Du kannst kein Zufall sein

James Bailey

Du kannst kein
Zufall sein

Roman

Aus dem Englischen von Lene Kubis

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Über James Bailey

James Bailey, Jahrgang 1991, hat Hispanistik am Londoner King's College studiert und als Showbiz-Reporter gearbeitet. Wenn er nicht schreibt, gibt er Stadtführungen durch Bristol. »Du kannst kein Zufall sein« ist sein erster Roman.

Impressum

Die englische Originalausgabe erschien 2020 unter dem Titel »The Flip Side« bei Penguin, London.

 

© 2020 James Bailey

© 2020 der deutschsprachigen Ausgabe Droemer Taschenbuch

Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Covergestaltung: Carola Bambach

Coverabbildung: Collage Carola Bambach unter Verwendung von Illustrationen von Shutterstock.com

ISBN 978-3-426-45943-0

Für Nan und Pap

Winter

 

 

 

 

 

 

 

 

1

Wer könnte schon Nein sagen, wenn er 135 Meter über London schwebt und dabei einen der spektakulärsten Ausblicke auf die Stadt genießt?

Ich kenne jetzt eine Frau, die das kann.

Jade Toogood.

Die Frau, die ich zwei Jahre lang meine Freundin genannt habe. Mit der ich bis vor ein paar Momenten den Rest meines Lebens verbringen wollte. Die Person, mit der ich nun 135 Meter über der Erde in einer gläsernen Gondel gefangen bin.

Die kann das.

Genauer gesagt: Die hat Nein gesagt.

Silvester. Im London Eye. Meine Traumfrau. Ein Ring. Eine gemeinsame Zukunft.

Was sollte da schon schiefgehen?

Ich hatte alles bis ins Detail geplant. Es sollte perfekt sein. Der krönende Abschluss dieses Jahres, der optimale Start ins neue. Monatelang hatte ich Websites, Magazine und Geschäfte durchforstet und Ringe begutachtet, hatte überlegt, wie genau ich die Frage der Fragen stellen sollte, und auf den richtigen Moment gewartet. Erst als Jade erwähnt hat, wie gern sie mal das London Eye besuchen würde, habe ich mich für diesen Ort entschieden. Er sollte der Schauplatz der Geschichte sein, die wir wieder und wieder unseren Freunden, der Familie und unseren künftigen Enkelkindern erzählen würden.

Die Hochglanzbroschüre, in der das Antrags-Paket beworben wurde, brachte es noch einmal auf den Punkt – wenn man von den immensen Kosten einmal absah, was könnte dann romantischer sein als die Buchung einer privaten Gondel? Die Seiten der Broschüre waren voll von glücklichen Paaren, die lächelten, lachten, sich küssten. Wunderschöne Menschen brachen in Freudentränen aus – keine Spur von Liebeskummer. Es gab hochaufgelöste Fotos des atemberaubenden Ausblicks. Das Wort ›magisch‹ prangte in energischen, fetten Lettern auf der Seite. ›Besonders‹, hieß es noch. ›Die perfekte romantische Kulisse‹. Nirgends fand sich der Hinweis, dass es leider nicht immer perfekt lief. Es gab auch kein Kleingedrucktes, in dem man davor gewarnt wurde, dass sie auch Nein sagen könnte – oder eine Geld-Zurück-Garantie für diesen Fall. Denn wie der Slogan schon verdeutlichte, wer könnte bei all dem Nein sagen?

Wir sind noch nicht einmal hoch genug, um die Sicht auf die ikonische Skyline zu genießen, als es anfängt schiefzulaufen. Wir haben die Gondel eben erst betreten, unsere private Gondel, die die kommende halbe Stunde nur uns gehören wird. Dazu gibt es noch eine Schachtel feinster Pralinen und eine Flasche Champagner. Ich mag Champagner nicht mal. Aber da ich wahnsinnig nervös bin und total unter Druck stehe, habe ich das erste Glas schon hinuntergekippt, ehe die Fahrt überhaupt begonnen hat.

Ja, ich fange zu früh mit dem Champagner an, und mit dem Heiratsantrag auch.

Gäbe es ein Drehbuch für solche Anlässe hier im London Eye, dann stünde darin bestimmt, dass man auf die Knie gehen soll, sobald die Gondel den höchsten Punkt erreicht hat und somit der 360-Grad-Blick seine maximale Wirkung entfalten kann. Und auf keinen Fall, ehe man auch nur den Boden verlassen hat.

Aber ich warte nicht.

Vielleicht hätte sie Ja gesagt, wenn sie gerade den herrlichen Ausblick auf Big Ben, Wrens barocke Architektur und die Londoner City genossen hätte. Stattdessen stottere ich die schicksalsträchtigen Worte, als wir gerade auf Augenhöhe mit dem London Dungeon sind. Ich fürchte, die Frage jagt ihr weitaus größere Angst ein als die blutdurchtränkten Werbetafeln.

»Nein, Josh, nein.« Jade starrt mir dabei direkt in die Augen. Ihr Gesichtsausdruck ist furchtbar leer. Sie sieht mich an wie einen Fremden, der ihr noch nie zuvor begegnet ist, und nicht wie den Mann, mit dem sie zusammenlebt. Der Mann, den sie eigentlich lieben sollte.

Wir haben uns vor ein paar Jahren kennengelernt, als wir beide im selben Hotel zu arbeiten begonnen haben. Im The Bristol Hotel in Bristol. Ich habe mich immer gefragt, wie lang es wohl gedauert hat, bis die Leute auf diesen Namen gekommen sind. Es war für uns beide nicht gerade ein Traumjob, aber so, wie wir in diese Karrieren gestolpert sind, so stolperten wir kurz darauf auch in unsere Beziehung. Und jetzt, drei Jahre später, wo wir immerhin schon seit zwei Jahren zusammen sind und seit einem Jahr zusammenleben – hat sie da mit dieser Frage nicht gerechnet? Ist das nicht der logische nächste Schritt?

»Heiraten, Josh? Was soll das denn? Ich habe gesagt, dass ich gern mal mit dir ins Londen Eye möchte. Und nicht, dass du hier um meine Hand anhalten sollst!«

Das kann doch jetzt keine große Überraschung gewesen sein! Denkt sie etwa, man bekommt Champagner, Trüffel und eine private Gondel für ein simples Vierundzwanzig-Pfund-Ticket?

»Okay, sorry. Das war offenbar schlechtes Timing. Aber warum denkst du nicht wenigstens mal drüber nach? Weshalb bist du so fest davon überzeugt, dass wir noch nicht bereit dazu sind? Du weißt doch, wie sehr ich dich liebe, oder? Wir wollen unser Leben miteinander teilen, ist das dann nicht der nächste Schritt?«

»Du kannst aufstehen«, sagt sie harsch und ignoriert meine Fragen einfach. Mit fällt auf, dass immer noch eines meiner Knie in der Luft schwebt und ich den Ring in der Hand halte. Obwohl sie normalerweise ziemlich touchy ist, geht sie jetzt so weit wie möglich auf Abstand.

Ich richte mich wieder auf und sehe ungläubig aus der Gondel. So wie dieser perfekte Augenblick sich eben in Luft aufgelöst hat, so ergeht es auch all den glücklichen Momenten, die ich hier in dieser Gegend erlebt habe. Sie sind für immer zerstört. Meine Kindheitserinnerungen an die Familienausflüge in die Hauptstadt – als mir alles noch größer, strahlender und generell beeindruckender vorkam – bis hin zu den schönsten Momenten meiner Studienzeit, den Nächten in dem Programmkino des BFI, dem Durchforsten der Buchstände unter der Waterloo Bridge oder den Stücken im National Theatre, für die ich verbilligte Last-Minute-Tickets erstanden hatte und bei denen ich stets so tat, als würde ich sie in vollen Zügen genießen, auch wenn ich sie nicht richtig verstand.

Die Southbank war schon immer mein Lieblingsort in London. Die gepflasterte Straße, die sich am Fluss entlangzieht und so viele Sehenswürdigkeiten der Stadt umfasst; sie ist stets voller Touristen und Mütter, die ihre Kinderwagen schieben, voll von Joggern, die Slalom um Herden von Schulkindern laufen, Skatern, die um Gruppen von Tauben herumkurven, Kameras, Kaffeebecher und Händchen haltenden Pärchen. Ich kenne diese Gegend gut. So gut, dass ich weiß, dass im Dach des National Theatres etwa 60000 Bienen leben oder dass das Shell-Max-Haus gegenüber das größte Ziffernblatt des Vereinigten Königreichs hat. Aber dass meine Freundin mich nicht ebenso liebt wie ich sie, davon hatte ich keinen blassen Schimmer. Ich habe nicht geahnt, dass sie Nein sagen würde. Und das ist gerade das Einzige, woran ich denken kann. Jetzt will ich diesen Ort hier nie wieder sehen. Vor allem will ich gerade nicht hier sein. Überall, nur nicht hier.

Aber das geht leider nicht. Ich kann nirgendwo anders hin, zumindest nicht für die nächsten achtundzwanzig Minuten. Ich tigere durch die Gondel. Auch wenn hier normalerweise über zwanzig Personen Platz finden, ist sie gerade zu klein für uns beide. Ich kriege Platzangst. Jades Dior-Parfüm breitet sich in der gesamten Gondel aus, ein Duft, der mich an glückliche Zeiten erinnert und mir nun die Luft abschnürt. Können sie uns nicht rauslassen? Oder einfach den Rückwärtsgang einlegen? Gibt es hier nicht irgendwo einen Notfallknopf? Es muss doch einen Fluchtweg geben! Das hier ist ja wohl ein Notfall, oder nicht?

Ihre Worte hallen in meinem Kopf nach, bilden ein Echo in der Gondel und werden lauter und lauter, als sie an den Fensterscheiben abprallen.

Nein. Nein. Nein.

Was soll Nein überhaupt heißen? Gilt das nur für jetzt? Oder für immer?

Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Zwanzig Minuten noch. Was ist denn los mit diesem Rad? Ist es kaputt?

Jade schweigt und fährt sich mit den lackierten Fingernägeln durchs Haar. Sie ist blond, seit ich sie kenne, aber ihre dunklen Augen verraten ihre natürliche Haarfarbe. Als sie ihren Hinterkopf erreicht hat, hält sie inne und sieht mich erschöpft an. Bestimmt will sie etwas sagen. Diesen Gesichtsausdruck kenne ich von dem Moment, in dem sie mir gestanden hat, dass sie meine geliebte Bristol-City-Tasse zerdeppert hat.

»Ich wollte es dir eigentlich nicht sagen. Nicht jetzt. Nicht zu Weihachten. Es tut mir leid, Josh. Aber ich denke, dass wir uns … trennen sollten.«

Was?

»Ich habe jemanden kennengelernt. Ich meine, ich treffe mich mit jemandem.«

So fühlt es sich also an, wenn jemand einem das Messer in die Brust rammt. Ich kann kaum atmen.

Das kann doch einfach nicht sein! Ist das ein Scherz? Ein richtig gut eingefädelter Streich? Das ist sicher eine dieser Fernsehshows mit versteckter Kamera, oder?

Ich suche die Gondel nach entsprechenden Hinweisen ab, aber da ist nichts zu sehen.

»Was soll das heißen, du triffst dich mit jemandem?«

Trotz des Champagners ist mein Mund plötzlich staubtrocken.

»Ich dachte, dir wäre auch aufgefallen, dass es in letzter Zeit zwischen uns nicht gut läuft. Das entschuldigt natürlich nicht, dass ich was mit einem anderen habe, aber …«

»Wer ist …« Ich bringe kaum ein Wort heraus.

»Er heißt George«, stottert sie widerstrebend.

Wer zur Hölle ist George? George Bush? George Clooney? Das sind die einzigen Georges, die ich kenne, und soweit ich weiß, hat sie die nie kennengelernt. Geschweige denn eine Affäre mit ihnen begonnen. Wie kann es überhaupt sein, dass Jade mehr Georges kennt als ich? Wir arbeiten zusammen. Wir leben zusammen. Wir haben denselben Freundeskreis. Was für einen George soll es da geben?

»Wer ist er?«, wiederhole ich. Sobald ich gefragt habe, wird mir klar, dass ich die Antwort vielleicht gar nicht hören will. »Kenne ich ihn?«

Es ist ein Wunder, dass meine Stimme sich bei der Frage nicht überschlägt.

»Ähm.« Sie macht eine kleine Pause, ehe sie mir den finalen Schlag verpasst. »Ja, ihr seid euch mal begegnet, aber du kennst ihn nicht richtig. Er hat mal im Hotel übernachtet. Mr Henley?«

O Gott. George Henley. Er ist einer unserer Stammkunden. Einer dieser Geschäftsmänner, die jede Woche zu Gast sind. Dieselbe Routine, dasselbe Zimmer. Smart, immer im Anzug und mit großer Wahrscheinlichkeit verheiratet. Kein Wunder, dass Jade bei TripAdvisor so gute Bewertungen bekommt! Die neuesten Kommentare schießen mir durch den Kopf: Die Worte freundlich, hilfsbereit und aufmerksam bekommen plötzlich eine ganz andere Bedeutung.

»Schau, Josh, es tut mir leid. Natürlich wollte ich dich nicht verletzen«, sie reibt mit den Händen über ihr Gesicht, hält sie sich dann vor den Mund und fummelt an der Kette herum, die ich ihr letztes Jahr gekauft habe.

Ob sie die wohl abnimmt, wenn sie George trifft? Hat er ihr auch schon eine Kette geschenkt?

Ich versuche, diese Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen.

»Ich versuche nur, ehrlich zu sein.«

»Dafür ist es ein bisschen zu spät.«

Wie kann es sein, dass ich nichts gemerkt habe? Und wieso hat sie mir das nicht erzählt, ehe wir zu Weihnachten kuschelnd unter dem Baum saßen und uns unter dem Mistelzweig geküsst, uns Geschenke überreicht haben?

O verdammt.

Jeremy.

Ich habe ihr zu Weihnachten ein verdammtes Karnickel geschenkt. Es sollte der Beginn unserer neuen, modernen Familie sein. Haustier, Verlobung, Hochzeit, Kinder. Das war der Plan.

»Aber was ist mit Jeremy? Wie konntest du ihm das antun?«, frage ich so entrüstet, als wäre das Kaninchen unser siebenjähriger Sohn.

»Ich schätze, das müssen wir noch klären. Genau wie die Sache mit der Wohnung.« Sie schaut zu Boden.

»Wie soll ich das mit dem Job machen? Ich kann doch jetzt nicht mehr mit dir zusammen arbeiten! Besonders, wenn er jede Woche im Hotel übernachtet.«

»Ich werde mit Dad reden und sehen, was sich machen lässt«, sagt sie entschuldigend. »Ich bin mir sicher, dass er dir eine Abfindung zahlen wird«, fügt sie hinzu, als hätte sie das alles bereits ziemlich gründlich durchdacht.

In einer Wohnung zu leben, die dem Vater deiner Freundin gehört, und zudem in seinem Hotel zu arbeiten ist ein Heidenspaß – bis zu dem Moment, in dem deine Freundin beschließt, sich mit einem anderen zu amüsieren.

Ich will wütend sein. Möchte weinen. Aber es geht beides nicht. Ich stehe unter Schock. Zittere. Kann nicht in ihr wunderschönes Gesicht sehen. Stattdessen blicke ich hinab auf ein London, das von hier oben aus betrachtet wie eine Spielzeugstadt wirkt. Miniaturschiffe treiben den Fluss hinab, als wären sie ferngesteuert. Die Züge schießen über die Hungerford Bridge, schwarze Taxis und rote Busse scheinen auf den Straßen Vier Gewinnt zu spielen. Verliebte Pärchen schlendern über den deutschen Weihnachtsmarkt, teilen sich eine Tasse Glühwein und lachen miteinander. Junge Turteltäubchen umarmen und küssen sich. Terrys und Julies überqueren die Waterloo Bridge, ganz wie in dem Song von den Kinks. Warum können wir nicht an ihrer Stelle sein?

London verstummt für einen Moment, als wolle es unserer gescheiterten Beziehung Tribut zollen. Ich höre nur noch die Musik, die von unten aus den Lautsprechern schallt. Im Foyer des Hotels läuft seit September ›That’s What I Call Christmas!‹ in Dauerschleife, ich habe also die letzten Monate über nichts als Weihnachtsmusik gehört. An den paar Tönen, die durch die Scheiben dringen, erkenne ich das Lied sofort: ›Lonely This Christmas‹.

Wie ich so dastehe und die Trüffel in mich hineinstopfe, damit sich der Eintritt doch irgendwie lohnt, muss ich plötzlich tatsächlich lachen. Es ist, als würde ein DJ den Soundtrack zu meinem Leben spielen. Jade scheint das nicht so witzig zu finden. Sie setzt sich auf ihrer Seite der Gondel hin und beginnt zu weinen.

Warum weint sie? Sollte nicht ich derjenige sein? Sie hat kein Recht dazu!

»Machen Sie sich bereit für Ihr offizielles London-Eye-Foto!«, tönt es aus der Lautsprecheranlage. Was für ein diabolisches Timing! »Bitte lächeln!«

Wenn das London-Eye-Team die nächste Werbebroschüre gestaltet, dann wird es sich wohl kaum für Fotos von uns entscheiden, um das Verlobungs-Paket anzupreisen. Wir stehen am jeweils anderen Ende der Gondel, Jade heult, und ich lache wie ein Irrer und stopfe mich mit Schokolade voll.

Im Gegensatz zu den glücklichen Pärchen und Familien, die ich in den anderen Gondeln miteinander lachen, scherzen und diese Erfahrung gemeinsam genießen sehe, sprechen wir für den Rest der Fahrt kein Wort mehr miteinander. Wozu auch? Natürlich hätte ich noch einige Fragen, hätte gern mehr Antworten, aber was würde das ändern? Ich weiß, dass es vorbei ist.

»Bitte schön«, sage ich zu Jade und lege ihr eine Plastikkarte in die Hand, als wir endlich wieder festen Boden unter den Füßen haben.

»Was ist das?«

»Die Schlüsselkarte zu unserem Zimmer in den Sea Containers. Sollte Teil der Überraschung sein. Ich wollte, dass wir vom Hotelzimmer aus das Neujahrsfeuerwerk ansehen, so als frisch verlobtes Paar. Aber offenbar hast du darauf keine Lust.«

Ich habe vorhin schon heimlich den Check-in erledigt, während Jade durch die Geschäfte gebummelt ist. Aber jetzt will ich dort nicht mehr übernachten. Nicht allein.

Sie wartet, zögert und sieht mich dann so an, als hätte sie etwas höchst Bedeutungsvolles zu sagen.

»Josh, das kann ich nicht. Ich kann dort nicht allein übernachten«, ist dann aber alles, was sie herausbringt.

»Warum fragst du nicht George, ob er vorbeikommen will?«

Ich weiß natürlich, dass George gar nicht in London lebt. Das sind nach drei Jahren meine letzten Worte zu der Frau, die ich heiraten wollte.

Sie greift nach der Schlüsselkarte, biegt nach links ab und bahnt sich ihren Weg durch die Straßenmusiker und lebenden Statuen, läuft vorbei an dem Vintage-Karussell mit den aufgeregten Kindern, an dem umfunktionierten Doppeldeckerbus, in dem jetzt Frozen Yoghurt verkauft wird, und kommt schließlich in der Hotelsuite an, die für uns beide gedacht war und die jetzt nur eine Person beherbergen wird.

Ich sehe ihr nach, bis sie außer Sichtweite ist, die Trüffel immer noch in der Hand, ehe ich nach rechts abbiege.

Als ich über die Westminster Bridge laufe, schenke ich den leuchtenden Gebäuden, die sich am Rande meines Blickfeldes aufreihen, keinerlei Beachtung. Ich will gar nicht aufblicken und habe das Gefühl, dass alle mich beobachten und beurteilen. Als wüssten sie, was gerade passiert ist. Selbst die Fischskulpturen, die sich um die Laternenmasten winden, scheinen mich anzuglotzen. Ich bin vollkommen allein in einer der quirligsten Städte der Welt. Neun Millionen Menschen, aber keiner davon gehört zu mir.

Als ich meinen Blick starr zu Boden richte, fällt mir in der einbrechenden Dunkelheit ein glitzerndes Fünfzig-Pence-Stück auf. Um die Kosten des heutigen Tages irgendwie auszugleichen, kann ich jeden Penny gebrauchen. Also bücke ich mich und hebe die Münze auf. Wie sagt Mum noch immer? »Wer den Heller nicht ehrt, ist des Talers nicht wert!« Außerdem bringt es angeblich Glück, einen Penny zu finden.

Heißt das jetzt, dass ich direkt fünfzigmal so viel Dusel habe?

Eigentlich bin ich nie abergläubisch gewesen, aber wenn ich je auf Glück angewiesen war, dann jetzt. Also schiebe ich die Münze in meine Tasche, wo sie und die Ringschachtel leise klappern.

Warum zum Teufel habe ich etwas in den Ring eingravieren lassen? Was mache ich jetzt damit?

Ich kämpfe mich durch die Horde von Nachtschwärmern, die mir mit Flaschen in der Hand entgegenkommt und nach dem besten Aussichtspunkt auf die Silvesterfeierlichkeiten sucht. Als der Zeiger immer weiter auf Mitternacht und somit das neue Jahr zutickt, richten sich die Blicke der ganzen Welt auf das London Eye. Überall auf dem Planeten werden Bilder von dem Feuerwerk zu sehen sein, die genau dort explodieren werden, wo wir eben aufgebrochen sind. Es wird ein Moment des Jubels sein, ein triumphales Fest. Entlang der Themse werden Hunderttausende von Feierwütigen singen und tanzen. Millionen werden aneinandergekuschelt daheim vor dem Fernseher den Countdown hinabzählen. Ein Countdown bis zum Kuss mit ihrem Liebsten oder ihrer Liebsten. Zehn, neun, acht …

Das hätte ich sein sollen.

Ich hätte »Auld Lang Syne« mitsummen und meine Verlobte küssen sollen, während wir das Spektakel von unserer perfekt gelegenen Suite aus beobachtet hätten. Stattdessen verbringe ich die letzten Stunden des Jahres eingequetscht neben einem absurd dicken Mann, der sein Lunchpaket von Sainsbury’s im Fernbus von London nach Bristol verspeist. Fahre zurück in eine leere Wohnung, aus der ich ausziehen muss. Zu einem Job, den ich aufgeben soll.

Die Erkenntnis trifft mich wie ein Fausthieb. Ich habe an einem einzigen Abend meine Freundin, mein Zuhause und meinen Job verloren.

Das nenne ich doch mal ein Frohes neues Jahr!

2

Nun, Josh, eins müsstest du immerhin gelernt haben: Wenn etwas zu gut ist, um wahr zu sein, dann sollte man sich vorsehen!«

Ich hatte mich gerade gefragt, wie lange es dauern würde, bis jemand mit einer pfiffigen Bemerkung daherkäme. Über Jades Nachnamen haben sie schon immer gern Witze gerissen. Toogood. Zu gut.

Dieses Mal hat es geschlagene acht Minuten und siebenunddreißig Sekunden gedauert. Ging schneller, als ich dachte.

Ohne das Haus überhaupt betreten zu haben, ist der Gewinner dieses Mal mein Onkel Peter. Ein Mann, dessen Anblick einen eher vermuten lässt, er sei in einer Zeitmaschine direkt aus dem Jahr 1976 hierher zu uns befördert worden – und nicht in einem Mercedes 4X4.

Er sieht aus wie ein Mitglied von Hall and Oates. Der Typ mit dem Schnauzbart. Das Hemd hat er oben aufgeknöpft, sodass eine goldene Kette und ein ganzer Wald grauen Brusthaars zu sehen sind.

Als er durch die PVC-Terrassentür hereinkommt, schüttelt er mir förmlich und mit so eisernem Griff die Hand, als wären wir hier auf einer Geschäftskonferenz und nicht auf einer Party. Die zwanzig Jahre, die er im Londoner Bankenviertel gearbeitet hat, haben ihm nicht nur eine ordentliche Rente, einen frühen Ruhestand und einen schicken Wagen beschert. Aus dieser Zeit stammt auch der Tick, absolut jedem Menschen die Hand zu schütteln: den Ticketkontrolleuren im Zug, den Kassiererinnen im Supermarkt und den Klofrauen.

»Sorry, wir hatten keine Zeit mehr, was Neues auszusuchen«, sagt er und zeigt keinerlei Anzeichen von Reue, als er mir ein Geschenk in die Hand drückt. Er deutet auf meine Cousinen und Cousins, Petula, Penelope und Percival, die gerade aus dem Auto klettern und viel zu beschäftigt mit ihren neuen iPhones sind, um aufzublicken.

Selbst zu den besten Zeiten hasse ich es, vor anderen Leuten Geschenke zu öffnen. Da gibt es nämlich immer diesen Moment, in dem man ein künstliches Lächeln aufsetzen muss. Aber heute werde ich mich weder um ein echtes noch um ein unechtes Lächeln bemühen. Als Peter also in der Tür steht und mich auffordert, das Geschenk zu öffnen, habe ich weder die Kraft noch das Bedürfnis, mit ihm zu streiten. Ich reiße das offenbar recycelte Weihnachtspapier auf und hole ein Buch hervor, mit dem Titel Wie plane ich die perfekte Hochzeit.

Großartig.

Der 1,99-Pfund‑Aufkleber prangt noch auf dem Cover. Ich weiß nicht, was ich beleidigender finde.

»Das wird eines Tages bestimmt nützlich sein!«

Mein Onkel gluckst und tätschelt mir den Rücken, als er an mir vorbeigeht, um allen anderen die Hand zu geben. Langsam kommt die Party in Schwung. Also eher ›Schwung‹ im Sinne von ›Swing‹. Stell dir Sinatra und Martin vor, nicht Drum and Bass. Dad mag keine moderne Musik, und für ihn ist alles, was nach den Sechzigern entstanden ist, modern.

Ich stopfe das Geschenkpapier in meine Hosentasche. Tatsächlich trage ich immer noch dieselben Klamotten, die ich gestern Abend in London anhatte. Ich habe beschlossen, dass ich nicht zurück in unsere Wohnung möchte. Nicht allein. Nicht nach alldem. Glücklicherweise leben meine Eltern in der Nähe von Bristol. Und es geht in solchen Zeiten doch nichts über ein echtes Zuhause. Dachte ich zumindest.

Meine Cousinen und Cousins kommen hinter ihrem Vater durch die Tür und begrüßen mich mit ihren eigenen zweideutigen Beileidsbekundungen. Sieht ganz so aus, als hätten sie sich auf der Fahrt nicht mit dem Radio amüsiert, sondern mit dem Ausdenken passender Comedy-Sprüche.

»Jade Toogood? Wohl eher Jade Tunichtgut!«

»Das mit dem Antrag war wohl keine allzu gute Idee!«

»Sie war offenbar zu gut für dich.«

Ich verkneife mir jegliche Reaktion.

Meine Mutter war furchtbar aufgeregt, als ich ihr von meinen Verlobungsplänen erzählt habe, und dachte, es wäre eine tolle Idee, die Familie, die Nachbarn und offenbar auch einige Fremde zu einer Überraschungs-Verlobungsparty zusammenzutrommeln.

Was könnte schlimmer sein, als die eigene Verlobung mit einem Haufen Unbekannter zu feiern? Na, den gescheiterten Antrag mit einer Horde von Menschen, die man kaum kennt, zu bejammern.

»Die Einladungen waren schon rausgegangen«, hat meine Mutter mir auf die Frage hin erklärt, warum wir die Party nicht einfach abblasen konnten. Dabei hat sie mich angesehen, als hätte ich vergessen, dass die Einladungen in Schönschrift auf feinstes, handgeschöpftes Briefpapier geschrieben worden waren, dass die Erlaubnis dafür bei den örtlichen Behörden hatte eingeholt werden müssen, eine Liveübertragung ins Fernsehen geplant war, die Gratulanten schon seit Wochen draußen auf der Straße gecampt hatten, die Polizei zusätzliche Einsatzkräfte geordert hatte, um die Massen in Zaum zu halten, und dass es natürlich nicht einfach möglich gewesen wäre, die Leute anzurufen und abzusagen.

Das Banner, das draußen an unserem ziegelverkleideten Sechzigerjahre-Haus hängt und auf dem ursprünglich Endlich verlobt! stand, wurde mit einem Filzstift kreativ umgestaltet: Endlich daheim! steht da jetzt. So kann man meinen Wiedereinzug bei meinen Eltern natürlich auch sehen. Die meisten Menschen hätten wahrscheinlich einfach ein neues Banner gekauft. Andererseits hätten die die Party wohl auch einfach abgeblasen. Meine Eltern sind eben nicht wie alle anderen.

Mum wartet schon seit Ewigkeiten auf diesen Tag und die Möglichkeit, vor den Nachbarn anzugeben. Die letzte Party hat sie geschmissen, als ich als erstes Familienmitglied einen Platz an der Uni bekommen habe. Damals hat sie allen erzählt, ich hätte Angebote von Oxford und Bath abgelehnt anstatt von Brookes und Spa. Die Angeberei ist hier im Dorf ein äußerst beliebter Zeitvertreib. Was anderes gibt es in Cadbury auch nicht zu tun. Während das nahe gelegene Weston-super-Mare eine Pier hat und man dort auf Eseln den Strand entlangreiten kann, hat Cadbury lediglich eine Fish-and-Chips-Bude zu bieten, außerdem eine Apotheke, die gleichzeitig der Weight-Watchers-Gruppe als Treffpunkt dient, und das Pub des Jahres, wie ein Schild stolz verkündet. Nur im Kleingedruckten wird erwähnt, dass diese Auszeichnung aus dem Jahr 1987 stammt und es seitdem fünf verschiedene Wirte gab. Hier im Dorf macht niemand einen Hochschulabschluss. Ich wollte entkommen, etwas von der Welt sehen, mehr über Kunst und Literatur erfahren und mich unsterblich verlieben. Aber aufgrund einer Reihe von falschen Entscheidungen wurde ich zurück aufs Startfeld katapultiert und habe nun nichts mehr vorzuweisen. Keine Freundin. Keine Karriere. Nichts.

Ich entferne mich von der Haustür und linse ins Wohnzimmer.

Dad nutzt die Feier, um Geld zu verdienen, so wie jedes Mal. Er trägt ein Hemd mit Schottenmuster und hält verzweifelt an seinen letzten paar Haarsträhnen fest. Heute veranstaltet er in der Wohnzimmerecke ein Gewinnspiel, bei dem man wetten soll, welcher Dorfbewohner als Nächstes sterben wird. Wenn man auf die richtige Person tippt, bekommt man den Erlös als Preis (von dem Dad vorher natürlich den Gutteil abzwacken wird). Ich bin mir nicht sicher, ob das schlimmer ist als seine Aktion damals bei meiner Abschlussfeier. Da hat er zusätzliche Eintrittskarten gekauft, um diese dann zu einem völlig überteuerten Preis vor dem Barbican zu verticken.

Mum ist in der Zwischenzeit ganz in ihrem Element und tänzelt mit Tellern voller Fingerfood durch den Raum, als wäre sie eine Grande Dame aus dem New York der 1920er. Seit sie vor Kurzem in Rente gegangen ist und ihren Job als Empfangsdame an den Nagel gehängt hat, hat sie einfach ein paar Schokopralinen zu viel gefuttert, damit sie der örtlichen Weight-Watchers-Gruppe beitreten konnte, die sie eher als eine Möglichkeit zum geselligen Beisammensein und dem Austausch von Klatsch und Tratsch betrachtet. Der einzige andere Ansprechpartner in ihrem Leben ist ihr Therapeut Graham, den sie einmal pro Woche aufsucht und der behauptet, er könne die Zukunft vorhersagen.

Nan, die jedes Mal kleiner wirkt, tanzt und singt und führt eine Art Ein-Mann-Show des Zauberers von Oz auf. Sie ist eben eine echte Stimmungskanone!

Auch wenn die Sause angeblich mir zu Ehren stattfindet, so kenne ich nicht einmal die Hälfte der Menschen, die sich hier in unserem Wohnzimmer zusammendrängen. Selbst den Raum erkenne ich kaum wieder! Mum hat ihn mit einer Auswahl von Möbeln, Verzierungen und Schnickschnack ausgestattet, die Dad morgen alle wieder unversehrt zurück in die Läden bringen wird. Für einen einzigen Tag sieht es hier drin aus, als würden wir in einem Musterhaus leben. Das Sofa ist neu. Es gibt Überwürfe, Kissen und gepolsterte Hocker.

Und sie hat kleine Schilder mit weisen Sprüchen aufgestellt, so etwas wie Alles passiert aus einem Grund, Augen zu und durch!, oder Was dich nicht umbringt, macht dich stärker.

Selbst auf den Bierdeckeln steht Lebe, liebe, lache.

Auf dem Kaminsims sind diverse Fotos von mir aufgereiht, die mich im Laufe der Schuljahre zeigen und auf denen jeweils quer über mein Gesicht das Wort Copyright gedruckt ist. Dad denkt, er macht ein echtes Schnäppchen, wenn er einfach die Probebilder anstatt der ›verdammten Abzocke-Abzüge‹ benutzt.

Zu den Leuten, die ich erkenne, gehört auch Madeline, die selbst ernannte Bürgermeisterin des Dorfes, die normalerweise die Cheforganisatorin solcher Anlässe ist und auch unsere Party ganz bestimmt genau evaluieren wird.

Sie ist mit ihrem Mann Geoff hier, der eine Angststörung hat. Das bedeutet, dass er unangenehme Situationen hasst und außerdem Panik davor hat, in der Öffentlichkeit zu essen. Um Peinlichkeiten zu vermeiden, lehnt er nie die Häppchen ab, die herumgereicht werden. Am Ende des Tages wird er also die Hosentaschen voller Frischkäse und Lachspastetchen haben.

Ich drehe mich um und entdecke unseren Nachbarn Desmond, der gern Frauen anbaggert, die halb so alt sind wie er, und Witze erzählt, die leider keine Pointen haben. Bald schon wird er schnarchen und an seinem falschen Gebiss würgen. Seine Frau Beryl sitzt im Rollstuhl und behauptet permanent, sie wolle nicht über ihre Gesundheit sprechen – nur um dann jedem, der ihr zuhört, ihre gesamte medizinische Historie aufzutischen. Es ist unglaublich, dass Beryl jede Krankheit, unter der in unserer Straße jemand leidet, früher oder später ebenfalls entwickelt. Beinahe scheint es, als wäre Demenz nicht nur ansteckend, sondern auch innerhalb eines Monats heilbar.

Wieder klingelt es an der Tür, und ich eile hin, um meinem Job als Türsteher nachzukommen.

»Es tut mir so leid, Joshy«, sagt Karen, meine ehemalige Babysitterin, als sie hereinkommt. Mum hat wirklich jeden eingeladen! Karen scheint entgangen zu sein, dass zwei Jahrzehnte vergangen sind, seit sie mich ins Bett gebracht hat, und dass ein simples ›Josh‹ vollkommen ausreichend wäre.

Sie überreicht mir eine Schachtel Celebrations, die ich ganz oben auf den rasch anwachsenden Berg von Schachteln, Dosen und weiteren Schokoladenbehältern stelle, die ich bereits bekommen habe. Wahrscheinlich haben wir letzte Woche den Leuten dieselben Süßigkeiten zu Weihnachten geschenkt, und sie geben sie jetzt einfach zurück. Auch wenn nur noch die Milky Ways und Bountys in der Celebrations-Packung übrig sind.

»Mach dir keine Sorgen. Du wirst schon bald eine neue Frau kennenlernen.«

»Danke«, presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Bitte schön, hier geht’s lang.« Ich deute auf das Wohnzimmer, in dem Geoff mittlerweile heftig zu schwitzen begonnen hat.

Ich bin mir nicht sicher, was ich schlimmer finde, die Scherze oder das Mitleid. Ich bin für beides noch nicht bereit. Stattdessen will ich mich einfach irgendwo zusammenrollen und mir die Augen aus dem Kopf heulen, während ich mich mit all der Schokolade vollstopfe. Es ist doch erst vierundzwanzig Stunden her, da denke ich sicher noch nicht darüber nach, eine neue Frau kennenzulernen! Ich habe gar keine Lust auf diese schöne, anziehende, derzeit noch rätselhafte Seelenverwandte, von der mir hier alle versprechen, dass sie irgendwo auf dieser Welt auf mich wartet. Ich will Jade, die Zukunft, die wir miteinander geplant haben, und ich will mein normales Leben zurück. Als wäre es nicht schlimm genug, wieder bei meinen Eltern zu wohnen, muss ich jetzt auch noch mein Leid mit der gesamten Dorfbevölkerung teilen.

Noch ehe ich weitere Geister aus der Vergangenheit willkommen heißen kann, höre ich ein Kreischen aus dem Wohnzimmer. Ich renne hin und sehe, dass Geoff wie Espenlaub zittert und keine Luft mehr bekommt, offenbar hat er eine Panikattacke. Wer ist nur auf die Idee gekommen, den ängstlichsten Mann der Welt auf die unangenehmste Party ever einzuladen? Jemand sagt ihm, dass er sich aufs Sofa setzen soll. Leider hat Geoff den Frischkäse in seinen Hosentaschen vergessen, der sich jetzt explosionsartig überall verteilt. Mum schnappt sich ein nasses Handtuch und rennt panisch herum, während sie sich lautstark darüber beschwert, dass sie den Fleck garantiert nie wieder herausbekommen wird. Dad sieht ebenfalls ziemlich niedergeschlagen aus, als ihm klar wird, dass er das Sofa wohl nicht zurückgeben kann und die Einnahmen seines Gewinnspiels dafür draufgehen werden. Madeline, die sich keinerlei Sorgen um das Wohlergehen ihres Ehemanns zu machen scheint, sieht verdächtig zufrieden aus. Bestimmt freut sie sich, dass diese Party ihre Sommer-Soirée nicht übertreffen wird. Nan besteht darauf, ihre Show fortzusetzen, Beryl täuscht ebenfalls eine Panikattacke vor. Jetzt, wo sich alle um Geoff versammelt haben und ich ihm sowieso nicht helfen kann, nutze ich den Wirbel, um heimlich in mein Zimmer zu fliehen. Das Letzte, was ich sehe, ist, wie Onkel Peter den Rettungssanitätern die Hand schüttelt.

 

Ich lebe seit zehn Jahren nicht mehr hier, und deutlicher kann man meinen Rückschritt eigentlich nicht verbildlichen. Mein Zimmer ist erstaunlich unberührt geblieben. Die Poster von David Beckham und Michael Owen aus meiner Jugendzeit kleben immer noch an den beigen Wänden, die Lavalampe steht im Regal, und die Beanie Babys, die ich als Kind gesammelt habe, hocken nebeneinander ganz oben auf dem Schrank. Ich hatte schon fast erwartet, dass Dad mein Zimmer mittlerweile über AirBnB vermietet hat, aber die einzige Person hier drin ist mein Pap, der völlig unberührt von dem Trubel unten dasitzt und sich Ist das Leben nicht schön im Fernsehen ansieht.

»Sorry, Josh. Hoffe, du hast nichts dagegen. Bisschen laut da unten.«

Mum hat ihre soziale Ader definitiv nicht von ihrem Vater. Im Gegensatz zu meiner Nan, die es liebt, im Mittelpunkt zu stehen, hatte Pap nie viel für größere Gesellschaften übrig. Tatsächlich zeigt er sich kaum in der Öffentlichkeit. Paps einziger öffentlicher Auftritt besteht im Besuch eines Senioren-Tanzkurses, zu dem Nan ihn jede Woche schleift. Und selbst da kann er es kaum erwarten, wieder abzuhauen, während Nan nach der Stunde gern noch etwas bleibt, um mit allen zu plaudern. Abgesehen davon verbringt er all seine Zeit an der Orgel, die in ihrem Cottage steht, oder vor dem Fernseher. Aber trotz all der Unterschiede sind die beiden seit sechzig Jahren verheiratet und wirken immer noch sehr verliebt.

»Was hältst du von alldem?« Pap stellt diese Frage andauernd, und ich weiß nie, worauf genau er sich bezieht.

»Von der Party? Ich würde sagen, du verpasst da unten rein gar nichts.«

»Dann leiste mir doch Gesellschaft und schau dir mit mir den Film an. Oder willst du was anderes sehen?« Er bedeutet mir, mich neben ihn aufs Bett zu setzen.

Diesen Film gucke ich mir fast jedes Weihnachten an. Und es ist der einzige, bei dem ich jedes Mal heulen könnte.

Schweigend sitzen wir da und starren auf die Mattscheibe. Im Gegensatz zum Rest der Gäste versteht er, dass ich nicht über Jade sprechen möchte.

Als George Bailey und Mary kurz davor sind, wieder zueinanderzufinden, fällt Pap auf, dass der Film vielleicht gerade nicht das Richtige für mich ist.

»Wir wissen alle, wie das ausgeht. Willst du was anderes schauen?« Er hält mir die Fernbedienung hin.

»Du solltest mir diese Entscheidung lieber nicht überlassen«, erwidere ich. »Momentan kriege ich wirklich nichts auf die Reihe.«

Ich frage mich, ob er mich überhaupt gehört hat, weil er eine gute halbe Minute nichts erwidert.

»Da gehst du aber ganz schön hart mit dir ins Gericht. Irgendwo in London hockt jetzt jedenfalls eine Frau, die eine richtig dumme Entscheidung getroffen hat«, erwidert Pap schließlich. Wir glotzen weiter auf den Bildschirm, sprechen Richtung Fernseher.

»Danke Pap, aber mal im Ernst: Sieh dir doch mal all die Entscheidungen an, die ich getroffen habe, und wohin sie mich schließlich geführt haben. Ich habe mir den falschen Job ausgesucht, die falsche Frau und definitiv den falschen Zeitpunkt für den Antrag. Die Hälfte der Zeit weiß ich nicht, was ich will, und wenn ich dann mal was beschließe, dann garantiert das Falsche.« Ich linse zu ihm rüber. »Sorry für das Rumgeheule.« Ich wollte diese Gedanken, die mir die vergangenen Stunden über immer wieder durch den Kopf gewirbelt sind, einfach furchtbar gerne mal loswerden.

Er legt eine Hand auf mein Knie.

»Du darfst nicht vergessen, dass wir nicht so viele Möglichkeiten hatten wie du, als wir jung waren. Wir haben uns einfach irgendwie arrangiert. Mit dreizehn habe ich die Schule verlassen und zu arbeiten begonnen. Wollte ich ein Bauarbeiter werden? Ich habe es nicht anders gekannt. Eigentlich wäre ich liebend gern Pianist geworden, aber es war eben, wie es war. Noch früher sind die Männer einfach zum Arbeiten in die Mine gegangen und haben das Mädchen von nebenan geheiratet.«

»Vielleicht war das besser«, murmele ich, ehe mir einfällt, dass ich Platzangst habe und das Mädchen nebenan in meinem Falle die dreiundachtzigjährige Hypochonderin von der Party unten ist.

»Vielleicht stimmt das, und ich sage jetzt nicht, dass es damals besser war oder heute, aber wenn ich mir deine Generation so ansehe, denke ich schon, dass ihr Glückspilze ganz schön viele Optionen habt. Ihr könnt mit eurem Leben anstellen, was ihr wollt. Müsst nur rauskriegen, was ihr wollt, und es euch dann schnappen.«

»Aber woher soll ich wissen, was ich will?«

»Wenn du es herausfindest, wirst du es schon merken. Bist doch ein cleveres Kerlchen.« Zum ersten Mal dreht er sich zu mir, zwinkert mir zu und wuschelt mir durchs Haar. »Du hast außerdem noch viel mehr Zeit, es herauszufinden, als ich.«

»Ich wollte Jade.«

»Ich weiß, und was ich auch sage, es wird nichts daran ändern. Aber ich weiß noch, dass ich ein anderes Mädchen mochte, ehe ich deine Nan kennengelernt habe. Ich war vollkommen zerstört, als sie sich schließlich für einen meiner Freunde entschieden hat – und im Nachhinein war es das Beste, was mir passieren konnte. Ein paar Wochen später habe ich deine Nan zum ersten Mal getroffen. Stell dir nur vor, wenn es damals anders gelaufen wäre, dann gäbe es dich heute nicht.«

Ich habe alte Schwarz-Weiß-Fotos von Pap als junger Mann gesehen und finde es schwer vorstellbar, dass auch nur ein Mädchen ihn hat abblitzen lassen. Er trägt immer noch denselben Seitenscheitel, auch wenn sein Haar jetzt eher weiß ist als braun.

Langsam navigiert er sich zurück auf die Menüseite, um zu sehen, was sonst noch läuft. Nur mit Mühe kann ich es mir verkneifen, ihm die Fernbedienung abzunehmen und es schneller zu machen.

»Sieht aus, als würden Der Grinch und Kevin – Allein zu Haus gleich beginnen?«, meint er neugierig, während er sich durch die Filmtitel scrollt.

»Mir ist egal, welchen wir gucken.«

»Warum werfen wir nicht eine Münze? Hast du eine?«

Er sucht seine Hosentaschen nach Kleingeld ab und vergisst dabei ganz, dass sein Mantel mit der Geldbörse unten hängt.

Ich wühle in meinen Taschen und fördere deren Inhalt zutage. Starre auf die Schachtel mit dem Ring und auf die Fünfzigpencemünze, die ich gestern gefunden habe. Ich merke, dass die Schachtel Pap auffällt, aber er tut so, als hätte er sie nicht bemerkt.

»Los geht’s, lass uns rasch deine Münze werfen«, sagt er.

Als die Münze sich in der Luft dreht, habe ich plötzlich eine Idee.

Und sie ist fantastisch.

3

Na ja, zumindest dachte ich, sie sei fantastisch.

»Du machst was? Hast du den Verstand verloren?«

Wenn ich ganz ehrlich bin, dann ist das nicht direkt die Reaktion, die ich mir auf die Eröffnung meiner neuen Lebensphilosophie meinen Freunden gegenüber erhofft habe.

Eigentlich habe ich gar nicht vorgehabt, es ihnen zu erzählen. Im Prinzip habe ich sogar genau das Gegenteil geplant. Ich wollte die Idee vor ihnen geheim halten, zumindest für eine Weile. Schließlich wusste ich ja, was sie denken würden. Wenn ich die Sache erst mal ein bisschen testen und ihnen später all die Vorteile präsentieren könnte, dann hätte ich sie viel besser überzeugen können. Aber als wir jetzt an der Bar stehen und ich eine Münze werfe, um zu entscheiden, ob ich ein Gem oder ein Thatchers möchte, muss ich ihnen doch alles gestehen.

»Also, nur, dass ich das richtig verstehe: Du wirst ein komplettes Jahr lang bei jeder Entscheidung, die du treffen musst, eine Münze werfen? Ist das korrekt?«, fragt Jake und sieht mich perplex an, als wir unsere Drinks bezahlen. Er ist groß und dünn, auf eine schlaksige Art und Weise, und sieht mich durch seine Hornbrille an, während er sich mit den Fingern durch sein strähniges, erdbeerblondes Haar fährt.

Hinter der Bar steht Big D, der sechzigjährige Wirt mit dem Achtzigerjahre-Irokesen, der immer versucht, sich in fremde Gespräche einzuklinken. Er sieht ebenfalls verwirrt aus.

»Das habe ich doch gesagt«, antworte ich den beiden, als würde ich vor eine großen Menge performen. Ich komme mir vor, als stünde ich vor Gericht.

»Was ist das, irgend so ein seltsamer Neujahrsvorsatz?«, schaltet Big D sich ein.

»Könnte man vielleicht so sagen.«

Noch bevor ich den ersten Schluck aus meinem Pint genommen habe, wird mir klar, dass ich einen Fehler gemacht habe. Jetzt weiß ich wieder, weshalb ich noch nichts erwähnen wollte.

Wir laufen zurück zu dem kleinen Tisch in der Ecke, an dem Jessie sitzt. Das Pub ist ein umfunktioniertes ehemaliges Bankfoyer, und hier läuft es wie in all den anderen fancy Gastro-Pubs: Es gibt Pub-Essen zu völlig überteuerten Preisen, Craftbeer vom Fass, und die Einrichtung ist dunkel und seelenlos, weil der klebrige Fußboden fehlt, die runden Holztische und die uralten Dartscheiben. Selbst die Wände wirken irgendwie verwirrt, als wären sie im falschen Gebäude gelandet. Die jahrhundertealte Geschichte des Clifton-Gebäudes wurde auf eine dreizeilige Wikipedia-Beschreibung heruntergebrochen und auf die Speisekarte gedruckt.

»Du weißt schon, dass die meisten Leute sich eher vornehmen, eine Diät zu machen, mit dem Rauchen aufzuhören oder nicht mehr zu trinken? Jessie, was ist dein Neujahrsvorsatz?«, fragt Jake, als wir neben ihr Platz nehmen. Sie trägt ihr dunkles Haar offen, und obwohl sie genauso groß ist wie ich, reicht es ihr fast bis an die Taille. Jessie hat eine gepolsterte, fluoreszierende orangefarbene Jacke an, in der sie aussieht, als käme sie direkt aus St. Moritz. Ihr ist immer kalt, und sie hat einen ziemlich schrägen Kleidungsstil. Während Jake sich verzweifelt darum bemüht, ein Hipster zu sein, hat Jessie den Dreh voll raus, ohne es zu merken.

»Mein Vorsatz? Ich möchte am London-Marathon teilnehmen«, sagt sie und klingt viel zu motiviert für jemanden, der sich freiwillig einer solchen Folter aussetzen will.

»Okay, das ist auch ein bisschen verrückt, aber immer noch viel normaler, als bei jeder Entscheidung eine Münze zu werfen«, erwidert Jake.

»Was soll das mit der Münze?«

Jetzt weiß Jessie auch noch Bescheid. Toll.

»Hast du noch nicht von Joshs gestörter Idee gehört, dieses Jahr bei jeder anstehenden Entscheidung eine Münze zu werfen?«

»Nee, habe ich nicht. Bist du denn jetzt total bekloppt, Josh?«

Wieso reagieren eigentlich alle immer gleich?

»Wow. Kaum sieht man dich ein paar Wochen nicht, machst du einer Frau einen Heiratsantrag, wirst verlassen, verlierst deinen Job, ziehst wieder bei deinen Eltern ein und beschließt, dein ganzes Leben in die Hand einer Münze zu legen. Das passiert also, wenn ich mal nicht da bin, um dir Ratschläge zu geben?« Jake verdreht dramatisch die Augen. Jetzt, wo er es laut ausspricht, merke auch ich, dass mein Weihnachten ziemlich düster klingt.

»Bei Hewlett Packard hat es doch auch funktioniert. Wusstet ihr, dass sie eine Münze geworfen haben, um zu entscheiden, in welcher Reihenfolge die zwei Namen genannt werden sollen?«, erwidere ich.

»Das stimmt, Packard Hewlett klänge auch eher wie eine exklusive Anwaltskanzlei als ein Hightech-Unternehmen. Aber das war nur eine einzige Entscheidung. Sie haben ja nicht immer weiter Münzen durch die Gegend gepfeffert und danach ihre Computer entworfen.«

»Du wirst also wirklich bei absolut jeder Entscheidung eine Münze werfen? Welche Socken du trägst? Welches Sandwich du essen sollst? Alter, ich werf mich weg! Sorry für das schlechte Wortspiel«, lacht Jake.

»Ja«, sage ich und merke gleichzeitig, dass ich die Sache vielleicht noch nicht richtig durchdacht habe. »Es geht einfach darum, dass ich bis jetzt nicht immer die besten Entscheidungen getroffen habe. Warum sollte ich mein Leben nicht eine Zeit lang vom Schicksal bestimmen lassen? Vielleicht hilft mir die Münze ja dabei, mich selbst und die große Liebe zu finden. Was habe ich schon zu verlieren?«

»Na, deine Würde zum Beispiel«, kichert Jessie.

»Jetzt mach dich doch nicht lustig über ihn, Jessie. Seine Erklärung klingt doch total schlüssig.« Jake ist sarkastisch wie eh und je.

»Gestern Abend habe ich gelesen, dass ein gewöhnlicher Mensch pro Tag im Schnitt 35000 Entscheidungen trifft. Das sind mehr als eine Million im Monat und über zwölf Millionen pro Jahr. Jetzt überlegt mal, wie lange ich mir über jede davon den Kopf zerbreche, wie viel Zeit ich dadurch verschwende und wie viele Fehlentscheidungen ich am Ende trotzdem treffe.« Die anderen beiden nippen höflich an ihren Drinks, während ich vor mich hin zetere.

Wir warten darauf, dass das wöchentliche Pub-Quiz hier im The Cricketers’ Arms beginnt, das erste nach den Feiertagen.

Wir drei haben uns kennengelernt, als wir alle gleichzeitig begonnen haben, in dem Hotel zu arbeiten. Bei unseren wöchentlichen Treffen bringen wir uns immer gegenseitig auf den neuesten Stand. Jake hat das Unternehmen vor ein paar Monaten verlassen und managt jetzt ein anderes Hotel in Bristol. Das klingt erst mal ganz gut, bis man sieht, dass es bei TripAdvisor auf Rang fünfunddreißig von sechsunddreißig steht. Jessie hat dem Hotel bereits vor ein paar Jahren den Rücken gekehrt und auf Grundschullehramt umgesattelt. Offenbar sind selbst Fünfjährige weniger anstrengend als Hotelgäste. Beide sind jünger als ich und erinnern mich nur zu gern daran.

»Die Sache mit der Münze hast du wegen Jade begonnen, stimmt’s?« Jessie hat eine Weile mit dem Strohhalm in ihrem Drink herumgerührt, ehe sie ganz plötzlich aufblickt, als wäre sie einem großen Mysterium auf die Spur gekommen.

Muss das hier wirklich eine Therapiesitzung werden? Es hat doch gar nichts mit Jade zu tun! Ich will einfach etwas anders machen. Besser.

»Es geht nicht um Jade«, sage ich mit fester Stimme.

Es ist glasklar, dass sie mir das nicht abnehmen.

»Sorry, wer ist Jade?«, erkundigt sich Jakes neuer Freund, als er am Tisch Platz nimmt.

Wir treffen uns heute zum ersten Mal. Er ist klein, hat hellblondes Strubbelhaar und arbeitet im Social-Media-Marketing. Er sieht aus wie jemand, der ein Festival besucht und dann das Einlassbändchen ein Jahr lang am Handgelenk behält.

Meine Trennung mit Jade hat weitreichende Konsequenzen. Ich habe nicht nur meine Freundin verloren, jetzt fehlt uns auch das vierte Teammitglied fürs Quiz. Josh, Jade, Jessie und Jake. Wir waren die ›Jot-Gang‹.

Sie behält die Wohnung, ich das Quiz-Team. Grandios.

Es stellt sich aber heraus, dass es sehr viel leichter ist, sie in der Jot-Gang zu ersetzen als in meinem Leben. Denn wir haben schon jemanden gefunden, dessen Name ebenfalls mit J beginnt.

Jake.

Jawohl, Jakes neuer Freund heißt ebenfalls Jake. Es ist sehr verwirrend. Die letzten Wochen über war ich total irritiert, weil Jake über sich immer in der dritten Person geredet hat. Wenn ich zum Beispiel gefragt habe, was er am Wochenende gemacht hat, hat er etwas erwidert wie: »Jake hat ein Spiel, da werde ich hingehen« oder »Jake muss arbeiten, also nicht viel.« Ich hatte eigentlich vermutet, dass es ein neuer Tick von ihm ist, und habe ihn dann einfach imitiert: »Oh, das ist aber schade, denn Josh hat sich gefragt, ob Jake und er sich nicht treffen wollen.« Erst jetzt, als der neue Jake mir vorgestellt wird und er sich über den Tisch lehnt, um mir die Hand zu geben, wird mir alles klar.