Eine Bitte

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Ihr Team vom Verlag Begegnungen

Inhaltsverzeichnis
Der Anfang
Wie ich dazu kam, mich mit diesem Thema zu beschäftigen
Ein paar Definitionen zum besseren Verständnis
Seele und Tod im Spiegel der Kulturen
Über Zeit, Energie, Licht und Materie
Der Zeittunnel des Lebens
Die Entwicklung von Selbst und Bewusstsein
Vom Licht ins Leben
Die Seele und das Ego
Das Sterben
Der Raum des Todes
Die Nahtod-Erfahrung
Die zweite Phase im Raum des Todes
Mit Verstorbenen kommunizieren
Danke
Edit Engelmann
Eigene Romane/Essays/Bücher:
Quellenangaben
Bildnachweis
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Impressum

 

ISBN 978-3-946723-64-6 (Printversion)
ISBN 978-3-946723-65-3 (E-Book)

Vom Licht ins Leben
Der Kreislauf von Leben und Tod

Edit Engelmann

 

Coverfotografie: © Uschi Dreiucker, pixelio

Bildnachweis Innenbilder s. Seite 164

Gestaltung: Christine Goeb-Kümmel

 

Verlag: Begegnungen, Schmitten

www.verlagbegegnungen.de

Copyright 2020

1. Auflage

Gedruckt in Deutschland

Alle Rechte vorbehalten

 

Vom Licht ins Leben

Der Kreislauf von Leben und Tod

 

Edit Engelmann

 

 

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Zum Menschsein gehört alles:

Das Licht und das Dunkel,

das Irdische und das Nicht-Irdische,

das Körperliche und das Seelische.

All dies verbunden durch die Macht

der bedingungslosen und kraftvollen Liebe.

 

Renate Fecher, Frankfurt/Bad Vilbel

Inhalt

Der Anfang

Wie ich dazu kam, mich mit diesem Thema zu beschäftigen

Ein paar Definitionen zum besseren Verständnis

Seele und Tod im Spiegel der Kulturen

Über Zeit, Energie, Licht und Materie

Der Zeittunnel des Lebens

Die Entwicklung von Selbst und Bewusstsein

Vom Licht ins Leben

Die Seele und das Ego

Das Sterben

Der Raum des Todes

Die Nahtod-Erfahrung

Die zweite Phase im Raum des Todes

Mit Verstorbenen kommunizieren

Danke

Edit Engelmann

Eigene Romane/Essays/Bücher:

Quellenangaben

Bildnachweis

Eine Bitte

 

 

 

 

 

Mit Verstorbenen kommunizieren

   Immer wieder suchen Menschen medial veranlagte Personen auf, in der Hoffnung, dass diese für sie Kontakt mit dem Jenseits aufnehmen können. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Die einen haben selbst Angst vor dem Tod und wollen aus diesem Grunde bestätigt wissen, dass nicht alles zu Ende ist. Andere haben nahe Angehörige verloren und wollen wissen, ob es denen gut geht. Noch andere hatten Nahtoderlebnisse, unerklärliche Träume oder paranormale Phänomene in Haus und Garten.

   Nun sollte man natürlich aufmerksam sein, mit wem man sich in Verbindung setzt, wenn man solche Unternehmungen vorhat. Und sich im Übrigen auch fragen, ob es wirklich nötig ist und was man sich davon verspricht. In meinen Augen sollte es nicht wie ein Sport betrieben werden, so nach dem Motto: „Gucken wir doch mal, was Mutti macht“. Auch halte ich nichts von Großveranstaltungen, wo in fließenden Gewändern vor großem Publikum Shows vorgeführt werden. Dies ist für mich Entertainment wie ein Film im Kino oder ein Theaterstück. Ich fühle, dass es richtig ist, darauf zu warten, ob sich eine solche Notwendigkeit oder Gelegenheit für mich ergibt. Ist es wichtig für mein Leben, meine Entwicklung, meine Gedanken oder meine geistige Gesundheit, wird mir jemand im richtigen Augenblick begegnen. Ist es das nicht, dann soll ich wohl besser nicht daran rühren.

   Bei mir, obgleich ich Renate Fecher schon lange als Freundin und Kollegin kannte, war es diese Geschichte, die mich dazu bewog, mich mit der Geisterwelt zu beschäftigen.

Ich wusste zwar, dass sie sich mit Hausreinigungen und ähnlichem beschäftigte, hielt es aber für mich nie für notwendig, mich selbst zu involvieren, bis …

    Sommerferien – ich verbachte ein paar Wochen allein im Haus. Mann und Kind waren noch am Arbeitsplatz beziehungsweise im Urlaub. Und ich hatte angefangen so langsam mal die ersten Türen zu streichen, ein paar Möbel umzuräumen und gründlich sauber zu machen. Täglich ging ich hinunter zum Strand schwimmen, abends zum Schaufensterbummel in die Stadt. Es hätte nicht schöner sein können. Nur nachts – das fand ich nicht so toll. Nachts irgendwo alleine fand ich überhaupt noch nie irgendwie toll. Aber jetzt musste ich sogar das Licht anlassen, um etwas zur Ruhe kommen zu können. Es war, als ob jeden Moment jemand die Treppen nach unten kommt oder zur Tür hinein. An ruhig schlafen war gar nicht zu denken. Etliche Nächte verbrachte ich im Wohnzimmer mit laufendem Fernseher. Besser war das auch nicht. Also bin ich wieder ins Schlafzimmer gezogen. Aber noch immer wurde ich jede Nacht wach. Immer um zwei Uhr nachts. Und bis in die Morgendämmerung hinein konnte ich nicht mehr schlafen, habe stumm im Bett gelesen und den Geräuschen gelauscht. Blöde Hunde, die jede Nacht durchbellen um diese Zeit. Ich war ganz schön gerädert. Wenigstens morgens konnte ich ausschlafen. Denn sobald die Nacht dem Tag begann zu weichen, war wieder alles in Ordnung und ich fiel in den Schlaf des Gerechten.

    So zogen sich Tage und Nächte dahin, bis eines Nachts … ich hätte schwören können, dass es kein Traum war und genauso passierte. Noch heute kommt es mir, wenn ich darüber erzähle, vor als ob es Realität war, obwohl ich sicher weiß, dass es nur ein Traum gewesen sein kann:

    Ich war in den Garten gegangen, dorthin wo der Weg eine kleine Biegung macht. Dort stand in meinem Traum eine Scheune und hier wollte ich Wäsche aufhängen. Und wie ich da so am Sortieren von Unterhosen und Hemden war, kam plötzlich eine Gestalt um die Ecke. Rotes Hemd, braune Hose, Riesenschnurrbart. Schwarze, wirre Haare hingen ihm wild und unordentlich ins Gesicht. Er hinkte drohend auf mich zu. Angst ergriff mich von einem Moment zum anderen. Ich wollte wegrennen, stand aber wie hypnotisiert und konnte mich nicht bewegen. Ich schaute mich um. Da, da hinten war ein Heurechen. Den wollte ich greifen. Ich musste mich ja schließlich irgendwie verteidigen. Er kam immer dichter auf mich zu. Die Angst verstärkte sich noch. Der Rechen klemmte fest. Ich konnte ihn nicht von der Wand nehmen. Die Gestalt war jetzt direkt vor mir. Er packte mich bei den Armen. Ich schrie und tobte und winselte. Aber es half nichts. Er warf mich auf den Lehmboden. Seine Hände griffen um meinen Hals … er tat mir Gewalt an, während er mich langsam mit den Händen erdrosselte …

    Dann lag ich auf einmal im Bett. Schweratmend und total in Panik. Ich konnte mir nicht erklären, was das gewesen ist. Es fühlte sich wirklich an, obwohl ich im Bett erwachte und mich auch nur daran erinnern konnte, ins Bett gegangen zu sein. Die Atmosphäre im Raum vibrierte. Ich wusste, dass jemand dort ist, auch wenn ich diesen jemand nicht sehen konnte. Und ich hatte Angst. Panische Angst. Wie eine Schildkröte auf dem Rücken verbrachte ich den Rest dieser Nacht bis zum Morgengrauen, vermied es, laut Atem zu holen und traute mich nicht auch nur den Kopf zu drehen. Ich wartete einfach nur auf den Morgen. Zitternd und vor Angst schwitzend. Am nächsten Morgen verschloss ich in aller Eile das Haus, setzte mich ins Auto und fuhr zurück in die Stadtwohnung, in der festen Absicht, das Strandhaus nicht wieder, und schon gar nicht allein, zu betreten.

    Ich rief Renate Fecher an. Sie meinte, da Haus und Hof schon seit dem 16. Jahrhundert an diesem Platze stünden, wäre ich wohl in einen alten Energiestrom hineingeraten, der aber nicht unbedingt mit mir zu tun haben müsse. Wahrscheinlich sogar eher nicht. Ich sei sowieso sehr empfindsam in der Aufnahme von derlei Energien und solle mir also erst einmal keine Sorgen machen. Sie würde aber trotzdem so schnell wie möglich kommen und sich das ganze einmal ansehen.

    Es dauerte ein paar Wochen, aber schließlich kam sie. Es war nur ein Kurzurlaub zum Eben-mal-Gucken und sie brachte sogar noch einen Freund mit, der sich auch damit auskannte. Und direkt am ersten Abend rückte sie der Sache zu Leibe.

    Jetzt möchte ich nicht im Einzelnen beschreiben, was genau geschah. Nur so viel: Sie stellte eine Lichtsäule und dann machten sich die beiden daran, mit dem Geist Kontakt aufzunehmen. Ich selbst konnte weder etwas sehen noch hören, allerdings fühlen.

    „Er ist draußen!“ – sagte der Freund ganz ruhig. „Er geht vor dem Haus auf und ab. Er ist unsicher und misstrauisch über das, was hier passiert!“ – Die Luft im Raum fühlte sich jetzt doch etwas anders an, es war wie elektrisiert, meine Hautoberfläche kribbelte am gesamten Körper, und ich hatte das Gefühl, alle Haare stünden mir zu Berge. Auch die Angst war zurück, obwohl die beiden dabei waren. Die Hunde bellten draußen der Welt größte Hundeoper. Irgendwo fiepte und knirschte das alte Haus und im Garten klopfte irgendwer oder -was rhythmisch auf Holz. Eine Stimmung wie im Schwarzweißfilm von Nosferatu.

    Er war drinnen jetzt – beide waren sich darüber einig. Ein großer, grober und ungeschlachter Kerl. Mit Soldatenstiefeln. Draußen auf dem Gang habe man ihn schon hören können. Die Tür zum Schlafzimmer habe er lautstark aufgeschlagen und sei wütend und rachsüchtig hineingestapft. – Die beiden still dasitzenden Seelenbegleiter riefen sich gegenseitig die Stichworte zu und ergänzten ihre Wahrnehmungen. Ich nahm nichts wahr – außer dass es sich jetzt im Schlafzimmer so stromig anfühlte als ob man nicht nur in eine Steckdose fasst, sondern mit beiden Beinen drin steht.

    „Ja, genau!“ – sagte meine Freundin auf einmal. – „Der Traum, er hatte mir Dir zu tun.“ – Ich riss die Augen auf und schaute sie an. – „Du warst schon einmal hier. Du hast hier gelebt. Und Du hast ihn hart verletzt. Er war ehrlich um Dich besorgt und in Dich verliebt und Du hast nur mit ihm gespielt. Er ist sehr wütend auf Dich. Deshalb der Traum.“

    Kurz und gut, es stellte sich heraus, dass ich schon einmal hier gewesen bin, wohl als Tochter eines etwas betuchteren Hauses und mit ihm, der sich in mich verliebt hatte, ein falsches Spiel gespielt habe. Nach seinem Tod war er nicht gegangen, sondern blieb, um auf meine Rückkehr zu warten, die erst jetzt, wohl ein paar hundert Jahre später geschah. Inzwischen hatte er genügend Zeit gehabt, um immer böser und wilder zu werden. Er erkannte mich – und ich hatte davon natürlich in meiner jetzigen Inkarnation keine Ahnung, jedenfalls nicht bewusst. Und jetzt wollte er sich holen, was ich ihm seinerzeit verweigert hatte. Natürlich war es nachts geschehen, wenn die Welten dichter beieinander liegen und die natürlichen Schutzmechanismen heruntergefahren sind.

    Es dauerte noch eine Weile und ein paar Rituale später war es tatsächlich geschafft, die Seele des Soldaten dazu zu bewegen, in die Lichtsäule einzutreten. Ich hoffe, er fühlt sich dort jetzt wieder wohl.

    Wir haben dann noch eine gute Hausreinigung durchgeführt und ich habe gelernt, wie und dass ich das jetzt regelmäßig machen soll.

    Ja, ich weiß, die Geschichte klingt bizarr und abgefahren. Und genauso fühlte es sich auch an. Aber sie ist wahr. Ich habe sie genau so erfahren und mitgemacht. Und ich bin sehr froh, dass ich inzwischen keine Angst mehr dort habe, wenn es dunkel ist und gerne in dem Haus lebe. Auch die Hunde bellen nachts nicht mehr. Es herrscht Ruhe und Frieden.

Die wenigsten wissen, dass sie selbst auch als weniger medial veranlagte Menschen durchaus lernen können, in gewissem Masse mit Verstorbenen selbst in Kontakt zu treten. Vielleicht sehen und hören sie weniger als hellsichtig oder hellhörig veranlagte Menschen. Aber es ist auch ihnen möglich, mit dieser Bewusstseinsebene in Kontakt zu treten. Und nachdem ich es einmal aus der Sicht einer Betroffenen erlebt hatte, wollte ich mehr darüber wissen und nahm an Renate Fechers Workshop „Der Kreislauf von Leben und Tod“ teil. Und die Erfahrung daraus möchte ich jetzt zum Schluss noch erzählen:

    Über das Thema Leben und Tod hatten meine Freundin Renate und ich wirklich schon oft diskutiert: wie es dort wohl ist, was dort passiert, warum wir hier auf der Welt sind, was die Wissenschaft und Religion dazu sagen, was meine eigene Aufgabe ist, warum mir wohl bestimmte Menschen über den Weg gelaufen sind und warum ich dieses Gefühl habe, dass ich unbedingt in diesem Leben noch einmal nach Australien will.

    Bis jetzt hatte ich jedoch einen Bogen darum gemacht, an einer ihrer Sitzungen oder einem Workshop teilzunehmen. Aber nach der nächtlichen Erfahrung vom Strand, wollte ich mehr davon verstehen.

    An einem Damenwochenende, das wir uns zusammen mit unserer gemeinsamen Freundin Mira gönnten, kam das Gespräch so stark und dringend auf, dass wir es alle fühlten: Jetzt war die richtige Zeit gekommen. Wir schrieben das Jahr 2012 – der Anfang vom Anfang einer neuen Ära. Und für mich persönlich eine Zeit, in der ich mich endlich mehr mit mir selbst beschäftigen wollte. Erfahrungen machen, wachsen. Auch spirituell. Und das war eine gute Gelegenheit. Kann ich wirklich als völlig unbedarfte und medial Unerfahrene so mal eben an einem Wochenende erleben, wie ich selbst mit Verstorbenen Kontakt haben kann?

    Wir hatten es kaum beschlossen, als sich selbst für mich schon die Umgebung veränderte. Es war so ein unbestimmtes Gefühl, nichts Genaues – aber doch so ein Kribbeln am Rücken und eine merkwürdige Spannung lag in der Luft.

    „Ja“, lachte sie auf meine Frage. „Da ist auch jemand. Nämlich deine Mutter. Die hat dir dringend etwas zu sagen. Sie steht hier mit in die Hüften gestemmten Händen, sieht sehr bestimmt aus und würde dich am liebsten sofort richtig in den Senkel stellen.“ Ich konnte zwar selbst nichts hören oder sehen, aber das klang in der Tat sehr nach meiner Mutter. Sie bekam mitgeteilt, dass auch sie bis morgen warten müsse. Ich konnte direkt vor meinem inneren Auge sehen, wie wenig das meiner Mutter gefallen musste. Geduldig war sie nämlich nie gewesen. Innerlich musste ich grinsen. Meine Mutter, die immer alles jetzt und direkt und sofort haben wollte, musste warten. Das gefiel ihr sicher gar nicht. Aber im Jenseits gibt es ja keine Zeit.

    Am nächsten Morgen bereiteten wir uns im Wohnzimmer vor. Bleistift, Papier und noch so ein paar Kleinigkeiten, die dazu notwendig waren. Natürlich habe ich darüber nachgedacht, mit wem ich denn wohl sprechen wollte, was ich fragen wollte, was ich sagen wollte, wen ich gerne gesehen hätte. Aber alle vorherige Planung wurde vom aktuellen Geschehnis eingeholt, oder besser überholt. Wie oft bei spirituellen Erfahrungen nehmen die Dinge ihren Lauf, die für den jeweiligen Moment richtig sind. Leben ist eben doch das, was passiert, während man noch plant. Selbst in solchen Momenten.

    Über die Theorie von Leben und Sterben hatten wir schon oft gesprochen, sodass eine Kurzwiederholung reichte und wir uns direkt mit der Praxis beschäftigen konnten. Mira hatte wenig eigene Wünsche. Sie hatte schon öfter an derlei Workshops teilgenommen und wollte mir zuliebe diesmal nur unterstützend dabei sein. Ja, wen wollte ich wohl treffen? Wen wollte ich sonst wohl sprechen? Meinen Vater vielleicht? Ich wusste es nicht so recht. Mama natürlich – die stand ja auch schon wieder in den Startlöchern und wartete. Sie würde zum Poltergeist mutieren, wenn sie nicht bald an die Reihe kam.

    Wir schrieben die Fragen auf, die ich Mama gern stellen wollte. Dass sie etwas von mir wollte, war ja klar. Aber hatte ich ihr auch noch etwas zu sagen? Wollte ich noch etwas erfahren?

    Mal sehen, wer da noch auftaucht, meinte Renate. Oft wäre es ja so, dass sich auch ein paar Ungerufene versammeln, wenn man anfängt zu arbeiten. Zumeist sind es einfach herumstrolchende Seelen, die von der Lichtsäule angezogen werden. Wir werden sehen.

    Das Wichtigste bei den nun folgenden Kontakten, belehrten mich die beiden Damen, wäre es, in den kommenden Stunden dem Gefühl und der Wahrnehmung zu vertrauen. Wenn ich das Gefühl hätte, dass etwas wahr und richtig sei, dann wäre es das auch. Auf meine eigenen Formulierungen sollte ich achten, denn mitunter ist schon eine Nachricht in der Art enthalten, wie ich selbst etwas sage. Es klang alles ziemlich verwirrend. Mich kribbelte es am ganzen Körper. Im Laufe des Wochenendes sollte ich lernen, diesen Gefühlen und Wahrnehmungen zu vertrauen. Das Kribbeln wird für mich ein Zeichen werden, dass eine Frage von dieser anderen Bewusstseinsebene positiv beschieden wurde. Ich weiß nicht, ob andere dasselbe haben oder ob ihre Körper und Gedanken anders reagieren. Aber seit diesem Wochenende ist das Kribbeln mein Zeichen.

    Wir begannen unsere Zeremonie damit, dass wir unsere Schutzgeister, Begleiter, Krafttiere oder sonstigen spirituellen Begleiter riefen, mit denen wir persönlich in Verbindung stehen oder an deren Existenz wir glauben. Meine Freundin rief natürlich »ihre Jungs« zu sich. Ich die meinen. Natürlich werde ich an dieser Stelle nicht verraten, wer sie sind – aber sie sind da. Ganz real und immer präsent, wenn ich an sie denke. Das war für mich keine neue Erfahrung. Die kannte ich schon von schamanischen Reisen.

    Danach wurden alle wartenden und nicht-wartenden Geister gebeten, den Raum zu verlassen und draußen vor der Zimmertür zu warten. Auch Mama.

    „Nur was der Liebe ist, darf bei uns sein“, sagte meine Freundin zum Schluss des Rituals, das immer ausgeführt werden muss, um den Raum energetisch zu versiegeln. Eine Formulierung, die, wie sie mir nicht müde wurde einzuschärfen, dafür sorgt, dass sich nichts in unserer Umgebung aufhalten kann, was uns nicht gut gesinnt ist. Jetzt waren sie soweit. Außer uns und den Schutzgeistern war nichts und niemand mehr anwesend.

    Und jetzt konnte ich lernen, wie man eine Lichtsäule erstellt. Mit ausgestreckten Händen standen wir im Kreis und bauten den energetischen Tunnel auf. Am Anfang war ich noch etwas gehemmt, wurde aber schnell sicherer. Da ich selbst auch Einweisungen in Reiki habe, wenn auch keinen Meistergrad, weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn Energie durch meine Hände fließt. Und das tat sie. Am Ende stand da eine wunderschöne flirrende Säule mit Gold und Silberschnipseln, die leuchtend weiß fluoreszierte.

    Meine Freundin bat die Seele meines verstorbenen Kindes zu erscheinen. Wir schlossen die Augen. „Dann siehst Du mehr“, kommentierte meine Freundin.

    Und so saß ich tief eingesunken in die Wohnzimmercouch und versuchte irgendetwas zu erfassen, was auch immer da kommen mochte. Aber ich sah nichts und niemanden, während Mira plötzlich verkündete: ja, sie sähe jetzt jemanden auf dem Tisch sitzen. Einen kleinen Jungen. Er säße dort mit gekreuzten Beinen wie ein Zwerg. Er frage, warum man ihn gerufen habe und was man von ihm wolle. Meine Freundin bestätigte diese Szene. Nur ich, ich sah nichts. Vielleicht, weil ich noch ein Anfänger war. Andererseits kribbelte es mir überall, denn ich hatte ihn fragen wollen, warum er nur so kurz zu mir gekommen war und schon wenige Wochen nach seiner Geburt wieder verschied.

    „Was fühlst Du denn? Was geht in Dir vor?“, fragte Mira. „Denk nicht. Versuch einfach nur zu sagen, was bei dir im Moment los ist.“

    Bei mir passierte merkwürdigerweise etwas ganz anderes, was mit einem auf einem Tisch sitzenden Geist so gar nichts zu tun hatte. Meinem Gefühl zufolge stand hinter der Couch, direkt hinter mir, ein dicker, großer, schwarzer Schatten. Er hielt meinen Kopf umklammert und das ganze fühlte sich ziemlich unangenehm an. Es waren keine Schmerzen und auch kein physisches Anfassen. Es war nur so ein Gefühl. Ich versuchte, die Hände abzuschütteln, aber Mira sagte, ich solle es einmal geschehen lassen. Mal sehen, was dann passieren würde.

    Tatsächlich änderte sich etwas, als ich den inneren Widerstand aufgab. Sofort wurde diese Art Vision stärker und der schwarze Schatten packte meinen Hals und zog mich nach hinten über die Couch hinaus auf den Boden. Dort lag ich jetzt platt auf dem Rücken; der Schatten beugte sich vom Kopfende her über mich und drückte mir auf die Brust. Ich fühlte Panik aufsteigen und wollte es so schnell wie möglich beenden. Natürlich passierte auch das nicht wirklich, sondern ich sah es nur im Geiste geschehen. Aber die Angst und den Druck, das fühlte ich wirklich.

    Mira sagte, sie sähe etwas ganz anderes. Sie sähe, wie die Seele meines Kindes jetzt an meinem Kopfende säße und mich dort liebevoll umfangen hielte, so als wolle er mich trösten. Auch Renate sah das genauso. Könnte es sein, dass sie Recht hatten? Die Panik ließ nach und ich konnte die Situation etwas ruhiger betrachten.

    „Er hat einen Seelenanteil bei Dir zurückgelassen, als er ging“, sagte meine Freundin jetzt. „Um dich zu trösten. Nur du hast es falsch verstanden. Du konntest es nicht einordnen, weil es immer um dich war und hast dich bedroht gefühlt statt getröstet.“

    Konnte das sein? Meine Haut kribbelte – ja?

    „Schick ihn jetzt zurück. Zeige ihm den Lichttunnel, denn den muss er nehmen, wenn er auch seinen Seelenteil wieder mitnehmen will. Sage danke dafür und dass du es nicht mehr brauchst.“

    Aber ich konnte keinen Zugang bekommen. Ich sah ihn nicht. Ich fühlte etwas, aber ich kam nicht damit in Kontakt. Plötzlich wurde ich traurig. So tief und unendlich traurig. Ich fühlte die Tränen aufsteigen und wollte sie wegblinzeln. Aber es war zu spät. Ich brach in Weinen aus – und weinte und weinte. So hatte ich nicht an seinem Grabe geweint. An diesem Tag, mehr als zwanzig Jahre später, konnte ich endlich heulen. Und ich heulte, was das Zeugs hielt. Jetzt sah ich ihn auch. Er stand vor mir, wirklich wie ein kleiner Zwerg, streckte seine Hand tröstend nach meiner aus. Ich weinte eine lange Zeit.

    Am Ende bin ich mit ihm zur Lichtsäule gegangen. Ich konnte regelrecht fühlen, als er sich zum Abschied an mein Bein kuschelte. Es war schwer, ihn gehen zu lassen. Schwerer als es damals gewesen war. Mira stimmte ein schönes Lied an und mit sicherem Gesang begleiteten wir ihn zurück ins Licht – diesmal komplett mit Seelenteil. Danach lichtete sich der Raum wieder. Die Trauer flachte langsam ab und ein Gefühl der Erleichterung, ja der Freude stellte sich ein. Er war dort drüben und wartete auf mich, bis auch ich mich auf den Weg mache eines Tages.

    Das war also auch geschafft. Jetzt noch die Mama. – Kurze Pause. Mira ging hinaus für kleine Miras. Und bei uns im Raum ging das Radio an. Das Ungewöhnliche war nur, dass niemand von uns es angeschaltet hatte. Aus dem Lautsprecher plärrte ein schmalziges Liebeslied, gesungen von einem jungen Mann, der lautstark angab, dass er ohne seine Liebste nicht leben könnte. – Hast du? – Nein – Du? – Wir schauten uns verblüfft an. Keiner war auch nur in der Nähe des Radios gewesen.

    Auf einmal sprang Renate auf. „Wie bist du hier hereingekommen?“ Sie starrte irgendetwas an. Im selben Moment setzte auch bei mir das Kribbeln ein. Da war jemand. Und diese Seele war ungerufen hereingekommen. Aber der hatte doch nicht? Nee, komm, das gibt es gar nicht. Das gehört ins Kino.

    Renate lachte. Doch. Er hat. Und das fand sie ausgesprochen unverschämt. Mit einigen wenigen Worten schickte sie ihn wieder hinaus. Er hatte sich reingeschlichen, als Mira hinausging. Normalerweise passiert das nicht. Er war schon ziemlich listig gewesen und hatte den einen kleinen Moment genutzt. Sie versiegelten den Raum wieder, sobald Mira zurückgekommen war. So ein Lümmel.

    Das passiere schon mal, meinten die Damen. „Aber keine Angst. Mehr als einen blöden Knopf an einem Radio oder einem CD-Player drücken, wenn die CD schon drin liegt, können sie wirklich nicht. Und du kannst sie immer wegschicken.“ Sehr beruhigend!

    Die Mama. Sie war kaum hereingerufen worden, als mich auch schon ein eiskalter Hauch streifte, so als ob ein Winterwind ins Zimmer bläst.

    „Du fühlst nur einen kühlen Hauch?“ Renate lachte lauthals auf. „So, wie sie hier hereinrauschte, müsste dich ein Tornado umgeweht haben.“

    Mama hatte wohl einen ihrer besonders guten Tage. Sie verlas mir kräftig die Leviten und erzählte, betete geradezu alles herunter, was ich in meinem Leben mal wieder falsch tat. Kurioserweise unterhielt sie sich dabei mit Renate und sprach über mich in der dritten Person, als wäre ich gar nicht da. – Aber auch das war typisch Mama. Das tat sie nicht nur jetzt, weil ich sie selbst nicht direkt hören konnte, das hatte sie auch schon getan, als sie noch lebte. Ich glaubte Renate unbesehen jedes einzelne Wort. So, genauso hatte meine Mutter immer gesprochen und agiert.