich.

Ich hasste das.

Aber ich akzeptierte den Tabakgestank und wartete auf ihren ausführlichen Bericht.

„Der Arzt war total süß“, ihre türkisenen Augen blitzten schelmisch und ihren Mund umspielte dieses einzigartige Lächeln, dass ich so sehr an ihr liebe.

„Wie, süß?“, fragte ich neugierig.

„Ich glaube, ich habe ihm gefallen“, sie lachte übermütig.

Ich runzelte die Stirn. Wahrscheinlich übertrieb sie wieder einmal.

„Am 16. September habe ich den Operationstermin“, informierte sie mich strahlend.

„Ehrlich?“, fragte ich und freute mich, „das ist mein Geburtstag!“

„Dann haben wir ab jetzt am selben Tag Geburtstag!“, rief sie begeistert aus und umarmte mich mit der brennenden Zigarette, die kurz meine Haare streifte.

Ich freute mich tatsächlich, nahm es als gutes Omen und stieß sie sanft von mir, die brennende Zigarette beobachtend.

Es war Mai und alles hatte zu blühen begonnen, die Sonne sandte ihre bereits kräftigen Strahlen zur Erde und bescherte uns einen herrlichen Tag. Alles schien perfekt zu laufen.

Die geschlechtsangleichende Operation war genau das, was Romy noch zum Glücklichsein fehlte, (glaubte ich).

„Aber wenn es schief geht?“, fragte sie prompt.

„Was soll denn schief gehen?“, fragte ich genervt, weil ich schon mit einer Frage dieser Art gerechnet hatte.


Romy hatte ständig Angst, dass gerade bei ihr irgendetwas nicht funktionierte.

Und oft geschah dann auch das, was sie unbewusst herbeisehnte. Ich versuchte ihr den Mechanismus dieser Gedankenschwingungen zu erklären.

Ich erzählte ihr, wie positive Gedanken das Leben beeinflussen und wie sich negative Gefühle in selbsterfüllende Prophezeiungen verwandeln konnten.

„Was du denkst, wirst du irgendwann einmal sein“, machte ich sie aufmerksam, „wenn du sagst, dass du hässlich und unglücklich bist und deinen Fokus auf diese Gefühle richtest, dann fühlst du dich tatsächlich hässlich und unglücklich.“

„Aber ich DENKE nicht, dass ich hässlich und unglücklich bin, sondern ich BIN es“, konterte sie, völlig davon überzeugt.

„Ja, aber du kannst deine Gedanken auf positive Weise programmieren. Es dauert vermutlich Monate, bis du dich selbst davon überzeugen kannst, dass du hübsch und zufrieden bist. Aber du musst daran arbeiten. Von selbst passiert das nicht“, erklärte ich ihr, aber sie hörte nicht zu.

„Romy, bitte denke einmal positiv. Es wird funktionieren. Es wird dir gut gehen“, versuchte ich sie ein weiteres Mal zu bestärken.

„Wahrscheinlich bekomme ich Krebs“, war ihre nächste Aussage.

„Warum sollst du denn Krebs bekommen?“, fragte ich gereizt.

„In unserer Familie erkranken die meisten an Krebs“, meinte sie unbeeindruckt.

„Aber genau deshalb sind sie anfällig für den Krebs, weil sie sich damit beschäftigen“, ich versuchte ihr wieder zu erklären, wie sich das mit den Gedanken so verhielt.

Meine Erklärungen fielen nicht auf fruchtbaren Boden, also wechselte ich das Thema.

„Was hat er denn zu dir gesagt, der Arzt?“

Sofort stieg sie natürlich wieder in diese Geschichte ein.

„Er hat mir Komplimente gemacht, und dann hat er mich untersucht, aber er hat so ausgesehen, als würde es ihm Spaß machen“, Romy wurde etwas verlegen.

Ich schüttelte den Kopf.


„Nein, im Ernst. Er hat auch gesagt, dass er sich freut, wenn er mich wiedersieht. Ist das normal? Sagt man das einer Patientin, die man im Herbst operiert? Ich finde das schon seltsam“, sagte sie.

Ja, ich auch, aber vielleicht hatte sie wieder einmal übertrieben.


Richard, 2009, Ende der ersten Liebe

Die Spuren der Trennung sind so gut wie spurlos an Richard vorübergegangen. Armin blieb ein guter Freund.

Richard war froh, nicht mehr mit ihm ins Bett zu müssen.

Zu diesem Zeitpunkt verstand ich das Ganze aber noch nicht.

Auch Homosexualität musste eben gelernt werden, dachte ich.


Richard eröffnete mir eines Tages, dass er einen Termin vereinbart hatte, um sich den Bart mit dem Laser entfernen zu lassen.

„Was?“, fragte ich erstaunt, „der Bart ist doch das Männlichste an dir!“

„Ja, aber ich will diesen blöden Bart nicht!“, meinte er trotzig.

Ich dachte an das Klischee schwuler Männer und meinte zu verstehen.

Lieb, weich, süß.

Gut. Richard entwickelte sich offensichtlich zur „Diva“.

Auch gut.

Mehrere schmerzhafte Monate später und einige tausend Euro ärmer, war der Bart tatsächlich komplett verschwunden. Gut, jetzt hatte er das, was er wollte.

Ich freute mich für ihn.

Wenn ich mich richtig erinnere, begann danach die Zeit, wo er anfing, sich die Wimpern zu tuschen. Seine schön geschwungenen, langen, dichten Wimpern.

Die schönsten Männer fand er in Schwulenbars, in die er häufig ging und mir danach erzählte, wen er alles geküsst hatte.

Die Namen vergaß ich sofort wieder.

Auch Richard konnte sich an viele Namen nicht mehr erinnern.

Dann kam der Kajalstift und das Make-Up ins Spiel.

Und manchmal tauchte er in der Arbeit auf und Reste der Schminke waren noch deutlich erkennbar.

Aber von uns Kollegen und Kolleginnen wunderte sich niemand mehr, denn das war eben unser homosexueller Richard.

„Lass dir doch die Haare wachsen“, schlug ich ihm eines Tages vor.

Er hatte wunderschönes, dichtes, etwas gewelltes Haar.

„Meinst du?“, fragte er, ging aber ein paar Tage später wieder zum Friseur.


„Eigentlich wäre ich lieber tot“, gestand er mir in einem gemeinsamen Nachtdienst. Es war das erste Mal, dass Richard diesen Wunsch in meiner Gegenwart äußerte.

Ich erschrak zuerst heftig, wurde mir dann aber meines Gegenübers bewusst, der sich gerne ins Rampenlicht rückte und mit einer derartigen Aussage garantiert die Aufmerksamkeit auf sich zog.

Aber dann erzählte er mir, dass er schon als Kind eine Todessehnsucht verspürte.

„In der Volksschule haben mich die anderen Buben gemobbt.

Sie haben immer „Mädchen“ zu mir gesagt, weil ich so zart und schmächtig war. Ich wollte auch viel lieber mit den Mädchen spielen.

Die Buben waren mir zu wild.

Als mich mein Vater einmal dabei ertappte, dass ich mit einer Puppe spielte, hat er mich geschlagen und in den Keller gesperrt. Aber ich dachte, ich hätte das verdient. Ich wollte ja auch ein Bub sein!“, erzählte mir Romy später.

„Und die Mädchen? Wie waren die zu dir?“, wollte ich wissen.

„Bei den Mädchen hatte ich nie Probleme, die waren alle nett zu mir. Aber am liebsten war ich im Stall bei den Tieren, vor allem, wenn ich mit den Buben hätte spielen sollen, dann bin ich weggelaufen und habe mich im Stall versteckt. Die Buben haben damals schon „Missgeburt“ zu mir gesagt“, erzählte sie traurig.

„Und hast du nie mit deinen Eltern darüber gesprochen?“, fragte ich vorsichtig.

„Nein! Ich wollte doch, dass sie stolz auf mich sind. Ich habe gemerkt, dass irgendetwas mit mir nicht stimmt und ich wollte ein guter Bub sein, habe es aber nie richtig geschafft“, Romys Schmerz in ihren Augen ist nicht zu übersehen.

„Und immer wieder hat mich jemand gefragt: Bist du ein Mädchen oder ein Junge? Obwohl ich ganz kurze Haare hatte. Das nervte mich sehr, weil ich ja ein Bub sein wollte“, sagte sie nachdenklich.

„Die anderen Jungs haben mir das Leben wirklich zur Hölle gemacht, nur weil ich nicht der Norm entsprach. Nach einiger Zeit hatte ich auch keine Zweifel mehr daran, dass ich kein normales Kind war“, sie sah mich leidend an.

„Ab welchem Alter hast du Hormone einnehmen müssen?“, war meine nächste Frage.

„Das muss am Ende der Volksschulzeit oder Anfang der Hauptschulzeit gewesen sein“, rechnete sie nach.