LIKE HATE

Ellery Lloyd

LIKE
HATE

#Thriller

Aus dem Englischen von
Susanne Wallbaum

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Über Ellery Lloyd

Ellery Lloyd ist das Pseudonym des Ehepaars und Autorenteams Collette Lyons und Paul Vlitos. Collette ist Journalistin und Herausgeberin, arbeitete bei der Elle und Soho House und schreibt regelmäßig für den Guardian, den Telegraph und die Daily Mail. Paul hat bereits zwei Romane veröffentlicht und lehrt an der University of Surrey Englische Literatur und Creative Writing. Die beiden leben mit ihrer kleinen Tochter in London.

Impressum

Die englische Originalausgabe erschien 2021 unter dem Titel »People Like Her« bei Mantle / Pan Macmillan, London.

 

© 2021 Ellery Lloyd

© 2021 der deutschsprachigen Ausgabe Knaur Verlag

Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Redaktion: Kerstin Kubitz

Covergestaltung: Carola Bambach, Annette Dascher

Coverabbildung: Collage unter Verwendung verschiedener Motive von shutterstock.com

ISBN 978-3-426-45895-2

Für Zu

Prolog

Kann sein, dass ich gerade sterbe.

Jedenfalls habe ich schon länger das Gefühl, dass mein ganzes Leben noch einmal vor meinen Augen abläuft.

Meine früheste Erinnerung: Es ist Winter, irgendwann in den frühen Achtzigern. Ich habe Fäustlinge an und eine unförmige Strickmütze auf und stecke in einer riesigen roten Jacke. Meine Mutter zieht mich auf einem blauen Plastikschlitten durch unseren Garten. Ihr Lächeln ist wie gemeißelt. Ich sehe total verfroren aus. Ich weiß noch genau, wie kalt meine Finger in diesen Fäustlingen waren, dass ich auf dem Schlitten jeden kleinen Buckel und jede Kuhle im Boden gespürt habe und wie der Schnee unter ihren Lederstiefeln geknirscht hat.

Mein erster Schultag. Ich schlenkere einen braunen Lederranzen, an dem außen in einem kleinen Plastikfenster ein Kärtchen mit meinem Namen steckt. Emmeline. Ein dunkelblauer Kniestrumpf ist runtergerutscht und krumpelt sich um den Knöchel zusammen; ich habe Rattenschwänzchen, die nicht genau gleich lang sind.

Polly und ich mit zwölf. Ich übernachte bei ihr. Wir sind schon im Schlafanzug, stehen, mit Heilerde-Maske im Gesicht, vor der Mikrowelle und warten darauf, dass unser Popcorn fertig ist. Wir beide bei ihr in der Diele, etwas älter inzwischen, auf dem Sprung zu der Halloween-Party, bei der ich zu meinem ersten Kuss gekommen bin. Polly war ein Kürbis. Ich war eine sexy Katze. Noch mal wir, wie wir an einem Sommertag in unseren üblichen Jeans und Doc Martens im Schneidersitz auf einem Stoppelfeld hocken. In Spaghettiträgerkleidern und mit Halsband aufgebrezelt für unseren Abschlussball. Erinnerung auf Erinnerung, eine nach der anderen, bis ich irgendwann anfange zu überlegen, ob mir auch nur ein emotional aufgeladener Moment aus meiner Teenie-Zeit einfällt, in dem Polly mit ihrem schiefen Lächeln und ihrem unbeholfenen Posieren nicht vorkommt.

Erst als ich mich das frage, wird mir klar, was für ein trauriger Gedanke das jetzt ist.

Meine frühen Zwanziger sind irgendwie verschwommen. Arbeit. Partys. Kneipen. Picknicks. Urlaube. Und wenn ich ehrlich bin, sind die späten Zwanziger und frühen Dreißiger an den Rändern auch etwas unscharf.

Ein paar Dinge gibt es, die werde ich nie vergessen.

Dan und ich in einem Fotoautomaten, bei unserem dritten oder vierten Date. Ich habe den Arm um seine Schultern. Dan sieht unfassbar gut aus. Ich sehe total verknallt aus. Beide grinsen wir wie verrückt.

Unsere Hochzeit. Wie ich der Freundin mit der Kamera zuzwinkere, während wir unser Gelübde sprechen. Dans ernstes Gesicht, als er mir den Ring aufsteckt.

Unsere Hochzeitsreise, wir beide, glückselig und tief gebräunt, bei Sonnenuntergang in einer Strandbar auf Bali.

Manchmal ist es schwer zu glauben, dass wir jemals so jung waren, so glücklich, so unschuldig.

Coco direkt nach der Geburt, zornig schreiend, bedeckt mit weißlicher Käseschmiere. Unauslöschlich in mein Gedächtnis gegraben. Das erste Blinzeln aus dem zerknautschten kleinen Gesicht. Wie sie sie mir gegeben haben. Das Gewicht unserer Gefühle.

Coco, lachend, mit Konfetti aus einer Piñata überhäuft. Das war, als wir ihren vierten Geburtstag gefeiert haben.

Unser Sohn, Bear, zwei Wochen alt, selbst für den winzigen Strampler zu klein, geborgen in den Armen seiner strahlenden Schwester.

Erst jetzt dämmert mir, dass das, was ich vor Augen habe, keine echten Erinnerungen sind, sondern Erinnerungen an Fotos. Ganze Tage eingedampft auf ein einziges statisches Bild. Ganze Beziehungen. Ganze Lebensabschnitte.

Und trotzdem tauchen sie auf. Diese Fetzen. Diese Schnappschüsse. Einer nach dem anderen nach dem anderen. Schleudern mir schneller und schneller durchs Hirn.

Bear schreiend in seiner Trage.

Glasscherben auf dem Küchenboden.

Meine Tochter eingerollt auf einem Krankenhausbett.

Die Titelseite einer Zeitung.

Das soll aufhören. Irgendwas ist verkehrt. Die ganze Zeit versuche ich aufzuwachen, die Augen aufzumachen, aber ich kann nicht, die Lider sind so schwer.

Nicht so sehr, dass ich vielleicht sterbe, macht mir zu schaffen, sondern der Gedanke, dass ich dann alle diese Menschen nie wieder sehen würde und was ich ihnen alles nicht mehr sagen könnte. Dan – ich liebe dich. Mum – ich verzeihe dir. Polly – ich hoffe, du kannst mir verzeihen. Bear … Coco …

Ich habe das schreckliche Gefühl, dass etwas Schlimmes passiert.

Ich habe das schreckliche Gefühl, dass es allein meine Schuld ist.

Sechs Wochen zuvor

1. Kapitel

Emmy

Ich hatte nie vor, eine Insta-Mum zu werden. Lange wusste ich nicht mal, ob ich überhaupt je eine Mum sein würde. Andererseits – wer von uns kann schon behaupten, sein Leben habe sich so entwickelt, wie er sich das vorgestellt hat?

Zurzeit dreht sich bei mir vielleicht alles um Milchstau und kleine Milchgesichter, und ich bin Profi darin, zwei süßen Nervensägen den Po abzuwischen, aber spult mal fünf Jahre zurück, dann wäre ich eine von der Sorte, die ihr Fashionista nennt. Ignoriert das nervöse Zucken um meine müden Augen und stellt euch statt des krisseligen rosarötlichen Mama-Buns was schick Geföhntes vor. Ersetzt den eilig draufgemalten MAC-Lippenstift durch cleveres Contouring, Liquid Eyeliner und Statement-Ohrringe – solche, wie sie jetzt meine Dreijährige liebt, wenn sie sich spontan verkleidet. Und dann steckt das Ganze in Skinny Jeans und eine Equipment-Seidenbluse.

Als Moderedakteurin hatte ich den Job, von dem ich seit meiner Zeit als babyspeckbeladener Teenie mit fettigem Haar und Überbiss geträumt hatte, und ich war supersuperglücklich damit. Es war genau das, was ich immer gewollt hatte, das würde meine Freundin Polly bestätigen – Polly, die Süße, die so viel mitgemacht hat. Ich kann froh sein, dass sie überhaupt noch mit mir redet nach den endlosen Stunden, in denen ich sie gezwungen habe, bei meinen Pseudo-Shootings die Fotografin zu geben oder neben mir in Mamas High Heels über Gartenweg-Catwalks zu stolzieren, nach den unzähligen Nachmittagen, an denen wir aus vergilbten Daily-Mail-Überresten eigene Zeitschriften zusammengebastelt haben (natürlich war ich die Chefredakteurin).

Wie bin ich also von da nach hier geraten? Immer wieder kommt es vor, dass ich mir – beim Aufwischen von Baby-Pipi oder Anrühren des tausendsten Breichens – genau diese Frage stelle. Und ich hab das Gefühl, das ist von jetzt auf gleich passiert. Eben noch saß ich, in Fendi gehüllt, bei der Mailänder Fashion Week in der ersten Reihe, und plötzlich versuche ich in Jogginghose ein Krabbelkind daran zu hindern, bei Sainsbury’s das Müsliregal umzuräumen.

Wenn ich ehrlich sein soll, war diese Wandlung von der Modeexpertin zum Muttertier einfach ein glücklicher Zufall. Das allgemeine Interesse an Hochglanzmagazinen voller schöner Menschen ließ immer mehr nach, und so wurde die Karriereleiter, kaum dass ich angefangen hatte, sie zu erklimmen, durch schrumpfende Budgets und sinkende Auflage unter mir weggekickt. Zu allem Überfluss habe ich dann auch noch festgestellt, dass ich schwanger war.

Blödes Internet, dachte ich, du schuldest mir eine Karriere. Und es wird eine sein müssen, die ich um ein Leben mit Baby herumbauen kann.

So habe ich angefangen, zu bloggen und zu vloggen – nannte mich Barefoot, weil es zu meinen Stilettos noch eine Beilage aus Seelenstriptease gab. Und wisst ihr was? Obwohl es ein bisschen gedauert hat, bis ich richtig in Gang gekommen bin, hat mir diese Echtzeit-Verbindung mit gleichgesinnten Ladys tatsächlich einen Kick gegeben.

Spult vor zu den berüchtigten ersten Monaten nach der Geburt, diesen 937 Stunden, die ich auf dem Sofa festgenagelt war, an der Brust meine süße Coco, in der Hand das iPhone, meine einzige Verbindung zur Außenwelt; in der Zeit war die Community der Frauen, die ich im Internet kennengelernt hatte, schlichtweg mein Rettungsring. Und wenn Bloggen und Vloggen meine ersten Online-Lieben waren, dann war es Instagram, das mich daran gehindert hat, allzu tief im postnatalen Sumpf zu versinken. Immer wenn ich den Kommentar einer anderen Mutter sah, die das Gleiche durchmachte wie ich, hat sich das ein bisschen angefühlt wie ein kleiner, aufmunternder Knuff gegen den Arm. Hier hatte ich meine Truppe gefunden.

So sind die Louboutin-High-Heels allmählich dem kleinen Menschen gewichen. Aus Barefoot wurde Mamabär, weil ich eine Mama bin, die lächelt und stark ist und ein dickes Fell hat. Und glaubt mir, seit vor fünf Wochen Bear dazugekommen ist, mein zweites kleines Windelpaket, hat diese Reise noch mal richtig an Fahrt gewonnen. Ob es um eine Stilleinlage geht, die ich mir schnell aus einer Happy-Meal-Serviette zurechtgefaltet habe, oder um einen flinken Gin aus der Dose, von mir kriegt ihr immer die ungeschminkte Wahrheit – auch wenn mal ein paar Chips-Krümel drauf sind.

Die Hater behaupten gern, auf Instagram würde immer nur das perfekte Leben gezeigt, aufpoliert und gefiltert, gepostet in diesen kleinen Quadraten, aber wer mit einem Alltag voller Karotten- und Grießbreischmierkram hat für diesen Unsinn schon Zeit? Und wenn es heftig wird, sowohl on- als auch offline, wenn’s drunter und drüber geht und jemand auf der Leitung steht, wenn Essen durch die Gegend fliegt und ich denke, mir wird alles zu viel – dann rufe ich mir in Erinnerung, dass es meine Familie ist, für die ich das alles tue. Und natürlich die unglaubliche Community von Social-Media-Mamas, die mir immer den Rücken stärkt, egal wie viele Tage am Stück ich schon denselben Still-BH trage.

Ihr seid der Grund, warum ich #greydays gestartet habe, eine Kampagne, in der wir unsere wahren Geschichten vom Muttersein online teilen und Real-Life-Treffen organisieren, um uns darüber auszutauschen, wie wir mit den dunklen Momenten des Mutterseins klarkommen. Nicht zuletzt spenden wir einen Teil dessen, was wir beim Verkauf von #greydays-Merchandising-Artikeln einnehmen, dafür, einen breiteren Diskurs über die seelische Gesundheit von Müttern zu ermöglichen.

Wenn ich beschreiben sollte, was ich jetzt mache, und sagen würde: Mama auf allen Kanälen, würdet ihr mich dann hassen? Auf jeden Fall ist es eine Jobbeschreibung, die die arme alte Joyce nebenan verwirrend findet. Was unser Papabär macht, versteht sie – er schreibt Bücher. Aber ich? Influencer ist so ein blödes Wort, oder? Cheerleader? Mutmacherin? Anschubserin? Wer weiß? Und, ehrlich, wen interessiert’s? Ich erzähle einfach von dem, was ich mache, teile mein Familienleben, ganz ohne Filter, und stoße damit hoffentlich einen echteren Austausch über das Elternsein an.

Diese Marke gründet auf Ehrlichkeit. Ich werde immer sagen, wie es ist.

Dan

Bullshit.

Bullshit, Bullshit, Bullshit, Bullshit, Bullshit.

Inzwischen habe ich Emmy diesen kleinen Vortrag so oft halten hören, dass ich normalerweise nicht mal mehr mitkriege, was für ein Mischmasch aus Erfindungen und Auslassungen und Verfälschungen und Halbwahrheiten er ist. Was für eine glatt gerührte Mixtur aus Sachen, die passiert sein könnten (aber nicht sind), Sachen, die passiert sind (aber nicht so), und Ereignissen, die sie und ich komplett unterschiedlich in Erinnerung haben (vorsichtig ausgedrückt). Aus irgendeinem Grund ist es heute Abend anders. Aus irgendeinem Grund versuche ich heute plötzlich, während sie redet, während sie einem ganzen Saal voller Leute ihre Geschichte erzählt – eine Geschichte, die zu einem beträchtlichen Teil unsere Geschichte ist –, mitzuzählen, wie viel von dem, was sie sagt, überzogen ist oder verzerrt oder komplett überdreht.

Nach drei Minuten gebe ich auf.

Eins sollte ich vermutlich klarstellen. Ich sage nicht, dass meine Frau eine Lügnerin ist.

Der amerikanische Philosoph Harry G. Frankfurt unterscheidet ganz klar zwischen Lügen und Bullshit und ist damit berühmt geworden. Lügen, sagt er, sind Unwahrheiten, die absichtlich konstruiert werden, um zu betrügen. Bullshit dagegen entsteht, wenn es jemanden im Grunde gar nicht interessiert, ob das, was er redet, wahr ist oder falsch. Beispiel: Meine Frau hat nie aus einer Happy-Meal-Serviette eine Stilleinlage gefaltet. Ich bezweifle, dass sie jemals auch nur in die Nähe eines Happy Meals gekommen ist. Bei uns nebenan wohnt keine Joyce. Emmy war, glaubt man den Fotos im Haus ihrer Mutter, ein schlanker, sehr attraktiver Teenager.

Vielleicht kommt in jeder Ehe der Zeitpunkt, an dem man anfängt, die Anekdoten, die der andere in der Öffentlichkeit erzählt, einem Faktencheck zu unterziehen.

Vielleicht bin ich heute Abend ein bisschen komisch drauf.

Meine Frau ist sehr gut in dem, was sie tut, das steht außer Frage. Toll sogar. Selbst jetzt noch, nachdem ich sie so oft habe aufstehen und ihr Ding durchziehen sehen – bei Events wie diesem landauf und landab, in Gemeindesälen, Buchhandlungen, Coffeeshops und Co-Working-Spaces von Wakefield bis Westfield –, selbst mit meinem Wissen darüber, in welchem Verhältnis das, was sie erzählt, und Sachen, die tatsächlich irgendwann mal passiert sind, zueinander stehen, würde ich niemals leugnen, dass sie die Gabe hat, sich mit Leuten zu verbinden. Verständnisinnige Lacher zu ernten. Als sie zu der Sache mit dem Gin aus der Dose kommt, brüllt in der hintersten Reihe eine Frau vor Lachen. Sie ist eine sehr nahbare Person, meine Frau. Die Leute mögen sie.

Ihre Agentin wird froh sein, dass sie auch greydays erwähnt. Entschuldigung. Hashtag greydays. Als wir vorhin reingekommen sind, ist mir aufgefallen, dass mindestens drei Leute das Sweatshirt tragen, das blaue mit #greydays und dem Mamabär-Logo hinten drauf und vorn dem Schriftzug »Lächeln und dickes Fell«. Das Mamabär-Logo ist übrigens eine Zeichnung von einem Babykopf zwischen zwei Brüsten. Ich war für das andere Motiv, eine Teddybärenmama mit Kleinem. Ich wurde überstimmt. Das ist einer der Gründe, weswegen ich mich immer gesträubt habe, wenn Emmy meinte, ich solle, wenn ich zu einem Event wie diesem mitkäme, auch so ein Teil tragen; weswegen meins dann zufälligerweise immer zu Hause liegen geblieben ist – in einer anderen Tasche zum Beispiel oder im Trockner oder auf der Treppe, wo ich es extra bereitgelegt hatte, damit ich es diesmal nicht vergesse. Irgendwann ist einfach die Grenze erreicht. Unweigerlich würde irgendein Fan, irgendeine Followerin, fragen, ob sie ein Foto von uns beiden machen kann, und das dann sofort auf ihrem Instagram-Feed posten, und ich habe null Interesse daran, bis in alle Ewigkeit in einem Pulli mit Brüsten drauf online zu stehen.

Ich gebe mich gern dem Glauben hin, dass ich noch eine gewisse Würde besitze.

Immerhin bin ich hier, an diesem Abend wie an allen anderen, und biete meine volle Unterstützung. Ich bin es, der kistenweise Mama-Merch vom Auto nach drinnen schleppt und beim Auspacken hilft und versucht, zumindest nicht sichtbar zusammenzuzucken, wenn jemand Ausdrücke wie Mama-Merch gebraucht. Ich bin da und mache mich nützlich, indem ich zu Beginn des Abends Sekt einschenke und die Cupcakes herumreiche, und ich bin derjenige, der einschreitet und Emmy rettet, wenn sie zu lange in einem Gespräch festhängt oder an jemanden geraten ist, der oder die am Ende doch zu offensichtlich einen Schatten hat. Für den Fall, dass der Kleine anfängt zu schreien, halte ich mich bereit, auf die Bühne zu gehen, ihn Emmy abzunehmen und mich um ihn zu kümmern – auch wenn er bislang großartig war an diesem Abend, der kleine Bear, unser Baby, fünf Wochen alt, wie er da still vor sich hin saugt, sich in keiner Weise seiner Umgebung bewusst ist oder der Tatsache, dass er sich auf einer Bühne befindet, oder überhaupt irgendeiner Tatsache außer der Brust vor seiner Nase. Gelegentlich zeigt Emmy während des Frage-Antwort-Teils am Ende des Abends, wenn jemand wissen will, wie ein zweites Kind sich auf die Familiendynamik auswirkt und wie wir uns das Prickeln in unserer Ehe erhalten, lachend auf mich, der ich im Publikum sitze, und lädt mich ein, sie bei der Beantwortung dieser Frage zu unterstützen. Wird Emmy zur Online-Sicherheit befragt, verweist sie ebenfalls oft auf mich und bittet mich, die drei goldenen Regeln zu erläutern, an die wir uns halten, wann immer wir Bilder von unseren Kindern posten. Erstens: Wir zeigen nie etwas, das verraten könnte, wo wir wohnen. Zweitens: Wir zeigen unsere Kinder nie beim Baden oder nackig oder auf dem Topf, und wir zeigen Coco grundsätzlich nicht im Badeanzug oder in sonst einem Outfit, das von Erwachsenen als sexy gedeutet werden könnte. Drittens: Wir beobachten genau, wer dem Account folgt, und blocken alle, bei denen wir unsicher sind. Das sind die Empfehlungen der Experten, mit denen wir uns zu Anfang beraten haben.

Ich habe bei all dem nach wie vor meine Zweifel.

Die Version der Ereignisse, die Emmy ständig erzählt, dass sie den Blog übers Muttersein gestartet hat, weil sie die Fühler ausstrecken und herausfinden wollte, ob es anderen genau so geht wie ihr? Kompletter Bullshit, fürchte ich. Wer wirklich glaubt, meine Frau sei da zufällig reingeraten, zeigt nur, dass er meiner Frau nie begegnet ist. Manchmal frage ich mich, ob Emmy überhaupt je etwas zufällig tut. Ich erinnere mich genau an den Tag, an dem sie das erste Mal davon anfing, von der Sache mit dem Blog. Ich wusste, dass sie mit jemandem zum Mittagessen verabredet war, aber erst danach hat sie mir erzählt, dass es sich bei der Person, mit der sie sich getroffen hatte, um eine Agentin handelte. Emmy war im dritten Monat schwanger. Erst wenige Wochen davor hatten wir Mum eingeweiht. Eine Agentin?, sagte ich. Garantiert war mir bis dahin nie in den Sinn gekommen, dass Online-Leute Agenten haben könnten. Vielleicht hätte es das mal tun sollen. Normalerweise, früher, als sie noch bei Zeitschriften gearbeitet hat, ist Emmy nach Hause gekommen und hat mir erzählt, welche Unsummen sie irgendeiner blöden Influencerin dafür zahlen, dass sie hundert Wörter hinrotzt und für ein Foto posiert oder bei einem Event auftritt oder auf ihrem Blog was plappert. Meistens hat sie mir gezeigt, was sie dann bekommen haben. Die Art von Prosa, bei der man sich fragt, ob man jetzt selbst einen Schlaganfall hatte oder die Person, die das geschrieben hat. Kurze Sätze. Metaphern ohne Sinn. Ein Übermaß an zufälligen, absurd kleinen Details, die dem Ganzen einen Hauch Authentizität verleihen sollen. Lächerlich genaue Zahlen (482 Tassen kalter Tee, 2342 Stunden Schlafentzug, 27 verlegte Babysocken), reingequetscht mit demselben Ziel. Wörter, die einfach nicht das Wort sind, nach dem sie gesucht haben. Du müsstest das Zeug schreiben, hat sie öfter aus Spaß gesagt, ich weiß gar nicht, wieso du dir die Mühe machst, Romane zu schreiben. Darüber haben wir gelacht. Als sie an jenem Tag von dem Essen kam und mir erzählte, mit wem sie geredet hatte, habe ich das auch noch für einen Scherz gehalten. Ich habe lange gebraucht, um zu kapieren, worauf sie hinauswollte. Erst dachte ich, es ginge darum, irgendwann kostenlos an Schuhe zu kommen. Ich ahnte nicht, dass Emmy bereits den Domain-Namen bezahlt und sowohl die Barefoot- als auch die Instagram-Mamabär-Identifikatoren eingesackt hatte, bevor sie auch nur einen Satz über Stilettos formulierte. Es hat mich nicht gewundert, dass sie es innerhalb von drei Jahren zu Millionen Followern gebracht hat.

Der erste Rat, den die Agentin ihr gegeben hat, war der, das Ganze müsse natürlich wirken, so als sei sie durch puren Zufall in die Sache hineingerutscht. Ich glaube, wir ahnten beide nicht, wie gut Emmy darin sein würde.

Insofern als er darauf basiert, die Bedeutung der Wahrheit und unsere moralische Verpflichtung ihr gegenüber komplett zu negieren, ist Bullshit nach Harry G. Frankfurt im Grunde noch zersetzender, eine noch zerstörerischere soziale Kraft als die gute alte Lüge. Harry G. Frankfurt hat auf Instagram deutlich weniger Follower als meine Frau.

»Diese Marke gründet auf Ehrlichkeit«, verkündet Emmy, wie immer am Ende eines solchen Abends. »Ich werde immer sagen, wie es ist.«

Sie wartet, bis der Applaus abklingt. Sieht das Glas Wasser neben ihrem Sessel und trinkt einen Schluck.

»Gibt’s Fragen?«

Ich habe eine Frage.

War das der Abend, an dem ich entschieden habe, wie ich dich verletzen würde?

Ich glaube, ja.

Natürlich hatte ich schon viele Male darüber nachgedacht. Das hätte an meiner Stelle wohl jeder getan. Aber es waren wirklich immer nur so kleine Fantasien. Fernsehzeug. Total unrealistisch, nicht zu gebrauchen.

Schon seltsam, wie das menschliche Hirn funktioniert.

Irgendwie dachte ich, dich zu sehen würde mir helfen. Helfen, dich weniger zu hassen. Helfen, die Wut loszulassen.

Es hat kein bisschen geholfen.

Ich habe nie zu Gewalt geneigt. Ich bin von Natur aus nie wütend. Latscht mir in einer Schlange jemand auf den Fuß, bin normalerweise ich diejenige, die sich entschuldigt.

Alles, was ich wollte, war, dir eine Frage stellen. Nur eine. Deshalb war ich da. Am Ende habe ich die Hand gehoben. Ewig lange. Du hast mich gesehen. Statt meiner hast du dir die Frage von der Frau vor mir angehört, von der, der du ein Kompliment zu ihrer Frisur gemacht hast. Du hast die Frage von der Frau rechts neben mir aufgegriffen; du kanntest sie mit Namen, und ihre »Frage« erwies sich als eine belanglose Geschichte aus ihrem eigenen Leben.

Dann hieß es, die Zeit für Fragen und Antworten sei abgelaufen.

Ich habe versucht, anschließend an dich heranzukommen, um mit dir zu sprechen, aber das haben die anderen auch alle versucht. Also stand ich herum, mit diesem Glas lauwarmem Weißwein, das ich schon den ganzen Abend in der Hand hielt, und habe versucht, deine Aufmerksamkeit zu ergattern – hat nicht geklappt.

Für dich gab es keinen Grund, mich zu erkennen, natürlich nicht. Aus welchem Grund hätte mein Gesicht aus der Menge herausstechen sollen? Selbst wenn wir geredet hätten, selbst wenn ich mich vorgestellt hätte – es gibt keinen Grund, warum dir zu meinem Namen, oder ihrem, irgendetwas hätte einfallen sollen.

Und da, als ich gesehen habe, wie du dein Leben als was völlig Normales hinstellst, wie all diese Leute sich um dich gedrängt haben, wie du gelächelt hast und glücklich warst, da wusste ich es. Da wusste ich, dass ich mir etwas vorgemacht hatte. Dass ich nicht weitergekommen war, nicht abgeschlossen hatte, mit gar nichts. Dass ich dir nicht verziehen hatte und nie werde verzeihen können.

Das war der Moment, in dem ich wusste, was ich tun würde.

Ich musste mir nur noch überlegen, wie und wann.

2. Kapitel

Dan

Ich bekomme häufig zu hören, ich als Schriftsteller hätte es doch gut, ich sei so viel zu Hause und hätte dadurch viel von Emmy und den Kindern. Das zeigt vermutlich, wie die meisten Leute sich den Arbeitsalltag eines Schriftstellers vorstellen.

Sechs Uhr, das war die Zeit, um die ich immer aufgestanden bin. Sechs Uhr fünfzehn saß ich mit einem Pott Kaffee und meinem Laptop am Küchentisch und bin die letzten ein, zwei Absätze von dem, was ich am Vortag geschrieben hatte, noch mal durchgegangen. Bis halb acht, das war mein Ziel, wollte ich mindestens fünfhundert Wörter geschrieben haben. Halb neun war ich reif für den zweiten Kaffee. Um die Mittagszeit hatte ich meine für den Tag geplante Anzahl von Wörtern idealerweise fast geschafft, was hieß, dass ich den Nachmittag nutzen konnte, um den Plot für den nächsten Abschnitt weiterzuspinnen, Mails zu beantworten und den Honoraren für kleine literarisch-journalistische Stücke nachzujagen, die ich mir an den Wochenenden oder abends bei einem Glas Wein abgerungen hatte.

Damals.

Heute bin ich ein paar Minuten nach sechs im Dunkeln die Treppe hinuntergeschlichen in der Hoffnung, niemanden zu wecken und ein bisschen was zu schaffen, bevor meine Hausgenossen aufwachten (und zu etwa sechsundsechzig Prozent sofort weinten oder schrien und irgendetwas verlangten). Auf der untersten Stufe bin ich über so was wie ein sprechendes Einhorn gestolpert, das quer über den Boden schlitterte und anfing, ein Lied über Regenbögen zu singen. Ich hielt die Luft an und blieb, die Ohren gespitzt, einen Moment im Dunkeln stehen. Lange musste ich nicht warten. Für ein so kleines Geschöpf hat er eine beachtliche Lungenkapazität, mein Sohn.

»Tut mir leid«, sagte ich zu Emmy, als sie ihn mir rüberreichte.

»Vielleicht guckst du mal in die Windel«, gab sie zurück.

Als ich an Cocos Zimmer vorbeikam, fragte eine schläfrige kleine Stimme durch die Tür, wie spät es sei. »Zeit, noch mal einzuschlafen«, sagte ich.

Bear dagegen war wach, und zwar richtig. Ich nahm ihn mit nach unten, in die Küche, wickelte ihn und zog ihm frische Sachen an, legte die alten oben auf die Waschmaschine, die, wie ich sah, demnächst ausgeräumt werden musste, und setzte mich mit ihm auf das Sofa in der Ecke neben dem Kühlschrank. Die nächste halbe Stunde verging damit, dass er schrie, während ich ihn auf dem Knie schaukelte und dazu zu bewegen suchte, dass er aus dem Fläschchen trank. Dann ließ ich ihn sein Bäuerchen machen, nahm ihn in die Trage und ging die nächste halbe Stunde mit ihm im Garten auf und ab, während er ein bisschen weiterschrie. Dann war es sieben, Zeit, ihn wieder zu Emmy zu bringen, Coco zu wecken und ihr Frühstück zu machen.

»Mein Gott, war das schon eine Stunde?«, fragte Emmy.

Auf die Minute.

Zwei Kinder zu haben kostet weiß Gott einen Haufen Energie. Ich weiß nicht, wie Leute, deren Kinder nicht so gut schlafen wie unsere, das schaffen. Wir, Emmy und ich, haben riesiges Glück, insofern, als Coco schon früh, mit drei oder vier Monaten, angefangen hat, solide zwölf Stunden durchzuschlafen. Komatös. Wenn wir sie in der Kinderwagentragetasche mit zu einer Party genommen haben, konnten wir sie ins Nebenzimmer stellen, und sie hat den ganzen Abend geschnorchelt – und wie es aussieht, wird es bei Bear genauso sein. Nicht, dass man auf Emmys Instagram-Feed, wo die ganze Zeit vom Zucken um die müden Augen, dicken Tränensäcken und angefressenen Nerven die Rede ist, darüber etwas erfahren würde, natürlich nicht. In Anbetracht dessen, wie Marken funktionieren, war von Anfang an klar, dass »Die Mama, deren Baby super schläft« überhaupt nicht gehen würde. Da gäbe es keinen Content. Und um ehrlich zu sein, machen wir auch gegenüber anderen Leuten mit Kleinkindern keine großes Trara darum.

Kurz nach acht, 8.07 Uhr, um genau zu sein, bin ich – nachdem ich Bear zu seinem ersten Nickerchen hingelegt habe und während ich Coco und Emmy oben das heutige Outfit meiner Tochter besprechen höre, nach zwei Stunden veritablem väterlichen Einsatz – so weit, dass ich den Kaffee, den ich mir vor anderthalb Stunden gemacht habe, in der Mikrowelle aufwärmen, den Laptop hochfahren und versuchen kann, mich in einen Geisteszustand zu versetzen, der es mir erlaubt, das kreative Tagewerk in Angriff zu nehmen.

Um Viertel vor neun habe ich das gestern Geschriebene noch einmal gelesen und überarbeitet und fühle mich dafür gerüstet, ein paar neue Worte zu Papier zu bringen.

Um halb zehn klingelt es an der Tür.

»Soll ich hingehen?«, rufe ich nach oben.

Ganze sechsundzwanzig neue Wörter habe ich in der vergangenen Dreiviertelstunde hingeschrieben, und gerade streite ich mit mir selbst darüber, ob ich vierundzwanzig davon wieder löschen soll.

Es passt mir nicht, unterbrochen zu werden.

»Ich gehe, ja?«

Von oben keine Antwort.

Es klingelt erneut.

Ich seufze der leeren Küche etwas vor und schiebe meinen Stuhl zurück.

Sie liegt im Erdgeschoss nach hinten raus, unsere Küche. Als ich das Haus 2008 mit etwas Geld, das nach dem Tod meines Vaters zu mir kam, gekauft habe, bin ich mit ein paar Freunden eingezogen, und außer zum Wäsche-Aufhängen haben wir diesen Raum kaum genutzt. Ausgestattet war er mit einem abgewetzten Sofa, einer Wanduhr, die nicht ging, klebrigem Linoleumboden und der Waschmaschine, die bei jedem Waschgang leckte. Aus dem Fenster nach hinten raus schaute man auf eine kleine, mit Kunststoff-Wellplatten überdachte Betonfläche. Eins der ersten Dinge, die Emmy anregte, als sie einzog, war, dass wir uns von all dem verabschiedeten und den Raum zum Garten hin vergrößerten, um ihn in einen schönen Wohn-Koch-Ess-Bereich verwandeln zu können. Und genau das haben wir getan.

Wir wohnen im Endhaus einer Reihe genau gleicher georgianischer Häuser, ungefähr achthundert Meter vom U-Bahnhof, gegenüber von einem gentrifizierten Pub. Als ich anfing, mich für die Gegend zu interessieren, wurde sie mir damit angepriesen, sie sei im Kommen. Inzwischen ist sie mehr als angekommen. Früher war regelmäßig freitagabends zum Zapfenstreich vor der Kneipe gegenüber Stress; Prügeleien, Rangeleien auf Motorhauben, zerrissene Klamotten, berstende Biergläser. Jetzt kriegt man zum Brunchen am Wochenende, wenn man nicht reserviert hat, keinen Tisch, und auf der Speisekarte stehen geschmorte Fischbäckchen, Linsen und Chorizo.

Ein Grund, weshalb ich versuche, so viel wie möglich am Vormittag zu schreiben, ist, dass ab mittags die Türklingel praktisch nicht mehr stillsteht. Sobald Emmy auf Instagram etwas postet wie: »Coco hat beschlossen, dass sie ihren Multivitaminsaft nicht mag – welchen anderen könnten wir mal probieren?«, oder: »Kennt eine von euch ein Serum, das mir wirklich helfen könnte, diese Tränensäcke loszuwerden?«, oder womöglich: »Unser Mixer ist kaputtgegangen – welchen empfehlt ihr anderen Mamas?«, kriegt sie augenblicklich eine ganze Flut von Nachrichten von PR-Abteilungen, die anfragen, ob sie etwas vorbeischicken können. Und genau aus dem Grund tut sie es ja, natürlich – das geht schneller und ist billiger, als etwas bei Ocado zu bestellen. Diese Woche hat Emmy immer wieder wegen ihrer Haare gestöhnt, und die ganze Woche schon schicken Firmen hübsche Schachteln mit Schleifen drum und Seidenpapier drin, mit kostenlosen Glätteisen, kostenlosen Styling-Produkten, kostenlosen Shampoos und Conditionern.

Ich will nicht undankbar klingen, aber ich bin ziemlich sicher, dass Tolstoi, als er an Krieg und Frieden schrieb, nicht alle fünf Minuten aufstehen und ein Paket in Empfang nehmen musste.

Auf dem Weg zur Haustür kommt man am Fuß der Treppe nach oben (drei Schlafzimmer, ein Bad) und am Wohnzimmer vorbei, das Sofa, Fernseher und Spielsachen beherbergt. Als ich mich an einem Kinderwagen, einem Sportwagen, einem Laufrad, einem Micro Scooter und der total überladenen Garderobe vorbeiquetsche, trete ich zum zweiten Mal auf dieses Einhorn und fluche. Kaum zu glauben, dass gestern die Putzfrau da war. Überall Lego-Teile. Überall Schuhe. Fünf Minuten schaue ich nicht hin, und schon herrscht das blanke Chaos.

Cyril Connolly, Romancier und Homme de Lettres, hat einst etwas bissig notiert, der Kinderwagen im Flur sei der Feind der Kunst. In unserem Haus ist der Kinderwagen im Flur auch der Feind der Möglichkeit, diesen blöden Flur überhaupt zu passieren. Ich schiebe mich an dem Ding vorbei, checke im Spiegel meine Frisur und öffne die Tür.

Davor stehen zwei Leute, ein Mann und eine Frau. Die Frau ist eher jung, Ende zwanzig vielleicht, nicht unattraktiv, kommt mir vage bekannt vor, aschblondes Haar, zu einem lässigen Pferdeschwanz gebunden. Sie trägt eine Jeansjacke, und wie es aussieht, wollte sie gerade das vierte Mal klingeln. Der Mann ist geringfügig älter, irgendwas über dreißig, spärlicher Haarwuchs, aber Bart. Zu ihren Füßen steht eine riesige Tasche. Außerdem trägt der Mann eine weitere Tasche über der Schulter und eine Kamera vor dem Bauch.

»Sie müssen Papabär sein«, sagt die Frau mit dem Pferdeschwanz. »Ich bin Jess Watts.«

Auch der Name kommt mir bekannt vor, aber erst als wir einander die Hand geben, geht mir auf, woher.

Mein Gott.

Die Sunday Times.

Es sind einfach die Journalistin und der Fotograf von der Sunday Times, die mit Emmy und mir ein Interview und ein paar Bilder machen wollen.

Jess Watts fragt, ob ich ihnen vielleicht kurz mit den Taschen helfen könne. »Auf keinen Fall«, sage ich. Dann hebe ich unter leisem Ächzen die große Tasche an und winke die beiden herein.

»Kommen Sie, kommen Sie rein.«

Während ich mich dafür entschuldige, dass wir uns nun alle an Kinderwagen, Sportwagen und dem anderen Zeug vorbeiquetschen müssen, lotse ich sie ins Wohnzimmer. Und hier sieht es noch schlimmer aus. Irgendjemand muss die restlichen Zeitungen vom Wochenende zerrissen und über den gesamten Raum verteilt haben. Die Fernbedienungen liegen auf dem Boden. Überall kullern Buntstifte herum. Als ich mich umdrehe, um dem Fotografen zu sagen, wo er seine Tasche abstellen kann, sehe ich Jess etwas in ein kleines Heft kritzeln.

Gerade will ich sagen, dass ich dachte, sie würden am Mittwoch kommen – das steht jedenfalls auf dem Memo-Zettel am Kühlschrank; der Tag, über den Emmy und ich, soweit ich mich erinnere, noch gestritten haben –, da dämmert mir, dass heute Mittwoch ist. Unfassbar, wie leicht man mit einem Neugeborenen im Haus den Überblick über die Wochentage verliert. An Sonntag kann ich mich erinnern. An Montag kann ich mich erinnern. Was zum Henker war am Dienstag los? Mein Hirn ist leer. Und ich fürchte, mein Gesichtsausdruck, als ich die Tür aufgemacht habe, war auch eher leer.

»Kann ich Ihnen einen Tee anbieten?«, frage ich. »Einen Kaffee?«

Sie ordern einen Kaffee mit Milch und zwei Würfeln Zucker und, falls wir haben, einen Kräutertee mit etwas Honig.

»Emmy!«, rufe ich nach oben.

Ich finde wirklich, meine Frau hätte mich daran erinnern können, dass heute der Tag mit der Sunday Times ist. Es einfach mal erwähnen. Als ich gestern Abend ins Bett gekommen bin vielleicht oder als ich ihr heute Morgen den Kleinen gebracht habe. Ich habe mich seit zwei Tagen nicht rasiert. Mir nicht die Haare gewaschen. Eine meiner Socken ist auf links gedreht. Ich hätte doch Zeit gehabt, ein paar interessante Bücher beiläufig im Raum zu verteilen, als Gegengewicht zu einer zerknitterten Evening-Standard-Ausgabe von vorgestern. Es ist nicht leicht, als ernst zu nehmender Mensch rüberzukommen, wenn man in einem alten Jeanshemd dasteht, an dem zwei Knöpfe fehlen und auf dessen Kragen Haferbrei klebt.

Die Sunday Times. Eine Fünf-Seiten-Strecke. Bei den Insta-Eltern zu Hause. Ich nehme mir vor, meiner Agentin in einer Mail von dem Artikel zu berichten und ihr mitzuteilen, wann er erscheint. Keine Werbung, heißt es immer. Wenn ich ehrlich bin, sollte ich ihr sowieso mal schreiben, einfach um sie daran zu erinnern, dass es mich noch gibt.

Der Mann mit der Kamera und die Interviewerin debattieren darüber, was zuerst gemacht werden soll, die Fotos oder das Interview. Er geht im Zimmer umher, prüft die Lichtverhältnisse, schaut nachdenklich drein.

»Meistens fotografieren die Leute auf dieser Seite des Hauses«, melde ich mich helfend zu Wort und zeige in Richtung Wintergarten. »Auf dem Sessel da, mit dem Garten im Hintergrund.« Nicht, dass ich bei diesen Shootings eine Rolle spiele, normalerweise natürlich nicht. Manchmal, hin und wieder, hampele ich außerhalb der Kameraperspektive herum, schneide für Coco Grimassen, sehe zu. Häufiger ziehe ich mich bei Invasionen wie dieser mit meinem Laptop in das Studio hinten im Garten zurück. Ich nenne es Studio. Es ist eher ein Schuppen. Aber es verfügt über eine Glühbirne und einen Heizofen.

Die Frau hat ein Hochzeitsfoto von uns vom Regal geholt – Emmy und ich und dazu ihre Freundin aus Kindertagen und Trauzeugin, Polly. Arme alte Polly; man sieht sofort, dass sie das Kleid nicht ausstehen konnte. Emmy hat unsere Hochzeit zum Anlass genommen, ihrer besten Freundin – einer durchaus hübschen Frau, die sich allerdings ein bisschen kleidete wie meine Mutter – ein Styling zu verpassen, wie diese es immer freundlich, aber bestimmt abgelehnt hatte. Das sei ein Akt der sozialen Fürsorge ihrer Single-Freundin gegenüber, meinte Emmy, ging die Gästeliste durch und fragte mich, ob ich irgendwen ohne Freundin, Frau oder Partner eingeladen hätte. Ich für mein Teil fand, dass das Kleid Polly hervorragend stand, aber jedes Mal wenn die Kamera woandershin gerichtet war oder Emmy nicht hinsah, bekam ich mit, wie sie sich eine dicke Strickjacke über die nackten Schultern und Arme zog oder einen der High Heels abstreifte und sich den Ballen rieb. Hoch anzurechnen ist ihr jedoch, dass sie, so unwohl sie sich auch gefühlt haben mag, den ganzen Tag gelächelt hat. Selbst als der verfügbare Freund, den wir beim Abendessen neben sie gesetzt hatten, ununterbrochen mit der Frau auf seiner anderen Seite redete.

»Ich habe gehört, Sie schreiben Romane, Dan«, sagt die Frau von der Sunday Times mit einem leichten Lächeln und stellt das Foto zurück. Sie sagt es im Ton von jemandem, der nicht mal so zu tun gedenkt, als sei ihm mein Name bekannt oder als habe er irgendwann mal etwas von mir gelesen.

Ich lache halbwegs, sage so was wie: »Sieht wohl so aus, ja«, und zeige auf die Hardcover- und die Taschenbuchausgabe meines Buches, die nebeneinander im Regal stehen, sowie auf den Rücken der ungarischen Ausgabe gleich daneben. Sie zieht das Hardcover ein Stück heraus, sieht sich kurz den Umschlag an und lässt das Buch mit einem leisen Ploppen zurückkippen.

»Mhm«, macht sie. »Wann ist es erschienen?«

Ich sage, vor sieben Jahren, und als ich die Zahl ausspreche, wird mir bewusst, dass es inzwischen acht sind. Acht Jahre. Kaum zu glauben. Es war ein regelrechter Schock, als Emmy meinte, ich solle allmählich aufhören, das Foto vom Schutzumschlag als mein Facebook-Profilbild zu benutzen. »Es ist ein schönes Foto«, beteuerte sie. »Du siehst nur nicht so aus.« Unausgesprochen hing nicht mehr in der Luft.

Der Fotograf fragt, worum es in dem Buch gehe – die Frage, die alle Autoren hassen, ist sie doch so etwas wie der Todesstoß. Es gab eine Zeit, da hätte ich wahrscheinlich geantwortet, wenn ich das, worum es geht, auf einen oder zwei Sätze eindampfen könnte, hätte ich das Ding nicht zu schreiben brauchen. Wäre ich in einer anderen Stimmung gewesen, hätte ich vielleicht gesagt, es gehe um zweihundertfünfzig Seiten für 7,99 Pfund. So blöd bin ich nicht mehr, hoffe ich. Ich erkläre dem Mann, es gehe um einen Typen, der einen Hummer heiratet. Er lacht. Ich fange an, ihn sympathisch zu finden.

Damals wurde er sehr gut aufgenommen, mein Roman. Tolles Zitat für den Umschlag von Louis de Bernières. Im Guardian Buch der Woche. Mit wirklich nur leichter Herablassung in der London Review of Books besprochen, sehr positiv im Times Literary Supplement. Eine Option auf die Filmrechte vergeben. Hinten auf dem Umschlag ein Bild, auf dem ich in meiner Lederjacke an einer Backsteinmauer lehne und rauche; mit der Ausstrahlung eines Mannes, der eine große Zukunft vor sich hat.

Zwei Wochen nachdem das Buch rausgekommen war, habe ich Emmy kennengelernt.

Der Moment, in dem ich sie da auf der anderen Seite des Raumes entdeckte, wird immer einer der entscheidenden in meinem Leben bleiben.

Es war ein Donnerstagabend, jemand, den wir beide kannten, hatte zur Eröffnung seiner Bar an der Kingsland Road geladen, Hochsommer, ein Abend, so heiß, dass die meisten Leute draußen auf dem Fußweg standen. Irgendwann hatte es freie Drinks gegeben, aber als ich ankam, standen überall nur noch Kübel mit schmelzendem Eis und leeren Weinflaschen. An der Bar herrschte dichtes Gedränge. Es war ein langer Tag gewesen. Ich wollte nur kurz dem Freund, dem die Bar gehörte, Hallo sagen und mich dafür entschuldigen, dass ich nicht noch eine Weile blieb, da sah ich sie. Sie stand an einem der Tische am Fenster. Sie trug einen tief ausgeschnittenen Jumpsuit. Ihr Haar, noch nicht instagramfreundlich kirschrot gefärbt und etwas länger als heute, hatte im Großen und Ganzen seinen natürlichen Blondton. Gerade biss sie in einen Chicken Wing, den sie zwischen zwei Fingern hielt. Sie war buchstäblich der schönste Mensch, den ich je gesehen hatte. Irgendwann hob sie den Kopf. Unsere Blicke trafen sich. Sie lächelte, halb fragend, halb stirnrunzelnd. Ich lächelte zurück. Auf ihrem Tisch stand kein Glas. Ich bahnte mir einen Weg zu ihr und fragte, ob sie etwas trinken wolle. Der Rest ist Geschichte. An dem Abend kam sie mit zu mir. Drei Wochen später habe ich ihr vorgeschlagen, bei mir einzuziehen. Kein Jahr war vergangen, als ich sie bat, meine Frau zu werden.

Erst viel, viel später ist mir klar geworden, wie schlecht Emmy sieht, wenn sie ihre Brille nicht auf oder die Kontaktlinsen nicht drin hat. Es hat ewig gedauert, bis sie zugab, dass sie an dem Abend von den Linsen genervt war – irgendwas mit hohem Pollenaufkommen oder so – und sie rausgenommen hatte; dass ihr Lächeln quer durch den Raum einem vagen rosa Oval gegolten hatte, von dem sie das Gefühl hatte, es starre in ihre Richtung und sei jemand aus der Mode-PR-Szene. Ebenfalls erst später bekam ich mit, dass sie einen Freund hatte, Giles, der vorübergehend in Zürich arbeitete und von der Tatsache, dass er nicht mehr in einer exklusiven Zweierbeziehung lebte, ebenso überrascht war wie ich, als ich erfuhr, dass es ihn überhaupt gab. Nach etwa zwei Wochen kam es zu einer unangenehmen Szene; er rief an, ich sagte, er solle aufhören, Emmy zu belästigen, und er teilte mir mit, dass sie seit drei Jahren zusammen waren.

Sie hatte immer ein etwas kompliziertes Verhältnis zur Wahrheit, meine Frau.

Ich schätze, manch einer hätte sich an der Sache mit Giles ziemlich gestört. Ich schätze, manche Paare, mit denen es gerade erst losging, hätten das Gefühl gehabt, dass ihre Beziehung von der Sache etwas überschattet ist. Aber ich kann beim besten Willen nicht sagen, dass wir uns darüber den Kopf zerbrochen hätten. Soweit ich mich erinnere, haben wir schon am darauffolgenden Wochenende eine lustige Geschichte daraus gemacht, und die war bald das Herzstück unserer partytauglichen Anekdoten, wobei wir das Erzählen genau unter uns aufgeteilt hatten.

»Tatsache ist«, verkündete Emmy dann, »in dem Augenblick, als ich Dan kennenlernte, wusste ich, dass er der Mann war, den ich heiraten würde, da hat die Tatsache, dass ich mit jemandem zusammen war, überhaupt keine Rolle gespielt. Im Kopf hatte ich längst mit Giles Schluss gemacht, er war Geschichte. Ich war nur noch nicht dazu gekommen, es ihm zu sagen.« Dazu zuckte sie lammfromm die Achseln, lächelte reumütig und schaute mich an.

Ich fand das ehrlich gesagt alles sehr romantisch.

Die Wahrheit ist: Damals waren wir wahrscheinlich beide schwer zu ertragen. Wie meiner Vorstellung nach die meisten Jungverliebten.

Deutlich ist mir in Erinnerung, wie ich (in ein Handtuch gewickelt, mit nassem Haar, eine Zigarette in der Hand, auf der Suche nach einem Feuerzeug durchs Haus spazierend) meiner Mutter am Telefon eröffnete, dass ich meine Seelenverwandte gefunden hätte.

Emmy war anders als alle, denen ich je begegnet war. Sie ist immer noch anders als alle, denen ich je begegnet bin. Nicht nur die schönste Frau, die mir je zu Gesicht gekommen ist, sondern auch die lustigste, klügste, scharfsinnigste, ehrgeizigste. Einer jener Menschen, bei denen man in Höchstform sein muss, um mit ihnen Schritt zu halten. Einer jener Menschen, die man beeindrucken möchte. Einer jener Menschen, die jede Anspielung verstehen, bevor man sie ganz ausgesprochen hat; durch deren Zauber alle anderen im Raum in weite Ferne rücken. Die einen, spätestens zwei Stunden nachdem man sie kennengelernt hat, dazu bringen, Dinge zu sagen, die man noch nie jemandem gesagt hat; die einen die Welt mit anderen Augen sehen lassen. Die eine Hälfte des Wochenendes verbrachten wir im Bett, die andere im Pub. Mindestens dreimal die Woche waren wir essen, in Pop-up-Restaurants, in denen es kleine orientalische Gerichte gab, oder in neuen Grill-Läden, wo man nicht reservieren kann. Mittwochabends sind wir tanzen gegangen, sonntagnachmittags zum Karaoke. Wir haben Städtereisen gemacht – nach Amsterdam, nach Venedig, nach Brügge. Wir haben unseren Kater durch Fünf-Kilometer-Läufe geschleppt, haben gelacht und einander angeschoben, sobald einer schwächelte. Wenn wir nicht aus waren, haben wir mit Büchern und Rotwein Ewigkeiten in der Wanne verbracht und sowohl Gläser als auch Wanne gelegentlich nachgefüllt.

»Von hier aus kann es nur bergab gehen«, war unser Standardscherz.

Es kommt mir so vor, als sei das alles sehr lange her.

Emmy

Kennt ihr das? Was macht die Mittelklassehausfrau am Tag, bevor die Putzfrau kommt? Sie rennt im Haus herum, sammelt die allerpeinlichsten Sachen vom Boden auf, wischt im Bad einmal kurz drüber und ordnet Sachen zu Stapeln, damit die Bude nicht ganz so beschämend chaotisch aussieht.

Ich mache das nie. Hab’s nie gemacht. Ich meine, natürlich haben wir eine Putzfrau, sie kommt zweimal die Woche, aber bei uns herrscht normalerweise Ordnung. Das war so, bevor wir Kinder hatten, und ist jetzt nicht anders. Das Spielzeug verschwindet, wenn es Schlafenszeit ist. Bilderbücher wandern zurück ins Regal. Stapel auf der Treppe sind nicht gestattet. Becher werden nicht irgendwo abgestellt. Socken, die auf dem Boden liegen, landen im Müll.

Was bedeutet, dass ich, bevor ein Kamerateam zu einem Shooting kommt, für Unordnung sorge. Nicht, dass ich falsch verstanden werde, hier geht’s nicht um leere Pizzaschachteln und ungewaschene Unterhosen – lediglich um eine lockere Schicht aus gestrickten Dinos, Legosteinen und sprechenden Einhörnern; hier eine Zeitung von vorgestern, da eine eingestürzte Kissenburg und ein paar einzelne Schuhe an seltsamen Orten. Es ist nicht einfach, das richtige Maß an Chaos herzustellen; schmutzig ist nicht ambitioniert, und perfekt ist nicht nahbar. Und wenn sie nicht nahbar ist, ist Mamabär gar nichts.

Die Chaoserzeugung kann ich natürlich erst in Angriff nehmen, nachdem ich mich um meine Social-Media-Feeds gekümmert habe. Es ist eine Routine, auf die Dan nicht unbedingt scharf ist, aber morgens ist als Erster er eine Stunde für Bear zuständig, denn ich brauche beide Hände und meinen ganzen Grips, um mir einen Überblick zu verschaffen, was über Nacht passiert ist.

Die Primetime fürs Posten ist abends, wenn die Kinder im Bett sind; wenn meine eine Million Follower sich das erste Glas Wein eingeschenkt haben und nicht die Energie aufbringen, sich mit ihrem Mann zu unterhalten, sondern sich kopfüber in den Scrollstrudel stürzen. Für die Zeit plane ich also meine aus dem Handgelenk geschüttelten, spontanen, in Wahrheit aber vorher fotografierten und ausformulierten Posts. Gestern Abend war es ein Bild von mir, wie ich, betreten grinsend, vor einer gelben Wand stehe und auf meine Füße zeige, die eindeutig in zwei verschiedenen Turnschuhen stecken; vor der Brust den schreienden Bear in dem Tragetuch, das er aus irgendeinem Grund nicht ausstehen kann. Dazu habe ich geschrieben, ich sei so übernächtigt gewesen, dass ich morgens mit verkehrt herum angezogenem Sweatshirt und einem rosa Nike am einen und einem grünen New Balance am anderen Fuß aus dem Haus gegangen sei, und ein cooler Ostlondoner Jugendlicher im 38er-Bus habe gesagt, ich sähe echt fresh aus.

Das hätte sehr wohl passieren können