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Das Buch

Quantentechnologie, empathische Roboter und künstliche Intelligenzen: Algorithmen werden zu Autoritäten und konkurrieren mit uns. Nach Rohstoffen, Pflanzen und Tieren sind längst auch Menschen zum Produkt geworden - gelenkt von Empfehlungsalgorithmen und verunsichert durch die fatale Informationsgesellschaft. Noch sind wir Menschen die Bindeglieder zwischen Umwelt, Gesellschaft, Wirtschaft und dem, was wir Realität nennen. Wenn wir wollen, dass Maschinen auch in Zukunft uns dienen und nicht umgekehrt, dann müssen wir die Wirtschaft jetzt neu denken.

Der Autor

Anders Indset ist einer der weltweit führenden Wirtschaftsphilosophen. Der gebürtige Norweger verbindet die Philosophie der Vergangenheit mit der Technologie und Wissenschaft von morgen und zeigt so Führungskräften, wie sie die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts meistern können. 2018 hat ihn Thinkers50 (»die Oscars des Management-Denkens«) in die Top 30 der in Zukunft wichtigsten Management-Vordenker aufgenommen.

Er ist Dozent an mehreren internationalen Business-Schools und wird in den Medien häufig als »Rock‘n‘Roll Plato« bezeichnet.

Anders Indset

Quantenwirtschaft

Was kommt nach der Digitalisierung?

Verlagsqualität Ullsteinbuchverlage

Econ

4., vollständig aktualisierte und erweiterte Auflage 2020



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ISBN 978-3-8437-2494-4


© der deutschsprachigen Ausgabe

Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2020

Redaktion: Michael Schickerling, schickerling.cc, München

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Brian Barth

Originalfoto: iStock.com/lukutin77

E-Book: LVD GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten.

Intro

»Wollen wir die Gesellschaft verstehen,
müssen wir die Wirtschaft neu denken.«

Die Old Economy ist tot, die New Economy ebenso. Das utopische Versprechen der Achtziger- und Neunzigerjahre wurde nicht eingelöst. 2019 geht vielleicht in die Geschichte ein als das beste Jahr der Menschheit. Die Geschehnisse Anfang 2020 haben Entwicklungen beschleunigt, die schon lange dabei waren, unser Leben radikal zu verändern.

Wir stehen jetzt am Scheideweg. Wir haben viele unlösbare Probleme gemeistert, aber das Schlimmste könnte noch kommen. Wir leben in einer merkwürdigen Welt, einer Ära des Zusammenbruchs und des Anbruchs einer neuen Zeit. Noch schwören wir auf das Alte Testament des Kapitalismus und definieren Wohlstand allein materialistisch, durch noch mehr Besitztümer, noch mehr Konsum und damit auch noch mehr Umweltzerstörung. Wird sich unser Leben in Richtung totalitärer Regime, nationalistischer wirtschaftlicher Isolation und mehr globalem Misstrauen bewegen, oder wird es uns gelingen, unsere Volkswirtschaften mit einem solidarischen, umweltfreundlichen und technologiegetriebenen humanistischen Kapitalismus wieder in Gang zu bringen?

Es wird höchste Zeit, ein Neues Testament zu formulieren – die Verheißungen und Gesetze eines postmaterialistischen Kapitalismus, der Wohlstand nicht auf den Kontostand reduziert, sondern auch unseren Verstand und unsere Vitalenergie stärkt und uns mit Gütern wie Glück und Liebe versorgt. Dieses postmaterialistische System – nach Old und New Economy – bezeichne ich als »Q-Economy«, als »Quantenwirtschaft«.

Wir benötigen eine echte Aufklärung, eine Renaissance der Denker. Wir brauchen praktische Philosophie und eine Bewusstseinsrevolution. Wir müssen Human- und Naturwissenschaften miteinander verbinden und eine Gesellschaft des Verstandes schaffen. Aber um die Gesellschaft weiterzuentwickeln, braucht es zudem eine ökonomische Motivation, einen neuen Fortschrittsmotor. Mit anderen Worten, was wir brauchen, ist ein neues Betriebssystem für unsere Wirtschaft.

»Der Kapitalismus ist ein funktionierendes System«, sagt der Dalai Lama, »aber was ihm fehlt, ist Mitgefühl.«1 Der weise Mann hat recht. In der berühmten Maslow’schen Bedürfnispyramide2 nehmen die materiellen Bedürfnisse auf der untersten Pyramidenstufe den größten Raum ein. In die höheren Etagen, zur Befriedigung immaterieller Bedürfnisse, dringen die meisten Menschen auch und gerade in den Wohlstandsregionen kaum jemals vor, da das gegenwärtige System sie auf die materielle Stufe fixiert. Dabei hat die Wissenschaft längst nachgewiesen, dass wir durch immer mehr materiellen Besitz und Konsum nicht glücklicher werden – im Gegenteil. Zweitwohnung, Drittwagen und die jeweils allerneuesten Digitalfetische steigern nicht unsere Zufriedenheit, sondern nur unsere Abhängigkeit von materiellem Konsum.

Der Lebenszyklus jeder Marktwirtschaft beginnt mit Revolverkapitalismus. Wenn dann der Wachstumsmotor zündet, folgen Regulierung und Besteuerung. Die öffentliche Hand verteilt Transferleistungen, Rechte und Ansprüche werden erworben, Wohlstand verbreitet sich bis zum Überkonsum – und schließlich kommt es zum Kollaps. Ähnlich einem Lebewesen ist die Volkswirtschaft bei ihrer Geburt voller Vitalität, und wenn sie erstarrt und abgenutzt ist, stirbt sie und zerfällt. Dann bilden sich kleinere dynamische Gruppen, und der Zyklus beginnt von vorne, aber mit größerer Effizienz. So entstehen viele »Baby-Ökonomien«, deren Vitalenergie wir nutzen können, um etwas essenziell Neues zu schaffen: die Quantenwirtschaft.

Während der 2010er-Jahre befanden sich die Volkswirtschaften der westlichen und einiger asiatischer Wohlstandsregionen im vorletzten Stadium ihres Lebenszyklus. Bereits vor der Coronavirus-Pandemie hat suchtartiger Überkonsum viele Volkswirtschaften an den Rand eines Kollapses gebracht. Durch enthemmten Konsumismus haben wir die Ressourcen unseres Planeten bereits weitgehend geplündert. Bei einer Weltbevölkerung von knapp acht Milliarden ist es schlichtweg unmöglich, die materiellen Konsumwünsche aller Menschen zu erfüllen – Villen und Ferraris für jeden kann und wird es niemals geben. Die meisten dieser Objekte des Begehrens sind ohnehin nur physische Surrogate für immaterielle Bedürfnisse, die sich durch Luxuskonsum nicht befriedigen lassen. Doch emotionale und spirituelle Güter wie soziale Anerkennung und Zufriedenheit, Lebenssinn und individuelle Selbstverwirklichung sind in den Shopping-Malls des materialistischen Kapitalismus nicht zu haben – so wenig wie westliche Konsumgüter einst in den Kaufhallen sowjetsozialistischer Mangelökonomien verfügbar waren. »Zufriedenheit und Lebenssinn kann man nicht kaufen«, wendest du vielleicht ein. Doch in der Quantenwirtschaft, wie ich sie verstehe, werden zu unser aller Wohl auch immaterielle Güter kapitalisiert.

Warum nenne ich diese postmaterielle ganzheitliche Ökonomie »Quantenwirtschaft«? Hier eine Kurzantwort: In der Quantenwirtschaft wird der vermeintliche Gegensatz zwischen materiell und immateriell, physisch und spirituell genauso überwunden, wie in der Quantenphysik jedes (subatomare) Materieteilchen zugleich Energie ist – und umgekehrt. Und weil die Quantenphysik uns nahelegt, dass sich unsere Realität weniger in der physischen Materie als in der »Leere« manifestiert oder im kollektiven Impuls einer einzelnen Wellenfunktion, die nur eine Möglichkeit in einem Multiversum von Realitäten ist.

Die Welt – und damit auch die Wirtschaft – ist nicht rational zu verstehen. Es ist eine Welt der Interdependenzen, eine Interwelt, denn nur interdisziplinär, in den Zwischenräumen, werden wir neue Wege und Lösungen finden. Wir leben heute schon in einer Quantenrealität – auch wenn du davon möglicherweise noch nichts mitbekommen hast –, deren Merkwürdigkeit auch die Wissenschaften zunehmend entdecken. Zugleich hat sich weltweit eine Generation von »Erwachten« in Bewegung gesetzt, von jungen Menschen, die Bewusstsein über alles stellen und ein höheres Energielevel anstreben. Wenn man ganz genau hinhört, sprechen wir bereits jetzt über das Gleiche, wenngleich nur sehr verhalten: über Relationen, Potenzialität, Bewusstsein …

Ich habe mit Physikern und Mathematikern genauso diskutiert wie mit Gurus und Mönchen, mit Nobelpreisgewinnern wie mit Theologen und Religionsforschern. Die Konzepte der Quantenphysik sind verwirrend und ein wenig »funky«, auch und gerade für »klassische« Naturwissenschaftler, aber sie sind keine Spekulationen, sondern wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse. Erstaunlicherweise stimmen sie im Kern mit den Visionen und intuitiven Einsichten der spirituell Erleuchteten aller Kulturen und Zeiten überein. Gurus und Schamanen haben es immer schon gepredigt: Energie ist Materie, und Materie ist Energie.

Die Grundformel des Universums ist nicht entweder … oder, sondern sowohl … als auch. Die spirituellen und materiellen Denkansätze selbst sind also keine unvereinbaren Gegensätze, sondern zwei Wege, die aus entgegengesetzten Richtungen zum gleichen Ziel führen – die Leerstelle oder der Zwischenraum zwischen Geist und Körper, Materie und Energie. Einige der interessantesten theoretischen Ansätze unserer Zeit fokussieren diese Leerräume zwischen scheinbar unvereinbaren Disziplinen: Quantenphysik trifft auf Spiritualität, Phänomenologie auf Neurowissenschaften und Psychoanalyse.

Die Quantenrealität – und damit auch die Quantenwirtschaft – ist eine Welt, in der sich die Wissenschaftsdisziplinen und scheinbar unvereinbaren Erfahrungsweisen einander annähern. Vielleicht ist Spiritualität ein Teil der Physik, den wir noch nicht verstanden haben. Die mögliche Synthese vermeintlich unüberbrückbarer Gegensätze ist ein radikal neuer philosophischer Ansatz. Auf ökonomischer Ebene führt sie zu meinem Konzept der Quantenwirtschaft – weil wir für einen Fortschritt unserer Gesellschaft, ja unserer ganzen Welt, eine ökonomische Motivation brauchen.

Die Quantenwirtschaft wird unsere Gesellschaft verändern

Die Quantenwirtschaft wird nicht nur unsere materiellen Bedürfnisse befriedigen – sie wird uns auch ermöglichen, unsere Talente zu entwickeln und unsere Träume auszuleben. Ist das alles nur ein utopischer Traum? Nein, die Ökonomie der Zukunft wird alle fundamentalen Bereiche der Gesellschaft regeln: unsere materiellen Bedürfnisse, unsere sozialen Beziehungen, virtuelle ebenso wie reale, unsere Verwaltung, Bildung und Kultur, unsere geistige Entwicklung und Selbstverwirklichung. Es handelt sich dabei nicht mehr um einen Endzustand, sondern um eine Reise.

Insbesondere die zurückliegenden Jahrzehnte waren durch materialistischen Turbokapitalismus und suchtartigen Hyperkonsumismus geprägt. Die unteren Stufen der Maslow’schen Bedürfnispyramide wurden immer weiter ausgebaut, die Befriedigung von physischen und Sicherheitsbedürfnissen exzessiv ausgedehnt – als könnten wir nur mit Risikoabsicherungen gegen alles und jedes leben und als gehörten eine Villa, ein SUV und mindestens noch ein Sportwagen und ein Ferienhaus im Ausland zu den Grundbedürfnissen, wenn nicht sogar zu den Grundrechten eines jeden Individuums. Doch wenn wir die quantenökonomische Perspektive einnehmen, erkennen wir, dass eine derart ressourcenverschlingende und auf Materialistisches verengte Definition von Grundbedürfnissen nicht für alle funktionieren kann – nicht einmal in den Wohlstandsregionen der Erde, geschweige denn weltweit.

Die Lösung des Dilemmas besteht aber nicht in der Limitierung, sondern in der Erweiterung des kapitalistischen Modells. Diese ist in der Maslow’schen Pyramide bereits angelegt; denn der US-Wissenschaftler ist der Begründer der humanistischen Psychologie, eines Konzepts, das den Menschen helfen soll, sich selbst zu verwirklichen und ihr kreatives Potenzial zu entfalten. Die Überdehnung der unteren Bedürfnisstufen dagegen erstickt alle höheren Bedürfnisse und Möglichkeiten.

In der Quantenwirtschaft geht es also unter anderem darum, neue Angebote zu schaffen, die kreative Entfaltung und gesunde Selbstverwirklichung fördern, die es uns ermöglichen, einen »humanistischen« Kapitalismus zu entwickeln. Dafür müssen wir neue Geschäftsmodelle erfinden, um Glück und Optimismus, Geborgenheit, Vertrauen, individuelle Stärken, Empathie und Solidarität zu kapitalisieren. Damit meine ich keine materiellen Surrogate, keine Luxusprodukte, die uns im jetzigen Wirtschaftssystem höchstens über die Abwesenheit von echtem Glück oder Vertrauen hinwegtäuschen oder -trösten können. Vielmehr besteht die Herausforderung darin, werthaltige Serviceleistungen zu entwickeln, die uns helfen, unsere eigenen Potenziale und Stärken zu entfalten. So wird uns die Quantenwirtschaft dabei unterstützen, auf der Maslow’schen Pyramide zügig nach oben zu klettern. Das ist nötig, denn die immensen Herausforderungen der allernächsten Zukunft können wir nur gemeinsam bewältigen.

Ist die Quantenwirtschaft also die Antwort auf die drängendsten Probleme des gegenwärtigen Systems? Wird sie die ungerechte Verteilung des Reichtums beheben, endlich doch noch die kapitalistische Glücksverheißung einlösen und uns überdies helfen, den ökologischen Raubbau zu überwinden? Die Zauberformel, die alle Antagonismen ins Gleichgewicht bringt, gibt es nicht – aber der Markt allein wird es sicher nicht richten. In meinem Ökonomiestudium habe ich im ersten Semester gelernt: »Der freie Markt sorgt für die Verteilung der knappen Ressourcen.« Ach wirklich? Entgegen den Versprechungen von Adam Smith und seinen Jüngern hat sich das »perfekte Äquilibrium« als Illusion des neoklassischen Kapitalismus herausgestellt. Diese selbststabilisierende Maschine, die den Nutzen für die einzelnen Akteure und damit auch das Gemeinwohl wie von Zauberhand3 maximiert, gibt es nicht. Lasst uns diesen Mythos also endlich begraben – auch wenn uns der inzwischen verstorbene schwedische Professor Hans Rosling gezeigt hat, dass es uns eigentlich besser geht als je zuvor. Gleichzeitig müssen wir den Mythos des perfekten Äquilibriums und jeder »unsichtbaren Hand« des Markts begraben. Die selbststabilisierende Maschine, die den Nutzen für den Einzelnen – und damit auch für das Gemeinwohl – maximieren soll, existiert einfach nicht.

In der gegenwärtigen Wirtschaft werden wir mit mehreren Dilemmata konfrontiert. Heute besitzen die 26 reichsten Menschen zusammen etwa so viel Vermögen wie die ärmere Hälfte der Erdbevölkerung – circa 3,8 Milliarden Menschen. Aber statt »dem Kapitalismus« pauschal die Schuld dafür zuzuschieben, sollten wir die Wirtschaft so weiterentwickeln, dass der kapitalistische Motor nicht abgewürgt wird, sondern für eine gerechte Verteilung genutzt werden kann. Wir brauchen eine neue Perspektive, um die vorhandenen Strukturen und Modelle anders zu denken und zu optimieren. Auf diese Weise wird die Quantenwirtschaft das Herzstück eines umfassenden Wandels werden.

Entsprechend gilt für die enormen ökologischen Probleme, vor denen wir stehen: Wenn wir die Wirtschaft neu denken, entwickeln wir ein besseres Verständnis und Gefühl für unsere Umwelt. Quantenwirtschaft basiert auf der Erkenntnis, dass alles mit allem zusammenhängt: Wir müssen lernen, Ökonomie, Gesellschaft und Ökologie ganzheitlich zu betrachten als Funktion einer interdependenten Welle. Ein Wirtschaftssystem, das unseren Bedürfnissen wirklich entspricht, wird uns helfen, eine Gesellschaft zu entwickeln, die auch die Bedürfnisse der natürlichen Umwelt berücksichtigt; denn als Menschen sind wir eben auch Teil der Natur.

Was schließlich das Glück angeht, die glückselige Gesellschaft, die sich nach urliberaler Theorie quasi von selbst einstellt, wenn wir alle nur dem Kompass unserer eigennützigen Interessen folgen: Ganz so einfach ist es nicht, wie wir mittlerweile wissen. Die »unsichtbare Hand« des Markts ist ein Modell aus der präquantenwirtschaftlichen Ära. Der Marktliberalismus à la Adam Smith kennt nur voneinander unabhängige Individuen, die jeweils allein auf eigene Rechnung agieren.4 Und wie sich soziale »Glückseligkeit« (»Happiness«) als Summe oder Folge unzähliger eigennütziger Einzelaktionen einstellen soll, bleibt in den urkapitalistischen Theorien weitgehend im Dunkeln.

Wie können wir Happiness in die Wirtschaft integrieren? Diese Frage ist die Initialzündung für die Schaffung einer Quantenwirtschaft und damit auch einer quantopischen Gesellschaft. In der Quantenwirtschaft wird unsere Identität nicht mehr dadurch definiert, was wir haben und können. Das gibt uns die Freiheit zurück, unsere Aufmerksamkeit darauf zu richten, was wir sind und werden können. Indem wir uns bewusst werden, dass wir verschiedene Rollen spielen, kommen wir uns selbst auf die Schliche und erkennen, dass wir keine unteilbaren Individuen, sondern »Multividuen« sind. »Finde dich selbst«, heißt es heute noch – das quantopische Motto lautet: »Verstehe deine Rollen, entwickle sie weiter, streife sie ab und probiere neue aus.«

So entwickeln wir auch ein besseres Verständnis für die spirituelle Dimension unserer selbst und der Welt, in der wir leben: Wir sind Gäste auf diesem Planeten, mit begrenzten Ressourcen und im Prinzip unbegrenztem Wissen. Wir sind interdependent verbunden mit einem unendlichen Universum der Potenzialität, und wir alle sind unsererseits Universen der Potenzialität. Wir sind auf einer spannenden, wunderschönen Reise mit unabsehbarem Ziel, vorangetrieben durch die Suche nach plausiblen Erklärungen für unser Woher und Wohin. So entwickeln wir die Quantenwirtschaft – und damit zugleich ein besseres Verständnis unserer Gesellschaft.

Q-Economy kompakt

Was ist die Quantenwirtschaft?

Sie ist ein Weg, die Wirtschaft neu zu denken, um dadurch die Gesellschaft besser zu verstehen.

Sie bringt die Entfesselung einer Ökonomie, die über alle offensichtlichen physischen Bedürfnisse von Nahrung, Unterkunft und Sicherheit hinausgeht und tiefere psychologische Bedürfnisse wie Zugehörigkeit, Selbstwert und Selbstverwirklichung einbezieht.

Sie ist nicht linear, sondern als echte Kreislaufwirtschaft zirkulär und potenziell unendlich.

Sie reduziert und entfernt die Distanz zwischen Kreateuren und Konsumenten und ermöglicht eine direkte Beziehung zwischen ihnen.

Sie scheint so merkwürdig und unvorhersehbar wie die Quantenwelt, ist aber so echt wie die Quantenphysik.

Sie ist ein interdependentes System – alles ist miteinander verbunden, auch Mensch und Maschine im Zusammenspiel.

Sie führt Natur- und Humanwissenschaft durch Überwindung der Disziplingrenzen zusammen.

Sie ist geprägt durch dezentrale, miteinander vernetzte Einheiten anstelle zentralistischer und hierarchischer Strukturen.

Sie ist algorithmisch, technisch und nimmt exponentiell zu.

Sie schärft die Wahrnehmung für unser Konsumverhalten und ebnet den Weg zu immateriellem Wachstum.

Die Quantenwirtschaft entsteht durch die Entwicklung einer Gesellschaft des Verstandes, das Vorantreiben einer Bewusstseinsrevolution, die Akzeptanz einer zirkulären Unendlichkeit sowie das Lernen und Praktizieren von philosophischer Kontemplation.

Die Welt vor dem Untergang, das Ende naht: Wie oft hast du diese Worte schon gehört? Wie viele Male schon wurde uns die Apokalypse, die endgültige Katastrophe prophezeit – und dann ging es doch immer irgendwie gut?

Wir leben in einer Parallelgesellschaft, die gleichzeitig durch Niedergang und Blüte geprägt ist. Durch historisch einzigartigen Wohlstand in den westlichen Industrieregionen und durch Krisen, deren Ausmaß und Vielfalt gleichfalls ohne Beispiel sind. Klimakollaps, Kriege und Migrationsströme, dazu die schwelenden Finanz- und Verschuldungskrisen. Es fühlte sich so an, als würden die alten Systeme zusammenbrechen.

Was sind also die gravierendsten Fehler unseres gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Systems, die den überfälligen Wandel verhindern? Der Kern des Problems ist letztlich das System selbst beziehungsweise der weitverbreitete Irrglaube, dass die von uns definierten Systeme und Modelle mit der Realität übereinstimmen. Das betrifft Physiker und Mathematiker, die die Struktur und Funktion des menschlichen Gehirns als konventionellen Computer konzipieren. Sie vergessen manchmal, dass dies nur radikal vereinfachte Modelle sind und wir da mit ihrer Hilfe nicht ganzheitlich beschreiben können, was wirklich vor sich geht. Das Gleiche gilt auch für die Modelle der Ökonomen oder der Sozial- und Politikwissenschaftler.

Auch wenn wir einer Reihe existenzieller Gefahren ausgesetzt sind, müssen wir viele unserer grundlegenden gesellschaftlichen Konstrukte – einschließlich Politik, Bildung und Kapitalismus – unter die Lupe nehmen: Alles steht heute auf dem Prüfstand oder befindet sich sogar kurz vor dem Kollaps. Radikales Umdenken ist gefragt sowie die Entwicklung neuer Technologien. Wir stehen vor dem Beginn eines Quantenparadigmas, das durch Quantentechnologie unseren Alltag prägen wird. Wir brauchen mehr Stabilität und gleichzeitig mehr Chaos.